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'''Carl Gustav Hempel''' (* 8. Januar 1905 in Oranienburg; † 9. November 1997 in Princeton, New Jersey) war ein deutscher [[Philosoph]] in der Tradition des [[Logischer Positivismus|logischen Positivismus]]. Er hat zusammen mit Paul Oppenheim das Hempel-Oppenheim-Schema (DN-Modell) der wissenschaftlichen [[Erklärung]] entwickelt und später auch allein weiterentwickelt.
[[Datei:Brodmann 41 42.png|thumb|Brodmann-Areale 41, 42]]
[[Datei:Gyri_temporales_transversi.png|miniatur|Die ''Gyri temporales transversi'' liegen quer zum ''Gyrus temporalis superior'']]
Die '''''Gyri temporales transversi''''' ([[Brodmann-Areal]] 41; nach [[Wikipedia:Richard Heschl|Richard Heschl]] auch '''Heschl’sche Querwindungen''' genannt) bilden in ihrer Gesamtheit die '''[[Auditiver_Cortex#Gliederung_und_Funktion|primäre Hörrinde]]''' (auch '''primäres Hörzentrum''' genannt).
Makroskopisch sichtbar werden sie durch das Entfernen der ''[[Gyrus_frontalis_inferior#Pars_opercularis|Pars opercularis]]'' des ''[[Gyrus frontalis inferior]]''.


== Leben ==
Die primäre Hörrinde erhält ihre [[Afferenz]]en über die [[Hörstrahlung]] (''Radiatio acustica'') aus dem ''[[Metathalamus#Corpus_geniculatum_mediale|Corpus geniculatum mediale]]'' (Anteil des [[Metathalamus]]). Hörstrahlung und ''Corpus geniculatum mediale'' sind die endständigen Anteile der [[Hörbahn]]. Die [[Nervenfaser#Sensible_Nervenfasern|Hörbahnfasern]] aus dem ''Corpus geniculatum mediale'' enden in der primären Hörrinde in [[Tonotopie|tonotopischer]] Anordnung, was bedeutet, dass die [[Repräsentation (Neurowissenschaft)|Repräsentationen]] unterschiedlicher [[Frequenz|Tonfrequenzen]] ganz bestimmte Bereiche in der [[Hörrinde]] einnehmen.  
Hempel wuchs in der von Intellektuellen am Stadtrand von Oranienburg gegründeten Siedlung Eden auf, der ältesten Vegetariersiedlung Deutschlands, in der der Traum von Lebens-, Wirtschafts- und Bodenreform Wirklichkeit werden sollte. Er besuchte ein Realgymnasium in Berlin und begann sein Studium ab 1923 an der Universität Göttingen in den Fächern [[Mathematik]] und Philosophie. Hier lernte er David Hilbert kennen und war von dessen Idee fasziniert, die [[Wikipedia:Widerspruchsfreiheit|Widerspruchsfreiheit]] der Mathematik mit Hilfe elementarer Methoden zu beweisen.


Nach einem kurzen Aufenthalt in Heidelberg studierte er ab 1924 in Berlin Mathematik, Philosophie und Physik. 1929 nahm er am ersten Kongress für wissenschaftliche Philosophie teil, der von den Berliner [[Positivismus|Positivisten]] organisiert wurde. Hier traf er [[Rudolf Carnap]], von dem er so beeindruckt war, dass er nach Wien zog und dort in den [[Wiener Kreis]] aufgenommen wurde. 1934 erhielt er den Doktorgrad der Universität Berlin mit einer Dissertation über Wahrscheinlichkeitstheorie. Gutachter sollte ursprünglich der Wissenschaftstheoretiker [[Hans Reichenbach (Physiker)|Hans Reichenbach]] werden, der jedoch aus „rassischen“ Gründen emigrieren musste (Gutachter wurden nun der Philosoph [[Nicolai Hartmann]] und der Psychologe [[Wolfgang Köhler (Psychologe)|Wolfgang Köhler]]).
In der primären Hörrinde werden [[Geräusch]]e noch nicht interpretiert; vielmehr werden hier Geräusche bewusst wahrgenommen. Die sinnvolle Verknüpfung der Geräusche sowie deren Interpretation finden erst nach [[Verschaltung]] auf die [[Auditiver_Cortex#Gliederung_und_Funktion|sekundäre Hörrinde]] statt.


Hempel selber wanderte mit Hilfe von Paul Oppenheim nach Belgien aus. 1936 veröffentlichten beide gemeinsam das Buch ''Der Typusbegriff im Lichte der neuen Logik''.
Schädigungen der primären Hörrinde führen meist nicht zur völligen [[Gehörlosigkeit|Taubheit]], sondern zu [[Hörbehinderung]]en, da beide primäre Hörrinden von ''beiden'' Ohren durch teilweise Kreuzung der [[Nervenfaser]]n Afferenzen erhalten. Allerdings ist dann das [[Richtungshören]] stark eingeschränkt.
 
1937 erhielt Hempel eine Einladung der [[University of Chicago|Universität von Chicago]] als wissenschaftlicher Assistent der Philosophie. 1939 emigrierte er – er war mit der Jüdin Eva Ahrends verheiratet – in die USA. Er lehrte am [[City College of New York]] und von 1940 bis 1948 am [[Queens College, City University of New York|Queens College]]. Er beschäftigte sich in dieser Zeit mit Fragen der [[Verifikationismus|Bestätigung]] und [[Erklärung]] wissenschaftlicher Aussagen und veröffentlichte dazu mehrere Aufsätze. In dieser Zeit starb seine Gattin kurz nach der Geburt des gemeinsamen Sohnes Peter Andrew. Drei Jahre später heiratete er Diane Perlow mit der er die Tochter Miranda TobyAnne hatte.
 
Von 1948 bis 1955 lehrte Hempel an der [[Yale University]], ab 1955 bis zu seiner Pensionierung 1974 in [[Princeton University|Princeton]]. 1957 wurde er in die [[American Academy of Arts and Sciences]] gewählt. 1961 wurde er Präsident der ''American Philosophical Association Eastern Division''. 1974 ging er bis 1976 an die [[Hebräische Universität Jerusalem|Hebrew University]] in [[Jerusalem]] und von dort bis 1985 nach [[Pittsburgh]].
 
Sein Geburtsort Oranienburg gedachte (einer Anregung von Horst Wolfgang Boger folgend) als erste deutsche Stadt seiner, indem sie am 8. Januar 2005 die Schmachtenhagener Straße in „Carl-Gustav-Hempel-Straße“ umbenannte. Von der [[Universität Konstanz]] wurde er mit der Ehrendoktorwürde im Fachbereich Philosophie ausgezeichnet. Der Fachbereich Wirtschaftswissenschaft der [[FU Berlin|Freien Universität Berlin]] verlieh ihm am 10. Dezember 1984 ebenfalls eine Ehrenpromotion.
 
== Werk ==
Hempel leistete bedeutende Beiträge zur Wissenschaftstheorie des [[logischer Empirismus|logischen Empirismus]]. In seinen späteren Jahren wandte er sich vom logischen Empirismus ab, indem er sich der Position von [[Thomas S. Kuhn]] annäherte, blieb der ehemals vertretenen Position aber durch kritische Wortmeldungen verbunden.
 
Hempel entwickelte zusammen mit [[Paul Oppenheim]] das [[Hempel-Oppenheim-Schema]] oder Gesetzesschema, eine Theorie des Erklärens. Nach dieser ''deduktiv-nomologischen Erklärung'' kann ein Ereignis dadurch erklärt werden, dass es aus allgemeinen Gesetzen und einer Reihe spezieller Anfangsbedingungen gefolgert werden kann.
 
Das ''Rabenparadox'', auch ''[[Hempels Paradox]]'' genannt, gehört in den Bereich der Theorie der [[Induktion (Philosophie)|induktiven]] Bestätigung.
 
Hempel hat darauf hingewiesen, dass unter dem Begriff ''Realdefinition'' drei verschiedene Klassen von Fällen verstanden werden können: die Nominaldefinition, die Bedeutungsanalyse oder die empirische Analyse.
 
== Schriften ==
* ''Beiträge zur logischen Analyse des Wahrscheinlichkeitsbegriffs.'' Dissertation. Berlin. Neuenhahn, Jena 1934.
* ''Über den Gehalt von Wahrscheinlichkeitsaussagen.'' In: ''Erkenntnis.'' Band 5, 1935/1936, S. 228–260.
* mit Paul Oppenheim: ''Der Typusbegriff im Licht der neuen Logik.'' Sijthoff, Leiden 1936.
* ''Le problème de la vérité.'' In: ''Theoria.'' Band 3. 1937, S. 206–246.
* ''The Function of General Laws in History.'' In: ''The Journal of Philosophy.'' Band 39, 1942, S. 35–48.
* ''Studies in the Logic of Confirmation.'' In: ''Mind.'' Band 54, 1945, S. 1–26 und 97f.
* ''Fundamentals of Concept Formation in Empirical Science.'' University of Chicago Press, Chicago 1952.
** ''Grundzüge der Begriffsbildung in der empirischen Wissenschaft.'' Bertelsmann-Universitätsverlag, Düsseldorf 1974.
* ''The Logic of Functional Analysis.'' In: L. Gross (Hrsg.): ''Symposium on Sociological Theory.'' Evanston, Ill/White Plains, NY, 1959, S. 271–307.
* ''Philosophy of Natural Science.'' Prentice-Hall, Englewood Cliffs, NJ 1966, ISBN 0-13-663823-6.
** ''Philosophie der Naturwissenschaften.'' Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1974, ISBN 3-423-04144-7.
 
'''Essaysammlungen:'''
 
* ''Aspects of Scientific Explanation and Other Essays in the Philosophy of Science.'' Free Press, New York 1965, ISBN 0-02-914340-3.
** ''Aspekte wissenschaftlicher Erklärung.'' de Gruyter, Berlin 1977.
* ''Selected Philosophical Essays.'' Hrsg. Richard Jeffrey. Cambridge University Press, Cambridge 2000, ISBN 0-521-62475-4.
* ''The Philosophy of Carl G. Hempel: Studies in Science, Explanation, and Rationality.'' Hrsg. James H. Fetzer. Oxford University Press, 2001, ISBN 0-19-512136-8.
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Carl Gustav Hempel}}


== Literatur ==
== Literatur ==
* James Fetzer: ''Science, Explanation, and Rationality: Aspects of the Philosophy of Carl G. Hempel'', Oxford: Oxford University Press 2000.
* Trepel, Martin: ''Neuroanatomie. Struktur und Funktion.'' 3. Aufl., München/Jena 2004, ISBN 3-437-41297-3
* N. Rescher (Hrg.): ''Essays in Honor of Carl G. Hempel'', Dordrecht (Niederlande): D. Reidel 1969.
* Wurzinger, Laurenz u. a.: ''Duale Reihe Anatomie.'' 1. Aufl., Thieme Stuttgart, 2007, ISBN 3-13-136041-0
 
== Weblinks ==
* {{DNB-Portal|118549065}}
* {{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/hempel/|Carl Hempel|James Fetzer}}
* {{IEP|http://www.iep.utm.edu/h/hempel.htm|Carl Gustav Hempel (1905—1997)|Mauro Murzi}}
*Carl Gustav Hempel's Papers [http://digital.library.pitt.edu/cgi-bin/f/findaid/findaid-idx?c=ascead&cc=ascead&rgn=main&view=text&didno=US-PPiU-asp199901] (Carl Gustav Hempel Papers, 1903–1997, ASP.1999.01, Archives of Scientific Philosophy, Special Collections Department, University of Pittsburgh)
{{Normdaten|TYP=p|GND=118549065|LCCN=n/50/27192|VIAF=100252083}}


{{SORTIERUNG:Hempel, Carl Gustav}}
[[Kategorie:Großhirn]] [[Kategorie:Gehirn]] [[Kategorie:Gyrus|!101]]
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{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 10. November 2018, 17:32 Uhr

Brodmann-Areale 41, 42
Die Gyri temporales transversi liegen quer zum Gyrus temporalis superior

Die Gyri temporales transversi (Brodmann-Areal 41; nach Richard Heschl auch Heschl’sche Querwindungen genannt) bilden in ihrer Gesamtheit die primäre Hörrinde (auch primäres Hörzentrum genannt). Makroskopisch sichtbar werden sie durch das Entfernen der Pars opercularis des Gyrus frontalis inferior.

Die primäre Hörrinde erhält ihre Afferenzen über die Hörstrahlung (Radiatio acustica) aus dem Corpus geniculatum mediale (Anteil des Metathalamus). Hörstrahlung und Corpus geniculatum mediale sind die endständigen Anteile der Hörbahn. Die Hörbahnfasern aus dem Corpus geniculatum mediale enden in der primären Hörrinde in tonotopischer Anordnung, was bedeutet, dass die Repräsentationen unterschiedlicher Tonfrequenzen ganz bestimmte Bereiche in der Hörrinde einnehmen.

In der primären Hörrinde werden Geräusche noch nicht interpretiert; vielmehr werden hier Geräusche bewusst wahrgenommen. Die sinnvolle Verknüpfung der Geräusche sowie deren Interpretation finden erst nach Verschaltung auf die sekundäre Hörrinde statt.

Schädigungen der primären Hörrinde führen meist nicht zur völligen Taubheit, sondern zu Hörbehinderungen, da beide primäre Hörrinden von beiden Ohren durch teilweise Kreuzung der Nervenfasern Afferenzen erhalten. Allerdings ist dann das Richtungshören stark eingeschränkt.

Literatur

  • Trepel, Martin: Neuroanatomie. Struktur und Funktion. 3. Aufl., München/Jena 2004, ISBN 3-437-41297-3
  • Wurzinger, Laurenz u. a.: Duale Reihe Anatomie. 1. Aufl., Thieme Stuttgart, 2007, ISBN 3-13-136041-0


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