Baruch de Spinoza und Beiträge zur Optik: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Joachim Stiller
 
imported>Joachim Stiller
 
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:Spinoza.jpg|miniatur|Porträt des [[Philosoph|Philosophen]] Baruch de Spinoza, Ölgemälde um 1665, im Besitz der [[Wikipedia:Gemäldesammlung|Gemäldesammlung]] der [[Wikipedia:Herzog August Bibliothek|Herzog August Bibliothek]] in [[Wikipedia:Wolfenbüttel|Wolfenbüttel]]]]
[[Datei:Goethe, Farbenkreis zur Symbolisierung des menschlichen Geistes- und Seelenlebens, 1809.jpg|mini|Farbenkreis, Aquarellierte Federzeichnung von Goethe, 1809]]
[[Datei:Casa espinoza.jpg|miniatur|Das Haus von Baruch de Spinoza, [[Wikipedia:Rijnsburg|Rijnsburg]] Spinozalaan 29. Heutzutage dient es als Museum, das seine Arbeit würdigt.]]
'''Beiträge zur Optik''' ist eine naturwissenschaftliche Schrift von [[Johann Wolfgang von Goethe]], erschienen in den Jahren 1791 und 1792 im Verlag des Industrie-Comptoirs Weimar.
[[Datei:Estudio espinoza.jpg|miniatur|Das Studienzimmer von Baruch de Spinoza]]


'''Baruch de Spinoza''' ({{heS|ברוך שפינוזה}}, portogiesisch ''Bento de Espinosa'', latinisiert {{lang|la|''Benedictus de Spinoza''}}; * 24. November 1632 in Amsterdam; † 21. Februar 1677 in Den Haag) war ein niederländischer [[Philosoph]] mit [[wikipedia:sephardisch|sephardisch]]en (iberisch-jüdischen) Vorfahren und Muttersprache [[wikipedia:Portugiesische Sprache|Portugiesisch]].<ref>Yves Citton. L'envers de la liberté. L'invention d'un imaginaire spinoziste dans la France des Lumières. Paris: Éditions Amsterdam, 2006, S. 17</ref> Er wird dem [[Rationalismus]] zugeordnet und gilt als einer der Begründer der modernen [[wikipedia:Historisch-kritische Methode|Bibelkritik]]. Spinoza war zudem ein entschiedener Vertreter des [[Pantheismus]], den er in die Kurzformel [[Substanz]]&nbsp;=&nbsp;[[Gott]]&nbsp;=&nbsp;[[Natur]] (''Deus sive natura,'' „Gott oder die Natur“) fasste.
Goethe bedauerte im Jahr 1822, diese seine ersten Gehversuche gegen Newton ''Beyträge zur [[Optik]]'' genannt zu haben (statt etwa ''Beyträge zur Farbenlehre''), weil ''niemand habe begreifen können noch wollen, wie man ohne Mathematik Beiträge zur Optik bringen oder wohl gar die Hauptlehrsätze derselben bezweifeln und bekämpfen dürfe.''<ref>Goethe, ''Zur Naturwissenschaft überhaupt. Erster Band. Viertes Heft'' (1822). Abgedruckt in Rupprecht Matthaei u.&nbsp;a. (Hrsg.): ''Goethe – Die Schriften zur Naturwissenschaft''. Hermann Böhlaus Nachf., Weimar 1951–2014, Vollständige mit Erläuterungen versehene Ausgabe herausgegeben im Auftrage der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. Erste Abteilung, Achter Band, 1962, S. 205.</ref>


== Rudolf Steiner über Spinoza ==
== Zum wissenschaftshistorischen Hintergrund ==
[[Rudolf Steiner]] umreißt Spinozas grundlegende Anschauungen so:
Bei Erscheinen des Werkes waren [[Isaac Newton|Newtons]] Arbeiten zu optischen Problemen anerkannter Wissensstand. Diese gehen auf die Arbeit ''[[Opticks]]'' aus dem Jahre 1704 zurück. Goethes Ersttitel ''Beiträge zur Optik'' nimmt darauf direkt Bezug. Der 20 Jahre später in ''[[Zur Farbenlehre]]'' verwendete Titel drückt dann schon seine Differenzen zu Newtons Ansichten über [[w:Farbtheorie|farbtheoretische]] Sachverhalte (''Chromatik'') aus.


<div style="margin-left:20px">
== Inhalt ==
"''Benedict Spinoza'' (1632—1677) frägt sich: Wie muß
Im [[Phänomenologie (Methodik)|phänomenologischen]] Teil seiner Untersuchung optischer Erscheinungen beschreibt Goethe in dieser Arbeit [[Experiment]]e zur [[Spektroskopie|Zerlegung des Lichts]] mit [[Prisma|Prismen]].
dasjenige gedacht werden, von dem zur Schöpfung eines
wahren Weltbildes ausgegangen werden darf? Diesem
Ausgangspunkte liegt zugrunde die Empfindung: Mögen
sich ungezählte Gedanken als wahr in meiner Seele ankündigen,
ich gebe mich dem hin als Grundstein zu einer
Weltanschauung, dessen Eigenschaften ich erst bestimmen
muß. Spinoza findet, daß ausgegangen nur werden kann
von dem, das zu seinem Sein keines andern bedarf. Diesem
Sein gibt er den Namen [[Substanz]]. Und er findet, daß
es nur eine solche Substanz geben könne, und daß diese
[[Gott]] sei. Wenn man sich die Art ansieht, wie Spinoza zu
diesem Anfang seines Philosophierens kommt, so findet
man seinen Weg dem der [[Mathematik]] nachgebildet. Wie
der Mathematiker von allgemeinen Wahrheiten ausgeht,
die das menschliche Ich sich freischaffend bildet, so verlangt
Spinoza, daß die Weltanschauung von solchen frei
geschaffenen Vorstellungen ausgehe. - Die eine Substanz
ist so, wie das Ich sie denken muß. So gedacht, duldet sie
nichts, was, außer ihr vorhanden, ihr gleich wäre. Denn
dann wäre sie nicht alles; sie hatte zu ihrem Dasein etwas
anderes nötig. Alles andere ist also nur an der Substanz,
als eines ihrer Attribute, wie Spinoza sagt. Zwei solcher
Attribute sind dem Menschen erkennbar. Das eine erblickt
er, wenn er die Außenwelt überschaut; das andere, wenn
er sich nach innen wendet. Das erste ist die Ausdehnung,
das zweite das Denken. Der Mensch trägt in seinem Wesen
die beiden Attribute; in seiner Leiblichkeit die Ausdehnung,
in seiner Seele das Denken. Aber er ist mit beiden
ein Wesen in der einen Substanz. Wenn er denkt,
denkt die göttliche Substanz, wenn er handelt, handelt die
göttliche Substanz. Spinoza erwirbt für das menschliche
[[Ich]] das Dasein, indem er dieses Ich in der allgemeinen,
alles umfassenden göttlichen Substanz verankert. Von unbedingter
[[Freiheit]] des Menschen kann da nicht die Rede
sein. Denn der Mensch ist so wenig selbst dasjenige, das
aus sich handelt und denkt, wie es der Stein ist, der sich
bewegt; es ist in allem die eine Substanz. Von bedingter
Freiheit nur kann beim Menschen dann gesprochen werden,
wenn er sich nicht für ein selbständiges Einzelwesen
hält, sondern wenn er sich eins weiß mit der einen Substanz.
Spinozas Weltanschauung führt in ihrer konsequenten
Ausbildung in einer Persönlichkeit bei dieser zu dem
Bewußtsein: Ich denke über mich im rechten Sinne, wenn
ich mich nicht weiter berücksichtige, sondern in meinem
Erleben mich eins weiß mit dem göttlichen All. Dieses Bewußtsein
gießt dann, im Sinne Spinozas, über die ganze
menschliche Persönlichkeit den Trieb zum Rechten, das
ist gotterfülltes Handeln. Dieses ergibt sich wie selbstverständlich
für denjenigen, in dem die rechte Weltanschauung
volle Wahrheit ist. Daher nennt Spinoza die Schrift,
in der er seine Weltanschauung darstellt, [[Ethik]]. Ihm ist
Ethik, das ist sittliches Verhalten, im höchsten Sinne Ergebnis
des wahren Wissens von dem Wohnen des Menschen
in der einen Substanz. Man möchte sagen, das Privatleben
Spinozas, des Mannes, der erst von Fanatikern
verfolgt wurde, dann nach freiwilliger Hinweggabe seines
Vermögens in Ärmlichkeit als Handwerker sich seinen
Lebensunterhalt suchte, war in seltenster Art der äußere
Ausdruck seiner Philosophenseele, die ihr Ich im göttlichen
All wußte, und alles seelische Erleben, ja alles Erleben
überhaupt von diesem Bewußtsein durchleuchtet empfand.


Spinoza baut ein Weltanschauungsbild aus [[Gedanken]]
Im Streben nach durchschaubarer [[w:Versuchsanordnung|Versuchsanordnung]] betrachtet Goethe zuerst ''nur schwarze und weiße Tafeln, weil sich an denselben die farbigen Ränder und Strahlungen'' [<nowiki />[[Brechung (Physik)|Brechungs]]- und [[Beugung (Physik)|Beugung]]<nowiki />sspektren] ''derselben am deutlichsten ausnehmen''.<ref>Ott / Proskauer ''Farbenlehre Bd. 2.'' S. 64</ref> Er rekapituliert 24 Resultate der bebilderten Experimente.
auf. Diese Gedanken müssen so sein, daß sie aus dem
Selbstbewußtsein heraus ihre Berechtigung zum Aufbau
des Bildes haben. Daher muß ihre Gewißheit stammen.
Was das Selbstbewußtsein so denken darf, wie es die sich
selbst tragenden mathematischen Ideen denkt, das kann
ein Weltbild gestalten, das Ausdruck ist dessen, was in
Wahrheit hinter den Welterscheinungen vorhanden ist." {{Lit|{{G|018|113ff}}}}
</div>


== Weitere Inkarnationen ==
:''1<nowiki>)</nowiki> Schwarze, weiße und einförmige reine Flächen zeigen durchs Prisma keine Farben.''
:''2<nowiki>)</nowiki> An allen Rändern zeigen sich Farben.''
:[…]
:''23<nowiki>)</nowiki> Sonne, Mond, Sterne, Öffnung des Fensterladens erschienen durchs Prisma nur farbig, weil sie als kleine helle Körper auf einem dunkeln Grunde anzusehen sind.'' […]<ref>Ott / Proskauer ''Farbenlehre Bd. 2.'' S. 48f.</ref>


Nach [[Rudolf Steiner]] war Spinoza zur Zeitenwende als der jüdisch-hellenistische [[Philosoph]] [[Philon von Alexandria]] (* um 15/10 v. Chr.; † nach 40 n. Chr.) verkörpert und kam später als [[Johann Gottlieb Fichte]] (1762-1814) wieder.
Vom Einfachen zum Komplizierterem aufsteigend, betrachtet darauf Goethe außer schwarz-weißen Flächen mit ''geradlinigen Rändern'' nun auch [[w:Grau|grau]]e und [[Farbe|farbige]] mit ''gebogenem'' und ''zirkelrundem'' Rand.


<div style="margin-left:20px">
Die ''zu diesen Versuchen nötigen [[w:Optisches Gerät|Apparate]]'', Papptafeln und ein großes Prisma, ''welches bei Versuchen mit reinem Wasser angefüllt wird'', werden – ebenfalls bebildert – beschrieben.
"Als Beispiel für eine regelmäßige Entwicklung einer Individualität
können wir betrachten einen Zeitgenossen von Jesus, Philo
von Alexandrien. Seine Individualität kam wieder als Spinoza und
dann als Johann Gottlieb Fichte. Wir haben hier also eine durchgehende
Individualität in drei Persönlichkeiten. Liest man Fichte
ohne Kenntnis dieser Vorgänge, so versteht man ihn nur wenig.
Mit dieser Kenntnis aber findet man, daß seine Worte mit Feuerschrift
geschrieben sind. Alle diese großen Geister haben eine
regelmäßige Entwicklung durchgemacht." {{Lit|{{G|088|184}}}}
</div>


<div style="margin-left:20px">
In dem Schlusskapitel ''Nachinnerung'' fasst Goethe seine ''prismatischen Erfahrungen, welche'' er ''die subjektiven nennen darf, indem die Erscheinungen in dem Auge des Beobachters vorgehen'', zusammen.
"Denn dieselbe Individualität
 
ist ja Spinoza und Fichte, wie vielleicht schon einige unserer
== Zeugnis ==
Freunde wissen." {{Lit|{{G|158|213}}}}
{{Zitat|… was er [Goethe] im ersten Hefte seiner ''Beiträge zur Optik'' weitläufiger und durch 24 kleine illuminirte Kupfertäfelchen, die dazu ausgegeben werden, veranschaulicht hat. Die Hauptsätze demonstrierte er an einer schwarzen Tafel, wo er die Figuren schon vorher angezeichnet hatte, so lichtvoll vor, daß es ein Kind hätte begreifen können. Goethe ist ebenso groß als scharfsinniger Demonstrator an der Tafel, als er's als Dichter, Schauspiel- und Opern-Director, Naturforscher und Schriftsteller ist.|Quelle=Aus der Sitzung des Weimarer Gelehrten-Vereins vom 4. November 1791}}
</div>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Beiträge zur Optik}}


* {{Eisler-1912|Spinoza, Benedictus de}}
== Literatur ==
'''Textausgaben'''
* Rupprecht Matthaei u.&nbsp;a. (Hrsg.): ''Goethe – Die Schriften zur Naturwissenschaft''. Hermann Böhlaus Nachf., Weimar 1951–2014, Vollständige mit Erläuterungen versehene Ausgabe herausgegeben im Auftrage der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. Erste Abteilung, Dritter Band: ''Beiträge zur Optik und Anfänge der Farbenlehre'', 1961, S. 6–53.
* Johann Wolfgang Goethe: ''Farbenlehre.'' Mit Einleitungen und Kommentaren von Rudolf Steiner. Herausgegeben von Gerhard Ott und Heinrich O. Proskauer. Band 2: ''Vorarbeiten und Nachträge zur Farbenlehre.'' 5. Auflage. Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1992, ISBN 3-7725-0702-6, S. 14–74.


==Literatur==
'''Sekundärliteratur'''
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Rätsel der Philosophie in ihrer Geschichte als Umriß dargestellt'', [[GA 18]] (1985), ISBN 3-7274-0180-X; Tb 610/11, ISBN 978-3-7274-6105-7 {{Schriften|018}}
* Richard Friedenthal: ''Goethe. Sein Leben und seine Zeit.'' R. Piper Verlag München 1963, S. 362.
* [[Herbert Witzenmann]]: ''Ein Dreigestirn am Horizont unserer Epoche.'' (Descartes, Spinoza, Leibniz), Gideon Spicker Verlag, 2. Aufl. 1984, ISBN 3857041943
* Gero von Wilpert: ''Goethe-Lexikon'' (= ''Kröners Taschenausgabe.'' Band 407). Kröner, Stuttgart 1998, ISBN 3-520-40701-9, S. 91.
* [[Rudolf Steiner]]: ''Faust und Hamlet'', Erstveröffentlichung in: Das Goetheanum, I. Jahrgang, Nr. 34, 2. April 1921 ([[GA 36]], S. 125-128) ''(Goethes Verhältnis zu Linné, Spinoza, und Shakespeare)''
* Karl Otto Conrady: ''Goethe. Leben und Werk.'' 2. Auflage. Artemis & Winkler, Düsseldorf/ Zürich 1999, ISBN 3-538-06638-8, S. 549.
* [[Rudolf Steiner]]: ''Über die astrale Welt und das Devachan'', [[GA 88]] (1999), ISBN 3-7274-0880-4
* Nicholas Boyle: ''Goethe. Der Dichter in seiner Zeit.'' Band 2: ''1790–1803'' (= ''Insel-Taschenbuch'' 3050). Insel-Verlag, Frankfurt am Main u. a. 2004, ISBN 3-458-34750-X, S. 125–134.
* [[Rudolf Steiner]]: ''Der Zusammenhang des Menschen mit der elementarischen Welt'', [[GA 158]] (1993), ISBN 3-7274-1580-0 {{Vorträge|158}}


== Weblinks ==
* [http://www.farben-welten.de/farben-welten/goethes-farbenlehre/weitere-texte-goethes-zur-farbenlehre/beitraege-zur-chromatik-optik.html Beiträge zur Chromatik] – Volltext


{{GA}}
== Einzelnachweise ==
<references />


== Weblinnks ==
{{Navigationsleiste Goethe}}
 
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/philosophie6d.html Projekt Neospinozismus] Website
 
== Einzelnachweise ==
<references/>


{{wikipedia}}
[[Kategorie:Naturwissenschaftliches Werk von Goethe]]
[[Kategorie:Naturwissenschaftliches Werk]]
[[Kategorie:Farbenlehre]]
[[Kategorie:Sehen]]


[[Kategorie:Philosoph]]
{{Wikipedia}}
[[Kategorie:Philosoph (17. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Philosophie und Anthroposophie]]
[[Kategorie:Philosoph der Frühen Neuzeit]]
[[Kategorie:Erkenntnistheorie]]
[[Kategorie:Ethik]]
[[Kategorie:Idealismus]]
[[Kategorie:Niederländer]]
[[Kategorie:Geboren 1632]]
[[Kategorie:Gestorben 1677]]
[[Kategorie:Mann]]

Version vom 7. April 2020, 00:07 Uhr

Farbenkreis, Aquarellierte Federzeichnung von Goethe, 1809

Beiträge zur Optik ist eine naturwissenschaftliche Schrift von Johann Wolfgang von Goethe, erschienen in den Jahren 1791 und 1792 im Verlag des Industrie-Comptoirs Weimar.

Goethe bedauerte im Jahr 1822, diese seine ersten Gehversuche gegen Newton Beyträge zur Optik genannt zu haben (statt etwa Beyträge zur Farbenlehre), weil niemand habe begreifen können noch wollen, wie man ohne Mathematik Beiträge zur Optik bringen oder wohl gar die Hauptlehrsätze derselben bezweifeln und bekämpfen dürfe.[1]

Zum wissenschaftshistorischen Hintergrund

Bei Erscheinen des Werkes waren Newtons Arbeiten zu optischen Problemen anerkannter Wissensstand. Diese gehen auf die Arbeit Opticks aus dem Jahre 1704 zurück. Goethes Ersttitel Beiträge zur Optik nimmt darauf direkt Bezug. Der 20 Jahre später in Zur Farbenlehre verwendete Titel drückt dann schon seine Differenzen zu Newtons Ansichten über farbtheoretische Sachverhalte (Chromatik) aus.

Inhalt

Im phänomenologischen Teil seiner Untersuchung optischer Erscheinungen beschreibt Goethe in dieser Arbeit Experimente zur Zerlegung des Lichts mit Prismen.

Im Streben nach durchschaubarer Versuchsanordnung betrachtet Goethe zuerst nur schwarze und weiße Tafeln, weil sich an denselben die farbigen Ränder und Strahlungen [Brechungs- und Beugungsspektren] derselben am deutlichsten ausnehmen.[2] Er rekapituliert 24 Resultate der bebilderten Experimente.

1) Schwarze, weiße und einförmige reine Flächen zeigen durchs Prisma keine Farben.
2) An allen Rändern zeigen sich Farben.
[…]
23) Sonne, Mond, Sterne, Öffnung des Fensterladens erschienen durchs Prisma nur farbig, weil sie als kleine helle Körper auf einem dunkeln Grunde anzusehen sind. […][3]

Vom Einfachen zum Komplizierterem aufsteigend, betrachtet darauf Goethe außer schwarz-weißen Flächen mit geradlinigen Rändern nun auch graue und farbige mit gebogenem und zirkelrundem Rand.

Die zu diesen Versuchen nötigen Apparate, Papptafeln und ein großes Prisma, welches bei Versuchen mit reinem Wasser angefüllt wird, werden – ebenfalls bebildert – beschrieben.

In dem Schlusskapitel Nachinnerung fasst Goethe seine prismatischen Erfahrungen, welche er die subjektiven nennen darf, indem die Erscheinungen in dem Auge des Beobachters vorgehen, zusammen.

Zeugnis

„… was er [Goethe] im ersten Hefte seiner Beiträge zur Optik weitläufiger und durch 24 kleine illuminirte Kupfertäfelchen, die dazu ausgegeben werden, veranschaulicht hat. Die Hauptsätze demonstrierte er an einer schwarzen Tafel, wo er die Figuren schon vorher angezeichnet hatte, so lichtvoll vor, daß es ein Kind hätte begreifen können. Goethe ist ebenso groß als scharfsinniger Demonstrator an der Tafel, als er's als Dichter, Schauspiel- und Opern-Director, Naturforscher und Schriftsteller ist.“

– Aus der Sitzung des Weimarer Gelehrten-Vereins vom 4. November 1791

Siehe auch

Literatur

Textausgaben

  • Rupprecht Matthaei u. a. (Hrsg.): Goethe – Die Schriften zur Naturwissenschaft. Hermann Böhlaus Nachf., Weimar 1951–2014, Vollständige mit Erläuterungen versehene Ausgabe herausgegeben im Auftrage der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. Erste Abteilung, Dritter Band: Beiträge zur Optik und Anfänge der Farbenlehre, 1961, S. 6–53.
  • Johann Wolfgang Goethe: Farbenlehre. Mit Einleitungen und Kommentaren von Rudolf Steiner. Herausgegeben von Gerhard Ott und Heinrich O. Proskauer. Band 2: Vorarbeiten und Nachträge zur Farbenlehre. 5. Auflage. Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1992, ISBN 3-7725-0702-6, S. 14–74.

Sekundärliteratur

  • Richard Friedenthal: Goethe. Sein Leben und seine Zeit. R. Piper Verlag München 1963, S. 362.
  • Gero von Wilpert: Goethe-Lexikon (= Kröners Taschenausgabe. Band 407). Kröner, Stuttgart 1998, ISBN 3-520-40701-9, S. 91.
  • Karl Otto Conrady: Goethe. Leben und Werk. 2. Auflage. Artemis & Winkler, Düsseldorf/ Zürich 1999, ISBN 3-538-06638-8, S. 549.
  • Nicholas Boyle: Goethe. Der Dichter in seiner Zeit. Band 2: 1790–1803 (= Insel-Taschenbuch 3050). Insel-Verlag, Frankfurt am Main u. a. 2004, ISBN 3-458-34750-X, S. 125–134.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Goethe, Zur Naturwissenschaft überhaupt. Erster Band. Viertes Heft (1822). Abgedruckt in Rupprecht Matthaei u. a. (Hrsg.): Goethe – Die Schriften zur Naturwissenschaft. Hermann Böhlaus Nachf., Weimar 1951–2014, Vollständige mit Erläuterungen versehene Ausgabe herausgegeben im Auftrage der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. Erste Abteilung, Achter Band, 1962, S. 205.
  2. Ott / Proskauer Farbenlehre Bd. 2. S. 64
  3. Ott / Proskauer Farbenlehre Bd. 2. S. 48f.


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Beiträge zur Optik aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.