Schichtenlehre (Philosophie) und Oxidation: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Schichtenlehre''' oder '''Schichtenontologie''' ist eine in der philosophischen [[Ontologie]] vertretene Auffassung der [[Wirklichkeit]]. Nach dieser ist das [[Sein (Philosophie)|Sein]] nicht als einheitlich anzusehen, so wie es die Philosophenschule von [[Elea]] zurückgehend auf [[Parmenides]] (um 520–460 v.&nbsp;Chr.) behauptet hat – es besteht vielmehr aus verschiedenen ''Seinsschichten''. Diese Seinsschichten zeichnen sich durch eine [[Hierarchie]] von Eigenschaften aus, die meist so gebildet ist, dass die jeweils höhere von der niederen, stets stärkeren Schicht, getragen wird. Sie gewinnt somit entweder an Leistungsfähigkeit oder entwickelt ganz bestimmte andere „höhere Qualitäten“. Die Schichten können voneinander unabhängig auftreten - so im Bild vom ''Ross und Reiter'' - oder miteinander wesentlich verbunden sein - siehe etwa die [[Biologie|biologisch]]-[[Organ (Biologie)|organische]] Funktionsweise des Gehirns aus Sicht der [[Emergenz]].<ref name="PWB" />
Die '''Oxidation''' ist eine [[chemische Reaktion]], bei der ein [[Atom]], [[Ion]] oder [[Molekül]] [[Elektron]]en abgibt. Seine [[Oxidationszahl]] wird dabei erhöht.<ref>IUPAC. Compendium of Chemical Terminology, 2nd ed. (the "Gold Book"). Compiled by A. D. McNaught and A. Wilkinson, Blackwell Scientific Publications, Oxford (1997), [[doi:10.1351/goldbook.O04362]].</ref> Ein anderer Stoff nimmt die Elektronen auf und wird [[Reduktion (Chemie)|reduziert]]. Beide Reaktionen zusammen werden als Teilreaktionen einer [[Redoxreaktion]] betrachtet.


== Verwendung des Begriffs ==
: Oxidation:
:<math>\mathrm{A \longrightarrow A}^{n+} + n\,\mathrm{e^-}</math>
: <small>Stoff A gibt ''n'' Elektronen ab.</small>


Bereits [[Aristoteles]] (um 384–322 v.&nbsp;Chr) unterschied fünf Schichten des Seins. Als unterste bezeichnete er die [[Hyle]], das heißt die stofflich-materielle Schicht, darauf folgten die sinnlich wahrnehmbaren [[Res|Ding]]e, [[Lebewesen]], [[Seele]] und [[Geist]].<ref name="PWB" /> Sogar bei den Lebewesen unterschied Aristoteles zwischen der vegetativen und der [[Animismus (Psychosomatik)|animalischen Seele]].<ref name="FLP" /> – Üblicherweise werden auch die Seinschichten des realen und idealen Seins unterschieden. Reales Sein wird oft als [[Existenz]], ideales als [[Wesen]] oder [[Essenz]] bezeichnet.<ref name="PWB">[[w:Georgi Schischkoff|Georgi Schischkoff]] (Hrsg.): ''Philosophisches Wörterbuch.'' Alfred-Kröner, Stuttgart <sup>14</sup>1982, ISBN 3-520-01321-5, Lexikon-Stw. „Schichtenlehre“ Seite 609 f. und „Sein“ Seite 627&nbsp;f.</ref> In ähnlicher Weise unterschied [[Platon]] (427–347 v.&nbsp;Chr.) zwischen [[Begierde]] (epithymia), [[Gemüt|Mut und Willen]] (thymos) und dem [[Verstand]] (logistikon).<ref name="FLP">[[w:Peter R. Hofstätter|Peter R. Hofstätter]] (Hrsg.): ''Psychologie''. Das Fischer Lexikon, Fischer-Taschenbuch, Frankfurt am Main 1972, ISBN 3-436-01159-2; Lexikon-Stw. „Schichtenlehre“, S. 286.</ref> [[Nicolai Hartmann]] führte die Begriffe des Kategorienkomplexes und der dazugehörenden Determinationstypen ein. Er unterschied die Schicht des ''Anorganischen'', das heißt einen um den Begriff der [[Materie]] gruppierten Kategorienkomplex, mit dem dazugehörigen Determinationstyp der [[Kausalität]] von der durch diese getragenen Schicht des ''Organischen'', die durch Lebendigkeit ausgezeichnet ist. Ihr Determinationstyp ist das Prinzip der [[Finalität]].<ref>[[Nicolai Hartmann]]: ''Ethik''. <sup>3</sup>1949</ref>
== Geschichte ==
Der Begriff ''Oxidation'' wurde ursprünglich von dem [[Chemiker]] [[Antoine Laurent de Lavoisier]] geprägt, der damit die Vereinigung von [[Chemisches Element|Elementen]] und [[Chemische Verbindung|chemischen Verbindungen]] mit dem Element [[Sauerstoff]] (Oxygenium, franz: oxygène), also die Bildung von [[Oxide]]n, beschreiben wollte.


== Die Beziehungen zwischen den Schichten ==
Später erfolgte eine Erweiterung des Begriffes, indem man Reaktionen mit einbezog, bei denen einer Verbindung [[Wasserstoff]][[atom]]e entzogen wurden ([[Dehydrierung]]). So werden z.&nbsp;B. bei vielen biochemischen Vorgängen [[Organische Chemie|organischen]] Verbindungen Wasserstoffatome durch bestimmte [[Coenzym]]e (NAD, NADP, FAD) „entrissen“.
Fraglich sind die Beziehungen zwischen „oben“ und „unten“ in der Pyramide. Sind die Eigenschaften der oberen Etagen von den unteren abhängig? Entwickeln sie sich ausschließlich aus ihnen, den unteren Schichten, heraus? Ist etwa in ihnen, den unteren Schichten, bereits der Geist wirksam, der vor allem die Spitze der Pyramide beseelt? [[w:Albert Schweitzer|Albert Schweitzer]] ist der Auffassung, dass in der Natur der Geist von sich aus da sei. Er gestalte das Neue aus dem Alten in einer absolut vernunftgemäßen und zweckdienlichen Weise. Der Geist, wie er dagegen in der Geschichte walte, sei nicht in den Dingen vorhanden. Er müsse durch uns geschaffen und so in der Geschichte wirksam werden.<ref>[[w:Albert Schweitzer|Albert Schweitzer]]: ''Menschlichkeit und Friede''. Ansprache Albert Schweitzers zur Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 1951. Sonderdruck 7/8 der Druckerei Klein, Münster</ref>
 
Auf Grundlage der Ionentheorie und des [[Bohrsches Atommodell|Bohrschen Atommodells]] konnte die Oxidation schließlich unter elektronentheoretischen Gesichtspunkten interpretiert und verallgemeinert werden. Das Charakteristische an diesem Vorgang wird nun in der Elektronenabgabe eines chemischen Stoffes gesehen.
 
== Oxidation durch Sauerstoff ==
[[Datei:Lagerfeuer.jpg|mini|[[Feuer]] als Beispiel für eine Oxidation unter Flammenerscheinung]]
 
=== Ursprüngliche Bedeutung ===
Als Oxidation im ursprünglichen Sinn bezeichnete man früher die chemische Reaktion eines Stoffes mit Sauerstoff. Oxidationen unter Flammenerscheinung werden als Verbrennung oder Feuer bezeichnet. Dazu zählt auch das [[Feuerwerk]].
 
=== Klassische Beispiele ===
Klassische Beispiele für die Oxidation durch Sauerstoff sind alle Arten der [[Verbrennung (Chemie)|Verbrennung]] von [[kohlenstoff]]haltigen Stoffen unter [[Luft]]sauerstoff, beispielsweise Verbrennung von [[Kohle]], Holz, [[Erdgas]], [[Flüssiggas]], [[Motorenbenzin|Benzin]] im [[Motor]], [[Kerze]]n usw. Ausgehend von Kohle (reiner Kohlenstoff) gibt jedes Kohlenstoff-Atom vier Elektronen an zwei Sauerstoff-Atome zur Ausbildung von zwei [[Doppelbindung]]en ab. Es entsteht [[Kohlenstoffdioxid]] (CO<sub>2</sub>).
: <math>\mathrm{C + O_2 \longrightarrow CO_2}</math>
: <small>Kohlenstoff + Sauerstoff → Kohlenstoffdioxid</small>
 
Nahrung wird im Körper in den vielen Schritten des biochemischen [[Stoffwechsel]]s unter anderem zu körpereigenen Stoffen, [[Kohlenstoffdioxid]] (CO<sub>2</sub>) und Wasser oxidiert. Ein Beispiel ist die [[β-Oxidation]] von Fettsäuren. Auch die [[enzymatische Bräunung]] beruht auf der Oxidation. Nicht nur ''[[in vivo]]'', auch ''[[in vitro]]'' können [[Organische Chemie|organische]] Stoffe auf vielfältige Weise mit Sauerstoff reagieren: Ein [[Primär (Chemie)|primärer]] Alkohol ([[Alkanole|Alkanol]]) wird sanft oxidiert. Dabei entsteht zunächst ein [[Aldehyde|Aldehyd]] ([[Alkanale|Alkanal]]), bei nochmaliger Oxidation eine [[Carbonsäure]] ([[Alkansäuren|Alkansäure]]). Bei energischerer Oxidation kann der Schritt zum Aldehyd übersprungen werden, so dass die Oxidation des primären Alkohols direkt zur Isolation einer Carbonsäure führt.<ref name="Lüning">Ulrich Lüning: ''Organische Reaktionen'', 2. Auflage, Elsevier GmbH, München, 2007, S. 145, ISBN 978-3-8274-1834-0.</ref> Wird ein [[Sekundär (Chemie)|sekundärer]] Alkohol oxidiert, so bildet sich dabei ein [[Ketone|Keton]] ([[Alkanon]]).<ref name="Beyer">Hans Beyer und Wolfgang Walter: ''Organische Chemie'', S. Hirzel Verlag, Stuttgart, 1984, S. 201, ISBN 3-7776-0406-2.</ref> [[Tertiär (Chemie)|Tertiäre]] Alkohole können auf Grund ihrer bereits vorhandenen drei C-Bindungen nicht zu einer [[Carbonylgruppe|Carbonylverbindung]] oxidiert werden.
 
[[Eisen]] rostet ([[Korrosion|korrodiert]]) unter dem Einfluss von Sauerstoff und bildet verschiedene Eisen[[oxide]] ([[Rost]], Fe<sub>2</sub>O<sub>3</sub>, Fe<sub>3</sub>O<sub>4</sub>, FeO). [[Aluminium]] überzieht sich durch Luftoxidation mit einer Schutzschicht aus [[Aluminiumoxid]].
 
Bei der Reaktion von Wasserstoff mit Sauerstoff (siehe ''[[Knallgas]]'') entsteht [[Wasser]] (''Wasserstoffoxid'', H<sub>2</sub>O):
: <math>\mathrm{2 \ H_2 \ + \ O_2 \longrightarrow 2 \ H_2O}</math>
: <small>Wasserstoff + Sauerstoff (''Knallgas'') reagieren zu Wasser</small>
 
=== Moderne Definition ===
Auch heute noch assoziiert man mit dem Begriff Oxidation vielfach die Umsetzung mit (Luft-)Sauerstoff und die Bildung von Oxiden. Jedoch ist im Rahmen der allgemeineren Definition diese Reaktion nur eine von vielen, die sich mit Hilfe der [[Valenzelektronen]]theorie erklären lässt.
 
Reagiert z.&nbsp;B. ein [[Metalle|Metallatom]] mit einem Sauerstoff-Atom, so kann man die Oxidation des Metalls und somit die Metalloxidbildung anhand folgender [[Reaktionsgleichung]]en nachvollziehen:
 
: Oxidation:
: <math>\mathrm{M \longrightarrow M^{2+} + 2e^-}</math>
: <small>Oxidation: Das Metall M gibt zwei Elektronen ab.</small>
 
: Reduktion:
: <math>\mathrm{O_2 + 4e^- \longrightarrow 2\ O^{2-}}</math>
: <small>Reduktion: Sauerstoff nimmt pro Atom je zwei Elektronen auf.</small>
 
: <math>\mathrm{2\ M + O_2 \longrightarrow 2\ M^{2+} + 2\ O^{2-}}</math>
: <small>Redoxreaktion: Sauerstoff oxidiert das Metall und wird dabei selbst reduziert.</small>
 
Sauerstoff hat in diesem Fall die Tendenz, durch Aufnahme von zwei Elektronen eine stabile Valenz[[elektronenschale]] mit insgesamt acht Elektronen aufzubauen ([[Oktettregel]]). Das Metall wiederum kann durch Abgabe der Elektronen teilbesetzte Schalen auflösen und so die nächstniedrigere stabile [[Elektronenkonfiguration]] erreichen.
 
== Oxidation ohne Sauerstoff ==
Der erweiterte Begriff der Oxidation wird heute auf Reaktionen angewandt, die nach dem gleichen chemischen Prinzip ablaufen, auch wenn kein Sauerstoff daran beteiligt ist. In diesem weiteren Sinne bedeutet Oxidation das Abgeben von [[Elektron]]en. Zum Beispiel gibt bei der Reaktion von [[Natrium]] und [[Chlor]] zu [[Natriumchlorid]] das Natriumatom ein Elektron an das Chloratom ab, Natrium wird also oxidiert. Im Gegenzug wird Chlor dabei reduziert.
 
; Teilreaktion Oxidation:
: <math>\mathrm{Na \longrightarrow Na^+ + e^-}</math>
: <small>Natrium gibt ein Elektron ab.</small>
 
; Teilreaktion Reduktion:
: <math>\mathrm{Cl + e^- \longrightarrow Cl^-}</math>
: <small>Im Gegenzug wird Chlor durch Aufnahme eines Elektrons reduziert.</small>
 
; Gesamtreaktion:
: <math>\mathrm{Na + Cl \longrightarrow Na^+ + Cl^-}</math>
: <small>Natrium und Chlor reagieren in einer Redoxreaktion miteinander.</small>
 
Da Chlor nur molekular als Cl<sub>2</sub> in die Reaktion eingeht, schreibt man [[Wikipedia:stöchiometrisch|stöchiometrisch]] richtig:
 
: <math>\mathrm{2 \ Na + Cl_2 \longrightarrow 2 \ Na^+ + 2Cl^- (2 \ NaCl)}</math>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Schichtenlehre (Philosophie)}}
* {{WikipediaDE|Oxidation}}
* {{WikipediaDE|Schichtenlehre}}
 
== Literatur ==
*H. F. Hoffmann: ''Schichtentheorie.'' 1935
*Nicolai Hartmann: ''Die Anfänge des Schichtungsgedankens in der alten Philosophie.'' 1943
*Nicolai Hartmann: ''Zur Grundlegung der Ontologie.'' <sup>3</sup>1948
*[[w:Erich Rothacker|Erich Rothacker]]: ''Die Schichten der Persönlichkeit.'' <sup>7</sup>1966
* Lars Jaeger: ''Wissenschaft und Spiritualität. Universum, Leben, Geist – Zwei Wege zu den großen Geheimnissen'', Springer Verlag 2017, ISBN 978-3-662-50283-9, eBook ISBN 978-3-662-50284-6
* [[Gerhard Kienle]], [[Herbert Hensel]], Karl-Ernst Schäfer: ''Wissenschaft und Anthroposophie'', Urachhaus-Verlag, Stuttgart 1989, ISBN 978-3878386094
* Marek B. Majorek: ''Rudolf Steiners Geisteswissenschaft: Mythisches Denken oder Wissenschaft?'', 2 Bände, Verlag Narr Francke Attempto, Tübingen 2015, ISBN 978-3772085635, eBook: ASIN B0714F4N5R
*[[Peter Heusser]]: ''Anthroposophie und Wissenschaft: Eine Einführung. Erkenntniswissenschaft, Physik, Chemie, Genetik, Biologie, Neurobiologie, Psychologie, Philosophie des Geistes, Anthropologie, Anthroposophie, Medizin'', Verlag am Goetheanum, Dornach 2016, ISBN 978-3723515686


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.jstor.org/discover/10.2307/20480193?uid=3737864&uid=2129&uid=2&uid=70&uid=4&sid=21101115089061 Schichtenlehre nach Erich Rothacker]
{{Commonscat|Oxidations|Oxidation}}
{{Wiktionary}}
{{Wiktionary|Oxydation}}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


[[Kategorie:Ontologie]]
{{Normdaten|TYP=s|GND=4137187-2|LCCN=sh/85/096307|NDL=00570145}}
[[Kategorie:Naturphilosophie]]
 
[[Kategorie:Chemische Reaktion]]


{{Wikipedia}}
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Version vom 1. Februar 2019, 01:09 Uhr

Oxidiertes (verrostetes) Eisen

Die Oxidation ist eine chemische Reaktion, bei der ein Atom, Ion oder Molekül Elektronen abgibt. Seine Oxidationszahl wird dabei erhöht.[1] Ein anderer Stoff nimmt die Elektronen auf und wird reduziert. Beide Reaktionen zusammen werden als Teilreaktionen einer Redoxreaktion betrachtet.

Oxidation:
Stoff A gibt n Elektronen ab.

Geschichte

Der Begriff Oxidation wurde ursprünglich von dem Chemiker Antoine Laurent de Lavoisier geprägt, der damit die Vereinigung von Elementen und chemischen Verbindungen mit dem Element Sauerstoff (Oxygenium, franz: oxygène), also die Bildung von Oxiden, beschreiben wollte.

Später erfolgte eine Erweiterung des Begriffes, indem man Reaktionen mit einbezog, bei denen einer Verbindung Wasserstoffatome entzogen wurden (Dehydrierung). So werden z. B. bei vielen biochemischen Vorgängen organischen Verbindungen Wasserstoffatome durch bestimmte Coenzyme (NAD, NADP, FAD) „entrissen“.

Auf Grundlage der Ionentheorie und des Bohrschen Atommodells konnte die Oxidation schließlich unter elektronentheoretischen Gesichtspunkten interpretiert und verallgemeinert werden. Das Charakteristische an diesem Vorgang wird nun in der Elektronenabgabe eines chemischen Stoffes gesehen.

Oxidation durch Sauerstoff

Feuer als Beispiel für eine Oxidation unter Flammenerscheinung

Ursprüngliche Bedeutung

Als Oxidation im ursprünglichen Sinn bezeichnete man früher die chemische Reaktion eines Stoffes mit Sauerstoff. Oxidationen unter Flammenerscheinung werden als Verbrennung oder Feuer bezeichnet. Dazu zählt auch das Feuerwerk.

Klassische Beispiele

Klassische Beispiele für die Oxidation durch Sauerstoff sind alle Arten der Verbrennung von kohlenstoffhaltigen Stoffen unter Luftsauerstoff, beispielsweise Verbrennung von Kohle, Holz, Erdgas, Flüssiggas, Benzin im Motor, Kerzen usw. Ausgehend von Kohle (reiner Kohlenstoff) gibt jedes Kohlenstoff-Atom vier Elektronen an zwei Sauerstoff-Atome zur Ausbildung von zwei Doppelbindungen ab. Es entsteht Kohlenstoffdioxid (CO2).

Kohlenstoff + Sauerstoff → Kohlenstoffdioxid

Nahrung wird im Körper in den vielen Schritten des biochemischen Stoffwechsels unter anderem zu körpereigenen Stoffen, Kohlenstoffdioxid (CO2) und Wasser oxidiert. Ein Beispiel ist die β-Oxidation von Fettsäuren. Auch die enzymatische Bräunung beruht auf der Oxidation. Nicht nur in vivo, auch in vitro können organische Stoffe auf vielfältige Weise mit Sauerstoff reagieren: Ein primärer Alkohol (Alkanol) wird sanft oxidiert. Dabei entsteht zunächst ein Aldehyd (Alkanal), bei nochmaliger Oxidation eine Carbonsäure (Alkansäure). Bei energischerer Oxidation kann der Schritt zum Aldehyd übersprungen werden, so dass die Oxidation des primären Alkohols direkt zur Isolation einer Carbonsäure führt.[2] Wird ein sekundärer Alkohol oxidiert, so bildet sich dabei ein Keton (Alkanon).[3] Tertiäre Alkohole können auf Grund ihrer bereits vorhandenen drei C-Bindungen nicht zu einer Carbonylverbindung oxidiert werden.

Eisen rostet (korrodiert) unter dem Einfluss von Sauerstoff und bildet verschiedene Eisenoxide (Rost, Fe2O3, Fe3O4, FeO). Aluminium überzieht sich durch Luftoxidation mit einer Schutzschicht aus Aluminiumoxid.

Bei der Reaktion von Wasserstoff mit Sauerstoff (siehe Knallgas) entsteht Wasser (Wasserstoffoxid, H2O):

Wasserstoff + Sauerstoff (Knallgas) reagieren zu Wasser

Moderne Definition

Auch heute noch assoziiert man mit dem Begriff Oxidation vielfach die Umsetzung mit (Luft-)Sauerstoff und die Bildung von Oxiden. Jedoch ist im Rahmen der allgemeineren Definition diese Reaktion nur eine von vielen, die sich mit Hilfe der Valenzelektronentheorie erklären lässt.

Reagiert z. B. ein Metallatom mit einem Sauerstoff-Atom, so kann man die Oxidation des Metalls und somit die Metalloxidbildung anhand folgender Reaktionsgleichungen nachvollziehen:

Oxidation:
Oxidation: Das Metall M gibt zwei Elektronen ab.
Reduktion:
Reduktion: Sauerstoff nimmt pro Atom je zwei Elektronen auf.
Redoxreaktion: Sauerstoff oxidiert das Metall und wird dabei selbst reduziert.

Sauerstoff hat in diesem Fall die Tendenz, durch Aufnahme von zwei Elektronen eine stabile Valenzelektronenschale mit insgesamt acht Elektronen aufzubauen (Oktettregel). Das Metall wiederum kann durch Abgabe der Elektronen teilbesetzte Schalen auflösen und so die nächstniedrigere stabile Elektronenkonfiguration erreichen.

Oxidation ohne Sauerstoff

Der erweiterte Begriff der Oxidation wird heute auf Reaktionen angewandt, die nach dem gleichen chemischen Prinzip ablaufen, auch wenn kein Sauerstoff daran beteiligt ist. In diesem weiteren Sinne bedeutet Oxidation das Abgeben von Elektronen. Zum Beispiel gibt bei der Reaktion von Natrium und Chlor zu Natriumchlorid das Natriumatom ein Elektron an das Chloratom ab, Natrium wird also oxidiert. Im Gegenzug wird Chlor dabei reduziert.

Teilreaktion Oxidation
Natrium gibt ein Elektron ab.
Teilreaktion Reduktion
Im Gegenzug wird Chlor durch Aufnahme eines Elektrons reduziert.
Gesamtreaktion
Natrium und Chlor reagieren in einer Redoxreaktion miteinander.

Da Chlor nur molekular als Cl2 in die Reaktion eingeht, schreibt man stöchiometrisch richtig:

Siehe auch

Weblinks

Commons: Oxidation - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
 Wiktionary: Oxidation – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Wiktionary: Oxydation – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. IUPAC. Compendium of Chemical Terminology, 2nd ed. (the "Gold Book"). Compiled by A. D. McNaught and A. Wilkinson, Blackwell Scientific Publications, Oxford (1997), doi:10.1351/goldbook.O04362.
  2. Ulrich Lüning: Organische Reaktionen, 2. Auflage, Elsevier GmbH, München, 2007, S. 145, ISBN 978-3-8274-1834-0.
  3. Hans Beyer und Wolfgang Walter: Organische Chemie, S. Hirzel Verlag, Stuttgart, 1984, S. 201, ISBN 3-7776-0406-2.


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Oxidation aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.