Freie Energie (Parawissenschaft): Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 5. August 2019, 12:19 Uhr

Freie Energie ist eine vermeintlich unerschöpflich zur Verfügung stehende Energiequelle, die etablierte Energiequellen wie fossile oder erneuerbare Energien ersetzen können soll. Die Existenz einer solchen Energiequelle ist weder belegt noch wissenschaftlich anerkannt. Menschen, die an ihre Existenz und Nutzbarkeit glauben, beantworten die ihnen entgegengebrachte Skepsis oft mit Verschwörungstheorien. Verschwörungstheoretiker behaupten, dass das sogenannte „Wissen um die freie Energie“ von der Regierung oder Organisationen aus wirtschaftlichen Interessen unterdrückt werde.

Originär ist Freie Energie ein Begriff der Physik und bezeichnet dort diejenige Energie, die einem thermodynamischen System maximal als Arbeit entnommen werden kann. Siehe auch thermodynamisches Potential.

Physikalische Grundlagen

Die Anhänger der freien Energie behaupten, Systeme zu ihrer Nutzbarmachung seien keine Perpetua-Mobilia-Maschinen, die den Energieerhaltungssatz verletzen und nach den anerkannten Prinzipien der Physik nicht möglich sind. Freie Energie sei vielmehr eine real existierende Form von Energie, die an jedem Ort so reichlich zur Verfügung stehen bzw. aus der Umgebung so ausreichend „nachfließen“ soll, dass ihre „Entnahme“ samt nachfolgender Umwandlung in klassische Energieformen den Energieerhaltungssatz nicht verletze. Dabei wird auch der Begriff der „neuen Physik“ oder „wahren Physik“ verwendet, die dies erklären soll.

Als Grundlage für die Annahmen über freie Energie wird oft die in der Physik tatsächlich vorhergesagte und experimentell nachgewiesene Nullpunktsenergie angeführt. Sie ist eine Konsequenz der Quantenfeldtheorie und Folge des nichtverschwindenden Energieterms eines harmonischen Oszillators am absoluten Nullpunkt. Als indirekter Nachweis der Nullpunktsenergie gilt der von Hendrik Casimir vorhergesagte und nach ihm benannte Casimir-Effekt, der bewirkt, dass zwischen zwei leitfähigen Objekten im Vakuum eine Kraft wirkt, die beide zusammendrückt. Der Effekt ist zuerst 1956 experimentell nachgewiesen und danach mehrfach bestätigt worden. In der Astronomie gilt die Nullpunktsenergie als ein Kandidat für die sogenannte Dunkle Energie, welche eine Erklärung für die beobachtete beschleunigte Expansion des Universums bieten würde. Die tatsächliche technische Nutzbarmachung der Nullpunktsenergie gilt als unmöglich, da eine Kraftwirkung allein (wie beim Casimir-Effekt) dem System keine Energie entzieht bzw. die Herstellung des Ausgangszustands (Platten auseinanderziehen) genauso viel Energie verbraucht.

Darüber hinaus sind die Angaben zur Natur der freien Energie und zu den Möglichkeiten ihrer Gewinnung und Nutzbarmachung sehr widersprüchlich. Von Verfechtern der freien Energie werden für die postulierten Phänomene oft physikalische Begriffe verwendet, allerdings mit einer anderen Bedeutung als in der Physik. Dadurch soll der Eindruck erweckt werden, die Existenz der freien Energie sei wissenschaftlich anerkannt. Unter anderem zählen dazu:[1][2]

Der Wissenschaft ist eine solche freie Energie nicht bekannt, genauso wenig wie Wechselwirkungen, die eine Umwandlung in bekannte Energieformen ermöglichen könnten. Trotz wiederholter Behauptungen von Verfechtern der freien Energie, ihnen sei die Nutzbarmachung dieser Energieform durch sogenannte „Freie-Energie-Systeme“ gelungen, gibt es bislang keinen wissenschaftlichen Nachweis der tatsächlichen Existenz eines solchen Systems.

Verschwörungstheorien

Zur Erklärung, warum es nicht nur solche Maschinen nicht gibt, sondern nicht einmal nähere Informationen über ihre Funktionsweise, wird häufig auf Verschwörungstheorien zurückgegriffen: So wird behauptet, schon das Wissen über freie Energie werde durch die Energiewirtschaft und andere interessierte Kreise unterdrückt, die aus kommerziellem Interesse die Nutzung dieser umweltfreundlichen und unbegrenzt verfügbaren Energieform gezielt verhindern würden.[3]

Viele Verfechter der freien Energie sind Esoteriker. Durch diese Überschneidung wird die freie Energie auch mit anderen Ansichten in Verbindung gebracht.[2]

Beispiele

Nikola Tesla

Bei der freien Energie spielen auch historisch bedeutende Personen wie Nikola Tesla eine Rolle. Seine Person und Arbeiten wie der Magnifying transmitter werden im Bereich der Legendenbildung oft als Beispiel für die praktische Anwendung von freier Energie erwähnt.

Nikola Tesla war eine schillernde Persönlichkeit mit guten Kontakten in die gehobene New Yorker Gesellschaft und zu Geldgebern wie J. P. Morgan. Ab 1890 spekulierte er über Möglichkeiten zur Nutzung der im Weltraum vorhandenen Energie, wobei er betonte, dass nicht die statische, sondern nur die kinetische Energie nutzbar sei. In der Januar-Ausgabe 1901 des auflagenstarken US-Magazins Collier’s Weekly behauptete er, bereits 1899 Kontakt mit Außerirdischen gehabt zu haben. Im März 1901 meldete er sein Patent für einen Apparat zum Gebrauch von Strahlungsenergie an, der „Raumenergie“ auffangen und in elektrische Energie umwandeln soll.[4] In der eigentlichen Patentschrift findet sich allerdings kein Hinweis auf „freie Energie“ oder „Raumenergie“:

„The apparatus being arranged as shown, it will be found that when the radiations of the sun or of any other source capable of producing the effects before described fall upon the plate P an accumulation of electrical energy in the condenser C will result.“

„Es zeigt sich, dass mit dem wie dargestellt aufgebauten Apparat die Strahlung der Sonne oder einer beliebigen anderen Quelle, die die zuvor beschriebenen Effekte hervorrufen kann, beim Auftreffen auf die Platte P eine Akkumulation elektrischer Energie im Kondensator C bewirkt.“

Nikola Tesla: US-Patentschrift 685.957, S. 2, Z. 44 ff.[5]

Durch diese Maschine soll also die elektromagnetische Strahlung der Sonne durch eine Photozelle („Plate P“) in elektrischen Strom umgewandelt und damit ein Kondensator geladen werden.

Viktor Schauberger

Der österreichische Naturforscher Viktor Schauberger soll eine sogenannte „Forellenturbine“ oder „Repulsine“ erfunden haben, mit der sich angeblich unbegrenzt Energie gewinnen ließ und mit der das NS-Regime angeblich Reichsflugscheiben angetrieben haben soll.[6]

Wasserantrieb

Der Wasserantrieb soll mittels freier Energie als hypothetisches Antriebssystem funktionieren, beispielsweise für Kraftfahrzeuge, die ausschließlich Wasser als Betriebsstoff nutzen. Nicht zu verwechseln ist dieser Antrieb mit durch Wasserstoff betriebenen Antriebsmaschinen.

Der als Betrüger verurteilte Stanley Meyer ist Inhaber von neun Patenten, die direkt mit Wasser betriebene Kraftfahrzeuge zum Inhalt haben.[7][8] Er starb 1998 an einem Hirnschlag.[8] Von Anhängern der freien Energie wird hingegen behauptet, Meyer sei von der Ölindustrie, arabischen Killern und von US-Regierungsstellen verfolgt und schließlich vergiftet worden, um seine Erfindung nicht publik werden zu lassen.[9][10]

Siehe auch

Literatur

  • Norbert Aust: Freie Energie und Nullpunktsenergiemaschinen. In: Skeptiker 4/2016, S. 160–168.

Einzelnachweise

  1.  Peter Lay: Enzyklopädie Freie Energie – Über 200 Fachbegriffe anschaulich erklärt. 1. Auflage. Michaels-Verlag, Peiting 2004, ISBN 3-89539-231-6.
  2. 2,0 2,1  Holm Hümmler: Tachyonen – Schnelles Geld mit schnellen Teilchen – oder ohne? Ein missbrauchter Begriff der Physik. In: Skeptiker. Nr. 4/2002, GWUP, ISSN 0936-9244, S. 154–155.
  3. Helmut Reinalter: Verschwörungstheorien. Theorie, Geschichte, Wirkung. Studien Verlag, Innsbruck, Wien, Bozen 2002, S. 86; Michael Barkun: A culture of conspiracy. Apocalyptic visions in Contemporary America. UCP, Berkeley 2003, S. 32, 103 ff., 183 u.ö.; James McConnachie und Robin Tudge: Rough Guide to Conspiracy Theories. 3. Auflage, Rough Guides, London 2013, S. 271–276.
  4.  Michael Krause: Wie Nikola Tesla das 20. Jahrhundert erfand. 1. Auflage. Wiley, 2010, ISBN 978-3-527-50431-2, S. 244.
  5. Patent US685957: Apparatus for the Utilization of Radiant Energy. Erfinder: Nikola Tesla.
  6. Eduard Gugenberger, Franko Petri, Roman Schweidlenka: Weltverschwörungstheorien. Die neue Gefahr von Rechts. Deuticke, Wien 1998, S. 158.
  7. Tony Edwards: End of road for car that ran on Water. In: The Sunday Times, Times Newspapers Limited, 1. Dezember 1996, S. Features 12. Abgerufen am 16. Mai 2007. 
  8. 8,0 8,1 Dean Narciso: The Car that Ran on Water. (Nicht mehr online verfügbar.) In: The Columbus Dispatch. 8. Juli 2007, archiviert vom Original am 14. Februar 2008; abgerufen am 24. März 2008. i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dispatch.com
  9. Water Powered Car report on Meyer’s death. In: waterpoweredcar.com. Abgerufen am 24. März 2008.
  10. Philip Ball: Burning water and other myths. In: Nature News. 14. September 2007, abgerufen am 14. September 2007 (He died in 1998 after eating at a restaurant; the coroner diagnosed an aneurysm, but the conspiracy web still suspects he was poisoned.).


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