Hans-Georg Schweppenhäuser und Wilhelm Schmundt: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Hans-Georg Schweppenhäuser''' (* 12.9.1898 in Großbundenbach bei Zweibrücken, † 27.2.1983 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Unternehmer, Ingenieur, Sozialwissenschaftler und [[Anthroposoph]].
[[Datei:Wilhelm Schmundt.jpg|thumb|Wilhelm Schmundt]]
'''Wilhelm Schmundt''' (* 10.1.1898 in Metz/Lothringen, † 23.4.1992 in Hannover) war ein deutscher Unternehmer, Ingenieur, Sozialwissenschaftler, [[Waldorflehrer]] und [[Anthroposoph]].
 


==Leben==
==Leben==


Nach dem Besuch des Gymnasiums in Homburg und Zweibrücken wurde er 1916 zum Kriegsdienst eingezogen. Nach seiner Entlassung aus dem Militärdienst 1919 studierte er an der TH Darmstadt und an der TH München Maschinenbau und Elektrotechnik. Diesem Studium verdankte er spätere Leitungsfunktionen in Stahlbau und Energiewirtschaft.
''Wilhelm Schmundt'' wurde im damals deutschen Metz in eine ostpreußische Offiziersfamilie hineingeboren und durchlebte eine unbeschwerte Kindheit und Jugend.
Mitte der 20er Jahre begegnete ''Hans-Georg Schweppenhäuser'' der [[Anthroposophie]] und der [[Christengemeinschaft]]. In der Umbruchsituation nach dem Ende des 2. Weltkriegs setzte er sich sehr für anthroposophische Anliegen bei der Neugestaltung des Staates, der Kultur und der Wirtschaft ein. Damals galt er als ein Schüler von Prof. [[Folkert Wilken]]. Als er 1963 in den Ruhestand trat, konnte er sich ganz dem anthroposophisch-sozialwissenschaftlichen Impuls widmen und gründete das sozialwissenschaftliche "Institut für soziale Gegenwartsfragen e.V.", dessen Leiter und Dozent er bis zum Tode blieb. Zahlreiche grundlegende Forschungen zum Geldwesen und zur Überwindung des Gegensatzes von [[Kapital]] und [[Arbeit]] sind ihm zu verdanken.
Mit 17 Jahren kam er zum Militär. Unmittelbar nach seiner Entlassung aus dem Kriegsdienst begann er noch 1918 ein Studium an der TH Berlin-Charlottenburg.
Zu persönlichen Schülern von ''Hans-Georg Schweppenhäuser'' wurden [[Helmut Woll]], [[Christian Matthiesen]] und [[Manfred Kannenberg-Rentschler]], die in der Zeitschrift ''BAUSTEINE - Zeitschrift für theoretische Ökonomie und soziale Frage'', das von ihm vorbereitete in ihrer persönlichen - manchmal auch unzulänglichen - Weise bis in die späten 90er Jahre fortführten.
Durch Kommilitonen gewann er Anschluß an die Jugendbewegung der Wandervögel. Dort wurde viel gelesen und diskutiert. Auch Rudolf Steiners Werk "Die Kernpunkte der sozialen Frage" fand dort Beachtung. Nach dem Diplom-Abschluß des Studiums blieb ''Wilhelm Schmundt'' noch für zwei Jahre als Assistent am Institut für Physik an der Technischen Hochschule.
 
1926 besuchte er das erste Mal das [[Goetheanum]] anläßlich einer Tagung der Jugendsektion.
 
Rundbriefe, die Ende der 20er Jahre von [[Bernhard Behrens]] (Hamburg) verschickt worden waren, weckten bei ''Wilhelm Schmundt'' das Interesse sich mit Fragen des Geldes und des Kapitals aus anthroposophischer Sicht zu beschäftigen.
 
''Wilhelm Schmundt'' machte Karriere beim Ostpreußenwerk und gründete eine Familie.
1940 lernte er den in der Elektrizitätsversorgung Schleswig-Holsteins tätigen Anthroposophen
[[Hans-Georg Schweppenhäuser]] kennen, woraus sich eine lebenslange Freundschaft entwickelte.
 
Auf Bitten von [[Wolfgang Rudolph]] übernahm ''Wilhelm Schmundt'' nach Ende des 2. Weltkrieges
eine Lehrtätigkeit an der Freien Waldorfschule Hannover in den Fächern Mathematik und Physik.
Er war bis zu seiner Pensionierung 1965 als Lehrer tätig.
 
Seit 1950 widmete er sich in Aufsätzen und Studien der Sozialen Dreigliederung Rudolf Steiners.
Auf dem Achberger Jahreskongreß 1973 fand die entscheidende Begegnung mit [[Joseph Beuys]] statt, der danach die Schmundt'schen Arbeitsergebnisse übernahm und in sein Werk integrierte.
[[Joseph Beuys]] nannte ihn schließlich kurz vor seinem Tode "unseren großen Lehrer"<ref>Ulrich Rösch: ''Wilhelm Schmundt''. In: Bodo von Plato, Anthroposophie im 20. Jahrhundert. Ein Kulturimpuls in biographischen Porträts, Vlg. am Goetheanum, Dornach 2003, S. 719 - 720</ref>.  


==Zitat==
''Wilhelm Schmundt'' entfaltete nun eine rege Reise- und Vortragstätigkeit bis in das hohe Alter hinein und publizierte seine entscheidenden Schriften.
"Man kann nicht darüber hinwegsehen, wie unkoordiniert die Dreigliederungsbestrebungen selbst sind, wie da Diskrepanzen bestehen, selbst oft da, wo es sich um die Grunderkenntnisse und ihre Interpretation handelt; und wie dadurch notwendigerweise die Tendenz zur Cliquenbildung entstehen mußte. Hängt es mit dieser nicht auch zusammen, wenn die Sache der Dreigliederung in einem halben Jahrhundert niemals über einen engen Kreis von Mitgliedern, Unentwegten und Sympathisanten in der anthroposophischen Bewegung und literarisch nicht eigentlich über ihre Verlage hinausgekommen ist?"<ref>Hans-Georg Schweppenhäuser: ''Stufen des sozialen Bewußtseins''. In: Reinhard Giese (Hg.): Sozial handeln - aus der Erkenntnis des sozial Ganzen. Soziale Dreigliederung heute, Vlg. Reinhard Giese, Rabel 1980, S. 186 - 191, hier: S. 188</ref>


==Werke (Auswahl)==
Am 23.4.1992 starb er, mittlerweile zurückgezogen von der Öffentlichkeit, in einem anthroposophischen Altersheim.


*''Das Eigentum an den Produktionsmitteln'', Soziale Gegenwartsfragen Heft 1, Berlin 1963, [http://www.dreigliederung.de/essays/1963-10-001.html PDF]
==Kritik==
*''Macht des Eigentums''. Auf dem Weg in eine neue soziale Zukunft, Radius Verlag, Stuttgart 1970
*''Erfahrungen aus der sozialwissenschaftlichen Arbeit'', Berlin 1970
*''Der soziale Auftrag der Anthroposophie und die soziale Verantwortung der Anthroposophen'', Vlg. Die Kommenden, Freiburg i.Br. 1971
*''Fallstudien Nr. 6a: Auseinandersetzung mit [[Wilhelm Schmundt]]'', Freiburg i.Br. 1981
*''Das Mysterium des Geldes'', Vlg. Die Kommenden, Freiburg i.Br. 1981
*''Das kranke Geld''. Vorschläge für eine soziale Geldordnung von morgen, Radius Verlag, Stuttgart 1971
::: (Neuauflage) ''Das kranke Geld''. Vorschläge für eine soziale Geldordnung von morgen, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt a.M. 1982
*''Arbeit, Lohn und Preis in ihrem Zusammenhang'', Vlg. am Goetheanum, Dornach 1984
*''Das soziale Rätsel in den Wandlungen der Individuen und der Gesellschaften der Neuzeit'', Vlg. am Goetheanum, Dornach 1985 ''(Das unvollendete Spätwerk)''
*''Das Wesentliche im Zeitgeschehen'', Rubrik in: Zeitschrift "Die Kommenden", ''(auch heute noch lesenswerte Kommentare)''.
*''Die organische Geldordnung'', Institut für soziale Gegenwartsfragen e.V. Berlin, Freiburg i.Br., 1975, [http://www.dreigliederung.de/download/1975-02-001.pdf PDF]
*''Das Eigentum an den Produktionsmitteln. Studie zur Frage nach der Ursache und Überwindung des sozialen Gegensatzes'', Herausgegeben vom Institut für soziale Gegenwartsfragen als "Soziale Gegenwartsfragen Heft 1", Berlin 1963 [http://www.dreigliederung.de/download/1963-10-001.pdf PDF]


==Literatur==
"Wilhelm Schmundt wollte die soziale Dreigliederung ''ins Rechte'' denken, und das ist ihm leider gelungen. Er hat nämlich alles, was Rudolf Steiner zum Wirtschaftsleben und zum Geld gesagt hat, so umgedeutet, daß es einen rechtlichen Charakter bekommen hat. Er konnte nur in solchen Kategorien wie Rechten und Pflichten denken und mußte die soziale Dreigliederung entsprechend amputieren.


*Manfred Kannenberg-Rentschler: ''Die Dreigliederung des Geldes und das freie Geistesleben - ein Beitrag zur internationalen Schuldenkrise'', Vlg. am Goetheanum, Dornach 1988
Die verheerenden Folgen sieht man noch heute bei seinen Anhängern, die das Geld demokratisieren wollen, statt das Wirtschaftsleben durch die Schaffung von Assoziationen in die Lage zu versetzen, das Geld wieder an der Realwirtschaft zu koppeln."<ref>http://www.dreigliederung.de/wilhelmschmundt/ </ref>
*Michael Heinen-Anders: ''[[Kapitalneutralisierung]] als Dreigliederungsaufgabe'', BOD, Norderstedt 2013


==Einzelnachweise==
==Einzelnachweise==


<references />
<references />
==Werke (Auswahl)==
*''Erkenntnisübungen zur Dreigliederung des sozialen Organismus'', Achberger Verlag, Achberg 1982 (Neuauflage 2003)
*''Der soziale Organismus in seiner Freiheitsgestalt'', (Studienmaterial der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft), Philosophisch-Anthroposophischer Vlg. am Goetheanum, Dornach 1977
:::(Neuauflage) ''Der soziale Organismus in seiner Freiheitsgestalt'', FIU-Verlag, Wangen 1993 (3. Auflage)
*''Zwei Grundprobleme des 20. Jahrhunderts'', Freie Volkshochschule Argental, Wangen 1988
*''Zeitgemäße Wirtschaftsgesetze''. Über die Rechtsgrundlagen einer nachkapitalistischen, freien Unternehmensordnung >Entwurf einer Einführung<, Achberger Vlg., Achberg 1975
*''Die Aufgabe Mitteleuropas'', FIU-Verlag, Wangen 1997
*''Denkschritte - Auf dem Weg zur Idee des sozialen Organismus'', FIU-Verlag, Wangen 1999
==Literatur==
* Rainer Rappmann (Hrsg): ''Die Kunst des sozialen Bauens''. Beiträge zu Wilhelm Schmundt, FIU-Verlag, Wangen 1993
* Rainer Rappmann (Hrsg.): ''Beuys, Dutschke, Schilinski, Schmundt. Vier Leben für Freiheit, Demokratie und Sozialismus'', FIU-Verlag, Wangen 1996
* [[Johannes Stüttgen]]: ''Ökonomie/Wirtschaftsleben''. In: Harald Szeemann (Hrsg.): Beuysnobiscum, Fundus/Vlg. der Kunst, Amsterdam; Dresden 1997, S. 269 - 281


==Weblinks==
==Weblinks==


*[http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=662 Biographischer Eintrag der Forschungsstelle Kulturimpuls]
*[http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=1131 Forschungsstelle Kulturimpuls zu ''Wilhelm Schmundt'']
*[http://www.fiu-verlag.com/detail.php?verlag_kat=3&buchID=73&navId=2 Verein Soziale Skulptur (Hg.): ''Die demokratische Bank'']
 
 


[[Kategorie:Mann]][[Kategorie:Anthroposoph]][[Kategorie:Autor]][[Kategorie:Soziales Leben]][[Kategorie:Ökonom]][[Kategorie:Wissenschaftler]][[Kategorie:Soziale Dreigliederung (Person)]]
[[Kategorie:Mann]][[Kategorie:Anthroposoph]][[Kategorie:Autor]][[Kategorie:Soziales Leben]]

Version vom 15. März 2013, 03:22 Uhr

Wilhelm Schmundt

Wilhelm Schmundt (* 10.1.1898 in Metz/Lothringen, † 23.4.1992 in Hannover) war ein deutscher Unternehmer, Ingenieur, Sozialwissenschaftler, Waldorflehrer und Anthroposoph.


Leben

Wilhelm Schmundt wurde im damals deutschen Metz in eine ostpreußische Offiziersfamilie hineingeboren und durchlebte eine unbeschwerte Kindheit und Jugend. Mit 17 Jahren kam er zum Militär. Unmittelbar nach seiner Entlassung aus dem Kriegsdienst begann er noch 1918 ein Studium an der TH Berlin-Charlottenburg. Durch Kommilitonen gewann er Anschluß an die Jugendbewegung der Wandervögel. Dort wurde viel gelesen und diskutiert. Auch Rudolf Steiners Werk "Die Kernpunkte der sozialen Frage" fand dort Beachtung. Nach dem Diplom-Abschluß des Studiums blieb Wilhelm Schmundt noch für zwei Jahre als Assistent am Institut für Physik an der Technischen Hochschule.

1926 besuchte er das erste Mal das Goetheanum anläßlich einer Tagung der Jugendsektion.

Rundbriefe, die Ende der 20er Jahre von Bernhard Behrens (Hamburg) verschickt worden waren, weckten bei Wilhelm Schmundt das Interesse sich mit Fragen des Geldes und des Kapitals aus anthroposophischer Sicht zu beschäftigen.

Wilhelm Schmundt machte Karriere beim Ostpreußenwerk und gründete eine Familie. 1940 lernte er den in der Elektrizitätsversorgung Schleswig-Holsteins tätigen Anthroposophen Hans-Georg Schweppenhäuser kennen, woraus sich eine lebenslange Freundschaft entwickelte.

Auf Bitten von Wolfgang Rudolph übernahm Wilhelm Schmundt nach Ende des 2. Weltkrieges eine Lehrtätigkeit an der Freien Waldorfschule Hannover in den Fächern Mathematik und Physik. Er war bis zu seiner Pensionierung 1965 als Lehrer tätig.

Seit 1950 widmete er sich in Aufsätzen und Studien der Sozialen Dreigliederung Rudolf Steiners. Auf dem Achberger Jahreskongreß 1973 fand die entscheidende Begegnung mit Joseph Beuys statt, der danach die Schmundt'schen Arbeitsergebnisse übernahm und in sein Werk integrierte. Joseph Beuys nannte ihn schließlich kurz vor seinem Tode "unseren großen Lehrer"[1].

Wilhelm Schmundt entfaltete nun eine rege Reise- und Vortragstätigkeit bis in das hohe Alter hinein und publizierte seine entscheidenden Schriften.

Am 23.4.1992 starb er, mittlerweile zurückgezogen von der Öffentlichkeit, in einem anthroposophischen Altersheim.

Kritik

"Wilhelm Schmundt wollte die soziale Dreigliederung ins Rechte denken, und das ist ihm leider gelungen. Er hat nämlich alles, was Rudolf Steiner zum Wirtschaftsleben und zum Geld gesagt hat, so umgedeutet, daß es einen rechtlichen Charakter bekommen hat. Er konnte nur in solchen Kategorien wie Rechten und Pflichten denken und mußte die soziale Dreigliederung entsprechend amputieren.

Die verheerenden Folgen sieht man noch heute bei seinen Anhängern, die das Geld demokratisieren wollen, statt das Wirtschaftsleben durch die Schaffung von Assoziationen in die Lage zu versetzen, das Geld wieder an der Realwirtschaft zu koppeln."[2]

Einzelnachweise

  1. Ulrich Rösch: Wilhelm Schmundt. In: Bodo von Plato, Anthroposophie im 20. Jahrhundert. Ein Kulturimpuls in biographischen Porträts, Vlg. am Goetheanum, Dornach 2003, S. 719 - 720
  2. http://www.dreigliederung.de/wilhelmschmundt/

Werke (Auswahl)

  • Erkenntnisübungen zur Dreigliederung des sozialen Organismus, Achberger Verlag, Achberg 1982 (Neuauflage 2003)
  • Der soziale Organismus in seiner Freiheitsgestalt, (Studienmaterial der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft), Philosophisch-Anthroposophischer Vlg. am Goetheanum, Dornach 1977
(Neuauflage) Der soziale Organismus in seiner Freiheitsgestalt, FIU-Verlag, Wangen 1993 (3. Auflage)
  • Zwei Grundprobleme des 20. Jahrhunderts, Freie Volkshochschule Argental, Wangen 1988
  • Zeitgemäße Wirtschaftsgesetze. Über die Rechtsgrundlagen einer nachkapitalistischen, freien Unternehmensordnung >Entwurf einer Einführung<, Achberger Vlg., Achberg 1975
  • Die Aufgabe Mitteleuropas, FIU-Verlag, Wangen 1997
  • Denkschritte - Auf dem Weg zur Idee des sozialen Organismus, FIU-Verlag, Wangen 1999

Literatur

  • Rainer Rappmann (Hrsg): Die Kunst des sozialen Bauens. Beiträge zu Wilhelm Schmundt, FIU-Verlag, Wangen 1993
  • Rainer Rappmann (Hrsg.): Beuys, Dutschke, Schilinski, Schmundt. Vier Leben für Freiheit, Demokratie und Sozialismus, FIU-Verlag, Wangen 1996
  • Johannes Stüttgen: Ökonomie/Wirtschaftsleben. In: Harald Szeemann (Hrsg.): Beuysnobiscum, Fundus/Vlg. der Kunst, Amsterdam; Dresden 1997, S. 269 - 281

Weblinks