Stereochemie und Borromäische Ringe: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Stereochemie''' (von {{ELSalt|στερεός}} ''stereós'' „fest, hart, starr, räumlich“) beschäftigt sich mit dem [[Raum|räumlichen]] Aufbau und dem räumlichen Ablauf [[Chemische Reaktion|chemischer Reaktionen]] von [[stereoisomere]]n [[Molekül]]en, die sich bei gleicher [[Summenformel]] und [[Konstitution (Chemie)|Konstitution]] durch die [[dreidimensional]]e räumliche Anordnung ihrer [[Atom]]e unterscheiden.  
[[Datei:BorromeanRings.svg|miniatur|280px|Borromäischer Knoten]]
[[File:Borromean rings.webm|thumb|400px|Borromäische Ringe]]
Die '''Borromäischen Ringe''' sind eine spezielle Anordnung von genau drei (biegsamen, nicht ebenen) Ringen, mathematisch gesprochen eine [[Verschlingung]] mit drei Komponenten, für die die Eigenschaft gilt:
Löst man einen der Ringe heraus, so sind auch die beiden anderen frei. Das heißt, die Ringe sind paarweise unverschlungen, obwohl alle drei zusammengenommen unlösbar miteinander verschlungen sind. Diese Eigenschaft wurde vom Mathematiker [[Hermann Brunn]] formuliert und untersucht.  


== Contergan-Skandal ==
Ihren Namen haben sie von der italienischen Familie der [[Borromeo|Borromäer]], die die Ringe in ihrem Familien[[wappen]] führte und als [[Knopf (Kleidung)|Knöpfe]] an ihren [[Uniform]]en trug.
[[Datei:Thalidomide-structures.png|mini|300px|Die beiden Stereoisomere des Thalidomids:<br />Links: (''S'')-Thalidomid<br />Rechts: (''R'')-Thalidomid]]
 
Der genaue räumliche Bau der Moleküle ist insbesondere für biologisch aktive Moleküle von entscheidender Bedeutung. Ein tragisches Beispiel dafür ist der in den Jahren 1961-1962 aufgedeckte [[w:Contergan-Skandal|Contergan-Skandal]]. [[w:Contergan|Contergan]], das den [[Wirkstoff]] [[w:Thalidomid|Thalidomid]] enthielt, wurde seit 1957 als nebenwirkungsfreies mildes Beruhigungs- und Schlafmittel rezeptfrei verkauft und führte bei schwangeren Frauen häufig zu schweren Fehlbildungen des [[Fötus]], die in schweren Fällen sogar zu fehlenden Gliedmaßen und Organen bei Neugeborenen führten. Der ursächliche Zusammenhang mit dem Wirkstoff Thalidomid wurde erst nach und nach entdeckt. Anfangs vermutete man die Ursache vielmehr in den weltweiten Atomwaffentests, die damals noch oberirdisch audgeführt wurden. Thalidomid existiert in zwei spiegelbildlichen stereoisomeren Formen, von denen heute dem (R)-Thalidomid die [[sedativ]]e und dem (S)-Thalidomid die fruchtschädigende Wirkung zugeschrieben wird. Da sich die beiden [[Stereoisomere]] in ihren physikalischen und chemischen Eigenschaften kaum unterscheiden, sind sie nur sehr schwer voneinander zu trennen und wurden daher als Gemisch verkauft und dadurch das Unglück heraufbeschworen.
Wegen der Brunnschen Eigenschaft galten und gelten die Ringe in vielen Kulturen der Welt als Symbol für Vernetzung oder für Stärke durch Einigkeit. Häufig werden die Ringe mit drei ebenen Kreisen abgebildet; eine solche Form ist aber geometrisch unmöglich.
 
Molekulare borromäische Ringe wurden von [[Fraser Stoddart]] und Kollegen synthetisiert.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Stereochemie}}
* {{WikipediaDE|Borromäische Ringe}}
* {{WikipediaDE|Stereochemie}}
 
== Literatur ==
* Peter Cromwell, Elisabetta Beltrami, Marta Rampichini: ''The Borromean Rings'', Mathematical Intelligencer, 1998, Nr. 1, S. 53
* Charles Livingston: ''Knotentheorie für Einsteiger'', 1995, Vieweg-Verlag, Braunschweig/Wiesbaden, ISBN 3-528-06660-1
 
== Weblinks ==
{{Commonscat|Borromean rings|Borromäische Ringe}}
* [http://www.ruhr-uni-bochum.de/rubin/rbin2_01/natur/Beitrag1/index2.html Ruhr-Universität-Bochum Naturwissenschaften]


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[[Kategorie:Stereochemie|!]]
{{Wikipedia}}
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Version vom 27. Februar 2019, 07:46 Uhr

Borromäischer Knoten
Borromäische Ringe

Die Borromäischen Ringe sind eine spezielle Anordnung von genau drei (biegsamen, nicht ebenen) Ringen, mathematisch gesprochen eine Verschlingung mit drei Komponenten, für die die Eigenschaft gilt: Löst man einen der Ringe heraus, so sind auch die beiden anderen frei. Das heißt, die Ringe sind paarweise unverschlungen, obwohl alle drei zusammengenommen unlösbar miteinander verschlungen sind. Diese Eigenschaft wurde vom Mathematiker Hermann Brunn formuliert und untersucht.

Ihren Namen haben sie von der italienischen Familie der Borromäer, die die Ringe in ihrem Familienwappen führte und als Knöpfe an ihren Uniformen trug.

Wegen der Brunnschen Eigenschaft galten und gelten die Ringe in vielen Kulturen der Welt als Symbol für Vernetzung oder für Stärke durch Einigkeit. Häufig werden die Ringe mit drei ebenen Kreisen abgebildet; eine solche Form ist aber geometrisch unmöglich.

Molekulare borromäische Ringe wurden von Fraser Stoddart und Kollegen synthetisiert.

Siehe auch

Literatur

  • Peter Cromwell, Elisabetta Beltrami, Marta Rampichini: The Borromean Rings, Mathematical Intelligencer, 1998, Nr. 1, S. 53
  • Charles Livingston: Knotentheorie für Einsteiger, 1995, Vieweg-Verlag, Braunschweig/Wiesbaden, ISBN 3-528-06660-1

Weblinks

Commons: Borromäische Ringe - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema


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