Birger Priddat und Universalismus (Religionswissenschaft): Unterschied zwischen den Seiten

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'''Birger P. Priddat''' (* [[13. Februar]] [[1950]] in [[Leuna]]) ist ein deutscher Ökonom und Philosoph. Seit August 2007 ist er Inhaber des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre und Philosophie an der Wirtschaftsfakultät an der privaten [[Universität Witten/Herdecke]]. Von August 2007 bis Dezember 2008 war er [[Präsident (Verwaltung)|Präsident]] der Universität.
'''Universalismus''' charakterisiert Religionen, die ihre Glaubensangebote und Heilsversprechen beziehungsweise ihre Gebote an alle Menschen adressieren, unabhängig von ihrer ethnischen Zugehörigkeit sowie über politische und territoriale Grenzen hinweg. Dieses ideale Menschentum auf interkonfessioneller Grundlage wird auch als ''religiöser Kosmopolitismus'' bezeichnet<ref>{{Google Buch|BuchID=xaF_BwAAQBAJ|Seite=175}}</ref>. Auch die ''kosmische Religion'' sowie persönliche Glaubenserfahrungen werden dem religiösen Universalismus zugerechnet. Außerdem bezeichnet das Ideal des religiösen Universalismus die Vorstellung, wonach alles Seiende deutliche Spuren Gottes an sich trägt. Der Versuch, aus der menschlichen Vernunft sowie aus der Betrachtung der Schöpfung (Natur) Erkenntnis über Gott zu gewinnen, ist ein Charakteristikum der [[Natürliche Theologie|natürlichen Theologie]]. Die natürliche Theologie erhebt nicht den Anspruch einer Religion, es geht ihr vielmehr um die geistige Durchdringung des Weltzusammenhangs mit wissenschaftlicher Methodik.


== Leben ==
== Konzepte des religiösen Universalismus ==
Nationale und soziale Schranken verlieren vor dem religiösen Universalismus ihre Bedeutung. Dieses Konzept grenzt sich von den Nationalreligionen klar ab und wird als [[Weltreligion]] bezeichnet. Damit sind vor allem der [[Buddhismus]], das [[Christentum]] und der [[Islam]] gemeint. Dabei kommt es darauf an, deren universalistischen Charakter durch Missionsarbeit durchzusetzen.<ref>{{Google Buch|BuchID=m78mBAAAQBAJ|Seite=76}}</ref> Auch die Gegensätze zwischen den Konfessionen sollen überwunden beziehungsweise die verschiedenen Religionen miteinander verschmolzen werden. Im Sinne eines positiven Pragmatismus wird dabei von „Religions-Esperanto“ gesprochen. Das Konzept des religiösen Universalismus geht weit über die Idee der Ökumene hinaus. In der modernen Rezeption wird die Meinung vertreten, der [[Apostel Paulus]] sei Begründer des ethischen Universalismus. Paulus trete „als Anwalt einer globalen, auch den Kosmos einbeziehenden Theologie auf, ohne dabei den Vorrang Israels zu leugnen“.<ref>{{Internetquelle |autor=Thomas Macho |url=http://www.cicero.de/salon/die-faszination-des-dreizehnten-apostels/44644/seite/4 |titel=Die Faszination des dreizehnten Apostels |hrsg=Cicero - Magazin für politische Kultur |datum=2009-09-08 |zugriff=2016-02-15 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20160215184958/http://www.cicero.de/salon/die-faszination-des-dreizehnten-apostels/44644/seite/4 |archiv-datum=2016-02-15 |offline=ja |archiv-bot=2018-12-03 07:48:22 InternetArchiveBot }}</ref>


1969 ging Priddat kurz vor dem Abitur vom Herzog-Ernst-Gymnasium in Uelzen ab und ging nach Paris. Im gleichen Jahr begann er ein Kunststudium an der Akademie am Lerchenfeld in Hamburg, das er 1971 abbrach. Er arbeitete im Stahlbau (Eggers & Kerhan) und auf einer Werft ([[Blohm + Voss]]). 1974 holte er in Uelzen das Abitur nach.
=== Israels religiöser Universalismus ===
Jahwe ist nicht der Gott eines bestimmten Stammes, sondern der Gott der gesamten Menschheit. Die Vorstellung von der inneren Verwandtschaft aller Menschen und die universale Geltung der Ethik sowie das menschliche Fühlen schließen jede Form eines religiösen Partikularismus aus. Damit geht eine objektive, gerechte und liebevolle Haltung gegenüber den sogenannten [[Ungläubiger|Heiden]] einher. Dieses menschliche Empfinden gilt als die Wurzel, aus der der religiöse Universalismus der [[Jüdische Religion|jüdischen Religion]] entspringt.<ref>{{Literatur |Autor=Julius Lewkowitz |Hrsg=Goethe-Universität Frankfurt am Main |Titel=Die Entstehung des ethischen und religiösen Universalismus |Sammelwerk=Ost und West: illustrierte Monatsschrift für das gesamte Judentum 1.191-23.1923,4 |Band=11-12 |Datum= |Seiten=555-562 |Kommentar=1,58 MB |Online=http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/cm/periodical/titleinfo/2606103 |Abruf=2016-02-15}}</ref>


Von 1974 bis 1979 studierte Priddat [[Volkswirtschaftslehre]], [[Philosophie]] und [[Arbeitspsychologie]] an der [[Universität Hamburg]]. Nach einer kurzen Tätigkeit in einer Unternehmensberatung promovierte er von 1980 bis 1985 bei [[Harald Scherf]] in Hamburg. Nach weiteren Assistententätigkeiten am Institut für Finanzwissenschaft (Prof. Engelhardt) und am Institut für Politikwissenschaften (Prof. Bermbach) sowie einem Forschungsaufenthalt an der [[Universität Wien]] erhielt<ref>Referentenporträts der
Dennoch ist die [[jüdische Religion]] in ihrer realen Ausprägung keine Universalreligion, sondern eine der großen [[Volksreligionen]], da sie untrennbar mit der [[ethnisch]]-[[Religion|religiösen]] Gruppe der [[Jude]]n verbunden ist.
Universitätsvorlesung "Zukunftsforschung heute": [http://www.institutfutur.de/_univorlesung/_referenten_priddat.htm Prof. Dr. Birger Priddat].</ref> Priddat 1991 einen Ruf auf den Lehrstuhl für Volkswirtschaft und Philosophie der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät an der [[Universität Witten/Herdecke]]. Von 1995 bis 2000 war er Dekan der Fakultät.


2004 wechselte Priddat auf den Lehrstuhl für Politische Ökonomie an die neu gegründete [[Zeppelin Universität]] in Friedrichshafen, deren Präsident [[Stephan A. Jansen]] bei ihm promoviert hatte. Dort war er auch ''Head of Department for Public Management & Governance''. Im August 2007 wurde er zum Präsidenten der Universität Witten/Herdecke berufen und hatte dort den Lehrstuhl für Politische Ökonomie inne.<ref>Quelle für biographische Daten: Lebenslauf auf [http://wga.dmz.uni-wh.de/orga/html/default/kgrp-76bbf3.de.html Priddats Homepage] bei der Universität Witten/Herdecke.</ref> (Dieses Fach vertrat er  weiterhin auch in einer Gastprofessur an der [[Zeppelin Universität bis 2014]].) Im Dezember 2008 trat er als Präsident in Witten zurück..<ref>[http://www.uni-wh.de/universitaet/presse/presse-details/artikel/ruecktritt-des-praesidenten-der-universitaet-wittenherdecke/ ''Rücktritt des Präsidenten der Universität Witten/Herdecke''] (Pressemitteilung der Universität vom 18. Dezember 2008, Zugriff am 13. September 2010)</ref> Er hatte zudem eine Gastprofessur an der [[Universität Basel]] zum Thema Wirtschaft und Religion inne (bis 2013). Und eine Gastprofessur an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen. Seit 2013 hat er wieder den Lehrstuhl für Volkswirtschaft und Philosophie inne und ist seit Okt. 2013 Dekan der Wirtschaftsfakultät der Universität Witten/Herdecke.
=== Christlicher Universalismus ===
Insbesondere in der katholischen Kirche wird die These des christlichen Absolutheitsanspruchs vertreten, wonach das Christentum, wenn es von der Bindung an ein Volk gelöst wird und einen christlichen Universalismus einleitet, beispielsweise ein vereintes Europa ermöglichen würde.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.ruhr-uni-bochum.de/pressemitteilungen-2002/msg00015.html |titel=Thesen, Titel und Dämonen - Europatag der kath. Theologie |hrsg=Ruhr-Universität Bochum |datum=2002-01-16 |zugriff=2016-02-15}}</ref> Das christliche Motto „Alle Menschen sind Brüder“ bedeutet im Umkehrschluss, dass jene, die nicht meine Brüder sind, auch keine Menschen sein können. Der christliche Universalismus neigt dazu, alle Nichtgläubigen und Falschgläubigen aus der Gesamtheit der Menschen auszuschließen. Im Christentum erhebt die indifferente und totale göttliche Gnade einen universalen Anspruch. Dagegen gibt es in den partikularen Religionen – und sogar im Islam – einen Ort für den Anderen.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.zeit.de/2000/25/200025.antwortchr._.xml |titel=Liebe ohne Gnade |hrsg=Die Zeit |datum=2000-06-15 |zugriff=2016-02-15}}</ref>


Priddat hat etliche Ämter in Gremien und Verbänden inne und ist als Berater tätig. So war er ab 2000 Berater von Bundeskanzler [[Gerhard Schröder|Schröder]] für die Themenkomplexe ''Zivilgesellschaft'' und ''New Governance'' und 2005 Mitglied der Arbeitsgruppe ''Elitenintegration'' an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. 2010 - 2012 war er Fellow der Forschungsinstitution "Zentrum für Religion, Wirtschaft und Politik" an der Universität Basel, in Kooperation mit dem collegium helveticum. Vom Oktober 2011 bis Oktober 2012 war er Fellow am Exzellenzcenter der [[Universität Konstanz]] (Kulturwissenschaften: subgroup Nichtwissen).
In einem wesentlich weiteren Sinne wird die christliche Lehre der [[Apokatastasis]] beziehungsweise [[Allaussöhnung]] mit einer Aussöhnung des Universums gleichgesetzt und unter diesem Aspekt als christlicher Universalismus bezeichnet. Die Lehre von der Allaussöhnung stützt sich auf das Neue Testament, wonach Gott in Zukunft das All mit sich aussöhnen wird.


Priddat ist Herausgeber verschiedener Schriftenreihen:
=== Unitarian Universalist Association ===
# ''Beiträge zur Geschichte der deutschsprachigen Ökonomie'' (mit Rieter / Hamburg) bei Metropolis / Marburg;
Basierend auf den Gedanken des christlichen Universalismus im Sinne der Allversöhnung ([[Apokatastasis]]) entstand ab dem 18. Jahrhundert in Nordamerika die [[w:Universalist Church of America|Universalist Church of America]], die sich im 20. Jahrhundert mit den [[Unitarismus (Religion)|Unitariern]] zur [[w:Unitarian Universalist Association|Unitarian Universalist Association]] zusammengeschlossen hat. Die heutige Unitarian Universalist Association hat sich inzwischen jedoch von ihren christlichen Wurzeln gelöst.
# ''Institutionelle und Evolutorische Ökonomik'' (mit Wegner / Wieland / Penz / Okruch / Wohlgemuth / Schefczyk), bei Metropolis/Marburg;
# ''Neue ökonomische Bibliothek'' bei [[Uni-Taschenbücher|UTB]] (Fink) / München.
# ''Beiträge zur Reorganisation des Staates'', Metropolis / Marburg
# ''[[Wirtschaftsphilosophie]]'' (mit Enkelmann), Metropolis / Marburg


== Wirken ==
=== Islamischer Universalismus ===
Priddats Forschungsschwerpunkte übergreifen die Geisteswissenschaften. Im Bereich der Ökonomik gehören dazu die Politische Ökonomie, [[Institutionenökonomie]], Theoriegeschichte der Ökonomie, Theorie der Arbeit, das Themenfeld Sprache und Ökonomie sowie [[Wirtschaftsphilosophie]]. Im Bereich der Politikwissenschaften forscht und lehrt er an politischer Philosophie, Politikprozessanalysen, Modernisierungsprozessen, Governance- und Netzwerk-Theorien. Außerdem arbeitet er an wissenschaftlicher Methodologie sowie Kultur, Kunst und Ökonomie im weitesten Sinne.
Das Prinzip des islamischen Universalismus kann als identitätsstiftendes Schema aufgefasst werden, wie es beispielsweise für die Organisation der [[w:Hisbollah|Hisbollah]] von Bedeutung ist. In diesem Fall wird der islamischen Identität Priorität über die nationale Zugehörigkeit eingeräumt. Der Islam wird als universale Botschaft für die gesamte Menschheit verstanden, die alle nationalen Identitäten umfasst.<ref>{{Internetquelle |autor=Erik Mohns |url=http://www.wollstein.net/Dokumente/AP/AP_38_Mohns.pdf |titel=Die Hizbollah - Chancen und Hindernisse bei der Transformation einer Guerilla in eine politische Bewegung in der libanesischen Nachkriegsgesellschaft |werk=Arbeitspapiere zu Problemen der internationalen Politik und der Entwicklungsländerforschung |hrsg=Geschwister-Scholl-Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München |datum=2005 |seiten=75 f |zugriff=2016-02-15 |format=PDF}}</ref> Es wird die Auffassung vertreten, dass der islamische Universalismus imperialistisch sei. Der Historiker [[w:Efraim Karsh|Efraim Karsh]] schlägt einen Bogen vom Propheten Mohammed über Sultan Saladin und Ayatollah Khomeiny bis Usama Bin Laden. Ihnen gemeinsam sei das Bestreben, die Menschheit mit dem Mittel des [[Jihadismus|Jihad]] zu islamisieren. Es wird kritisiert, Karsh benutze den Begriff Imperialismus für alles, was nach einem Reich strebt. Das heutige Weltsystem habe in Europa und Amerika seinen Ausgang genommen, während in den islamischen Ländern eine Antimoderne heranwachse. Einen islamischen Imperialismus – so sagen die Kritiker des Historikers Karsh – werde es kaum geben, solange dort nicht demokratische Ordnungen herrschen.<ref>{{Internetquelle |autor=Wolfgang G. Schwanitz |url=http://www.nzz.ch/articleE1Z4D-1.51442 |titel=Islam imperial |hrsg=Neue Zürcher Zeitung |datum=2006-08-05 |zugriff=2016-02-15 |kommentar=Buchbesprechung. Efraim Karsh: Islamic Imperialism. A history.}}</ref> Allerdings wirke der islamische Universalismus – im Gegensatz zur Krise des christlichen Glaubens im Abendland – vital und auf utopische Weise zukunftsbesessen. Der westliche konkurriert mit dem islamischen Universalismus und erzeugt Ablehnung statt Akzeptanz.<ref>{{Internetquelle |autor=Herbert Kremp |url=https://www.welt.de/debatte/article10926198/Warum-wird-der-westliche-Universalismus-so-gehasst.html |titel=Warum wird der westliche Universalismus so gehasst? |werk= |hrsg=Die Welt |datum=2010-11-14 |zugriff=2016-02-15 |sprache=}}</ref>


== Ehrungen und Auszeichnungen ==
=== Kosmische Religion ===
* ''2.  Preis des Thyssen-Preises für Sozialwissenschaften'', 1996. Für: Rational choice, Hermeneutik und Systemtheorie. Ein Beitrag zur Subjektivierung des Akteurs auf Null, In: ''Sociologia Internationalis.'' 33. Bd., H. 2, 1995.
Das Gefühl der Erhabenheit und der Harmonie der strukturellen Zusammenhänge, die sich sowohl in der Natur als auch in den menschlichen Gedanken offenbart, wird als kosmische Religiosität bezeichnet. Das menschliche Individuum möchte seine eigenen Beschränkungen überwinden und die Gesamtheit alles Seienden als etwas Einheitliches und Sinnvolles erleben. Kosmische Religiosität kennt keine Dogmen und keinen Gott, der nach dem Ebenbild des Menschen geschaffen wäre. Aus diesem Grunde ist ihr die Institution der Kirche fremd. Albert Einstein vertrat die Auffassung, dass es zu den wichtigsten Aufgaben von Kunst und Wissenschaft zählt, das Gefühl kosmischer Religiosität „unter den Empfänglichen zu wecken und lebendig zu erhalten“.<ref>{{Internetquelle |autor=Albert Einstein |url=http://quantenphilosophie.de/docu/Einstein_Religion_Wissenschaft_1939-1941.pdf |titel=Religion und Wissenschaft |datum=1939 |zugriff=2016-02-15 |format=PDF |offline=ja |archiv-bot=2019-05-20 10:53:08 InternetArchiveBot |archiv-url=https://web.archive.org/web/20160215185016/http://quantenphilosophie.de/docu/Einstein_Religion_Wissenschaft_1939-1941.pdf |archiv-datum=2016-02-15 }}</ref> In [[Einsteins kosmische Religion|Einsteins Drei-Stufen-Modell]] verkörpert die kosmische Religion die höchste religiöse Entwicklungsstufe, sie folgt auf Furchtreligion und Moralreligion. Einstein war bestrebt, Wissenschaft und Religion wieder zusammenzuführen.<ref>{{Internetquelle |autor=Burkhard Gladigow |url=http://www.zeitenblicke.de/2006/1/Gladigow/dippArticle.pdf |titel=Europäische Religionsgeschichte seit der Renaissance |werk=Zeitenblicke 5 (2006), Nr. 1 |zugriff=2016-02-15 |format=PDF}}</ref> Mit seiner Religiosität der Welterkenntnis fühlte er sich in der jüdischen Tradition verwurzelt:„Streben nach Erkenntnis um ihrer selbst willen, an Fanatismus grenzende Liebe zur Gerechtigkeit und Streben nach persönlicher Selbstständigkeit – das sind die Motive der Tradition des jüdischen Volkes, die mich meine Zugehörigkeit zu ihm als ein Geschenk des Himmels empfinden lassen.“ Mit diesen Worten säkularisierte Einstein den jüdischen Glauben zu einer „moralischen Einstellung im Leben und zum Leben“.<ref>{{Internetquelle |autor=Markus Pössel |url=http://www.cicero.de/salon/einsteins-kosmische-religiosit%C3%A4t/36717 |titel=Einsteins kosmische Religiosität |hrsg=Cicero - Magazin für politische Kultur |datum=2004-12-23 |zugriff=2016-02-15 |format=PDF}}</ref>
* ''Janssen-Cilag-Preis für Zukunftsarbeit (Medizin).'' 2000. Für: ''Ökonomie - ein Beitrag oder Widerspruch zu Gesundheit und Ethik?'' In: W. Braun, R. Schaltenbrand (Hrsg.): ''Pharmakoökonomie. Methodik, Machbarkeit und Notwendigkeit.'' Berichtsband zum 1. Symposium. Witten 1995.


== Werke ==
== Ideal des religiösen Universalismus ==
=== Als Autor (Monographien) ===
Der Würzburger Religionsdogmatiker und Philosoph [[w:Herman Schell|Herman Schell]] folgte dem Gottesideal der positiven [[Aseität]], der absoluten Unabhängigkeit Gottes, der den Grund seiner Existenz in sich selbst trägt.<ref>{{Literatur |Hrsg=Meyers Großes Konversations-Lexikon |Titel=Aseität |Band=1 |Ort=Leipzig |Datum=1905 |Seiten=850 |Online=http://www.zeno.org/nid/20006257801 |Abruf=2016-02-14}}</ref> In dieser Idealvorstellung liegen die Wurzeln des Schell′schen Universalismus. Die Grundlagen der Religiosität waren für ihn breiter als die Grenzen des Kreises, die die katholische Kirche ihm vorgab. Schell hatte die Vorstellung, dass alles um uns herum deutliche Spuren Gottes an sich trägt. Daraus entwickelte er beispielsweise in der Sakramentenlehre seine Grundgedanken über den Universalismus des göttlichen Heilswillens. Darauf basierte auch seine Idee, die Taufe auf ihren geistig-mystischen Sinn zurückzuführen und sie von ihrer äußeren Form zu befreien.<ref>{{Internetquelle |autor=Hugo Paulus |url=https://ojs.ub.uni-muenchen.de/index.php/MThZ/article/viewFile/1898/2061 |titel=Der religiöse Schell |werk=Eine unveröffentlichte Studie über den Würzburger Theologen Herman Schell (1850–1906) von seinem Schüler Hugo Paulus (1878–1951) |hrsg=Vincent Berning |datum=1914 |seiten=106 f |zugriff=2016-02-14 |format=PDF}}</ref> Diesem Ideal liegt die Überzeugung zugrunde, dass Gott in allen Religionen gleichermaßen wirksam ist und in universeller Weise durch die gesamte Natur hindurch sowie im Bewusstsein der Menschen wirkt.<ref>{{Google Buch|BuchID=wjtWcUGEfwUC|Seite=101}}</ref>
* ''Das Geld und die Vernunft. Über John Lockes Versuch einer naturrechtlich begründeten Ökonomie.'' Lang, Frankfurt am Main/ Bern/ New York/ Paris 1988.
* ''Hegel als Ökonom.'' (Volkswirtschaftliche Schriften Nr. 403) Duncker & Humblot, Berlin 1990.
* ''Der ethische Ton der Allokation. Elemente der Aristotelischen Ethik und Politik in der deutschen Nationalökonomie des 19. Jahrhunderts.'' Nomos, Baden-Baden 1991.
* ''Zufall, Schicksal, Irrtum. Über Unsicherheit und Risiko in der deutschen ökonomischen Theorie vom 18. bis ins frühe 20. Jahrhundert.'' Metropolis, Marburg 1993.
* ''Ökonomische Knappheit und moralischer Überschuß. Zum Verhältnis von Ökonomie und Ethik.'' (Hamburg: Verlag Steuer und Wirtschaft / jetzt) Schmidt-Verlag, Berlin 1994.
* ''Die andere Ökonomie. Über G. v. Schmollers Versuch einer 'ethisch-historischen' Ökonomie im 19. Jahrhundert.'' Metropolis, Marburg 1995.
* ''Geld, Geist, Kredit. Über einige gehaltvolle geldtheoretische Phantasien in der deutschen Nationalökonomie des 18. und 19. Jahrhunderts.'' Fakultät für Wirtschaftswissenschaft, September 1997.
* ''Moralischer Konsum. 13 Lektionen über Käuflichkeit.'' Hirzel, Stuttgart/ Leipzig 1998.
* ''Theologie, Ökonomie, Macht. Eine Rekonstruktion der Ökonomie John Lockes.'' Metropolis, Marburg 1998.
* ''Produktive Kraft, sittliche Ordnung und geistige Macht. Denkstile der deutschen Nationalökonomie im 18. und 19. Jahrhundert.'' Metropolis, Marburg 1998.
* ''Arbeit an der Arbeit: Verschiedene Zukünfte der Arbeit.'' Metropolis, Marburg 2000.
* ''‚Le concert universel‘. Die Physiokratie. Eine Transformationsphilosophie des 18. Jahrhunderts.'' Metropolis, Marburg 2001.
* ''Nachlassende Bildung.'' Metropolis, Marburg 2002.
* ''Theoriegeschichte der Ökonomie.'' W. Fink (UTB), München 2002.
* ''Moral und Ökonomie.'' Parerga-Verlag, Berlin 2005.
* ''Irritierte Ordnung. Moderne Politik. Politische Ökonomie der Governance.'' VS-Verlag, Wiesbaden 2006.
* ''Unvollständige Akteure. Komplexer werdende Ökonomie.'' VS-Verlag, Wiesbaden 2005.
* ''Strukturierter Individualismus. Institutionen als ökonomische Theorie.'' Metropolis, Marburg, 2004.
* ''(mit U. Pasero) (Hrsg.): Organisation und Netzwerke: Der Fall Gender.'' VS-Verlag, Wiesbaden 2005.
* ''(mit St. Jansen) (Hrsg.): Korruption. Unaufgeklärter Kapitalismus - Multidisziplinäre Perspektiven zur Funktion und Folgen von Korruption.'' VS-Verlag, Wiesbaden 2005.
* ''(mit St. Jansen und N. Stehr) (Hrsg.): Demographie. Bewegungen einer Gesellschaft im Ruhestand. Multidisziplinäre Perspektiven zur Demographieforschung.'' VS-Verlag, Wiesbaden 2005.
* ''Gemeinwohlmodernisierung.'' Metropolis, Marburg 2006.
* ''(mit P. Koslowski) (Hrsg.): Ethik des Konsums.'' W. Fink, München 2006.
* ''Moral als Indikator und Kontext von Ökonomie.'' Metropolis, Marburg 2007.
* ''(mit St. Jansen und N. Stehr) (Hrsg.): Zukunft des Öffentlichen.'' VS-Verlag, Wiesbaden 2007.
* ''(Hrsg.): Neuroökonomie. Neue Theorien zu Konsum, Marketing und emotionalem Verhalten in der Ökonomie.'' Metropolis, Marburg 2008.
* ''(mit A. Kabalak) (Hrsg.): Wieviel Subjekt braucht die Theorie? Ökonomie / Soziologie / Philosophie.'' VS-Verlag, Wiesbaden 2007.
* ''Karl Marx. Kommunismus als Kapitalismus 2ter Ordnung: Produktion von Humankapital.'' Metropolis, Marburg 2008.
* ''(mit P. von Maravic) (Hrsg.): Öffentlich - Privat: Verwaltung als Schnittstellenmanagement.'' Metropolis, Marburg 2008.
* ''(mit A. Kabalak und E. Smirnova) (Hrsg.): Ökonomie, Sprache, Kommunikation. Neuere Einsichten zur Ökonomie.'' Metropolis, Marburg 2008.
* ''Wirtschaft durch Kultur.'' Metropolis, Marburg 2009.
* ''(mit P. Seele) (Hrsg.): Das Neue in der Ökonomie und im Management.'' Gabler, Wiesbaden 2008.
* ''Politische Ökonomie. Neue Schnittstellendynamik zwischen Wirtschaft, Gesellschaft und Politik.'' VS-Verlag, Wiesbaden 2009.
* ''Politik unter Einfluß. Netzwerke, Öffentlichkeiten, Beratungen, Lobby.'' VS-Verlag, Wiesbaden 2009.
* ''(Hrsg.): Nonprofit-Wirtschaft. Zwischen Staat, Wirtschaft und Gesellschaft.'' Metropolis, Marburg 2009.
* ''Organisation als Kooperation.'' VS-Verlag, Wiesbaden 2010.
* ''Kleingeld. Die verborgene Seite des Geldes.'' Kadmos, Berlin 2010.
* ''Wozu Wirtschaftsethik?'' Metropolis, Marburg 2010.
* ''(mit D. Sauerland) Freiheit aushalten. Festschrift der Wirtschaftsfakultät. Universität Witten/Herdecke.'' Metropolis, Marburg 2011.
* ''Leistungsfähigkeit der Sozialpartnerschaft in der Sozialen Marktwirtschaft. Mitbestimmung und Kooperation.'' Metropolis, Marburg 2011.
* ''(mit M. Schmidt) Korruption als Ordnung 2ter Art.'' VS-Verlag, Wiesbaden 2011.
* ''Akteure, Verträge, Netzwerke. Der kooperative Modus der Ökonomie.'' Metropolis, Marburg 2012.
* Die unmögliche Demokratie, N.Y. / Ffm.: Campus 2013.
* (Hrsg.): Institutionen, Regeln, Ordnungen, Marburg: Metropolis 2013
* Homo Dyctos.Netze, Menschen, Märkte. Über das neue Ich: market generated identities, Marburg: Metropolit 2014
* Communication and Economic Theory, Cham, Heidelberg et al.: Springer 2014
* Wir werden zu Tode geprüft. Wie man trotz Bachelor, Master & Bologna intelligent studiert, Hamburg. Murmann 2014
* Economics of Persuasion. Ökonomie zwischen Markt, Kommunikation und Überredung, Metropolis 2015


=== Als Mitautor (Monographien) ===
== Verbindung mit politischem Universalismus ==
* (mit Prof. Dr. J. Burkhard / Universität Augsburg / Historische Fakultät): ''Klassiker der deutschen Ökonomie.'' Bd. 22 der ''Bibliothek der Geschichte und Politik'' in der Edition der ''Bibliothek deutscher Klassiker'' (Hrsg. R. Koselleck) Deutscher Klassiker Verlag im Suhrkamp Verlag, Frankfurt a.M. 2000. (Taschenbuchausgabe 2009)
Aus der Perspektive der Politik kann der religiöse Universalismus sich mit [[w:Imperialismus|imperialen]] Motiven verbinden. Diese Verbindung zwischen religiösem und politischem Universalismus ist jedoch nicht zwingend, wenn Religion als überpolitische Instanz verstanden wird.<ref>{{Literatur |Autor=Henning Ottmann |Hrsg=[[w:Joachim Fischer (Soziologe)|Joachim Fischer]], Hans Joas |Titel=Grenzen in einer Welt, die immer grenzenloser wird |Sammelwerk=Kunst, Macht und Institution |Verlag=Campus |Ort=Frankfurt am Main, New York |Datum=2003 |ISBN=3-593-37378-5 |Seiten=285 |Kommentar=Studien zur Philosophischen Anthropologie, soziologischen Theorie und Kultursoziologie der Moderne}}</ref>
* (mit St. Jansen): ''Electronic Government: ein neues Potential des modernen Staates.'' Klett-Cotta, Stuttgart 2001.
* (mit Heinrich Wilms): ''Nutzen und Kosten des AGG für die Wirtschaft. Analyse des Gutachtens 'Gesetzesfolgekosten des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes'.'' Nomos, Baden-Baden 2009.
* (mit K.-L. West) "Die Modernität der Industrie", Metropolis, Marburg 2012
* (mit A. Kabalak) (Hrsg.) Ungewissheit als Herausforderung für die ökonomische Theorie: Nichtwissen, Ambivalenz und Entscheidung, Metropolis 2013


=== Als Alleinherausgeber (Monographien) ===
== Religiöser Pluralismus ==
* ''Wert, Meinung, Bedeutung. Die Tradition der subjektiven Wertlehre in der deutschen Nationalökonomie vor Menger.'' Metropolis, Marburg 1997.
Religiöser [[Pluralismus (Theologie)|Pluralismus]] – auch als religiöse Pluralität bezeichnet – geht davon aus, dass jede Religion einen Weg zur Erlösung und zur richtigen Beziehung mit dem Göttlichen hat, das damit allen Menschen offensteht. Durch das Phänomen der Zuwanderung wird die Vielfalt der Religionen als eine der großen Herausforderungen der Politik betrachtet. Die Transformationsprozesse politischer Arrangements von religiöser Pluralität in europäischen Nationalstaaten wird als eine Re-Institutionalisierung der Staatsbürgerschaft gedeutet. Zuwanderung und Globalisierung ändern das Verhältnis von Politik und Religion grundlegend. Einerseits geht es dabei um die Frage nach der religiösen Neutralität des Staates beziehungsweise des öffentlichen Lebens, andererseits um die kollektive Identität des Volkssouveräns. In diesem Zusammenhang wird die Frage nach einer multikulturellen Staatsbürgerschaft gestellt. Im Grunde geht es darum, an die Stelle der Bedingungen gesellschaftlicher Integration „Fragen nach kulturellen und strukturellen Voraussetzungen für die Realisierung von Demokratie und Menschenrechten in de-territorialisierten und post-nationalen Herrschaftszusammenhängen zu rücken“.<ref>{{Internetquelle |autor=Matthias Koenig |url=http://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2003/0139/pdf/dmk.pdf |titel=Staatsbürgerschaft und religiöse Pluralität in post-nationalen Konstellationen |datum=2003-04 |seiten=220–226 |zugriff=2016-02-14 |format=PDF |kommentar=Dissertation am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und Philosophie der Universität Marburg}}</ref>
* ''Kapitalismus, Krisen, Kultur.'' Metropolis, Marburg 2000.
* ''Der bewegte Staat. Formen seiner ReForm. Notizen zur „new governance“.'' Metropolis, Marburg 2000.
* ''Neuroökonomie. Neue Theorien zu Konsum, Marketing und emotionalem Verhalten in der Ökonomie.'' Metropolis, Marburg 2007.
* ''Politikberatung: Prozesse, Logik und Ökonomie.'' Metropolis, Marburg 2009.
* "Diversität, Steuerung und Netzwerke. Institutionenökonomische Ausweitungen." Marburg: Metropolis 2012
*  (mit Wolf Dieter Enkelmann): "Was ist?: Wirtschaftsphilosophische Erkundungen. Definitionen, Ansätze, Methoden, Erkenntnisse, Wirkungen", Marburg: Metropolis 2014


=== Mitherausgeber agora42 ===
== Religiöser Liberalismus ==
Seit Juni 2013 ist Birger P. Priddat Mitherausgeber der Zeitschrift [[agora42]]. Es sei an der Zeit, Wirtschaftsphilosophie zu betreiben. "Die Ökonomik ist eine ausgezeichnete analytische Wissenschaft – allerdings kann sie bei der Frage nach dem Sinn und Zweck des Wirtschaftens nicht weiterhelfen. Zwar liefert sie funktionale Erklärungen, jedoch fallen diese in Bezug auf komplexe Phänomene wie beispielsweise Eurokrise, Finanzkrise, Bankenregulierung, Klimabewältigung etc. so unterschiedlich aus, dass man sich fragt, ob die Ökonomen die Probleme angemessen verstehen." sagt Priddat.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.uni-wh.de/aktuelles/detailansicht/artikel/birger-p-priddat-wird-neuer-mitherausgeber-des-philosophischen-wirtschaftsmagazins-agora42// |hrsg=[[Universität Witten-Herdecke]] |titel=Birger P. Priddat gibt philosophisches Wirtschaftsmagazin agora42 mit heraus |datum=2013-07-01 |zugriff=2013-07-08}}</ref>
Der religiöse Liberalismus hat viele Facetten und basiert auf der Philosophie der Aufklärung und des Idealismus. Er wird auch als [[w:liberale Theologie|liberale Theologie]] bezeichnet. Demnach sollen Religion und Theologie auf der Grundlage des Humanismus betrieben werden. Der religiöse Liberalismus strebt eine stärkere Unabhängigkeit von Dogmen, kirchlichen Traditionen und Glaubensinhalten an. In seinem Sinne ist Glaube eine persönliche Angelegenheit des Menschen. Nach diesem Verständnis kann Glaube durch Erfahrungen entstehen, die im Menschen eine tiefe Resonanz auslösen. Religion beginnt mit der Erfahrung des Menschen, dass er einer umfassenden Wirklichkeit zugehört, einem großen Ganzen, das ihn im Leben trägt.<ref>{{Internetquelle |autor=Wilhelm Gräb |url=http://religionsphilosophischer-salon.de/2065_die-liberale-theologie-ist-aktuell-perspektiven-von-prof-wilhelm-grab_denken-und-glauben |titel=Die liberale Theologie ist aktuell |hrsg=Religionsphilosophischer Salon |datum=2011-12-18 |zugriff=2016-02-15}}</ref>


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* ''{{DNB-Portal|118172883}}
* [https://portal.dnb.de/opac.htm?query=religi%C3%B6s*+universalismus&method=simpleSearch&cqlMode=true Literatur über religiösen Universalismus] im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
* ''[http://www.uni-wh.de/universitaet/personenverzeichnis/details/show/Employee/priddat/ Homepage von Birger Priddat] auf den Seiten der Universität Witten/Herdecke
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* ''[http://www.zoegu.nomos.de/fileadmin/zoegu/doc/Aufsatz_08_02.pdf Öffentliche Güter als politische Güter] (PDF; 325&nbsp;kB) von Birger P. Priddat
* ''[http://www.lettre.de/beitrag/priddat-birger_wozu-reich-sein ''Wozu reich sein? Vermögen, Stiftungen, Staat - Die Grundmuster legitimen Reichtums''], in: Lettre International, LI98, Herbst 2012 (Auszug)


== Einzelnachweise ==
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Version vom 29. Juli 2019, 10:22 Uhr

Universalismus charakterisiert Religionen, die ihre Glaubensangebote und Heilsversprechen beziehungsweise ihre Gebote an alle Menschen adressieren, unabhängig von ihrer ethnischen Zugehörigkeit sowie über politische und territoriale Grenzen hinweg. Dieses ideale Menschentum auf interkonfessioneller Grundlage wird auch als religiöser Kosmopolitismus bezeichnet[1]. Auch die kosmische Religion sowie persönliche Glaubenserfahrungen werden dem religiösen Universalismus zugerechnet. Außerdem bezeichnet das Ideal des religiösen Universalismus die Vorstellung, wonach alles Seiende deutliche Spuren Gottes an sich trägt. Der Versuch, aus der menschlichen Vernunft sowie aus der Betrachtung der Schöpfung (Natur) Erkenntnis über Gott zu gewinnen, ist ein Charakteristikum der natürlichen Theologie. Die natürliche Theologie erhebt nicht den Anspruch einer Religion, es geht ihr vielmehr um die geistige Durchdringung des Weltzusammenhangs mit wissenschaftlicher Methodik.

Konzepte des religiösen Universalismus

Nationale und soziale Schranken verlieren vor dem religiösen Universalismus ihre Bedeutung. Dieses Konzept grenzt sich von den Nationalreligionen klar ab und wird als Weltreligion bezeichnet. Damit sind vor allem der Buddhismus, das Christentum und der Islam gemeint. Dabei kommt es darauf an, deren universalistischen Charakter durch Missionsarbeit durchzusetzen.[2] Auch die Gegensätze zwischen den Konfessionen sollen überwunden beziehungsweise die verschiedenen Religionen miteinander verschmolzen werden. Im Sinne eines positiven Pragmatismus wird dabei von „Religions-Esperanto“ gesprochen. Das Konzept des religiösen Universalismus geht weit über die Idee der Ökumene hinaus. In der modernen Rezeption wird die Meinung vertreten, der Apostel Paulus sei Begründer des ethischen Universalismus. Paulus trete „als Anwalt einer globalen, auch den Kosmos einbeziehenden Theologie auf, ohne dabei den Vorrang Israels zu leugnen“.[3]

Israels religiöser Universalismus

Jahwe ist nicht der Gott eines bestimmten Stammes, sondern der Gott der gesamten Menschheit. Die Vorstellung von der inneren Verwandtschaft aller Menschen und die universale Geltung der Ethik sowie das menschliche Fühlen schließen jede Form eines religiösen Partikularismus aus. Damit geht eine objektive, gerechte und liebevolle Haltung gegenüber den sogenannten Heiden einher. Dieses menschliche Empfinden gilt als die Wurzel, aus der der religiöse Universalismus der jüdischen Religion entspringt.[4]

Dennoch ist die jüdische Religion in ihrer realen Ausprägung keine Universalreligion, sondern eine der großen Volksreligionen, da sie untrennbar mit der ethnisch-religiösen Gruppe der Juden verbunden ist.

Christlicher Universalismus

Insbesondere in der katholischen Kirche wird die These des christlichen Absolutheitsanspruchs vertreten, wonach das Christentum, wenn es von der Bindung an ein Volk gelöst wird und einen christlichen Universalismus einleitet, beispielsweise ein vereintes Europa ermöglichen würde.[5] Das christliche Motto „Alle Menschen sind Brüder“ bedeutet im Umkehrschluss, dass jene, die nicht meine Brüder sind, auch keine Menschen sein können. Der christliche Universalismus neigt dazu, alle Nichtgläubigen und Falschgläubigen aus der Gesamtheit der Menschen auszuschließen. Im Christentum erhebt die indifferente und totale göttliche Gnade einen universalen Anspruch. Dagegen gibt es in den partikularen Religionen – und sogar im Islam – einen Ort für den Anderen.[6]

In einem wesentlich weiteren Sinne wird die christliche Lehre der Apokatastasis beziehungsweise Allaussöhnung mit einer Aussöhnung des Universums gleichgesetzt und unter diesem Aspekt als christlicher Universalismus bezeichnet. Die Lehre von der Allaussöhnung stützt sich auf das Neue Testament, wonach Gott in Zukunft das All mit sich aussöhnen wird.

Unitarian Universalist Association

Basierend auf den Gedanken des christlichen Universalismus im Sinne der Allversöhnung (Apokatastasis) entstand ab dem 18. Jahrhundert in Nordamerika die Universalist Church of America, die sich im 20. Jahrhundert mit den Unitariern zur Unitarian Universalist Association zusammengeschlossen hat. Die heutige Unitarian Universalist Association hat sich inzwischen jedoch von ihren christlichen Wurzeln gelöst.

Islamischer Universalismus

Das Prinzip des islamischen Universalismus kann als identitätsstiftendes Schema aufgefasst werden, wie es beispielsweise für die Organisation der Hisbollah von Bedeutung ist. In diesem Fall wird der islamischen Identität Priorität über die nationale Zugehörigkeit eingeräumt. Der Islam wird als universale Botschaft für die gesamte Menschheit verstanden, die alle nationalen Identitäten umfasst.[7] Es wird die Auffassung vertreten, dass der islamische Universalismus imperialistisch sei. Der Historiker Efraim Karsh schlägt einen Bogen vom Propheten Mohammed über Sultan Saladin und Ayatollah Khomeiny bis Usama Bin Laden. Ihnen gemeinsam sei das Bestreben, die Menschheit mit dem Mittel des Jihad zu islamisieren. Es wird kritisiert, Karsh benutze den Begriff Imperialismus für alles, was nach einem Reich strebt. Das heutige Weltsystem habe in Europa und Amerika seinen Ausgang genommen, während in den islamischen Ländern eine Antimoderne heranwachse. Einen islamischen Imperialismus – so sagen die Kritiker des Historikers Karsh – werde es kaum geben, solange dort nicht demokratische Ordnungen herrschen.[8] Allerdings wirke der islamische Universalismus – im Gegensatz zur Krise des christlichen Glaubens im Abendland – vital und auf utopische Weise zukunftsbesessen. Der westliche konkurriert mit dem islamischen Universalismus und erzeugt Ablehnung statt Akzeptanz.[9]

Kosmische Religion

Das Gefühl der Erhabenheit und der Harmonie der strukturellen Zusammenhänge, die sich sowohl in der Natur als auch in den menschlichen Gedanken offenbart, wird als kosmische Religiosität bezeichnet. Das menschliche Individuum möchte seine eigenen Beschränkungen überwinden und die Gesamtheit alles Seienden als etwas Einheitliches und Sinnvolles erleben. Kosmische Religiosität kennt keine Dogmen und keinen Gott, der nach dem Ebenbild des Menschen geschaffen wäre. Aus diesem Grunde ist ihr die Institution der Kirche fremd. Albert Einstein vertrat die Auffassung, dass es zu den wichtigsten Aufgaben von Kunst und Wissenschaft zählt, das Gefühl kosmischer Religiosität „unter den Empfänglichen zu wecken und lebendig zu erhalten“.[10] In Einsteins Drei-Stufen-Modell verkörpert die kosmische Religion die höchste religiöse Entwicklungsstufe, sie folgt auf Furchtreligion und Moralreligion. Einstein war bestrebt, Wissenschaft und Religion wieder zusammenzuführen.[11] Mit seiner Religiosität der Welterkenntnis fühlte er sich in der jüdischen Tradition verwurzelt:„Streben nach Erkenntnis um ihrer selbst willen, an Fanatismus grenzende Liebe zur Gerechtigkeit und Streben nach persönlicher Selbstständigkeit – das sind die Motive der Tradition des jüdischen Volkes, die mich meine Zugehörigkeit zu ihm als ein Geschenk des Himmels empfinden lassen.“ Mit diesen Worten säkularisierte Einstein den jüdischen Glauben zu einer „moralischen Einstellung im Leben und zum Leben“.[12]

Ideal des religiösen Universalismus

Der Würzburger Religionsdogmatiker und Philosoph Herman Schell folgte dem Gottesideal der positiven Aseität, der absoluten Unabhängigkeit Gottes, der den Grund seiner Existenz in sich selbst trägt.[13] In dieser Idealvorstellung liegen die Wurzeln des Schell′schen Universalismus. Die Grundlagen der Religiosität waren für ihn breiter als die Grenzen des Kreises, die die katholische Kirche ihm vorgab. Schell hatte die Vorstellung, dass alles um uns herum deutliche Spuren Gottes an sich trägt. Daraus entwickelte er beispielsweise in der Sakramentenlehre seine Grundgedanken über den Universalismus des göttlichen Heilswillens. Darauf basierte auch seine Idee, die Taufe auf ihren geistig-mystischen Sinn zurückzuführen und sie von ihrer äußeren Form zu befreien.[14] Diesem Ideal liegt die Überzeugung zugrunde, dass Gott in allen Religionen gleichermaßen wirksam ist und in universeller Weise durch die gesamte Natur hindurch sowie im Bewusstsein der Menschen wirkt.[15]

Verbindung mit politischem Universalismus

Aus der Perspektive der Politik kann der religiöse Universalismus sich mit imperialen Motiven verbinden. Diese Verbindung zwischen religiösem und politischem Universalismus ist jedoch nicht zwingend, wenn Religion als überpolitische Instanz verstanden wird.[16]

Religiöser Pluralismus

Religiöser Pluralismus – auch als religiöse Pluralität bezeichnet – geht davon aus, dass jede Religion einen Weg zur Erlösung und zur richtigen Beziehung mit dem Göttlichen hat, das damit allen Menschen offensteht. Durch das Phänomen der Zuwanderung wird die Vielfalt der Religionen als eine der großen Herausforderungen der Politik betrachtet. Die Transformationsprozesse politischer Arrangements von religiöser Pluralität in europäischen Nationalstaaten wird als eine Re-Institutionalisierung der Staatsbürgerschaft gedeutet. Zuwanderung und Globalisierung ändern das Verhältnis von Politik und Religion grundlegend. Einerseits geht es dabei um die Frage nach der religiösen Neutralität des Staates beziehungsweise des öffentlichen Lebens, andererseits um die kollektive Identität des Volkssouveräns. In diesem Zusammenhang wird die Frage nach einer multikulturellen Staatsbürgerschaft gestellt. Im Grunde geht es darum, an die Stelle der Bedingungen gesellschaftlicher Integration „Fragen nach kulturellen und strukturellen Voraussetzungen für die Realisierung von Demokratie und Menschenrechten in de-territorialisierten und post-nationalen Herrschaftszusammenhängen zu rücken“.[17]

Religiöser Liberalismus

Der religiöse Liberalismus hat viele Facetten und basiert auf der Philosophie der Aufklärung und des Idealismus. Er wird auch als liberale Theologie bezeichnet. Demnach sollen Religion und Theologie auf der Grundlage des Humanismus betrieben werden. Der religiöse Liberalismus strebt eine stärkere Unabhängigkeit von Dogmen, kirchlichen Traditionen und Glaubensinhalten an. In seinem Sinne ist Glaube eine persönliche Angelegenheit des Menschen. Nach diesem Verständnis kann Glaube durch Erfahrungen entstehen, die im Menschen eine tiefe Resonanz auslösen. Religion beginnt mit der Erfahrung des Menschen, dass er einer umfassenden Wirklichkeit zugehört, einem großen Ganzen, das ihn im Leben trägt.[18]

Weblinks

 Wiktionary: Universalismus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche
  2. eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche
  3. Thomas Macho: Die Faszination des dreizehnten Apostels. (Nicht mehr online verfügbar.) Cicero - Magazin für politische Kultur, 8. September 2009, archiviert vom Original am 15. Februar 2016; abgerufen am 15. Februar 2016. i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.cicero.de
  4.  Julius Lewkowitz: Die Entstehung des ethischen und religiösen Universalismus. In: Ost und West: illustrierte Monatsschrift für das gesamte Judentum 1.191-23.1923,4. 11-12, S. 555-562 (1,58 MB, http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/cm/periodical/titleinfo/2606103).
  5. Thesen, Titel und Dämonen - Europatag der kath. Theologie. Ruhr-Universität Bochum, 16. Januar 2002, abgerufen am 15. Februar 2016.
  6. Liebe ohne Gnade. Die Zeit, 15. Juni 2000, abgerufen am 15. Februar 2016.
  7. Erik Mohns: Die Hizbollah - Chancen und Hindernisse bei der Transformation einer Guerilla in eine politische Bewegung in der libanesischen Nachkriegsgesellschaft. (PDF) In: Arbeitspapiere zu Problemen der internationalen Politik und der Entwicklungsländerforschung. Geschwister-Scholl-Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München, 2005, S. 75 f, abgerufen am 15. Februar 2016.
  8. Wolfgang G. Schwanitz: Islam imperial. Neue Zürcher Zeitung, 5. August 2006, abgerufen am 15. Februar 2016 (Buchbesprechung. Efraim Karsh: Islamic Imperialism. A history.).
  9. Herbert Kremp: Warum wird der westliche Universalismus so gehasst? Die Welt, 14. November 2010, abgerufen am 15. Februar 2016.
  10. Albert Einstein: Religion und Wissenschaft. (PDF) (Nicht mehr online verfügbar.) 1939, archiviert vom Original am 15. Februar 2016; abgerufen am 15. Februar 2016. i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/quantenphilosophie.de
  11. Burkhard Gladigow: Europäische Religionsgeschichte seit der Renaissance. (PDF) In: Zeitenblicke 5 (2006), Nr. 1. Abgerufen am 15. Februar 2016.
  12. Markus Pössel: Einsteins kosmische Religiosität. (PDF) Cicero - Magazin für politische Kultur, 23. Dezember 2004, abgerufen am 15. Februar 2016.
  13.  Aseität. 1, Leipzig 1905, S. 850 (http://www.zeno.org/nid/20006257801).
  14. Hugo Paulus: Der religiöse Schell. (PDF) In: Eine unveröffentlichte Studie über den Würzburger Theologen Herman Schell (1850–1906) von seinem Schüler Hugo Paulus (1878–1951). Vincent Berning, 1914, S. 106 f, abgerufen am 14. Februar 2016.
  15. eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche
  16.  Henning Ottmann: Grenzen in einer Welt, die immer grenzenloser wird. In: Kunst, Macht und Institution. Campus, Frankfurt am Main, New York 2003, ISBN 3-593-37378-5, S. 285 (Studien zur Philosophischen Anthropologie, soziologischen Theorie und Kultursoziologie der Moderne).
  17. Matthias Koenig: Staatsbürgerschaft und religiöse Pluralität in post-nationalen Konstellationen. (PDF) April 2003, S. 220–226, abgerufen am 14. Februar 2016 (Dissertation am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und Philosophie der Universität Marburg).
  18. Wilhelm Gräb: Die liberale Theologie ist aktuell. Religionsphilosophischer Salon, 18. Dezember 2011, abgerufen am 15. Februar 2016.


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