Wahrscheinlichkeit und Universalismus (Religionswissenschaft): Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Wahrscheinlichkeit''' oder '''Probabilität''' ([[lat.]] ''probabilitas'' „Glaubhaftigkeit, Wahrscheinlichkeit“<ref>[https://de.langenscheidt.com/latein-deutsch/probabilitas Langenscheidt: ''probabilitas'']</ref>, von ''probare'' „prüfen, untersuchen, erproben, beurteilen, anerkennen“<ref>[https://de.langenscheidt.com/latein-deutsch/probare Langenscheidt: ''probare'']</ref>; {{EnS|''probability''}}) gibt den Grad der [[Gewissheit]] der [[Vorhersage]] an, dass ein bestimmtes [[Ereignis (Wahrscheinlichkeitstheorie)|Ereignis]] eintreten wird. Ihre [[Mathematik|mathematische]] Behandlung ist Gegenstand der [[Wahrscheinlichkeitsrechnung]] bzw. [[Wahrscheinlichkeitstheorie]], für die verschiedene '''Wahrscheinlichkeitsbegriffe''' formuliert wurden.
'''Universalismus''' charakterisiert Religionen, die ihre Glaubensangebote und Heilsversprechen beziehungsweise ihre Gebote an alle Menschen adressieren, unabhängig von ihrer ethnischen Zugehörigkeit sowie über politische und territoriale Grenzen hinweg. Dieses ideale Menschentum auf interkonfessioneller Grundlage wird auch als ''religiöser Kosmopolitismus'' bezeichnet<ref>{{Google Buch|BuchID=xaF_BwAAQBAJ|Seite=175}}</ref>. Auch die ''kosmische Religion'' sowie persönliche Glaubenserfahrungen werden dem religiösen Universalismus zugerechnet. Außerdem bezeichnet das Ideal des religiösen Universalismus die Vorstellung, wonach alles Seiende deutliche Spuren Gottes an sich trägt. Der Versuch, aus der menschlichen Vernunft sowie aus der Betrachtung der Schöpfung (Natur) Erkenntnis über Gott zu gewinnen, ist ein Charakteristikum der [[Natürliche Theologie|natürlichen Theologie]]. Die natürliche Theologie erhebt nicht den Anspruch einer Religion, es geht ihr vielmehr um die geistige Durchdringung des Weltzusammenhangs mit wissenschaftlicher Methodik.


== Klassischer Wahrscheinlichkeitsbegriff von Laplace ==
== Konzepte des religiösen Universalismus ==
Nationale und soziale Schranken verlieren vor dem religiösen Universalismus ihre Bedeutung. Dieses Konzept grenzt sich von den Nationalreligionen klar ab und wird als [[Weltreligion]] bezeichnet. Damit sind vor allem der [[Buddhismus]], das [[Christentum]] und der [[Islam]] gemeint. Dabei kommt es darauf an, deren universalistischen Charakter durch Missionsarbeit durchzusetzen.<ref>{{Google Buch|BuchID=m78mBAAAQBAJ|Seite=76}}</ref> Auch die Gegensätze zwischen den Konfessionen sollen überwunden beziehungsweise die verschiedenen Religionen miteinander verschmolzen werden. Im Sinne eines positiven Pragmatismus wird dabei von „Religions-Esperanto“ gesprochen. Das Konzept des religiösen Universalismus geht weit über die Idee der Ökumene hinaus. In der modernen Rezeption wird die Meinung vertreten, der [[Apostel Paulus]] sei Begründer des ethischen Universalismus. Paulus trete „als Anwalt einer globalen, auch den Kosmos einbeziehenden Theologie auf, ohne dabei den Vorrang Israels zu leugnen“.<ref>{{Internetquelle |autor=Thomas Macho |url=http://www.cicero.de/salon/die-faszination-des-dreizehnten-apostels/44644/seite/4 |titel=Die Faszination des dreizehnten Apostels |hrsg=Cicero - Magazin für politische Kultur |datum=2009-09-08 |zugriff=2016-02-15 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20160215184958/http://www.cicero.de/salon/die-faszination-des-dreizehnten-apostels/44644/seite/4 |archiv-datum=2016-02-15 |offline=ja |archiv-bot=2018-12-03 07:48:22 InternetArchiveBot }}</ref>


Nach der klassischen [[Definition]] von [[Pierre-Simon de Laplace]] (1749-1827) errechnet sich bei [[Zufall]]sereignissen (z.B. beim Würfelspiel) die Wahrscheinlichkeit aus dem Verhältnis der ''günstigen'' Ergebnisse zur Gesamtzahl der ''möglichen'' Ergebnisse. So können etwa mit einem idealen [[Spielwürfel]] mit gleicher Wahrscheinlichkeit die sechs Zahlen 1, 2, 3, 4, 5, oder 6 geworfen werden. Die Wahrscheinlichkeit, eine 6 zu werfen, ihr '''Wahrscheinlichkeitsmaß''' <math>w_6</math>, beträgt also genau 1/6. Die Wahrscheinlichkeit, eine ''gerade'' Zahl zu werfen, ist hingegen 1/2, da genau die Hälfte aller möglichen Zahlen ''gerade'' Zahlen sind, nämlich 2, 4 und 6. Die Gesamtwahrscheinlichkeit, eine ''gerade'' Zahl zu werfen, ergibt sich dabei aus der [[Summe]] der Einzelwahrscheinlichkeiten ein 2, 4 oder 6 zu werfen, die jeweils 1/6 beträgt, d.h.:
=== Israels religiöser Universalismus ===
Jahwe ist nicht der Gott eines bestimmten Stammes, sondern der Gott der gesamten Menschheit. Die Vorstellung von der inneren Verwandtschaft aller Menschen und die universale Geltung der Ethik sowie das menschliche Fühlen schließen jede Form eines religiösen Partikularismus aus. Damit geht eine objektive, gerechte und liebevolle Haltung gegenüber den sogenannten [[Ungläubiger|Heiden]] einher. Dieses menschliche Empfinden gilt als die Wurzel, aus der der religiöse Universalismus der [[Jüdische Religion|jüdischen Religion]] entspringt.<ref>{{Literatur |Autor=Julius Lewkowitz |Hrsg=Goethe-Universität Frankfurt am Main |Titel=Die Entstehung des ethischen und religiösen Universalismus |Sammelwerk=Ost und West: illustrierte Monatsschrift für das gesamte Judentum 1.191-23.1923,4 |Band=11-12 |Datum= |Seiten=555-562 |Kommentar=1,58 MB |Online=http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/cm/periodical/titleinfo/2606103 |Abruf=2016-02-15}}</ref>


:<math>w_{gerade} = w_2 + w_4 + w_6 = \frac16 + \frac16 + \frac16 = \frac36 = \frac12</math>
Dennoch ist die [[jüdische Religion]] in ihrer realen Ausprägung keine Universalreligion, sondern eine der großen [[Volksreligionen]], da sie untrennbar mit der [[ethnisch]]-[[Religion|religiösen]] Gruppe der [[Jude]]n verbunden ist.


Die Wahrscheinlichkeit, bei zwei hintereinander ausgeführten Würfen jedesmal eine 6 zu werfen, errechnet sich hingegen wegen der [[#Stochastische Unabhängigkeit|stochastischenh Unabhängigkeit]] der beiden Würfe aus dem [[Produkt]] der Einzelwahrscheinlichkeiten:
=== Christlicher Universalismus ===
Insbesondere in der katholischen Kirche wird die These des christlichen Absolutheitsanspruchs vertreten, wonach das Christentum, wenn es von der Bindung an ein Volk gelöst wird und einen christlichen Universalismus einleitet, beispielsweise ein vereintes Europa ermöglichen würde.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.ruhr-uni-bochum.de/pressemitteilungen-2002/msg00015.html |titel=Thesen, Titel und Dämonen - Europatag der kath. Theologie |hrsg=Ruhr-Universität Bochum |datum=2002-01-16 |zugriff=2016-02-15}}</ref> Das christliche Motto „Alle Menschen sind Brüder“ bedeutet im Umkehrschluss, dass jene, die nicht meine Brüder sind, auch keine Menschen sein können. Der christliche Universalismus neigt dazu, alle Nichtgläubigen und Falschgläubigen aus der Gesamtheit der Menschen auszuschließen. Im Christentum erhebt die indifferente und totale göttliche Gnade einen universalen Anspruch. Dagegen gibt es in den partikularen Religionen – und sogar im Islam – einen Ort für den Anderen.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.zeit.de/2000/25/200025.antwortchr._.xml |titel=Liebe ohne Gnade |hrsg=Die Zeit |datum=2000-06-15 |zugriff=2016-02-15}}</ref>


:<math>w_{gesamt} = w_6 \times w_6 = \frac16 \times \frac16 = \frac{1}{36}</math>
In einem wesentlich weiteren Sinne wird die christliche Lehre der [[Apokatastasis]] beziehungsweise [[Allaussöhnung]] mit einer Aussöhnung des Universums gleichgesetzt und unter diesem Aspekt als christlicher Universalismus bezeichnet. Die Lehre von der Allaussöhnung stützt sich auf das Neue Testament, wonach Gott in Zukunft das All mit sich aussöhnen wird.


== Objektivistischer Wahrscheinlichkeitsbegriff ==
=== Unitarian Universalist Association ===
Basierend auf den Gedanken des christlichen Universalismus im Sinne der Allversöhnung ([[Apokatastasis]]) entstand ab dem 18. Jahrhundert in Nordamerika die [[w:Universalist Church of America|Universalist Church of America]], die sich im 20. Jahrhundert mit den [[Unitarismus (Religion)|Unitariern]] zur [[w:Unitarian Universalist Association|Unitarian Universalist Association]] zusammengeschlossen hat. Die heutige Unitarian Universalist Association hat sich inzwischen jedoch von ihren christlichen Wurzeln gelöst.


'''Objektivistische Wahrscheinlichkeitsbegriffe''' gehen davon aus, dass die Wahrscheinlichkeit, mit der bestimmte Ereignisse auftreten, durch [[objektiv]]e [[physik]]alische Gegebenheiten bzw. durch unvermeidbare [[Messabweichung]]en bestimmt wird.  
=== Islamischer Universalismus ===
Das Prinzip des islamischen Universalismus kann als identitätsstiftendes Schema aufgefasst werden, wie es beispielsweise für die Organisation der [[w:Hisbollah|Hisbollah]] von Bedeutung ist. In diesem Fall wird der islamischen Identität Priorität über die nationale Zugehörigkeit eingeräumt. Der Islam wird als universale Botschaft für die gesamte Menschheit verstanden, die alle nationalen Identitäten umfasst.<ref>{{Internetquelle |autor=Erik Mohns |url=http://www.wollstein.net/Dokumente/AP/AP_38_Mohns.pdf |titel=Die Hizbollah - Chancen und Hindernisse bei der Transformation einer Guerilla in eine politische Bewegung in der libanesischen Nachkriegsgesellschaft |werk=Arbeitspapiere zu Problemen der internationalen Politik und der Entwicklungsländerforschung |hrsg=Geschwister-Scholl-Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München |datum=2005 |seiten=75 f |zugriff=2016-02-15 |format=PDF}}</ref> Es wird die Auffassung vertreten, dass der islamische Universalismus imperialistisch sei. Der Historiker [[w:Efraim Karsh|Efraim Karsh]] schlägt einen Bogen vom Propheten Mohammed über Sultan Saladin und Ayatollah Khomeiny bis Usama Bin Laden. Ihnen gemeinsam sei das Bestreben, die Menschheit mit dem Mittel des [[Jihadismus|Jihad]] zu islamisieren. Es wird kritisiert, Karsh benutze den Begriff Imperialismus für alles, was nach einem Reich strebt. Das heutige Weltsystem habe in Europa und Amerika seinen Ausgang genommen, während in den islamischen Ländern eine Antimoderne heranwachse. Einen islamischen Imperialismus – so sagen die Kritiker des Historikers Karsh – werde es kaum geben, solange dort nicht demokratische Ordnungen herrschen.<ref>{{Internetquelle |autor=Wolfgang G. Schwanitz |url=http://www.nzz.ch/articleE1Z4D-1.51442 |titel=Islam imperial |hrsg=Neue Zürcher Zeitung |datum=2006-08-05 |zugriff=2016-02-15 |kommentar=Buchbesprechung. Efraim Karsh: Islamic Imperialism. A history.}}</ref> Allerdings wirke der islamische Universalismus – im Gegensatz zur Krise des christlichen Glaubens im Abendland – vital und auf utopische Weise zukunftsbesessen. Der westliche konkurriert mit dem islamischen Universalismus und erzeugt Ablehnung statt Akzeptanz.<ref>{{Internetquelle |autor=Herbert Kremp |url=https://www.welt.de/debatte/article10926198/Warum-wird-der-westliche-Universalismus-so-gehasst.html |titel=Warum wird der westliche Universalismus so gehasst? |werk= |hrsg=Die Welt |datum=2010-11-14 |zugriff=2016-02-15 |sprache=}}</ref>


=== Determinismus ===
=== Kosmische Religion ===
Das Gefühl der Erhabenheit und der Harmonie der strukturellen Zusammenhänge, die sich sowohl in der Natur als auch in den menschlichen Gedanken offenbart, wird als kosmische Religiosität bezeichnet. Das menschliche Individuum möchte seine eigenen Beschränkungen überwinden und die Gesamtheit alles Seienden als etwas Einheitliches und Sinnvolles erleben. Kosmische Religiosität kennt keine Dogmen und keinen Gott, der nach dem Ebenbild des Menschen geschaffen wäre. Aus diesem Grunde ist ihr die Institution der Kirche fremd. Albert Einstein vertrat die Auffassung, dass es zu den wichtigsten Aufgaben von Kunst und Wissenschaft zählt, das Gefühl kosmischer Religiosität „unter den Empfänglichen zu wecken und lebendig zu erhalten“.<ref>{{Internetquelle |autor=Albert Einstein |url=http://quantenphilosophie.de/docu/Einstein_Religion_Wissenschaft_1939-1941.pdf |titel=Religion und Wissenschaft |datum=1939 |zugriff=2016-02-15 |format=PDF |offline=ja |archiv-bot=2019-05-20 10:53:08 InternetArchiveBot |archiv-url=https://web.archive.org/web/20160215185016/http://quantenphilosophie.de/docu/Einstein_Religion_Wissenschaft_1939-1941.pdf |archiv-datum=2016-02-15 }}</ref> In [[Einsteins kosmische Religion|Einsteins Drei-Stufen-Modell]] verkörpert die kosmische Religion die höchste religiöse Entwicklungsstufe, sie folgt auf Furchtreligion und Moralreligion. Einstein war bestrebt, Wissenschaft und Religion wieder zusammenzuführen.<ref>{{Internetquelle |autor=Burkhard Gladigow |url=http://www.zeitenblicke.de/2006/1/Gladigow/dippArticle.pdf |titel=Europäische Religionsgeschichte seit der Renaissance |werk=Zeitenblicke 5 (2006), Nr. 1 |zugriff=2016-02-15 |format=PDF}}</ref> Mit seiner Religiosität der Welterkenntnis fühlte er sich in der jüdischen Tradition verwurzelt:„Streben nach Erkenntnis um ihrer selbst willen, an Fanatismus grenzende Liebe zur Gerechtigkeit und Streben nach persönlicher Selbstständigkeit – das sind die Motive der Tradition des jüdischen Volkes, die mich meine Zugehörigkeit zu ihm als ein Geschenk des Himmels empfinden lassen.“ Mit diesen Worten säkularisierte Einstein den jüdischen Glauben zu einer „moralischen Einstellung im Leben und zum Leben“.<ref>{{Internetquelle |autor=Markus Pössel |url=http://www.cicero.de/salon/einsteins-kosmische-religiosit%C3%A4t/36717 |titel=Einsteins kosmische Religiosität |hrsg=Cicero - Magazin für politische Kultur |datum=2004-12-23 |zugriff=2016-02-15 |format=PDF}}</ref>


{{Hauptartikel|Determinismus}}
== Ideal des religiösen Universalismus ==
Der Würzburger Religionsdogmatiker und Philosoph [[w:Herman Schell|Herman Schell]] folgte dem Gottesideal der positiven [[Aseität]], der absoluten Unabhängigkeit Gottes, der den Grund seiner Existenz in sich selbst trägt.<ref>{{Literatur |Hrsg=Meyers Großes Konversations-Lexikon |Titel=Aseität |Band=1 |Ort=Leipzig |Datum=1905 |Seiten=850 |Online=http://www.zeno.org/nid/20006257801 |Abruf=2016-02-14}}</ref> In dieser Idealvorstellung liegen die Wurzeln des Schell′schen Universalismus. Die Grundlagen der Religiosität waren für ihn breiter als die Grenzen des Kreises, die die katholische Kirche ihm vorgab. Schell hatte die Vorstellung, dass alles um uns herum deutliche Spuren Gottes an sich trägt. Daraus entwickelte er beispielsweise in der Sakramentenlehre seine Grundgedanken über den Universalismus des göttlichen Heilswillens. Darauf basierte auch seine Idee, die Taufe auf ihren geistig-mystischen Sinn zurückzuführen und sie von ihrer äußeren Form zu befreien.<ref>{{Internetquelle |autor=Hugo Paulus |url=https://ojs.ub.uni-muenchen.de/index.php/MThZ/article/viewFile/1898/2061 |titel=Der religiöse Schell |werk=Eine unveröffentlichte Studie über den Würzburger Theologen Herman Schell (1850–1906) von seinem Schüler Hugo Paulus (1878–1951) |hrsg=Vincent Berning |datum=1914 |seiten=106 f |zugriff=2016-02-14 |format=PDF}}</ref> Diesem Ideal liegt die Überzeugung zugrunde, dass Gott in allen Religionen gleichermaßen wirksam ist und in universeller Weise durch die gesamte Natur hindurch sowie im Bewusstsein der Menschen wirkt.<ref>{{Google Buch|BuchID=wjtWcUGEfwUC|Seite=101}}</ref>


Der [[Determinismus]] beruht auf der [[metaphysisch]]en Annahme, dass alle in der Welt vorkommenden Ereignisse durch die [[Naturgesetz]]e und die gegebenen Anfangsbedingungen zu 100% bestimmt sind und daher zwingend eintreten müssen - auch wenn sich das natürlich weder theoretisch noch praktisch jemals beweisen lässt. Ob man sich dabei auf die [[göttliche Vorsehung]] oder auf den streng [[kausal]]en Determinismus der [[Klassische Mechanik|klassischen Mechanik]] beruft, mach diesbezüglich keinen Unterschied.
== Verbindung mit politischem Universalismus ==
Aus der Perspektive der Politik kann der religiöse Universalismus sich mit [[w:Imperialismus|imperialen]] Motiven verbinden. Diese Verbindung zwischen religiösem und politischem Universalismus ist jedoch nicht zwingend, wenn Religion als überpolitische Instanz verstanden wird.<ref>{{Literatur |Autor=Henning Ottmann |Hrsg=[[w:Joachim Fischer (Soziologe)|Joachim Fischer]], Hans Joas |Titel=Grenzen in einer Welt, die immer grenzenloser wird |Sammelwerk=Kunst, Macht und Institution |Verlag=Campus |Ort=Frankfurt am Main, New York |Datum=2003 |ISBN=3-593-37378-5 |Seiten=285 |Kommentar=Studien zur Philosophischen Anthropologie, soziologischen Theorie und Kultursoziologie der Moderne}}</ref>


=== Frequentistischer Wahrscheinlichkeitsbegriff ===
== Religiöser Pluralismus ==
Religiöser [[Pluralismus (Theologie)|Pluralismus]] – auch als religiöse Pluralität bezeichnet – geht davon aus, dass jede Religion einen Weg zur Erlösung und zur richtigen Beziehung mit dem Göttlichen hat, das damit allen Menschen offensteht. Durch das Phänomen der Zuwanderung wird die Vielfalt der Religionen als eine der großen Herausforderungen der Politik betrachtet. Die Transformationsprozesse politischer Arrangements von religiöser Pluralität in europäischen Nationalstaaten wird als eine Re-Institutionalisierung der Staatsbürgerschaft gedeutet. Zuwanderung und Globalisierung ändern das Verhältnis von Politik und Religion grundlegend. Einerseits geht es dabei um die Frage nach der religiösen Neutralität des Staates beziehungsweise des öffentlichen Lebens, andererseits um die kollektive Identität des Volkssouveräns. In diesem Zusammenhang wird die Frage nach einer multikulturellen Staatsbürgerschaft gestellt. Im Grunde geht es darum, an die Stelle der Bedingungen gesellschaftlicher Integration „Fragen nach kulturellen und strukturellen Voraussetzungen für die Realisierung von Demokratie und Menschenrechten in de-territorialisierten und post-nationalen Herrschaftszusammenhängen zu rücken“.<ref>{{Internetquelle |autor=Matthias Koenig |url=http://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2003/0139/pdf/dmk.pdf |titel=Staatsbürgerschaft und religiöse Pluralität in post-nationalen Konstellationen |datum=2003-04 |seiten=220–226 |zugriff=2016-02-14 |format=PDF |kommentar=Dissertation am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und Philosophie der Universität Marburg}}</ref>


Der '''Frequentismus''' bzw. der damit verbundene '''frequentistische Wahrscheinlichkeitsbegriff''' orientiert sich an der [[Relative Häufigkeit|relativen Häufigkeit]] der verschiedenen möglichen Ergebnisse eines [[Zufallsexperiment]]s. Um diese zu bestimmen, muss das Experiment möglichst oft wiederholt werden. Nach dem [[Gesetz der großen Zahlen]] ergibt sich die Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses aus dem [[Grenzwert]] seiner relativen Häufigkeit bei (theoretisch) unendlich vielen Wiederholungen.
== Religiöser Liberalismus ==
 
Der religiöse Liberalismus hat viele Facetten und basiert auf der Philosophie der Aufklärung und des Idealismus. Er wird auch als [[w:liberale Theologie|liberale Theologie]] bezeichnet. Demnach sollen Religion und Theologie auf der Grundlage des Humanismus betrieben werden. Der religiöse Liberalismus strebt eine stärkere Unabhängigkeit von Dogmen, kirchlichen Traditionen und Glaubensinhalten an. In seinem Sinne ist Glaube eine persönliche Angelegenheit des Menschen. Nach diesem Verständnis kann Glaube durch Erfahrungen entstehen, die im Menschen eine tiefe Resonanz auslösen. Religion beginnt mit der Erfahrung des Menschen, dass er einer umfassenden Wirklichkeit zugehört, einem großen Ganzen, das ihn im Leben trägt.<ref>{{Internetquelle |autor=Wilhelm Gräb |url=http://religionsphilosophischer-salon.de/2065_die-liberale-theologie-ist-aktuell-perspektiven-von-prof-wilhelm-grab_denken-und-glauben |titel=Die liberale Theologie ist aktuell |hrsg=Religionsphilosophischer Salon |datum=2011-12-18 |zugriff=2016-02-15}}</ref>
=== Wahrscheinlichkeitsinterpretation der Quantenmechanik ===
 
{{Hauptartikel|Bornsche Wahrscheinlichkeitsinterpretation}}
 
Die [[Quantentheorie]] hat gezeigt, dass der strenge Determinismus zumindest auf der [[mikroskopisch]]en Ebene nicht haltbar ist, weshalb sich quantenphysikalische Phänomene nur mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit voraussagen lassen. Nach der von [[Max Born]] 1926 vorgeschlagenen [[Wahrscheinlichkeitsinterpretation der Quantenmechanik]] entspricht diese Wahrscheinlichkeit dem Betragsquadrat der durch die [[Schrödingergleichung]] beschriebenen [[Wellenfunktion]] <math>\psi</math>.
 
== Subjektivistischer Wahrscheinlichkeitsbegriff ==
 
Der '''subjektivistische Wahrscheinlichkeitsbegriff''' wird angewendet, wenn man es mit einmaligen [[Zufallsereignis]]sen zu tun hat, was in der täglichen Lebenspraxis zumeist der Fall ist. Da sich der Vorgang nicht [[unter sonst gleichen Bedingungen]] wiederholen lässt, ist der objektivistische Wahrscheinlichkeitsbegriff hier nicht anwendbar. Die Wahrscheinlichkeit eines einzelnen Zufallsereignisses lässt sich nicht berechnen, sondern nur durch entsprechende [[Intuition]] und die [[Erfahrung]]en, die man mit [[Ähnlichkeit|ähnlichen]] Ereignissen gemacht hat, abschätzen.
 
=== Bayesscher Wahrscheinlichkeitsbegriff ===
 
Der englischen Mathematiker [[Thomas Bayes]] (1701-1761) definierte die Wahrscheinlichkeit als ''Grad der persönlicher Überzeugung'' ({{EnS|degree of belief}}).
 
=== Weitere Vertreter ===
 
Auch [[Joachim Stiller]] nähert sich immer mehr einem rein subjektiven Wahrscheinlichkeitsbegriff an. Instiktiv würden die meisten Menschen das schon beim Würfeln erfahren. Das Interessante sei nun, dass subjektive Wahrscheinlichkeitsbewertungen tatsächlich Auswirkungen auf objektive Wahrscheinlichkeitsmuster oder -verteilungen hätten. Das sei inzwischen wissenschaftlich eindeutig bestätigt. Auch die Universität Princeton hätte dieses Phänomen bereits zum Forschungsgegenstand gemacht. Das könnte dazu fürhen, dass in der Zukunft einmal rein subjektive Wahrscheinlichkeiten die eigentlich objektiven Warhscheinlichkeiten werden, so Stiller.
 
== Axiomatischer Wahrscheinlichkeitsbegriff ==
 
In den 1930er Jahren etwickelte der [[Wikipedia:Sowjetunion|sowjetische]] [[Mathematik]]er [[Wikipedia:Andrei Nikolajewitsch Kolmogorow|Andrei Nikolajewitsch Kolmogorow]] (1903-1987) eine axiomatische Begründung der Wahrscheinlichkeitstheorie, nach der ein Wahrscheinlichkeitsmaß für [[Zufall|zufällige]] '''Ereignisse''' folgende drei [[Axiom]]e erfüllen muss:
 
# Für jedes '''Zufallsereignis''' <math>A\in\Sigma</math> ist die Wahrscheinlichkeit von <math>A</math> eine reelle Zahl zwischen 0 und 1: <math>0\leq P(A)\leq 1</math>.
# Ein '''sicheres Ereignis''' <math>\Omega\in\Sigma</math> hat die Wahrscheinlichkeit 1: <math>P(\Omega)=1</math>.
# Die Wahrscheinlichkeit einer Vereinigung abzählbar vieler ''inkompatibler'' Ereignisse ist gleich der Summe der Wahrscheinlichkeiten der einzelnen Ereignisse. Dabei heißen Ereignisse <math>A_i</math> ''inkompatibel'', wenn sie paarweise [[disjunkt]] sind, also bei <math>A_i \cap A_j = \emptyset</math> für alle <math>i \neq j</math>. Daher gilt: <math>P\left(A_1\dot\cup A_2\dot\cup\cdots\right) = \sum P(A_i)</math>. Diese Eigenschaft wird auch '''abzählbare Additivität''' oder '''σ-Additivität''' genannt.
 
== Bedingte Wahrscheinlichkeit ==
 
Die '''bedingte Wahrscheinlichkeit''' oder '''konditionale Wahrscheinlichkeit''' ({{EnS|conditional probability}}) <math>P(A\mid B)</math> ist ein Maß für die Wahrscheinlichkeit, dass ein Ereignis <math>A</math> unter der Annahme eintritt, dass ein Ereignis <math>B</math> bereits eingetreten ist bzw. mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit <math>P(B) > 0</math> eintreten wird. Dann gilt:
 
:<math>P(A\mid B) = \frac{P(A\cap B)}{P(B)}</math>
 
<math>A\cap B</math> ist dabei die [[Schnittmenge]] von <math>A</math> und <math>B</math> und <math>P(A\cap B)</math> die Wahrscheinlichkeit dafür, dass <math>A</math> und <math>B</math> gemeinsam auftreten.
 
Umgekehrt gilt auch:
 
:<math>P(B\mid A) = \frac{P(A\cap B)}{P(A)}</math>
 
=== Multiplikationssatz ===
 
Der '''Multiplikationssatz''' für zwei Ereignisse ergibt sich unmittelbar aus der Umformung der Definitionsgleichung für die bedingte Wahrscheinlichkeit:
 
:<math>P(A\cap B) = P(A\mid B) \cdot P(B)</math>
 
=== Satz von Bayes ===
 
Der '''Satz von Bayes''' stellt den Zusammenhang von <math>P(A \mid B)</math> und <math>P(B \mid A)</math> her:
 
:<math>P(A\mid B) \; = \; \frac {P(B\mid A) \cdot P(A)} {P(B)}</math>
 
Mit dem Satz von Bayes lässt sich somit die Wahrscheinlichkeit <math>P(A)</math> unter der Bedingung, dass <math>B</math> eingetreten ist, durch die Wahrscheinlichkeit <math>P(B)</math> unter der Bedingung, dass <math>A</math> eingetreten ist, berechnen.
 
Der springende Punkt ist, dass damit ein Vorwissen in die Berechnung einfließt. Die Bayessche Statistik ist zwar rechenaufwändig, aber gut geeignet, um [[Vorhersage]]n aufgrund früherer [[Erfahrung]]en zu erstellen und [[Lernen|Lernvorgänge]] zu modellieren. Heute, wo durch die modernen [[Computer]]n eine hinreichende Rechernkapazität verfügbar ist, macht man sich das insbesondere im Bereich der [[Künstliche Intelligenz|künstlichen Intelligenz]] zunutze. Viele [[Neurowissenschaftler]] gehen heute davon aus, dass auch im [[Gehirn]] dieses Prinzip für [[kognitiv]]e Prozesse angewendet wird.
 
Der Beweis des Satzes von Bayes folgt unmittelbar aus der Definition der bedingten Wahrscheinlichkeit bzw. dem Multiplikationssatz:
 
:<math>P\left(A\mid B\right) \; = \; \frac{P(A \cap B)}{P(B)} \; = \; \frac{\frac{P(A\cap B)}{P(A)} \cdot P(A)}{P(B)} \; = \; \frac{P\left(B\mid A\right)\cdot P(A)}{P\left(B\right)}</math>
 
=== Totale Wahrscheinlichkeit ===
 
Die '''totale Wahrscheinlichkeit''' von <math>A</math> unter der Voraussetzung der [[paarweise disjunkt]]en, d.h. einander ausschließenden Ereignisse <math>B_1, B_2, \dotsc, B_n</math> mit <math>P(B_j) > 0</math> mit <math>P(B_j) > 0</math> für alle <math>j</math> ergibt sich zu:
 
:<math>P(A) = P(A\cap B_1) + P(A\cap B_2) + \dotsc + P(A\cap B_n)= \sum_{j=1}^{n} P\left(A\mid B_j\right)\cdot P\left(B_j\right)</math>
 
=== Stochastische Unabhängigkeit ===
 
Sind <math>A</math> und <math>B</math> '''stochastisch unabhängig''' gilt hingegen:
 
:<math>P(A\cap B) = P(A) \cdot P(B)</math>
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Wahrscheinlichkeit}}
* {{WikipediaDE|Wahrscheinlichkeitstheorie}}
* {{WikipediaDE|Stochastik}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [https://www.youtube.com/watch?v=D55vwnd6Kuc Zufallsgenerator mit Gedanken beeinflussen] YouTube
* [https://portal.dnb.de/opac.htm?query=religi%C3%B6s*+universalismus&method=simpleSearch&cqlMode=true Literatur über religiösen Universalismus] im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
* [https://www.aquadea.de/global-consciousness-projekt-nelson/ Global Conscious Progekt - Nelson] YouTube
{{Wiktionary|Universalismus}}
* [https://www.youtube.com/watch?v=QqiocEGArPQ Gibt es ein globales Bewusstsein - Nelson] YouTube


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


[[Kategorie:Wahrscheinlichkeitsrechnung]]
[[Kategorie:Religion]]  
[[Kategorie:Religionswissenschaft]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 29. Juli 2019, 09:22 Uhr

Universalismus charakterisiert Religionen, die ihre Glaubensangebote und Heilsversprechen beziehungsweise ihre Gebote an alle Menschen adressieren, unabhängig von ihrer ethnischen Zugehörigkeit sowie über politische und territoriale Grenzen hinweg. Dieses ideale Menschentum auf interkonfessioneller Grundlage wird auch als religiöser Kosmopolitismus bezeichnet[1]. Auch die kosmische Religion sowie persönliche Glaubenserfahrungen werden dem religiösen Universalismus zugerechnet. Außerdem bezeichnet das Ideal des religiösen Universalismus die Vorstellung, wonach alles Seiende deutliche Spuren Gottes an sich trägt. Der Versuch, aus der menschlichen Vernunft sowie aus der Betrachtung der Schöpfung (Natur) Erkenntnis über Gott zu gewinnen, ist ein Charakteristikum der natürlichen Theologie. Die natürliche Theologie erhebt nicht den Anspruch einer Religion, es geht ihr vielmehr um die geistige Durchdringung des Weltzusammenhangs mit wissenschaftlicher Methodik.

Konzepte des religiösen Universalismus

Nationale und soziale Schranken verlieren vor dem religiösen Universalismus ihre Bedeutung. Dieses Konzept grenzt sich von den Nationalreligionen klar ab und wird als Weltreligion bezeichnet. Damit sind vor allem der Buddhismus, das Christentum und der Islam gemeint. Dabei kommt es darauf an, deren universalistischen Charakter durch Missionsarbeit durchzusetzen.[2] Auch die Gegensätze zwischen den Konfessionen sollen überwunden beziehungsweise die verschiedenen Religionen miteinander verschmolzen werden. Im Sinne eines positiven Pragmatismus wird dabei von „Religions-Esperanto“ gesprochen. Das Konzept des religiösen Universalismus geht weit über die Idee der Ökumene hinaus. In der modernen Rezeption wird die Meinung vertreten, der Apostel Paulus sei Begründer des ethischen Universalismus. Paulus trete „als Anwalt einer globalen, auch den Kosmos einbeziehenden Theologie auf, ohne dabei den Vorrang Israels zu leugnen“.[3]

Israels religiöser Universalismus

Jahwe ist nicht der Gott eines bestimmten Stammes, sondern der Gott der gesamten Menschheit. Die Vorstellung von der inneren Verwandtschaft aller Menschen und die universale Geltung der Ethik sowie das menschliche Fühlen schließen jede Form eines religiösen Partikularismus aus. Damit geht eine objektive, gerechte und liebevolle Haltung gegenüber den sogenannten Heiden einher. Dieses menschliche Empfinden gilt als die Wurzel, aus der der religiöse Universalismus der jüdischen Religion entspringt.[4]

Dennoch ist die jüdische Religion in ihrer realen Ausprägung keine Universalreligion, sondern eine der großen Volksreligionen, da sie untrennbar mit der ethnisch-religiösen Gruppe der Juden verbunden ist.

Christlicher Universalismus

Insbesondere in der katholischen Kirche wird die These des christlichen Absolutheitsanspruchs vertreten, wonach das Christentum, wenn es von der Bindung an ein Volk gelöst wird und einen christlichen Universalismus einleitet, beispielsweise ein vereintes Europa ermöglichen würde.[5] Das christliche Motto „Alle Menschen sind Brüder“ bedeutet im Umkehrschluss, dass jene, die nicht meine Brüder sind, auch keine Menschen sein können. Der christliche Universalismus neigt dazu, alle Nichtgläubigen und Falschgläubigen aus der Gesamtheit der Menschen auszuschließen. Im Christentum erhebt die indifferente und totale göttliche Gnade einen universalen Anspruch. Dagegen gibt es in den partikularen Religionen – und sogar im Islam – einen Ort für den Anderen.[6]

In einem wesentlich weiteren Sinne wird die christliche Lehre der Apokatastasis beziehungsweise Allaussöhnung mit einer Aussöhnung des Universums gleichgesetzt und unter diesem Aspekt als christlicher Universalismus bezeichnet. Die Lehre von der Allaussöhnung stützt sich auf das Neue Testament, wonach Gott in Zukunft das All mit sich aussöhnen wird.

Unitarian Universalist Association

Basierend auf den Gedanken des christlichen Universalismus im Sinne der Allversöhnung (Apokatastasis) entstand ab dem 18. Jahrhundert in Nordamerika die Universalist Church of America, die sich im 20. Jahrhundert mit den Unitariern zur Unitarian Universalist Association zusammengeschlossen hat. Die heutige Unitarian Universalist Association hat sich inzwischen jedoch von ihren christlichen Wurzeln gelöst.

Islamischer Universalismus

Das Prinzip des islamischen Universalismus kann als identitätsstiftendes Schema aufgefasst werden, wie es beispielsweise für die Organisation der Hisbollah von Bedeutung ist. In diesem Fall wird der islamischen Identität Priorität über die nationale Zugehörigkeit eingeräumt. Der Islam wird als universale Botschaft für die gesamte Menschheit verstanden, die alle nationalen Identitäten umfasst.[7] Es wird die Auffassung vertreten, dass der islamische Universalismus imperialistisch sei. Der Historiker Efraim Karsh schlägt einen Bogen vom Propheten Mohammed über Sultan Saladin und Ayatollah Khomeiny bis Usama Bin Laden. Ihnen gemeinsam sei das Bestreben, die Menschheit mit dem Mittel des Jihad zu islamisieren. Es wird kritisiert, Karsh benutze den Begriff Imperialismus für alles, was nach einem Reich strebt. Das heutige Weltsystem habe in Europa und Amerika seinen Ausgang genommen, während in den islamischen Ländern eine Antimoderne heranwachse. Einen islamischen Imperialismus – so sagen die Kritiker des Historikers Karsh – werde es kaum geben, solange dort nicht demokratische Ordnungen herrschen.[8] Allerdings wirke der islamische Universalismus – im Gegensatz zur Krise des christlichen Glaubens im Abendland – vital und auf utopische Weise zukunftsbesessen. Der westliche konkurriert mit dem islamischen Universalismus und erzeugt Ablehnung statt Akzeptanz.[9]

Kosmische Religion

Das Gefühl der Erhabenheit und der Harmonie der strukturellen Zusammenhänge, die sich sowohl in der Natur als auch in den menschlichen Gedanken offenbart, wird als kosmische Religiosität bezeichnet. Das menschliche Individuum möchte seine eigenen Beschränkungen überwinden und die Gesamtheit alles Seienden als etwas Einheitliches und Sinnvolles erleben. Kosmische Religiosität kennt keine Dogmen und keinen Gott, der nach dem Ebenbild des Menschen geschaffen wäre. Aus diesem Grunde ist ihr die Institution der Kirche fremd. Albert Einstein vertrat die Auffassung, dass es zu den wichtigsten Aufgaben von Kunst und Wissenschaft zählt, das Gefühl kosmischer Religiosität „unter den Empfänglichen zu wecken und lebendig zu erhalten“.[10] In Einsteins Drei-Stufen-Modell verkörpert die kosmische Religion die höchste religiöse Entwicklungsstufe, sie folgt auf Furchtreligion und Moralreligion. Einstein war bestrebt, Wissenschaft und Religion wieder zusammenzuführen.[11] Mit seiner Religiosität der Welterkenntnis fühlte er sich in der jüdischen Tradition verwurzelt:„Streben nach Erkenntnis um ihrer selbst willen, an Fanatismus grenzende Liebe zur Gerechtigkeit und Streben nach persönlicher Selbstständigkeit – das sind die Motive der Tradition des jüdischen Volkes, die mich meine Zugehörigkeit zu ihm als ein Geschenk des Himmels empfinden lassen.“ Mit diesen Worten säkularisierte Einstein den jüdischen Glauben zu einer „moralischen Einstellung im Leben und zum Leben“.[12]

Ideal des religiösen Universalismus

Der Würzburger Religionsdogmatiker und Philosoph Herman Schell folgte dem Gottesideal der positiven Aseität, der absoluten Unabhängigkeit Gottes, der den Grund seiner Existenz in sich selbst trägt.[13] In dieser Idealvorstellung liegen die Wurzeln des Schell′schen Universalismus. Die Grundlagen der Religiosität waren für ihn breiter als die Grenzen des Kreises, die die katholische Kirche ihm vorgab. Schell hatte die Vorstellung, dass alles um uns herum deutliche Spuren Gottes an sich trägt. Daraus entwickelte er beispielsweise in der Sakramentenlehre seine Grundgedanken über den Universalismus des göttlichen Heilswillens. Darauf basierte auch seine Idee, die Taufe auf ihren geistig-mystischen Sinn zurückzuführen und sie von ihrer äußeren Form zu befreien.[14] Diesem Ideal liegt die Überzeugung zugrunde, dass Gott in allen Religionen gleichermaßen wirksam ist und in universeller Weise durch die gesamte Natur hindurch sowie im Bewusstsein der Menschen wirkt.[15]

Verbindung mit politischem Universalismus

Aus der Perspektive der Politik kann der religiöse Universalismus sich mit imperialen Motiven verbinden. Diese Verbindung zwischen religiösem und politischem Universalismus ist jedoch nicht zwingend, wenn Religion als überpolitische Instanz verstanden wird.[16]

Religiöser Pluralismus

Religiöser Pluralismus – auch als religiöse Pluralität bezeichnet – geht davon aus, dass jede Religion einen Weg zur Erlösung und zur richtigen Beziehung mit dem Göttlichen hat, das damit allen Menschen offensteht. Durch das Phänomen der Zuwanderung wird die Vielfalt der Religionen als eine der großen Herausforderungen der Politik betrachtet. Die Transformationsprozesse politischer Arrangements von religiöser Pluralität in europäischen Nationalstaaten wird als eine Re-Institutionalisierung der Staatsbürgerschaft gedeutet. Zuwanderung und Globalisierung ändern das Verhältnis von Politik und Religion grundlegend. Einerseits geht es dabei um die Frage nach der religiösen Neutralität des Staates beziehungsweise des öffentlichen Lebens, andererseits um die kollektive Identität des Volkssouveräns. In diesem Zusammenhang wird die Frage nach einer multikulturellen Staatsbürgerschaft gestellt. Im Grunde geht es darum, an die Stelle der Bedingungen gesellschaftlicher Integration „Fragen nach kulturellen und strukturellen Voraussetzungen für die Realisierung von Demokratie und Menschenrechten in de-territorialisierten und post-nationalen Herrschaftszusammenhängen zu rücken“.[17]

Religiöser Liberalismus

Der religiöse Liberalismus hat viele Facetten und basiert auf der Philosophie der Aufklärung und des Idealismus. Er wird auch als liberale Theologie bezeichnet. Demnach sollen Religion und Theologie auf der Grundlage des Humanismus betrieben werden. Der religiöse Liberalismus strebt eine stärkere Unabhängigkeit von Dogmen, kirchlichen Traditionen und Glaubensinhalten an. In seinem Sinne ist Glaube eine persönliche Angelegenheit des Menschen. Nach diesem Verständnis kann Glaube durch Erfahrungen entstehen, die im Menschen eine tiefe Resonanz auslösen. Religion beginnt mit der Erfahrung des Menschen, dass er einer umfassenden Wirklichkeit zugehört, einem großen Ganzen, das ihn im Leben trägt.[18]

Weblinks

 Wiktionary: Universalismus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  3. Thomas Macho: Die Faszination des dreizehnten Apostels. (Nicht mehr online verfügbar.) Cicero - Magazin für politische Kultur, 8. September 2009, archiviert vom Original am 15. Februar 2016; abgerufen am 15. Februar 2016. i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.cicero.de
  4.  Julius Lewkowitz: Die Entstehung des ethischen und religiösen Universalismus. In: Ost und West: illustrierte Monatsschrift für das gesamte Judentum 1.191-23.1923,4. 11-12, S. 555-562 (1,58 MB, http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/cm/periodical/titleinfo/2606103).
  5. Thesen, Titel und Dämonen - Europatag der kath. Theologie. Ruhr-Universität Bochum, 16. Januar 2002, abgerufen am 15. Februar 2016.
  6. Liebe ohne Gnade. Die Zeit, 15. Juni 2000, abgerufen am 15. Februar 2016.
  7. Erik Mohns: Die Hizbollah - Chancen und Hindernisse bei der Transformation einer Guerilla in eine politische Bewegung in der libanesischen Nachkriegsgesellschaft. (PDF) In: Arbeitspapiere zu Problemen der internationalen Politik und der Entwicklungsländerforschung. Geschwister-Scholl-Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München, 2005, S. 75 f, abgerufen am 15. Februar 2016.
  8. Wolfgang G. Schwanitz: Islam imperial. Neue Zürcher Zeitung, 5. August 2006, abgerufen am 15. Februar 2016 (Buchbesprechung. Efraim Karsh: Islamic Imperialism. A history.).
  9. Herbert Kremp: Warum wird der westliche Universalismus so gehasst? Die Welt, 14. November 2010, abgerufen am 15. Februar 2016.
  10. Albert Einstein: Religion und Wissenschaft. (PDF) (Nicht mehr online verfügbar.) 1939, archiviert vom Original am 15. Februar 2016; abgerufen am 15. Februar 2016. i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/quantenphilosophie.de
  11. Burkhard Gladigow: Europäische Religionsgeschichte seit der Renaissance. (PDF) In: Zeitenblicke 5 (2006), Nr. 1. Abgerufen am 15. Februar 2016.
  12. Markus Pössel: Einsteins kosmische Religiosität. (PDF) Cicero - Magazin für politische Kultur, 23. Dezember 2004, abgerufen am 15. Februar 2016.
  13.  Aseität. 1, Leipzig 1905, S. 850 (http://www.zeno.org/nid/20006257801).
  14. Hugo Paulus: Der religiöse Schell. (PDF) In: Eine unveröffentlichte Studie über den Würzburger Theologen Herman Schell (1850–1906) von seinem Schüler Hugo Paulus (1878–1951). Vincent Berning, 1914, S. 106 f, abgerufen am 14. Februar 2016.
  15. eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche
  16.  Henning Ottmann: Grenzen in einer Welt, die immer grenzenloser wird. In: Kunst, Macht und Institution. Campus, Frankfurt am Main, New York 2003, ISBN 3-593-37378-5, S. 285 (Studien zur Philosophischen Anthropologie, soziologischen Theorie und Kultursoziologie der Moderne).
  17. Matthias Koenig: Staatsbürgerschaft und religiöse Pluralität in post-nationalen Konstellationen. (PDF) April 2003, S. 220–226, abgerufen am 14. Februar 2016 (Dissertation am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und Philosophie der Universität Marburg).
  18. Wilhelm Gräb: Die liberale Theologie ist aktuell. Religionsphilosophischer Salon, 18. Dezember 2011, abgerufen am 15. Februar 2016.


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