Tabak und Nervus trochlearis: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Blühende Tabakpflanze.jpg|mini|Tabakblüten]]
[[Datei:Brain stem sagittal.svg|mini|Der Nervus trochlearis tritt als einziger Hirnnerv dorsal aus dem Hirn, unmittelbar nach der Kreuzung seiner Fasern (''Decussatio trochlearis''). Denn der Hirnnervenkern, [[Nucleus nervi trochlearis]] (4), liegt auf der Gegenseite (kontralateral).]]
[[Datei:Tobacco.jpg|mini|Arbeit in einer [[Plantage|Tabakplantage]]]]
[[Datei:Gray571.png|mini|Lage des Nervus trochlearis in der Seitenwand des [[Sinus cavernosus]]]]
[[Datei:Tabak CIMG2866.JPG|mini|Feinschnitttabak]]
[[Datei:Gray776.png|mini|Darstellung von Nerven und Muskeln in der Augenhöhle ([[Orbita]]dach entfernt) – der Nervus trochlearis (4; nahe dem [[Ganglion trigeminale]]) innerviert einzig einen Augenmuskel, den [[Musculus obliquus superior|M. obliquus superior]]]]
'''Tabak''' (veraltet '''Tobak''') ist ein pflanzliches Produkt, das aus den [[Blatt (Pflanze)|Laubblättern]] von Pflanzen der Gattung [[Tabak (Gattung)|Tabak]] (''Nicotiana'') hergestellt wird. Von den etwa 75 Arten dieser Gattung haben jedoch nur zwei Bedeutung für die Tabakproduktion: Der [[Virginischer Tabak|Virginische Tabak]] (''Nicotiana tabacum'') und der [[Bauern-Tabak]] (''Nicotiana rustica''). Die Nicotiana-Arten sind überwiegend in [[Südamerika]] heimisch, einige auch in [[Australien]] und [[Nordamerika]].  
Der paarige '''Nervus trochlearis''', auch ''vierter'' [[Hirnnerv]], N. '''IV''' genannt, innerviert den äußeren [[Augenmuskeln|Augenmuskel]] [[Musculus obliquus superior]] (bei Tieren als ''Musculus obliquus dorsalis'' bezeichnet) motorisch und führt in seinem [[orbita]]len Abschnitt auch [[afferent]]e Fasern von dessen [[Propriozeptor]]en ([[Tiefensensibilität]]).


Zu den wichtigsten Bestandteilen des Tabaks zählen: [[Nicotin]] (ein farbloses, flüssiges [[Alkaloid]]), Ammonium, [[Cellulose]] und [[Protein]]. In geringen Mengen auch [[Harz (Material)|Naturharz]], [[Wachs|Pflanzenwachs]], [[Stärke]], [[Zucker]], [[Tannine|Gerbsäure]], [[Äpfelsäure]], [[Citronensäure|Zitronensäure]], [[Oxalsäure]] und die anorganischen Inhaltsstoffe Nitrat, Kalium, Natrium, Calcium, Magnesium, Eisen und Chlor. Darüber hinaus reichert sich in den Blättern das radioaktive Element [[Polonium]] an.<ref>{{Literatur |Autor=Monique E. Muggli, Jon O. Ebbert, Channing Robertson, Richard D. Hurt |Titel=Waking a Sleeping Giant: The Tobacco Industry’s Response to the Polonium-210 Issue |Sammelwerk=[[American Journal of Public Health]] |Band=98 |Nummer=9 |Datum=2008 |Seiten=1643–1650 |DOI=10.2105/AJPH.2007.130963 |PMC=2509609 |PMID=18633078}}</ref>  Obwohl noch nicht alle Stoffe bekannt sind, schätzt man, dass z. B. eine Zigarette und ihr [[Tabakrauch|Rauch]]  etwa 6.000–12.000 chemische Substanzen enthalten.<ref>Manfred G. Raupp: ''Die Entwicklung des Tabakanbaus in Deutschland unter besonderer Berücksichtigung der Entwicklung in der Gemeinde Staffort.'' 2. Auflage, Lörrach Oktober 2012, Herausgeber: Lörrach international, ISBN 978-3-9815406-3-5, S. 43.</ref>
== Verlauf ==
Der [[Hirnnervenkern]] des N. trochlearis, der ''[[Nucleus nervi trochlearis]]'', liegt im [[Mittelhirn]] und schließt sich dem Hauptkern des [[Nervus oculomotorius]] [[kaudal]] an. Die Fasern steigen vom Trochleariskern in laterokaudaler Richtung ab, ziehen um das [[Periaquäduktales Grau|zentrale Höhlengrau]] herum nach [[Anatomische Lage- und Richtungsbezeichnungen#Anatomische Hauptrichtungen|dorsal]] und kreuzen in der ''Decussatio trochlearis'' zur Gegenseite, unmittelbar vor ihrem Hirnaustritt. Unterhalb der [[Colliculi inferiores]] (bzw. caudales) der [[Vierhügelplatte]] und seitlich des ''Frenulum veli medullaris rostralis'' (bzw. ''superioris'') tritt der N. trochlearis als einziger Hirnnerv dorsal aus dem Gehirn.


Wenngleich [[Tabakrauchen]] als gesundheitsschädlich eingestuft wird und die [[Tabakwerbung#Tabakwerbung|Tabakwerbung]] stark beschränkt ist, so ist die [[Tabakindustrie]] regional doch ein bedeutsamer Arbeitgeber und die [[Tabaksteuer]] eine wichtige Einnahmequelle zahlreicher Staaten.<ref>[http://www.rp-online.de/leben/beruf/gefaehrdet-das-neue-tabakgesetz-arbeitsplaetze-aid-1.3733541 ''Gefährdet das neue Tabakgesetz Arbeitsplätze?''] rp-online.de, abgerufen am 24. Mai 2015.</ref>
In der [[Cisterna ambiens]] des [[Subarachnoidalraum]]s windet er sich seitlich um den [[Hirnschenkel]] (''Pedunculus cerebri'') an die Basis des [[Hirnstamm]]s und verläuft hier zwischen der [[Arteria cerebri posterior]] und der [[Arteria superior cerebelli]]. Etwa in Höhe der [[Türkensattel]]lehne (''Dorsum sellae [turcicae]'') durchsetzt er am Rand des [[Tentorium cerebelli|Tentoriumschlitzes]] (''Incisura tentorii'') die [[Dura mater|Dura]] und verläuft in der Seitenwand des venösen [[Sinus cavernosus]]. Hier liegt der Nervus trochlearis (N. IV) zwischen dem [[Nervus oculomotorius]] (N. III) und dem [[Nervus ophthalmicus]] (N. V<sub>1</sub>).


== Nutzung ==
Nach langem intra[[Dura mater|duralen]] und dem längsten intra[[Kranium|kraniellen]] Verlauf aller Hirnnerven verlässt der dünne N. IV die [[Schädelhöhle]] beim Menschen durch die ''[[Fissura orbitalis superior]]'' –&nbsp;bei Nicht-Primaten durch die entsprechende ''Fissura orbitalis'', bei [[Paarhufer]]n durch das ''Foramen orbitorotundum''&nbsp;– und zieht über den ''[[Anulus tendineus communis]]'' hinweg in der Augenhöhle zu dem einzigen von ihm innervierten Muskel. Den orbitalen Verlauf begleiten auch afferente propriozeptive Fasern, die – wie bei den übrigen äußeren Augenmuskeln – über Verbindungen (Anastomosen) mit dem Nervus ophthalmicus zum [[Ganglion trigeminale]] gelangen.<ref>Benninghoff: ''Makroskopische und mikroskopische Anatomie des Menschen.'' Band 3, Urban und Schwarzenberg, München 1985, ISBN 3-541-00264-6, S.&nbsp;440.</ref>
[[Datei:Tabakblätter.JPG|mini|Tabakblätter beim Trocknen]]
Als amerikanische Pflanzenart wurde der Tabak seit jeher von vielen Indianerstämmen verwendet, allerdings weniger als Genussmittel, sondern eher im Rahmen [[spirituell]]er Rituale (wobei dies ''nicht'' für die sogenannte [[Friedenspfeife]] der Prärie-Indianer galt, in der Süßgras und Salbei verbrannt wurden). Er wurde gekaut, geschnupft, geraucht, gegessen, entsaftet, auf dem Körper verrieben, in Augentropfen und Körperpackungen verwendet.&nbsp; Entweder wurde konzentrierter Tabaksaft von [[Schamane]]n als [[psychotrop]]e (rauscherzeugende), sehr schnell wirkende Substanz verwendet, so etwa bei den Maya und den karibischen Stämmen;<ref>[[Åke Hultkrantz]], Michael Rípinsky-Naxon, Christer Lindberg: ''Das Buch der Schamanen. Nord- und Südamerika''. München 2002, ISBN 3-550-07558-8. S. 118.</ref> oder der Tabakrauch wurde in großen Mengen in den Magen ''geschluckt'', da die [[Halluzinogen|halluzinogenen]] Alkaloide auf diese Weise [[Vision (Religion)|Visionen]] hervorrufen können, wie bei einigen Regenwaldethnien in Amazonien.<ref>[[Marvin Harris]]: ''Kulturanthropologie. Ein Lehrbuch'', Aus dem Amerikanischen von Sylvia M. Schomburg-Scherff, Campus, Frankfurt New York 1989, ISBN 3-593-33976-5. S. 292.</ref>


Von der Existenz der Tabakpflanzen und deren Verwendung erfuhr die [[Alte Welt]] durch die Fahrten des [[Christoph Kolumbus|Kolumbus]] nach Amerika. Der französische Gesandte in Portugal [[Jean Nicot]] sorgte für die Einführung des Tabaks als Heilpflanze in Frankreich, nach ihm wurde später der Gattungsname der Tabakpflanze „Nicotiana“ und gleichzeitig der wichtigste Inhaltsstoff Nikotin benannt.
Die Sehne des Musculus obliquus superior wird in der Augenhöhle durch einen [[Rollknorpel]] in ihrer Zugrichtung abgelenkt. Dieser Rollknorpel (''Trochlea'') war für den Nerven namensgebend.
In Europa wurde der Tabak zunächst als Heilpflanze angebaut. Tabakblätter legte man auf offene Wunden und bei Magenbeschwerden sollte der Kranke Tabaksaft trinken.
In einem Kräuterbuch aus dem Jahr 1656 ist über Tabak zu lesen: „Dieses Kraut reinigt Gaumen und Haupt, vertreibt die Schmerzen und Müdigkeit, stillt das Zahnweh, behütet den Menschen vor Pest, verjagt Läuse, heilet den Grind, Brand, alte Geschwüre, Schaden und Wunden“.<ref>Zitiert nach August Wilhelm von Babo: Der Tabak und sein Anbau; Nebst Anhang von Ph. Schwab und F. Hoffacker über die Cultur und Behandlung des Tabaks in Holland, Karlsruhe Herder 1852.</ref>


Um 1650 hat „Der Große Kurfürst“ [[Friedrich Wilhelm (Brandenburg)|Friedrich Wilhelm]] in seinen menschenleeren Gebieten als Folge des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]] [[Hugenotten]] angesiedelt, die den Tabakbau in seinem Land einführten. Bereits 1666 betrieben eingewanderte Hugenotten in [[Mannheim]] Schnupf- und Kautabakgeschäfte. Ab 1688 breitete sich der Tabakanbau von der Pfalz und ab 1700 von der badischen Ortsgründung [[Friedrichstal (Stutensee)|Friedrichstal]] über das Gebiet der Hardt zwischen [[Karlsruhe]] und Mannheim sowie das nördliche Deutschland aus.
== Affektion ==
Eine Schädigung des Nervus trochlearis führt zur Lähmung des gleichseitigen (ipsilateralen) [[Musculus obliquus superior]] ([[Trochlearisparese]]). Der Funktionsverlust äußert sich in Einschränkungen der Augenbewegung sowie einem [[Schielen]], welches in Abhängigkeit von Art (ein-, beidseitige Lähmung) und Blickrichtung unterschiedlich ausgeprägt sein kann und mit entsprechenden Doppelbildern ([[Diplopie]]) einhergeht.


Die weltweite Rohtabakernte in 120 Staaten auf einer Anbaufläche von 4,1 Millionen Hektar betrug im Jahr 2000 rund 7,4 Millionen Tonnen. Der weltgrößte Tabakanbauer war mit 1,5 Millionen Hektar Anbaufläche und einem Produktionsanteil von 2,6 Millionen Tonnen China. In den Statistiken der [[Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation|FAO]] wird die Tabakanbaufläche 1961 mit 3,4 und 2010 mit 4,0 Millionen Hektar angegeben. Dies bedeutet einen Zuwachs von 17 % bei einer Zunahme der Erdbevölkerung um 122 %. Rein statistisch ist damit die Tabakanbaufläche die 1961 ca. 11 Quadratmeter pro Person betrug bis 2010 auf 5,8 Quadratmeter gesunken und hat sich dadurch im Verhältnis zur Erdbevölkerung halbiert.
Das betroffene Auge weicht in diesem Fall nach oben (''Hypertropie'') und innen (''Esotropie'') ab. Zudem besteht eine Verrollung um die Sagittalachse nach außen (''Exzyklotropie''). Doppelbilder treten blickrichtungsabhängig auf, insbesondere vertikale beim Blick nach unten, rotatorische zunehmend bei Blick in Richtung der betroffenen Seite. Der Patient neigt deshalb seinen Kopf kompensatorisch häufig zur Seite des gesunden Auges (''Bielschowsky-Phänomen''). Dies führt zu einem sogenannten okulären Schiefhals ([[Kopfzwangshaltung]] oder ''Torticollis ocularis'').


Als [[Nutzpflanze]] für die Tabakproduktion haben derzeit (2013) nur zwei Arten wirtschaftliche Bedeutung, die zahlreiche Varietäten bilden und aus denen viele Sorten gezüchtet wurden. Die verbreitetste Art ist der [[Virginischer Tabak|Virginische Tabak]] (''Nicotiana tabacum''), zu dem nahezu alle heute angebauten Sorten gehören. Die Tabakernte wird nach entsprechender Verarbeitung weit überwiegend für Zigaretten genutzt. In Deutschland waren bis Ende des 20. Jahrhunderts die Sorten „Friedrichstaler“, „Havanna“, „Geudertheimer“ und „Burley“ verbreitet. Dies sind dunkle Sorten, die für Zigarren und als Beimischung zu dunklen Zigaretten Verwendung fanden. Virginia ist eine aktuelle Sorte, die als Beimischung in helle Zigaretten-Marken verwendet wird. In Osteuropa wird außerdem noch [[Bauern-Tabak]] (''Nicotiana rustica'') angebaut und zu [[Machorka]] verarbeitet.
Bei einer isolierten einseitigen Schädigung des Hirnnervenkerns (''Nucleus nervi trochlearis'') ist zu beachten, dass infolge der vollständigen Kreuzung der Nervenbahnen jeweils allein der gegenseitige (kontralaterale) Muskel betroffen ist.


Die getrockneten, kurierten und [[Rebeln|gerebelten]] Tabak-Blätter (Rauchkraut) können in [[Tabakspfeife]]n oder gedreht als [[Zigarette]]n, [[Zigarillo]]s und [[Zigarre]]n [[Tabakrauchen|geraucht]] werden. Das giftige [[Nikotin]] wird dabei zu großen Teilen verbrannt; nur ein geringer Anteil verdampft und wird inhaliert. Weniger verbreitet ist der Konsum in Form von [[Smokeless Tobacco]], [[Snus]], [[Kautabak]] und [[Schnupftabak]]. Der Konsum durch Inhalation, Schnupfen oder Kauen ist ebenfalls mit erheblichen gesundheitlichen Risiken verbunden, die von Herz-Kreislauf-Problemen über Durchblutungsstörungen und Impotenz bis hin zu verschiedensten Karzinomformen reichen können. Mehrere dieser Risiken sind auch mit dem [[Passivrauchen]] und [[Third-hand smoke|Rückstandsrauchen]] verbunden. Der Konsum von Tabakwaren erhöht signifikant das Risiko einer [[Nikotinabhängigkeit]].
Eine Kompression des Nerven auf seiner intraduralen Verlaufsstrecke ist auch durch benachbarte arterielle Gefäße wie die hintere Großhirnschlagader ([[Arteria cerebri posterior|A. cerebri posterior]]) oder die obere Kleinhirnschlagader ([[Arteria cerebelli superior|A. cerebelli superior]])<ref>SeokHoon Kang, Ji-Soo Kim, Jeong-Min Hwang, Byung Se Choi, Jae-Hyoung Kim: ''Mystery Case: Superior oblique myokymia due to vascular compression of the trochlear nerve.'' In: ''Neurology.'' Band 80, Nr. 13, März 2013, [[doi:10.1212/WNL.0b013e318289706f]].</ref> möglich, was zum seltenen Bild einer [[Obliquus-superior-Myokymie]] führen kann ([[Nervenkompressionssyndrom]]).<ref>K. Scharwey, T. Krzizok, M. Samii, S. Rosahl, H. Kaufmann: ''Remission of superior oblique myokymia after microvascular decompression.'' In: ''Ophthalmologica.'' Band 214, Nr. 6, 2000, S.&nbsp;426–428, PMID 11054004, [[doi:10.1159/000027537]].</ref>


Wasserpfeifentabak besteht aus einer Mischung von Tabak und Feuchthaltemitteln ([[Glycerin]] und/oder [[Propylenglycol]]) und kann zudem auch aromatische Öle, Auszüge, Melassen oder Zucker enthalten oder mit Früchten aromatisiert sein.<ref name="Warenverzeichnis2013">Warenverzeichnis für die Außenhandelsstatistik, Ausgabe 2013: ''[https://www.destatis.de/DE/Methoden/Klassifikationen/Aussenhandel/Kap24.pdf Kapitel 24: Tabak und verarbeitete Tabakersatzstoffe]'', Statistisches Bundesamt, Wiesbaden, 2012. ISBN 978-3-8246-0963-5.</ref>
Zur Differentialdiagnose einer angeborenen Trochlearisparese zählen auch Entwicklungsanomalien, bei denen der obere schräge Augenmuskel fehlgebildet oder seine Muskelmasse im Rahmen eines ''kongenitalen kranialen Fehlinnervations-Syndroms'' bei Fehlen eines Nervus trochlearis verkümmert ist. Die mit diesen seltenen Krankheitsbildern einhergehenden Formen angeborenen Schielens werden klinisch als dekompensierter [[Strabismus sursoadductorius]] beschrieben.
 
Die frühere Verwendung von ''Tabakbrühe'' als [[Insektizid]] ist wegen der Gefahr von Nikotinrückständen in Nahrungsmitteln inzwischen verboten.
 
== Verbreitung ==
[[Datei:Preparando o tabaco em Balibó.jpg|mini|Tabakverarbeitung in den 1930ern in [[Portugiesisch-Timor]]]]
 
Der Tabakanbau ist der landwirtschaftliche Anbau von Tabak als Nutzpflanze zur Gewinnung von Rohtabak aus den geernteten und getrockneten Blättern, teilweise auch aus den ganzen Pflanzen. Wegen der großen Anpassungsfähigkeit der subtropischen Pflanze wird Tabak bis in die gemäßigten Zonen von 38° südlicher Breite bis 56° nördlicher Breite angebaut. Die wichtigsten Anbaugebiete sind [[Volksrepublik China]], [[Nordamerika|Nord-]], [[Mittelamerika|Mittel-]] und [[Südamerika]], Südostasien, [[Vorderasien]]/[[Balkanhalbinsel|Balkan]] und [[Europa]].
 
Zu Anfang des 21. Jahrhunderts lagen fast 90 % der Anbauflächen in den südlichen Ländern. Besonders in den Niedrig- und Mitteleinkommensländern der tropischen und subtropischen Landschaftszonen in Afrika, Lateinamerika und Asien, den Schwellen- und Entwicklungsländern des Südens, nimmt der Tabakanbau zu. Im Zeitraum 1961–2002 ist die Anbaufläche in der „Ersten Welt“ um 60 % gefallen und stieg in der gleichen Zeitspanne in der „Dritten Welt“ um ca. 60 % an. Beispiele für extreme Anbauzunahme ist Malawi mit Verdoppelung und Tansania mit Versechsfachung in 40 Jahren. Der Tabakanbau führt in den afrikanischen Anbaugebieten zu verstärkter Abholzung von Wäldern, [[Humus]]abbau des Bodens und starker wirtschaftlicher Abhängigkeit von den Tabakaufkäufern.<ref>[http://www.regenwald.org/regenwaldreport/2003/24/afrikas-waelder-rauchen Afrikas Wälder rauchen], [http://www.suedwind-magazin.at/start.asp?artid=3062&ausg=200409&b=0&artart=31 Südwind-magazin 09/2004 S. 27 und 34] sowie [http://www.zeit.de/2005/23/Rauchen ZEIT vom 6. Juni 2005.]</ref>
 
Der Tabakanbau in Europa wurde von der [[Europäische Union|Europäischen Union]] mit [[Subvention]]en von bis zu einer Milliarde Euro jährlich gefördert.<ref>[http://idw-online.de/pages/de/news262792 Süßer Abschied vom kratzigen Rauch: Universität Hohenheim erforscht Job-Alternativen für Tabak-Bauern, Information der Universität Hohenheim 2008.]</ref> Davon entfielen rund 150 Millionen Euro auf den Tabakanbau in Deutschland. Ab 2005 wurden 20 Prozent der EU-Zahlungen gezielt dafür eingesetzt, die Tabakbauern zum Umsteigen auf andere Erzeugnisse zu ermuntern. Im Jahr 2010 wurde die Subventionierung des Tabakanbaus in der EU eingestellt; Umstellungsbeihilfen konnten bis 2013 beantragt werden.<ref>[http://www.proplanta.de/Agrar-Nachrichten/Pflanze/Adieu-Tabak-hallo-Petersilie_article1288184322.html Proplanta: Adieu Tabak hallo Petersilie.]</ref>
 
== Anbau und Trocknung ==
[[Datei:Tabakpflanze Burley.jpg|mini|Erntekategorien des Tabaks]]
Ausgesät wird der Tabaksamen zunächst auf einem Setzlingsbeet, dessen fruchtbare Erde geschützt vor starkem Wind, aber von der Sonne beschienen sein soll. Vor dem Säen wird die Erde durch Abbrennen, Dämpfen oder chemische Hilfsmittel z. T. sterilisiert, um Insekten, Parasiten und Unkrautsamen zu vernichten. Das Setzlingsbeet wird in warmen Zonen im Freien angelegt, eventuell durch ein dünnes Baumwolltuch oder eine dünne Lage Gras, Stroh oder Piniennadeln vor nächtlicher Kühle geschützt. In kühlen Regionen wird die Tabakpflanze unter einem Glas- oder Plastikdach gezogen. Von den kleinkörnigen Tabaksamen mit dem [[Tausendkorngewicht]] von 0,1 Gramm reichen 2 Gramm Samen für ca. 100&nbsp;m² Anzuchtbeet, die unter günstigen Bedingungen 9.000–15.000 Setzlinge liefern. Nach 8–10 Wochen wird eine Pflanzengröße von 10 bis 18&nbsp;cm erreicht. Damit ist die Anzucht abgeschlossen und die Pflanzen sind als Setzlinge für die Umpflanzung in das Freiland bereit.
 
Die Setzlinge werden in einigen Gebieten durch Setzmaschinen, in den meisten Gegenden jedoch immer noch per Hand in das Feld umgepflanzt. Die Setzlinge werden je nach Sorte in unterschiedlichen Abständen eingepflanzt, am weitesten auseinander [[Perique-Tabak|Perique]] (Abstand der Reihen 1,5&nbsp;m, Abstand der Pflanzen in einer Reihe 91–107&nbsp;cm), sehr viel enger z. B. Burley in Europa (65&nbsp;cm; 50&nbsp;cm)<ref>{{Literatur |Autor=Annerose Menninger |Hrsg= |Titel=Genuss im kulturellen Wandel |Auflage= |Verlag=Franz Steiner Verlag |Ort= |Datum= |ISBN= |Seiten=43–45}}</ref>. Wenn die Blüte erscheint, wird diese abgeschnitten (Fachbegriff „geköpft“), um die Pflanzennährstoffe ausschließlich den Blättern zuzuführen. Lediglich für die Saatgutproduktion ausgesuchte Pflanzen werden geschont, um aufzublühen und Samen zu erzeugen.
 
Die optimale Zahl der Blätter variiert: dunkle, später luft- oder feuergetrocknete Tabakpflanzen sollten 10–16, Burley- oder Maryland-Tabakpflanzen 16–20 Blätter haben, wobei die unteren Blätter weniger Nikotin enthalten. Jede Pflanze stellt eine Art Qualitätspyramide dar. Die unteren Blätter (Sandblatt) wurden früher als Um- und Deckblatt für Zigarren verwendet; mit dem Trend zum leichteren Rauchen wurden die niedrigen Nikotingehalte dieser Erntestufe auch in der Zigarettenherstellung bedeutsam. Im oberen Teil der Pflanze, dem Hauptgut und Obergut, sind Nikotingehalt, Aroma und Duft ansteigend.
 
Die Ernte erfolgt 70 bis 130 Tage nach der Feldpflanzung, wobei üblicherweise die einzelnen Blätter je nach Reifezustand geerntet werden. Die Ernte beginnt mit den unteren Blättern, nachdem diese gelblich gefärbt sind. In Abständen von fünf bis sieben Tagen erfolgt jeweils die Ernte von zwei weiteren Blättern. Die Tabakblätter werden mit möglichst wenig Gehalt an Stärke am frühen Vormittag geerntet. Danach sollen die Blätter einige Stunden welken, um bei der Weiterverarbeitung Blattschäden zu vermeiden. Löcher in den Blättern während der Verarbeitung bedeuten einen erheblichen Qualitätsverlust.
 
Nach der Ernte muss der Tabak getrocknet werden. Bei der verbreiteten Naturtrocknung wird der Tabak auf Schnüre „eingefädelt“ und zwei bis drei Monate in geschlossenen oder mit Jalousien versehenen Schuppen aufgehängt. Überwiegend Virginia-Tabaksorten werden in Heißlufttrockenschuppen behandelt, in welchem die Trocknung in nur vier bis acht Tagen erfolgt.
 
In einigen Gebieten erfolgt die Ernte auch als ''Ganzpflanzenernte''; dabei wird die gesamte Pflanze abgeschnitten und zur Trocknung umgekehrt in überdachten Räumen aufgehängt. Nach der Austrocknung der Blätter werden diese geerntet und der Strunk als Brennmaterial verwendet.
 
== Fermentation ==
[[Datei:Tabac a rouler.JPG|mini|Heller Tabak]]
Unter der Fermentation des Tabaks wird ein [[Gärung]]sprozess verstanden, der die getrockneten Tabakblätter in einen lager- und verbrauchsfähigen Zustand bringen soll. Bei der Fermentation setzen sich chemische und enzymatische Prozesse fort, die bei der Reife des Blattes beginnen und in der Trocknung weitergehen. Die Fermentation ist ein biotechnischer Veredelungsprozess, bei dem Reaktionen ablaufen, die durch blatteigene Fermente, mikrobiologische Vorgänge und chemische Reaktionen ausgelöst werden. Die Fermentation führt zum Abbau unerwünschter Eiweiße und Pflanzenschutzmittelreste, dient dem Farbausgleich und der Verminderung von Nikotin und Rauchkondensat und fördert die Aromabildung.
 
Je nach Sorte, Jahrgang, Erntekategorie und Reifegrad des Blattes, Trocknungsverfahren und vorgesehenen Verwendungszweck, wird der Fermentationsprozess gesteuert. Der Gärungsvorgang setzt beim Tabak meist von selbst ein, wenn ein Stapel von mindestens acht Kubikmeter Rohtabak zusammengesetzt wird. Erstes messbares Anzeichen ist dabei das Ansteigen der Temperatur innerhalb des Stapels.
 
=== Natur-, Stock- oder Stapelfermentation ===
Die Naturfermentation stellt die älteste Fermentationsmethode dar. Dabei werden die Tabak-Büschel, so wie sie von den Pflanzern abgeliefert wurden, zu rechteckigen Stapeln bzw. Stöcken mit einer Kantenlänge von drei bis vier Meter im Quadrat auf eine Höhe von zwei bis zweieinhalb Metern zusammengesetzt. In der Regel fasst ein solcher Stock vier bis sechs Tonnen Tabak. Im Verlauf der Fermentation sinkt der Stock auf eine Höhe unter zwei Metern zusammen. Die Erwärmung des Tabakstapels setzt bereits nach wenigen Tagen ein.
 
Die Temperatur wird mit langen Rohrthermometern täglich kontrolliert. Je nach Fermentaktivität steigen die Temperaturen oft sehr rasch auf 40 bis 55 °C. Der spätere Verwendungszweck bestimmt, wie hoch die Temperaturen im Stock ansteigen dürfen. Ist die gewünschte Temperatur erreicht wird der Stapel so umgesetzt, dass die bisher äußeren Blätter in die Mitte des Stapels kommen und umgekehrt. Die Zahl der Umschläge bzw. der wiederholten Fermentation hängt weitgehend von der späteren Verarbeitungsrichtung ab. In der Regel werden die Gruppen höchstens drei- bis viermal umgeschlagen, während Sandblatt und Hauptgut in manchen Jahren bis zu fünf bis sechs Umsetzungen erfahren, was eine Fermentationsdauer von drei bis fünf Monaten bedeuten kann.
 
Nach dem Gärungs- und Fermentationsprozess wird der Tabak im Frühjahr auf sogenannte Kühlbänke gesetzt. Die Tabake kühlen dabei aus und verlieren an Feuchtigkeit. Der Tabak erfährt auf den Kühlbänken darüber hinaus eine sogenannte Nachreife und ist erst nach völliger Auskühlung und einer Feuchtigkeit von 16 bis 18 % verpackungsfähig. Bei der Naturfermentation verliert der Tabak nicht nur Feuchtigkeit, sondern auch Substanz. Dieses sogenannte Dekalo beträgt je nach Ernteanteil und Sorte bei der Naturfermentation 16 bis 25 %.
 
=== Kammerfermentation ===
Bei dieser Fermentationsart wird unter kontrollierten Klimabedingungen mit künstlicher Erwärmung und Luftbefeuchtung gearbeitet. Während bei der Naturfermentation die Tabake in großen Räumen zu Stöcken zusammengesetzt werden, wird bei der Kammerfermentation der Tabak in Klimakammern auf Paletten gesetzt. Durch Schaffung günstiger Umweltbedingungen (Wärme und Feuchtigkeit) wird das Tabakblatt schneller in die Lage versetzt, sich zu erwärmen und damit zu fermentieren. Häufig gelangen Tabake in die Kammer die von sich aus nur wenig Fermentaktivität mitbringen, das heißt, diesen Tabaken wird in der Kammer der nötige Schub zur Fermentation gegeben. Auch Tabake, die in der Stockfermentation sich nur ein- oder zweimal erwärmen, werden in der Kammer fertig fermentiert.
 
=== Maschinenfermentation oder Redrying-Verfahren ===
Eigentlich ist das Redrying-Verfahren mehr eine Konditionierung (Haltbarmachung) und Farbfixierung des Tabaks. Diese Fermentationsart wird überwiegend für helle heißluftgetrocknete Virgintabake und luftgetrockneten Burleytabak angewendet. Vielfach wird die Maschinenfermentation auch zur Nachbehandlung von Tabaken aus der Natur- und Kammerfermentation angewendet.
 
Die Fermentationsmaschinen bestehen aus einem tunnelartigen Gehäuse, das in der Regel in einer gegen Wärmeverlust isolierten Eisenkonstruktion ausgeführt ist. Üblicherweise sind diese Maschinen in vier Abschnitte unterteilt, in die Wärme- und Trocknungszone, die Abkühlungszone sowie die Befeuchtungszone und den Ablauf.
Da insbesondere für die Wärme- und Trocknungszone ein gewisser Durchlaufbereich notwendig ist, schwankt die Länge der Fermentationsmaschine zwischen 30 und 80&nbsp;m bei einer Breite von 2 bis 3&nbsp;m. Die Durchlaufzeit beträgt je nach Länge und Intensität ein bis zwei Stunden. Die Tabake werden entweder in Docken oder Büscheln auf Stäben aufgehängt bzw. auch als Losblatt auf einem endlosen Rost durch die Maschine gesandt.
 
In der Maschine erfolgt der Aufbereitungsprozess dadurch, dass die Tabake zunächst auf einen Wassergehalt von unter 10 % bei Temperaturen von 10 bis 100&nbsp;°C getrocknet werden. Der nachfolgenden Abkühlung auf ca. 20&nbsp;°C folgt eine Befeuchtungszone in der mit Wasserdampf der Tabak soweit angefeuchtet wird, dass er nach dem Auslaufen bearbeitet werden kann. Die Abbaurate von unerwünschten Stoffen liegt zwar niedriger als bei den anderen beiden Verfahren, sie reicht aber für chlorophyllarme, insbesondere Virgin- und Burleytabake je nach Verwendung völlig aus.
 
== Zu weiteren Theman siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Tabak}}
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Tabak}}
* {{WikipediaDE|Verordnung über Tabakerzeugnisse}}
* {{WikipediaDE|Tabaksteuer}}
* {{WikipediaDE|Rauchverbot}}
* {{WikipediaDE|Tabakrauch}}
* {{WikipediaDE|Third-hand smoke}}
* {{WikipediaDE|Tabakmuseum Mahlberg}}, ein Tabakmuseum in Baden-Württemberg mit rund 1.500 m² Ausstellungsfläche
* {{WikipediaDE|Deutsches Tabak- und Zigarrenmuseum}} in Bünde


== Literatur ==
== Literatur ==
* Arnold Hauck: ''Duwaggbreche in Stutensee''. Stutensee Hefte, Stadt Stutensee 2003.
* Martin Trepel: ''Neuroanatomie. Struktur und Funktion.'' 3., neu bearbeitete Auflage. Urban & Fischer, München u. a. 2004, ISBN 3-437-41297-3.
* B. Hortmann: [http://books.google.de/books?id=IPAWAAAAYAAJ&pg=PA1&dq=Der+Tabakbau+Haldern&hl=de&ei=iBiTTuTTFoXHsgaJ18D7Dw&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=1&ved=0CCwQ6AEwAA#v=onepage&q&f=false ''Der Tabakbau'']. J.L. Romen’sche Buchhandlung, Emmerich 1855.
* Franz-Viktor Salomon: ''Nervensystem, Systema nervosum''. In: Franz-Viktor Salomon, Hans Geyer, Uwe Gille (Hrsg.): ''Anatomie für die Tiermedizin.'' Enke, Stuttgart 2005, ISBN 3-8304-1007-7, S. 464–577.
* Oskar Hornung: ''Friedrichstal; Geschichte einer Hugenotten-Gemeinde, zur 250-Jahrfeier'', 1949 – 2. erg. Aufl.; Friedrichstal Bürgermeisteramt 1974.
* [[w:Herbert Kaufmann (Mediziner, 1941)|Herbert Kaufmann]]: Strabismus. 4. grundlegend überarbeitete und erweiterte Auflage, mit Heimo Steffen., Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York 2012, ISBN 3-13-129724-7
* Günther Hornung und Bertold Gorenflo: ''Friedrichstal – Meilensteine aus drei Jahrhunderten'', Friedrichstal 2009.
* Karl Schmid: ''Gefäßversuch über die Ausnutzung von Mehrnährstoffdüngemitteln oder Volldüngern durch die Tabakpflanze'', Der Deutsche Tabakbau Nr. 8-1959.
* Derselbe: ''Tabakforschung'', Sonderheft anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Instituts, Bundesanstalt für Tabakforschung, Juli 1953.
* Josef Adolf Schmidt: ''Neuer Biotyp von Peronospora'', Der Deutsche Tabakbau Nr. 24-1972.
* Derselbe: ''Festschrift 50 Jahre Landesanstalt für Tabakbau und Tabakforschung Forchheim Rheinstetten bei Karlsruhe'', Hrsg.: Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Umwelt Baden-Württemberg 1977.
* Karlheinz Schönherr und Werner Schiller: ''Echt deutscher Tabak; die Geschichte eine Qualitätsproduktes vom Saatgut bis zur Zigarette'', Badische Tabakmanufaktur Lahr 1979.
* Paul Schweiger und Franz Burkart: Rauchzeichen: ''Chronik der Tabakforschung in Forchheim von 1927 bis 2006 mit den Außenstellen Donaueschingen, Müllheim, Ladenburg, Rottweil und Sigmaringen.'' P. Schweiger, Karlsruhe 2010, ISBN 978-3-00-032355-3.
* Theo Seibert und Günter Hechler: ''Tabakbau in Deutschland''; Neustadt Weinstraße, Landau/Pfalz Pfälzische Verlagsanstalt 1976.
* Walter Steiner: ''Tabaktrocknung in Folienschuppen'', Der Deutsche Tabakbau Nr. 4-1972.
* Manfred G. Raupp: ''Die Entwicklung des Tabakanbaus in Deutschland unter besonderer Berücksichtigung der Entwicklung in der Gemeinde Staffort'', Ingenieurschule Nürtingen 1962; 2. überarbeitete und erweiterte Auflage Lörrach Oktober 2012, Herausgeber: Lörrach international, ISBN 978-3-9815406-3-5.
* Jacob Wolf: ''Der Tabak und die Tabakfabrikate, umfassend die Geschichte, den Anbau, die Natur und Produktion, die Behandlung, die Chemie und Klassifizierung, den Handelsverkehr, die Weltstatistik, die steuertechnische, soziale und hygienische Bedeutung des Tabaks, sowie die Verarbeitung desselben zu Zigarren, Zigaretten, Rauch-, Kau- und Schnupftabak ''. Bernhard Friedrich Voigt, Leipzig 1912.
* Annerose Menninger: ''Genuss im kulturellen Wandel''. Steiner, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-515-09179-4
 
== Weblinks ==
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{{Wikisource}}
* [http://www.regenwald.org/regenwaldreport.php?artid=24 Auswirkungen des Tabakanbaus für die Umwelt.]
* [http://www.aerztezeitung.de/extras/druckansicht/?sid=682989&pid=690830 Ebola-Impfstoff von Tabakpflanzen produziert.]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
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Version vom 31. Dezember 2020, 06:08 Uhr

Der Nervus trochlearis tritt als einziger Hirnnerv dorsal aus dem Hirn, unmittelbar nach der Kreuzung seiner Fasern (Decussatio trochlearis). Denn der Hirnnervenkern, Nucleus nervi trochlearis (4), liegt auf der Gegenseite (kontralateral).
Lage des Nervus trochlearis in der Seitenwand des Sinus cavernosus
Darstellung von Nerven und Muskeln in der Augenhöhle (Orbitadach entfernt) – der Nervus trochlearis (4; nahe dem Ganglion trigeminale) innerviert einzig einen Augenmuskel, den M. obliquus superior

Der paarige Nervus trochlearis, auch vierter Hirnnerv, N. IV genannt, innerviert den äußeren Augenmuskel Musculus obliquus superior (bei Tieren als Musculus obliquus dorsalis bezeichnet) motorisch und führt in seinem orbitalen Abschnitt auch afferente Fasern von dessen Propriozeptoren (Tiefensensibilität).

Verlauf

Der Hirnnervenkern des N. trochlearis, der Nucleus nervi trochlearis, liegt im Mittelhirn und schließt sich dem Hauptkern des Nervus oculomotorius kaudal an. Die Fasern steigen vom Trochleariskern in laterokaudaler Richtung ab, ziehen um das zentrale Höhlengrau herum nach dorsal und kreuzen in der Decussatio trochlearis zur Gegenseite, unmittelbar vor ihrem Hirnaustritt. Unterhalb der Colliculi inferiores (bzw. caudales) der Vierhügelplatte und seitlich des Frenulum veli medullaris rostralis (bzw. superioris) tritt der N. trochlearis als einziger Hirnnerv dorsal aus dem Gehirn.

In der Cisterna ambiens des Subarachnoidalraums windet er sich seitlich um den Hirnschenkel (Pedunculus cerebri) an die Basis des Hirnstamms und verläuft hier zwischen der Arteria cerebri posterior und der Arteria superior cerebelli. Etwa in Höhe der Türkensattellehne (Dorsum sellae [turcicae]) durchsetzt er am Rand des Tentoriumschlitzes (Incisura tentorii) die Dura und verläuft in der Seitenwand des venösen Sinus cavernosus. Hier liegt der Nervus trochlearis (N. IV) zwischen dem Nervus oculomotorius (N. III) und dem Nervus ophthalmicus (N. V1).

Nach langem intraduralen und dem längsten intrakraniellen Verlauf aller Hirnnerven verlässt der dünne N. IV die Schädelhöhle beim Menschen durch die Fissura orbitalis superior – bei Nicht-Primaten durch die entsprechende Fissura orbitalis, bei Paarhufern durch das Foramen orbitorotundum – und zieht über den Anulus tendineus communis hinweg in der Augenhöhle zu dem einzigen von ihm innervierten Muskel. Den orbitalen Verlauf begleiten auch afferente propriozeptive Fasern, die – wie bei den übrigen äußeren Augenmuskeln – über Verbindungen (Anastomosen) mit dem Nervus ophthalmicus zum Ganglion trigeminale gelangen.[1]

Die Sehne des Musculus obliquus superior wird in der Augenhöhle durch einen Rollknorpel in ihrer Zugrichtung abgelenkt. Dieser Rollknorpel (Trochlea) war für den Nerven namensgebend.

Affektion

Eine Schädigung des Nervus trochlearis führt zur Lähmung des gleichseitigen (ipsilateralen) Musculus obliquus superior (Trochlearisparese). Der Funktionsverlust äußert sich in Einschränkungen der Augenbewegung sowie einem Schielen, welches in Abhängigkeit von Art (ein-, beidseitige Lähmung) und Blickrichtung unterschiedlich ausgeprägt sein kann und mit entsprechenden Doppelbildern (Diplopie) einhergeht.

Das betroffene Auge weicht in diesem Fall nach oben (Hypertropie) und innen (Esotropie) ab. Zudem besteht eine Verrollung um die Sagittalachse nach außen (Exzyklotropie). Doppelbilder treten blickrichtungsabhängig auf, insbesondere vertikale beim Blick nach unten, rotatorische zunehmend bei Blick in Richtung der betroffenen Seite. Der Patient neigt deshalb seinen Kopf kompensatorisch häufig zur Seite des gesunden Auges (Bielschowsky-Phänomen). Dies führt zu einem sogenannten okulären Schiefhals (Kopfzwangshaltung oder Torticollis ocularis).

Bei einer isolierten einseitigen Schädigung des Hirnnervenkerns (Nucleus nervi trochlearis) ist zu beachten, dass infolge der vollständigen Kreuzung der Nervenbahnen jeweils allein der gegenseitige (kontralaterale) Muskel betroffen ist.

Eine Kompression des Nerven auf seiner intraduralen Verlaufsstrecke ist auch durch benachbarte arterielle Gefäße wie die hintere Großhirnschlagader (A. cerebri posterior) oder die obere Kleinhirnschlagader (A. cerebelli superior)[2] möglich, was zum seltenen Bild einer Obliquus-superior-Myokymie führen kann (Nervenkompressionssyndrom).[3]

Zur Differentialdiagnose einer angeborenen Trochlearisparese zählen auch Entwicklungsanomalien, bei denen der obere schräge Augenmuskel fehlgebildet oder seine Muskelmasse im Rahmen eines kongenitalen kranialen Fehlinnervations-Syndroms bei Fehlen eines Nervus trochlearis verkümmert ist. Die mit diesen seltenen Krankheitsbildern einhergehenden Formen angeborenen Schielens werden klinisch als dekompensierter Strabismus sursoadductorius beschrieben.

Literatur

  • Martin Trepel: Neuroanatomie. Struktur und Funktion. 3., neu bearbeitete Auflage. Urban & Fischer, München u. a. 2004, ISBN 3-437-41297-3.
  • Franz-Viktor Salomon: Nervensystem, Systema nervosum. In: Franz-Viktor Salomon, Hans Geyer, Uwe Gille (Hrsg.): Anatomie für die Tiermedizin. Enke, Stuttgart 2005, ISBN 3-8304-1007-7, S. 464–577.
  • Herbert Kaufmann: Strabismus. 4. grundlegend überarbeitete und erweiterte Auflage, mit Heimo Steffen., Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York 2012, ISBN 3-13-129724-7

Einzelnachweise

  1. Benninghoff: Makroskopische und mikroskopische Anatomie des Menschen. Band 3, Urban und Schwarzenberg, München 1985, ISBN 3-541-00264-6, S. 440.
  2. SeokHoon Kang, Ji-Soo Kim, Jeong-Min Hwang, Byung Se Choi, Jae-Hyoung Kim: Mystery Case: Superior oblique myokymia due to vascular compression of the trochlear nerve. In: Neurology. Band 80, Nr. 13, März 2013, doi:10.1212/WNL.0b013e318289706f.
  3. K. Scharwey, T. Krzizok, M. Samii, S. Rosahl, H. Kaufmann: Remission of superior oblique myokymia after microvascular decompression. In: Ophthalmologica. Band 214, Nr. 6, 2000, S. 426–428, PMID 11054004, doi:10.1159/000027537.


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