Vincenz Knauer und Körperschema: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Odyssee
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
imported>Odyssee
 
Zeile 1: Zeile 1:
'''Vincenz Andreas Knauer''' [[w:Benediktiner|OSB]] (* [[20. Juni]] [[1828]] in [[Wien]]; † [[20. Juli]] [[1894]] ebenda) war ein österreichischer [[Theologe]] und [[Philosoph]].
Als '''Körperschema''' (von {{ELSalt|σχήμα}} ''schéma'' „Form, Gestalt, Körperstellung bzw. -haltung, Gebärde, Miene, Beschaffenheit, Lage, ...“) wird das [[Bewusstsein]] für den eigenen [[Körper]] hinsichtlich seiner Ausdehnung, Begrenzung und Lage im [[Raum]] bezeichnet. Erstmalig sprach [[Psychiater]] und [[Neurologe]] [[w:Arnold Pick|Arnold Pick]]] (1851-1914) in seinen 1908 erschienen ''„Studien zur Gehirnpathologie und Psychologie“'' diesbezüglich von einer „Orientierung am eigenen Körper“. Zuvor schon  hatte der französische [[Mediziner]] [[w:Pierre Bonnier|Pierre Bonnier]] (1861-1918) bestimmte [[Zönästhesie|zönästhetische Störungen]] als „Aschématie“ bezeichnet. 1920 führte der englische Neurologe Sir [[w:Henry Head|Henry Head]] (1861-1940) für den hintergründigen Standard, relativ zu dem die eigene Köperbewegung erlebt wird, den Begriff „Schema“ ein.


== Leben ==
{{LZ|Für diese kombinierte Norm, gegen die alle nachfolgenden Änderungen der Haltung gemessen werden, bevor sie in das Bewusstsein gelangen, schlagen wir das Wort „Schema“ vor. Durch permanente Positionsveränderungen sind wir immer in der Lage, ein Haltungsmodell von uns selbst aufzubauen, das sich ständig verändert. Jede neue Bewegungshaltung wird in diesem plastischen Schema aufgezeichnet und die Aktivität des Kortex bringt jede neue Gruppe von Empfindungen, die durch eine veränderte Haltung hervorgerufen werden, in Beziehung zu diesem. Eine sofortige Haltungserkennung erfolgt, sobald diese Beziehung vollständig ist.|Head, S. 605f.<ref>„For this combined standard, against which all subsequent changes of
posture are measured before they enter consciousness, we propose the word
"schema". By means of perpetual alterations in position we are always
building up a postural model of ourselves which constantly changes. Every
new posture of movement is recorded on this plastic schema, and the activity
of the cortex brings every fresh group of sensations evoked by altered posture into relation with it. Immediate postural recognition follows as soon as the
relation is complete.“ (Henry Head: ''Studies in Neurology'', Vol. II, p. 605-606)</ref>}}


Knauer absolvierte nach dem [[w:Schottengymnasium|Schottengymnasium]] in Wien ein Studium der Philosophie an der [[w:Universität Wien|Universität Wien]] und danach von 1848 bis 1850 ein Theologiestudium am Priesterseminar in [[w:St. Pölten|St. Pölten]]. 1850 trat in das [[w:Schottenstift|Schottenstift]]  (Benediktinerabtei unserer Lieben Frau zu den Schotten) ein und wurde 1853 zum Priester geweiht. Bis 1877 war er überwiegend in der pfarrlichen Seelsorge in Wien tätig, danach diente er zwischen 1877 und 1885 als Novizenmeister und Klerikerdirektor sowie von 1878 bis 1894 als Bibliothekar des Schottenstiftes.
== Grundlage ==


Seine universitäre Laufbahn begann Knauer 1867 mit der Promotion zum Doktor der Theologie in [[w:Tübingen|Tübingen]], 1878 wurde er Privatdozent für Philosophie an der [[w:Universität Innsbruck|Universität Innsbruck]]. Ab 1889 war Knauer als Privatdozent an der Universität Wien tätig.
Die Basis dieses überwiegend [[Unterbewusstsein|unterschwelligen Bewusstseins]] ist teilweise schon vor [[Geburt]] vorhanden, was für eine [[gen]]etische Veranlagung seiner grundlegenden Elemente spricht. Ein zusätzliches Indiz dafür ist, dass auch Kinder, die mit verkümmerten oder fehlenden [[Gliedmaßen]] geboren werden, ein vollständiges Körperschema ausbilden können.<ref>vgl. den Artikel „[https://www.spektrum.de/lexikon/neurowissenschaft/koerperschema/6729 Körperschema]“ im [https://www.spektrum.de/lexikon/neurowissenschaft/ Lexikon der Neurowissenschaft], Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2000</ref> Die weitere Ausbildung des Körperschemas bedarf der aktiv [[handeln]]den Interaktion mit der [[Umwelt]]. Ganz ausgereift ist es erst nach der [[Pubertät]], wenn das Körper- und Gliedmaßenwachstum abgeschlossen ist und der [[Bewegung]]sapparat [[wille]]ntlich voll ergriffen wird.


[[Rudolf Steiner]] erwähnte Knauer öfters. 1893 schrieb er über dessen philosophische Ansichten<ref>Literarischer Merkur, 13. Jg., Nr. 12; 25. März 1893</ref>:
Das Körperschema umfasst zwei unterschiedliche Komponenten, nämlich die nur sehr dumpfe [[Wahrnehmung]] einerseits und die deutlich bewusstere [[Vorstellung]] des eigenen Körpers andererseits, die aber beim gesunden Menschen weitestgehend aufeinander abgestimmt sind. Häufig wurde deshalb auch zwischen einem unbewussten »Körperschema« und einem bewussten »Körperbild« unterschieden.


{{GZ|Alle wirklichen Philosophen waren
Die Wahrnehmung des eigenen Körpers stützt sich vor allem auf die [[Innere Sinne|inneren Sinne]]. Bedeutsam ist dabei namentlich der [[Lebenssinn|Lebens]]- oder [[Schmerzsinn]], der ein allgemeines dumpfes Körpergefühl und damit zugleich ein grundlegendes [[Ich-Gefühl]] vermittelt.  Der [[Tastsinn]] vermittelt darüber hinaus ein Gefühl für die Begrenzung des Körpers. Die einfache [[taktile Wahrnehmung]], bei der wir nur passiv spüren, dass wir berührt werden<ref>E. H. Weber: ''Die Lehre vom Tastsinne und Gemeingefühle auf Versuche gegründet'', Friedrich Vieweg und Sohn 1851</ref>, und noch mehr die aktive und wesentlich komplexere [[haptische Wahrnehmung]], mittels der wir die Gegenstände der Außenwelt gezielt durch tastendes „[[Begreifen]]“ erforschen, ist ganz entscheidend für die eigene [[Ich-Wahrnehmung]]. Auch in den [[Neurowissenschaften]] wurde mittlerweile erkannt, welche Bedeutung die [[Wahrnehmung]] der Körpergrenze für das Selbsterleben hat. Dabei spielt der [[Eigenbewegungssinn]] eine wesentliche Rolle:
freie Begriffskünstler. Bei ihnen wurden die menschlichen Ideen
zum Kunstmateriale und die wissenschaftliche Methode zur künstlerischen
Technik. Dadurch wird das abstrakte wissenschaftliche
Bewußtsein zum konkreten Leben erhoben. Unsere Ideen werden
Lebensmächte. Wir haben nicht bloß ein Wissen von den Dingen,
sondern wir haben das Wissen zum realen, sich selbst beherrschenden
Organismus gemacht; unser wirkliches, tätiges Bewußtsein
hat sich über ein bloßes passives Aufnehmen von Wahrheiten
gestellt. Hierinnen suche ich den Sinn der Lassalleschen Worte.
Mit dieser Auffassung der Philosophie sollten sich insbesondere
jene durchdringen, die die historische Entwicklung derselben
schriftstellerisch darstellen oder im akademischen Lehrvortrage vorbringen
wollen. Gegenüber mancher unerfreulichen Erscheinung
auf diesem Gebiete begrüßen wir mit Freuden ein eben erschienenes
Buch: «Die Hauptprobleme der Philosophie in ihrer Entwicklung
und teilweisen Lösung von Thaies bis Robert Hamerling.
Vorlesungen, gehalten an der K. K. Wiener Universität von Vinzenz
Knauer (Wien 1892).»


Schon aus der Darstellung der Geschichte der Philosophie von
{{LZ|Dies setzt zunächst einmal voraus, dass Individuen einen
demselben Verfasser (Geschichte der Philosophie mit besonderer
unmittelbaren Bezug zu ihrem eigenen Körper haben, ein
Berücksichtigung der Neuzeit. Zweite verbesserte Auflage. 1882)
sogenanntes »Kernselbst«, das ihnen eine ganz basale Abgrenzung
haben wir den Eindruck erhalten, daß wir in Vinzenz Knauer mit
ihres Körpers gegenüber der Außenwelt erlaubt. Tatsächlich wird
einer philosophischen Natur im wahrsten Sinne des Wortes zu tun
diese Annahme durch die Forschung bestätigt; Siegler sieht sogar
haben. Nicht ein äußerlicher Betrachter, sondern ein in der Ideenwelt
»zwingende Belege dafür, dass Säuglinge schon in den ersten
lebender Mann schildert da die Erscheinungen der Philosophie
Lebensmonaten eine rudimentäre Vorstellung vom Selbst
in alter und neuer Zeit. Und durch das neue Buch sind wir
besitzen«.<ref>Siegler et al., S. 603</ref> Dieses Kernselbst ergibt sich aus der direkten
in dieser Überzeugung nur bestärkt worden. Die Vorlesungen sind
Interaktion des Kindes mit der Umwelt. Entscheidend ist dabei zum
in hohem Grade geeignet, das philosophische Denken anzuregen.
einen die Erfahrung, etwas bewirken zu können,<ref>ebd. S. 277ff.</ref> zum anderen die
Wir haben es nicht mit dem Historiker zu tun, der über ein
körperlichen Empfindungen, die mit eigenen Handlungen
System nach dem andern ein Referat bringt und dann von irgendeinem
einhergehen, zum Beispiel die Anspannung meiner Muskeln, die
Standpunkte eine Kritik anfügt — solche Künste haben
Reibung von Kleidern auf der Hautoberfläche, der Widerstand von
J. H. Kirchmann, Thilo und andere bis zum Ekel getrieben —, sondern
Objekten, die im Wege stehen und so fort.|Pauen, S. 148}}
mit einem Philosophen, der die Probleme lebendig seinen
Zuhörern und Lesern entwickelt.


Es gibt Leute, die es für Objektivität halten, wenn sie den von
Der [[Neurowissenschaften|Neurowissenschaftler]] [[Antonio Damasio]] sieht in dem leiblich empfundenen [[Selbst]], das er als „Protoselbst“ bezeichnet, die Grundlage des [[Selbstbewusstsein]]s, ja des [[Bewusstsein]]s überhaupt. Diese primäre Selbstempfindung spiegelt sich durch entsprechende Akivitäten im oberen [[Hirnstamm]] wider. Dann entwickelt sich „''das von Handlungen getriebene Kern-Selbst und schließlich das autobiografische Selbst, das auch soziale und spirituelle Dimensionen einschließt''“<ref>Damasio, S. 17</ref>. Das „Kern-Selbst“ stützt sich offenbar hauptsächlich auf den [[Eigenbewegungssinn]]. Auch der [[Gleichgewichtssinn]] ist bedeutsam. Zusammen geben sie ein Bewusstsein für die Lage und Bewegung des Körpers im Raum.
ihnen behandelten Problemen so äußerlich wie möglich gegenüberstehen.
Sie wollen alles aus der Vogelperspektive betrachten.
Solche sogenannte Objektivität bringt es aber zu keiner wahrhaften
Vergegenwärtigung ihres Gegenstandes. Knauer hat eine andere,
die echte Objektivität; er dringt in die Ideen eines Philosophen so
tief ein, daß er sie vor unserem Geiste in möglichst unverfälschter
Weise wieder auferstehen läßt. Er weiß das dramatische Element,
das den Ideengängen jedes wahren Philosophen eignet, wieder zu
beleben. Wo wir so oft nur «der Herren eigenen Geist» verspüren,
da führt uns Knauer wirklich in den «Geist der Zeiten» ein.
All das ist natürlich nur möglich bei jenem hohen Maße von
Beherrschung des Stoffes, die wir an Knauer bewundern. Jeder
Satz zeugt für ein langes, gründliches Einleben in die philosophischen
Weltanschauungen.


Ganz uneingeschränkt möchte ich dieses Lob dem ersten Teile
[[Tastsinn]], [[Lebenssinn]], [[Bewegungssinn]] und [[Gleichgewichtssinn]] sind ausgesprochene [[Willenssinne]]. Sie sind auf das Körperinnere bzw. auf die Grenze des Körpers gerichtet, dessen Zustand sie aber ganz [[objektiv]] wahrnehmen. Sie geben daher ein starkes Gefühl für die [[Realität]] des eigenen Körpers. Im Gegensatz dazu haben die auf die [[Umwelt]] gerichteten [[Äußere Sinne|äußeren Sinne]] einen wesentlich [[subjektiv]]eren Charakter.
des Buches, den ich bis zu Thomas von Aquino ausdehne, zuerkennen.
Von Thomas von Aquino ab scheint mir die Hinneigung
Knauers zu dualistischen und pluralistischen Vorstellungen die
freie historische Darstellung zu beeinträchtigen. Ich für meine
Person habe das in dem zweiten Teile schmerzlich empfunden. Ich
zähle Knauers Darstellung der aristotelischen Philosophie zu den
klarsten, durchsichtigsten und richtigsten, die es gibt; seine Behandlung
der modernen Philosophie scheint mir noch nicht so
weit von scholastischen Begriffen frei zu sein, um der monistischen
Philosophie gerecht werden zu können. Knauer verkennt
den Unterschied zwischen abstraktem und konkretem Monismus.
Der erstere sucht eine Einheit neben und über den Einzeldingen
des Kosmos. Dieser Monismus kommt immer in Verlegenheit,
wenn er die Vielheit der Dinge aus der verabsolutierten Einheit
ableiten und begreiflich machen soll. Die Folge ist gewöhnlich,
daß er die Vielheit für Schein erklärt, was eine vollständige Verflüchtigung
der gegebenen Wirklichkeit zur Folge hat. Schopenhauers
und Schellings erstes System sind Beispiele für diesen abstrakten
Monismus. Der konkrete Monismus verfolgt das einheitliche
Weltprinzip in der lebendigen Wirklichkeit. Er sucht keine
metaphysische Einheit neben der gegebenen Welt, sondern er ist
überzeugt, daß diese gegebene Welt die Entwickelungsmomente
enthält, in die sich das einheitliche Weltprinzip in sich selbst gliedert
und auseinanderlegt.


Dieser konkrete Monismus sucht nicht die Einheit in der Vielheit,
{{GZ|Wenn wir nun zu den nächsten vier Sinnen kommen, zu dem Gleichgewichtssinn,
sondern er will die Vielheit als Einheit begreifen. Der dem
Bewegungssinn, Lebenssinn und Tastsinn, so kommen
konkreten Monismus zugrunde liegende Begriff der Einheit faßt
wir zu ausgesprochen inneren Sinnen. Wir haben es da zunächst mit
die letztere als substantielle, die den Unterschied in sich selbst
ausgesprochen inneren Sinnen zu tun. Denn das, was uns der Gleichgewichtssinn
setzt. Ihr steht gegenüber jene Einheit, welche überhaupt unterschiedslos
übermittelt, ist unser eigenes Gleichgewicht, was uns der
in sich, also absolut einfach ist (die Herbartschen Realen),
Bewegungssinn übermittelt, ist der Zustand der Bewegung, in dem wir
und jene, welche von den in diesen Dingen enthaltenen Gleichheiten
sind. Unser Lebenszustand ist dieses allgemeine Wahrnehmen, wie
die ersteren zusammenfaßt zu einer formalen Einheit, etwa
unsere Organe funktionieren, ob sie unserem Leben förderlich sind
wie wir zehn Jahre zu einem Dezennium zusammenfassen. Nur
oder abträglich sind und so weiter. Beim Tastsinn könnte es täuschen;
die beiden letzteren Einheitsbegriffe kennt Knauer. Der erstere
dennoch aber, wenn Sie irgend etwas betasten, so ist das, was Sie da als
kann, da er die unterschiedenen Dinge der Wirklichkeit nur aus
Erlebnis haben, ein inneres Erlebnis. Sie fühlen gewissermaßen nicht
dem Zusammenwirken vieler einfacher Realen erklären kann, zum
die Kreide, sondern Sie fühlen die zurückgedrängte Haut, wenn ich
Pluralismus führen; der letztere kommt zum abstrakten Monismus,
mich grob ausdrücken darf; der Vorgang ist natürlich viel feiner zu
weil seine Einheit keine den Dingen immanente, sondern
charakterisieren. Es ist die Reaktion Ihres eigenen Inneren auf einen
eine neben und über denselben existierende ist. Knauer neigt zum
äußeren Vorgang, der da im Erlebnis vorliegt, der in keinem andern
Pluralismus hin. Die konkret-monistischen Elemente der neueren
Sinneserlebnis in derselben Weise vorliegt wie im Tasterlebnis.
Philosophie übersieht er. Deswegen erscheint mir dieser Teil seiner
Vorlesungen mangelhaft.


Ich bekenne mich zum konkreten Monismus. Mit seiner Hilfe
Nun aber wird allerdings diese letztere Gruppe der Sinne durch
bin ich imstande, die Ergebnisse der neueren Naturwissenschaft,
etwas anderes modifiziert. Da müssen Sie sich erinnern an etwas, das
namentlich der Goethe-Darwin-Haeckelschen Organik, zu verstehen.
ich vor einigen Wochen hier gesagt habe. Nehmen Sie den Menschen
Hätte Knauer die Wissenschaft vom Organischen bei seinen
in bezug auf das, was durch diese letzten vier Sinne wahrgenommen
Auseinandersetzungen ebenso berücksichtigt, wie er es mit
wird; es sind, trotzdem wir die Dinge wahrnehmen - unsere eigene
vollem Recht mit der des Unorganischen (Wärmeäquivalent, Erhaltung
Bewegung, unser eigenes Gleichgewicht - , es sind, trotzdem wir das,
der Kraft, zweiter Hauptsatz der mechanischen Wärmetheorie)
was wir wahrnehmen, auf entschieden subjektive Weise nach innen hin
tut, so hätte er die Schwierigkeit der Anwendung des
wahrnehmen, dennoch aber Vorgänge, die ganz objektiv sind. Das ist
Pluralismus durchschauen müssen. Es ist unmöglich, die Entwickelungslehre
das Interessante an der Sache. Wir nehmen diese Dinge nach innen hin
(und ihre Konsequenzen: Vererbungs-, Anpassungstheorie
wahr, aber was wir da wahrnehmen, sind ganz objektive Dinge, denn
und biogenetisches Grundgesetz) mit Hilfe des Zusammenwirkens
es ist im Grunde genommen physikalisch gleichgültig, ob, sagen wir,
unterschiedener einfacher Realen widerspruchslos
ein Holzklotz sich bewegt oder ein Mensch, ob ein Holzklotz im
zu begreifen.
Gleichgewicht ist oder ein Mensch. Für die äußere physische Welt
in ihrer Bewegung ist der sich bewegende Mensch ganz genau ebenso zu
betrachten wie ein Holzklotz; ebenso mit Bezug auf das Gleichgewicht.
Und wenn Sie den Lebenssinn nehmen, so ist es zunächst allerdings
nicht in bezug auf die äußere Welt - scheinbar allerdings nur - , aber es
ist so, daß das, was unser Lebenssinn übermittelt, ganz objektive Vorgänge
sind. Stellen Sie sich vor einen Vorgang in einer Retorte: er verläuft
nach gewissen Gesetzen, kann objektiv beschrieben werden. Das,
was der Lebenssinn wahrnimmt, ist ein solcher Vorgang, der nach innen
gelegen ist. Ist er in Ordnung, dieser Vorgang, ganz als objektiver Vorgang,
so übermittelt Ihnen dieses der Lebenssinn, oder ist er nicht in
Ordnung, so überliefert Ihnen der Lebenssinn auch das. Wenn auch der
Vorgang in Ihrer Haut eingeschlossen ist, der Lebenssinn übermittelt
es. Ein objektiver Vorgang ist schließlich gar nichts, was zunächst mit
dem Inhalt Ihres Seelenlebens einen besonderen Zusammenhang hat.
Und ebenso beim Tastsinn; es ist immer eine Veränderung in der ganzen
organischen Struktur, wenn wir wirklich tasten. Unsere Reaktion
ist eine organische Veränderung in unserem Inneren. Wir haben also
durchaus in dem, was wir mit diesen vier Sinnen gegeben haben, eigentlich
ein Objektives gegeben, ein solches, was uns als Menschen so in die
Welt hineinstellt, wie wir im Grunde genommen als objektive Wesen
sind, die auch in der Sinneswelt äußerlich gesehen werden können.
So daß wir sagen können, es sind ausgesprochen innere Sinne, aber
dasjenige, was wir durch sie wahrnehmen, ist an uns genauso wie das,
was wir äußerlich in der Welt wahrnehmen. Ob wir schließlich einen
Holzklotz in Bewegung setzen, oder ob der Mensch in äußerer Bewegung
ist, darauf kommt es nicht an für den physikalischen Fortgang
der Ereignisse. Der Bewegungssinn ist nur da, damit das, was in der
Außenwelt geschieht, auch zu unserem subjektiven Bewußtsein kommt,
wahrgenommen wird.


Diese Einwände sollen mich aber durchaus nicht abhalten, die
Sie sehen also, richtig subjektiv sind gerade die ausgesprochen äußeren
große Bedeutung auch des zweiten Teiles des Knauerschen Buches
Sinne. Die müssen dasjenige, was durch sie wahrgenommen wird,
anzuerkennen. Neben der klaren, originellen Auseinandersetzung
im ausgesprochenen Sinne in unsere Menschlichkeit hereinbefördern.
über die Herbartschen Gedankengänge sehe ich diese Bedeutung
Ich möchte sagen, ein Hin- und Herpendeln zwischen Außen- und
in der umfassenden und gerechten Behandlung des Hamerlingschen
Innenwelt stellt die mittlere Gruppe der Sinne dar, und ein ausgesprochenes
Philosophierens. Daß Hamerling in so vorurteilsfreier, rückhaltsloser
Miterleben von etwas, was wir sind, indem wir der Welt angehören,
Weise der Reihe der Philosophen angegliedert erscheint,
nicht uns, ist uns durch die letzte Gruppe der Sinne übermittelt.|206|15ff}}
ist ein nicht hoch genug anzuschlagendes Verdienst, das sich
Knauer durch diese Vorlesungen erworben hat. Er hat damit als
Philosophiehistoriker ein Wort zuerst gesprochen. Wer nur die
von jedermann anerkannten philosophischen Systeme in einer
neuen Weise zusammenstellt und auseinanderentwickelt, der läßt
sich gar nicht vergleichen mit demjenigen, welcher als erster die
Bedeutung einer Erscheinung erkennt. Das an diesen Vorlesungen
anzuerkennen, hindert mich der Umstand nicht, daß ich selbst
mich ganz anders zu Hamerling stelle als Knauer. Ich schätze die
philosophische Auffassung des Dichterphilosophen wegen der vielen
monistischen Elemente, die sie trotz der Hinneigung zur dualistischen
und pluralistischen Weltanschauung hat. Dieser Umstand
kann meiner Auffassung nach so lange nicht richtig beurteilt
werden, als sich die deutsche Philosophie in der den freien Blick
in die Weltverhältnisse vollständig trübenden Abhängigkeit von
Kant befindet. Die Kantsche Philosophie ist eine dualistische. Sie
gründet den Dualismus auf die Einrichtung des menschlichen Erkenntnis-
Organismus. Und daß die Sätze, die Kant für die Subjektivität
des Erkennens beigebracht hat, in mehr oder weniger modifizierter
Gestalt unantastbar seien, gilt heute sozusagen als Grunddogma
der Philosophie.|30|328}}


== Werke (Auswahl) ==
== Literatur ==
* Die Hauptprobleme der Philosophie in ihrer Entwicklung und Theilweisen Lösung von [[Thales]] bis [[Robert Hamerling]], 1892
* Grundlinien zur aristotelisch-thomistischen Psychologie, 1885
* William Shakespeare: Der Philosoph der sittlichen Weltordnung, 1879
* Geschichte der Philosophie. Mit besonderer Berücksichtigung der Neuzeit, 1876


== Literatur ==
* [[w:Henry Head|Henry Head]]: ''Studies in Neurology'', Vol. II, Oxford University Press, London 1920 [https://archive.org/details/studiesinneurolo02headiala/ archive.org]
* {{BLKÖ|Knauer, Vincenz|12|139|139|}}
* [[Michael Pauen]]: ''Was ist der Mensch? Die Entdeckung der Natur des Geistes.'' Deutsche Verlags-Anstalt, 2007, ISBN 978-3-421-04224-8
* Adolf Hinrichsen: ''Das literarische Deutschland''. 1892.
* Siegler, Robert, Judy DeLoache und Nancy Eisenberg: ''Entwicklungspsychologie im Kindes- und Jugendalter'', Spektrum, Heidelberg 2005
* {{ÖBL|3|433|433|Knauer, P. Vinzenz (Andreas)}}
* Albert Soesman: ''Die zwölf Sinne. Tore der Seele.'' Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1995; 6. überarb. A. 2007, ISBN 978-3-7725-2161-4
* Christine Mann: ''Zwischen Tradition und Moderne: Der Güntherianer Vinzenz A. Knauer (1828-1894) auf der Suche nach Wahrheit in Freiheit''. (= Religion, Kultur, Recht 14). Lang, Frankfurt/Main 2010, ISBN 3631601298.
* [[Antonio Damasio]]: ''Selbst ist der Mensch. Körper, Geist und die Entstehung des menschlichen Bewusstseins.'' Siedler, München 2011, ISBN 978-3-88680-924-0
* Rudolf Steiner: ''Methodische Grundlagen der Anthroposophie'', [[GA 30]] (1989), ISBN 3-7274-0300-4 {{Vorträge|030}}
* Rudolf Steiner: ''Menschenwerden, Weltenseele und Weltengeist – Zweiter Teil'', [[GA 206]] (1991), ISBN 3-7274-2060-X {{Vorträge|206}}


{{GA}}
{{GA}}
== Weblinks ==
* {{DNB-Portal|116250011}}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
Zeile 173: Zeile 119:
<references />
<references />


{{Normdaten|TYP=p|GND=116250011|VIAF=130656880}}
[[Kategorie:Wahrnehmung]] [[Kategorie:Bewusstsein]] [[Kategorie:Neurowissenschaften]]
 
{{SORTIERUNG:Knauer, Vincenz}}
[[Kategorie:Philosoph (19. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Theologe]]
[[Kategorie:Geboren 1828]]
[[Kategorie:Gestorben 1894]]
[[Kategorie:Mann]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 21. November 2018, 14:03 Uhr

Als Körperschema (von griech. σχήμα schéma „Form, Gestalt, Körperstellung bzw. -haltung, Gebärde, Miene, Beschaffenheit, Lage, ...“) wird das Bewusstsein für den eigenen Körper hinsichtlich seiner Ausdehnung, Begrenzung und Lage im Raum bezeichnet. Erstmalig sprach Psychiater und Neurologe Arnold Pick] (1851-1914) in seinen 1908 erschienen „Studien zur Gehirnpathologie und Psychologie“ diesbezüglich von einer „Orientierung am eigenen Körper“. Zuvor schon hatte der französische Mediziner Pierre Bonnier (1861-1918) bestimmte zönästhetische Störungen als „Aschématie“ bezeichnet. 1920 führte der englische Neurologe Sir Henry Head (1861-1940) für den hintergründigen Standard, relativ zu dem die eigene Köperbewegung erlebt wird, den Begriff „Schema“ ein.

„Für diese kombinierte Norm, gegen die alle nachfolgenden Änderungen der Haltung gemessen werden, bevor sie in das Bewusstsein gelangen, schlagen wir das Wort „Schema“ vor. Durch permanente Positionsveränderungen sind wir immer in der Lage, ein Haltungsmodell von uns selbst aufzubauen, das sich ständig verändert. Jede neue Bewegungshaltung wird in diesem plastischen Schema aufgezeichnet und die Aktivität des Kortex bringt jede neue Gruppe von Empfindungen, die durch eine veränderte Haltung hervorgerufen werden, in Beziehung zu diesem. Eine sofortige Haltungserkennung erfolgt, sobald diese Beziehung vollständig ist.“ (Lit.: Head, S. 605f.[1])

Grundlage

Die Basis dieses überwiegend unterschwelligen Bewusstseins ist teilweise schon vor Geburt vorhanden, was für eine genetische Veranlagung seiner grundlegenden Elemente spricht. Ein zusätzliches Indiz dafür ist, dass auch Kinder, die mit verkümmerten oder fehlenden Gliedmaßen geboren werden, ein vollständiges Körperschema ausbilden können.[2] Die weitere Ausbildung des Körperschemas bedarf der aktiv handelnden Interaktion mit der Umwelt. Ganz ausgereift ist es erst nach der Pubertät, wenn das Körper- und Gliedmaßenwachstum abgeschlossen ist und der Bewegungsapparat willentlich voll ergriffen wird.

Das Körperschema umfasst zwei unterschiedliche Komponenten, nämlich die nur sehr dumpfe Wahrnehmung einerseits und die deutlich bewusstere Vorstellung des eigenen Körpers andererseits, die aber beim gesunden Menschen weitestgehend aufeinander abgestimmt sind. Häufig wurde deshalb auch zwischen einem unbewussten »Körperschema« und einem bewussten »Körperbild« unterschieden.

Die Wahrnehmung des eigenen Körpers stützt sich vor allem auf die inneren Sinne. Bedeutsam ist dabei namentlich der Lebens- oder Schmerzsinn, der ein allgemeines dumpfes Körpergefühl und damit zugleich ein grundlegendes Ich-Gefühl vermittelt. Der Tastsinn vermittelt darüber hinaus ein Gefühl für die Begrenzung des Körpers. Die einfache taktile Wahrnehmung, bei der wir nur passiv spüren, dass wir berührt werden[3], und noch mehr die aktive und wesentlich komplexere haptische Wahrnehmung, mittels der wir die Gegenstände der Außenwelt gezielt durch tastendes „Begreifen“ erforschen, ist ganz entscheidend für die eigene Ich-Wahrnehmung. Auch in den Neurowissenschaften wurde mittlerweile erkannt, welche Bedeutung die Wahrnehmung der Körpergrenze für das Selbsterleben hat. Dabei spielt der Eigenbewegungssinn eine wesentliche Rolle:

„Dies setzt zunächst einmal voraus, dass Individuen einen unmittelbaren Bezug zu ihrem eigenen Körper haben, ein sogenanntes »Kernselbst«, das ihnen eine ganz basale Abgrenzung ihres Körpers gegenüber der Außenwelt erlaubt. Tatsächlich wird diese Annahme durch die Forschung bestätigt; Siegler sieht sogar »zwingende Belege dafür, dass Säuglinge schon in den ersten Lebensmonaten eine rudimentäre Vorstellung vom Selbst besitzen«.[4] Dieses Kernselbst ergibt sich aus der direkten Interaktion des Kindes mit der Umwelt. Entscheidend ist dabei zum einen die Erfahrung, etwas bewirken zu können,[5] zum anderen die körperlichen Empfindungen, die mit eigenen Handlungen einhergehen, zum Beispiel die Anspannung meiner Muskeln, die Reibung von Kleidern auf der Hautoberfläche, der Widerstand von Objekten, die im Wege stehen und so fort.“ (Lit.: Pauen, S. 148)

Der Neurowissenschaftler Antonio Damasio sieht in dem leiblich empfundenen Selbst, das er als „Protoselbst“ bezeichnet, die Grundlage des Selbstbewusstseins, ja des Bewusstseins überhaupt. Diese primäre Selbstempfindung spiegelt sich durch entsprechende Akivitäten im oberen Hirnstamm wider. Dann entwickelt sich „das von Handlungen getriebene Kern-Selbst und schließlich das autobiografische Selbst, das auch soziale und spirituelle Dimensionen einschließt[6]. Das „Kern-Selbst“ stützt sich offenbar hauptsächlich auf den Eigenbewegungssinn. Auch der Gleichgewichtssinn ist bedeutsam. Zusammen geben sie ein Bewusstsein für die Lage und Bewegung des Körpers im Raum.

Tastsinn, Lebenssinn, Bewegungssinn und Gleichgewichtssinn sind ausgesprochene Willenssinne. Sie sind auf das Körperinnere bzw. auf die Grenze des Körpers gerichtet, dessen Zustand sie aber ganz objektiv wahrnehmen. Sie geben daher ein starkes Gefühl für die Realität des eigenen Körpers. Im Gegensatz dazu haben die auf die Umwelt gerichteten äußeren Sinne einen wesentlich subjektiveren Charakter.

„Wenn wir nun zu den nächsten vier Sinnen kommen, zu dem Gleichgewichtssinn, Bewegungssinn, Lebenssinn und Tastsinn, so kommen wir zu ausgesprochen inneren Sinnen. Wir haben es da zunächst mit ausgesprochen inneren Sinnen zu tun. Denn das, was uns der Gleichgewichtssinn übermittelt, ist unser eigenes Gleichgewicht, was uns der Bewegungssinn übermittelt, ist der Zustand der Bewegung, in dem wir sind. Unser Lebenszustand ist dieses allgemeine Wahrnehmen, wie unsere Organe funktionieren, ob sie unserem Leben förderlich sind oder abträglich sind und so weiter. Beim Tastsinn könnte es täuschen; dennoch aber, wenn Sie irgend etwas betasten, so ist das, was Sie da als Erlebnis haben, ein inneres Erlebnis. Sie fühlen gewissermaßen nicht die Kreide, sondern Sie fühlen die zurückgedrängte Haut, wenn ich mich grob ausdrücken darf; der Vorgang ist natürlich viel feiner zu charakterisieren. Es ist die Reaktion Ihres eigenen Inneren auf einen äußeren Vorgang, der da im Erlebnis vorliegt, der in keinem andern Sinneserlebnis in derselben Weise vorliegt wie im Tasterlebnis.

Nun aber wird allerdings diese letztere Gruppe der Sinne durch etwas anderes modifiziert. Da müssen Sie sich erinnern an etwas, das ich vor einigen Wochen hier gesagt habe. Nehmen Sie den Menschen in bezug auf das, was durch diese letzten vier Sinne wahrgenommen wird; es sind, trotzdem wir die Dinge wahrnehmen - unsere eigene Bewegung, unser eigenes Gleichgewicht - , es sind, trotzdem wir das, was wir wahrnehmen, auf entschieden subjektive Weise nach innen hin wahrnehmen, dennoch aber Vorgänge, die ganz objektiv sind. Das ist das Interessante an der Sache. Wir nehmen diese Dinge nach innen hin wahr, aber was wir da wahrnehmen, sind ganz objektive Dinge, denn es ist im Grunde genommen physikalisch gleichgültig, ob, sagen wir, ein Holzklotz sich bewegt oder ein Mensch, ob ein Holzklotz im Gleichgewicht ist oder ein Mensch. Für die äußere physische Welt in ihrer Bewegung ist der sich bewegende Mensch ganz genau ebenso zu betrachten wie ein Holzklotz; ebenso mit Bezug auf das Gleichgewicht. Und wenn Sie den Lebenssinn nehmen, so ist es zunächst allerdings nicht in bezug auf die äußere Welt - scheinbar allerdings nur - , aber es ist so, daß das, was unser Lebenssinn übermittelt, ganz objektive Vorgänge sind. Stellen Sie sich vor einen Vorgang in einer Retorte: er verläuft nach gewissen Gesetzen, kann objektiv beschrieben werden. Das, was der Lebenssinn wahrnimmt, ist ein solcher Vorgang, der nach innen gelegen ist. Ist er in Ordnung, dieser Vorgang, ganz als objektiver Vorgang, so übermittelt Ihnen dieses der Lebenssinn, oder ist er nicht in Ordnung, so überliefert Ihnen der Lebenssinn auch das. Wenn auch der Vorgang in Ihrer Haut eingeschlossen ist, der Lebenssinn übermittelt es. Ein objektiver Vorgang ist schließlich gar nichts, was zunächst mit dem Inhalt Ihres Seelenlebens einen besonderen Zusammenhang hat. Und ebenso beim Tastsinn; es ist immer eine Veränderung in der ganzen organischen Struktur, wenn wir wirklich tasten. Unsere Reaktion ist eine organische Veränderung in unserem Inneren. Wir haben also durchaus in dem, was wir mit diesen vier Sinnen gegeben haben, eigentlich ein Objektives gegeben, ein solches, was uns als Menschen so in die Welt hineinstellt, wie wir im Grunde genommen als objektive Wesen sind, die auch in der Sinneswelt äußerlich gesehen werden können. So daß wir sagen können, es sind ausgesprochen innere Sinne, aber dasjenige, was wir durch sie wahrnehmen, ist an uns genauso wie das, was wir äußerlich in der Welt wahrnehmen. Ob wir schließlich einen Holzklotz in Bewegung setzen, oder ob der Mensch in äußerer Bewegung ist, darauf kommt es nicht an für den physikalischen Fortgang der Ereignisse. Der Bewegungssinn ist nur da, damit das, was in der Außenwelt geschieht, auch zu unserem subjektiven Bewußtsein kommt, wahrgenommen wird.

Sie sehen also, richtig subjektiv sind gerade die ausgesprochen äußeren Sinne. Die müssen dasjenige, was durch sie wahrgenommen wird, im ausgesprochenen Sinne in unsere Menschlichkeit hereinbefördern. Ich möchte sagen, ein Hin- und Herpendeln zwischen Außen- und Innenwelt stellt die mittlere Gruppe der Sinne dar, und ein ausgesprochenes Miterleben von etwas, was wir sind, indem wir der Welt angehören, nicht uns, ist uns durch die letzte Gruppe der Sinne übermittelt.“ (Lit.:GA 206, S. 15ff)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelnachweise

  1. „For this combined standard, against which all subsequent changes of posture are measured before they enter consciousness, we propose the word "schema". By means of perpetual alterations in position we are always building up a postural model of ourselves which constantly changes. Every new posture of movement is recorded on this plastic schema, and the activity of the cortex brings every fresh group of sensations evoked by altered posture into relation with it. Immediate postural recognition follows as soon as the relation is complete.“ (Henry Head: Studies in Neurology, Vol. II, p. 605-606)
  2. vgl. den Artikel „Körperschema“ im Lexikon der Neurowissenschaft, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2000
  3. E. H. Weber: Die Lehre vom Tastsinne und Gemeingefühle auf Versuche gegründet, Friedrich Vieweg und Sohn 1851
  4. Siegler et al., S. 603
  5. ebd. S. 277ff.
  6. Damasio, S. 17