Neurowissenschaften und Platonische Körper: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Gehirn Johannes Sobotta Atlas der descriptiven Anatomie des Menschen III.jpg|mini|400px|Sagittalschnitt durch das menschliche [[Gehirn]]<br /> (Johannes Sobotta: ''Atlas der descriptiven Anatomie des Menschen'', Band III, J.F. Lehmanns, München 1919, S. 606 [https://archive.org/stream/b29821666_0003#page/606/mode/2up])]]
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Als '''Neurowissenschaften''' (seltener auch im Singular: '''Neurowissenschaft''') werden die [[naturwissenschaft]]lichen Forschungsbereiche bezeichnet, in denen Aufbau und Funktionsweise von [[Nervensystem]]en untersucht werden. Aufgrund der vielfältigen verwendeten Methoden wird neurowissenschaftliche Forschung von Wissenschaftlern aus vielen verschiedenen Disziplinen wie etwa [[Physiologie]], [[Psychologie]], [[Medizin]], [[Informatik]], [[Robotik]] oder [[Mathematik]] betrieben.<ref name="Trappenberg">{{Literatur |Autor=Trappenberg, Thomas P.  |Titel=Fundamentals of Computational Neuroscience | Auflage=2|Verlag=Oxford University Press |Ort=Oxford |Datum=2010|ISBN=978-0-19-956841-3}}</ref>
* {{WikipediaDE|Platonischer Körper}}
 
Forschungsrichtungen, die hauptsächlich den Aufbau und die Leistungen des [[Gehirn]]s von [[Mensch]]en und [[Affen|Menschenaffen]] ([[Primaten]]) untersuchen, werden umgangssprachlich oftmals unter der Bezeichnung '''Hirn-''' oder '''Gehirnforschung''' zusammengefasst.
 
{{GZ|Im Geistorganismus des Menschen, in seinem zum vollkommenen Gehirn ausgebildeten Nervensystem, hat man sinnlich-sichtbar vor sich, was an den Pflanzen und Tieren als unsinnliche Kraftwesenheit arbeitet.|9|154|131}}
 
Die neurowissenschaftlichen Forschungsergebnisse sind durchaus auch für die [[Anthroposophie|anthroposophische Geisteswissenschaft]] bedeutsam, sofern sie nicht im ''einseitig'' [[Materialismus|materialistischen]] Sinn missdeutet werden.
 
{{GZ|In
welcher Wechselwirkung stehen Geist und Körper? Wie wirken
die Sinne, um dem Geiste das zu vermitteln, was er zu seiner Erhaltung
braucht? Das sind Fragen, die derjenige stellt, der meint,
der Geist schaffe sich eine solche organische Gestalt, daß er in
einer seinen Bedürfnissen angemessenen Weise zur Erscheinung
kommen kann.|30|358}}
 
== Geschichte der Hirnforschung ==
[[Datei:Crane-trepanation-img 0507.jpg|mini|Schädel einer etwa 50-jährigen Frau mit Trepanationsöffnung (ca. 3500 v.&nbsp;Chr).]]
[[Datei:EdSmPaPlateVIandVIIPrintsx.jpg|mini|Auszug aus dem [[Wikipedia:Papyrus Edwin Smith|Papyrus Edwin Smith]] (ca. 1500 v.&nbsp;Chr.]]
[[Datei:Vesalius 606c.png|mini|Anatomischen Zeichnung des Gehirns aus [[Vesalius]]’ Anatomiebuch; die Hirnhäute sind abpräpariert, sodass man die gefurchte Hirnoberfläche sieht.]]
[[Datei:1543, Andreas Vesalius' Fabrica, Base Of The Brain.jpg|mini|Die an der Hirnbasis verlaufenden [[Hirnnerven]] nach einer Zeichnung von [[Vesalius]] (1543)]]
[[Datei:Luigi Galvani Experiment.jpeg|mini|Die Versuchsanordnung von [[Wikipedia:Luigi Galvani|Luigi Galvani]], mit der er an Froschschenkeln die elektrische Erregbarkeit von Muskeln zeigte.]]
[[Datei:Gray754.png|mini|Histologische Darstellung der Großhirnrinde mit ihren Schichten (links Zellfärbung, rechts Darstellung der Fasern).<br />Anhand der Unterschiede in der Dicke und Dichte der Schichten konnte [[Korbinian Brodmann]] den Cortex in 52 verschiedene [[Brodmann-Areale|Areale]] einteilen.]]
[[Datei:Brodmann-Areale Mensch 1909.jpg|mini|Brodmann-Areale, nach der Zeichnung von K. Brodmann (1907)]]
[[Datei:Cajal actx inter.jpg|mini|Zeichnung der neuronalen Vernetzung im [[Wikipedia:Auditiver Cortex|auditiven Cortex]] ([[Wikipedia:Santiago Ramón y Cajal|Santiago Ramón y Cajal]], 1898)]]
[[Datei:Carnegie Institution of Washington publication (1919) (19914315034).jpg|mini|Zum Vergleich: Schema des Wurzelgeflechts einer [[Pflanze]]<ref> John E. Weaver: ''The Ecological Relations of Roots'', Carnegie Institution of Washington, 1919, S. 72</ref>]]
[[Datei:Scottobear - 051231 sun (by-sa).jpg|mini|Blitz bei Sonnenuntergang ([[WikipediaEN:North Beach, Maryland|North Beach, Maryland, USA]])]]
 
=== Urgeschichte ===
 
Die '''Schädelöffnung''' ('''Kraniotomie'''; auch '''Schädeltrepanation''', von [[lat.]] ''trepanatio'', aus {{ELSalt|τρύπανον}} ''trypanon'' „Bohrer“) ist schon durch Funde in [[Wikipedia:Marokko|Marokko]] belegt, die auf etwa 12.000 bis 11.000 v.&nbsp;Chr. datiert werden<ref>Pierpaolo Petrone, Massimo Niola, Pierpaolo Di Lorenzo, Mariano Paternoster, Vincenzo Graziano, Giuseppe Quaremba, Claudio Buccelli: ''Early Medical Skull Surgery for Treatment of Post-Traumatic Osteomyelitis 5,000 Years Ago'', in: PLoS ONE 10,5 (2015) 1-22, hier: S. 1.</ref> Ab etwa 10.000 v.&nbsp;Chr. ist sie auch im europäischen [[Wikipedia:Mesolithikum|Mesolithikum]] nachgewiesen<ref name="Rutkow">Ira M. Rutkow: ''Trephination.'' In: ''Archives of Surgery.'' Band 135, Nr. 9, 2000, S. 1119, {{doi|10.1001/archsurg.135.9.1119}}</ref>. Ähnliche Schädelöffnungen gab es in [[Lateinamerika]]. 1867 konnte [[Wikipedia:Paul Broca|Paul Broca]] (1824–1880) an einem peruanischen Schädel erstmals zeigen, dass der Patient die Operation längere Zeit überlebt haben musste<ref>Frank P. Saul, Julie Mather Saul: ''Trepanation: Old World and New World'', in: Samuel H. Greenblatt, T. Forcht Dagi, Mel H. Epstein (Hrsg.): ''A History of Neurosurgery. In Its Scientific and Professional Contexts'', Park Ridge 1997, S. 29–36, hier S. 29. Er bezieht sich in Anm. 22 auf Thomas Dale Stewart: ''Stone age skull surgery. A general review, with emphasis on the New World'', Annual Report of the Smithsonian Institution, Washington 1958, S. 469–491.</ref>.
 
=== Altertum ===
 
Auch Funde aus dem [[Ägyptisch-Chaldäische Kultur|frühen Ägypten]] belegen, dass schon vor 5000 Jahren operative Eingriffe in das [[Zentralnervensystem]] gemacht wurden. Etwa 70 Prozent der Schädel, bei denen Hinweise auf derartige Eingriffe vorhanden sind, lassen durch [[Gewebe|Gewebsneubildungen]] vermuten, dass die Patienten den Eingriff um Monate oder Jahre überlebt haben. Das etwa 1500 v.&nbsp;Chr. verfasste [[Wikipedia:Papyrus Edwin Smith|Papyrus Edwin Smith]], das vermutlich auf älteren Quellen beruht, die bis 3000 v.&nbsp;Chr. zurückreichen, belegt das auffallend systematische [[Wissen]] der alten Ägypter über die [[Anatomie]] des [[Gehirn]]s.
 
=== Antike ===
 
Um 500 v. Chr. soll [[Wikipedia:Alkmaion (Philosoph)|Alkmaion von Kroton]] als Erster die Sehnerven und andere sensorische Nerven entdeckt haben. Alkmaion entwickelte die Vorstellung, dass Nerven hohl seien und ein Medium (''kenon'') umhüllten, das den Sinneseindruck zum Gehirn leitet<ref name="Lloyd1952">Lloyd, 1975.: ''Alcmeon and the early history of dissection'', Sudhoffs Archiv, 59: 113–47</ref>.  [[Hippokrates von Kos]] (ca. 460–370 v. Chr.) erkannte, dass das Gehirn als Sitz der Empfindung und Intelligenz fungiert. [[Aristoteles]] (384–322 v. Chr.) ging im Gegensatz dazu davon aus, dass die [[Empfindung]]en und der [[Verstand]] ihren Sitz im [[Herz]]en haben; das Gehirn sei nur ein Kühlorgan für das [[Blut]]. Die [[Seele]] ({{ELSalt|ψυχή}}, ''[[Psyche|psychḗ]]'') sei eine eigenständige [[Substanz]], die dem [[leben]]digen [[Körper]] ihre [[Form]] gebe<ref>Aristoteles, Klaus Corcilius (Übers.): ''Über die Seele. De Anima.'' Griechisch-Deutsch, Felix Meiner Verlag, Hamburg 2017, ISBN 978-3-7873-2789-8, Buch II, Kapitel 1, 412<sup>a</sup>20.</ref>. Diese Lehre wurde später von [[Thomas von Aquin]] (um 1225-1274) im [[Christentum|christlichen]] Sinn weiter ausgeführt (''anima unica forma corporis''<ref>Richard Heinzmann: ''Anima unica forma corporis. Thomas von Aquin als Überwinder des platonisch-neuplatonischen Dualismus.'' in: ''Philosophisches Jahrbuch'', 93. Jahrgang 1986, Verlag Karl Alber, Freiburg/München 1986, S. 236ff. [https://epub.ub.uni-muenchen.de/10042/1/10042.pdf]</ref><ref>Tobias Kläden: ''Anima forma corporis. Zur Aktualität der nichtdualistischen Sicht des Menschen bei Thomas von Aquin.'' in: ''Natur und Geist: von der Einheit der Wissenschaften im Mittelalter'', Ostfildern 2008, S. 11-30 [http://www.kamp-erfurt.de/level9_cms/download_user/Gesellschaft/Anima%20forma%20corporis.pdf]</ref>).
 
[[Wikipedia:Herophilos von Chalkedon|Herophilos von Chalkedon]] (um 325–255 v. Chr.) führte erste Autopsien durch und beschrieb korrekt die grobe Anatomie des Gehirns. Den Sitz der [[Seelenkräfte]] und der menschlichen [[Intelligenz]] sah er aber nicht im Hirngewebe, sondern in den von ihm erstmals entdeckten drei flüssigkeitsgefüllten  [[Hirnventrikel]]n<ref name="Diels1952">H. Diels, W. Kranz: ''Die Fragmente der Vorsokratiker.'' 6th ed., Band 1, S. 210–216. Weidmann, Dublin, Ireland 1952.</ref>. [[Wikipedia:Erasistratos|Erasistratos]] (um 305–250 v. Chr.) unterschied bereits [[Motorische Nerven|motorische]] und [[sensorische Nerven]] und zählte wegen der Aufteilung des ersten Ventrikels in einen rechten und linken Ventrikel vier Hirnventrikel. Die Seele lokalisierte er in den Hirnwindungen bzw. Hirnhäuten<ref>Bernhard D. Haage: ''Ventrikellehre.'' In: [[Wikipedia:Werner E. Gerabek|Werner E. Gerabek]], Bernhard D. Haage, [[Wikipedia:Gundolf Keil|Gundolf Keil]], Wolfgang Wegner (Hrsg.): ''Enzyklopädie Medizingeschichte.'' De Gruyter, Berlin/ New York 2007, ISBN 978-3-11-019703-7, eBook ISBN 978-3-11-097694-6, S. 1439.</ref>
 
Um 129–216 n. Chr. wurden die Funktionen einzelner Nervenbahnen durch [[Galenos|Galen]] und erstmals auch das [[Sympathisches Nervensystem|sympathische Nervensystem]] beschrieben, dessen eigentliche Funktion er aber nicht erfasste. Herophilus folgend nahm er an, dass sich in den Hirnventrikeln eine Substanz befinde, das ''[[pneuma]] psychikon'' (lat. ''spiritus animalis''), welche durch die als hohl angenommenen Nerven einerseits [[Sinneswahrnehmung]]en zum Gehirn transportiere, andererseits aber auch die [[Muskel]]n in [[Tätigkeit]] setze.
 
=== Mittelalter ===
 
Die Kenntnisse der westeuropäischen [[Hirnforschung]] fielen im Mittelalter hinter das Niveau der Antike zurück. Die Forschung im europäischen Raum beschäftigte sich primär mit der klösterlichen [[Heilkräuter]]kunde. Einzig [[Albertus Magnus]] (um 1200-1280) baute um 1250 die Ventrikellehre weiter aus und stellte sich vor, dass der ''spiritus animalis'' ähnlich einem römischen Brunnen von einem Ventrikel in den nächsten fließe und so den Prozess von der [[Wahrnehmung]] über das [[Denken]] zur [[Erinnerung]] führe.
 
Im byzantinischen und arabischen Kulturraum wurde die medizinische Forschung währenddessen fortgesetzt, weshalb namentlich die arabische Medizin bis in die Renaissance hinein die Erkenntnisse der Hirnforschung dominierte. So untersuchte um 900 [[Wikipedia:Rhazes|Rhazes]] (Abu Bakr Mohammad Ibn Zakariya al-Razi; um 865-925) das Gehirn anatomisch genauer und beschrieb sieben der zwölf [[Hirnnerven]] und 31 der aus dem Rückenmark entspringenden [[Spinalnerv]]en in seinem Werk ''Kitab al-Hawi Fi Al Tibb'' ([[Arabisch|arab.]] ''Geheimnis der Geheimnisse'').<ref name="ruska">http://juliusruska.digilibrary.de/q231/q231.html</ref><ref name="Richter1994">L. Richter-Bernburg: ''Abu Bakr Muhammad al-Razi’s (Rhazes) medical works.'' Med Secoli. 6 (2): S. 377–392, 1994</ref>
 
=== Neuzeit ===
 
Erst in der [[Renaissance]] wurden im europäischen Raum wieder [[Obduktion]]en durchgeführt. [[Leonardo da Vinci]] (1452–1519) leistete dabei bedeutende Beiträge zu einer realistischeren zeichnerischen Darstellung anatomischer Strukturen. [[Andreas Vesalius]] (1514-1564) gilt mit seinem umfassenden Werk „''Sieben Bücher über den Aufbau des menschlichen Körpers''“<ref>Andreas Vesalius: ''De humani corporis fabrica libri septem.'' Basel (Johannes Oporinus) 1543; Neudruck Brüssel 1970.</ref> als der eigentliche Begründer der neuzeitlichen [[Anatomie]] und führte auch öffentliche [[Obduktion|Leichensektionen]] durch.
 
Der Italiener [[Wikipedia:Giovanni Alfonso Borelli|Giovanni Alfonso Borelli]] (1608–1679) stellte erstmals die Existenz eines gasförmigen ''spiritus animalis'' in Frage. Er vermutete stattdessen die Existenz einer Flüssigkeit, des ''succus nerveus'', die durch die hohlen Nerven in die Extremitäten gepresst werden und so nach pneumatischen Prinzipien die Handlungen hervorrufen solle.
 
Dass elektrische Impulse über Nerven strömen, wurde im 18. Jahrhundert erstmals beschrieben. Eine zweite wichtige Erkenntnis des 18. Jahrhunderts war, dass die [[Großhirnrinde]] funktionell gegliedert ist.
 
==== 19. Jahrhundert ====
 
Ab dem 19. Jahrhundert schritt die Erforschung der Hirnanatomie schnell voran. Mit der von [[Wikipedia:Camillo Golgi|Camillo Golgi]] (1843-1926) entwickelten [[Histologie|histologischen]] Färbetechnik mittels [[Wikipedia:Silbernitrat|Silbernitrat]] erzielte der spanische [[Histologe]]n [[Wikipedia:Santiago Ramón y Cajal|Santiago Ramón y Cajal]] (1852-1934) große Fortschritte in der Aufklärung der Feinstruktur des [[Zentralnervensystem]]s und postulierte 1887, dass das [[Nervensystem]] aus Milliarden von [[Neuron]]en bestehe, die über spezielle Verbindungen miteinander kommunizieren, für die 1897 [[Wikipedia:Charles Scott Sherrington|Charles Scott Sherrington]] (1857-1952) den Begriff „[[Synapse]]“ prägte. Golgi war hingegen davon überzeugt, dass die [[Nervenzelle]]n durchgängig miteinander verbunden seien, wodurch es zu einem heftigen Gelehrtenstreit zwischen Golgi und Cajal kam. Dennoch wurde 1906 beiden gemeinsam der [[Wikipedia:Nobelpreis für Physiologie oder Medizin|Nobelpreis für Physiologie oder Medizin]] verliehen.
 
==== 20. Jahrhundert ====
 
An der Anfang des 20. Jahrhunderts von [[Wikipedia:Oskar Vogt|Oskar Vogt]] (1870-1959) in Berlin begründeten „Neurologischen Zentralstation“, aus der 1914 das [[Wikipedia:Kaiser-Wilhelm-Institut|Kaiser-Wilhelm-Institut für Hirnforschung]] hervorging<ref>[[Wikipedia:Wolf Singer|Wolf Singer]]: ''Auf dem Weg nach innen. 50 Jahre Hirnforschung in der Max-Planck-Gesellschaft.'' In: ''Der Beobachter im Gehirn. Essays zur Hirnforschung''. Suhrkamp, 2002, S. 12, ISBN 3-518-29171-8</ref>, gelang es 1907 dem deutschen [[Anatom]]en [[Korbinian Brodmann]] (1868–1918) die [[Großhirnrinde]] nach histologisch-topographischen Kriterien in zunächst 52 Felder einzuteilen, denen später großteils auch konkrete [[Funktion]]en zugeordnet werden konnten. Diese sog. [[Brodmann-Areale]] werden heute noch verwendet, doch erwies sich eine allzu starre Funktionszuteilung als problematisch.
 
==== 21. Jahrhundert ====
 
Im noch jungen 21. Jahrhundert entwickelt sich die Neurowissenschaft primär methodologisch weiter.
 
== Die primär form- und gestaltbildende Funktion des Nervensystems ==
 
Primär dient laut [[Rudolf Steiner]] das Nervensystem ''nicht'' dem [[Seele]]nleben, sondern es gehen von ihm die Kräfte - die „Rundungskräfte“ - aus, die den ganzen [[Organismus]] formen und gestalten. Erst sekundär wird es zum Werkzeug des [[Bewusstsein]]s und des [[Denken]]s, wenn ein Teil dieser Kräfte nicht mehr für die Durchformung des [[Leib]]es benötigt wird. Dann wirkt auch das Seelenleben selbst formend namentlich auf das [[Gehirn]] zurück.
 
{{GZ|Mit diesem Sinnes-Nervensystem wird eigentlich in der Physiologie
Unfug getrieben. Verzeihen Sie, es ist nicht so bös gemeint, ich
will mich nur radikal aussprechen, damit wir uns besser verständigen.
Sie müssen natürlich alles mit dem bekannten grano salis nehmen,
aber wenn ich mich zu kompromißlerisch ausdrücke, dann
werden wir uns eigentlich weniger verstehen, also gestatten Sie,
daß ich mich radikal über die Dinge ausspreche. Im menschlichen
Organismus ist es für eine übersinnliche Betrachtung so, daß, wenn
wir auf irgendeine Funktion, die wir sinnenfällig-empirisch nachweisen
können, hinschauen, diese von einem höheren Gesichtspunkte
aus das sinnliche Abbild eines Geistigen ist. Der ganze menschliche
Organismus ist das sinnliche Abbild eines Geistigen. Aber so einfach,
wie man es sich in bezug auf das Sinnes-Nervensystem vorstellt, ist
die Wechselwirkung des Geistig-Seelischen und des Physisch-Organischen
im menschlichen Organismus wahrhaftig nicht. Sondern da
liegt das zugrunde, daß, wenn man nur auf die physische Organisation
des Menschen schaut, die Sache eben nicht so ist, wie man so
gerne annehmen möchte, daß gewissermaßen die physische Organisation
mit Ausnahme des Nervensystems und der Sinne ein Ganzes
bildet, und in diese Struktur nun das Nervensystem eingelagert ist,
um abgesondert nun zu dienen für das Seelische. Es ist natürlich
nicht in dieser Radikalität vorgestellt, aber wenn man dann dasjenige,
was man physiologisch als Theorie hat, der praktischen Betrachtung
zugrunde legt, so kommt es etwa schon auf das hinaus.
Daher besteht so wenig Möglichkeit, über dasjenige heute ein vernünftiges
Urteil zu fällen, was man oft funktionelle Krankheiten,
Nervenstörungen und so weiter nennt. Im menschlichen Organismus
ist eben nichts, was nicht zum ganzen Organismus gehört und in
Wechselwirkung steht mit anderen Organen. Es ist nicht ein abgesondertes
Nervensystem deshalb da, damit der Organismus sich
sonst versorgt, und ihm eingelagert ist — ich weiß nicht durch welche
Gottheit — das Nervensystem, damit er eine Seele sein kann. Suchen
Sie sich die Belege, Sie können sie im Handumdrehen finden! In
erster Linie, primär ist das Nervensystem dasjenige, wovon die gestaltenden,
die gestern genannten Rundungskräfte des menschlichen
Organismus ausgehen. Die Form Ihrer Nase, die Form Ihres ganzen
Organismus ist im Grunde genommen vom Nervensystem aus gestaltet.
Das Nierensystem strahlt die Kräfte des Stoffes radial aus,
und das Nervensystem ist da, um dem Organismus innerlich und
äußerlich seine Formen zu geben, hat zunächst überhaupt nichts mit
dem Seelischen zu tun, ist der Gestalter, der Former des menschlichen
Organismus innerlich und äußerlich; es ist der Plastiker. Und
schon in frühen Stadien der menschlichen individuellen Entwickelung
sondert sich gewissermaßen ein besonderer Teil der Nerventätigkeit
ab, den der Organismus nicht für sich verwendet zur Gestaltung,
und an den paßt sich das Seelische an — das ist sekundär —
und paßt sich immer mehr und mehr an. Und wenn man, ich
möchte sagen, dieses Herausreißen eines Stückes Nervenprozesses in
den ersten.kindlichen Jahren bemerkt und die Anpassung des seelischen
Lebens an diese Gestaltungsprinzipien, dann hat man eigentlich
erst den wirklichen empirischen Tatbestand. Es ist wirklich
keine Rede davon, daß das Nervensystem durch irgendein Konzil
der Götter in den Organismus des Menschen eingegliedert zu werden
brauchte und dem Willen-, Gefühls- und dem Gedankenleben zugrunde
zu liegen hat. Es ist gar keine Rede davon. Sondern das
Sinnes-Nervenleben wird geboren mit einer Art Hypertrophie, davon
wird etwas erspart, und an dieses Ersparte paßt sich dann die
seelische Tätigkeit an, während das Primäre im Nerven-Sinnessystem
das Gestaltende ist. Alle Organe sind aus dem Nerven-Sinnessystem
heraus gestaltet. Beginnen Sie, wenn Sie sich dieses empirisch verifizieren
wollen, zunächst mit den Sinnen, die in der Haut lokalisiert
sind, über die ganze Haut hin ausgebreitet sind, mit dem Wärmesinn,
mit dem Tastsinn, und versuchen Sie einmal zu sehen, wie durch diese
Sinne die gesamte Formung des menschlichen Organismus plastisch
ausgebildet wird, während durch andere Sinne spezielle Organe ausgestaltet
werden in ihrer Form. Sogar daß wir sehen, beruht darauf,
daß von der Gestaltungskraft, die ursprünglich von dem Sehtrakt
ausgeht für die Bildung der Gehirnorgane, etwas übrig bleibt, dem
sich dann dasjenige, was wir in der Sehkraft seelisch entwickeln,
anpaßt.|314|145ff}}
 
== Das Welt- und Menschenbild der Neurowissenschaften ==
=== Neurowissenschaften und Materialismus ===
 
In den Neurowissenschaften ist ein starker Hang zum [[Naturalismus]], [[Materialismus]], [[Determinismus]], [[Reduktionismus]] und [[Physikalismus]] zu bemerken. So meint etwa [[Gerhard Roth]]: „''Wir müssen also davon ausgehen, dass Geist ein physikalischer Zustand eigener Art mit vielen speziellen Gesetzen ist.''“<ref>„Wir müssen also davon ausgehen, dass Geist ein physikalischer Zustand eigener Art mit vielen speziellen Gesetzen ist. Dies ist insofern kein Problem, als der Bereich der Physik stets offen war und ist für Erweiterungen: Was zur Physik gehört und was nicht, hat sich über die Jahrhunderte stark geändert und wird sich weiter ändern. Warum aber sehen wir Geist überhaupt als physikalischen Zustand an und sind nicht einfach Dualisten, für die sich Geist grundlegend vom Materiell-Physikalischen unterscheidet?<br>
Der Grund hierfür ist, dass Geist – welcher physikalischen Natur er auch immer ist - eindeutig im Rahmen der Naturgesetze auftritt und unabdingbar an physikalische und im engeren Sinne an chemische und physiologische Gesetzmäßigkeiten gebunden ist. Dies ist mit einem Dualismus unvereinbar. Wie oben bereits beschrieben, geht geistige Aktivität im Gehirn mit einem hohen Sauerstoff- und Glukoseverbrauch und vielen anderen neuroelektrischen und neurochemischen Prozessen einher, und nach bisheriger Kenntnis sind die Beziehungen mehr oder weniger linear; d.h. je intensiver die geistigen Aktivitäten, desto höher der Hirnstoffwechsel, der Transmitterausstoß, die Entladungsraten der Neurone usw. Hinzu kommt, dass es keine geistigen Zustände gibt, die physikalischen Gesetzen eklatant widersprechen. Dies wäre vor allem dann der Fall, wenn geistige Zustände überhaupt nicht an neuronale Prozesse gebunden wäre. Das Gegenteil ist aber der Fall: Geistige Zustände hängen aufs Engste mit neuronalen Zuständen zusammen, die wiederum klar physikalisch-chemisch-physiologischen Gesetzen gehorchen.<br>
Wir müssen also auf der einen Seite zugeben, dass Geist ein physikalischer Zustand eigener Art ist, der sich aber in das Gesamtgefüge physikalischer Zustände einfügt und dieses nicht im dualistischen Sinne „transzendiert". Zugleich gibt es ganz offensichtlich zahlreiche Eigengesetzlichkeiten des Geistigen, die durch die bisherige Physik nicht erklärt werden können - aber das ist bei vielen Eigenschaften biologischer Systeme der Fall. So findet die biologische Evolution zweifellos im Rahmen der Physik statt, aber es gibt keine physikalische, sondern nur eine spezielle biologische Theorie der Evolution. Wie die „Physik des Geistes" einmal aussehen wird, ist unklar. Die Tatsache, dass Geist im Gehirn nur bei hohem Energie- und Materiedurchsatz auftritt, stellt ihn in die Nähe komplexer physikalischer und chemischer Systeme, die man „selbstorganisierend" nennt und die sich durch „spontane" Muster- und Ordnungsbildung raumzeitlicher Art auszeichnen. Die Gestaltpsychologie hat viele Merkmale von Wahrnehmungs- und Denkvorgängen beschrieben, die ebenfalls eine große Nähe zu Merkmalen
selbstorganisierender physiko-chemischer Systeme haben.“<br>Gerhard Roth: ''Die Physik des Geistes'' in: Konrad Sandhoff, Wolfgang Donner (Hrsg.): ''Vom Urknall zum Bewusstsein - Selbstorganisation der Materie'', 2007, S. 309</ref> Diese Haltung ist auch nicht weiter verwunderlich, denn in der [[Nerven]]tätigkeit und insbesondere im physischen Bau des [[Gehirn]]s spiegelt sich die [[geist]]ige Tätigkeit des [[Mensch]]en als ein sogar in gewissem Sinn selbsttätiges [[Abbild]] wider, denn „''alles das, was das übersinnliche Seelenorgan vorstellungsgemäß kann, kann das Gehirn auch.''“ {{GZ||314|90}}
 
{{Zitat|Wir haben herausgefunden, dass im
menschlichen Gehirn neuronale Prozesse
und bewusst erlebte geistig-psychische
Zustände aufs Engste miteinander
zusammenhängen und unbewusste Prozesse
bewussten in bestimmter Weise vorausgehen.
Die Daten, die mit modernen
bildgebenden Verfahren gewonnen
wurden, weisen darauf hin, dass sämtliche
innerpsychischen Prozesse mit neuronalen
Vorgängen in bestimmten Hirnarealen
einhergehen – zum Beispiel Imagination,
Empathie, das Erleben von
Empfindungen und das Treffen von Entscheidungen
beziehungsweise die absichtsvolle
Planung von Handlungen.
Auch wenn wir die genauen Details
noch nicht kennen, können wir davon
ausgehen, dass all diese Prozesse grundsätzlich
durch physikochemische Vorgänge
beschreibbar sind. Diese näher zu
erforschen ist die Aufgabe der Hirnforschung
in den kommenden Jahren und
Jahrzehnten.
 
Geist und Bewusstsein – wie einzigartig
sie von uns auch empfunden werden
– fügen sich also in das Naturgeschehen
ein und übersteigen es nicht. Und:
Geist und Bewusstsein sind nicht vom
Himmel gefallen, sondern haben sich in
der Evolution der Nervensysteme allmählich
herausgebildet. Das ist vielleicht
die wichtigste Erkenntnis der modernen
Neurowissenschaften.|Das Manifest|''Elf führende Neurowissenschaftler über Gegenwart und Zukunft der Hirnforschung'', in: GEHIRN & GEIST 6/2004, S. 33 [https://www.spektrum.de/pdf/gug-04-06-s030-pdf/834924]}}
 
=== Das Gehirn als Computer  ===
Viele Neuro- und [[Kognitionswissenschaftler]] gehen auch grundsätzlich davon aus, dass das [[mensch]]liche [[Gehirn]] im Prinzip wie ein [[Computer]] funktioniert und alle geistige und seelische Tätigkeit letztlich auf Verrechnungsprozessen beruht - eine These, die allerdings von Wissenschaftlern wie [[John Searle]] (* 1932) oder [[Wikipedia:Roger Penrose|Roger Penrose]] (* 1931) energisch bestritten wird.
 
{{LZ|Wenn man den tiefsten Beweggrund des Materialismus bezeichnen
wollte, dann könnte man wohl sagen, daß es einfach ein ''horror conscientiae''<ref>''horror conscientiae'' „Angst vor dem Bewusstsein“</ref> ist. Doch weshalb? Warum sollten sich Materialisten
vor dem Bewußtsein fürchten? Warum nehmen sie das Bewußtsein
nicht an als eine weitere materielle Eigenschaft unter vielen anderen?
Einige unter ihnen - [[David Armstrong|Armstrong]] und [[Daniel Dennett|Dennett]] zum Beispiel -
behaupten, genau das täten sie. Aber sie tun es, indem sie für
»Bewußtsein« eine neue Definition geben, mit der das zentrale
Merkmal von Bewußtsein bestritten wird: seine subjektive Qualität.
Der tiefste Grund für die Angst vor dem Bewußtsein ist, daß
Bewußtsein das von sich aus furchteinflößende Merkmal der Subjektivität
hat. Es widerstrebt Materialisten, dieses Merkmal zu
akzeptieren, weil sie glauben, daß die Existenz eines subjektiven
Bewußtseins sich nicht vertrüge mit der Welt, wie sie sich in ihrer
Konzeption ausnimmt. Viele denken, daß man angesichts der
naturwissenschaftlichen Entdeckungen nur noch eine Konzeption
der Wirklichkeit haben kann, in der die Existenz von Subjektivität
bestritten wird. Wie beim »Bewußtsein« kann man sich auch hier
wiederum damit behelfen, daß man »Subjektivität« so umdefiniert,
daß dieses Wort nicht mehr Subjektivität bedeutet, sondern irgend
etwas Objektives...|Searle, S. 72f}}
 
=== Der Mensch als zentral gesteuerter Automat ===
 
Der Mensch wird vielfach geradezu als gehirngesteuerter [[Automat]] angesehen, dem der [[Freier Wille|freie Wille]] abgesprochen und das [[Ich]] und die [[Seele]] zu wesenlosen [[Illusionen]] erklärt werden. So behauptet etwa der [[Neurophysiologe]] [[Wolf Singer]] ganz dezidiert: „''Verschaltungen legen uns fest: Wir sollten aufhören, von Freiheit zu sprechen''“<ref>Wolf Singer in:  Christian Geyer (Hrsg.): ''Hirnforschung und Willensfreiheit'', 2004, S. 30ff.</ref> und fordert entsprechende [[Ethik|ethische]] und [[Rechtsleben|juristische]] Konsequenzen bezüglich der [[Schuld]]fähigkeit des Menschen. [[Thomas Metzinger]], der in die gleiche Richtung denkt, warnt zugleich aber auch vor den nachweislichen Folgen einer solchen Anschauung:
 
{{LZ|Was viele
Geisteswissenschaftler häufig noch nicht wissen, ist, dass es mittlerweile erste
empirische Studien gibt, die tatsächlich zeigen wie ein verringerter Glaube an
die eigene Willensfreiheit bei Versuchspersonen nachweislich zu einer
Abschwächung von Hilfsbereitschaft, zu einer Erhöhung der Bereitschaft zum
Betrügen, zu geringerer Selbstkontrolle, einer schwächeren Reaktion auf
eigene Fehler und zu einer Verstärkung von Aggressivität führt. Objektive
Veränderungen können experimentell sogar bis in die neuronalen Korrelate
der unbewussten Vorstufen von Willkürhandlungen nachgewiesen werden.|Metzinger, S. 186}}
 
Nun ist es nach [[Rudolf Steiner]] tatsächlich schlechthin ''unsinnig'', von der [[Freiheit des Willens]] zu sprechen. Die [[Freiheit]] des [[Mensch]]en ist vielmehr darin begründet, dass er die Gesetze ''seines'' Handelns erkennen und darauf ''seine'' [[Entscheidung]]en gründen kann. Ausgangspunkt der Freiheit ist daher nicht der [[Wille]], der tief unter der Schwelle des [[Bewusstsein]]s waltet, wie auch die Neurowissenschaften zeigen, sondern vielmehr ''die Freiheit der [[Gedanken]]'', die sich der Mensch im reinen, sinnlichkeitsfreien, aber willensdurchdrungenen [[Denken]] durch [[moralische Intuition]] erringen und dadurch sein Handeln frei gestalten kann. Die Freiheit geht vom willentlichen Denken aus, aber nicht vom blinden, unbewussten Willen. Mit gutem Recht sagt daher ''Marquis von Posa'' in [[Schiller]]s „[[Wikipedia:Don Karlos (Schiller)|Don Karlos]]“ zu König [[Wikipedia:Philipp II. (Spanien)|Philipp II.]]: ''„Geben Sie Gedankenfreiheit!“'' - und nicht: ''„Geben Sie Willensfreiheit!“''
 
{{GZ|Lesen Sie nach in meiner «[[Philosophie der Freiheit]]», was für einen großen Wert ich darauf gelegt habe, daß nicht gefragt werde nach der Freiheit des Willens. Der sitzt unten, tief unten im Unbewußten, und es ist ein Unsinn, nach der Freiheit des Willens zu fragen; sondern man kann nur von der Freiheit der Gedanken sprechen. Ich habe das in meiner «Philosophie der Freiheit» wohl auseinandergehalten. Die freien Gedanken müssen dann den Willen impulsieren, dann ist der Mensch frei.|235|46ff}}
 
Wenn ich etwa den Entschluss fasse, spazieren zu gehen, so kann ich sehr wohl die Frage stellen, ob ich zu diesem Entschluss aus freier bewusster Entscheidung gekommen bin, oder etwa nur rein gewohnheitsmäßig spazierengehe. Die eigentlichen motorischen Bewegungen, durch die ich dann einen Schritt vor den anderen setze, haben mit der vorangegangenen Entscheidung, wie sie auch gefallen sein mag, frei oder unfrei, nicht das Geringste zu tun. Entscheidend ist hier nicht, wie die Bewegung ausgeführt wird, sondern wie der Entschluss zustande kommt, sie auszuführen. Es geht nicht darum ''wie'' und ''wann'' ich eine bestimmte Handlungsfolge ablaufen lasse, sondern ''warum''.
 
{{GZ|Denken Sie sich einmal, Sie lebten im Sinne der gewöhnlichen Wissenschaften
für eine Weile rein nachdenklich, Sie regten sich gar nicht,
Sie sähen ganz ab von allem Handeln, Sie lebten eben ein Vorstellungsleben.
Sie müssen sich aber klar sein, daß dann in diesem Vorstellungsleben
Wille tätig ist, Wille, der allerdings dann in Ihrem Inneren sich
betätigt, der im Bereiche des Vorstellens seine Kräfte ausbreitet. Gerade
wenn wir so den denkenden Menschen betrachten, wie er fortwährend
den Willen hineinstrahlt in seine Gedanken, dann muß uns
eigentlich eines gegenüber dem wirklichen Leben auffallen. Die Gedanken,
die wir also fassen, wenn wir sie alle durchgehen - wir werden
immer finden, daß sie an irgend etwas anknüpfen, was in unserer Umgebung,
was unter unseren Erlebnissen ist. Wir haben zwischen Geburt
und Tod gewissermaßen keine anderen Gedanken als diejenigen,
die uns das Leben bringt. Ist unsere Erfahrung reich, so haben wir auch
einen reichen Gedankeninhalt; ist unsere Erfahrung arm, so haben wir
einen armen Gedankeninhalt. Der Gedankeninhalt ist gewissermaßen
unser innerliches Schicksal. Aber innerhalb dieses Denk-Erlebens ist
eines ganz uns eigen: Die Art und Weise, wie wir die Gedanken verknüpfen
und voneinander lösen, die Art und Weise, wie wir innerlich
die Gedanken verarbeiten, wie wir urteilen, wie wir Schlüsse ziehen,
wie wir uns überhaupt im Gedankenleben orientieren, das ist unser,
ist uns eigen. Der Wille in unserem Gedankenleben ist unser eigener.
 
Wenn wir auf dieses Gedankenleben hinblicken, so müssen wir uns
gerade bei einer sorgfältigen Selbstprüfung sagen, und Sie werden
schon sehen, daß das so bei einer sorgfältigen Selbstprüfung ist: Die
Gedanken kommen uns von außen ihrem Inhalte nach, die Bearbeitung
der Gedanken, die geht von uns aus. - Wir sind daher im
Grunde genommen in bezug auf unsere Gedankenwelt ganz abhängig
von dem, was wir erleben können durch die Geburt, in die wir schicksalsmäßig
versetzt sind, durch die Erlebnisse, die uns werden können.
Aber in dasjenige, was uns da von der Außenwelt kommt, tragen wir
hinein gerade durch den Willen, der aus der Seelentiefe ausstrahlt,
unser Eigenes. Es ist für die Erfüllung dessen, was Selbsterkenntnis
von uns Menschen will, im hohen Grade bedeutsam, wenn wir auseinanderhalten,
wie auf der einen Seite uns von der Umwelt der Gedankeninhalt
kommt, wie auf der anderen Seite aus unserem Inneren in die
Gedankenwelt einstrahlt die Kraft des Willens, die von innen kommt.
 
Wie wird man eigentlich innerlich immer geistiger und geistiger?
Man wird nicht dadurch geistiger, daß man möglichst viele Gedanken
aus der Umwelt aufnimmt, denn diese Gedanken geben ja doch nur,
ich möchte sagen, die Außenwelt, die eine sinnlich-physische ist, in
Bildern wieder. Dadurch, daß man möglichst den Sensationen des Lebens
nachläuft, dadurch wird man nicht geistiger. Geistiger wird man
durch die innere willensgemäße Arbeit innerhalb der Gedanken. Daher
besteht auch Meditieren darinnen, daß man sich nicht einem beliebigen
Gedankenspiel hingibt, sondern daß man wenige, leicht überschaubare,
leicht prüfbare Gedanken in den Mittelpunkt seines Bewußtseins
rückt, aber mit einem starken Willen diese Gedanken in den Mittelpunkt
seines Bewußtseins rückt. Und je stärker, je intensiver dieses
innere Willensstrahlen wird in dem Elemente, wo eben die Gedanken
sind, desto geistiger werden wir. Wenn wir Gedanken von der äußeren
physisch-sinnlichen Welt aufnehmen - und wir können ja nur solche
aufnehmen zwischen Geburt und Tod - , dann werden wir dadurch,
wie Sie leicht einsehen können, unfrei, denn wir werden hingegeben an
die Zusammenhänge der äußeren Welt; wir müssen dann so denken, wie
es uns die äußere Welt vorschreibt, insofern wir nur den Gedankeninhalt
ins Auge fassen; erst in der inneren Verarbeitung werden wir frei.
 
Nun gibt es eine Möglichkeit, ganz frei zu werden, frei zu werden
in seinem inneren Leben, wenn man den Gedankeninhalt, insofern er
von außen kommt, möglichst ausschließt, immer mehr und mehr ausschließt,
und das Willenselement, das im Urteilen, im Schlüsseziehen
unsere Gedanken durchstrahlt, in besondere Regsamkeit versetzt. Dadurch
aber wird unser Denken in denjenigen Zustand versetzt, den
ich in meiner «Philosophie der Freiheit» genannt habe das reine Denken.
Wir denken, aber im Denken lebt nur Wille. Ich habe das besonders
scharf betont in der Neuauflage der «Philosophie der Freiheit» 1918. Dasjenige, was da in uns lebt, lebt in der Sphäre des Denkens.
Aber wenn es reines Denken geworden ist, ist es eigentlich ebensogut
als reiner Wille anzusprechen. So daß wir aufsteigen dazu, uns
vom Denken zum Willen zu erheben, wenn wir innerlich frei werden,
daß wir gewissermaßen unser Denken so reif machen, daß es ganz
und gar durchstrahlt wird vom Willen, nicht mehr von außen aufnimmt,
sondern eben im Willen lebt. Gerade dadurch aber, daß wir
immer mehr und mehr den Willen im Denken stärken, bereiten wir
uns vor für das, was ich in der «Philosophie der Freiheit» die moralische
Phantasie genannt habe, was aber aufsteigt zu den moralischen Intuitionen,
die dann unseren gedankegewordenen Willen oder willegewordenen
Gedanken durchstrahlen, durchsetzen. Auf diese Weise
heben wir uns heraus aus der physisch-sinnlichen Notwendigkeit,
durchstrahlen uns mit dem, was uns eigen ist und bereiten uns vor für
die moralische Intuition. Und auf solchen moralischen Intuitionen beruht
doch alles das, was den Menschen von der geistigen Welt aus
zunächst erfüllen kann. Es lebt also auf dasjenige, was Freiheit ist,
dann, wenn wir gerade in unserem Denken immer mächtiger und
mächtiger werden lassen den Willen.|202|200ff}}
 
Auch wird der Wille nicht zentral gesteuert, wie die Gehirnforscher großteils annehmen, sondern vollzieht sich durch den unmittelbaren Eingriff des [[Astralleib]]s in das [[Stoffwechsel-Gliedmaßen-System]].
 
{{GZ|Der Seher sieht, wie vom Ätherleib und Astralleib
flutende Ströme ausgehen, die dann sich in den Bewegungen der
Gliedmaßen ausdrücken können, die halb zurückgehalten werden
in den Sprachorganen, im Kehlkopf, und da den Laut bilden und
dann starr zurückgehalten werden im Kopf des Menschen, Gehirn
und Schädeldecke, Gehirnlappen.|265|295}}
 
Rudolf Steiner hat darum das Konzept der [[Motorische Nerven|motorischen Nerven]] entschieden abgelehnt, das auch aus dem [[Anatomie|anatomischen]] Bau der [[Nervenzelle]]n nicht abgeleitet werden kann. In Wahrheit gebe es nur [[sensorische Nerven]].
 
{{GZ|Beide Nervenarten sind vielmehr ''wesensgleich''.
Der sogenannte motorische Nerv dient ''nicht in dem Sinne'' der Bewegung wie die Lehre von dieser Gliederung es
annimmt, sondern ''als Träger der Nerventätigkeit'' dient er der
inneren Wahrnehmung desjenigen Stoffwechselvorganges,
der dem Wollen zugrunde liegt, geradeso wie der Empfindungsnerv
der Wahrnehmung desjenigen dient, was im Sinnesorgan
sich abspielt. Bevor nicht die Nervenlehre in
dieser Beziehung mit klaren Begriffen arbeitet, wird eine
richtige Zuordnung des Seelenlebens zum Leibesleben
nicht zustande kommen.|21|159}}
 
=== Körper, Gehirn und Geist ===
 
Gemeinsam mit dem [[England|englischen]] [[Philosoph]]en [[Peter Hacker]] versuchte der [[Australien|australische]] Neurowissenschaftler und [[Physiologe]] [[Maxwell Bennett]] zur begrifflichen Klärung der Grundlagen der Neurowissenschaften beizutragen. Beide Forscher wenden sich entschieden gegen die Missdeutung, dass der [[Geist]] des [[Mensch]]en bzw. seine [[Individualität]] ''identisch'' mit seinem [[Gehirn]] sei. Dies sei ein „[[mereologischer Fehlschluss]]“, d.h. ein falscher [[Schluss]] von den [[Teil]]en auf das [[Ganzheit|Ganze]]. Hacker schließt unmittelbar an Wittgenstein an, der gemeint hatte „''man könne nur vom lebenden Menschen, und was ihm ähnlich ist, (sich ähnlich benimmt) sagen, es habe Empfindungen; es sähe; sei blind; höre; sei taub; sei bei Bewußtsein, oder bewußtlos.''“<ref>Ludwig Wittgenstein: ''Philosophische Untersuchungen'' (1953), § 281, in: Ludwig Wittgenstein: ''Werkausgabe'', Band 1, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1999, ISBN 978-3-518-28101-7, S.231-485</ref> Es ist der Mensch als Ganzes, als [[psychophysisch]]e Einheit (aus [[Anthroposophie|anthroposophischer]] Sicht die Einheit von [[Leib]], [[Seele]] und [[Geist]]), der wahrnimmt, denkt, fühlt, will usw.
 
{{Zitat|Der Geist ist jedoch, wie wir geltend machen, weder
eine vom Gehirn verschiedene noch eine mit dem Gehirn
identische Substanz. Außerdem zeigen wir, daß es ungereimt
ist, dem Gehirn psychologische Eigenschaften zuzuschreiben.
Wir Menschen verfügen über eine Vielzahl psychischer Fähigkeiten,
die im Leben zum Einsatz gebracht werden, wenn wir
wahrnehmen, denken und Überlegungen anstellen, Emotionen
empfinden, Dinge haben wollen, Pläne schmieden und Entscheidungen
treffen. Daß wir diese Fähigkeiten haben, definiert
uns als die Lebewesen, die wir tatsächlich sind. Die Bedingungen
und Begleitumstände des Vorhandenseins und der
Ausübung dieser Vermögen kann man erforschen. Das ist die
Aufgabe der Neurowissenschaft, die immer mehr darüber herausfindet.
Doch ihre Entdeckungen ändern gar nichts an der begrifflichen Wahrheit, daß diese Fähigkeiten und deren Ausübung
in der Wahrnehmung wie im Denken und Fühlen ''Eigenschaften von Menschen sind'', nicht Eigenschaften ihrer Teile,
insbesondere ''nicht des Gehirns''. Der Mensch ist nicht ein in
den Schädel eines Körpers eingebettetes Gehirn, sondern eine
psychophysische Einheit, ein Lebewesen, das wahrnehmen,
absichtlich handeln, Überlegungen anstellen und Emotionen
empfinden kann, ein die Sprache gebrauchendes Lebewesen,
das nicht nur Bewußtsein, sondern auch Selbstbewußtsein hat...
 
Es hat nämlich keinen Sinn, solche psychologischen
Attribute irgendeiner kleineren Einheit zuzuschreiben als dem
Lebewesen als Ganzem. Es sind nicht Teile des Gehirns, die
wahrnehmen, sondern das Lebewesen nimmt wahr; es ist nicht
das Gehirn, das denkt und Überlegungen anstelle, sondern der
Mensch. Das Gehirn und seine Tätigkeiten ''ermöglichen es uns'' -
nicht ''ihm'' -, wahrzunehmen und zu denken, Emotionen zu
empfinden sowie Projekte zu ersinnen und in die Tat umzusetzen.|M. Bennett, P. Hacker|''Neurowissenschaft und Philosophie'', S. 19ff.}}
 
=== Das Leib-Seele-Problem ===
 
Wie die Bennett und Hacker lehnt auch [[Rudolf Steiner]] einen [[Ontologie|ontologischen]] [[Dualismus]] von [[Geist]] und [[Körper]] ab, ohne aber deshalb in einen einseitigen [[Materialismus]] oder [[Spiritualismus]] zu verfallen. Es liegt nach Rudolf Steiner nicht an der [[Wirklichkeit]] selbst, dass sie uns auf zwei verschiedene Weisen, nämlich als [[Wahrnehmung]] und [[Begriff]], gegeben erscheint, sondern allein an unserer spezifisch [[mensch]]lichen Organisation.
 
{{GZ|Nicht an den Gegenständen liegt es, daß sie uns zunächst
ohne die entsprechenden Begriffe gegeben werden, sondern
an unserer geistigen Organisation. Unsere totale Wesenheit
funktioniert in der Weise, daß ihr bei jedem Dinge der
Wirklichkeit von zwei Seiten her die Elemente zufließen,
die für die Sache in Betracht kommen: von Seiten des Wahrnehmens
und des Denkens.|4|88}}
 
Im [[Erkenntnis]]prozess wird der allein durch unsere Organisation bedingte [[Dualismus]] überwunden:
 
{{GZ|Das Erkennen überwindet
diese Zweiheit, indem es aus den beiden Elementen der
Wirklichkeit: der Wahrnehmung und dem durch das Denken
erarbeiteten Begriff das ganze Ding zusammenfügt. Nennen
wir die Weise, in der uns die Welt entgegentritt, bevor sie
durch das Erkennen ihre rechte Gestalt gewonnen hat, die
Welt der Erscheinung im Gegensatz zu der aus Wahrnehmung
und Begriff einheitlich zusammengesetzten Wesenheit.
Dann können wir sagen; Die Welt ist uns als Zweiheit
(dualistisch) gegeben, und das Erkennen verarbeitet sie zur
Einheit (monistisch). Eine Philosophie, welche von diesem
Grundprinzip ausgeht, kann als monistische Philosophie
oder ''[[Monismus]]'' bezeichnet werden. Ihr steht gegenüber die
Zweiweltentheorie oder der ''[[Dualismus]]''. Der letztere nimmt
nicht etwa zwei bloß durch unsere Organisation auseinandergehaltene
Seiten der einheitlichen Wirklichkeit an, sondern
zwei voneinander absolut verschiedene Welten. Er sucht
dann Erklärungsprinzipien für die eine Welt in der andern.
Der Dualismus beruht auf einer falschen Auffassung dessen,
was wir Erkenntnis nennen. Er trennt das gesamte Sein
in zwei Gebiete, von denen jedes seine eigenen Gesetze hat,
und läßt diese Gebiete einander äußerlich gegenüberstehen.|4|112}}
 
Der grundlegende Fehler, aus dem sich das [[Leib-Seele-Problem]] überhaupt erst ergibt, liegt darin, dass der durch unser [[Erkenntnisvermögen]] bedingte rein [[idee]]lle Bezug zwischen [[Subjekt]] und [[Objekt]] fälschlich im [[Dualismus|dualistischen]] Sinn als äußerlicher [[Kausalbezug]] gedeutet wird. [[Rudolf Steiner]] hat darauf schon in seiner «[[Philosophie der Freiheit]]» bezüglich des Verhältnisses der [[Wahrnehmung]] zu den diese vermittelnden [[Organ]]en ([[Sinnesorgane]], [[Nervensystem]], [[Gehirn]]) hingewiesen:
 
{{GZ|Die Wahrnehmung
erweist sich bei fortgehender Betrachtung in Zusammenhang
stehend mit anderen Wahrnehmungen, zum
Beispiel einer bestimmten Figur, mit gewissen Temperaturund
Tastwahrnehmungen. Diesen Zusammenhang bezeichne
ich als einen Gegenstand der Sinnenwelt. Ich kann mich nun
fragen: was findet sich außer dem angeführten noch in
jenem Raumausschnitte, in dem mir obige Wahrnehmungen
erscheinen. Ich werde mechanische, chemische und andere
Vorgänge innerhalb des Raumteiles finden. Nun gehe ich
weiter und untersuche die Vorgänge, die ich auf dem Wege
von dem Gegenstande zu meinem Sinnesorgane finde. Ich
kann Bewegungsvorgänge in einem elastischen Mittel finden,
die ihrer Wesenheit nach nicht das geringste mit den
ursprünglichen Wahrnehmungen gemein haben. Das gleiche
Resultat erhalte ich, wenn ich die weitere Vermittelung vom
Sinnesorgane zum Gehirn untersuche. Auf jedem dieser Gebiete
mache ich neue Wahrnehmungen; aber was als bindendes
Mittel sich durch alle diese räumlich und zeitlich auseinanderliegenden
Wahrnehmungen hindurchwebt, das ist das
Denken. Die den Schall vermittelnden Schwingungen der
Luft sind mir gerade so als Wahrnehmungen gegeben wie
der Schall selbst. Nur das Denken gliedert alle diese Wahrnehmungen
aneinander und zeigt sie in ihren gegenseitigen
Beziehungen. Wir können nicht davon sprechen, daß es
außer dem unmittelbar Wahrgenommenen noch anderes
gibt, als dasjenige, was durch die ideellen (durch das Denken
aufzudeckenden) Zusammenhänge der Wahrnehmungen erkannt
wird. Die über das bloß Wahrgenommene hinausgehende
Beziehung der Wahrnehmungsobjekte zum Wahrnehmungssubjekte
ist also eine bloß ideelle, das heißt nur
durch Begriffe ausdrückbare. Nur in dem Falle, wenn ich
wahrnehmen könnte, wie das Wahrnehmungsobjekt das
Wahrnehmungssubjekt affiziert, oder umgekehrt, wenn ich
den Aufbau des Wahrnehmungsgebildes durch das Subjekt
beobachten könnte, wäre es möglich, so zu sprechen, wie es
die moderne Physiologie und der auf sie gebaute kritische
Idealismus tun. Diese Ansicht verwechselt einen ideellen
Bezug (des Objekts auf das Subjekt) mit einem Prozeß, von
dem nur gesprochen werden könnte, wenn er wahrzunehmen
wäre. Der Satz «Keine Farbe ohne farbenempfindendes
Auge» kann daher nicht die Bedeutung haben, daß das
Auge die Farbe hervorbringt, sondern nur die, daß ein
durch das Denken erkennbarer ideeller Zusammenhang besteht
zwischen der Wahrnehmung Farbe und der Wahrnehmung
Auge. Die empirische Wissenschaft wird festzustellen
haben, wie sich die Eigenschaften des Auges und die der Farben
zueinander verhalten; durch welche Einrichtungen das
Sehorgan die Wahrnehmung der Farben vermittelt usw. Ich
kann verfolgen, wie eine Wahrnehmung auf die andere
folgt, wie sie räumlich mit andern in Beziehung steht; und
dies dann in einen begrifflichen Ausdruck bringen; aber ich
kann nicht wahrnehmen, wie eine Wahrnehmung aus dem
Unwahrnehmbaren hervorgeht. Alle Bemühungen, zwischen
den Wahrnehmungen andere als Gedankenbezüge zu suchen,
müssen notwendig scheitern.|4|97f}}
 
{{GZ|Aber der Monismus schreibt der Idee neben der Wahrnehmung
eine gleiche Bedeutung zu. Die Idee kann aber im
menschlichen Individuum zur Erscheinung kommen. Insofern
der Mensch den Antrieben von dieser Seite folgt, empfindet
er sich als frei. Der Monismus spricht aber der bloß
schlußfolgernden Metaphysik alle Berechtigung ab, folglich
auch den von sogenannten «Wesen an sich» herrührenden
Antrieben des Handelns. Der Mensch kann nach monistischer
Auffassung unfrei handeln, wenn er einem wahrnehmbaren
äußeren Zwange folgt; er kann frei handeln,
wenn er nur sich selbst gehorcht. Einen unbewußten, hinter
Wahrnehmung und Begriff steckenden Zwang kann der
Monismus nicht anerkennen. Wenn jemand von einer Handlung
seines Mitmenschen behauptet: sie sei ''unfrei'' vollbracht,
so muß er innerhalb der wahrnehmbaren Welt das Ding,
oder den Menschen, oder die Einrichtung nachweisen, die
jemand zu seiner Handlung veranlaßt haben; wenn der Behauptende
sich auf Ursachen des Handelns außerhalb der
sinnlich und geistig wirklichen Welt beruft, dann kann sich
der Monismus auf eine solche Behauptung nicht einlassen.
Nach monistischer Auffassung handelt der Mensch teils
unfrei, teils frei. Er findet sich als unfrei in der Welt der
Wahrnehmungen vor und verwirklicht in sich den freien
Geist.|4|178f}}
 
=== Das Gehirn als plastisches Abbild des Vorstellungslebens ===
 
Warum die Missdeutung, den Geist mit dem Gehirn und dessen Funktionen gleichzusetzen, sehr naheliegend ist, hat Rudolf Steiner wie folgt begründet:
 
{{GZ|Ich war einmal in einer
Versammlung — es ist schon viele Jahre her —, da sprach zuerst
ein Arzt über den Gehirnbau, setzte den Gehirnbau auseinander im
Zusammenhang mit dem Seelenleben des Menschen, nach einer Anschauung,
die man ganz mit Recht materialistisch nennen kann. Es
war ein ganz waschechter Materialist, der da den Gehirnbau ganz gut
auseinandersetzte, soweit er heute durchforscht ist, und der also das
Seelenleben im Zusammenhang mit diesem Gehirnbau erklärte. Der
Vorsitzende dieser Versammlung war ein Herbartianer, und der konstruierte
sich nun nicht den Gehirnbau, aber dasjenige, was das Vorstellungsleben
ist, so wie es der Philosoph Herhart einmal gemacht
hat. Der sagte dann: Ja, es ist doch merkwürdig, der Physiologe, der
Arzt, der zeichnet das Gehirn auf und macht da Figuren; wenn ich
als Herbartianer, sagte er, die komplizierten Vorstellungsassoziationen
aufzeichne, wobei ich bloß ein Bild meine von dem, was sich als
Vorstellungen vergesellschaftet, nicht etwa Nervenfäden, die eine
Nervenzelle mit der anderen verbinden, wenn ich als richtiger
Herbartianer, der sich nicht um das Gehirn kümmert, dasjenige, was
ich mir vorstelle über die Art, wie sich Vorstellungen verketten und
so weiter, nur ganz symbolisch zeichne, so sieht das ganz ähnlich aus
wie die Zeichnungen des Physiologen über den physischen Gehirnbau.
 
Das ist nicht ohne Grund, daß das ähnlich ausschaut. Indem wir
immer mehr und mehr auf den Bau des Gehirnes naturwissenschaftlich
gekommen sind, hat sich nämlich immer mehr und mehr gezeigt,
daß eigentlich der äußere Bau des Gehirnes in einer ganz wunderbaren
Weise dem Bau unseres Vorstellungslebens entspricht. Man
kann alles, was man im Vorstellungsleben findet, im Gehirnbau
wiederfinden. Es ist einfach — bitte nehmen Sie das cum grano
salis —, wie wenn die Natur selber im Gehirn ein plastisches Abbild
unseres Vorstellungslebens hätte schaffen wollen. So etwas fällt
einem ganz besonders auf, wenn man, sagen wir, solche Darstellungen
wie die von Meynert liest. Jetzt sind sie schon etwas veraltet.
Meynert ist Materialist gewesen, aber ausgezeichneter Gehirnphysiologe,
Psychiater, und man möchte sagen: Ja, der ist Materialist,
aber dasjenige, was er einem als Materialist gibt, das ist eine
wunderbare Abschlagszahlung für dasjenige, was man auch herauskriegt,
auch wenn man sich gar nicht kümmert um das menschliche
Gehirn, sondern bloß darum, wie sich Vorstellungen verknüpfen und
trennen und so weiter und bloß diese Symbole hinzeichnen will. —
Kurz, es ist so, daß man, wenn man durch irgend etwas Materialist
werden könnte, man es durch den Bau des menschlichen Gehirnes
ganz besonders werden könnte. Jedenfalls muß man sagen, wenn es
ein Geistig-Seelisches gibt, so hat dieses Geistig-Seelische im menschlichen
Gehirn einen so adäquaten Ausdruck gefunden, daß man nun
gar nicht weit von der Behauptung ist: Ja, was braucht man noch
ein Geistig-Seelisches für das Vorstellungsleben? Wenn man noch eine
Seele verlangen würde, die noch denken kann! Da das Gehirn eine so
genaue Abbildung ist des Geistig-Seelischen, warum soll das Gehirn
nicht denken können? -
 
Alle diese Dinge müssen Sie natürlich mit dem bekannten Gran
Salz verstehen. Ich will nur auf den Sinn der ganzen Auseinandersetzung
heute hinweisen. Das menschliche Gehirn kann einen schon,
besonders wenn man in die Detailforschung eingeht, zum Materialisten
machen. Und was da so eigentlich für ein Geheimnis obwaltet,
was da eigentlich zugrunde liegt, das wird einem doch erst klar,
wenn man zur imaginativen Erkenntnis kommt. In der imaginativen
Erkenntnis nämlich zeigen sich einem Bilder, Bilder für nur wirklich
Geistiges, Bilder, die man früher nicht gesehen hat. Aber man möchte
sagen, diese Bilder erinnern einen an die durch die Nervenzellen
und Nervenfäden geformten Bilder im menschlichen Gehirn. Und ich
möchte sagen, wenn ich Ihnen eine Erklärung geben sollte für die
Frage: Was ist eigentlich dieses imaginative Erkennen, das natürlich
ganz im Übersinnlichen verläuft, was ist es? Wenn ich Ihnen gleichsam
versinnbildlichen sollte die imaginative Erkenntnis, wie der
Mathematiker es mit seinen Figuren macht, indem er mathematische
Probleme aufzeichnet, dann könnte ich auch sagen: Man stelle sich
vor, daß man in der Welt mehr erkennt, als was die Sinneserkenntnis
gibt, dadurch, daß man aufsteigen kann zu Bildern, die eine Realität
so geben, wie das menschliche Gehirn die menschliche Seelenrealität
gibt. Die Natur selber stellt das hin als eine reale, als eine sinnlichreale
Imagination im Gehirn, was man eigentlich in der imaginativen
Erkenntnis auf einem höheren Gebiete erlangt.
 
Aber dadurch kommt man tiefer jetzt hinein in die menschliche
Konstitution. Wir werden das in den nächsten Tagen sehen: Man
kommt immer zu einer Möglichkeit, diesen Wunderbau des menschlichen
Gehirns nicht isoliert für sich zu sehen, sondern ich möchte
sagen: Während man eine Welt, eine übersinnliche Welt oben durch
Imagination sieht, ist es so, wie wenn ein Teil dieser Welt sich
herunterrealisiert hätte und im menschlichen Gehirn eine realisierte
imaginative Welt vor uns dastehen würde. Und in der Tat, ich glaube
nicht, daß irgend jemand adäquat über das menschliche Gehirn
sprechen kann, der nicht in dem menschlichen Gehirnbau eine imaginative
Darstellung des Seelenlebens sieht. Das ist auch dasjenige, was
uns immer wiederum in eine Zwickmühle führt, wenn wir von der
bloßen Gehirnphysiologie ausgehen und zum Seelenleben hinüberkommen
wollen. Nämlich, wenn man beim Gehirn stehenbleiben
will, braucht man gar nicht das Seelenleben. Nur derjenige hat ein
Recht, gegenüber dem Bau des menschlichen Gehirnes noch von einem
Seelenleben zu sprechen, der dieses Seelenleben außerdem noch anders
kennt, als man es kennt auf dem gewöhnlichen Wege dieser Welt.
Denn wenn man in der geistigen Welt dieses Seelenleben kennenlernt:
im Bau des menschlichen Gehirnes hat es sein adäquates Abbild, und
alles das, was das übersinnliche Seelenorgan vorstellungsgemäß kann,
kann das Gehirn auch. Denn bis in die Funktionen hinein ist das
Gehirn ein Abbild; so daß niemand Materialismus belegen oder
widerlegen kann von der Gehirnphysiologie aus. Das gibt es einfach
nicht. Wenn der Mensch bloß Gehirnwesen wäre, so würde man gar
nicht daraufzukommen brauchen, daß er noch eine Seele hat.|314|88ff}}
 
Rudolf Steiner hat auch nachdrücklich darauf hingewiesen, dass nicht bloß das Gehirn, sondern der ganze [[Leib]] die physische Grundlage des Seelenlebens ist. Das haben auch Bennett und Hacker betont (siehe oben).
 
{{GZ|Der
''Leib als Ganzes'', nicht bloß die in ihm eingeschlossene Nerventätigkeit
ist physische Grundlage des Seelenlebens. Und
wie das letztere für das gewöhnliche Bewußtsein sich umschreiben
läßt durch Vorstellen, Fühlen und Wollen, so das
leibliche Leben durch Nerventätigkeit, rhythmisches Geschehen
und Stoffwechselvorgänge.|21|158}}
 
Nur das [[Denken]] und [[Vorstellen]] stützt sich unmittelbar auf das [[Nervensystem]] und insbesondere auf das [[Gehirn]]. Das [[Fühlen]] hängt eng mit der Tätigkeit des [[Rhythmisches System|rhythmischen Systems]] zusammen und das [[Wollen]] mit dem [[Gliedmaßen-Stoffwechsel-System]].
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Neurowissenschaften}}
* {{WikipediaDE|Neurowissenschaften}}
* {{WikipediaDE|Gehirn}}
* {{WikipediaDE|Geschichte der Hirnforschung}}
* {{WikipediaDE|Kraniotomie}}
* {{WikipediaDE|Trepanation}}
 
== Literatur ==
 
* Andreas K. Engel (Hrsg.), Mark F. Bear, Barry W. Connors, Michael A. Paradiso: ''Neurowissenschaften: Ein grundlegendes Lehrbuch für Biologie, Medizin und Psychologie'', Springer Spektrum 2016, ISBN 978-3662499320
* Josef Dudel, Randolf Menzel, Robert F. Schmidt: ''Neurowissenschaft: Vom Molekül zur Kognition'', Springer Verlag Berlin Heidelbeg 2001, ISBN 978-3642625343, eBook (2013) ISBN 978-3642564970
*''Spektrum Kompakt - Das Konnektom: Der Schaltplan unseres Nervensystems'', Verlag Spektrum der Wissenschaft, 6. März 2017, eBook ISBN 978-3958921238
* ''Das Manifest - Elf führende Neurowissenschaftler über Gegenwart und Zukunft der Hirnforschung'' in: ''[[Wikipedia:Gehirn&Geist|Gehirn & Geist]]'' 2004/6, S. 30ff. [https://www.spektrum.de/pdf/gug-04-06-s030-pdf/834924 spektrum.de (pdf)]
* [[Wikipedia:Wilder Penfield|Wilder Penfield]]: ''The Mystery of the Mind. A Critical Study of Consciousness and the Human Brain.'' Princeton University Press, 1975, ISBN 9780691642369
* Jean Pierre Changeux: ''Der neuronale Mensch. Wie die Seele funktioniert - die Entdeckungen der neuen Gehirnforschung'', Rowohlt-Verlag 1984, ISBN 978-3498008659
* [[Benjamin Libet|Libet, Benjamin]]; Gleason, Curtis A.; Wright, Elwood W.; Pearl, Dennis K.: ''Time of Conscious Intention to Act in Relation to Onset of Cerebral Activity (Readiness-Potential) - The Unconscious Initiation of a Freely Voluntary Act'', in: Brain 106 (1983), S. 623–642, {{doi|10.1093/brain/106.3.623}}
* Libet, Benjamin: ''Unconscious Cerebral Initiative and the Role of Conscious Will in Voluntary Action'', in: The Behavioral and Brain Sciences 8 (1985), S. 529–566, {{doi|10.1017/s0140525x00044903}}
* Benjamin Libet: ''Mind Time: The Temporal Factor in Consciousness'', Harvard University Press, Cambridge/Mass. 2004, ISBN 978-0674018464
** deutsch: [[Benjamin Libet]], Jürgen Schröder (Übers.): ''Mind Time: Wie das Gehirn Bewusstsein produziert'', Suhrkamp Verlag 2005, ISBN 978-3518584279
* [[John Searle]], Harvey P. Gavagai (Übers.): ''Die Wiederentdeckung des Geistes'', Artemis und Winkler, München 1993, ISBN 3-7608-1944-3
* John R. Searle: ''Mind: A Brief Introduction'', Oxford University Press 2005, ISBN 978-0195157345
* [[Wikipedia:Francis Crick|Francis Crick]]: ''Was die Seele wirklich ist. Die naturwissenschaftliche Erforschung des Bewußtseins'', Rowohlt Taschenbuch Verlag 1997, ISBN 978-3499602573
* [[Patricia Churchland]]: ''Neurophilosophy: Toward a Unified Science of the Mind-Brain (Computational Models of Cognition and Perception)'', Neurophilosophy 1989, ISBN 978-0262530859
* [[Paul Churchland]]: ''Die Seelenmaschine: Eine philosophische Reise ins Gehirn'', Spektrum Verlag 2001, ISBN 978-3827410207
* Christian Geyer (Hrsg.): ''Hirnforschung und Willensfreiheit: Zur Deutung der neuesten Experimente'', 9. Auflage, Suhrkamp Verlag 2004, ISBN 978-3518123874
* Tobias Kläden: ''Mit Leib und Seele: Die mind-brain-Debatte in der Philosophie des Geistes und die anima-forma-corporis Lehre des Thomas von Aquin (ratio fidei)'', Verlag Friedrich Pustet 2005, ISBN 978-3791719603
* [[Wikipedia:Klaus-Jürgen Grün|Klaus-Jürgen Grün]] (Hrsg.), [[Gerhard Roth|Gerhard Roth]] (Hrsg.): ''Das Gehirn und seine Freiheit'', 3. Auflage, Vandenhoeck & Ruprecht 2006, ISBN 978-3525490853
* [[Gerhard Roth]]: ''Fühlen, Denken, Handeln: Wie das Gehirn unser Verhalten steuert'', 6. Auflage, Suhrkamp Verlag 2001, ISBN 978-3518583135
* Ernst Pöppel (Hrsg.): ''Gehirn und Bewusstsein'', Wiley Verlag Chemie 1989, ISBN 978-3527279012
* [[Peter Bieri]]: ''[http://www.denkabende.de/kognition/bieri.rtf Was macht Bewußtsein zu einem Rätsel?]'' (rtf; 56&nbsp;kB), veröffentlicht in ''„Gehirn und Bewusstsein“'' (Hrsg. [[Wikipedia:Wolf Singer|Wolf Singer]]), Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 1994, ISBN 978-3860252208, S. 172–180
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{{GA}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.paranormal.de/paramirr/geo/08.html Metatrons Würfel - Die Platonischen Körper]


* [http://www.kamp-erfurt.de/level9_cms/download_user/Gesellschaft/Anima%20forma%20corporis.pdf Tobias Kläden: ''ANIMA FORMA CORPORIS. ZUR AKTUALITÄT DER NICHTDUALISTISCHEN SICHT DES MENSCHEN BEI THOMAS VON AQUIN''], siehe auch [https://de.scribd.com/document/297325037/Anima-Forma-Corporis]
[[Kategorie:Geometrie]]
* [https://www.psychologie-heute.de/news/emotion-kognition/detailansicht/news/unser_wille_freier_als_gedacht/ Unser Wille: freier als gedacht], in: [https://www.psychologie-heute.de Psychologie heute], 7. Januar 2016
[[Kategorie:Heilige Geometrie]]
* [https://www.novo-argumente.com/artikel/gehirn_und_willensfreiheit Hanko Uphoff: ''Gehirn und Willensfreiheit''] auf [https://www.novo-argumente.com/ Novo - Argumente für den Fortschritt]
[[Kategorie:Platonische Körper|!]]
* [http://www.krause-schoenberg.de/SB19_hirnforschung.pdf Joachim Kraude: ''Hirnfoschung und Willensfreiheit'']
* [https://www.spektrum.de/news/der-schaltplan-der-denkmaschine/1066187 Jan Dönges: ''Der Schaltplan der Denkmaschine''] - [https://www.spektrum.de
spektrum.de]
;Videos
 
* [https://www.closertotruth.com/series/toward-science-consciousness Toward a Science of Consciousness] - Tucson Conference
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
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[[Kategorie:Naturwissenschaft nach Fachgebiet]]
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Version vom 22. März 2018, 16:20 Uhr

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Weblinks