Faustus von Mileve

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Faustus von Mileve (* um 350 in Mileve (Numidien, Nordafrika); † vor 400 in der Verbannung) war der bedeutendste Vertreter des abendländischen Manichäismus.

Leben

Über sein Leben ist nur wenig bekannt. Als Kind armer Eltern aufgewachsen, konnte er sich erst in späteren Jahren in Rom fortbilden. Augustinus von Hippo, der innerlich bereits am Manichäismus (dem er seit 373 als Auditor angehörte) zu zweifeln begonnen hatte, traf Faustus von Mileve, der nach längerer Lehrtätigkeit in Rom 383 nach Karthago kam, war jedoch von ihm enttäuscht. Dies führte endgültig Augustinus’ inneren Bruch mit dem Manichäismus herbei, dem dann bald darauf auch der äußere folgte.

„Fast neun Jahre hindurch, in denen ich sie mit unstetem Geiste hörte, erwartete ich mit zu lange hingehaltener Sehnsucht, daß jener Faustus kommen sollte, auf den mich die anderen vertrösteten, so oft sie meinen Fragen nicht gewachsen waren, indem sie mir versicherten, im persönlichen Verkehr werde er mir das alles und noch viel höhere Fragen aufs beste entwickeln. Als er nun kam, fand ich in ihm einen liebenswürdigen, artigen Mann, der die Lehren jener mir noch viel einnehmender vorschwatzte. Was aber fragte mein Durst nach prächtigen Bechern, was half mir der artigste Mundschenk? Von solchen Sachen waren meine Ohren schon gesättigt, auch schienen sie uns dadurch nicht besser zu werden, weil sie besser gesagt wurden und dadurch nicht an Wahrhaftigkeit zu gewinnen, weil sie in gewandter Weise aufgetischt wurden, noch schien mir ein Geist deshalb weise, weil sein Minenspiel entsprechend und seine Rede eine würdevolle war. [...]
So ward meine Begierde, mit der ich jenen Mann so lange erwartet hatte, zwar gestillt durch das einnehmende und lebhafte Wesen und durch seine Gewandtheit im Ausdruck, der den Eindruck des völlig Ungezwungenen machte. Viele unterstützte ich in ihren Lobsprüchen; aber unangenehm war es mir, daß ich in dem Hörerkreise nichts gegen ihn vorbringen und ihm meine dringenden Fragen nicht zur Beantwortung vorlegen durfte im vertraulichen Austausch der Gedanken. Als ich dies vermochte und sein Gehör in Anspruch nehmen konnte mit meinen Freunden zu einer Zeit, da es nicht unschicklich war, mit ihm zu disputieren, und ich einiges vorbrachte, das mich am meisten bewegte, fand ich in ihm einen Mann, der in den freien Künsten unbewandert war, die Grammatik ausgenommen, die er auch nicht über das Maß des Gewöhnlichen verstand. Er hatte einige Reden Ciceros gelesen, sehr wenig Schriften von Seneca und einige Dichter und das, was in seiner Sekte in gut stilisiertem Latein geschrieben war, und weil er Gelegenheit hatte, täglich Reden zu halten, so gewann er dadurch eine Redefertigkeit, die sich angenehm der Fassungskraft der Hörer einschmeichelte und eines gewissen Mutterwitzes nicht bar war. Ist es nicht so, mein Herr und mein Gott, der du Richter meines Bewußtseins? Offen liegt vor deinem Herz mein Herz und meines Herzens Erinnerung, der du schon damals mich mit der geheimnisvoll verborgenen Vorsehung leitetest und meine schmachvollen Irrtümer mir vor die Augen brachtest, damit ich sie sähe und hassenswert fände.“

Augustinus: Confessiones 5,6

Faustus von Mileve wurde später auf eine Insel verbannt; dort schrieb er eine Apologie des Manichäismus, in der er das gesamte Alte Testament, die Geburtsgeschichte Jesu und einige Schriften des Paulus verwarf, und die Auferstehung Christi als Allegorie deutete. Dieses Werk ist nicht erhalten geblieben, doch sind daraus umfangreiche Passagen zitiert in der von Augustinus zu dessen Widerlegung verfassten Schrift Contra Faustum libri XXIII,[1] die er um 400 (also um das vermutete Todesjahr des Faustus von Mileve) verfasste und 404 an Hieronymus übersandte.

Diese und weitere Schriften des Augustinus sind fast die einzige Quelle zu Leben und Werk des Faustus. Sie sind aufgrund der Gegnerschaft des Autors zu Faustus und dem Manichäismus nur mit Vorsicht zu genießen.

Literatur

  • Albert Bruckner: Faustus von Mileve. Ein Beitrag zur Geschichte des abendländischen Manichäismus. Basel 1901.
  • Adolf Jülicher: Faustus 17. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band VI,2, Stuttgart 1909, Sp. 2092–2093.
  • Prosper Alfarik: Les écritures manichéennes. 2 Bände, Paris 1918/19.
  • Paul Moncier: Le Manichéen Faustus de Mileve. Restitution de ses Capitula. Paris 1924.
  • John Patrick Maher: St. Augustines’s Defense of the Hexaemeron against the Manichaeans (Diss. Gregoriana). Rom 1946.

Einzelnachweise

  1. Ediert im Rahmen des Corpus scriptorum ecclesiasticorum latinorum (CSEL) 25, 1, 1891, 249 ff.


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