Bauingenieurwesen und Kategorie:Bildende Kunst nach Stilrichtung: Unterschied zwischen den Seiten

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Das '''Bauingenieurwesen''' ist eine [[Ingenieurwissenschaft]], die sich mit der [[Konzeption]], [[Planung]], [[Entwerfen|Entwurf]], [[Konstruktiver Ingenieurbau|Konstruktion]], Berechnung, Herstellung und dem Betrieb von [[Bauwerk]]en des [[Hochbau|Hoch-]], [[Verkehrsbauwesen|Verkehrs-]], [[Tiefbau|Tief-]] und [[Wasserbau]]s auseinandersetzt. In diesem Zusammenhang werden ebenfalls Fragen des [[Technischer Umweltschutz|technischen Umweltschutzes]] behandelt, beispielsweise Lärmschutz, Gewässer- und Bodenschutz sowie zugehörige Schadstoffuntersuchungen.
[[Kategorie:Bildende Kunst nach Stilrichtung|!]]
 
[[Kategorie:Künstlerischer -ismus]]
Die Berufsbezeichnung lautet '''Bauingenieur''' und zählt zur Berufsgruppe der [[Ingenieur| Ingenieure]]. Das Studium des Bauingenieurwesens an Universitäten und Fachhochschulen schließt mit einer akademischen Graduierung ab als [[Bachelor]] und weiterführend als [[Master]]. Bis zur Umsetzung des [[Bologna-Prozess]]es (Kernphase war der Zeitraum Studienbeginn 2003–2006 bei den zuvor 8- bis 10semestrigen Diplomstudiengängen) war bei [[Universität|universitären]] Studiengängen der [[Akademischer Grad|akademische Grad]] ''Diplom-Ingenieur'' (üblicherweise abgekürzt mit ''Dipl.-Ing.'' bzw. ''Dipl.-Ing. Univ.'' in Bayern) sowie an [[Fachhochschule]]n ''Diplom-Ingenieur (FH)'' (abgekürzt mit ''Dipl.-Ing.(FH)'') üblich. Folglich waren in Deutschland die meisten Studienabschlüsse des Bauingenieurwesens bis ca. zum Jahr 2008 noch mit dem akademischen Grad des Diplomingenieurs betitelt.
[[Kategorie:Bildende Kunst|!]]
 
Nicht durchsetzen konnte sich im Rahmen des Bologna-Prozesses die angestrebte Umbenennung des weitgefächerten Berufsbildes in '''Zivilingenieur''', was einer sinnvollen Anlehnung an die Berufsbezeichnungen im frankophonen (frz.: ''genie civil'') und im englischsprachigen Raum (engl.: ''civil engineer'') entsprochen hätte.
 
== Wortherkunft und Wortbedeutung ==
[[Datei:Der Ingenieur (historische Abbildung).jpg|mini|Zeitgenössische Abbildung ''Der Ingenieur'' aus dem Jahre 1698]]
 
Im Wort ''Bauingenieurwesen'' steckt der Begriff ''Ingenieur im Bauwesen''. Die Ingenieurbezeichnung ist in diesem Zusammenhang bereits seit dem frühen Mittelalter bekannt. Es leitet sich von dem lateinischen Wort ''{{lang|la|ingenium}}'' ab und bedeutet ''produktiver Geist, Verstand, geistreicher Mensch''. Diesen Titel erhielten im 12. und 13. Jahrhundert Menschen, die sich auf den Bau und die Bedienung von Kriegsgerät verstanden.
 
Diese Bedeutung behielt das Wort ''Ingenieur'' viele Jahrhunderte bei und wird beispielsweise im mathematischen Lexikon von Christian Wolf aus dem Jahr 1716 erwähnt. Dort heißt es, der Ingenieur sei ein. {{"-de|[…] Kriegsbaumeister, […] eine Person, welche die Kriegsbaukunst oder Fortifikation übet und also nicht allein Festungen anzugeben vermögend ist, sondern auch die Attacken bei der Belagerung anzuordnen weiß}}.
 
Johann Rudolf Fäsch ergänzt im Jahr 1735 in seinem ''Kriegs-, Ingenieur, und Seelexicon'': {{"-de|Übrigens soll er auch eine gründliche Wissenschaft in Arithmetic oder Rechenkunst, der Geometrie, der Geographie, der Civil-Baukunst, der Artillerie, Mechanic, Zeichen Kunst und Perspektive haben, damit er sich bey allen verfallenden Gelegenheiten selbst zu rathen wisse, und nicht nötig habe, sich bey andern erst Raths zu erholen […]}}.
 
== Geschichte ==
{{Siehe auch|Geschichte der Ingenieurwissenschaften}}
Das Bauingenieurwesen zählt zu den ältesten Ingenieurwissenschaften. Erste Gebäude wurden nach der [[neolithische Revolution|neolithischen Revolution]] gegen Ende der [[Steinzeit]] gebaut. Bei den [[Assyrer]]n, [[Babylonier]]n und [[Perser (Volk)|Persern]] – den frühen [[Hochkultur (Geschichtswissenschaft)|Hochkulturen]] [[Mesopotamien]]s – wurden Ingenieure an Palast- oder Tempelschulen ausgebildet. Unterrichtet wurde Lesen und Schreiben der [[Keilschrift]] sowie die Berechnung der Neigung von Wasserleitungen, der Erdaushub von Ausschachtarbeiten oder die Belastbarkeit von Mauern. Dieselben Ingenieure, die in Friedenszeiten den Bau von Palästen, Brücken, Tempeln, Stadtmauern oder [[Aquädukt]]en beaufsichtigten, waren im Kriege mit militärischen Verwaltungsaufgaben betraut. Bemerkenswerte Bauwerke sind die [[Djoser-Pyramide]] des Baumeisters [[Imhotep]], der Palast von [[Persepolis]], sowie die [[Sieben Weltwunder]]. In der [[Antike]] sind die [[Römer]] bekannt für ihre vielen Brücken und Straßen. Sie entwickelten auch verbesserte Krane mit Flaschenzug und Laufrad. Im frühen Mittelalter stand vor allem der Ausbau der Klöster im Vordergrund, später der Bau von [[Burg]]en und [[Kathedrale]]n.<ref>König, Kaiser: ''Geschichte des Ingenieurs''</ref>
 
Für das Bauingenieurwesen sind zwei Bauwerke von besonderer Bedeutung. Der [[Dom von Florenz]] war zu Beginn des 15. Jahrhunderts beinahe fertig. Es fehlte nur noch die Kuppel, die wegen des für damalige Verhältnisse gewaltigen Durchmessers von 45 Metern unmachbar schien. Man fand keine Möglichkeit, ein [[Lehrgerüst]] in den benötigten Abmessungen zu errichten. [[Filippo Brunelleschi|Brunelleschi]] fand durch theoretische Überlegungen heraus, dass er die Kuppel ohne Gerüst bauen kann, falls sie eine elliptische Form besitzt. Hierin zeigte sich bereits ein langsamer Übergang vom Erfahrungswissen der Baumeister hin zu theoretischem Wissen der Ingenieure.
<ref>Charlotte Schönbeck: ''Renaissance – Naturwissenschaften und Technik zwischen Tradition und Neubeginn'' S. 252 in Armin Herrmann, Charlotte Schönbeck(Hrsg.): ''Technik und Wissenschaft'', Düsseldorf, VDI-Verlag, 1991.</ref>
Den Wendepunkt für das Bauingenieurwesen brachte die Renovierung des [[Petersdom]]es 1742. Hier vertraute man erstmals auf die Berechnungen von Mathematikern auf Grundlagen der Mechanik, die den Einbau von weiteren [[Anker (Bauwesen)|Zugringen]] als Verstärkung für das baufällige Gebäude als ausreichend erachteten. Den Vorschlag der erfahrenen Baumeister, die ganze Kuppel abzutragen, verwarf man.<ref>Christoph Scriba, Bertram Maurer: ''Technik und Mathematik'' S. 58 in Armin Herrmann, Charlotte Schönbeck(Hrsg.): ''Technik und Wissenschaft'', Düsseldorf, VDI-Verlag, 1991.</ref>
 
Im 17. Jahrhundert wurden viele Länder von den Regierungen vermessen, um die Verwaltung zu verbessern. Die [[Landesvermessung]] Frankreichs war ein Projekt, das von der [[Académie des sciences]] durchgeführt wurde und über ein Jahrhundert dauerte. In der [[Renaissance]] breiteten sich immer mehr die neuen [[Kanone]]n aus; die Burgen verloren ihren militärischen Wert. Verteidigungsanlagen wurden nun flach und massiv erbaut. Die [[Festungsbau]]kunst wurde zu einer neuen Disziplin, in der die Geometrie eine große Rolle spielte. Der französische Festungsbaumeister [[Sébastien Le Prestre de Vauban|Vauban]] baute bis 1700 etliche Festungen und nahm an vielen Belagerungen teil. 1675 wurde das [[Corps des ingénieurs du génie militaire]] gegründet, das die militärischen Festungsbauingenieure erstmals zusammenfasste. Zwischen 1663 und 1681 wurde der [[Canal du Languedoc]] gebaut, das seit der Antike größte Kanalbauprojekt. Außerdem wurde in Frankreich der Straßen- und Brückenbau vom Staat vorangetrieben. Dazu wurden 1716 die zivilen Ingenieure zum [[Corps des ingénieurs des ponts et chaussées]] zusammengefasst. Im 18. Jahrhundert wurden auch erste Schulen für die Ausbildung neuer Ingenieure gegründet. Dazu zählen die [[Ecole des ponts et chaussées]] 1747 (''Schule für Brücken und Straßen'') die [[École royale du génie de Mézières|Ecole du Génie Militaire]] 1748 in [[Charleville-Mézières|Mézières]] (''Schule für [[Pioniertruppe|Militärpioniere]]'') und die [[Ecole des Mines]] 1783 (''Schule für Bergbau''). 1794 wurde schließlich die [[École polytechnique]] gegründet, die auch für andere Ingenieurwissenschaften international eine große Bedeutung hat. Hier wurden in zwei Jahren Unterricht die gemeinsamen mathematisch-naturwissenschaftlichen Grundlagen für das anschließende Studium auf einer der vorgenannten Spezialschulen vermittelt. Nach dem Vorbild der Ecole Polytech wurden in Deutschland zu Beginn des 19. Jahrhunderts viele [[Polytechnische Schule]]n gegründet, die im Laufe des Jahrhunderts zu [[Technische Hochschule|Technischen Hochschulen]] und schließlich zu [[Technische Universität|Technischen Universitäten]] aufgewertet wurden. Im liberalen England war der Bau von Straßen, Brücken und Kanälen Sache der privaten Wirtschaft. Die britischen Bauingenieure schlossen sich unter Führung des berühmten Ingenieurs [[John Smeaton]] 1771 zur [[Society of Civil Engineers]] zusammen. Trotz ihres großen Einflusses verfiel sie letztendlich in eine Dauerkrise. Sie wurde 1818 von der [[Institution of Civil Engineers]] von [[Thomas Telford]] abgelöst.<ref>König (Hrsg.): ''Propyläen Technikgeschichte''</ref>
 
== Teilgebiete ==
Das Bauingenieurwesen gliedert sich in eine Vielzahl verschiedener Fachgebiete, die den technischen Bereich des gesamten Bauwesens umfassen:
* [[Baubetrieb]] und [[Bauleitung]]
* [[Bauinformatik]]
* [[Baustoffkunde]], [[Baustoffprüfung]], [[Bauchemie]], [[Bauphysik]]
* [[Geotechnik]] (Erd- und [[Grundbau]]), [[Bodenmechanik]], [[Felsmechanik]], [[Felsbau]] und [[Tunnelbau]], [[Bergbau]]
* [[Konstruktiver Ingenieurbau]] ([[Baustatik]], [[Bauphysik]], [[Baudynamik]], [[Stahlbau]], [[Massivbau]], [[Holzbau]], [[Glasbau]], [[Membranbau]])
* [[Verkehrswegebau]] ([[Straßen- und Wegebau]], [[Verkehrsplanung]], [[Eisenbahnbau]], in Teilen auch [[Städtebau]])
* Wasser und Umwelt ([[Wasserwirtschaft]], [[Siedlungswasserwirtschaft]], [[Abfallwirtschaft]], [[Wasserbau]], [[Küsteningenieurwesen]], [[Energiewasserbau]], [[Hydromechanik]], [[Stahlwasserbau]], [[Stauanlagenbau]], [[Verkehrswasserbau]], [[Hydrologie]])
* [[Sanierung (Bauwesen)|Sanierung]], [[Bauen im Bestand]], Bauwerkserhaltung
 
In all diesen Teilgebieten sind Bauingenieure maßgebend beschäftigt und übernehmen dort u.a. die [[Bauplanung|Planung]], die [[Statische Berechnung|Bemessung]], die [[Kalkulation|Kostenkalkulation]], die [[Bauleitung|Ausführungsleitung bzw. -steuerung]], das [[Baubetriebswesen|baubetriebliche Controlling]] sowie die [[Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordinator|sicherheitstechnische Bauüberwachung]] von Anlagen und Bauwerken. Die Beteiligung ist dabei je nach Art und Funktion des Bauwerks unterschiedlich stark ausgeprägt.
 
Die ursprüngliche Differenzierung des Berufsbildes nach den Sparten Hochbau, Tiefbau und Ingenieurbau gilt als überholt, weil sich zum Einen die wenigsten Bauwerke eindeutig auf einen dieser Bereiche eingrenzen lassen und zum Anderen auf Grund der extremen Spezialisierung im Berufsbild des Bauingenieurs in den vergangenen Jahrzehnte die Spartenzuordnung verglichen mit dem Fachgebiet keine bedeutende Rolle mehr spielt. Der organisatorische Aufbau der Hochschulausbildung von Bauingenieuren ist daher heutzutage nach den oben genannten Fachgebieten gegliedert. Die universitäre Organisation spiegelt sich in den entsprechenden Lehrstühlen innerhalb der Fakultäten für Bauingenieurwesen wider.
 
== Studium ==
=== Voraussetzungen ===
Da der Beruf eine naturwissenschaftliche Ausrichtung besitzt, sind Technikbegeisterung, logisches und analytisches Denkvermögen, hohes Konzentrationsvermögen und Ausdauer bzw. Geduld von Vorteil. Ebenso sind in vielen Bereichen des Berufsbildes soziale Kompetenz und wirtschaftliches Handeln von hoher Bedeutung. Der versierte Umgang mit [[Informationstechnik]] stellt im Bauwesen wie in allen Bereichen von Naturwissenschaft und Technik eine Grundvoraussetzung für den Studienerfolg dar. Studienvoraussetzung ist ein Zeugnis der Hochschulreife (abhängig von der Hochschulart: allgemeine oder fachgebundene [[Hochschulreife]] oder [[Fachhochschulreife]]), der Studiengang selbst kann mit einem [[Numerus clausus]] beschränkt sein.
 
=== Studiengang ===
[[Datei:Statistik Bauingenieurwesen.svg|mini|250px|Zahl der Studienanfänger und Absolventen der Fachrichtung Bauingenieurwesen an deutschen Fachhochschulen und Universitäten]]
 
Der Studiengang „Bauingenieurwesen“ wird an vielen [[Universität]]en, [[Technische Universität|Technischen Universitäten]] und [[Fachhochschule]]n in Deutschland, Österreich und der Schweiz angeboten. Das Studium des Bauingenieurwesens ist neben [[Elektrotechnik]] und [[Maschinenbau]] einer der drei klassischen Studiengänge für angehende Ingenieure.
 
Nebenstehende Grafik zeigt die Zahl der Studienanfänger und Absolventen im Fach Bauingenieurwesen
an den verschiedenen Hochschularten in Deutschland. Generell ist aus der Grafik ein abwärtsgerichteter Trend zu erkennen, der mit der stark schwankenden Konjunkturlage im Baubereich verbunden ist.
 
Aufgrund der Vereinheitlichung der Strukturen der Hochschulausbildung in Europa im [[Bologna-Prozess]] wurden bis Ende 2010 bereits die meisten Ingenieurstudiengänge vom bisherigen Diplomstudiengang auf das anglo-amerikanische Bachelor- und Master-System umgestellt.
 
Einige Hochschulen bieten ein „duales Studium“ oder auch Verbundstudium an. In diesem Fall besteht die Möglichkeit sowohl das Studium zum Bauingenieur mit Bachelor-Grad zu absolvieren, als auch einen Meisterbrief, Gesellenprüfung im Bauhandwerk vorausgesetzt, zu erwerben. Damit soll die Qualifizierung der Absolventen für bestimmte Berufstätigkeiten verbessert und die Anstellungschancen erhöht werden.
 
Das teilweise noch angebotene Diplomstudium dauert nach der [[Regelstudienzeit]] zehn Semester. Die Regelstudienzeit für das Bachelorstudium beträgt meistens sechs Semester und im Masterstudium vier Semester. Es gibt aber auch Modelle in denen die Regelstudienzeit variiert, der Bachelor kann dann sieben Semester dauern und der Master drei. Diese Unterschiede folgen aus den unterschiedlichen Angeboten der Hochschulen. Das Universitätsstudium ist im Allgemeinen theoretischer und wissenschaftlicher ausgerichtet als an Fachhochschulen. In Fachhochschulen wird dagegen verstärkt anwendungsorientiertes Wissen vermittelt. Für das Studium des Bauingenieurwesens ist an Universitäten und Fachhochschulen normalerweise ein Grundpraktikum abzuleisten, das allerdings bei einer geeigneten Berufsausbildung entfallen kann. An Fachhochschulen ist des Weiteren ein praktisches Studiensemester eingeplant.
 
=== Abschluss ===
Mit erfolgreichem Studienabschluss wurde bisher der akademische Grad eines [[Diplomingenieur]]s verliehen (bei einem FH-Diplomstudiengang mit Angabe der Hochschule). Die Abschlussbezeichnungen lauten nach der Umstellung fortan beispielsweise [[Bachelor of Engineering]] und [[Master of Engineering]] oder [[Bachelor of Science]] und [[Master of Science]].
 
In Österreich wird der akademische Hochschulgrad „Dipl.-Ing.“ auch als „DI“ abgekürzt. Dem Absolventen einer 5-jährigen schulischen Ausbildung an einer [[Höhere Technische Lehranstalt|Höheren Technischen Lehranstalt (HTL)]] kann in Österreich – auf Antrag – die Standesbezeichnung „Ingenieur der Fachrichtung Bauwesen“ verliehen werden.
 
Die wissenschaftliche Weiterqualifikation als „[[Doktor]] der Ingenieurwissenschaften (Dr.-Ing.)“ ist in einem mehrsemestrigen Promotionsverfahren an einer Universität bzw. Technischen Hochschule möglich. Voraussetzung dafür ist ein Universitätsdiplom- oder ein Masterdiplomabschluss.
 
Auch an [[Berufsakademie]]n werden Bauingenieure ausgebildet. Im Gegensatz zu Hochschulabsolventen erhält der BA-Absolvent keinen akademischen Hochschulgrad, sondern die staatliche Bezeichnung als „Dipl.- Ing. (BA)“ zuerkannt. An einigen akkreditierten Berufsakademien ist der Abschluss als Bachelor möglich.
 
== Berufsbild ==
=== Aufgaben ===
Konzipieren, Planen, Berechnen, Konstruieren, Organisieren, aber auch Verwalten sind die wichtigsten Tätigkeitsmerkmale des Bauingenieurs. Technische Lösungen von Bauingenieuren sind immer einerseits der Sicherheit (Standsicherheit, Betriebssicherheit, [[Gebrauchswert|Gebrauchstauglichkeit]]) und andererseits der Wirtschaftlichkeit verpflichtet. Bauingenieure arbeiten sowohl in Unternehmen aller Größenordnungen in Bauindustrie und Bauhandwerk als auch in [[Ingenieurbüro]]s unterschiedlichster Größen. Auch im Bereich der öffentlichen Verwaltung sind Bauingenieure beschäftigt. Sie können [[Angestellter|Angestellte]], [[Freiberufler]] oder [[Beamtentum|Beamte]] sein. Häufig arbeiten Bauingenieure eng mit [[Architekt]]en und [[Stadtplanung|Stadtplanern]] zusammen.
Für Bauingenieure gibt es eine eigene Laufbahnprüfung ([[Beamtenlaufbahn]]) im öffentlichen Dienst.
 
Bauingenieure sind in unterschiedlichen Teilbereichen (Überschneidungen möglich) des Bauingenieurwesens tätig und werden dann unterschiedlich bezeichnet. So werden Ingenieure, die im Bereich Hochbau arbeiten als [[Tragwerksplaner]] oder Statiker bezeichnet. Für Projektleiter einer Baustelle hat sich der Begriff [[Bauleiter]] durchgesetzt. [[Wasserbauingenieur]]e arbeiten im Wasserbau, [[Verkehrswegeplaner]] im Verkehrswegebau und [[Tiefbauingenieur]]e beschäftigen sich mit Tiefbauaufgaben. Die Immobilienverwaltung und Gebäudeüberwachung bzw. -steuerung wird von so genannten [[Facilitymanager]]n übernommen.
 
=== Verdienst (Deutschland) ===
Das Einstiegsgehalt gemäß Tarifvertrag für das Bauhauptgewerbe betrug ab Mai 2017<ref>{{Internetquelle |autor= |url=http://www.budau.com/unternehmen/downloads/lohntabelle.pdf |titel=Lohn- und Gehaltstabelle für das Baugewerbe |werk= |hrsg= |datum= |zugriff=2018-01-26 |sprache=de}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor= |url=http://www.biv-hh-sh.de/data/bivhhsh/media/doc/TV_Gehalt_Ost_2016-06-10.pdf |titel=Tarifvertrag Gehälter Ost |werk= |hrsg= |datum= |zugriff=2018-01-26 |sprache=de}}</ref> für Absolventen
{|
!'''''eines Bachelorstudiums an einer Technischen Hochschule, Universität oder Fachhochschule:'''''
!'''''Tarifgruppe A V'''''
!'''''monatlich € 3.644,- (West)'''''
!'''''bzw. € 3.394,- (Ost)'''''
|-
|'''''eines Masterstudiums oder Diplomstudiums an einer Fachhochschule:'''''
|'''''Tarifgruppe A VI'''''
|'''''monatlich € 4.050,- (West)'''''
|'''''bzw. € 3.773,- (Ost)'''''
|-
|'''''eines Masterstudiums oder Diplomstudiums an einer Technischen Hochschule oder Universität:'''''
|'''''Tarifgruppe A VII'''''
|'''''monatlich € 4.477,- (West)'''''
|'''''bzw. € 4.169,- (Ost)'''''
|}
Im Vergleich mit anderen Ingenieurberufen befindet sich der Bauingenieurberuf im mittleren Segment der Einkommensliste.<ref>[http://www.boeckler.de/pdf/p_ta_lohnspiegel_ingenieure_2008.pdf Was verdienen Ingenieure und Ingenieurinnen? Eine Analyse von Einkommensdaten auf Basis der WSI-Lohnspiegel-Datenbank, S. 1] (PDF; 92&nbsp;kB)</ref> Das Durchschnittsgehalt von Frauen lag 2008 mit einem Prozentsatz von ca. 23 %<ref>[http://www.boeckler.de/pdf/p_ta_lohnspiegel_ingenieure_2008.pdf Was verdienen Ingenieure und Ingenieurinnen? Eine Analyse von Einkommensdaten auf Basis der WSI-Lohnspiegel-Datenbank, S. 9] (PDF; 92&nbsp;kB)</ref> unterhalb des Gehalts von ihren männlichen Kollegen. Die Gehaltsstatistik zeigt auch, dass Ingenieure mit Fachhochschulabschluss etwas weniger verdienen als Absolventen der Universität. Einen beträchtlichen Einkommensvorsprung haben promovierte Bauingenieure gegenüber den beiden anderen Absolventengruppen, da sie zumeist die Führungsposten besetzen. Das Einkommen erhöht sich im Allgemeinen bei größeren Betrieben und mit zunehmender Berufserfahrung.
 
=== Haftung ===
[[Datei:Silver Bridge collapsed, Ohio side.jpg|mini|Die 1928 fertiggestellte ''[[Silver Bridge]]'' – eine [[Kettenbrücke (Bauform)|Kettenbrücke]] über den [[Ohio River]] – nach ihrem Einsturz am 15. Dezember 1967 während des Feierabendverkehrs]]
 
Der Bauingenieur erlangt durch seine Tätigkeit ein beträchtliches Maß an Verantwortung für Menschen und Umwelt. Die [[Bauwerk]]e müssen sowohl hinsichtlich der Standsicherheit als auch der Gebrauchstauglichkeit gewissen Anforderungen genügen. Werden diese zum Beispiel infolge fehlerhafter statischer Berechnung, Missachtung [[Anerkannte Regeln der Technik|anerkannter Regeln der Technik]] oder Vernachlässigung der auf ihn übertragenen Bauüberwachung nicht erfüllt, haftet der verantwortliche Bauingenieur für diese Fehler. Werden durch die resultierende Mangelhaftigkeit des Bauwerks – zum Beispiel durch einen hierdurch bedingten Einsturz – Leib und Leben von Personen gefährdet, diese verletzt oder gar getötet, drohen dem Verantwortlichen bei [[Gutachten|gutachtlich]] belegter [[Kausalität (Recht)|Kausalität]] und [[Fahrlässigkeit]] im [[Strafprozessrecht|Strafverfahren]] [[Geldstrafe]] oder gar [[Freiheitsstrafe]].
 
Die Haftbarmachung von Bauingenieuren für ihre Fehler ist bereits aus dem [[Altertum]] überliefert. So ist in dem 1901/02 im [[Persien|persischen]] [[Susa (Persien)|Susa]] wiederentdeckten, ursprünglich aus [[Mesopotamien]] stammenden und auf das 18. Jahrhundert v.&nbsp;Chr. datierten ''[[Codex Hammurapi]]'' auf einer [[Diorit]]-Säule in [[Keilschrift]] zu lesen:
 
{{Zitat|Wenn ein Baumeister ein Haus baut für einen Mann und macht seine Konstruktion nicht stark, so daß es einstürzt und verursacht den Tod des Bauherrn, dieser Baumeister soll getötet werden.|Quelle=[[Codex Hammurapi]], 18. Jahrhundert v. Chr.|ref=<ref>Ricken, Herbert: ''Der Bauingenieur'', S. 15</ref>}}
 
Auch in der aktuellen Gesetzgebung gelten harte Strafenandrohungen. Das [[Strafgesetzbuch (Deutschland)|deutsche Strafgesetzbuch]], §&nbsp;319 (Baugefährdung), legt fest:
 
{{Zitat|Wer bei der Planung, Leitung oder Ausführung eines Baues oder des Abbruchs eines Bauwerks gegen die allgemein anerkannten Regeln der Technik verstößt und dadurch Leib oder Leben eines anderen Menschen gefährdet, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.|Quelle=[[Strafgesetzbuch (Deutschland)|Deutsches Strafgesetzbuch]], 8. April 2008}}
 
Das [[Strafgesetzbuch (Schweiz)|Schweizerische Strafgesetzbuch]], Artikel&nbsp;229, schreibt vor:
 
{{Zitat|1 Wer vorsätzlich bei der Leitung oder Ausführung eines Bauwerkes oder eines Abbruches die anerkannten Regeln der Baukunde außer acht lässt und dadurch wissentlich Leib und Leben von Mitmenschen gefährdet, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe bestraft. Mit Freiheitsstrafe ist eine Geldstrafe zu verbinden.
2 Lässt der Täter die anerkannten Regeln der Baukunde fahrlässig außer Acht, so ist die Strafe Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe.|Quelle=[[Strafgesetzbuch (Schweiz)|Schweizerisches Strafgesetzbuch]], 1. Januar 2010}}
 
== Siehe auch ==
{{Portal|Architektur und Bauwesen}}
* {{WikipediaDE|Kategorie:Bauingenieur]]
* {{WikipediaDE|Bauingenieurwesen}}
* {{WikipediaDE|Bauwesen}}
* {{WikipediaDE|Bauwerk}}
* {{WikipediaDE|Gebäude}}
* {{WikipediaDE|Gebäudesystemtechnologie}}
* {{WikipediaDE|Ziviltechniker}}
* {{WikipediaDE|Fachplanung}}
 
== Literatur ==
* Zilch et al. (Hrsg.): ''Handbuch für Bauingenieure - Technik, Organisation, Wirtschaftlichkeit'', Springer, 2. Auflage, 2012.
* Ricken, Herbert: ''Der Bauingenieur'', Verl. für Bauwesen, 1994, ISBN 3-345-00266-3
* Hahn, Volker: ''Der Bauingenieur und seine gesellschaftspolitische Aufgabe'', Stiftung Bauwesen, 1996
* Leonhardt, Fritz: ''Der Bauingenieur und seine Aufgaben'', Deutsche Verlags-Anstalt, 1981, ISBN 3-421-02569-X
 
== Weblinks ==
* [http://www.werde-bauingenieur.de/ Website des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie e.&nbsp;V. zum Thema Bauingenieur]
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
{{Normdaten|TYP=s|GND=4004955-3}}
 
[[Kategorie:Ingenieurwissenschaft nach Fachgebiet]]
[[Kategorie:Ingenieurwissenschaftliches Fachgebiet]]
[[Kategorie:Bauingenieurwesen|!]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 26. Januar 2021, 11:11 Uhr