Phillips-Kurve und Käfer: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Phillips-Kurve''', oder auch '''Phillipskurve''', ist eine Graphik, die den Zusammenhang zwischen [[Arbeitsentgelt|Lohnänderungen]] bzw. [[Preis (Wirtschaft)|Preisniveauänderungen]] auf der einen und der [[Arbeitslosenstatistik#Arbeitslosenquote|Arbeitslosenquote]] auf der anderen Seite beschreibt.<ref name="ReferenceA">Olivier Blanchard und Gerhard Illing: ''Makroökonomie''. 3. Auflage, München 2004</ref> Die Phillips-Kurve wurde 1958 vom englischen Statistiker und Ökonomen [[Alban W. Phillips|Alban William Housego Phillips]] in der Zeitschrift ''[[Economica]]'' publiziert.<ref>Phillips: ''The Relation Between Unemployment and the Rate of Change of Money Wage Rates in the United Kingdom, 1861-1957''</ref> Sie ist seitdem mehrfach modifiziert worden, etwa von [[Paul A. Samuelson]] und [[Robert Merton Solow]] 1960 zur sogenannten erweiterten Phillips-Kurve. Diese stellt einen Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und der ''Veränderung'' der Inflationsrate her.  In der Literatur gibt es jedoch weitere Definitionen der Phillips-Kurven.<ref>Peters: ''Wirtschaftspolitik''. S. 90; Bernhard Felderer und Stefan Homburg: ''Makroökonomik und neue Makroökonomik''. S. 265; Majer: ''Makroökonomik''. S. 377</ref>
{{Dieser Artikel|behandelt die Insektenordnung der '''Käfer'''. Andere Bedeutungen sind unter [[Käfer (Begriffsklärung)]] zu finden.}}
{{Taxobox
| Taxon_Name      = Käfer
| Taxon_WissName  = Coleoptera
| Taxon_Rang      = Ordnung
| Taxon_Autor      = [[Carl von Linné|Linnaeus]], 1758
| Taxon2_Name      = Neuflügler
| Taxon2_WissName  = Neoptera
| Taxon2_Rang      = Überordnung
| Taxon3_Name      = Fluginsekten
| Taxon3_WissName  = Pterygota
| Taxon3_Rang      = Unterklasse
| Taxon4_Name      = Insekten
| Taxon4_WissName  = Insecta
| Taxon4_Rang      = Klasse
| Taxon5_Name      = Sechsfüßer
| Taxon5_WissName  = Hexapoda
| Taxon5_Rang      = Überklasse
| Taxon6_Name      = Gliederfüßer
| Taxon6_WissName  = Arthropoda
| Taxon6_Rang      = Stamm
| Bild            = Anoplotrupes.stercorosus.jpg
| Bildbeschreibung = [[Waldmistkäfer]] (''Anoplotrupes stercorosus'')
| Subtaxa_Rang = Unterordnung
| Subtaxa = *[[Archostemata]]
* [[Myxophaga]]
* [[Adephaga]]
* [[Polyphaga]]
Familien siehe [[Systematik der Käfer]]
}}


== Geschichte ==
Die '''Käfer''' (Coleoptera) sind mit über 350.000 beschriebenen [[Art (Biologie)|Arten]] in 179&nbsp;[[Familie (Biologie)|Familien]] die weltweit größte [[Ordnung (Biologie)|Ordnung]] aus der [[Klasse (Biologie)|Klasse]] der [[Insekten]] – noch immer werden jährlich hunderte neue Arten beschrieben. Sie sind auf allen Kontinenten außer in der [[Antarktika|Antarktis]] verbreitet; in [[Mitteleuropa]] kommen rund 8000&nbsp;Arten vor. Die bislang ältesten Funde [[fossil]]er Käfer stammen aus dem [[Perm (Geologie)|Perm]] und sind etwa 265&nbsp;Millionen Jahre alt.
=== Ältere Beiträge ===
Bereits 1926 hatte [[Irving Fisher]] in einem Aufsatz auf den Zusammenhang zwischen Lohnänderungen und Arbeitslosenquoten für die USA hingewiesen.<ref>Fisher, Irving. 1926. A Statistical Relation between Unemployment and Price Changes.International Labor Review 13 (6): 785–792. Reprinted as “Lost and Found: I Discovered the Phillips Curve.” 1973. Journal of Political Economy 81 (2): 496–502.</ref> Insgesamt lassen sich bei weiteren Autoren Darstellungen des Zusammenhangs von Lohnsteigerungsraten und Arbeitslosenquote vor Phillips nachweisen: [[John Law]] (1671–1729), [[David Hume]] (1711–1776)<ref>Hume, David. “Of Money” (1752). Reprinted in his Writings on Economics. Edited by Eugene Rotwein. Madison : University of Wisconsin Press, 1955.</ref>, [[Henry Thornton]] (1760–1815), [[Thomas Attwood (Volkswirt)|Thomas Attwood]] (1783–1856), [[John Stuart Mill]] (1806–1873), [[Jan Tinbergen]], [[Lawrence Klein]] und [[Arthur Goldberger]], A. J. Brown und Paul Sultan.<ref>THE EARLY HISTORY OF THE PHILLIPS CURVE by Thomas M. Humphrey, ECONOMIC REVIEW, SEPTEMBER/OCTOBER 1985</ref>


[[Datei:Phillips curve.jpg|mini|Rate of Change of Wages against Unemployment, United Kingdom 1913–1948 from Phillips (1958)]]
Der Körperbau der Käfer unterscheidet sich von dem anderer Insekten, da die augenscheinliche dreiteilige Gliederung nicht dem Kopf, der Brust und dem Hinterleib entspricht, sondern der zweite Abschnitt nur aus dem [[Prothorax]] besteht, von dem auf der Körperoberseite nur der [[Halsschild]] sichtbar ist. Die übrigen beiden Abschnitte der Brust bilden mit dem Hinterleib eine Einheit und werden vom [[Sklerotin|sklerotisierten]] ersten Flügelpaar, den [[Deckflügel]]n, überdeckt.


=== Ursprüngliche Phillips-Kurve 1958 ===
Mit etwa 170&nbsp;Millimetern Länge ist der [[Riesenbockkäfer]] (''Titanus giganteus'') aus [[Brasilien]] die größte Käferart; die [[Goliathkäfer]] zählen mit etwa 100&nbsp;Gramm Gewicht zu den schwersten Insekten überhaupt. In Europa schwankt die Größe der Käfer zwischen ungefähr 0,5 und 75&nbsp;Millimetern, der größte mitteleuropäische Käfer ist der [[Hirschkäfer]] (''Lucanus cervus'').
Die ''ursprüngliche Phillips-Kurve'' von 1958<ref>PHILLIPS (1958), The Relation between Unemployment and the Rate of Change of Money Wages in the United Kingdom, 1861-1957; Economica, Vol. 25, S. 283–299</ref> bildete lediglich eine historisch-empirische [[Korrelation]] zwischen durchschnittlichen Nominallohnsteigerungen und der [[Arbeitslosenquote]] graphisch ab. Die Daten stammten aus dem Zeitraum von 1861 bis 1957 in Großbritannien.  


Die Kurve diente zur Veranschaulichung der folgenden zweistelligen inversen [[Relation]]: Je höher die Arbeitslosigkeit war, desto niedriger waren die Löhne (und logisch impliziert: auch umgekehrt).  
== Etymologie ==
Das Wort ''Käfer'' hat germanische Sprachwurzeln. Bereits im 9.&nbsp;Jahrhundert findet sich das Wort ''cheuur'', im 10.&nbsp;Jahrhundert ''chefuar'', ein Jahrhundert später finden sich die Ausdrücke ''cheuove'', ''cheuer'' und ''keuir''. Sie bezeichneten jedoch nicht Käfer, sondern Heuschrecken. Aus dem 13.&nbsp;Jahrhundert ist das Wort ''kever'' belegt, wortverwandt mit ''Kiefer''. Beide Wörter sind von einer Wortwurzel mit der Bedeutung „kauen, nagen“ abgeleitet. Erst in den folgenden Jahrhunderten vollzog sich der Bedeutungswandel des Wortes ''kefer'' von „Heuschreckenlarve“ zu „Käfer“. Für die Käfer wurde von den Germanen auch das Wort ''webila'' benutzt. Im 11.&nbsp;Jahrhundert taucht das Wort ''wibil'', im darauffolgenden Jahrhundert ''wibel'' auf, was im Englischen in der Form ''weevil'' als Bezeichnung für die [[Rüsselkäfer]] sowie in mundartlichen Benennungen wie ''Perdswievel'' für Rosskäfer weiterlebt. Schon früh findet man Unterscheidungen wie ''scaernwifel'' und ''tordwifel'' für Mistkäfer, und im 15.&nbsp;Jahrhundert werden bereits verschiedene Käferfamilien sprachlich unterschieden.<ref name="Klausnitzer">Bernhard Klausnitzer: ''Wunderwelt der Käfer.'' Herder, Freiburg 1982, ISBN 3-451-19630-1.</ref>


Phillips interpretierte die Korrelation als stabil, weil gesetzmäßig, indem er die Hypothese einführte, dass Arbeitnehmer bei einem hohen Beschäftigungsstand eine „höhere Verhandlungsmacht“ haben und dadurch höhere Löhne durchsetzen können.  
Die wissenschaftliche Bezeichnung Coleoptera kommt aus dem Altgriechischen. Mit κολεός (''koleos'') wurde die lederne Hülle bezeichnet, in die das Schwert gesteckt wurde, und mit πτερόν (''pteron'') der Flügel. Die ledrig anmutenden Deckflügel der Käfer, welche die Hinterflügel teilweise umhüllen, führten zu der Namensgebung.


Diese Hypothese folgt aus dem modellhaft angenommenen Profitprinzip des Arbeiters, gemäß dem er seinen Lohn maximieren will, und dem Minimaxprinzip des Unternehmers, demgemäß er in Konkurrenz zu anderen Wettbewerbern die Lohnkosten senken muss.
== Merkmale der Käfer ==
[[Datei:Nicrophorus humator01.jpg|mini|Die Dreiteilung des Körpers ist beim [[Schwarzer Totengräber|Schwarzen Totengräber]] gut zu erkennen]]


Die Nachfrage nach Arbeitskräften bei fallendem Angebot (weniger arbeitsuchende Arbeitslose) führt zur Lohnsteigerung, weil die Arbeiter wissen, dass der Arbeitgeber für sie keinen billigeren Ersatz finden kann bzw. der Arbeitgeber zur Anwerbung einer zusätzlichen Arbeitskraft von einer anderen Firma, zur Aktivierung der stillen Reserve oder zur Motivation eines Arbeitslosen einen höheren Preis für die Arbeit bezahlen muss als den vorher ausreichenden.  
Die Körperform der [[Imago (Zoologie)|Imagines]] ist sehr vielfältig und variiert von sehr langen und schlanken bis zu gedrungenen, kurzen Arten. Es gibt dabei sehr flache bis stark kugelig geformte Körper. Die Körperform stellt eine Anpassung an die Lebensweise der jeweiligen Art dar. So sind Käfer, die unter loser Rinde leben, immer flach; im Wasser lebende Arten, insbesondere schnelle Schwimmer, haben eine Stromlinienform; kletternde Käfer, deren [[Fluchtverhalten]] darin besteht, sich bei Gefahr fallen zu lassen, sind kugelig. Die Strukturierung der Körperoberflächen ist ebenfalls sehr unterschiedlich. Die Bandbreite reicht von glatten und glänzenden bis hin zu stark strukturierten Oberflächen mit Runzeln, Gruben, Rillen und Höckern. Ein entscheidender Evolutionsfaktor für die Ausbildung der Körperform ist, insbesondere bei bizarr geformten Arten, die Funktion der [[Tarnung (Biologie)|Tarnung]] vor Fressfeinden.


Der beschriebene Zusammenhang wurde ursprünglich ausdrücklich nicht so interpretiert, dass ausgeprägte Lohnsteigerungen zu höherer Beschäftigung führen. Der kausale Faktor wurde allein in der Größe der Arbeitsreserve und in der daraus folgenden Verhandlungsposition der Arbeiter gesehen. Eine beschäftigungspolitische Einflussnahme auf die Lohnhöhe zur Steigerung der Zahl der Beschäftigten und zur Reduktion der Arbeitslosigkeit lag außerhalb des forschungsleitenden Interesses. Phillips legte seinen Untersuchungen noch kein makroökonomisches Modell zugrunde, das solche beschäftigungspolitischen und andere gesamtwirtschaftliche Aspekte einbezog.
Der Körperbau der Käfer folgt dem grundsätzlichen Bau der Insekten. Der Körper besteht aus drei Abschnitten: [[Kopf]] (Caput), Brust ([[Thorax (Gliederfüßer)|Thorax]]) und Hinterleib ([[Abdomen (Gliederfüßer)|Abdomen]]). Die sichtbare Gliederung entspricht bei den Käfern aber nicht Kopf, Brust und Hinterleib. Der zweite sichtbare Abschnitt besteht nur aus dem ersten Segment der Brust, das zweite und dritte Segment bilden mit dem Hinterleib eine Einheit, die von den [[Deckflügel]]n (Elytren) überdeckt ist. Die Elytren sind das erste, stark sklerotisierte [[Flügel (Insekt)|Flügelpaar]], das das zweite Flügelpaar schützt. Bauchseits ragen die hinteren Teile der Brust über die ersten Hinterleibssegmente hinaus, so dass auch hier das zweite und dritte Brustsegment zusammen mit dem Hinterleib eine optische Einheit bildet. Käfer haben, bis auf wenige Ausnahmen, ein stark sklerotisiertes [[Exoskelett|Außenskelett]] unter Beteiligung von [[Chitin]]. Als Extremitäten besitzen sie wie alle Insekten sechs Beine und zwei, bei den einzelnen Arten allerdings sehr unterschiedlich gestaltete, [[Fühler (Biologie)|Fühler]]. Käfer gehören zu den Insekten mit kauenden [[Mundwerkzeuge]]n. Wie alle Insekten haben sie ein [[Strickleiternervensystem]], das jedoch dahingehend abgewandelt ist, dass sich im Hinterleib keine [[Ganglion (Nervensystem)|Ganglien]] mehr befinden. Das Blutgefäßsystem ist offen und besitzt ein Röhren[[herz]]. Der einfache Verdauungstrakt mit den [[Malpighische Gefäße|Malpighischen Gefäßen]] und das [[Trachee (Wirbellose)|Tracheensystem]] für die [[Atmung]] entsprechen ebenfalls dem allgemeinen Bauplan der Insekten. Es gibt aber wegen der durch die lange Evolutionszeit bedingten Vielfalt der Käfer in fast allen Bereichen der Käferanatomie Abweichungen von diesem Grundbauplan.


=== Modifizierte Phillips-Kurve 1960 ===
== Zu vielen weiteren Themen siehe auch ==
Dies geschah erst durch Paul A. Samuelson und Robert M. Solow<ref>SAMUELSON und SOLOW (1960), Analytical Aspects of Anti-Inflation Policy; American Economic Review, Papers and Proceedings, Vol. 50, S. 177–194</ref> mit der Entwicklung der ''modifizierten Phillips-Kurve''. Die Lohnerhöhungsquote aus dem ursprünglichen Modell von Phillips wurde durch die Inflationsrate ersetzt und eine feste gleichgerichtete Beziehung zwischen Nominallohn- und Preisniveauänderungen unterstellt.
* {{WikipediaDE|Käfer}}
 
Dieser Ersetzung der Lohnsteigerung durch die Geldentwertung lag die Theorie zugrunde, dass Unternehmer die zu zahlenden höheren Löhne durch Preiserhöhung ihrer Produkte an die Kunden weitergeben (Lohn-Preis-Spirale), sodass ein höheres Lohnniveau mittelfristig zu einem höheren Preisniveau führt, soweit nicht Produktivitätssteigerungen die Produktion verbilligen können. Das Geld verliert also durch die Preissteigerung an Wert (Inflation), was wieder zu neuen Forderungen nach Lohnerhöhungen führt.
 
=== Beschäftigungspolitische Interpretation der modifizierten Phillips-Kurve ===
Diese Schlussfolgerung widerspricht der Interpretation der ursprünglichen Phillips-Kurve nicht; allerdings impliziert die negative inverse Korrelation keine Kausalität und Phillips lehnte eine doppelte Kausalität in seiner Interpretation auch ab: Höhere Löhne/Inflation wurden nicht als Ursache oder als Instrument für höhere Nachfrage nach Beschäftigten, somit einer politisch erwünschten Abnahme der Arbeitslosenquote, verstanden, sondern lediglich als Ergebnis einer niedrigen Arbeitslosenquote interpretiert. Das modifizierte Modell wurde jedoch als wirtschaftspolitische "Speisekarte" interpretiert, die den Politikern den ''trade-off'', also die Wechselbeziehung zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit nach ihren Wünschen auszunutzen.
 
Darin zeigte sich die politische Brisanz des neu interpretierten Modells. So sagte etwa [[Helmut Schmidt]]: „Fünf Prozent Inflation sind leichter zu ertragen als fünf Prozent Arbeitslosigkeit“.<ref>„Mir scheint, daß das Deutsche Volk – zugespitzt – 5% Preisanstieg eher vertragen kann, als 5% Arbeitslosigkeit“, Süddeutsche Zeitung, 28. Juli 1972, S. 8, auch zitiert als: „Lieber fünf Prozent Inflation als fünf Prozent Arbeitslosigkeit“, zugeschrieben von [http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,442425,00.html www.spiegel.de] (Stand 04/07)</ref>
 
Auf dieser Interpretation der modifizierten Phillips-Kurve basiert neben der wirtschaftswissenschaftlichen Anwendung auch das politikwissenschaftliche Modell der [[Parteiendifferenzhypothese]], das davon ausgeht, dass "links" orientierte Parteien eher die Inflation als Bedingung der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit in Kauf nehmen.
 
=== Stagflation ===
In den 1970er und 1980er Jahren zeigte sich jedoch, dass der angenommene wechselseitige Wirkungszusammenhang von Arbeitslosigkeit und Inflation nicht der Wirklichkeit entsprach, weil die entsprechende Wirtschaftspolitik der Erhöhung der Geldmenge durch Zinssenkung zur Erzeugung einer Geldentwertung nicht zum Erfolg führte. [[Stagflation]]&nbsp;– das „zweiköpfige Monster“&nbsp;– in Form von kombinierter Inflation und hoher Arbeitslosigkeit machte sich breit.
 
=== Kritik der beschäftigungspolitischen Interpretation ===
Bereits in den späten 1960er Jahren griffen [[Milton Friedman]] und [[Edmund S. Phelps]] unabhängig voneinander die Fehlinterpretation der erweiterten Phillips-Kurve an: Ein kausaler Zusammenhang zwischen einer nominalen Größe wie Inflation und einer realen Variable wie Arbeitslosigkeit könne langfristig keinen Bestand haben, da langfristig von der [[Neutralität des Geldes]] ausgegangen werden müsse. Nur bei einer dauerhaften [[Geldwertillusion]], also der Vorstellung der Arbeiter, dass es keine Inflation gäbe, würde die Inflation die Lohnerhöhung langfristig wieder ausgleichen. Wenn die Arbeitnehmer aber die Inflation korrekt antizipieren, wovon in der Regel auszugehen ist, hat die Inflation keine realen Auswirkungen, weil die Arbeitnehmer die Preissteigerungsrate zu ihren Lohnerhöhungswünschen addieren. Diese Kritik wurde bis zur beginnenden Stagflationsphase kaum beachtet.
 
=== Erwartungsmodifizierte Phillips-Kurve ===
Die Kritik führte nach ihrer Bestätigung durch die Wirtschaftsentwicklung zur „erwartungsmodifizierten Phillips-Kurve“. Diese bezieht die Inflationserwartung der Lohnempfänger mit ein.
 
== Keynesianische Phillips-Kurve ==
[[Datei:Keynesianische Phillipskurve.PNG|mini|Keynesianische Phillips-Kurve]]
Die keynesianische Phillips-Kurve knüpft an die modifizierte, nämlich auf den Zusammenhang zwischen Inflationsrate (statt der Lohnsteigerung) und der Arbeitslosenquote bezogene Phillips-Kurve an. Sie übernimmt die Begründung dafür, dass tendenziell niedrigere Arbeitslosenquoten mit höheren Inflationsraten verbunden sind, im Grundsatz von Phillips, ergänzt sie aber um die Überlegung, dass bei einer Zunahme des Beschäftigungsstands nicht nur die Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer steigt, sondern auch die Position der Anbieter auf den Gütermärkten gestärkt wird.
 
Entscheidend für den Verlauf der Phillips-Kurve ist die Möglichkeit, die die Arbeitnehmer auf den Arbeitsmärkten und die Unternehmen auf den Gütermärkten haben, in einem inflationären Prozess die für sie negativen Konsequenzen der Inflation auf die jeweils andere Gruppe abzuwälzen. Daraus folgt: Bei einem steigenden Preisniveau versuchen die Arbeitnehmer, in den Lohnverhandlungen einen Inflationsausgleich durchzusetzen, während die Unternehmen ihrerseits bestrebt sind, die aus Lohnsteigerungen oberhalb der Zunahme der Arbeitsproduktivität resultierende Zunahme der Lohnstückkosten mittels entsprechend höherer Preise an die Nachfrager, also die Arbeitnehmerhaushalte weiterzureichen. Hieraus ergibt sich eine wechselseitig angetriebene Lohn-Preis-Lohn-Spirale, also eine schleichende Inflation. Da diese Abwälzungsmöglichkeiten bei beiden Gruppen mit sinkender Arbeitslosenquote zunehmen, ergibt sich eine fallende Phillips-Kurve.
 
Je mehr sich die Wirtschaft der Vollbeschäftigung annähert, desto höher ist die Inflationsrate. Die Phillips-Kurve wird erst dann senkrecht, wenn die Positionen der Anbieter auf den Arbeitsmärkten (das sind die Arbeitnehmer und Gewerkschaften) und der Anbieter auf den Gütermärkten so stark ist, dass beide die auf sie zugekommene Belastung in voller Höhe weiterwälzen können.
Der zitierte Satz des damaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt basiert dagegen auf der bei nur teilweiser Überwälzung fallenden Phillips-Kurve. Eine derartige wirtschaftspolitische Verwendung setzt allerdings voraus, dass die Phillips-Kurve sich im Zeitablauf nicht verschiebt. Dies kann geschehen, wenn die Ankündigung der Wirtschaftspolitik, eine höhere Beschäftigung durch expansive Geld- und Fiskalpolitik herbeiführen zu wollen, die Unternehmen und Gewerkschaften ermutigt, verstärkt Lohn- und Preissteigerungen durchzusetzen, weil sie meinen, die angekündigte expansive Geld- und Fiskalpolitik garantiere ihnen ihre Arbeitsplätze und ihren Güterabsatz.
 
Anstelle der tatsächlichen Inflationsrate kann man auch die erwartete Inflation in der Argumentation verwenden. Man unterstellt dann, dass die Lohn- und Preissetzer versuchen, sich an dieser zu orientieren. Dadurch allein wird die Phillips-Kurve nicht senkrecht – es muss dafür stets gelten, dass den beteiligten Gruppen eine Weiterwälzung in voller Höhe möglich ist.
 
Blanchard/Illing (2004, S. 244) machen dies deutlich, indem sie nicht nur die Variante aufführen, bei der die tatsächliche Inflationsrate stets der erwarteten entspricht, sondern auch die Variante, bei der die tatsächliche Inflation nicht das Niveau der erwarteten erreicht, weil die Preis- und Lohnsetzer keine volle Überwälzung erreichen.
 
Bei der anschließenden Ableitung der Arbeitslosenquote, bei der die Inflationsrate konstant bleibt, verwenden sie stillschweigend nur die erstgenannte Varianten (ebenda, S. 246). Andere Lehrbücher verwenden gleich diese Varianten und gelangen so zur monetaristischen, um Erwartungen erweiterten Phillips-Kurve.
 
Aus keynesianischer Sicht ist diese stillschweigende Vereinfachung zu kritisieren.
 
Bei der empirischen Überprüfung der Phillips-Kurve kann man entweder die tatsächliche Inflationsrate verwenden oder – um die Wirkung von besonders volatilen Preisen auszuschließen, deren Schwankungen nichts mit der Arbeitslosenquote zu tun haben – die  Kerninflationsrate – bei der die Preise der Nahrungsmittel und der Energieträger nicht berücksichtigt werden.
 
== Monetaristische Phillips-Kurve ==
 
[[Datei:Monetaristische Phillipskurve.PNG|mini|Monetaristische Phillips-Kurve]]
 
Die [[Monetarismus|Monetaristen]] um Milton Friedman, [[Karl Brunner (Ökonom)|Karl Brunner]] oder [[Allan Meltzer]] kritisieren sowohl die modifizierte als auch die keynesianische Phillips-Kurve als unzureichend. Sie argumentierten, [[Geldpolitik|Geld-]] und [[Fiskalpolitik]] seien lediglich in der Lage, die Inflation zu beeinflussen – nicht jedoch den Beschäftigungsgrad. Der Grund dafür ist, dass Geldpolitik nach monetaristischer Sicht langfristig (eigentlich ökonomisch richtig: mittelfristig) keine realen Effekte hat, sondern lediglich Inflation bewirkt.
 
Von keynesianischer Seite hat die monetaristische Phillips-Kurve viel Kritik erfahren – bedeutet die Darstellung der Monetaristen doch, dass vor allem die Geldpolitik nicht zur [[Anreiz|Stimulierung]] des [[Wirtschaftswachstum]]s genutzt werden könne, sondern sich auf die Erhaltung der [[Preisniveaustabilität|Preisstabilität]] konzentrieren solle, sowieso nichts Erstrebenswertes durch eine Geldpolitik erreicht werden könne, die nicht strikte Preisstabilität verfolge. Die Kritiker sehen darin
 
* ein verschenktes wirtschaftspolitisches Potenzial beziehungsweise
* eine [[Wirtschaftspolitik|wirtschaftspolitische]] Vorentscheidung und daher
* Grund für den Vorwurf, dass die Leugnung, dass [[Geldpolitik]] einen Einfluss auf Arbeitslosigkeit, [[Arbeitsentgelt|Lohnniveau]] und Anteil von [[Einkommen|Arbeitseinkommen]] am [[Volkseinkommen]] habe, aus den Motiven heraus geführt werde, dass gar kein wirkliches Interesse an der Erhöhung des Lohnniveaus, des Anteils des Arbeitseinkommens am Volkseinkommen, des Volkseinkommens selbst und der Senkung der Arbeitslosigkeit bestehe.
 
Allerdings beinhaltet die Botschaft der Monetaristen auch einen optimistischen Inhalt: Eine auf [[Disinflation]] ausgerichtete Wirtschaftspolitik müsse nicht mit der Problematik starker Beschäftigungseinbrüche leben.
 
Das monetaristische Standardmodell der Phillips-Kurve sieht formal wie folgt aus:
 
: <math>\Delta\omega(t)  = a \cdot \left( U_\mathrm{n} - U_\mathrm{tat} \right) + b \cdot \pi_\mathrm{e}(t) \quad \text{mit} \quad a > 0, b > 0</math>
 
: <math>\pi(t)  = \omega(t)</math>
 
: <math>\Delta\pi_e(t)  = \tau \cdot \left( \pi(t_0)  - \pi_e (t_0) \right)\quad \text{mit} \quad 0 \le \tau < 1</math>
 
Hierbei sind
 
: <math>\Delta\omega(t)</math> die ''Lohnzuwachsrate'' mit <math>\Delta\omega(t) = \frac{\Delta\omega}{\Delta t}</math>
: <math>U_\mathrm{n}</math> die ''natürliche Arbeitslosenrate''
: <math>U_\mathrm{tat}</math> die ''tatsächliche Arbeitslosenrate''
: <math>\Delta \pi(t)</math> die ''Inflationsrate'' mit <math>\Delta\pi = \frac{\Delta\pi(t)}{\Delta t}</math>
: <math>\pi_\mathrm{e}(t)</math> die ''erwartete Inflationsrate'', jeweils für die Periode <math>\Delta t = t - t_0</math>.
 
Wobei <math>\tau</math> die Arbeitslosenquote oder Arbeitslosenrate (neue Arbeitslose/Zeit): <math>\Delta\pi_\mathrm{e}(t) = \frac{\pi(t_0) - \pi_\mathrm{e} (t_0)}{\tau \cdot}</math> bezeichnet.
 
== Die erweiterte Phillips-Kurve ==
[[Datei:Bild zzz14.PNG|mini|Modifizierte Phillips-Kurve: Zu sehen, das Niveau der [[w:die Inflation nicht beschleunigende Arbeitslosenquote|die Inflation nicht beschleunigenden Arbeitslosenquote]] ({{enS}} ''Non Accelerating Inflation Rate of Unemployment'', kurz: ''NAIRU'')]]
 
Die ''erweiterte Phillips-Kurve'' (oder auch ''modifizierte Phillips-Kurve'') ergänzt die Betrachtungen der Phillips-Kurve zum Zusammenhang zwischen [[Inflation]] und [[Arbeitslosenstatistik|Arbeitslosenquote]]. Hierbei wird nun die Veränderung der Inflation mit der Arbeitslosenquote in Beziehung gesetzt.
 
Nachfolgende Erklärungen beziehen sich auf die Definition gemäß Blanchard/Illing.<ref>Olivier Blanchard und Gerhard Illing: ''Makroökonomie.'' 3. Auflage, München 2004.</ref> Grund dafür ist der bessere Gesamtüberblick über das Marktgeschehen bei der Inflationsbetrachtung.
 
=== Die um Erwartungen erweiterte Phillips-Kurve ===
 
Lohnsetzer müssen zur Festlegung der Nominallöhne für das nächste Jahr die Inflationsrate während des nächsten Jahres vorhersagen. Die folgende Formel zeigt, dass bei gegebenem erwartetem Preisniveau gleich dem des Vorjahres eine geringere Arbeitslosigkeit zu höheren Nominallöhnen führt.
 
<math>\pi_\mathrm{t} = \pi_\mathrm{t}^\mathrm{e} + (\mu + z) - \alpha \cdot u_\mathrm{t}</math>
 
mit
 
{|
|-
| <math>\pi_\mathrm{t}</math> || = Inflationsrate des betrachteten Jahres
|-
| <math>\pi_\mathrm{t}^\mathrm{e}</math> || = erwartete Inflationsrate
|-
| <math>\mu</math> || = Gewinnaufschlag-Faktor der Preise über die Löhne
|-
| <math>z</math> || = Faktoren, die die Lohnsetzung beeinflussen
|-
| <math>\alpha</math> || = Wirkung der Inflationsrate auf die Arbeitslosenquote bei gegebenen Inflationserwartungen
|-
| <math>u_\mathrm{t} </math> || = Arbeitslosenquote des betrachteten Jahres
|}
 
Infolge eines höheren Nominallohnes kommt es zu einem höheren Preisniveau. Somit führt also eine geringere Arbeitslosigkeit zu einem höheren Preisniveau gegenüber dem Preisniveau aus dem Vorjahr, also Inflation. Dies wird als [[Lohn-Preis-Spirale]] bezeichnet. Folglich führt eine niedrige Arbeitslosigkeit zu einem hohen Nominallohn. Daraufhin erhöhen die Unternehmen ihre Preise und das Preisniveau steigt. Auf Grund steigenden Preisniveaus wollen die Arbeitnehmer bei der nächsten Lohnsetzung höhere Nominallöhne. Daraus folgt eine konstante Lohn- und Preisinflation.
 
Wenn die Inflationsrate des betrachteten Jahres jedoch bei Null liegt, ist es logisch, auch für das zu prognostizierende Jahr eine Inflationsrate von Null zu erwarten.
 
In der heutigen Situation in Deutschland ist überwiegend eine positive Inflation zu beobachten, d.&nbsp;h. im Durchschnitt liegt die Inflationsrate bei 3,1 %. Im von Phillips, Samuelson und Solow eingeführten Modell lag die durchschnittliche Inflationsrate nahe bei Null.
 
=== Begründung der Erweiterung ===
 
[[Datei:Zusammenhang von Inflation und Arbeitslosigkeit 1959-1967.png|mini|Inflation und Arbeitslosigkeit, 1959–1967]]
 
In der nebenstehenden Abbildung wird die Beziehung von Inflationsrate und Arbeitslosenquote in den Jahren zwischen 1959 und 1967 graphisch dargestellt. In diesen Jahren stimmte die Prognose für die Phillips-Kurve mit den tatsächlichen Werten überein. In den Jahren mit einer hohen Inflationsrate herrschte eine niedrige Arbeitslosenquote. Wiederum lag in den Jahren mit einer hohen Arbeitslosenquote eine niedrige Inflationsrate vor.
Zu Beginn der 1970er ließ sich jedoch kein Zusammenhang zwischen Arbeitslosenquote und Inflationsrate erkennen.
 
Grund hierfür war die Veränderung der Erwartungsbildung der Lohnsetzer im Verlauf der 1960er Jahre aufgrund einer Veränderung der Inflationsentwicklung. Die Inflationsrate unterlag immer bestimmten Schwankungen; mal war sie positiv, mal negativ. Doch in den 1960er Jahren nahm die Inflationsrate konstant positive Werte an. Das heißt die Wahrscheinlichkeit, dass auf eine hohe Inflationsrate im nächsten Jahr eine höhere Inflationsrate folgte, wurde immer größer. Auf Grund dessen änderte sich die Erwartungshaltung der Lohnsetzer. Dies veränderte die Form der Beziehung zwischen Arbeitslosigkeit und Inflation.
 
Folgende Formel soll unter der Annahme, dass die Erwartungen wie folgt gebildet werden, den Zusammenhang verdeutlichen:
 
<math>\pi_\mathrm{t}^\mathrm{e} = \theta \cdot \pi_\mathrm{t-1}</math>
 
mit
 
{|
|-
| <math>\pi_\mathrm{t}^\mathrm{e}</math> || = erwartete Inflationsrate
|-
| <math>\theta</math> || = wie stark Inflationsrate bei der Bildung berücksichtigt wird
|-
| <math>\pi_{\mathrm{t}-1}</math> || = Inflationsrate des vorangegangenen Jahres
|}
 
Je größer <math>\theta</math>, desto mehr werden die Lohnsetzer ihre Inflationserwartungen erhöhen. So lange also die Inflation um den Wert 0 lag, konnte erwartet werden, dass das Preisniveau im aktuellen Jahr circa dem prognostizierten Jahr entspricht. Während der von Samuelson und Solow betrachteten Periode lag <math>\theta</math> folglich nahe 0.
 
Ab 1970 veränderten die Lohnsetzer also ihre Erwartungen aufgrund der Veränderungen der Inflationsrate. Sie nahmen fortan eine stetig steigende Inflationsrate in den Folgejahren an, woraufhin auch <math>\theta</math> anstieg.
 
Setzt man oben stehende Formel in die erste Formel ein, so erhält man:
 
: <math>\pi_\mathrm{t} = \overbrace{\theta \cdot \pi_{\mathrm{t}-1}}^{\pi_\mathrm{t}^\mathrm{e}} + (\mu+z) - \alpha \cdot u_\mathrm{t}\,</math>.
 
Nimmt man an, <math>\theta=0</math>, dann erhält man
 
: <math>\pi_\mathrm{t} = (\mu+z) - \alpha \cdot u_\mathrm{t}\,</math>.
 
Bei einem positiven <math>\theta</math>, ist die Inflationsrate ebenso von der Arbeitslosenquote, wie von der Inflationsrate des letzten Jahres abhängig
 
: <math>\pi_\mathrm{t} = \theta \cdot \pi_{\mathrm{t}-1} + (\mu+z) - \alpha \cdot u_t\,</math>.
 
Die Formel sieht folgendermaßen aus, bei einem <math>\theta=1</math>, nachdem die Inflationsrate der letzten Periode auf beiden Seiten subtrahiert wurde:
 
: <math>\pi_\mathrm{t} - \pi_{\mathrm{t}-1} = (\mu+z) - \alpha \cdot u_t\,</math>
 
Folglich verändert bei <math>\theta=1</math> die Arbeitslosenquote nicht die Inflationsrate, sondern die ''Veränderung der Inflationsrate''. Das heißt hohe Arbeitslosigkeit führt zu sinkender Inflation, niedrige Arbeitslosigkeit zu einem Anstieg der Inflation.
 
Dies erklärt die Vorkommnisse seit den 1970er Jahren. <math>\theta</math> stieg von 0 auf 1 und daraufhin bildete sich ein Zusammenhang zwischen der Arbeitslosenquote und der Veränderung der Inflationsrate.
 
[[Datei:Diagramm, Veränderungen der Inflationsrate und der Arbeitslosenquote.png|mini|Veränderungen der Inflationsrate und Arbeitslosenquote in Deutschland]]
 
Das nebenstehende Diagramm stellt die Beziehung von Veränderungen der Inflationsrate und der Arbeitslosenquote für die Jahre seit 1980 für Deutschland dar. Dabei ist ein negativer Zusammenhang zwischen Arbeitslosenquote und der Veränderung der Inflationsrate zu erkennen.
 
Daraus ist ersichtlich, dass bei geringer Arbeitslosigkeit die Veränderung der Inflation positiv ist, umgekehrt ist die Veränderung der Inflation bei hoher Arbeitslosenquote negativ.
 
Somit beschreibt die erweiterte Phillips-Kurve den Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und der Veränderung der Inflation. Des Weiteren wird sie häufig auch als modifizierte Phillips-Kurve, um Erwartungen erweiterte Phillips-Kurve oder akzelerierende Phillips-Kurve bezeichnet.
 
Die am Lohnsetzungsprozess Beteiligten änderten ihre Erwartungen hinsichtlich der Inflationsrate, woraufhin sich die Phillips-Kurven-Bezeichnung veränderte. Die daraus erhaltene Einsicht ist, dass sich der Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und Inflation wahrscheinlich mit dem Stand und der Dauerhaftigkeit der Inflation verändert.
 
=== Um Erwartungen modifizierte Phillips-Kurve ===
 
[[Datei:Um Erwartungen modifizierte Phillipskurve.PNG|mini|um Erwartungen modifizierte Phillips-Kurve]]
 
Zu einer weiteren Modifikation der Phillips-Kurve gelangt man durch die Betrachtung der Inflationserwartungen der Wirtschaftssubjekte. Diese spielen für die Wirksamkeit der Geldpolitik eine wesentliche Rolle. Vollzieht eine [[Zentralbank]] eine expansive Geldpolitik, so müsste dies nach der modifizierten Form einerseits zu höherer Inflation (monetaristische Perspektive) und andererseits über die niedrigeren Zinsen zu einer Stimulierung der Wirtschaft und damit zu einem Beschäftigungswachstum führen (Bewegung von (1) nach (2)).
 
Die höhere Beschäftigung ist nach diesem Verständnis jedoch lediglich darauf zurückzuführen, dass bei steigenden Preisen und (zunächst) gleich bleibenden Nominallöhnen der [[Reallohn]] der Arbeitnehmer zurückgegangen ist, weswegen die Unternehmen mehr Arbeitskräfte einstellen. Da die Arbeitnehmer dies nicht vorhersehen, spricht man in diesem Zusammenhang von einer ''Überraschungsinflation''. Damit entspricht die um Erwartungen modifizierte Phillips-Kurve der modifizierten zumindest kurzzeitig.
 
In der mittleren Frist erkennen jedoch die Arbeitnehmer, dass sich ihre Löhne nicht an die aktuelle Inflationsentwicklung angepasst haben, weswegen sie von ihren Arbeitgebern Nominallohnsteigerungen zum Ausgleich der Inflationsverluste fordern. Demnach steigen die Nominallöhne letztlich also im gleichen Maß wie die Inflation, weshalb die Beschäftigung (bei gleich bleibender Inflation) wieder aufs ursprüngliche Niveau zurückgeht (3). Da dieser Sachverhalt bei jeder wirtschaftspolitischen Einflussnahme auf die Inflation auftrete, sei die Phillips-Kurve in der mittleren Frist senkrecht, so die monetaristische Sichtweise.
 
Dem Modell zugrunde liegt hierbei die Annahme [[Adaptive Erwartungen|adaptiver Erwartungen]], d.&nbsp;h., die Wirtschaftssubjekte vermuten, dass die bisherige Wirtschaftspolitik auch in Zukunft beibehalten wird. Geht man jedoch davon aus, dass die Wirtschaftssubjekte über alle vorhandenen relevanten Informationen verfügen (Annahme rationaler Erwartungen, siehe dazu [[Robert E. Lucas]], [[Thomas Sargent]], [[Robert J. Barro]] und [[Neil Wallace]]), so werden sie die von der Zentralbank induzierte Überraschungsinflation antizipieren und zeitgleich höhere Nominallöhne fordern, so dass der Umweg über die kurzfristige Perspektive entfällt&nbsp;– die Phillips-Kurve wäre dann auch in der kurzen Frist senkrecht.
 
== Die neue Phillipskurve ==
[[Datei:Bild 257xyz.jpg|thumb|Die neue Phillipskurve nach [[Joachim Stiller]]]]
[[Joachim Stiller]] hat aufgrund empirischer Forschung eine ganz neue, alternative Phillipskurve entwickelt. Diese sei auch theoretische begründbar, so Stiller. Stiller dehnt damit den [[Goetheanismus]] auch auf die [[Wirtschaftswissenschaft]]en aus.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Phillips-Kurve}}
* {{WikipediaDE|Kategorie:Käfer}}
* {{WikipediaDE|Käfer}}


== Literatur ==
== Literatur ==
* Olivier Blanchard, Gerhard Illing: ''Makroökonomie.'' 4. aktualisierte und erweiterte Auflage. Pearson Studium, München u. a. 2006, ISBN 3-8273-7209-7 (''Wi - Wirtschaft'').
* Bernard Durin: ''Käfer und andere Kerbtiere.'' 4., erweiterte Auflage. Schirmer/Mosel, München 2013, ISBN 978-3-8296-0631-8.
* Bernhard Felderer, Stefan Homburg: ''Makroökonomik und neue Makroökonomik.'' 7. verbesserte Auflage. Springer, Berlin u. a. 1999, ISBN 3-540-66128-X (''Springer-Lehrbuch'').
* Heinz Freude (Begr.), Bernhard Klausnitzer (Hrsg.): ''Die Käfer Mitteleuropas.'' Elsevier, München, ISBN 3-334-61035-7.
* Helge Majer: ''Moderne Makroökonomik. Ganzheitliche Sicht.'' Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München u. a. 2001, ISBN 3-486-25549-5
* Severa Harde: ''Der Kosmos Käferführer. Die mitteleuropäischen Käfer.'' Franckh-Kosmos, 2000, ISBN 3-440-06959-1.
* Hans-Rudolf Peters: ''Wirtschaftspolitik.'' 3. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München u. a. 2000, ISBN 3-486-25502-9.
* Bernhard Klausnitzer: ''Wunderwelt der Käfer.'' Herder, Freiburg 1981, ISBN 3-451-19630-1.
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/sozialwissenschaft_phillipskurve.pdf Die neue Phillipskurve] PDF
* Sigmund Schenkling: ''Erklärung der wissenschaftlichen Käfernamen aus Reitterʼs Fauna Germanica'', Stuttgart: K.G. Lutz, 1917, S. 5–35 ([http://www.zeno.org/nid/20008008019 online einsehbar])
* Edmund Reitter: ''Fauna Germanica – Die Käfer des deutschen Reiches.'' (= ''Digitale Bibliothek.'' Band 134). Neusatz und Faksimile der 5-bändigen Ausgabe. Stuttgart 1908–1916, Directmedia, Berlin 2006, ISBN 3-89853-534-7.
* Jiři Zahradnik, Irmgard Jung, Dieter Jung u.&nbsp;a.: ''Käfer Mittel- und Nordwesteuropas.'' Parey, 1985, ISBN 3-490-27118-1.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Philips curves|Phillips-Kurve}}
{{Commonscat|Coleoptera|Käfer (Coleoptera)}}
{{Wiktionary}}
* {{Biolib|1=library/authors/author_00208_de.html|2=Edmund Reitters „Fauna Germanica“, alle fünf Bände}}
* [http://www.coleo-net.de/coleo/index.htm Bestimmungstabellen]
* [http://www.koleopterologie.de/ www.koleopterologie.de] – Fotosammlung europäischer und vor allem mitteleuropäischer Käfer
* [http://www.kaefer-der-welt.de/ www.kaefer-der-welt.de] – Fotosammlung von Käfern der ganzen Welt
* [http://www.colkat.de/de/fhl/?w=1600&h=700 Verzeichnis der Käfer Deutschlands] Datenstand als Tabelle, Verbreitung in Deutschlandkarte
* [http://www.tolweb.org/coleoptera Tree of Life Webproject] (englisch)
* [http://www.kerbtier.de/ Die Käferfauna Deutschlands]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


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Aktuelle Version vom 20. Mai 2022, 20:05 Uhr

Dieser Artikel behandelt die Insektenordnung der Käfer. Andere Bedeutungen sind unter Käfer (Begriffsklärung) zu finden.
Käfer

Waldmistkäfer (Anoplotrupes stercorosus)

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Überklasse: Sechsfüßer (Hexapoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Unterklasse: Fluginsekten (Pterygota)
Überordnung: Neuflügler (Neoptera)
Ordnung: Käfer
Coleoptera
Linnaeus, 1758
Unterordnungen

Familien siehe Systematik der Käfer

Die Käfer (Coleoptera) sind mit über 350.000 beschriebenen Arten in 179 Familien die weltweit größte Ordnung aus der Klasse der Insekten – noch immer werden jährlich hunderte neue Arten beschrieben. Sie sind auf allen Kontinenten außer in der Antarktis verbreitet; in Mitteleuropa kommen rund 8000 Arten vor. Die bislang ältesten Funde fossiler Käfer stammen aus dem Perm und sind etwa 265 Millionen Jahre alt.

Der Körperbau der Käfer unterscheidet sich von dem anderer Insekten, da die augenscheinliche dreiteilige Gliederung nicht dem Kopf, der Brust und dem Hinterleib entspricht, sondern der zweite Abschnitt nur aus dem Prothorax besteht, von dem auf der Körperoberseite nur der Halsschild sichtbar ist. Die übrigen beiden Abschnitte der Brust bilden mit dem Hinterleib eine Einheit und werden vom sklerotisierten ersten Flügelpaar, den Deckflügeln, überdeckt.

Mit etwa 170 Millimetern Länge ist der Riesenbockkäfer (Titanus giganteus) aus Brasilien die größte Käferart; die Goliathkäfer zählen mit etwa 100 Gramm Gewicht zu den schwersten Insekten überhaupt. In Europa schwankt die Größe der Käfer zwischen ungefähr 0,5 und 75 Millimetern, der größte mitteleuropäische Käfer ist der Hirschkäfer (Lucanus cervus).

Etymologie

Das Wort Käfer hat germanische Sprachwurzeln. Bereits im 9. Jahrhundert findet sich das Wort cheuur, im 10. Jahrhundert chefuar, ein Jahrhundert später finden sich die Ausdrücke cheuove, cheuer und keuir. Sie bezeichneten jedoch nicht Käfer, sondern Heuschrecken. Aus dem 13. Jahrhundert ist das Wort kever belegt, wortverwandt mit Kiefer. Beide Wörter sind von einer Wortwurzel mit der Bedeutung „kauen, nagen“ abgeleitet. Erst in den folgenden Jahrhunderten vollzog sich der Bedeutungswandel des Wortes kefer von „Heuschreckenlarve“ zu „Käfer“. Für die Käfer wurde von den Germanen auch das Wort webila benutzt. Im 11. Jahrhundert taucht das Wort wibil, im darauffolgenden Jahrhundert wibel auf, was im Englischen in der Form weevil als Bezeichnung für die Rüsselkäfer sowie in mundartlichen Benennungen wie Perdswievel für Rosskäfer weiterlebt. Schon früh findet man Unterscheidungen wie scaernwifel und tordwifel für Mistkäfer, und im 15. Jahrhundert werden bereits verschiedene Käferfamilien sprachlich unterschieden.[1]

Die wissenschaftliche Bezeichnung Coleoptera kommt aus dem Altgriechischen. Mit κολεός (koleos) wurde die lederne Hülle bezeichnet, in die das Schwert gesteckt wurde, und mit πτερόν (pteron) der Flügel. Die ledrig anmutenden Deckflügel der Käfer, welche die Hinterflügel teilweise umhüllen, führten zu der Namensgebung.

Merkmale der Käfer

Die Dreiteilung des Körpers ist beim Schwarzen Totengräber gut zu erkennen

Die Körperform der Imagines ist sehr vielfältig und variiert von sehr langen und schlanken bis zu gedrungenen, kurzen Arten. Es gibt dabei sehr flache bis stark kugelig geformte Körper. Die Körperform stellt eine Anpassung an die Lebensweise der jeweiligen Art dar. So sind Käfer, die unter loser Rinde leben, immer flach; im Wasser lebende Arten, insbesondere schnelle Schwimmer, haben eine Stromlinienform; kletternde Käfer, deren Fluchtverhalten darin besteht, sich bei Gefahr fallen zu lassen, sind kugelig. Die Strukturierung der Körperoberflächen ist ebenfalls sehr unterschiedlich. Die Bandbreite reicht von glatten und glänzenden bis hin zu stark strukturierten Oberflächen mit Runzeln, Gruben, Rillen und Höckern. Ein entscheidender Evolutionsfaktor für die Ausbildung der Körperform ist, insbesondere bei bizarr geformten Arten, die Funktion der Tarnung vor Fressfeinden.

Der Körperbau der Käfer folgt dem grundsätzlichen Bau der Insekten. Der Körper besteht aus drei Abschnitten: Kopf (Caput), Brust (Thorax) und Hinterleib (Abdomen). Die sichtbare Gliederung entspricht bei den Käfern aber nicht Kopf, Brust und Hinterleib. Der zweite sichtbare Abschnitt besteht nur aus dem ersten Segment der Brust, das zweite und dritte Segment bilden mit dem Hinterleib eine Einheit, die von den Deckflügeln (Elytren) überdeckt ist. Die Elytren sind das erste, stark sklerotisierte Flügelpaar, das das zweite Flügelpaar schützt. Bauchseits ragen die hinteren Teile der Brust über die ersten Hinterleibssegmente hinaus, so dass auch hier das zweite und dritte Brustsegment zusammen mit dem Hinterleib eine optische Einheit bildet. Käfer haben, bis auf wenige Ausnahmen, ein stark sklerotisiertes Außenskelett unter Beteiligung von Chitin. Als Extremitäten besitzen sie wie alle Insekten sechs Beine und zwei, bei den einzelnen Arten allerdings sehr unterschiedlich gestaltete, Fühler. Käfer gehören zu den Insekten mit kauenden Mundwerkzeugen. Wie alle Insekten haben sie ein Strickleiternervensystem, das jedoch dahingehend abgewandelt ist, dass sich im Hinterleib keine Ganglien mehr befinden. Das Blutgefäßsystem ist offen und besitzt ein Röhrenherz. Der einfache Verdauungstrakt mit den Malpighischen Gefäßen und das Tracheensystem für die Atmung entsprechen ebenfalls dem allgemeinen Bauplan der Insekten. Es gibt aber wegen der durch die lange Evolutionszeit bedingten Vielfalt der Käfer in fast allen Bereichen der Käferanatomie Abweichungen von diesem Grundbauplan.

Zu vielen weiteren Themen siehe auch

Siehe auch

Literatur

  • Bernard Durin: Käfer und andere Kerbtiere. 4., erweiterte Auflage. Schirmer/Mosel, München 2013, ISBN 978-3-8296-0631-8.
  • Heinz Freude (Begr.), Bernhard Klausnitzer (Hrsg.): Die Käfer Mitteleuropas. Elsevier, München, ISBN 3-334-61035-7.
  • Severa Harde: Der Kosmos Käferführer. Die mitteleuropäischen Käfer. Franckh-Kosmos, 2000, ISBN 3-440-06959-1.
  • Bernhard Klausnitzer: Wunderwelt der Käfer. Herder, Freiburg 1981, ISBN 3-451-19630-1.
  • Sigmund Schenkling: Erklärung der wissenschaftlichen Käfernamen aus Reitterʼs Fauna Germanica, Stuttgart: K.G. Lutz, 1917, S. 5–35 (online einsehbar)
  • Edmund Reitter: Fauna Germanica – Die Käfer des deutschen Reiches. (= Digitale Bibliothek. Band 134). Neusatz und Faksimile der 5-bändigen Ausgabe. Stuttgart 1908–1916, Directmedia, Berlin 2006, ISBN 3-89853-534-7.
  • Jiři Zahradnik, Irmgard Jung, Dieter Jung u. a.: Käfer Mittel- und Nordwesteuropas. Parey, 1985, ISBN 3-490-27118-1.

Weblinks

Commons: Käfer (Coleoptera) - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
 Wiktionary: Käfer – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Bernhard Klausnitzer: Wunderwelt der Käfer. Herder, Freiburg 1982, ISBN 3-451-19630-1.
Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Käfer aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.