Sonnenwagen

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Apoll und der Sonnenwagen, Darstellung des Freimaurers Georg Friedrich Kersting von 1822

Als Sonnenwagen werden wagenartige mythologische Darstellungen bezeichnet, die die Fahrt der Sonne verbildlichen. Ein verwandtes mythologisches Symbol mit ähnlicher Bedeutung ist das Sonnenschiff. Mit dem Sonnenwagen wird in der frühen Mythologie der scheinbare tägliche Sonnenlauf von Ost nach West und der seinerzeit noch vollkommen unklare Rückweg dargestellt. Je nach dem Konzept der Kosmologie steuert der Sonnengott (teilweise auch die Sonne selbst) den Wagen und ist Verehrungsobjekt eines Sonnenkults.

Nordische Bronzezeit

Felsritzungen von Tanum

In Petroglyphen aus der Nordischen Bronzezeit finden sich Wagendarstellungen in Kombination mit Radkreuzen. Eine bronzezeitliche Statue, die die Sonnenwagen-Symbolik aufgreift, ist der Sonnenwagen von Trundholm.

Germanische und keltische Mythen

Auch in der germanischen Mythologie findet sich der Sonnenwagen, der von der Sonnengöttin Sol gesteuert wird. Gezogen wird dieser von den Pferden Arvakr (der Frühwache) und Alsvidr (der Allgeschwinde). Der Schutzschild Swalin schützt den Wagen vor der Sonnenhitze.

Ob Fundstücke wie der Kultwagen von Peckatel und der keltisch angenommene Kultwagen von Strettweg, beide mit Kessel, als Sonnenwagen gedeutet werden können, ist unsicher.

Auch die Namen der Sternbilder Großer und Kleiner Wagen (heute: Bär) werden in diesem Zusammenhang interpretiert, als Zirkumpolarsternbilder zeigen sie dem frühen Sterndeuter die Sonnenbahn.

Griechischer und römischer Mythenkreis

Den Sonnenwagen fährt die altgriechische Sonnengottheit Helios Ἥλιος , ebenso der römische Apoll (lat. Solis currus ‚Sonnenwagen, Sonnenlauf‘). Gezogen wird der Wagen von vier Feuerrössern. Überliefert ist auch der Mythos von der Wagenfahrt seines Sohnes Phaethon Φαέθων, der die Bahn verlässt und die Erde verbrennt, bis er von Zeus in den Eridanus gestürzt wird. Bei Hesiod ist Phaeton aber der Morgenstern (Planet Venus), was Zusammenhänge mit jeweiligen Kalendersystemen vermuten lässt.

Palästina

Im Jerusalem der Könige (Buch Könige 2, 2211) befand sich laut Tanach ein Sonnenwagen am Eingang zum Verwaltungsdistrikt der Davidsstadt. Laut Schilderung der Bibel wurde dieser Sonnenwagen 622 vc im Zuge der Glaubensrestitution des Josia zerstört.

Chinesische Mythologie

Statue der Sonnengöttin Xi He auf ihrem Sonnenwagen, der von einem Drachen gezogen wird.

In der chinesische Mythologie ist es Xi He chin. 羲和, xīhé, die den Sonnenwagen fährt, Mondgöttin ist die Chang E 嫦娥, cháng'é. Früher hatte Xi He für jeden Tag einer zehntägige Periode einzelne Sonnen geboren, dreifüßige Vögel namens 陽烏, yángwū oder 金烏, jīnwū, aber Houyi 后羿, der Bogenschütze, hatte sie erschossen, weil sie sich versammelten, und die Erde zu verbrennen drohten (es gibt auch einer Version, in der er die zehnte Sonne am Leben ließ, und ihr befahl, regelmäßig auf- und unterzugehen).[1] Diese Legende wird als Nachklang des Versagens eines frühen Kalendersystems und dessen Reform interpretiert.

Einzelnachweise

  1. 甘晶莹: 中秋节 Mid-Autumn Festival. , abgerufen am 19. September 2009 (engl.). Vergl. Xihe, Houyi, Chang'e, Three-legged bird, Mid-Autumn Festival, engl. Wikipedia


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