Wertbildungsrechnung

Aus AnthroWiki

Die Wertbildungsrechnung (WBR) ist ein sozialorganisches Instrument des internen Rechnungswesens (Controlling). Sie soll mit ihren monatlich erfaßten Werten ein Abbild der Qualität der unternehmensinternen Zusammenarbeit geben, indem die Prozesse im Unternehmen transparent gemacht werden, so daß jede Abteilung oder Arbeitseinheit für ihren Anteil am Unternehmenserfolg eine Beurteilungsgrundlage hat, und dadurch ihren Beitrag in eigener Verantwortung (Selbststeuerung, Selbstverwaltung) verbessern kann. Sie soll es auch ermöglichen können, daß Arbeit nicht mehr als Kostenfaktor in der Betriebsrechnung erscheint. Die WBR stelle damit die rechnungstechnisch praktizierte Aufhebung des Warencharakters der Arbeit dar.<Quelle>Die WBR wurde vom dm-Drogerie Markt entwickelt und kommt seit 1993 zum Einsatz. Sie wird auch im Bio-Unternehmen Alnatura eingesetzt.[1]

Kritik

Die Entwickler der WBR behaupten, zu ihrer Grundlage die Sozialorganik Rudolf Steiners zu haben, die sich selbst in der Fassung durch Herbert Witzenmann als eine Metamorphose der sozialen Dreigliederung versteht. Die WBR versteht sich also als ein Mittel, die assoziative Wirtschaft auf dem unternehmensinternen Gebiet voranzubringen.

Über die WBR wird an der Alanus-Hochschule geforscht. Ein großer Mangel des Konzepts ist, daß es nur unternehmensinterne Prozesse transparent macht, und völlig außer Acht läßt, wie das Unternehmen an den Außengrenzen operiert. In den Außenbeziehungen muß man eine Firma wie die durch den anthroposophischen Unternehmer Götz Werner gegründete dm Drogeriemarkt-Kette als ein kapitalistisches Unternehmen ansehen, das keineswegs bisher im Sinne einer assoziativen Wirtschaft oder Sozialorganik agiert[2]. In solchem Fall kann eine betriebsinterne Rechnung auch keine sozialorganische Qualität im umfassenden Sinne abbilden, sondern allenfalls Teilsapekte beleuchten, deren Verbesserung dann im Hinblick auf sozialorganische Prinzipien versucht werden kann.

Zitat

„Und wir müssen endlich lernen, dass wir nicht von der Konkurrenz, sondern von der Kooperation leben. (...) In meiner täglichen Arbeit geht es um Kooperation, etwa mit den Kunden, mit den Lieferanten, und mit den Mitarbeitern. (...) Wir machen unser Marketing nicht gegen unsere Wettbewerber, sondern für unsere Kunden. Konkurrenz ist ein in die Irre führendes Konzept.“ (Lit.: Werner im Interview 2012, s. Weblinks)

Für Bestandskunden wäre kein Marketing nötig. Marketing betreibt man für neue Kunden, die bisher bei der Konkurrenz einkaufen. Die Rechtfertigung Werners über die Kundenpräferenz ist keine Aushebelung des Konkurrenzprinzips in der wirtschaftlichen Praxis, sondern bestätigt dieses[3]. Kundenpräferenzen werden durch Werbung, Marketing, PR usw., sowie tiefenpschologischen Methoden versucht zu manipulieren, im kapitalistischen Profitinteresse, jedenfalls im Interesses des Überlebens des Unternehmens, und/oder der Belegschaft. (Die Belegschaftsorientierung korrespondiert dem engen Horizont der Wertbildungsrechnung.)

Ansonsten geht es hauptsächlich über die Billigkeit der Produkte. Die Kunden kaufen gerne billig ein. Will man solches, meist durch schmales Budget bedingtes Verhalten zu einem: "Wir machen unser Marketing nicht gegen unsere Wettbewerber, sondern für unsere Kunden" stilisieren, ist das allenfalls weiteres Marketing- und PR-Getöse. Man gibt sich alternativ, und praktiziert in Wirklichkeit kapitalistische Prinzipien.

„Die Experten sagen, dass der Anteil der Löhne am Umsatz zu hoch war – aber doch nur, weil Schlecker keine Kunden mehr hatte!“ (Lit.: Werner im Interview 2012, s. Weblinks)

Freilich, die Kunden waren ja zu dm übergewandert.

„Sie müssen den Kunden einen Grund geben, warum sie gerade zu Ihnen kommen sollen.“ (Lit.: Werner im Interview 2012, s. Weblinks)

Allgemeinstatements von Vertretern einer kapitalistischen Marktwirtschaft, die die implizierten, rapiaten Methoden, um dem zu entsprechen, verdecken, um sich auf dem Schiff "alternative Wirtschaftsmethoden" zu sonnen, und umso mehr Cash zu machen!

„Wir haben im Drogeriebereich einen Marktanteil von 17 Prozent. Es bleiben noch 83 Prozent für Wachstum. Allerdings gehen wir nur in Regionen, in denen das Einzugsgebiet mindestens 20 000 Menschen umfasst.“ (Lit.: )

Freilich, weils auf die Masse des Cashviehs ankommt. Individuelle Bedürfnisse zu befriedigen interessiert den Konzern nicht.

In der Philosophie Werners sind Konsumenten auf "Zahler" reduziert. Jedes Unternehmen wünscht sich zahlende Quellen, gerner auch staatliche Subventionen, oder Verbesserung der Bilanz durch Steuerschlauheiten.

Im Kontrast dazu versteht sich die assoziative Wirtschaft im Sinne der Dreigliederungslehre Rudolf Steiners nicht als ein System von Zahlmeistereien, wo die Milliardäre großes Ansehen genießen, sondern als eine Wirtschaft, die sich an dem Bedarf orientiert, und diesen versucht zu befriedigen. Auch wenn ein Bedarf von Menschen zu befriedigen von Seiten profitorienter Untenehmen nicht rentabel zu sein scheint, so ist dieser dennoch da. Assoziative Wirtschaft kümmert sich nicht um Profitrate, sondern um realen Bedarf. Dieser hat nichts damit zu tun, daß ein aggressives Unternehmen wie dm, von dem bestehenden Markt, Anteile abwirbt zugunsten Eigentümer, oder Belegschaft, "im Interesse des Kunden".

Anmerkungen, Nachweise

  1. Zur Kritik an Alnatura: http://www.radiobremen.de/politik/nachrichten/betriebsrat-alnatura100.html
  2. Die Expansion des Unternehmens dm beruht nicht auf Bedarfsorientierung, sondern auf konkurrenzwirtschaftlicher Verdrängung anderer Unternehmen, zeichnet sich in der Gründung als überflüssig aus, und bekommt erst Bedeutung, nachdem es anderen Unternehmen Marktanteile abgejagt hat, bzw. ganz vom Markt verdrängt hat (anfangs die kleinen inhabergeführten Drogerien, schließlich auch Drogerie Schlecker, und morgen Rossmann?). Kooperation im Sinne einer assoziativen Wirtschaft geht anders.
  3. "Für unsere Kunden" ist bei dm auch ansonsten nicht etwa so zu verstehen, daß der individuelle Kunde in den Regalen die gewünschten Produkte findet. Was nicht genug Absatz findet, wird gnadenlos aussortiert, nur was von vielen Kunden nachgefragt wird, was sich also dann hinsichtlich der Regalkosten rentiert, ist im Angebot. "Unsere Kunden": erstmal nicht schon "unsere", und dann ist freilich das Melkvieh gemeint, die Kunden, die zahlen. Daß ein Kunde den Laden frustiert verläßt, weil sein Produkt wegen fehlender Nachfrage ausgelistet wurde, interessiert dm nicht. Mit "Unsere Kunden" ist Cashvieh gemeint, das individuelle Kundenbedürfnis interessiert bei dm wenig. Der Konzern ist profitorientiert (Werner ist damit Milliardär geworden), und, was freilich nicht übersehen werden darf: belegschaftsorientiert. So hat Werner kürzlich zu Gunsten des Weiterbestehens der Belegschaft, der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, in eine Stiftung große Geldsummen eingebracht.

Literatur

  • Manuel A. Malter: Die Wertbildungsrechnung. Ein Sozialorganisches Instrument des internen Rechnungswesens, Institut für Sozialorganik, Alanus-Hochschule, 2011 Volltext

Weblinks