Troll (Mythologie) und Nordische Mysterien: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Troll becoming a mountain ill jnl.png|thumb|Ein Troll verwandelt sich in einen Berg]]
Die '''nordischen Mysterien''', die vor allem von [[Wikipedia:Liste der germanischen Stämme|germanischen Stämmen]] im Norden [[Europa]]s und namentlich in [[Wikipedia:Skandinavien|Skandinavien]] gepflegt wurden und von denen auch [[Wikipedia:Tacitus|Tacitus]] berichtet, waren anders geartet als die südlichen Mysterien. Während sich das [[Bewusstsein]] in den südlichen Mysterien unmittelbar in die [[Kosmos|kosmischen Weiten]] richtete, erlebte man in den nordischen Mysterien - ganz besonders in der Winterzeit - die in den Tiefen der [[Erde (Planet)|Erde]] wirkenden kosmischen Kräfte. In den südlichen Mysterien wurde ein Weg für das Verständnis des kosmischen [[Christus]] gebahnt, wie es vor allem auch in vielen Strömungen der [[Gnosis]], die mit dem [[Urchristentum]] eng verwoben waren, gesucht wurde. Weniger Verständnis konnte man allerdings in den südlichen Mysterien für die reale [[Inkarnation]] Christi entwickeln. Dafür den Boden zu bereiten, war Aufgabe der nordischen Mysterien. Hier konnte man tiefer das Geheimnis des [[Jesus]] erfassen, in dem sich der Christus inkarnieren sollte. Von hier aus empfing darum auch das Erleben und Gestalten des [[Weihnachtsfest]]es seine wesentlichsten Impulse.


Ein '''Troll''', auch ''Trold, Tröll'' ([[Wikipedia:Nordgermanische Sprachen|nordgerm.]] „Unhold“, „Riese“, „Naturwesen“), war ursprünglich ein Oberbegriff für alle plumpen, unheimlichen übernatürlichen Wesen, häufig ein schadenbringender [[Riese]] der [[Wikipedia:Nordische Mythologie|nordischen Mythologie]], ähnlich den [[Thursen]] und [[Jöten]]. Besonders in Schweden und Dänemark vermischte sich diese Vorstellung in den [[Märchen]] mit denen von [[Zwerg (Mythologie)|Zwergen]] und anderen [[Berggeist]]ern, teilweise auch mit der von menschenfreundlichen [[Fee]]n und [[Elfen]]. So wurde „Troll“ zu einem allgemeinen Ausdruck für jede Art von mehr oder weniger menschengestaltigen [[Fabelwesen]], ähnlich wie die ''Fairies'' der anglo-keltischen Tradition.<ref>Evgen Tarantul: ''Elfen, Zwerge und Riesen: Untersuchung zur Vorstellungswelt germanischer Völker im Mittelalter'', Europäische Hochschulschriften, Reihe I, Bd. 1791, S. 184f, Peter Lang, Frankfurt a. M., 2000. ISBN 3-631-37607-3.</ref>
{{GZ|Das Menschengeheimnis in seinem Zusammenhang
mit allen Geheimnissen des Kosmos, wie es sich abspielt,
wenn der Mensch hier auf der physischen Erde in sein physisches Dasein
tritt, das liegt in einer gewissen Zeit der Erdenentwickelung so tief, wie
sonst nirgends diesen alten nordischen Mysterien, zugrunde.


Eine [[Wikipedia:Etymologie|Etymologie]] führt das Wort auf [[Wikipedia:Germanische Sprachen|germanisch]] ''truzla'' mit dem Verb ''trullon'' für „kugeln“, „rollen“, „stellen“ zurück. Die schwedische Entsprechung lautet ''trilla'', die dänische ''trille''. Hiermit verwandt ist [[Wikipedia:Ostfriesische Sprache|ostfriesisch]] ''trüselen'' („taumeln“). Norwegisch ''trulla'' und [[Wikipedia:mittelhochdeutsch|mittelhochdeutsch]] ''trollen'' heißt „mit kurzen Schritten daherlaufen“. Das schwedische Verb ''trolla'' („zaubern“) entspricht mittelhochdeutsch ''trüllen'' (etwa „gaukeln“, „betrügen“).<ref>Hartmann, S. 31</ref>
Aber man muß weit zurückgehen, ungefähr bis in das 3. Jahrtausend,
vielleicht noch weiter zurück, um das zu verstehen, was in den Gemütern
lebte, welche später die Jesus-Empfindung aufnahmen. Dort
ungefähr, wo die jütische Halbinsel mit dem heutigen Dänemark ist, da
war das Zentrum, von dem in jenen alten Zeiten bedeutende Mysterienimpulse
ausgingen. Und diese Mysterienimpulse hingen damit zusammen
- das mag der heutige Verstand beurteilen, wie er will -, daß noch
im 3. Jahrtausend vor unserer christlichen Zeitrechnung in diesem
Norden bei bestimmten Stämmen nur derjenige als ein wirklich erdenwürdiger
Mensch angesehen wurde, der in gewissen Wochen der Winterszeit
geboren war. Das kam daher, daß von jener geheimnisvollen
Mysterienstätte auf der jütischen Halbinsel unter den Stämmen, die
sich damals die [[Ingävonen]] nannten, oder von den Römern wenigstens,
von ''Tacitus'', die Ingävonen genannt wurden, der Tempelpriester den
Impuls gab, daß nur zu einer bestimmten Zeit - im ersten Viertel des
Jahres - die geschlechtliche Verbindung der Menschen stattfinden sollte.
Jede geschlechtliche Verbindung der Menschen außer der Zeit, die von
dieser Mysterienstätte aus verfügt wurde, war verpönt; und derjenige
war ein minderwertiger Mensch innerhalb dieses Stammes der Ingävonen,
der nicht in der Zeit der finstersten Nächte, in der kältesten Zeit,
gegen unser Neujahr hin geboren wurde. Denn der Impuls von jener
Mysterienstätte ging aus in der Zeit, in welcher der erste Vollmond
nach der Frühlingssonnenwende war. Da nur durfte unter jenen Menschen,
die sich wirklich verbunden glauben sollten mit den geistigen
Welten, so wie es des Menschen würdig war, in dieser Zeit allein durfte
eine geschlechtliche Verbindung stattfinden. Dadurch, daß die Kräfte,
die in eine solche geschlechtliche Verbindung hineingehen, in der ganzen
übrigen Zeit für die Kraftentwickelung des Menschen aufgespart
wurden, wurde jene eigentümliche Stärke entwickelt, welche - wenigstens
noch in den Nachklängen - Tacitus zu bewundern hatte, der
ein Jahrhundert nach dem Stattfinden des Mysteriums von Golgatha
schrieb.


Nach der [[Wikipedia:Nordische Mythologie|nordischen Mythologie]] hausen die Riesen und Trolle in [[Utgard]], während die Menschen in [[Midgard]] und die [[Ase]]n in [[Asgard (Mythologie)|Asgard]] leben. In der [[Wikipedia:Heimskringla|Heimskringla]] wird in der ''Saga von [[Wikipedia:Olav II. Haraldsson|Olaf dem Heiligen]]'' erzählt, wie [[Wikipedia:Arnljot Gelline|Arnljot Gelline]] mit einem Trollweib kämpft, das nachts in einer Berghütte schlafende Händler überfällt und tötet.<ref> Snorre Sturlasson: ''Norges Kongesagaer.'' Band 1, LibriArte, 1995, ISBN 82-445-0068-9, S.357</ref>
So erlebten jene, die dem Stamme der Ingävonen angehörten, in besonders
intensiver Weise - die andern germanischen Stämme in abgeschwächter
Art - in der ersten Vollmondzeit nach der Frühlingssonnenwende
den Vorgang der Empfängnis: nicht im Wachbewußtsein, sondern
in einer Art von Traumverkündung. Sie wußten jedoch, was das
zu bedeuten hat im Zusammenhange des Menschengeheimnisses mit den
Himmelsgeheimnissen. Ein geistiges Wesen erschien der Empfangenden
und verkündete ihr wie in einem Gesichte den Menschen, der durch sie
auf die Erde kommen sollte. Kein Bewußtsein gab es, sondern nur ein
Halbbewußtsein in der Sphäre, welche die Menschenseelen erlebten,
wenn das Hereintreten des Menschen in die physisch-irdische Welt sich
vollzieht. Unterbewußt wußte man sich regiert von Göttern, die dann
den Namen der «Wanen» erhielten, was zusammenhängt mit «wähnen»,
mit demjenigen, was nicht bei äußerem vollen intellektuellen Bewußtsein
verläuft, sondern in «wissendem Traumesbewußtsein».
 
Dasjenige, was zu einer Zeit da war, und was für diese Zeit angemessen
war, das erhält sich oftmals in späteren Zeiten in äußeren Symbolen.
Und so hat die Tatsache, daß in diesen alten Zeiten das heilige
Geheimnis der Menschwerdung ins Unterbewußte gehüllt war und dazu
geführt hat, daß alle Geburten zusammengedrängt waren in einen bestimmten
Teil der Winterszeit, so daß es wie sündhaft angesehen wurde,
wenn auch zu einer andern Zeit ein Mensch geboren wurde, sich gewissermaßen
erhalten in dem, wovon im Grunde genommen nur Splitter
in das spätere Bewußtsein übergegangen sind, Splitter, deren Sinn
bisher keine Gelehrsamkeit enthüllt hat. Ja, diese gesteht offen ihre
Ohnmacht ein, sie zu enthüllen. Splitter haben sich erhalten in der
sogenannten Herta- oder Erda- oder [[Nerthus|Nertus-Sage]]. Denn im Grunde genommen
ist alles, was man in äußerer Beziehung über die Nertus-Sage
weiß, mit Ausnahme einiger Notizen, im Tacitus enthalten, der über
den Nertus- oder Herta-Dienst das Folgende berichtet:
 
«Die Reudigner, Avionen, Angeln, Variner, Eudosen, Suardonen,
Nuithonen - deutsche Völker zwischen Flüssen und Wäldern wohnend» - das sind ungefähr die einzelnen Stämme, die zu den Ingävonen
gehören - «verehren insbesondere die Nertus, das ist: die
Mutter Erde, und glauben, daß sie sich in die menschlichen Dinge
mischt und zu den Völkern gefahren kommt.»|173|230f}}
 
{{GGZ|Vieles von diesem Mysterienwesen lebte, wenn man die Sache richtig
versteht, gerade in den skandinavischen Mysterien weiter. Dort gibt
es statt der Nerta einen Gott Friggo, der seiner Symbolik nach - aber
man muß es zuerst aus der Geisteswissenschaft wissen - geradezu zum
Verräter wird dessen, was da eigentlich zugrunde lag.
Und noch eines war da, das erwähnt sein soll in bezug auf diese
Mysterienbräuche. Sie können sich denken: Wenn seit der Zeit des
Frühlingsvollmondes bis in die Winterszeit hinein also die Menschenfrucht
herangereift war, gab es in der Regel ein solches Menschenwesen,
das als erstes in der Heiligen Nacht geboren wurde. Dieses Menschenwesen,
das als erstes in der Heiligen Nacht geboren wurde unter den
Stämmen der Ingävonen - in ältesten Zeiten war dies in jedem dritten
Jahre der Fall -, das wurde zum Führer auserkoren, wenn es dreißig
Jahre alt geworden war, und es sollte drei Jahre Führer bleiben, nur
drei Jahre. Was dann mit ihm geschah, darf ich vielleicht in späterer
Zeit einmal mitteilen.
 
Forscht man ganz genau nach, so ist nicht nur Frigg, Frei, Freia
gewissermaßen bloß eine Art Nebenbedeutung für die Nertus, ebenso
wie der nordische Nört, sondern es ist auch der Name Ing selber, von
dem her die Ingävonen sich nennen, ein Nebenname für die Nertus.
Die mit diesem Mysterium Verbundenen, sie nannten sich die zum Gotte
oder zur Göttin Ing Gehörigen: Ingävonen. In der äußeren Welt sind
eben nur Splitter geblieben von dem, was da eigentlich lebte. Einer der
Splitter sind die Worte des Tacitus, die ich Ihnen mitgeteilt habe. Ein
anderer Splitter ist das berühmte angelsächsische Runenlied, welches
nur wenige Zeilen enthält. Diese berühmten Zeilen, die heute jeder Philologe
der Germanistik studiert, kennt, deren Sinn aber keiner versteht,
lauten etwa so:
 
«Ing wurde zuerst bei den Männern der Ostdänen gesehen. Später
ging er nach Osten. Über die Wogen schritt er, und der Wagen rollte
ihm nach.»
 
In diesem angelsächsischen Runenlied ist ein Nachklang dessen enthalten,
was geschehen war: was man in dem alten Mysterienbrauch
hatte von der Osterempfängnis im Hinblick auf die Weihnachtsgeburtszeit.
Was da geschah in der geistigen Welt, man wußte es vor allen
Dingen auf der dänischen Halbinsel. Daher sagt das Runenlied mit
Recht: «Ing wurde zuerst bei den Männern der Ostdänen gesehen.»
Dann kamen immer mehr und mehr die Zeiten, wo dieses alte Wissen
in die Korruption verfiel, wo nur Nachklänge, Symbolik vorhanden
war, wo überhaupt innerhalb der Menschheitsentwickelung mehr das
aus den warmen Ländern Stammende sich verbreitete. Und aus den
warmen Ländern stammt dasjenige, was nicht, wie in den kalten Ländern,
damit zusammenhängt, daß die Jahreszeit eine innige Beziehung
hat zu dem, was der Mensch in seinem Innern erlebt. Es kam die Ausstreuung
der Menschenfrucht über das ganze Jahr hin, die selbstverständlich
in diesen Gegenden auch schon da war im alten atavistischen
Hellsehen, wenn auch noch von den alten Prinzipien durchdrungen,
als in der kalten Gegend die Wanengötter herrschten und in den südlichen
Gegenden die Tempelmysterien schon längst an die Stelle der
Naturmysterien getreten waren. Es kam das schon nach Norden, noch
vermischt mit dem Alten, als die Wanengötter ersetzt wurden durch die
Asengötter. Wie die Wanengötter zusammenhängen mit dem «wähnen»,
so die Asengötter mit dem Sein, das heißt mit dem Sein in der äußeren,
der materiellen Welt, das der äußere Verstand ergreifen will. Und als
die nordischen Menschen eingetreten waren in ein Zeitalter, in welchem
der Verstand des einzelnen anfing, sich geltend zu machen, als die Äsen
an die Stelle der Wänen, der Wanen getreten waren, da korrumpierte
sich die alte Mysteriensitte. Sie zog hinüber in einzelne verstreute
Mysteriengemeinschaften des Ostens. Und nur einer noch - derjenige,
in dem erneuert werden sollte der ganze Sinn der Erde - , nur einer, in
dem der Christus wohnen sollte, der sollte das in sich vereinigen, was
einstmals Inhalt der nordischen Mysterien war.
 
Daher müssen wir, wenn uns im Lukas-Evangelium die Erzählung
von dem Erscheinen des Erzengels Gabriel bei der Maria entgegentritt,
deren Ursprung in den wahren Visionen suchen, die auftraten in dem,
was sich einst in dem Nertus-Symbol der alten Nertus-Mysterien spiegelte.
Hinübergezogen war dies nach dem Osten. Die Geisteswissenschaft
enthüllt es uns heute, und sie allein gibt dem angelsächsischen
Runenlied einen Sinn. Denn Nertus und Ing sind dasselbe. Und von
Ing wird ja gesagt: «Ing wurde zuerst bei den Männern der Ostdänen
gesehen, später ging er nach dem Osten. Über die Wogen schritt er, und
der Wagen rollte ihm nach.» Über die Wogen der Wolken selbstverständlich,
so wie die Nerta über die Wogen der Wolken schritt. Was
allgemein gewesen war in den Gegenden der kälteren Zone, das wurde
singulär, wurde ein Einzelnes. Das trat als ein Singuläres, als ein Einzelnes
auf und tritt uns wieder entgegen in der Schilderung des Lukas-Evangeliums.
 
Was aber einmal da ist und sich eingelebt hat, sich verankert hat in
der Auffassung des Gemüts, das bleibt dann im Gemüte, sitzt in der
Seele. Und als man im Norden vom alten römischen Süden her die
Kunde des Christentums erhielt, empfing man damit etwas, was zusammenhing
mit einem nicht mehr im vollen Bewußtsein, sondern im
Unterbewußtsein lebenden und deshalb nur gefühlten alten Mysterienbrauch.
Daher konnte sich dort die Empfindung für den Jesus
besonders stark entwickeln. Ins Unterbewußtsein war schon hinuntergezogen,
was im alten Nertus-Mysterium lebte; doch im Unterbewußtsein
war es vorhanden, wurde gefühlt und empfunden.
 
Wenn einst in alter Zeit die Familien zusammenkamen im hohen
Norden, als die Erde noch von Wäldern bedeckt war, in denen noch
der Auerochs und das Elentier hausten, wenn sie sich in ihren eingeschneiten
Hütten bei brennenden Lichtern um das neugeborene Kind
versammelten und davon sprachen, daß ihnen mit diesem neuen Leben
jenes neue Licht gebracht sei, welches der Himmel ihnen verkündet
hatte in der Vorfrühlingszeit, so war dies das alte Weihnachten. Da
wurde denen, zu welchen die Kunde vom Christentum einstmals kommen
sollte, erzählt, es sei einer in der besonders heiligen Stunde geboren,
der zu Großem ausersehen sei. Das war derjenige, der als der erste nach
der zwölften Stunde in der als heilig bezeichneten Nacht geboren
wurde. Darüber besaß man nicht mehr das alte Wissen, aber das alte
Fühlen regte sich noch, als die Kunde kam, daß so einer im fernen Asien
geboren sei, in welchem der Christus lebte, der von der Sternenwelt zur
Erde heruntergekommen war.|173|234ff}}
 
{{GGZ|... das Christus-Verständnis der Gnosis
verglomm; das Jesus-Verständnis entwickelte sich im Zusammenhange
mit dem alten Nertus-Dienst nur unbewußt. In der Zukunft aber wird
die Menschheit die beiden unbewußten Strömungen sich zum Bewußtsein
bringen und sie verbinden müssen. Dann wird immer mehr und
mehr ein Christus-Verständnis auf der Erde Platz greifen können, das
die Verbindung sein wird der Mysterienerkenntnis mit einer erneuerten
großen Gnosis.|173|239}}


== Literatur ==
== Literatur ==
* Elisabeth Hartmann: ''Die Trollvorstellungen in den Sagen und Märchen der skandinavischen Völker.'' Kohlhammer, Stuttgart/Berlin 1936
== Weblinks ==
{{Commonscat|Trolls|Trolle}}


== Einzelnachweise ==
#Rudolf Steiner: ''Zeitgeschichtliche Betrachtungen. Das Karma der Unwahrhaftigkeit – Erster Teil'', [[GA 173]] (1978), ISBN 3-7274-1730-7 {{Vorträge|173}}
<references />


[[Kategorie:Nordische Mythologie]]
{{GA}}


{{Wikipedia}}
[[Kategorie:Mysterien]] [[Kategorie:Nordische Mysterien]] [[Kategorie:Germanische Mythologie]] [[Kategorie:Nordische Mythologie]]

Version vom 26. Dezember 2016, 17:19 Uhr

Die nordischen Mysterien, die vor allem von germanischen Stämmen im Norden Europas und namentlich in Skandinavien gepflegt wurden und von denen auch Tacitus berichtet, waren anders geartet als die südlichen Mysterien. Während sich das Bewusstsein in den südlichen Mysterien unmittelbar in die kosmischen Weiten richtete, erlebte man in den nordischen Mysterien - ganz besonders in der Winterzeit - die in den Tiefen der Erde wirkenden kosmischen Kräfte. In den südlichen Mysterien wurde ein Weg für das Verständnis des kosmischen Christus gebahnt, wie es vor allem auch in vielen Strömungen der Gnosis, die mit dem Urchristentum eng verwoben waren, gesucht wurde. Weniger Verständnis konnte man allerdings in den südlichen Mysterien für die reale Inkarnation Christi entwickeln. Dafür den Boden zu bereiten, war Aufgabe der nordischen Mysterien. Hier konnte man tiefer das Geheimnis des Jesus erfassen, in dem sich der Christus inkarnieren sollte. Von hier aus empfing darum auch das Erleben und Gestalten des Weihnachtsfestes seine wesentlichsten Impulse.

„Das Menschengeheimnis in seinem Zusammenhang mit allen Geheimnissen des Kosmos, wie es sich abspielt, wenn der Mensch hier auf der physischen Erde in sein physisches Dasein tritt, das liegt in einer gewissen Zeit der Erdenentwickelung so tief, wie sonst nirgends diesen alten nordischen Mysterien, zugrunde.

Aber man muß weit zurückgehen, ungefähr bis in das 3. Jahrtausend, vielleicht noch weiter zurück, um das zu verstehen, was in den Gemütern lebte, welche später die Jesus-Empfindung aufnahmen. Dort ungefähr, wo die jütische Halbinsel mit dem heutigen Dänemark ist, da war das Zentrum, von dem in jenen alten Zeiten bedeutende Mysterienimpulse ausgingen. Und diese Mysterienimpulse hingen damit zusammen - das mag der heutige Verstand beurteilen, wie er will -, daß noch im 3. Jahrtausend vor unserer christlichen Zeitrechnung in diesem Norden bei bestimmten Stämmen nur derjenige als ein wirklich erdenwürdiger Mensch angesehen wurde, der in gewissen Wochen der Winterszeit geboren war. Das kam daher, daß von jener geheimnisvollen Mysterienstätte auf der jütischen Halbinsel unter den Stämmen, die sich damals die Ingävonen nannten, oder von den Römern wenigstens, von Tacitus, die Ingävonen genannt wurden, der Tempelpriester den Impuls gab, daß nur zu einer bestimmten Zeit - im ersten Viertel des Jahres - die geschlechtliche Verbindung der Menschen stattfinden sollte. Jede geschlechtliche Verbindung der Menschen außer der Zeit, die von dieser Mysterienstätte aus verfügt wurde, war verpönt; und derjenige war ein minderwertiger Mensch innerhalb dieses Stammes der Ingävonen, der nicht in der Zeit der finstersten Nächte, in der kältesten Zeit, gegen unser Neujahr hin geboren wurde. Denn der Impuls von jener Mysterienstätte ging aus in der Zeit, in welcher der erste Vollmond nach der Frühlingssonnenwende war. Da nur durfte unter jenen Menschen, die sich wirklich verbunden glauben sollten mit den geistigen Welten, so wie es des Menschen würdig war, in dieser Zeit allein durfte eine geschlechtliche Verbindung stattfinden. Dadurch, daß die Kräfte, die in eine solche geschlechtliche Verbindung hineingehen, in der ganzen übrigen Zeit für die Kraftentwickelung des Menschen aufgespart wurden, wurde jene eigentümliche Stärke entwickelt, welche - wenigstens noch in den Nachklängen - Tacitus zu bewundern hatte, der ein Jahrhundert nach dem Stattfinden des Mysteriums von Golgatha schrieb.

So erlebten jene, die dem Stamme der Ingävonen angehörten, in besonders intensiver Weise - die andern germanischen Stämme in abgeschwächter Art - in der ersten Vollmondzeit nach der Frühlingssonnenwende den Vorgang der Empfängnis: nicht im Wachbewußtsein, sondern in einer Art von Traumverkündung. Sie wußten jedoch, was das zu bedeuten hat im Zusammenhange des Menschengeheimnisses mit den Himmelsgeheimnissen. Ein geistiges Wesen erschien der Empfangenden und verkündete ihr wie in einem Gesichte den Menschen, der durch sie auf die Erde kommen sollte. Kein Bewußtsein gab es, sondern nur ein Halbbewußtsein in der Sphäre, welche die Menschenseelen erlebten, wenn das Hereintreten des Menschen in die physisch-irdische Welt sich vollzieht. Unterbewußt wußte man sich regiert von Göttern, die dann den Namen der «Wanen» erhielten, was zusammenhängt mit «wähnen», mit demjenigen, was nicht bei äußerem vollen intellektuellen Bewußtsein verläuft, sondern in «wissendem Traumesbewußtsein».

Dasjenige, was zu einer Zeit da war, und was für diese Zeit angemessen war, das erhält sich oftmals in späteren Zeiten in äußeren Symbolen. Und so hat die Tatsache, daß in diesen alten Zeiten das heilige Geheimnis der Menschwerdung ins Unterbewußte gehüllt war und dazu geführt hat, daß alle Geburten zusammengedrängt waren in einen bestimmten Teil der Winterszeit, so daß es wie sündhaft angesehen wurde, wenn auch zu einer andern Zeit ein Mensch geboren wurde, sich gewissermaßen erhalten in dem, wovon im Grunde genommen nur Splitter in das spätere Bewußtsein übergegangen sind, Splitter, deren Sinn bisher keine Gelehrsamkeit enthüllt hat. Ja, diese gesteht offen ihre Ohnmacht ein, sie zu enthüllen. Splitter haben sich erhalten in der sogenannten Herta- oder Erda- oder Nertus-Sage. Denn im Grunde genommen ist alles, was man in äußerer Beziehung über die Nertus-Sage weiß, mit Ausnahme einiger Notizen, im Tacitus enthalten, der über den Nertus- oder Herta-Dienst das Folgende berichtet:

«Die Reudigner, Avionen, Angeln, Variner, Eudosen, Suardonen, Nuithonen - deutsche Völker zwischen Flüssen und Wäldern wohnend» - das sind ungefähr die einzelnen Stämme, die zu den Ingävonen gehören - «verehren insbesondere die Nertus, das ist: die Mutter Erde, und glauben, daß sie sich in die menschlichen Dinge mischt und zu den Völkern gefahren kommt.»“ (Lit.:GA 173, S. 230f)

„Vieles von diesem Mysterienwesen lebte, wenn man die Sache richtig versteht, gerade in den skandinavischen Mysterien weiter. Dort gibt es statt der Nerta einen Gott Friggo, der seiner Symbolik nach - aber man muß es zuerst aus der Geisteswissenschaft wissen - geradezu zum Verräter wird dessen, was da eigentlich zugrunde lag. Und noch eines war da, das erwähnt sein soll in bezug auf diese Mysterienbräuche. Sie können sich denken: Wenn seit der Zeit des Frühlingsvollmondes bis in die Winterszeit hinein also die Menschenfrucht herangereift war, gab es in der Regel ein solches Menschenwesen, das als erstes in der Heiligen Nacht geboren wurde. Dieses Menschenwesen, das als erstes in der Heiligen Nacht geboren wurde unter den Stämmen der Ingävonen - in ältesten Zeiten war dies in jedem dritten Jahre der Fall -, das wurde zum Führer auserkoren, wenn es dreißig Jahre alt geworden war, und es sollte drei Jahre Führer bleiben, nur drei Jahre. Was dann mit ihm geschah, darf ich vielleicht in späterer Zeit einmal mitteilen.

Forscht man ganz genau nach, so ist nicht nur Frigg, Frei, Freia gewissermaßen bloß eine Art Nebenbedeutung für die Nertus, ebenso wie der nordische Nört, sondern es ist auch der Name Ing selber, von dem her die Ingävonen sich nennen, ein Nebenname für die Nertus. Die mit diesem Mysterium Verbundenen, sie nannten sich die zum Gotte oder zur Göttin Ing Gehörigen: Ingävonen. In der äußeren Welt sind eben nur Splitter geblieben von dem, was da eigentlich lebte. Einer der Splitter sind die Worte des Tacitus, die ich Ihnen mitgeteilt habe. Ein anderer Splitter ist das berühmte angelsächsische Runenlied, welches nur wenige Zeilen enthält. Diese berühmten Zeilen, die heute jeder Philologe der Germanistik studiert, kennt, deren Sinn aber keiner versteht, lauten etwa so:

«Ing wurde zuerst bei den Männern der Ostdänen gesehen. Später ging er nach Osten. Über die Wogen schritt er, und der Wagen rollte ihm nach.»

In diesem angelsächsischen Runenlied ist ein Nachklang dessen enthalten, was geschehen war: was man in dem alten Mysterienbrauch hatte von der Osterempfängnis im Hinblick auf die Weihnachtsgeburtszeit. Was da geschah in der geistigen Welt, man wußte es vor allen Dingen auf der dänischen Halbinsel. Daher sagt das Runenlied mit Recht: «Ing wurde zuerst bei den Männern der Ostdänen gesehen.» Dann kamen immer mehr und mehr die Zeiten, wo dieses alte Wissen in die Korruption verfiel, wo nur Nachklänge, Symbolik vorhanden war, wo überhaupt innerhalb der Menschheitsentwickelung mehr das aus den warmen Ländern Stammende sich verbreitete. Und aus den warmen Ländern stammt dasjenige, was nicht, wie in den kalten Ländern, damit zusammenhängt, daß die Jahreszeit eine innige Beziehung hat zu dem, was der Mensch in seinem Innern erlebt. Es kam die Ausstreuung der Menschenfrucht über das ganze Jahr hin, die selbstverständlich in diesen Gegenden auch schon da war im alten atavistischen Hellsehen, wenn auch noch von den alten Prinzipien durchdrungen, als in der kalten Gegend die Wanengötter herrschten und in den südlichen Gegenden die Tempelmysterien schon längst an die Stelle der Naturmysterien getreten waren. Es kam das schon nach Norden, noch vermischt mit dem Alten, als die Wanengötter ersetzt wurden durch die Asengötter. Wie die Wanengötter zusammenhängen mit dem «wähnen», so die Asengötter mit dem Sein, das heißt mit dem Sein in der äußeren, der materiellen Welt, das der äußere Verstand ergreifen will. Und als die nordischen Menschen eingetreten waren in ein Zeitalter, in welchem der Verstand des einzelnen anfing, sich geltend zu machen, als die Äsen an die Stelle der Wänen, der Wanen getreten waren, da korrumpierte sich die alte Mysteriensitte. Sie zog hinüber in einzelne verstreute Mysteriengemeinschaften des Ostens. Und nur einer noch - derjenige, in dem erneuert werden sollte der ganze Sinn der Erde - , nur einer, in dem der Christus wohnen sollte, der sollte das in sich vereinigen, was einstmals Inhalt der nordischen Mysterien war.

Daher müssen wir, wenn uns im Lukas-Evangelium die Erzählung von dem Erscheinen des Erzengels Gabriel bei der Maria entgegentritt, deren Ursprung in den wahren Visionen suchen, die auftraten in dem, was sich einst in dem Nertus-Symbol der alten Nertus-Mysterien spiegelte. Hinübergezogen war dies nach dem Osten. Die Geisteswissenschaft enthüllt es uns heute, und sie allein gibt dem angelsächsischen Runenlied einen Sinn. Denn Nertus und Ing sind dasselbe. Und von Ing wird ja gesagt: «Ing wurde zuerst bei den Männern der Ostdänen gesehen, später ging er nach dem Osten. Über die Wogen schritt er, und der Wagen rollte ihm nach.» Über die Wogen der Wolken selbstverständlich, so wie die Nerta über die Wogen der Wolken schritt. Was allgemein gewesen war in den Gegenden der kälteren Zone, das wurde singulär, wurde ein Einzelnes. Das trat als ein Singuläres, als ein Einzelnes auf und tritt uns wieder entgegen in der Schilderung des Lukas-Evangeliums.

Was aber einmal da ist und sich eingelebt hat, sich verankert hat in der Auffassung des Gemüts, das bleibt dann im Gemüte, sitzt in der Seele. Und als man im Norden vom alten römischen Süden her die Kunde des Christentums erhielt, empfing man damit etwas, was zusammenhing mit einem nicht mehr im vollen Bewußtsein, sondern im Unterbewußtsein lebenden und deshalb nur gefühlten alten Mysterienbrauch. Daher konnte sich dort die Empfindung für den Jesus besonders stark entwickeln. Ins Unterbewußtsein war schon hinuntergezogen, was im alten Nertus-Mysterium lebte; doch im Unterbewußtsein war es vorhanden, wurde gefühlt und empfunden.

Wenn einst in alter Zeit die Familien zusammenkamen im hohen Norden, als die Erde noch von Wäldern bedeckt war, in denen noch der Auerochs und das Elentier hausten, wenn sie sich in ihren eingeschneiten Hütten bei brennenden Lichtern um das neugeborene Kind versammelten und davon sprachen, daß ihnen mit diesem neuen Leben jenes neue Licht gebracht sei, welches der Himmel ihnen verkündet hatte in der Vorfrühlingszeit, so war dies das alte Weihnachten. Da wurde denen, zu welchen die Kunde vom Christentum einstmals kommen sollte, erzählt, es sei einer in der besonders heiligen Stunde geboren, der zu Großem ausersehen sei. Das war derjenige, der als der erste nach der zwölften Stunde in der als heilig bezeichneten Nacht geboren wurde. Darüber besaß man nicht mehr das alte Wissen, aber das alte Fühlen regte sich noch, als die Kunde kam, daß so einer im fernen Asien geboren sei, in welchem der Christus lebte, der von der Sternenwelt zur Erde heruntergekommen war.“ (S. 234ff)

„... das Christus-Verständnis der Gnosis verglomm; das Jesus-Verständnis entwickelte sich im Zusammenhange mit dem alten Nertus-Dienst nur unbewußt. In der Zukunft aber wird die Menschheit die beiden unbewußten Strömungen sich zum Bewußtsein bringen und sie verbinden müssen. Dann wird immer mehr und mehr ein Christus-Verständnis auf der Erde Platz greifen können, das die Verbindung sein wird der Mysterienerkenntnis mit einer erneuerten großen Gnosis.“ (S. 239)

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Zeitgeschichtliche Betrachtungen. Das Karma der Unwahrhaftigkeit – Erster Teil, GA 173 (1978), ISBN 3-7274-1730-7 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
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