Gneis und Requiem (Verdi): Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Augen-gneiss-2.jpg|miniatur|Augengneis. [[Wikipedia:Rio de Janeiro|Rio de Janeiro]], [[Wikipedia:Brasilien|Brasilien]]]]
Die '''Messa da Requiem''' (auch „Verdi-Requiem“) ist die Vertonung des Textes der Totenmesse ([[Requiem]]) durch den Komponisten [[Giuseppe Verdi]] aus dem Jahr [[1874]].


'''Gneise''' (vermutlich von {{mhd|ganeist(e), g(e)neiste}} „Funke“ ) sind weltweit häufig zu findende [[metamorphe Gesteine]] mit deutlicher Paralletextur und enthalten mehr als 20% [[Feldspat]]e. '''Orthogneise''' sind [[Metamorphose (Geologie)|Umwandlungsprodukte]] [[Magmatische Gesteine|magmatischer Gesteine]], z.B. von [[Wikipedia:Granodiorit|Granodiorit]] oder [[Granit]], dem sie im [[mineral]]ischen Aufbau noch weitgehend gleichen, aber nicht mehr dessen körnige [[Struktur]] teilen. '''Paragneise''' hingegen sind durch Metamorphose von [[Sedimentgestein|Sedimentgestein]]en ([[Sandstein]]en, [[Wikipedia:Grauwacke|Grauwacke]]n, [[Wikipedia:Arkose|Arkose]]n und [[Tonschiefer]]) entstanden.  
== Entstehung ==
Unter dem Eindruck des Todes von [[Gioachino Rossini]] 1868 lud Giuseppe Verdi die seinerzeit zwölf bedeutendsten Komponisten Italiens zur Gemeinschaftskomposition einer [[Totenmesse]] ein, der sogenannten ''[[Messa per Rossini]]''. Er selbst übernahm in diesem [[Requiem]] die Vertonung des Schlusssatzes, des „Libera me“. Die Uraufführung sollte am ersten Todestag Rossinis, dem 13. November 1869, in Bologna stattfinden. Die ''Messa per Rossini'' war im September 1869 fertiggestellt, eine Aufführung kam jedoch wegen widriger Umstände nicht zustande. Das Manuskript geriet daraufhin zunächst in Vergessenheit.


[[Quarz]], [[Granit]] und Gneis, die reich an [[Kiesel]] sind, repräsentieren die Winterkräfte der [[Erde (Planet)|Erde]] und sind mit den [[Kopf]]kräften des [[Mensch]]en verwandt.
Erneut beschäftigte sich Verdi mit dem Requiem-Stoff, nachdem 1873 der Dichter [[Alessandro Manzoni]] verstorben war. Verdi hatte den hochangesehenen Manzoni, Identifikationsfigur des [[Risorgimento]] – der italienischen Nationalbewegung, deren Vertreter auch Verdi selbst war (vgl. [[Viva Verdi]]) –, zutiefst verehrt. Er offerierte der Stadt [[Mailand]] die Komposition einer [[Messe (Musik)|Messe]], die ein Jahr nach Manzonis Tod aufgeführt werden sollte. Die Stadt nahm dankend an. Nachdem Verdi 1871 mit der Oper ''[[Aida (Oper)|Aida]]'' einen bahnbrechenden Erfolg errungen hatte, der ihm auch in Deutschland endlich zur Anerkennung verhalf, komponierte Verdi die ''Messa da Requiem'' als sein vorläufig letztes Werk.  


<div style="margin-left:20px">
Kirchenmusik hatte Verdi bis zu diesem Zeitpunkt lediglich während seiner ersten Ausbildungsjahre, die damals schon dreißig Jahre zurücklagen, und bei der erwähnten Teilkomposition der ''Messa per Rossini'' hervorgebracht. Angeblich studierte er während der Komposition der ''Messa da Requiem'' in Paris die Requien von [[Requiem (Mozart)|Mozart]], [[Luigi Cherubini|Cherubini]], [[Requiem (Berlioz)|Berlioz]] und weiteren Komponisten.
"Die Pflanzen, die wachsen aus der
Erde heraus. Zuerst muß der Winter da sein, nachher kommt der Frühling
und der Sommer. Die locken die Pflanzen aus der Erde heraus, der
Frühling und der Sommer. Da drinnen in der Erde ist die Winterkraft.


[[Datei:GA348 335.gif|center|400px|Tafel 24 aus GA 348, S. 335]]
Verdis Beitrag zur ''Messa per Rossini'', das abschließende „Libera me“, wurde nun die Keimzelle für das gesamte Requiem. Verdi behielt ihn in leicht veränderter Form als Schlusssatz auch der neuen Komposition bei. Den A-cappella-Satz „Requiem aeternam“ für Solosopran und Chor aus der Totenmesse für Rossini verwendete Verdi im neuen Requiem im Orchester- und Chorsatz des „Requiem aeternam“ im [[Introitus (Gesang)|Introitus]]. Die Vertonung des „Dies irae“ aus der älteren Komposition wurde dreimal für textgleiche oder -ähnliche Passagen der [[Sequenz (Hymnus)|Sequenz]] aufgegriffen. Verdi verwertete außerdem eine weitere Eigenkomposition, die in der französischen Erstfassung der Oper ''[[Don Carlos (Verdi)|Don Carlos]]'' als Totenklage für Posa fungierte, im „Lacrimosa“.


Dadurch knollt sich die Pflanze, hat ihre Wurzelkraft. Dann kommt
== Uraufführung und Weiterverbreitung ==
die Sommerkraft; die Pflanze wird herausgelockt. Ja, das kommt alles
[[Bild:Requiem (Verdi) Titelblatt (1874).jpg|mini|Titelblatt der Erstausgabe von 1874]]
von der Erdenumgebung, daß die Pflanzen da herausgelockt werden.
Wie vorgesehen, fand die Uraufführung am ersten Todestag Manzonis, dem 22. Mai 1874, in der Kirche San Marco zu Mailand statt. Der originale Titelzusatz „Per l’anniversario della morte di Alessandro Manzoni XXII Maggio MDCCCLXXIV“ (siehe Abbildung rechts) schreibt diese Aufführung als eigentliche Werkbestimmung fest. Schon im gleichen Jahr jedoch führte Verdi das Werk in [[Paris]] auf und brachte es [[1875]] auch nach [[London]] und [[Wien]]. Die Erstaufführungen im [[Deutsches Reich|Deutschen Reich]] fanden im Dezember 1875 in [[Köln]] und in [[München]] statt, kurz darauf folgte [[Ernst von Schuch|Schuchs]] Erstaufführung in der Dresdner [[Semperoper]].
Da sitzen die Metalle drin, sagen wir, da sitzt Kupfer drin. Die Sonne
konnte nichts anderes tun, als eine Pflanze, die in der Erde sitzt, herauslocken.
Dann wehrt sich die Pflanze gegen die Venuskräfte, wenn sie
einmal herausgelockt ist. Von der Winterkraft der Erde und der Sommerkraft
der ganzen Welt wächst zusammen diese Pflanze.
Ja, meine Herren, aber der Mensch muß ja diese Winterkraft im
Kopfe drinnen haben, denn bei ihm wächst ja immerfort das ganze
Jahr - zum Beispiel das kleine Kind kann das ganze Jahr durch geboren
werden -, bei ihm wächst immerfort diese Wurzel der Nerven nach


[[Datei:GA348 336.gif|center|300px|Tafel 24 aus GA 348, S. 336]]
Wegen des Widmungsträgers bezeichnete man einst Verdis ''Messa da Requiem'' als ''Manzoni-Requiem''. Der Begriff war vor allem im deutschen Raum in den Jahren nach den ersten Aufführungen geläufig, wurde jedoch bereits im 20. Jh. nicht mehr verwendet. Umgangssprachlich bedient man sich heute der Bezeichnung ''Verdi-Requiem'', während für Konzertankündigungen häufig der Originaltitel ''Messa da Requiem'' eingesetzt wird.


unten, und der Mensch muß also diese Winterkraft im Winter und im
Verdis ''Messa da Requiem'' ist, wie Berlioz’ ''[[Requiem (Berlioz)|Grande Messe des Morts]]'' und Brahms’ ''[[Ein deutsches Requiem]]'', ein Requiem, das nicht mehr für den liturgischen Gebrauch, sondern allein für konzertante Aufführungen geschrieben wurde; daher wird es oft ironisch als ''Verdis beste Oper'' bezeichnet.
Sommer im Kopf haben. Heute kann er im Sommer nicht von außen
die Winterkraft im Kopfe haben. Das heißt also, der Mensch muß einmal
in früheren Zeiten, als er noch so war, wie ich es Ihnen erzählt
habe, in dem Urbrei, in dem die Erde noch mit den anderen Planeten
war, diese Winterkraft aufgenommen haben und hat sie eben bis heute
vererbt. Also er hat die Winterkraft in seinem Kopfe aus sehr alten
Zeiten. Der Kopf des Menschen ist eigentlich in alten Zeiten schon gemacht
worden und bis heute so geblieben, wie er ist. Da kommen wir
wieder darauf, daß der Kopf des Menschen verwandt sein muß mit
demjenigen, was m alten Zeiten auf der Erde entstanden ist und heute
auf der Erde schon ganz verhärtet ist.


Nun, gehen Sie hinaus ins Urgebirge, in die Mittelschweiz, so finden
== Werkaufbau ==
Sie da ganz besonders Granit und Gneis. In diesem Granit und Gneis
Der Text und der Ablaufplan des Werkes entsprechen fast durchgehend der römisch-katholischen Liturgie des Totengottesdienstes. Die Abweichungen sind marginal: Verdi verzichtete lediglich auf die Vertonung von [[Graduale]] und [[Tractus]], fügte jedoch das [[Responsorium]] ''[[Requiem#Das_Requiem_in_der_Musik|Libera me]]'' hinzu. Die Besetzung hingegen entspricht einem Opernorchester (mit großer Übereinstimmung zu [[Don_Carlos_(Verdi)|''Don Carlos'']]) mit vier Solisten ([[Sopran]], [[Mezzosopran]], [[Tenor (Stimmlage)|Tenor]], [[Bass (Stimmlage)|Bass]]) und [[Chor (Musik)|Chor]] (vierstimmig, oft mehrfach geteilte Stimmen, im ''Sanctus'' Doppelchor, d.&nbsp;h. zwei vierstimmige Chöre).
ist der wirksamste Stoff die Kieselsäure, die dann im Quarz für sich ist,
 
Kieselsäure, Kiesel. Das ist also der älteste Stoff der Erde auch. Das
# [[Introitus (Gesang)|Introitus]]: ''Requiem aeternam'' – ''Te decet hymnus'' – ''Kyrie'' (Soli, Chor)
muß verwandt sein mit den menschlichen Kopfkräften. Daher kann
# [[Sequenz (Hymnus)|Sequenz]] („[[Dies irae]]“):
man Kopfkrankheiten am leichtesten heilen, wenn man Heilmittel
## ''Dies irae'' – ''Quantus tremor'' (Chor)
macht aus Kiesel, weil man da dem Kopf des Menschen beikommt.
## ''Tuba mirum'' – ''Mors stupebit'' (B, Chor)
Denn in der Zeit, als der Kiesel noch eine besondere Rolle auf Erden
## ''Liber scriptus'' – ''Dies irae'' (2.) (M, Chor)
gespielt hat, noch im Urbrei drinnen war, nicht so hart war - heute ist
## ''Quid sum miser'' (S, M, T)
er hart in Granit und Gneis drinnen -, damals aber, als der Kiesel noch
## ''Rex tremendae'' – ''Salva me'' (S, M, T, B, Chor)
wie Flüssigkeit dahinfloß, da sind die Kräfte, die heute im menschlichen
## ''Recordare'' – ''Quaerens me'' – ''Juste Judex'' (S, M)
Kopfe sind, gebildet worden - die Winterkräfte - und haben
## ''Ingemisco'' – ''Qui Mariam'' – ''Preces meae'' – ''Inter oves'' (T)
sich erhalten." {{Lit|{{G|348|335ff}}}}
## ''Confutatis'' – ''Oro supplex'' – ''Dies irae'' (3.) (B, Chor)
</div>
## ''Lacrymosa'' – ''Pie Jesu'' (Soli, Chor)
# [[Offertorium]]: ''Domine Jesu'' – ''Hostias'' – ''Quam olim Abrahae'' (Soli)
# [[Sanctus]] (doppelchörig)
# [[Agnus Dei]] (S, M, Chor)
# [[Communio (Liturgie)|Communio]]: ''Lux aeterna'' (M, T, B)
# [[Responsorium]]: ''Libera me'' – ''Dies irae'' (4.) – ''Libera me'' (S, Chor)
 
Abkürzungen: S – [[Sopran]], M – [[Mezzosopran]], T – [[Tenor (Stimmlage)|Tenor]], B – [[Bass (Stimmlage)|Bass]]
 
Die Aufführungsdauer der ''Messa da Requiem'' beträgt 85 Minuten.<ref>Fritz Stein (Hrsg.): ''Giuseppe Verdi: Messa da Requiem. For 4 solo voices, chorus and orchestra'' (Taschenpartitur). Eulenburg, London 2000, ISBN 978-3-7957-6918-5</ref>
 
== Orchesterbesetzung ==
3 [[Querflöte|Flöte]]n (3. auch [[Piccoloflöte|Piccolo]]), 2 [[Oboe]]n, 2 [[Klarinette]]n, 4 [[Fagott]]e, 4 [[Horn (Instrument)|Hörner]], 8 [[Trompete]]n (davon 4 Ferntrompeten in ''Tuba mirum''), 3 [[Posaune|Ventiltenorposaune]]n, 1 [[Ophikleide]] (heute oft durch [[Cimbasso]] ersetzt), [[Pauke]]n, große Trommel und Streicher.
 
Bei der Instrumentation ist besonders der solistische Einsatz der [[Große Trommel|großen Trommel]] im ''Dies irae'' hervorzuheben, so dass hier für unterschiedliche Stellen oft zwei verschiedene Instrumente verwendet werden.<ref>{{Literatur|Autor=Horst Huber|Titel=Pauke und Schlagzeug in den Werken Giuseppe Verdis|Hrsg=|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=|Verlag=|Ort=|Datum=2002|Seiten=38|ISBN=3831136548}}</ref> Das ''Offertorium'' enthält eine Probespielstelle für Cello.
 
== Editorische Besonderheiten ==
Nach den ersten Aufführungen erfuhr das Werk noch eine kleine Revision: 1875 entschloss sich Verdi, den „Liber scriptus“, welches bis dahin aus einem Chorfugato bestand, durch eine Mezzosopran-Arie zu ersetzen. Lediglich in der Erstausgabe von 1874 (erschienen bei Ricordi) ist das Stück noch in seiner ursprünglichen Fassung erhalten.
 
== Bearbeitungen ==
Der Berliner Chorleiter und Musikpädagoge [[Wikipedia:Michael Betzner-Brandt|Michael Betzner-Brandt]] schuf 2013 eine Fassung für kleines Ensemble.<ref>[https://www.carus-verlag.com/chor/chormusik-nach-gattungen/giuseppe-verdi-messa-da-reuqiem.html ''Messa da Requiem''] beim Carus-Verlag</ref>
 
== Verwendung in anderen Medien ==
Das Stück Dies irae wurde in verschiedenen Filmen zur Spannungssteigerung verwendet. Darunter fallen die beiden Filme der japanischen Battle Royale-Reihe und der US-amerikanische Western ''Django Unchained'' von Quentin Tarantino aus dem Jahr 2012.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Liste der Gesteine}}
* {{WikipediaDE|Messa da Requiem}}
* {{WikipediaDE|Liste der Gesteine nach Genese}}
 
* {{WikipediaDE|Metamorphes Gestein}}
== Literatur ==
* {{WikipediaDE|Gneis}}
* Michael Heinemann: ''Patriotische Kirchenmusik. Verdis Requiem und die deutsche Kritik.'' In: ''Musica Sacra'', Nr. 3/Jg. 121 (2001), S. 6–8.
* Günther Massenkeil: ''Das Requiem von Giuseppe Verdi. Ein sakrales Meisterwerk.'' In: ''Musica Sacra'', Nr. 5/Jg. 121 (2001), S. 8–10.
* David Baruch Rosen: ''Verdi: Requiem.'' Cambridge University Press, Cambridge 1995.
* Uwe Schweikert: ''Messa da Requiem.'' In: Anselm Gerhard; Uwe Schweikert (Hrsg.): ''Verdi-Handbuch.'' Bärenreiter, Kassel und Metzler, Stuttgart/Weimar 2001, S. 496–504.
 
== Weblinks ==
* [https://www.youtube.com/watch?v=LsZEv7kAllo Verdi:Requiem] YouTube


== Literaturhinweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />


* Rudolf Steiner: ''Über Gesundheit und Krankheit. Grundlagen einer geisteswissenschaftlichen Sinneslehre'', [[GA 348]] (1997), ISBN 3-7274-3480-5 {{Vorträge|348}}
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[[Kategorie:Requiem|Verdi, Messa da Requiem]]


[[Kategorie:Umwandlungsgestein]]
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Version vom 4. Juli 2019, 02:06 Uhr

Die Messa da Requiem (auch „Verdi-Requiem“) ist die Vertonung des Textes der Totenmesse (Requiem) durch den Komponisten Giuseppe Verdi aus dem Jahr 1874.

Entstehung

Unter dem Eindruck des Todes von Gioachino Rossini 1868 lud Giuseppe Verdi die seinerzeit zwölf bedeutendsten Komponisten Italiens zur Gemeinschaftskomposition einer Totenmesse ein, der sogenannten Messa per Rossini. Er selbst übernahm in diesem Requiem die Vertonung des Schlusssatzes, des „Libera me“. Die Uraufführung sollte am ersten Todestag Rossinis, dem 13. November 1869, in Bologna stattfinden. Die Messa per Rossini war im September 1869 fertiggestellt, eine Aufführung kam jedoch wegen widriger Umstände nicht zustande. Das Manuskript geriet daraufhin zunächst in Vergessenheit.

Erneut beschäftigte sich Verdi mit dem Requiem-Stoff, nachdem 1873 der Dichter Alessandro Manzoni verstorben war. Verdi hatte den hochangesehenen Manzoni, Identifikationsfigur des Risorgimento – der italienischen Nationalbewegung, deren Vertreter auch Verdi selbst war (vgl. Viva Verdi) –, zutiefst verehrt. Er offerierte der Stadt Mailand die Komposition einer Messe, die ein Jahr nach Manzonis Tod aufgeführt werden sollte. Die Stadt nahm dankend an. Nachdem Verdi 1871 mit der Oper Aida einen bahnbrechenden Erfolg errungen hatte, der ihm auch in Deutschland endlich zur Anerkennung verhalf, komponierte Verdi die Messa da Requiem als sein vorläufig letztes Werk.

Kirchenmusik hatte Verdi bis zu diesem Zeitpunkt lediglich während seiner ersten Ausbildungsjahre, die damals schon dreißig Jahre zurücklagen, und bei der erwähnten Teilkomposition der Messa per Rossini hervorgebracht. Angeblich studierte er während der Komposition der Messa da Requiem in Paris die Requien von Mozart, Cherubini, Berlioz und weiteren Komponisten.

Verdis Beitrag zur Messa per Rossini, das abschließende „Libera me“, wurde nun die Keimzelle für das gesamte Requiem. Verdi behielt ihn in leicht veränderter Form als Schlusssatz auch der neuen Komposition bei. Den A-cappella-Satz „Requiem aeternam“ für Solosopran und Chor aus der Totenmesse für Rossini verwendete Verdi im neuen Requiem im Orchester- und Chorsatz des „Requiem aeternam“ im Introitus. Die Vertonung des „Dies irae“ aus der älteren Komposition wurde dreimal für textgleiche oder -ähnliche Passagen der Sequenz aufgegriffen. Verdi verwertete außerdem eine weitere Eigenkomposition, die in der französischen Erstfassung der Oper Don Carlos als Totenklage für Posa fungierte, im „Lacrimosa“.

Uraufführung und Weiterverbreitung

Titelblatt der Erstausgabe von 1874

Wie vorgesehen, fand die Uraufführung am ersten Todestag Manzonis, dem 22. Mai 1874, in der Kirche San Marco zu Mailand statt. Der originale Titelzusatz „Per l’anniversario della morte di Alessandro Manzoni XXII Maggio MDCCCLXXIV“ (siehe Abbildung rechts) schreibt diese Aufführung als eigentliche Werkbestimmung fest. Schon im gleichen Jahr jedoch führte Verdi das Werk in Paris auf und brachte es 1875 auch nach London und Wien. Die Erstaufführungen im Deutschen Reich fanden im Dezember 1875 in Köln und in München statt, kurz darauf folgte Schuchs Erstaufführung in der Dresdner Semperoper.

Wegen des Widmungsträgers bezeichnete man einst Verdis Messa da Requiem als Manzoni-Requiem. Der Begriff war vor allem im deutschen Raum in den Jahren nach den ersten Aufführungen geläufig, wurde jedoch bereits im 20. Jh. nicht mehr verwendet. Umgangssprachlich bedient man sich heute der Bezeichnung Verdi-Requiem, während für Konzertankündigungen häufig der Originaltitel Messa da Requiem eingesetzt wird.

Verdis Messa da Requiem ist, wie Berlioz’ Grande Messe des Morts und Brahms’ Ein deutsches Requiem, ein Requiem, das nicht mehr für den liturgischen Gebrauch, sondern allein für konzertante Aufführungen geschrieben wurde; daher wird es oft ironisch als Verdis beste Oper bezeichnet.

Werkaufbau

Der Text und der Ablaufplan des Werkes entsprechen fast durchgehend der römisch-katholischen Liturgie des Totengottesdienstes. Die Abweichungen sind marginal: Verdi verzichtete lediglich auf die Vertonung von Graduale und Tractus, fügte jedoch das Responsorium Libera me hinzu. Die Besetzung hingegen entspricht einem Opernorchester (mit großer Übereinstimmung zu Don Carlos) mit vier Solisten (Sopran, Mezzosopran, Tenor, Bass) und Chor (vierstimmig, oft mehrfach geteilte Stimmen, im Sanctus Doppelchor, d. h. zwei vierstimmige Chöre).

  1. Introitus: Requiem aeternamTe decet hymnusKyrie (Soli, Chor)
  2. Sequenz („Dies irae“):
    1. Dies iraeQuantus tremor (Chor)
    2. Tuba mirumMors stupebit (B, Chor)
    3. Liber scriptusDies irae (2.) (M, Chor)
    4. Quid sum miser (S, M, T)
    5. Rex tremendaeSalva me (S, M, T, B, Chor)
    6. RecordareQuaerens meJuste Judex (S, M)
    7. IngemiscoQui MariamPreces meaeInter oves (T)
    8. ConfutatisOro supplexDies irae (3.) (B, Chor)
    9. LacrymosaPie Jesu (Soli, Chor)
  3. Offertorium: Domine JesuHostiasQuam olim Abrahae (Soli)
  4. Sanctus (doppelchörig)
  5. Agnus Dei (S, M, Chor)
  6. Communio: Lux aeterna (M, T, B)
  7. Responsorium: Libera meDies irae (4.) – Libera me (S, Chor)

Abkürzungen: S – Sopran, M – Mezzosopran, T – Tenor, B – Bass

Die Aufführungsdauer der Messa da Requiem beträgt 85 Minuten.[1]

Orchesterbesetzung

3 Flöten (3. auch Piccolo), 2 Oboen, 2 Klarinetten, 4 Fagotte, 4 Hörner, 8 Trompeten (davon 4 Ferntrompeten in Tuba mirum), 3 Ventiltenorposaunen, 1 Ophikleide (heute oft durch Cimbasso ersetzt), Pauken, große Trommel und Streicher.

Bei der Instrumentation ist besonders der solistische Einsatz der großen Trommel im Dies irae hervorzuheben, so dass hier für unterschiedliche Stellen oft zwei verschiedene Instrumente verwendet werden.[2] Das Offertorium enthält eine Probespielstelle für Cello.

Editorische Besonderheiten

Nach den ersten Aufführungen erfuhr das Werk noch eine kleine Revision: 1875 entschloss sich Verdi, den „Liber scriptus“, welches bis dahin aus einem Chorfugato bestand, durch eine Mezzosopran-Arie zu ersetzen. Lediglich in der Erstausgabe von 1874 (erschienen bei Ricordi) ist das Stück noch in seiner ursprünglichen Fassung erhalten.

Bearbeitungen

Der Berliner Chorleiter und Musikpädagoge Michael Betzner-Brandt schuf 2013 eine Fassung für kleines Ensemble.[3]

Verwendung in anderen Medien

Das Stück Dies irae wurde in verschiedenen Filmen zur Spannungssteigerung verwendet. Darunter fallen die beiden Filme der japanischen Battle Royale-Reihe und der US-amerikanische Western Django Unchained von Quentin Tarantino aus dem Jahr 2012.

Siehe auch

Literatur

  • Michael Heinemann: Patriotische Kirchenmusik. Verdis Requiem und die deutsche Kritik. In: Musica Sacra, Nr. 3/Jg. 121 (2001), S. 6–8.
  • Günther Massenkeil: Das Requiem von Giuseppe Verdi. Ein sakrales Meisterwerk. In: Musica Sacra, Nr. 5/Jg. 121 (2001), S. 8–10.
  • David Baruch Rosen: Verdi: Requiem. Cambridge University Press, Cambridge 1995.
  • Uwe Schweikert: Messa da Requiem. In: Anselm Gerhard; Uwe Schweikert (Hrsg.): Verdi-Handbuch. Bärenreiter, Kassel und Metzler, Stuttgart/Weimar 2001, S. 496–504.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Fritz Stein (Hrsg.): Giuseppe Verdi: Messa da Requiem. For 4 solo voices, chorus and orchestra (Taschenpartitur). Eulenburg, London 2000, ISBN 978-3-7957-6918-5
  2.  Horst Huber: Pauke und Schlagzeug in den Werken Giuseppe Verdis. 2002, ISBN 3831136548, S. 38.
  3. Messa da Requiem beim Carus-Verlag


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