Neuronales Netz und Sender-Empfänger-Modell: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Cajal actx inter.jpg|mini|Zeichnung der neuronalen Vernetzung im [[Wikipedia:Auditiver Cortex|auditiven Cortex]] ([[Wikipedia:Santiago Ramón y Cajal|Santiago Ramón y Cajal]], 1898)]]
[[Datei:Sender-Empfänger-Modell nach Shannon und Weaver.jpg|mini|Sender-Empfänger-Modell nach Shannon und Weaver]]
[[Datei:CajalHippocampus.jpeg|mini|Die neuronale Verbindungen des Nagetier-[[Hippocampus]] von Ramón y Cajal, 1911]]
[[Datei:Network representation of brain connectivity.JPG|mini|Modell der menschlichen [[Großhirnrinde]] mit dem Grundgerüst der cortico-corticaler Assoziations- und Kommissurfasern, die die verschiedenen Gehirnareale miteinander verbinden.]]
[[Datei:Neural network.svg|mini|Schema einer einfachen neuronalen Vernetzung<br />mit '''Divergenz''': ein Neuron gibt Signale an mehrere andere Neuronen weiter,<br /> und '''Konvergenz''': ein Neuron erhält Signale von mehreren anderen.]]
[[Datei:ArtificialNeuronModel deutsch.png|mini|Schema eines künstlichen Neurons mit mehreren gewichteten Eingaben]]


Ein '''neuronales Netz''' besteht aus einer Vielzahl in funktionellen hierarchischen Ebenen angeordneter, miteinander über [[Synapse]]n vernetzter [[Neuron]]en ([[Nervenzelle]]n), die auf der feinsten Ebene des [[Nervensystem]]s, der Mikoskala, einen funktionellen Zusammenhang bilden. Auf der Mesoskala ist die [[Großhirnrinde]] darüber hinaus in [[Kortikale Säule|kortikalen Säulen]] mit einem durchschnittlichen Durchmesser von etwa 80 Mikrometern organisiert, die aus einigen hundert oder tausend Neuronen bestehen. Die Makroskala wird durch die weitreichenden Verbindungen zwischen den verschiedenen spezialisierten Hirnarealen gebildet. Die Gesamtheit all dieser vielfältigen Nervenverbindungen wird als '''Konnektom''' bezeichnet.
Das '''Sender-Empfänger-Modell''' ist ein klassisches [[Kommunikationsmodell]]. Es wurde in den [[1940er|40er Jahren]] von [[Claude Elwood Shannon|Claude E. Shannon]] und [[Warren Weaver]] entwickelt und ist daher auch unter dem Namen '''Shannon-Weaver-Modell''' bekannt. Es handelt sich um ein [[Binärcode|binäres]] [[mathematisches Modell]] mit dem Ziel der Optimierung der [[Kommunikation]] im [[Nachrichtentechnik|nachrichtentechnischen]] Sinn als Austausch von [[Information]]en zwischen zwei Systemen, dem [[Absender|Sender]] und dem [[Empfänger (Information)|Empfänger]].


== Grundlagen ==
== Modellbeschreibung ==
[[Datei:Bild 146xyz.jpg|mini|[[Joseph Beuys]]: "Letter from London" mit dem Detail "Sender (S) und Empfänger (E)". Darunter die Überkreuz-Bewegung der Geschichte vom Mythos (Mond) zum Sonnenstaat (Jupiter)]]
Beide Modellentwickler arbeiteten für eine [[Telefongesellschaft]], so dass das Modell ursprünglich technisch unter dem Blickwinkel des [[Medium (Kommunikation)|Mediums Telefon]] bezüglich einer Reduktion der Störanfälligkeit zwischen Übertragung und Empfang ausgerichtet war und die inhaltliche Bedeutung der [[Nachricht|Botschaft]] selbst nicht primär thematisierte.<ref name="RöhnerSchütz21">{{Literatur|Autor=Jessica Röhner, Astrid Schütz|Titel=Psychologie der Kommunikation|Verlag=Springer Verlag|Jahr=2015|Auflage=2.|Ort=Wiesbaden|ISBN=978-3-658-10024-7|Seiten=21| Online ={{Google Buch|BuchID=Sx03CwAAQBAJ | Seite = 21}}}}</ref> Im Rahmen der von Shannon entwickelten [[Informationstheorie]] ging es um die mathematische Beschreibung eines Transfervorgangs,<ref>{{Literatur|Autor=Christian Rohrlack|Titel=Reverse Technology Transfer in multinationalen Unternehmen: Bedingungen und Gestaltungsmöglichkeiten|Verlag=Springer Verlag|Jahr=2010|Ort=Heidelberg/Berlin|ISBN=9783834988089|Seiten=98| Online ={{Google Buch|BuchID=H-ADBEw_hk8C| Seite = 98}}}}</ref> also unter anderem um [[Entropie]], [[Datenübertragung]], [[Datenkompression]] und das [[Signal-Rausch-Verhältnis]].
Shannon und Weaver propagierten die Modellkomponenten: Sender als [[Quelle (Nachrichtendienst)|Informationsquelle]] und Empfänger als Adressaten, Sendegerät als [[Kodierung|Kodierer]] und Empfängergerät als Dekodierer, zu übertragende [[Signal]]e, einen [[Kanal (Informationstheorie)|Übertragungskanal]] sowie auftretende, potentielle Störungen,<ref name="RöhnerSchütz21" /> wobei je nach Literatur die Elemente Signal und Störung weggelassen werden.<ref name="MattauschFrey">{{Internetquelle|titel=Kommunikationsmodelle|autor=Eva Traut-Mattausch, Dieter Frey|url=https://www.uni-muenster.de/imperia/md/content/psyifp/aeechterhoff/wintersemester2011-12/vorlesungkommperskonflikt/trautmattauschfrey_kommmodelle_handbkap2006.pdf |zugriff=2016-07-26}}</ref>
Bedingung für den Kommunikationsprozess ist die Einrichtung eines geeigneten Kommunikationskanals. Dies kann die Herstellung eines Blickkontaktes oder auch die Anwahl der gewünschten Telefon- beziehungsweise Handynummer sein.<ref name="MattauschFrey" /> Der Sender wählt eine Nachricht aus, verschlüsselt sie mittels Gerät und schickt die umgewandelten Signale durch den Kanal an das entschlüsselnde Empfängergerät, wo sie dann auf den Adressaten treffen.
Diesbezüglich ist zu beachten, dass in der Regel neben der Sprache auch [[nonverbal]]e Signale wie [[Mimik]] und [[Gestik]] gesendet werden.<ref name="MattauschFrey" />


Eine erste Darstellung<ref>Olaf Breidbach: ''Hirn, Hirnforschung.'' In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): ''Enzyklopädie Medizingeschichte.'' De Gruyter, Berlin/New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 600 f.; hier: S. 600 (und S. 1543).</ref> gab 1894 der österreichischer Physiologe [[Wikipedia:Sigmund Exner|Sigmund Exner]] in seinem ''Entwurf zu einer physiologischen Erklärung der psychischen Erscheinungen''<ref>[[Wikipedia:Sigmund Exner|Sigmund Exner]]: ''[https://archive.org/details/entwurfzueinerph00exne Entwurf zu einer physiologischen Erklärung der psychischen Erscheinungen von Dr. Sigmund Exner: I. Theil]'', F. Deuticke, Leipzig Wien 1894</ref>. Üblicherweise verfügen neuronale Netze über eine Vielzahl von Eingängen und einen einzigen Ausgang. Durch ihre hohe funktionelle und strukturelle '''neuronale Plastizität''', durch die die [[Synapse|synaptischen Verbindungen]] der [[Nervenzelle]]n aktivitätsabhängig beständig umgebildet und neu gewichtet werden, sind neuronale Netze hochgradig [[Lernen|lernfähig]]. Daneben findet zwischen Neuronen und Zellen der [[Wikipedia:Gliazelle#Gliazelltypen|Neuroglia]], insbesondere mit den [[Wikipedia:Oligodendrozyt|Oligodendrozyt]]en und [[Wikipedia:Astrozyt|Astrozyten]], ein chemischer und elektrischer Austausch statt, der die Gewichtung der Signale verändern kann. Neuronale Netze folgen dadurch nicht explizit vorgegebenen Regeln, sondern entwickeln bei entsprechendem Training durch [[implizites Lernen]] eine eigenständige Art von neuronaler [[Intelligenz]]. Hervorstechend ist insbesondere ihre Fähigkeit, komplexe [[Muster]] zu erkennen und zu speichern.  
== Störungen im Kommunikationsprozess ==
Die Kommunikation kann als erfolgreich gewertet werden, wenn die gesendete Nachricht mit der empfangenen identisch ist. Voraussetzung dafür ist, dass die benutzten Geräte kompatibel sind, die Ver- und Entschlüsselung übereinstimmen und die Übertragung selbst störungsfrei abläuft. Als Erfolgskontrolle kann die [[Feedback (Kommunikation)|Rückmeldung des Empfängers]] an den Sender gelten, die aber nicht zwangsläufig denselben Kanal nutzen muss.<ref name="RöhnerSchütz21" />


Die Struktur der neuronalen Netze und der Bau des [[Gehirn]]s insgesamt ist in gewissem Sinn eine [[physisch]] realisierte [[Imagination]] der geistig-seelischen Tätigkeit des [[Mensch]]en. Darauf hat schon [[Rudolf Steiner]] hingewiesen:
Das Ausbleiben oder eine vom Sender nicht intendierte Reaktion des Empfängers deuten auf Störungen hin.
Störungen können technischer, systemimmanenter Natur oder auch in den Kommunikationspartnern behaftet sein.
Als besonders [[Störungstheorie|störanfällig]] wird der Vorgang der [[Datenübertragung|Signalübertragung]] (z.B. durch [[Rauschen (Physik)|Rauschen]]) betrachtet.<ref name="RöhnerSchütz21" /> Weitere Störquellen sind medienimmanent bei verzerrten Funkwellen oder Bildstörungen auszumachen. Aber auch bei der [[Zwischenmenschliche Kommunikation|zwischenmenschlichen Kommunikation]], bei der die Nachricht aus der [[Gesprochene Sprache|gesprochenen Sprache]] besteht, kann es dann zu Störungen kommen, wenn es nicht vollkommen leise ist. Beispielsweise könnten gelangweilte Zuhörer in einer Vorlesung durch nicht zum Thema gehörige Nebengespräche Hintergrundgeräusche erzeugen, so dass die Nachricht nicht deutlich wahrgenommen werden kann.<ref name="RöhnerSchütz22">{{Literatur|Autor=Jessica Röhner, Astrid Schütz|Titel=Psychologie der Kommunikation, Basiswissen Psychologie|Verlag=Springer Verlag|Jahr=2015|Auflage=2.|Ort=Wiesbaden|ISBN=978-3-658-10024-7|Seiten=22 |Online ={{Google Buch|BuchID=Sx03CwAAQBAJ | Seite = 22}}}}</ref> Auch eine [[Verfälschung]] durch den [[Stille Post]]-Effekt ist möglich. Neben der erforderlichen gegenseitigen Aufmerksamkeit kann es zu Mehrdeutigkeiten und Übertragungsfehlern kommen, wenn die Zeichenverwendungen für den Kodierungsvorgang nicht eindeutig belegt sind, wie dies unter anderen bei der [[Übersetzung (Linguistik)|Übersetzung]] von einer Sprache in eine andere der Fall ist<ref name="RöhnerSchütz22" /> oder wenn die Kommunikationspartner aus unterschiedlichen [[Kulturkreis]]en stammen<ref name="Bornand">{{Literatur|Autor=Jilline Bornand|Titel=Einführung in die Psychologie und Pädagogik: Lerntext, Aufgaben mit kommentierten Lösungen und Glossar|Verlag=Compendio Bildungsmedien AG|Jahr=2004|Ort=Zürich|ISBN=9783715592213|Seiten=109 |Online ={{Google Buch|BuchID=8am8rLtiZ20C | Seite = 109}}}}</ref> sogar verschiedenen Generationen angehören.<ref name="Wingchen" >{{Literatur|Autor=Jürgen Wingchen|Titel=Kommunikation und Gesprächsführung für Pflegeberufe: Ein Lehr- und Arbeitsbuch.|Verlag=[[Schlütersche Verlagsgesellschaft]]|Jahr=2014|Ort=Hannover|ISBN=9783842685369|Seiten=16 |Online ={{Google Buch|BuchID=XN2EBQAAQBAJ | Seite = 16}}}}</ref>


{{GZ|Ich war einmal in einer
Ursächlich für weitere Störungen, die den an der Kommunikation beteiligten Personen zuzuschreiben sind, können unter anderem in der [[Soziale Kognition|sozialen Informationsverarbeitung]] und der damit verbundenen [[Einstellung (Psychologie)| Haltung]] gegenüber der Information selbst und der Beziehung zwischen den Partnern gesehen werden, was die Wahrnehmung verzerren könnte. Hier fällt auch die [[Kongruenz (Psychotherapie)|Kongruenz]] zwischen verbalen und nonverbalen Signalen hinein. Dies zielt insbesondere auf die [[Motivation]] und Fähigkeit ab, Nachrichten [[zielgruppe]]nadäquat zu kodieren und darauf, dies entsprechend zu dekodieren und damit zu verstehen. Beispielsweise könnte in Artikeln die [[Verständlichkeit]] durch die Verwendung von [[Fachbegriff]]en für bestimmte Personengruppen erschwert werden. In diesem Zusammenhang spielt auch [[Zeitdruck]] eine Rolle.<ref name="MattauschFrey" />
Versammlung — es ist schon viele Jahre her —, da sprach zuerst
Den Sender kann zu einer reibungsfreieren Kommunikation beitragen, indem er Methoden zur Erhöhung der Verständlichkeit im Vorfeld mit einbezieht wie kurze Sätze, die Nutzung von Wort und Bild und ähnliches.<ref name="MattauschFrey" />
ein Arzt über den Gehirnbau, setzte den Gehirnbau auseinander im
Zusammenhang mit dem Seelenleben des Menschen, nach einer Anschauung,
die man ganz mit Recht materialistisch nennen kann. Es
war ein ganz waschechter Materialist, der da den Gehirnbau ganz gut
auseinandersetzte, soweit er heute durchforscht ist, und der also das
Seelenleben im Zusammenhang mit diesem Gehirnbau erklärte. Der
Vorsitzende dieser Versammlung war ein Herbartianer, und der konstruierte
sich nun nicht den Gehirnbau, aber dasjenige, was das Vorstellungsleben
ist, so wie es der Philosoph Herhart einmal gemacht
hat. Der sagte dann: Ja, es ist doch merkwürdig, der Physiologe, der
Arzt, der zeichnet das Gehirn auf und macht da Figuren; wenn ich
als Herbartianer, sagte er, die komplizierten Vorstellungsassoziationen
aufzeichne, wobei ich bloß ein Bild meine von dem, was sich als
Vorstellungen vergesellschaftet, nicht etwa Nervenfäden, die eine
Nervenzelle mit der anderen verbinden, wenn ich als richtiger
Herbartianer, der sich nicht um das Gehirn kümmert, dasjenige, was
ich mir vorstelle über die Art, wie sich Vorstellungen verketten und
so weiter, nur ganz symbolisch zeichne, so sieht das ganz ähnlich aus
wie die Zeichnungen des Physiologen über den physischen Gehirnbau.


Das ist nicht ohne Grund, daß das ähnlich ausschaut. Indem wir
== Stärken und Schwächen des Modells ==
immer mehr und mehr auf den Bau des Gehirnes naturwissenschaftlich
Eine wesentliche Stärke des Modells liegt darin, dass es Kommunikation einfach strukturiert mit wesentlichen Kernelementen abbildet.
gekommen sind, hat sich nämlich immer mehr und mehr gezeigt,
Die Entwicklung des Modells geschah jedoch vor dem geschichtlichen Hintergrund des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]]. So bildet der Hauptkritikpunkt die Annahme, dass Kommunikation immer einen sachlichen Informationsfluss bedient, der durch einen Informationskanal fließt und sicher sowie störungsfrei zu ver- und entschlüsseln sei, es geht „also um Fragen, mit denen sich kriegführende Parteien, Geheimdienste, Telefongesellschaften und Funk- und Fernsehtechniker befassen.“<ref name="Kannetzky"> {{Internetquelle|autor= Frank Kannetzky|titel=Dilemmata der Kommunikationstheorie|url=http://www.uni-leipzig.de/~kannetzk/Texte/Kannetzky%20Dilemmata%20der%20Kommunikationstheorie.pdf|zugriff=2016-07-28}}</ref> Kommunikation muss nicht zwangsläufig primär, wenngleich auch, auf eine Informationshandlung abzielen, wie das beispielsweise beim Begrüßen beim Betreten eines Raumes der Fall sein kann. Teilweise kann die Sache selbst auch verschwiegen und so nicht mitgeteilt werden. Demzufolge fehlt dem Modell die differenzierte Betrachtung des Sprechaktes, welche beispielsweise dazu führt, dass eine Information als [[Witz]] oder [[Ironie]] erkannt wird. Fraglich ist weiterhin die Unterstellung der Gleichwertigkeit der Kanäle, das bedeutet, ein Face-to-Face Gespräch wird genauso wie ein maschinell übertragener Prozess erfasst und die Gleichsetzung einer störungsfreien mit einer gelungenen Kommunikation.<ref name="Kannetzky" />
daß eigentlich der äußere Bau des Gehirnes in einer ganz wunderbaren
Weise dem Bau unseres Vorstellungslebens entspricht. Man
kann alles, was man im Vorstellungsleben findet, im Gehirnbau
wiederfinden. Es ist einfach — bitte nehmen Sie das cum grano
salis —, wie wenn die Natur selber im Gehirn ein plastisches Abbild
unseres Vorstellungslebens hätte schaffen wollen. So etwas fällt
einem ganz besonders auf, wenn man, sagen wir, solche Darstellungen
wie die von Meynert liest. Jetzt sind sie schon etwas veraltet.
Meynert ist Materialist gewesen, aber ausgezeichneter Gehirnphysiologe,
Psychiater, und man möchte sagen: Ja, der ist Materialist,
aber dasjenige, was er einem als Materialist gibt, das ist eine
wunderbare Abschlagszahlung für dasjenige, was man auch herauskriegt,
auch wenn man sich gar nicht kümmert um das menschliche
Gehirn, sondern bloß darum, wie sich Vorstellungen verknüpfen und
trennen und so weiter und bloß diese Symbole hinzeichnen will.
Kurz, es ist so, daß man, wenn man durch irgend etwas Materialist
werden könnte, man es durch den Bau des menschlichen Gehirnes
ganz besonders werden könnte. Jedenfalls muß man sagen, wenn es
ein Geistig-Seelisches gibt, so hat dieses Geistig-Seelische im menschlichen
Gehirn einen so adäquaten Ausdruck gefunden, daß man nun
gar nicht weit von der Behauptung ist: Ja, was braucht man noch
ein Geistig-Seelisches für das Vorstellungsleben? Wenn man noch eine
Seele verlangen würde, die noch denken kann! Da das Gehirn eine so
genaue Abbildung ist des Geistig-Seelischen, warum soll das Gehirn
nicht denken können? -


Alle diese Dinge müssen Sie natürlich mit dem bekannten Gran
== Modellvarianten ==
Salz verstehen. Ich will nur auf den Sinn der ganzen Auseinandersetzung
In der [[Kommunikationspsychologie]] und in der [[Gruppendynamik]] wird das ursprünglich technisch orientierte Modell variiert. So griff beispielsweise der [[Soziologe]] [[Stuart Hall (Soziologe)|Stuart Hall]] in den [[80er Jahre]]n das Sender-Empfänger-Modell auf und thematisierte insbesondere die [[Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung|psychosozial]]e Komponente.<ref name="Polzin/Weigl">{{Literatur|Autor=Brigitte Polzin, Herre Weigl|Titel=Führung, Kommunikation und Teamentwicklung im Bauwesen: Grundlagen – Anwendung – Praxistipps|Verlag=Springer Verlag|Jahr=2015|Ort=Berlin/Heidelberg|ISBN=9783658066987|Seiten= 76|Online ={{Google Buch|BuchID=gY-3BgAAQBAJ| Seite =76}}}}</ref><ref>{{Literatur|Autor=Tobias Amshoff u.a.|Titel=physiolexikon: Physiotherapie von A bis Z|Verlag=Georg Thieme Verlag|Jahr=2010|Ort=Stuttgart|ISBN=9783131630018|Seiten=457 |Online ={{Google Buch|BuchID=Bv3a01Dn_9AC| Seite =457 }}}}</ref>
heute hinweisen. Das menschliche Gehirn kann einen schon,
besonders wenn man in die Detailforschung eingeht, zum Materialisten
machen. Und was da so eigentlich für ein Geheimnis obwaltet,
was da eigentlich zugrunde liegt, das wird einem doch erst klar,
wenn man zur imaginativen Erkenntnis kommt. In der imaginativen
Erkenntnis nämlich zeigen sich einem Bilder, Bilder für nur wirklich
Geistiges, Bilder, die man früher nicht gesehen hat. Aber man möchte
sagen, diese Bilder erinnern einen an die durch die Nervenzellen
und Nervenfäden geformten Bilder im menschlichen Gehirn. Und ich
möchte sagen, wenn ich Ihnen eine Erklärung geben sollte für die
Frage: Was ist eigentlich dieses imaginative Erkennen, das natürlich
ganz im Übersinnlichen verläuft, was ist es? Wenn ich Ihnen gleichsam
versinnbildlichen sollte die imaginative Erkenntnis, wie der
Mathematiker es mit seinen Figuren macht, indem er mathematische
Probleme aufzeichnet, dann könnte ich auch sagen: Man stelle sich
vor, daß man in der Welt mehr erkennt, als was die Sinneserkenntnis
gibt, dadurch, daß man aufsteigen kann zu Bildern, die eine Realität
so geben, wie das menschliche Gehirn die menschliche Seelenrealität
gibt. Die Natur selber stellt das hin als eine reale, als eine sinnlichreale
Imagination im Gehirn, was man eigentlich in der imaginativen
Erkenntnis auf einem höheren Gebiete erlangt.


Aber dadurch kommt man tiefer jetzt hinein in die menschliche
Das [[Vier-Seiten-Modell]] von [[Friedemann Schulz von Thun]] baute weiterhin das Shannon-Weaver-Modell dahingehend aus, dass Nachrichten sowohl vom Sender als auch vom Empfänger nach den vier Seiten Sachinhalt, Selbstoffenbarung, Beziehung und Appell interpretiert werden können.<ref name="Polzin/Weigl" />
Konstitution. Wir werden das in den nächsten Tagen sehen: Man
Bereits in den [[70er Jahre]]n erweiterte [[Carl Friedrich Graumann|Graumann]] das ursprüngliche Modell um eine achte Komponente, die Rückmeldung. Dieses Modell beschränkt sich auf einen Kommunikationsbegriff, der den Austausch von Informationen als objektiv messbar ansieht, so dass Störungen auf einen fehlerhaften Kommunikationskanal oder Fehler beim Ko- und Dekodieren zurückgeführt werden.<ref name="Nerdinger" >{{Literatur|Autor=Friedemann W. Nerdinger u. a.|Titel=Arbeits- und Organisationspsychologie|Verlag=Springer Verlag|Jahr=2014|Auflage=3.|Ort=Berlin/Heidelberg|ISBN=9783642411304|Seiten= 60|Online ={{Google Buch|BuchID=xiQjBAAAQBAJ| Seite =60 }}}}</ref>
kommt immer zu einer Möglichkeit, diesen Wunderbau des menschlichen
Gehirns nicht isoliert für sich zu sehen, sondern ich möchte
sagen: Während man eine Welt, eine übersinnliche Welt oben durch
Imagination sieht, ist es so, wie wenn ein Teil dieser Welt sich
herunterrealisiert hätte und im menschlichen Gehirn eine realisierte
imaginative Welt vor uns dastehen würde. Und in der Tat, ich glaube
nicht, daß irgend jemand adäquat über das menschliche Gehirn
sprechen kann, der nicht in dem menschlichen Gehirnbau eine imaginative
Darstellung des Seelenlebens sieht. Das ist auch dasjenige, was
uns immer wiederum in eine Zwickmühle führt, wenn wir von der
bloßen Gehirnphysiologie ausgehen und zum Seelenleben hinüberkommen
wollen. Nämlich, wenn man beim Gehirn stehenbleiben
will, braucht man gar nicht das Seelenleben. Nur derjenige hat ein
Recht, gegenüber dem Bau des menschlichen Gehirnes noch von einem
Seelenleben zu sprechen, der dieses Seelenleben außerdem noch anders
kennt, als man es kennt auf dem gewöhnlichen Wege dieser Welt.
Denn wenn man in der geistigen Welt dieses Seelenleben kennenlernt:
im Bau des menschlichen Gehirnes hat es sein adäquates Abbild, und
alles das, was das übersinnliche Seelenorgan vorstellungsgemäß kann,
kann das Gehirn auch. Denn bis in die Funktionen hinein ist das
Gehirn ein Abbild; so daß niemand Materialismus belegen oder
widerlegen kann von der Gehirnphysiologie aus. Das gibt es einfach
nicht. Wenn der Mensch bloß Gehirnwesen wäre, so würde man gar
nicht daraufzukommen brauchen, daß er noch eine Seele hat.|314|88ff}}


== Rekurrente neuronale Netze ==
== Anwendungen ==
[[Datei:Neuronal-Networks-Feedback.png|mini|Verschiedene Arten der Rückkopplung]]
Das Sender-Empfänger-Modell findet immer dort Einzug, wo Kommunikation eine besondere Bedeutung besitzt. Dies ist beispielsweise der Fall bei [[Geisteswissenschaft]]en,<ref>{{Literatur|Autor=Doris Ternes|Titel=Kommunikation - eine Schlüsselqualifikation: Einführung zu wesentlichen Bereichen zwischenmenschlicher Kommunikation|Verlag=[[Junfermann]] Verlag|Jahr=2008|Ort=Paderborn|ISBN=9783873877054|Seiten= 31|Online ={{Google Buch|BuchID=hWjjfN0sRF4C| Seite =31 }}}}</ref> der [[Arbeitspsychologie|Arbeits-]] und [[Organisationspsychologie]],<ref name="Nerdinger" /> der [[Psychologie]] und [[Pädagogik]]<ref name="Bornand" /> oder auch ganz konkret in der [[Gesundheits- und Krankenpflege|Pflege]]<ref name="Wingchen" /> der [[Patient-Arzt-Beziehung|ärztlichen Kommunikation]]<ref>{{Literatur|Autor=Axel Schweickhardt, Kurt Fritzsche|Titel=Kursbuch ärztliche Kommunikation: Grundlagen und Fallbeispiele aus Klinik und Praxis|Verlag=Deutscher Ärzteverlag|Jahr=2007|Ort=Köln|ISBN=9783769132281|Seiten= 4|Online ={{Google Buch|BuchID=TPKKPITKSsEC| Seite =4 }}}}</ref> und sogar im [[Bauwesen]].<ref name="Polzin/Weigl" />
Bei '''rückgekoppelten''' bzw, '''rekurrenten neuronalen Netzen''', wie sie vor allem im [[Neocortex]] vorkommen, sind die [[Neuron]]en einer Rindenschicht entweder mit Neuronen derselben oder einer darunterliegenden Schicht [[Rückkopplung|rückgekoppelt]]. Dabei gibt es verschiedene Verschaltungsmöglichkeiten:
 
* <span style="color:blue">'''direkte Rückkopplung'''</span> ({{EnS|direct feedback}}): der Ausgang wird als Eingang auf dasselbe Neuron zurückgeführt (<math>\color{blue}{w_d}</math>)
* <span style="color:green">'''indirekte Rückkopplung'''</span> ({{EnS|indirect feedback}}: der Ausgang wird an ein Neuron einer darunterliegenden Schicht weitergeleitet (<math>\color{green}{w_i}</math>)
* <span style="color:red">'''laterale Rückkopplung'''</span> ({{EnS|{{EnS|lateral feedback}}}}: der Ausgang des Neurons wird seitlich an ein anderes Neuron derselben Schicht weitergeleitet (<math>\color{red}{w_l}</math>)
* '''vollständige Rückkopplung''': jeder Ausgang des Neurons ist mit einem anderen Neuron verbunden
 
== Künstliche neuronale Netze ==
[[Datei:Diagram of a McCulloch-Pitts-cell.svg|mini|Diagramm einer McCulloch-Pitts-Zelle nach [[Marvin Minsky|Marvin Minsky]].]]
 
Der [[Technik|technische]] Nachbau neuronaler Netze durch '''künstliche neuronale Netze''' (kurz: '''KNN'''; {{EnS|artificial neural network}}, '''ANN''') ist für die Entwicklung der [[Künstliche Intelligenz|künstlichen Intelligenz]] von hervorragender Bedeutung. Die Grundlage dafür bietet das softwaremäßig, seltener auch hardwaremäßig realisierte Modell eines '''künstlichen Neurons'''.
 
Ein einfaches Modell eines künstlichen Neurons wurde erstmals 1943 von [[Wikipedia:Warren McCulloch|Warren McCulloch]] und [[Wikipedia:Walter Pitts|Walter Pitts]] in Form der nach ihnen benannten '''McCulloch-Pitts-Zelle''' vorgeschlagen<ref>Warren McCulloch, Walter Pitts: ''A logical calculus of the ideas immanent in nervous activity''. In: ''Bulletin of Mathematical Biophysics'', Bd. 5 (1943), S. 115–133, {{ISSN|0007-4985}}</ref>, mit der sich einfache logische AND-, OR- und NOT-Gatter simulieren lassen, mit denen [[Mathematik|mathematische]] und [[Logik|logische]] Operationen durchgeführt werden können. Sie wollten damit die Frage klären, ob das [[Gehirn]] [[Turing-berechenbar]]e Funktionen berechnen kann und die Gehirntätigkeit damit im Prinzip auf [[Rechenoperation]]en rückführbar ist. Diese Idee hatte erstmals schon der englische [[Mathematiker]] und [[Philosoph]] [[Thomas Hobbes]] (1588-1679) vorgeschlagen:
 
{{Zitat|Unter rationeller Erkenntnis vielmehr verstehe ich Berechnung.
Berechnen heißt entweder die Summe von zusammengefügten
Dingen finden oder den Rest erkennen, wenn eins vom andern
abgezogen wird. Also ist rationelle Erkenntnis dasselbe wie
Addieren und Subtrahieren; wenn jemand Multiplizieren, und
Dividieren hinzufügen will, so habe ich nichts dagegen, da
Multiplikation dasselbe ist wie Addition gleicher Posten, Division
dasselbe wie eine bestimmte Subtraktion gleicher Posten. Aber
rationelle Erkenntnis geht jedenfalls auf zwei Geistesoperationen
zurück: Addition und Subtraktion.|Thomas Hobbes|''Grundzüge der Philosophie'', 1. Teil: ''Lehre vom Körper'', S. 14}}
 
== Hebbsche Lernregel ==
 
[[Wikipedia:|1949]] formulierte der kanadische [[Kognitionspsychologe]] [[Wikipedia:Donald O. Hebb|Donald O. Hebb]] (1904-1985) in seinem Buch ''The Organization of Behavior'' die mittlerweile experimentell gut belegte<ref>T. V. Bliss, T. Lomo: ''Long-lasting potentiation of synaptic transmission in the dentate area of the anaesthetized rabbit following stimulation of the perforant path.'' In: ''J Physiol.'' 232(2), 1973, S. 331–356, Free Full Text Online. PMID 4727084</ref> grundlegende und einfachste neuronale Lernregel, die sog. '''Hebbsche Lernregel''', die kurz gefasst besagt: „''what fires together, wires together''“, d.h. je öfter Neuronen gleichzeitig feuern, umso bevorzugter werden sie auch künftig durch Ausbildung entsprechender synaptischer Verbindungen miteinander aktiv werden.
 
In künstlichen neuronalen Netzen wird die Hebbsche Lernregel durch die Gewichtsänderung <math>\Delta w_{ij}</math> des neuronalen Graphen abgebildet. Sie ist proportional zu der als passende Konstante gewählten ''Lernrate'' <math>\eta</math> und zur Aktivitätsrate <math>a_i</math> des Neurons<sub>i</sub> und dem Output des mit ihm verbundenen Neurons<sub>j</sub>, d.h. <math>\Delta w_{ij} = \eta \cdot a_{i} \cdot o_{j}</math>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
 
* {{WikipediaDE|Sender-Empfänger-Modell}}
* {{WikipediaDE|Neuronales Netz}}
* {{WikipediaDE|Liste der Kommunikationsmodelle}}
* {{WikipediaDE|Künstliches neuronales Netz}}
* {{WikipediaDE|Hebbsche Lernregel}}
* {{WikipediaDE|Neuronale Plastizität}}
 
== Literatur ==
 
* Donald Olding Hebb: ''The organization of behavior. A neuropsychological theory''. Erlbaum Books, Mahwah, N.J. 2002, ISBN 0-8058-4300-0
* [[Wikipedia:Manfred Spitzer|Manfred Spitzer]]: ''Geist im Netz''. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 1996, ISBN 3-8274-0109-7, S. 148–182
* Norman Doidge, Jürgen Neubauer (Übers.): ''Neustart im Kopf: wie sich unser Gehirn selbst repariert''. Campus-Verlag, Frankfurt am Main / New York 2008, ISBN 978-3-593-38534-1
* Rudolf Steiner: ''Physiologisch-Therapeutisches auf Grundlage der Geisteswissenschaft. Zur Therapie und Hygiene'', [[GA 314]] (1989), ISBN 3-7274-3141-5 {{Vorträge|314}}
 
{{GA}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commons|Neural network}}
{{Commonscat|Shannon-Weaver communication model|Sender-Empfänger-Modell|3=S}}
* [http://www.neuronalesnetz.de/ Einführung in die Grundlagen und Anwendungen neuronaler Netze]
* {{Webarchiv | url=http://wwwmath.uni-muenster.de/SoftComputing/lehre/material/wwwnnscript/startseite.html | wayback=20010515082546 | text=Einführung in Neuronale Netze}}
* {{Webarchiv | url=http://neurocomputing.org/History/body_history.html | wayback=20060203191836 | text=Geschichte der Neuronalen Netze bis 1960}} (engl.)
* [http://www.dkriesel.com/science/neural_networks Ein kleiner Überblick über Neuronale Netze (D. Kriesel)] - Ausführliche, illustrierte Arbeit zu Neuronalen Netzen; Themen sind u.&nbsp;a. Perceptrons, Backpropagation, Radiale Basisfunktionen, Rückgekoppelte Netze, Self Organizing Maps, Hopfield-Netze.
* [http://www.mpg.de/100045/HM09_NeuronalePlastizitaet.pdf ''Neuronale Plastizität: Das formbare Gehirn''] (PDF) In: [http://www.mpg.de/perspektiven Forschungsperspektiven 2010+], [[Wikipedia:Max-Planck-Gesellschaft|Max-Planck-Gesellschaft]].
* Ulrich Kraft: [http://www.mpg.de/932978/F004_Fokus_038_043.pdf ''Altern mit Köpfchen''.] (PDF; 2,6&nbsp;MB) In: ''[[Wikipedia:MaxPlanckForschung|MaxPlanckForschung]]'', Heft 1/2007
* {{Scholarpedia|http://www.scholarpedia.org/article/Models_of_synaptic_plasticity|Models of Synaptic Plasticity}}
* {{Scholarpedia|http://www.scholarpedia.org/article/Maintenance_of_synaptic_plasticity|Maintenance of synaptic plasticity|Harel Z. Shouval}}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />


<references />
[[Kategorie:Kommunikationswissenschaft]]
[[Kategorie:Kommunikationsmodell]]
[[Kategorie:Sozialpsychologie]]


[[Kategorie:Nervensystem]] [[Kategorie:Zentrales Nervensystem]] [[Kategorie:Gehirn]] [[Kategorie:Informatik]]
{{Wikipedia}}

Version vom 9. März 2018, 04:16 Uhr

Sender-Empfänger-Modell nach Shannon und Weaver

Das Sender-Empfänger-Modell ist ein klassisches Kommunikationsmodell. Es wurde in den 40er Jahren von Claude E. Shannon und Warren Weaver entwickelt und ist daher auch unter dem Namen Shannon-Weaver-Modell bekannt. Es handelt sich um ein binäres mathematisches Modell mit dem Ziel der Optimierung der Kommunikation im nachrichtentechnischen Sinn als Austausch von Informationen zwischen zwei Systemen, dem Sender und dem Empfänger.

Modellbeschreibung

Joseph Beuys: "Letter from London" mit dem Detail "Sender (S) und Empfänger (E)". Darunter die Überkreuz-Bewegung der Geschichte vom Mythos (Mond) zum Sonnenstaat (Jupiter)

Beide Modellentwickler arbeiteten für eine Telefongesellschaft, so dass das Modell ursprünglich technisch unter dem Blickwinkel des Mediums Telefon bezüglich einer Reduktion der Störanfälligkeit zwischen Übertragung und Empfang ausgerichtet war und die inhaltliche Bedeutung der Botschaft selbst nicht primär thematisierte.[1] Im Rahmen der von Shannon entwickelten Informationstheorie ging es um die mathematische Beschreibung eines Transfervorgangs,[2] also unter anderem um Entropie, Datenübertragung, Datenkompression und das Signal-Rausch-Verhältnis. Shannon und Weaver propagierten die Modellkomponenten: Sender als Informationsquelle und Empfänger als Adressaten, Sendegerät als Kodierer und Empfängergerät als Dekodierer, zu übertragende Signale, einen Übertragungskanal sowie auftretende, potentielle Störungen,[1] wobei je nach Literatur die Elemente Signal und Störung weggelassen werden.[3] Bedingung für den Kommunikationsprozess ist die Einrichtung eines geeigneten Kommunikationskanals. Dies kann die Herstellung eines Blickkontaktes oder auch die Anwahl der gewünschten Telefon- beziehungsweise Handynummer sein.[3] Der Sender wählt eine Nachricht aus, verschlüsselt sie mittels Gerät und schickt die umgewandelten Signale durch den Kanal an das entschlüsselnde Empfängergerät, wo sie dann auf den Adressaten treffen. Diesbezüglich ist zu beachten, dass in der Regel neben der Sprache auch nonverbale Signale wie Mimik und Gestik gesendet werden.[3]

Störungen im Kommunikationsprozess

Die Kommunikation kann als erfolgreich gewertet werden, wenn die gesendete Nachricht mit der empfangenen identisch ist. Voraussetzung dafür ist, dass die benutzten Geräte kompatibel sind, die Ver- und Entschlüsselung übereinstimmen und die Übertragung selbst störungsfrei abläuft. Als Erfolgskontrolle kann die Rückmeldung des Empfängers an den Sender gelten, die aber nicht zwangsläufig denselben Kanal nutzen muss.[1]

Das Ausbleiben oder eine vom Sender nicht intendierte Reaktion des Empfängers deuten auf Störungen hin. Störungen können technischer, systemimmanenter Natur oder auch in den Kommunikationspartnern behaftet sein. Als besonders störanfällig wird der Vorgang der Signalübertragung (z.B. durch Rauschen) betrachtet.[1] Weitere Störquellen sind medienimmanent bei verzerrten Funkwellen oder Bildstörungen auszumachen. Aber auch bei der zwischenmenschlichen Kommunikation, bei der die Nachricht aus der gesprochenen Sprache besteht, kann es dann zu Störungen kommen, wenn es nicht vollkommen leise ist. Beispielsweise könnten gelangweilte Zuhörer in einer Vorlesung durch nicht zum Thema gehörige Nebengespräche Hintergrundgeräusche erzeugen, so dass die Nachricht nicht deutlich wahrgenommen werden kann.[4] Auch eine Verfälschung durch den Stille Post-Effekt ist möglich. Neben der erforderlichen gegenseitigen Aufmerksamkeit kann es zu Mehrdeutigkeiten und Übertragungsfehlern kommen, wenn die Zeichenverwendungen für den Kodierungsvorgang nicht eindeutig belegt sind, wie dies unter anderen bei der Übersetzung von einer Sprache in eine andere der Fall ist[4] oder wenn die Kommunikationspartner aus unterschiedlichen Kulturkreisen stammen[5] sogar verschiedenen Generationen angehören.[6]

Ursächlich für weitere Störungen, die den an der Kommunikation beteiligten Personen zuzuschreiben sind, können unter anderem in der sozialen Informationsverarbeitung und der damit verbundenen Haltung gegenüber der Information selbst und der Beziehung zwischen den Partnern gesehen werden, was die Wahrnehmung verzerren könnte. Hier fällt auch die Kongruenz zwischen verbalen und nonverbalen Signalen hinein. Dies zielt insbesondere auf die Motivation und Fähigkeit ab, Nachrichten zielgruppenadäquat zu kodieren und darauf, dies entsprechend zu dekodieren und damit zu verstehen. Beispielsweise könnte in Artikeln die Verständlichkeit durch die Verwendung von Fachbegriffen für bestimmte Personengruppen erschwert werden. In diesem Zusammenhang spielt auch Zeitdruck eine Rolle.[3] Den Sender kann zu einer reibungsfreieren Kommunikation beitragen, indem er Methoden zur Erhöhung der Verständlichkeit im Vorfeld mit einbezieht wie kurze Sätze, die Nutzung von Wort und Bild und ähnliches.[3]

Stärken und Schwächen des Modells

Eine wesentliche Stärke des Modells liegt darin, dass es Kommunikation einfach strukturiert mit wesentlichen Kernelementen abbildet. Die Entwicklung des Modells geschah jedoch vor dem geschichtlichen Hintergrund des Zweiten Weltkriegs. So bildet der Hauptkritikpunkt die Annahme, dass Kommunikation immer einen sachlichen Informationsfluss bedient, der durch einen Informationskanal fließt und sicher sowie störungsfrei zu ver- und entschlüsseln sei, es geht „also um Fragen, mit denen sich kriegführende Parteien, Geheimdienste, Telefongesellschaften und Funk- und Fernsehtechniker befassen.“[7] Kommunikation muss nicht zwangsläufig primär, wenngleich auch, auf eine Informationshandlung abzielen, wie das beispielsweise beim Begrüßen beim Betreten eines Raumes der Fall sein kann. Teilweise kann die Sache selbst auch verschwiegen und so nicht mitgeteilt werden. Demzufolge fehlt dem Modell die differenzierte Betrachtung des Sprechaktes, welche beispielsweise dazu führt, dass eine Information als Witz oder Ironie erkannt wird. Fraglich ist weiterhin die Unterstellung der Gleichwertigkeit der Kanäle, das bedeutet, ein Face-to-Face Gespräch wird genauso wie ein maschinell übertragener Prozess erfasst und die Gleichsetzung einer störungsfreien mit einer gelungenen Kommunikation.[7]

Modellvarianten

In der Kommunikationspsychologie und in der Gruppendynamik wird das ursprünglich technisch orientierte Modell variiert. So griff beispielsweise der Soziologe Stuart Hall in den 80er Jahren das Sender-Empfänger-Modell auf und thematisierte insbesondere die psychosoziale Komponente.[8][9]

Das Vier-Seiten-Modell von Friedemann Schulz von Thun baute weiterhin das Shannon-Weaver-Modell dahingehend aus, dass Nachrichten sowohl vom Sender als auch vom Empfänger nach den vier Seiten Sachinhalt, Selbstoffenbarung, Beziehung und Appell interpretiert werden können.[8] Bereits in den 70er Jahren erweiterte Graumann das ursprüngliche Modell um eine achte Komponente, die Rückmeldung. Dieses Modell beschränkt sich auf einen Kommunikationsbegriff, der den Austausch von Informationen als objektiv messbar ansieht, so dass Störungen auf einen fehlerhaften Kommunikationskanal oder Fehler beim Ko- und Dekodieren zurückgeführt werden.[10]

Anwendungen

Das Sender-Empfänger-Modell findet immer dort Einzug, wo Kommunikation eine besondere Bedeutung besitzt. Dies ist beispielsweise der Fall bei Geisteswissenschaften,[11] der Arbeits- und Organisationspsychologie,[10] der Psychologie und Pädagogik[5] oder auch ganz konkret in der Pflege[6] der ärztlichen Kommunikation[12] und sogar im Bauwesen.[8]

Siehe auch

Weblinks

Commons: Sender-Empfänger-Modell - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3  Jessica Röhner, Astrid Schütz: Psychologie der Kommunikation. 2. Auflage. Springer Verlag, Wiesbaden 2015, ISBN 978-3-658-10024-7, S. 21 (eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
  2.  Christian Rohrlack: Reverse Technology Transfer in multinationalen Unternehmen: Bedingungen und Gestaltungsmöglichkeiten. Springer Verlag, Heidelberg/Berlin 2010, ISBN 9783834988089, S. 98 (eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 Eva Traut-Mattausch, Dieter Frey: Kommunikationsmodelle. Abgerufen am 26. Juli 2016.
  4. 4,0 4,1  Jessica Röhner, Astrid Schütz: Psychologie der Kommunikation, Basiswissen Psychologie. 2. Auflage. Springer Verlag, Wiesbaden 2015, ISBN 978-3-658-10024-7, S. 22 (eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
  5. 5,0 5,1  Jilline Bornand: Einführung in die Psychologie und Pädagogik: Lerntext, Aufgaben mit kommentierten Lösungen und Glossar. Compendio Bildungsmedien AG, Zürich 2004, ISBN 9783715592213, S. 109 (eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
  6. 6,0 6,1  Jürgen Wingchen: Kommunikation und Gesprächsführung für Pflegeberufe: Ein Lehr- und Arbeitsbuch.. Schlütersche Verlagsgesellschaft, Hannover 2014, ISBN 9783842685369, S. 16 (eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
  7. 7,0 7,1 Frank Kannetzky: Dilemmata der Kommunikationstheorie.pdf Dilemmata der Kommunikationstheorie. Abgerufen am 28. Juli 2016.
  8. 8,0 8,1 8,2  Brigitte Polzin, Herre Weigl: Führung, Kommunikation und Teamentwicklung im Bauwesen: Grundlagen – Anwendung – Praxistipps. Springer Verlag, Berlin/Heidelberg 2015, ISBN 9783658066987, S. 76 (eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
  9.  Tobias Amshoff u.a.: physiolexikon: Physiotherapie von A bis Z. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2010, ISBN 9783131630018, S. 457 (eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
  10. 10,0 10,1  Friedemann W. Nerdinger u. a.: Arbeits- und Organisationspsychologie. 3. Auflage. Springer Verlag, Berlin/Heidelberg 2014, ISBN 9783642411304, S. 60 (eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
  11.  Doris Ternes: Kommunikation - eine Schlüsselqualifikation: Einführung zu wesentlichen Bereichen zwischenmenschlicher Kommunikation. Junfermann Verlag, Paderborn 2008, ISBN 9783873877054, S. 31 (eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
  12.  Axel Schweickhardt, Kurt Fritzsche: Kursbuch ärztliche Kommunikation: Grundlagen und Fallbeispiele aus Klinik und Praxis. Deutscher Ärzteverlag, Köln 2007, ISBN 9783769132281, S. 4 (eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).


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