Karl Gustav Hempel und Selbstbezüglichkeit: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Carl Gustav Hempel''' (* 8. Januar 1905 in Oranienburg; † 9. November 1997 in Princeton, New Jersey) war ein deutscher [[Philosoph]] in der Tradition des [[Logischer Positivismus|logischen Positivismus]]. Er hat zusammen mit Paul Oppenheim das Hempel-Oppenheim-Schema (DN-Modell) der wissenschaftlichen [[Erklärung]] entwickelt und später auch allein weiterentwickelt.
Die '''Selbstreferenzialität''' (von {{laS|referre}} „sich auf etwas beziehen“), auch ''Autoreferenzialität, Selbstreferentialität'', ''Selbstreferenz'' und ''Selbstbezüglichkeit,'' ist ein Begriff, der beschreibt, wie ein [[Symbol]], eine Idee oder Aussage (oder ein Modell, Bild oder Geschichte) auf sich selbst Bezug nimmt. Abgeleitet wird der Begriff durch die [[Identität]] von Symbol und [[Referent (Linguistik)|Referent]] (Bezugsobjekt).


== Leben ==
Im engeren Sinn hat der Begriff eine rein logische Bedeutung. Je nach Bereich werden damit unterschiedliche Bezugsobjekte angesprochen.
Hempel wuchs in der von Intellektuellen am Stadtrand von Oranienburg gegründeten Siedlung Eden auf, der ältesten Vegetariersiedlung Deutschlands, in der der Traum von Lebens-, Wirtschafts- und Bodenreform Wirklichkeit werden sollte. Er besuchte ein Realgymnasium in Berlin und begann sein Studium ab 1923 an der Universität Göttingen in den Fächern [[Mathematik]] und Philosophie. Hier lernte er David Hilbert kennen und war von dessen Idee fasziniert, die [[Wikipedia:Widerspruchsfreiheit|Widerspruchsfreiheit]] der Mathematik mit Hilfe elementarer Methoden zu beweisen.


Nach einem kurzen Aufenthalt in Heidelberg studierte er ab 1924 in Berlin Mathematik, Philosophie und Physik. 1929 nahm er am ersten Kongress für wissenschaftliche Philosophie teil, der von den Berliner [[Positivismus|Positivisten]] organisiert wurde. Hier traf er [[Rudolf Carnap]], von dem er so beeindruckt war, dass er nach Wien zog und dort in den [[Wiener Kreis]] aufgenommen wurde. 1934 erhielt er den Doktorgrad der Universität Berlin mit einer Dissertation über Wahrscheinlichkeitstheorie. Gutachter sollte ursprünglich der Wissenschaftstheoretiker [[Hans Reichenbach (Physiker)|Hans Reichenbach]] werden, der jedoch aus „rassischen“ Gründen emigrieren musste (Gutachter wurden nun der Philosoph [[Nicolai Hartmann]] und der Psychologe [[Wolfgang Köhler (Psychologe)|Wolfgang Köhler]]).
== Logische Paradoxien ==
Das Konzept der Selbstreferenz ist (u. a. im Zusammenhang mit [[Cantors zweites Diagonalargument|Cantors Diagonalmethode]], [[Russellsche Antinomie|Russells Antinomie]] und [[Gödelscher Unvollständigkeitssatz|Gödels Unvollständigkeitssatz]]) des Öfteren erkenntnistheoretisch untersucht worden.


Hempel selber wanderte mit Hilfe von Paul Oppenheim nach Belgien aus. 1936 veröffentlichten beide gemeinsam das Buch ''Der Typusbegriff im Lichte der neuen Logik''.
Verschiedene logische Aussagen oder Theorien können im Widerspruch zusammengesetzt und damit in sich sinnentstellt werden und logische [[Paradoxie]]n erzeugen. In ''[[Gödel, Escher, Bach]]'' wird dies als „Seltsame Schleife“ bezeichnet.
* [[Lügner-Paradox]]: „Dieser Satz ist nicht wahr.“
* Das [[Barbier-Paradoxon]]: „Der (einzige) Barbier eines Dorfes rasiert all jene (und nur jene), die sich nicht selbst rasieren.“
Eine Aussage ohne [[Selbstwiderspruch]] ist aber immer in sich stimmig und selbstreferenziell. Jede der klassischen Paradoxien kann durch [[Tarski]]s metasprachliches Schema der ''[[Konvention T]]'' logisch formal heruntergebrochen werden: Die Aussage „''x-Paradox'' ist der Fall“ ist wahr, wenn ''x-Paradox'' der Fall ist. Den Paradoxien fehlt die sprachliche Eigenschaft der [[Gleichung|Gleichsetzung]].


1937 erhielt Hempel eine Einladung der [[University of Chicago|Universität von Chicago]] als wissenschaftlicher Assistent der Philosophie. 1939 emigrierte er – er war mit der Jüdin Eva Ahrends verheiratet – in die USA. Er lehrte am [[City College of New York]] und von 1940 bis 1948 am [[Queens College, City University of New York|Queens College]]. Er beschäftigte sich in dieser Zeit mit Fragen der [[Verifikationismus|Bestätigung]] und [[Erklärung]] wissenschaftlicher Aussagen und veröffentlichte dazu mehrere Aufsätze. In dieser Zeit starb seine Gattin kurz nach der Geburt des gemeinsamen Sohnes Peter Andrew. Drei Jahre später heiratete er Diane Perlow mit der er die Tochter Miranda TobyAnne hatte.
== Anwendung ==


Von 1948 bis 1955 lehrte Hempel an der [[Yale University]], ab 1955 bis zu seiner Pensionierung 1974 in [[Princeton University|Princeton]]. 1957 wurde er in die [[American Academy of Arts and Sciences]] gewählt. 1961 wurde er Präsident der ''American Philosophical Association Eastern Division''. 1974 ging er bis 1976 an die [[Hebräische Universität Jerusalem|Hebrew University]] in [[Jerusalem]] und von dort bis 1985 nach [[Pittsburgh]].
=== Erkenntnistheorie, Philosophie bzw. Logik ===
Denken über Denken.
{{Siehe auch|Erkenntnistheorie}}


Sein Geburtsort Oranienburg gedachte (einer Anregung von Horst Wolfgang Boger folgend) als erste deutsche Stadt seiner, indem sie am 8. Januar 2005 die Schmachtenhagener Straße in „Carl-Gustav-Hempel-Straße“ umbenannte. Von der [[Universität Konstanz]] wurde er mit der Ehrendoktorwürde im Fachbereich Philosophie ausgezeichnet. Der Fachbereich Wirtschaftswissenschaft der [[FU Berlin|Freien Universität Berlin]] verlieh ihm am 10. Dezember 1984 ebenfalls eine Ehrenpromotion.
=== Sprache, Informatik, Mathematik ===
Sätze, die sich ''auf sich selbst'' beziehen, wie zum Beispiel: „Dieser Satz wurde von einem Computer aus dem Japanischen übersetzt“. (Dieser Satz ist im Japanischen unsinnig.)


== Werk ==
=== Systemtheorie ===
Hempel leistete bedeutende Beiträge zur Wissenschaftstheorie des [[logischer Empirismus|logischen Empirismus]]. In seinen späteren Jahren wandte er sich vom logischen Empirismus ab, indem er sich der Position von [[Thomas S. Kuhn]] annäherte, blieb der ehemals vertretenen Position aber durch kritische Wortmeldungen verbunden.
{{Hauptartikel|Systemtheorie}}
Dies ist eine empirische Anwendung. Man versucht (lebende, soziale) Systeme zu beschreiben, die selbst-referentiell sein sollen. Der Begriff kann im systemtheoretischen Zusammenhang mit dem der [[Autopoiesis]] betrachtet werden.


Hempel entwickelte zusammen mit [[Paul Oppenheim]] das [[Hempel-Oppenheim-Schema]] oder Gesetzesschema, eine Theorie des Erklärens. Nach dieser ''deduktiv-nomologischen Erklärung'' kann ein Ereignis dadurch erklärt werden, dass es aus allgemeinen Gesetzen und einer Reihe spezieller Anfangsbedingungen gefolgert werden kann.
Selbstbezügliche Systeme stabilisieren sich auf sich selbst und schließen sich darin von ihrer Umwelt ab. Dadurch gewinnen sie Beständigkeit und ermöglichen Systembildung und [[Identität]]. Selbstreferenzielle Systeme sind „operational geschlossen“; in ihren Prozessen beziehen sie sich nur auf sich selbst und greifen nicht in ihre Umwelt hinaus. Sie reagieren nur noch auf Veränderungen in ihrem eigenen System. Die Ressourcenschöpfung ist unabhängig davon zu betrachten.


Das ''Rabenparadox'', auch ''[[Hempels Paradox]]'' genannt, gehört in den Bereich der Theorie der [[Induktion (Philosophie)|induktiven]] Bestätigung.
=== Politik ===
In der politischen Wissenschaft und Verfassungslehre nennt man selbstreferentiell ein politisches System, das die Bedingungen seiner Fortexistenz ständig aus sich selbst reproduziert. Eine offene Gesellschaft ist nicht möglich, sobald Machteliten nur noch ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten gehorchen. In der Soziologie sieht man Selbstreferentialität als ein Merkmal des Parteienstaates.<ref>Erwin Scheuch, Ute Scheuch: ''Cliquen, Klüngel und Karrieren.'' 1992, ISBN 3-499-12599-4, S. 175.</ref><ref>Klaus Kunze: ''Der totale Parteienstaat.'' 1998, ISBN 3-933334-01-2, S. 24 ff.</ref> Der Bundesverfassungsrichter Peter M. Huber warnte, „dass das Wahlrecht, die Ausgestaltung der Politikfinanzierung, das Fehlen direkter Demokratie auf Bundesebene sowie die Organisationsstrukturen der politischen Parteien die Selbstreferentialität des politischen Systems begünstigen und die Sprachlosigkeit zwischen Bürgern und Politik verstärken.“<ref name="faz-13832632">{{Internetquelle |url=http://www.faz.net/aktuell/politik/staat-und-recht/gastbeitrag-verfassungsstaat-in-der-sinnkrise-13832632.html |titel=In der Sinnkrise |autor=Peter M. Huber |werk=FAZ.net |datum=2015-10-01 |zugriff=2015-10-05}}</ref>


Hempel hat darauf hingewiesen, dass unter dem Begriff ''Realdefinition'' drei verschiedene Klassen von Fällen verstanden werden können: die Nominaldefinition, die Bedeutungsanalyse oder die empirische Analyse.
=== Literatur und Kunst ===
 
In Literatur und Kunst hat die Selbstreferenzialität eine lange Tradition. Hier verwendet man den Fachausdruck [[Mise en abyme]].
== Schriften ==
* ''Beiträge zur logischen Analyse des Wahrscheinlichkeitsbegriffs.'' Dissertation. Berlin. Neuenhahn, Jena 1934.
* ''Über den Gehalt von Wahrscheinlichkeitsaussagen.'' In: ''Erkenntnis.'' Band 5, 1935/1936, S. 228–260.
* mit Paul Oppenheim: ''Der Typusbegriff im Licht der neuen Logik.'' Sijthoff, Leiden 1936.
* ''Le problème de la vérité.'' In: ''Theoria.'' Band 3. 1937, S. 206–246.
* ''The Function of General Laws in History.'' In: ''The Journal of Philosophy.'' Band 39, 1942, S. 35–48.
* ''Studies in the Logic of Confirmation.'' In: ''Mind.'' Band 54, 1945, S. 1–26 und 97f.
* ''Fundamentals of Concept Formation in Empirical Science.'' University of Chicago Press, Chicago 1952.
** ''Grundzüge der Begriffsbildung in der empirischen Wissenschaft.'' Bertelsmann-Universitätsverlag, Düsseldorf 1974.
* ''The Logic of Functional Analysis.'' In: L. Gross (Hrsg.): ''Symposium on Sociological Theory.'' Evanston, Ill/White Plains, NY, 1959, S. 271–307.
* ''Philosophy of Natural Science.'' Prentice-Hall, Englewood Cliffs, NJ 1966, ISBN 0-13-663823-6.
** ''Philosophie der Naturwissenschaften.'' Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1974, ISBN 3-423-04144-7.
 
'''Essaysammlungen:'''
 
* ''Aspects of Scientific Explanation and Other Essays in the Philosophy of Science.'' Free Press, New York 1965, ISBN 0-02-914340-3.
** ''Aspekte wissenschaftlicher Erklärung.'' de Gruyter, Berlin 1977.
* ''Selected Philosophical Essays.'' Hrsg. Richard Jeffrey. Cambridge University Press, Cambridge 2000, ISBN 0-521-62475-4.
* ''The Philosophy of Carl G. Hempel: Studies in Science, Explanation, and Rationality.'' Hrsg. James H. Fetzer. Oxford University Press, 2001, ISBN 0-19-512136-8.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Carl Gustav Hempel}}
* {{WikipediaDE|Selbstreferenzialität}}
* {{WikipediaDE|Metaebene}}
* {{WikipediaDE|Morphogrammatik}}
* {{WikipediaDE|Zirkelbezug}}


== Literatur ==
== Literatur ==
* James Fetzer: ''Science, Explanation, and Rationality: Aspects of the Philosophy of Carl G. Hempel'', Oxford: Oxford University Press 2000.
* Douglas R. Hofstadter: ''Gödel, Escher, Bach, ein Endloses Geflochtenes Band''. München 1991, ISBN 3-423-30017-5 (anschauliche Darstellung der Selbstreferenzialität in Mathematik, Kunst und Musik).
* N. Rescher (Hrg.): ''Essays in Honor of Carl G. Hempel'', Dordrecht (Niederlande): D. Reidel 1969.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* {{DNB-Portal|118549065}}
* {{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/self-reference/|Self-Reference|Thomas Bolander}}
* {{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/hempel/|Carl Hempel|James Fetzer}}
 
* {{IEP|http://www.iep.utm.edu/h/hempel.htm|Carl Gustav Hempel (1905—1997)|Mauro Murzi}}
== Einzelnachweise ==
*Carl Gustav Hempel's Papers [http://digital.library.pitt.edu/cgi-bin/f/findaid/findaid-idx?c=ascead&cc=ascead&rgn=main&view=text&didno=US-PPiU-asp199901] (Carl Gustav Hempel Papers, 1903–1997, ASP.1999.01, Archives of Scientific Philosophy, Special Collections Department, University of Pittsburgh)
<references />


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{{SORTIERUNG:Hempel, Carl Gustav}}
[[Kategorie:Systemtheorie]]
[[Kategorie:Philosoph (20. Jahrhunder)]]
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{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 3. August 2019, 11:00 Uhr

Die Selbstreferenzialität (von lat. referre „sich auf etwas beziehen“), auch Autoreferenzialität, Selbstreferentialität, Selbstreferenz und Selbstbezüglichkeit, ist ein Begriff, der beschreibt, wie ein Symbol, eine Idee oder Aussage (oder ein Modell, Bild oder Geschichte) auf sich selbst Bezug nimmt. Abgeleitet wird der Begriff durch die Identität von Symbol und Referent (Bezugsobjekt).

Im engeren Sinn hat der Begriff eine rein logische Bedeutung. Je nach Bereich werden damit unterschiedliche Bezugsobjekte angesprochen.

Logische Paradoxien

Das Konzept der Selbstreferenz ist (u. a. im Zusammenhang mit Cantors Diagonalmethode, Russells Antinomie und Gödels Unvollständigkeitssatz) des Öfteren erkenntnistheoretisch untersucht worden.

Verschiedene logische Aussagen oder Theorien können im Widerspruch zusammengesetzt und damit in sich sinnentstellt werden und logische Paradoxien erzeugen. In Gödel, Escher, Bach wird dies als „Seltsame Schleife“ bezeichnet.

  • Lügner-Paradox: „Dieser Satz ist nicht wahr.“
  • Das Barbier-Paradoxon: „Der (einzige) Barbier eines Dorfes rasiert all jene (und nur jene), die sich nicht selbst rasieren.“

Eine Aussage ohne Selbstwiderspruch ist aber immer in sich stimmig und selbstreferenziell. Jede der klassischen Paradoxien kann durch Tarskis metasprachliches Schema der Konvention T logisch formal heruntergebrochen werden: Die Aussage „x-Paradox ist der Fall“ ist wahr, wenn x-Paradox der Fall ist. Den Paradoxien fehlt die sprachliche Eigenschaft der Gleichsetzung.

Anwendung

Erkenntnistheorie, Philosophie bzw. Logik

Denken über Denken.

Siehe auch: Erkenntnistheorie

Sprache, Informatik, Mathematik

Sätze, die sich auf sich selbst beziehen, wie zum Beispiel: „Dieser Satz wurde von einem Computer aus dem Japanischen übersetzt“. (Dieser Satz ist im Japanischen unsinnig.)

Systemtheorie

Hauptartikel: Systemtheorie

Dies ist eine empirische Anwendung. Man versucht (lebende, soziale) Systeme zu beschreiben, die selbst-referentiell sein sollen. Der Begriff kann im systemtheoretischen Zusammenhang mit dem der Autopoiesis betrachtet werden.

Selbstbezügliche Systeme stabilisieren sich auf sich selbst und schließen sich darin von ihrer Umwelt ab. Dadurch gewinnen sie Beständigkeit und ermöglichen Systembildung und Identität. Selbstreferenzielle Systeme sind „operational geschlossen“; in ihren Prozessen beziehen sie sich nur auf sich selbst und greifen nicht in ihre Umwelt hinaus. Sie reagieren nur noch auf Veränderungen in ihrem eigenen System. Die Ressourcenschöpfung ist unabhängig davon zu betrachten.

Politik

In der politischen Wissenschaft und Verfassungslehre nennt man selbstreferentiell ein politisches System, das die Bedingungen seiner Fortexistenz ständig aus sich selbst reproduziert. Eine offene Gesellschaft ist nicht möglich, sobald Machteliten nur noch ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten gehorchen. In der Soziologie sieht man Selbstreferentialität als ein Merkmal des Parteienstaates.[1][2] Der Bundesverfassungsrichter Peter M. Huber warnte, „dass das Wahlrecht, die Ausgestaltung der Politikfinanzierung, das Fehlen direkter Demokratie auf Bundesebene sowie die Organisationsstrukturen der politischen Parteien die Selbstreferentialität des politischen Systems begünstigen und die Sprachlosigkeit zwischen Bürgern und Politik verstärken.“[3]

Literatur und Kunst

In Literatur und Kunst hat die Selbstreferenzialität eine lange Tradition. Hier verwendet man den Fachausdruck Mise en abyme.

Siehe auch

Literatur

  • Douglas R. Hofstadter: Gödel, Escher, Bach, ein Endloses Geflochtenes Band. München 1991, ISBN 3-423-30017-5 (anschauliche Darstellung der Selbstreferenzialität in Mathematik, Kunst und Musik).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Erwin Scheuch, Ute Scheuch: Cliquen, Klüngel und Karrieren. 1992, ISBN 3-499-12599-4, S. 175.
  2. Klaus Kunze: Der totale Parteienstaat. 1998, ISBN 3-933334-01-2, S. 24 ff.
  3. Peter M. Huber: In der Sinnkrise. In: FAZ.net. 1. Oktober 2015, abgerufen am 5. Oktober 2015.


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