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Karl Gustav Hempel und Selbstbezüglichkeit: Unterschied zwischen den Seiten
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Im engeren Sinn hat der Begriff eine rein logische Bedeutung. Je nach Bereich werden damit unterschiedliche Bezugsobjekte angesprochen. | |||
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Das Konzept der Selbstreferenz ist (u. a. im Zusammenhang mit [[Cantors zweites Diagonalargument|Cantors Diagonalmethode]], [[Russellsche Antinomie|Russells Antinomie]] und [[Gödelscher Unvollständigkeitssatz|Gödels Unvollständigkeitssatz]]) des Öfteren erkenntnistheoretisch untersucht worden. | |||
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* [[Lügner-Paradox]]: „Dieser Satz ist nicht wahr.“ | |||
* Das [[Barbier-Paradoxon]]: „Der (einzige) Barbier eines Dorfes rasiert all jene (und nur jene), die sich nicht selbst rasieren.“ | |||
Eine Aussage ohne [[Selbstwiderspruch]] ist aber immer in sich stimmig und selbstreferenziell. Jede der klassischen Paradoxien kann durch [[Tarski]]s metasprachliches Schema der ''[[Konvention T]]'' logisch formal heruntergebrochen werden: Die Aussage „''x-Paradox'' ist der Fall“ ist wahr, wenn ''x-Paradox'' der Fall ist. Den Paradoxien fehlt die sprachliche Eigenschaft der [[Gleichung|Gleichsetzung]]. | |||
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=== Erkenntnistheorie, Philosophie bzw. Logik === | |||
Denken über Denken. | |||
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Sätze, die sich ''auf sich selbst'' beziehen, wie zum Beispiel: „Dieser Satz wurde von einem Computer aus dem Japanischen übersetzt“. (Dieser Satz ist im Japanischen unsinnig.) | |||
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Dies ist eine empirische Anwendung. Man versucht (lebende, soziale) Systeme zu beschreiben, die selbst-referentiell sein sollen. Der Begriff kann im systemtheoretischen Zusammenhang mit dem der [[Autopoiesis]] betrachtet werden. | |||
Selbstbezügliche Systeme stabilisieren sich auf sich selbst und schließen sich darin von ihrer Umwelt ab. Dadurch gewinnen sie Beständigkeit und ermöglichen Systembildung und [[Identität]]. Selbstreferenzielle Systeme sind „operational geschlossen“; in ihren Prozessen beziehen sie sich nur auf sich selbst und greifen nicht in ihre Umwelt hinaus. Sie reagieren nur noch auf Veränderungen in ihrem eigenen System. Die Ressourcenschöpfung ist unabhängig davon zu betrachten. | |||
=== Politik === | |||
In der politischen Wissenschaft und Verfassungslehre nennt man selbstreferentiell ein politisches System, das die Bedingungen seiner Fortexistenz ständig aus sich selbst reproduziert. Eine offene Gesellschaft ist nicht möglich, sobald Machteliten nur noch ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten gehorchen. In der Soziologie sieht man Selbstreferentialität als ein Merkmal des Parteienstaates.<ref>Erwin Scheuch, Ute Scheuch: ''Cliquen, Klüngel und Karrieren.'' 1992, ISBN 3-499-12599-4, S. 175.</ref><ref>Klaus Kunze: ''Der totale Parteienstaat.'' 1998, ISBN 3-933334-01-2, S. 24 ff.</ref> Der Bundesverfassungsrichter Peter M. Huber warnte, „dass das Wahlrecht, die Ausgestaltung der Politikfinanzierung, das Fehlen direkter Demokratie auf Bundesebene sowie die Organisationsstrukturen der politischen Parteien die Selbstreferentialität des politischen Systems begünstigen und die Sprachlosigkeit zwischen Bürgern und Politik verstärken.“<ref name="faz-13832632">{{Internetquelle |url=http://www.faz.net/aktuell/politik/staat-und-recht/gastbeitrag-verfassungsstaat-in-der-sinnkrise-13832632.html |titel=In der Sinnkrise |autor=Peter M. Huber |werk=FAZ.net |datum=2015-10-01 |zugriff=2015-10-05}}</ref> | |||
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In Literatur und Kunst hat die Selbstreferenzialität eine lange Tradition. Hier verwendet man den Fachausdruck [[Mise en abyme]]. | |||
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== Literatur == | == Literatur == | ||
* | * Douglas R. Hofstadter: ''Gödel, Escher, Bach, ein Endloses Geflochtenes Band''. München 1991, ISBN 3-423-30017-5 (anschauliche Darstellung der Selbstreferenzialität in Mathematik, Kunst und Musik). | ||
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Version vom 3. August 2019, 11:00 Uhr
Die Selbstreferenzialität (von lat. referre „sich auf etwas beziehen“), auch Autoreferenzialität, Selbstreferentialität, Selbstreferenz und Selbstbezüglichkeit, ist ein Begriff, der beschreibt, wie ein Symbol, eine Idee oder Aussage (oder ein Modell, Bild oder Geschichte) auf sich selbst Bezug nimmt. Abgeleitet wird der Begriff durch die Identität von Symbol und Referent (Bezugsobjekt).
Im engeren Sinn hat der Begriff eine rein logische Bedeutung. Je nach Bereich werden damit unterschiedliche Bezugsobjekte angesprochen.
Logische Paradoxien
Das Konzept der Selbstreferenz ist (u. a. im Zusammenhang mit Cantors Diagonalmethode, Russells Antinomie und Gödels Unvollständigkeitssatz) des Öfteren erkenntnistheoretisch untersucht worden.
Verschiedene logische Aussagen oder Theorien können im Widerspruch zusammengesetzt und damit in sich sinnentstellt werden und logische Paradoxien erzeugen. In Gödel, Escher, Bach wird dies als „Seltsame Schleife“ bezeichnet.
- Lügner-Paradox: „Dieser Satz ist nicht wahr.“
- Das Barbier-Paradoxon: „Der (einzige) Barbier eines Dorfes rasiert all jene (und nur jene), die sich nicht selbst rasieren.“
Eine Aussage ohne Selbstwiderspruch ist aber immer in sich stimmig und selbstreferenziell. Jede der klassischen Paradoxien kann durch Tarskis metasprachliches Schema der Konvention T logisch formal heruntergebrochen werden: Die Aussage „x-Paradox ist der Fall“ ist wahr, wenn x-Paradox der Fall ist. Den Paradoxien fehlt die sprachliche Eigenschaft der Gleichsetzung.
Anwendung
Erkenntnistheorie, Philosophie bzw. Logik
Denken über Denken.
Sprache, Informatik, Mathematik
Sätze, die sich auf sich selbst beziehen, wie zum Beispiel: „Dieser Satz wurde von einem Computer aus dem Japanischen übersetzt“. (Dieser Satz ist im Japanischen unsinnig.)
Systemtheorie
Dies ist eine empirische Anwendung. Man versucht (lebende, soziale) Systeme zu beschreiben, die selbst-referentiell sein sollen. Der Begriff kann im systemtheoretischen Zusammenhang mit dem der Autopoiesis betrachtet werden.
Selbstbezügliche Systeme stabilisieren sich auf sich selbst und schließen sich darin von ihrer Umwelt ab. Dadurch gewinnen sie Beständigkeit und ermöglichen Systembildung und Identität. Selbstreferenzielle Systeme sind „operational geschlossen“; in ihren Prozessen beziehen sie sich nur auf sich selbst und greifen nicht in ihre Umwelt hinaus. Sie reagieren nur noch auf Veränderungen in ihrem eigenen System. Die Ressourcenschöpfung ist unabhängig davon zu betrachten.
Politik
In der politischen Wissenschaft und Verfassungslehre nennt man selbstreferentiell ein politisches System, das die Bedingungen seiner Fortexistenz ständig aus sich selbst reproduziert. Eine offene Gesellschaft ist nicht möglich, sobald Machteliten nur noch ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten gehorchen. In der Soziologie sieht man Selbstreferentialität als ein Merkmal des Parteienstaates.[1][2] Der Bundesverfassungsrichter Peter M. Huber warnte, „dass das Wahlrecht, die Ausgestaltung der Politikfinanzierung, das Fehlen direkter Demokratie auf Bundesebene sowie die Organisationsstrukturen der politischen Parteien die Selbstreferentialität des politischen Systems begünstigen und die Sprachlosigkeit zwischen Bürgern und Politik verstärken.“[3]
Literatur und Kunst
In Literatur und Kunst hat die Selbstreferenzialität eine lange Tradition. Hier verwendet man den Fachausdruck Mise en abyme.
Siehe auch
- Selbstreferenzialität - Artikel in der deutschen Wikipedia
- Metaebene - Artikel in der deutschen Wikipedia
- Morphogrammatik - Artikel in der deutschen Wikipedia
- Zirkelbezug - Artikel in der deutschen Wikipedia
Literatur
- Douglas R. Hofstadter: Gödel, Escher, Bach, ein Endloses Geflochtenes Band. München 1991, ISBN 3-423-30017-5 (anschauliche Darstellung der Selbstreferenzialität in Mathematik, Kunst und Musik).
Weblinks
- Thomas Bolander: Self-Reference. In: Edward N. Zalta (Hrsg.): Stanford Encyclopedia of Philosophy.
Einzelnachweise
- ↑ Erwin Scheuch, Ute Scheuch: Cliquen, Klüngel und Karrieren. 1992, ISBN 3-499-12599-4, S. 175.
- ↑ Klaus Kunze: Der totale Parteienstaat. 1998, ISBN 3-933334-01-2, S. 24 ff.
- ↑ Peter M. Huber: In der Sinnkrise. In: FAZ.net. 1. Oktober 2015, abgerufen am 5. Oktober 2015.
Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Selbstbezüglichkeit aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |