Wilhelm Schmundt und Yonassan Gershom: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Wilhelm Schmundt.jpg|thumb|Wilhelm Schmundt]]
[[File:Rabbi Yonassan Gershom 2008.jpg|thumb|200px|Rabbi Yonassan Gershom (2008)]]
'''Wilhelm Schmundt''' (* 10.1.1898 in Metz/Lothringen, † 23.4.1992 in Hannover) war ein deutscher Unternehmer, Ingenieur, Sozialwissenschaftler, [[Waldorflehrer]] und [[Anthroposoph]].
'''Yonassan Gershom''' (* [[Wikipedia:1947|1947]] in [[Wikipedia:Berkeley|Berkeley]], [[Wikipedia:Kalifornien|Kalifornien]]) ist ein [[jüdisch]]er [[Wikipedia:Autor|Autor]] und [[Rabbi]]. Bekannt wurde er vorallem durch seine Schriften über den [[Wikipedia:Holocaust|Holocaust]] und [[Reinkarnation]].


==Leben==
== Leben ==
''Wilhelm Schmundt'' wurde im damals deutschen [[wikipedia:Metz|Metz]] in eine ostpreußische Offiziersfamilie hineingeboren und durchlebte eine unbeschwerte Kindheit und Jugend.
Yonassan Gershom wurde [[Wikipedia:1947|1947]] in [[Wikipedia:Berkeley|Berkeley]] in [[Wikipedia:Kalifornien|Kalifornien]] geboren und wuchs in der Gegend von [[Wikipedia:Philadelphia|Philadelphia]] auf. [[Wikipedia:1975|1975]] graduierte er an der [[Wikipedia:Minnesota State University, Mankato|Minnesota State University]] als Bachelor of Science in den Fächern „German language“ und „Native American Studies“. Während der [[Wikipedia:1980er|1980er]] Jahre war er in der [[Wikipedia:Friedensbewegung|Friedensbewegung]] in [[Wikipedia:Minneapolis|Minneapolis]] aktiv und protestierte öffentlich gegen die radikal [[Wikipedia:Zionismus|zionistische]] Politik von [[Wikipedia:Meir Kahane|Meir Kahane]], dem Begründer der [[Wikipedia:Jewish Defense League|Jewish Defense League]] und der [[Wikipedia:israel|israel]]ischen [[Wikipedia:Kach und Kahane Chai|Kach-Partei]].  
Mit 17 Jahren kam er zum Militär. Unmittelbar nach seiner Entlassung aus dem Kriegsdienst begann er noch 1918 ein Studium an der TH Berlin-Charlottenburg.
Durch Kommilitonen gewann er Anschluß an die Jugendbewegung der Wandervögel. Dort wurde viel gelesen und diskutiert. Auch Rudolf Steiners Werk "Die Kernpunkte der sozialen Frage" fand dort Beachtung. Nach dem Diplom-Abschluß des Studiums blieb ''Wilhelm Schmundt'' noch für zwei Jahre als Assistent am Institut für Physik an der Technischen Hochschule.


1926 besuchte er das erste Mal das [[Goetheanum]] anläßlich einer Tagung der Jugendsektion.
[[Wikipedia:1986|1986]] wurde Gershom von [[Wikipedia:Zalman Schachter-Shalomi|Zalman Schachter-Shalomi]] als [[Rabbi]] in der [[Wikipedia:Chassidismus|neo-chassidischen]] [[WikipediaEN:Jewish Renewal|Jewish Renewal]]-Bewegung ordiniert, distanzierte sich aber zunehmend von der Ausrichtung, die diese Bewegung in den folgenden Jahren genommen hat. Gershom ist seitdem Anhänger der von [[Rabbi Nachman]] geprägten Richtung des [[Wikipedia:Breslov|Breslov]]er [[Wikipedia:Chassidismus|Chassidismus]]. Er tritt auch für die Rechte [[Wikipedia:Homosexualität|Homosexueller]] ein, engagiert sich für [[Vegetarismus]] und [[Wikipedia:Tierschutz|Tierschutz]] und ist auch im Beirat der [[WikipediaEN:Jewish Vegetarians of North America|Jewish Vegetarians of North America]] (JVNA) tätig.


Rundbriefe, die Ende der 20er Jahre von [[Bernhard Behrens]] (Hamburg) verschickt worden waren, weckten bei ''Wilhelm Schmundt'' das Interesse sich mit Fragen des Geldes und des Kapitals aus anthroposophischer Sicht zu beschäftigen.
[[Wikipedia:1988|1988]] übersiedelte Gershom mit seiner Frau Caryl in die Kleinstadt [[Wikipedia:Sandstone (Minnesota)|Sandstone]] im ländlichen [[Wikipedia:Minnesota|Minnesota]], wo er seitdem als freier Schriftsteller arbeitet und sich im [[Internet]] als „Cyber-Rabbi“ präsentiert [http://www.pinenet.com/~rooster/].


''Wilhelm Schmundt'' machte Karriere beim Ostpreußenwerk und gründete eine Familie.
[[Wikipedia:1997|1997]] besuchte Gershom das Grab von [[Rabbi Nachman]] in [[Wikipedia:Uman|Uman]] in der [[Wikipedia:Ukraine|Ukraine]]. Dieser Besuch hatte großen Einfluss auf seine weiteren Arbeiten. Bislang ''„war im nicht bewusst gewesen, wie sehr die ländliche Erfahrung den Chassidismus geprägt hat. Das gab ihm ein tieferes Verständnis der chassidischen Geschichten und der Torah.“''<ref>Until this point, "he wasn't aware how much the rural experience shaped Hasidism. It gave him a deeper understanding of Hasidic stories and the Torah." in Hanson, Linda: ''Tending his Flocks: Sandstone Rabbi Cares for his animals at home while taking his ministry to the Internet'', Duluth News Tribune, October 14, 2000, pg.4C</ref>
1940 lernte er den in der Elektrizitätsversorgung Schleswig-Holsteins tätigen Anthroposophen
[[Hans-Georg Schweppenhäuser]] kennen, woraus sich eine lebenslange Freundschaft entwickelte.


Auf Bitten von [[Wolfgang Rudolph]] übernahm ''Wilhelm Schmundt'' nach Ende des 2. Weltkrieges
== Reinkarnation und Holocaust ==
eine Lehrtätigkeit an der Freien Waldorfschule Hannover in den Fächern Mathematik und Physik.
Gershom schrieb eine Reihe von Büchern zum Thema [[Wikipedia:Holocaust|Holocaust]] und [[Reinkarnation]]. In ''Beyond the Ashes'' und ''From Ashes to Healing'' erzählt er Geschichten von Menschen, die angeben, wiedergeborene Opfer des Holocaust zu sein, während er in ''Jewish Tales of Reincarnation'' vornehmlich Reinkarnationsberichte aus klassischen jüdischen Texten und aus der mündlichen Überlieferung präsentiert. Gershom ist vorallem von der Frage bewegt, ob die Juden als Strafe für ihre Vergehen in früheren Erdenleben als Opfer des Holocaust starben. Gershom argumentiert, dass nach jüdischer Interpretation des [[Das Böse|Bösen]] und der Reinkarnation, anders als in manchen anderen [[Religion]]en, die Leiden dieses Lebens nicht notwendig als Strafe für Vergehen in früheren Erdenleben anzusehen sind. Unverdientes Leid der Opfer könne auch schlicht und einfach durch die gegenwärtigen Missetaten ihrer Peiniger bedingt sein, ohne jegliche karmische Schuld ihrer Opfer. Nach jüdischer Anschauung könne allerdings die Verdorbenheit der Peiniger über eine Reihe frühere [[Inkarnation]]en angesammelt worden sein. So könnten die [[Wikipedia:Nationalsozialismus|Nazis]] den Holocaust deshalb begangen haben, weil sie schon in vielen früheren Leben immer wieder Juden verfolgt und getötet hatten. So spekuliert Gershom etwa, dass [[Wikipedia:Adolf Hitler|Adolf Hitler]] eine Reinkarnation des biblischen [[Wikipedia:Amalek|Amalek]] gewesen sei.
Er war bis zu seiner Pensionierung 1965 als Lehrer tätig.


Seit 1950 widmete er sich in Aufsätzen und Studien der Sozialen Dreigliederung Rudolf Steiners.
Gershom berichtet auch über eigene Reinkarnationserlebnisse.
Auf dem Achberger Jahreskongreß 1973 fand die entscheidende Begegnung mit [[Joseph Beuys]] statt, der danach die Schmundt'schen Arbeitsergebnisse übernahm und in sein Werk integrierte.
[[Joseph Beuys]] nannte ihn schließlich kurz vor seinem Tode "unseren großen Lehrer"<ref>Ulrich Rösch: ''Wilhelm Schmundt''. In: Bodo von Plato, Anthroposophie im 20. Jahrhundert. Ein Kulturimpuls in biographischen Porträts, Vlg. am Goetheanum, Dornach 2003, S. 719 - 720</ref>.  


''Wilhelm Schmundt'' entfaltete nun eine rege Reise- und Vortragstätigkeit bis in das hohe Alter hinein und publizierte seine entscheidenden Schriften.
{{Zitat|Einmal wanderten Ulrich Morgenthaler und ich in der Schwäbischen Alp. Er erzählte mir, daß im Mittelalter jede Zunft ihr eigenes Stück Wald besaß, wo sie Holz zum Heizen schlug. Ohne zu überlegen, rief ich ärgerlich: «Ja, Ulrich, und hätte ich damals hier gewohnt, so hätte ich das Holz von dir oder jemand anderem kaufen müssen, denn die Juden durften kein Land besitzen. Viele von uns erfroren, weil wir es uns nicht leisten konnten, Holz zu kaufen.»<br><br>
Plötzlich lief ein Frösteln über meinen Rücken. Wir erfroren – ich hatte wir gesagt, nicht sie. Jetzt wußte ich, weshalb es mir immer ein Schrecken war zu frieren. Während ich in Deutschland durch den Wald wanderte, wurden Erinnerungen an ein vergangenes Leben im Mittelalter geweckt, wo es mir als Jude verboten war, Holz zu schlagen, und ich deshalb erfroren war. Jetzt forderte ich mein Recht, mich frei in den Wäldern Europas zu bewegen. Auf der weiteren Reise wanderte ich mit Stolz und innerer Kraft auf diesen Waldpfaden.<br><br>
In Wien führte mich ein Fußweg zu einem Ort, der Antonshöhe genannt wird, wo die Menschen der Jungsteinzeit Feuerstein für ihre Werkzeuge genommen hatten. Ich habe ähnliche archäologische Stätten in Amerika besucht, wo die Ureinwohner gelebt und gearbeitet hatten. Diese Orte waren aber lediglich von historischem Interesse für mich. Auf der Antonshöhe hatte ich ein völlig anderes Erlebnis – ein Erlebnis, das mich in tiefster Seele ergriff. Ich spürte eine starke Verbindung zu dem Ort – so stark, daß ich genau wußte, wo der beste Feuerstein zu finden war, noch bevor ich überhaupt an der Stelle angelangt war. Hatte ich hier in einem längst vergangenen Leben in der Morgendämmerung der menschlichen Geschichte Feuerstein gesucht? Beim Herauslesen der Feuersteinsplitter aus dem kreidig weißlichen Muttergestein hatte ich ein vertrautes Gefühl in der Hand. In Wirklichkeit gibt es den «Ewigen Juden», der immer wandern muß, nicht, denn wir Juden sind zusammen mit der übrigen Menschheit mit der Erde verwurzelt.|Yonassan Gershom|Kehren die Opfer des Holocaust wieder? [http://www.pinenet.com/~rooster/preface2.html]}}


Am 23.4.1992 starb er, mittlerweile zurückgezogen von der Öffentlichkeit, in einem anthroposophischen Altersheim.
== Kabbala ==
[[Image:Tree_of_Life_Medieval.jpg|thumb|200px||"Portae Lucis"
(Die Pforten des Lichts) von Joseph ben Abraham Gikatilla (1248-1305) Mann der einen Baum mit den 10 Sephirot hält.]]
Gershom hat sich intensiv mit den Lehren der jüdischen [[Kabbala]] beschäftigt und seine [[Meditation|meditativen]] Erfahrungen mit dem kabbalistischen [[Sephiroth-Baum]] als siebenwöchigen Kurs mit 49 Meditationen unter dem Titel ''49 Gates of Light: a course in Kabbalah'' veröffentlicht [http://www.pinenet.com/~rooster/49gates.html].


Ein Wilhelm Schmundt-Archiv wird in Wangen im Allgäu von Bernd Volk verwaltet<ref>[http://www.muenster.org/beuys/000/13.htm]</ref>.
== weitere Aktivitäten ==
Gershom nahm auch an verschiedenen amerikanischen TV-Sendungen zum Thema Reinkarnation teil, wie etwa [[WikipediaEN:Sightings (TV series)|Sightings]]<ref>''Sightings,'' "Hands of Remembrance," airdate 10/18/96</ref> und [[Wikipedia:Unexplained Mysteries|Unexplained Mysteries]]. [[Wikipedia:2007|2007]] trat er in dem für die ''Jewish Vegetarians of North America'' unter der Regie von [[WikipediaEN:Lionel Friedberg|Lionel Friedberg]] produzierten Dokumentarfilm [[WikipediaEN:A Sacred Duty (film)|A Sacred Duty]]: ''Applying Jewish Values to Help Heal the World'' auf, der sich mit den jüdischen Lehren zur Pflege der Erde, zur Umwelt und zum Wohl der Tiere befasst, mit besonderm Schwerpunkt auf dem [[Vegetarismus]].


== Werk ==
Als überzeugter [[Wikipedia:Pazifist|Pazifist]] und [[Wikipedia:Friedensaktivist|Friedensaktivist]] schrieb Gershom darüber hinaus viele Artikel zum Thema [[Wikipedia:Gewaltlosigkeit|Gewaltlosigkeit]] und [[Judentum]], die später gesammelt in der [[Wikipedia:Anthologie|Anthologie]] ''Eight Candles of Consciousness'' herausgegeben wurden.
Schmundts Elementarlehre des sozialen Organismus versteht sich als eine Darstellung der fundamentalen gesamtgesellschaftlichen Ordnungs- und Funktionszusammenhänge.<ref>Lit.: Schmundt: Erkenntnisübungen, S. 10 (Vorwort von Heidt/Rösch zur. 1. Aufl. 1973)</ref>


== Rezeption ==
== Begegnung mit der Anthroposophie ==
Nach einem zwanzigjährigen Studium des [[Nationalökonomie|nationalökonomischen]] Denkens von [[Rudolf Steiner]] veröffentlicht Schmundt im Jahr 1950 einen Aufsatz über die Wandlung des Kapitalbegriffs.<ref>Wilhelm Schmundt: ''Wandlung des Kapitalbegriffs.'' In: die drei. Zeitschrift für Anthroposophie in Wissenschaft, Kunst und sozialem Leben. Heft 2/1950, S. 95ff. (Text auf www.dreigliederung.de [http://www.dreigliederung.de/essays/1950-02-001.html Text]).</ref> Die Beschreibung eines meditativen Gedankenweges erzeugte Widerspruch, insbesondere seines Freundes Hans-Georg Schweppenhäuser. Zustimmung erhielt Schmundt von Rudolf Kreutzer, Fritz Götte, [[Folkert Wilken]] und Hunold Graf von Baudissin<ref>http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=1131</ref>. Eine wirksame Rezeption begann jedoch erst ab 1972 durch den [[Achberger Kreis]], an dem sich auch [[Joseph Beuys]] beteiligte.<ref>[http://www.kulturzentrum-achberg.de/files/schliffka-2015-achberger-impuls.pdf Herbert Schliffka: ''Der Achberger Impuls.'']</ref> Auf dem Achberger Jahreskongreß 1973 fand die entscheidende Begegnung mit Beuys statt, der danach die Schmundt'schen Arbeitsergebnisse übernahm und in sein Werk integrierte.
Im Rahmen seiner Reise, die in weit durch [[Wikipedia:Mitteleuropa|Mittel]]- und [[Wikipedia:Osteuropa|Osteuropa]] führte, nahm er auch als Vortragender an der Tagung über «Reinkarnation und Karma» am [[Goetheanum]] in [[Wikipedia:Dornach SO|Dornach]] teil. Seine in [[Wikipedia:Europa|Europa]] und in den Gesprächen mit [[Anthroposoph]]en gesammelten Erfahrungen sind in der auch ins Deutsche übertragenen Schrift ''Kehren die Opfer des Holocaust wieder?'' [http://www.pinenet.com/~rooster/preface2.html] zu finden.
[[Joseph Beuys]] nannte ihn schließlich kurz vor seinem Tode "unseren großen Lehrer"<ref>Ulrich Rösch: ''Wilhelm Schmundt''. In: Bodo von Plato, Anthroposophie im 20. Jahrhundert. Ein Kulturimpuls in biographischen Porträts, Vlg. am Goetheanum, Dornach 2003, S. 719 - 720</ref>. [http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=1017 Leif Holbaek-Hanssen] verfasste ein umfassendes wirtschaftswissenschaftliches Grundwerk in mehreren Bänden mit dem Schwerpunkt „Marketing“, in dem er die Forschungsergebnisse Wilhelm Schmundts in eigenständiger Weise rezipiert<ref>Metoder og modeller i markedsføringen 1 - 3, Tanum 1973 - 1976. Die Arbeiten Holbaek-Hanssens sind leider bisher nur größtenteils in norwegisch erschienen. (von dem 1., 3. und 4. Kap. von Teil 3 soll es eine deutsche Übersetzung als Manusskript geben. (S. Bausteine 4/80, S. 38).In Rappmann 1993: ''Die Kunst des sozialen Bauens'' findet sich in deutscher Übersetzung: "Urbildgedanken und Entwicklungsfähigkeit in den sozialen Bestrebungen", die Arbeit ''Et samfunn for menneskelig utvikling: bidrag til tenkningen om „Alternativ framtid“'', (Oslo 1984, ISBN 9788251818339, 88 S.) könne als sein "sozialwissenschaftliches Vermächtnis" (Forschungsstelle Kulturimpuls) angesehen werden. </ref>.


==Kritik==
Auch an einer [[anthroposophisch]]en Tagung in Bad Gandersheim (einem ehemaligen Konzentrationslager) nahm [[Rabbi]] Gershom teil.
{{LZ|Wilhelm Schmundt wollte die soziale Dreigliederung ''ins Rechte'' denken, und das ist ihm leider gelungen. Er hat nämlich alles, was Rudolf Steiner zum Wirtschaftsleben und zum Geld gesagt hat, so umgedeutet, daß es einen rechtlichen Charakter bekommen hat. Er konnte nur in solchen Kategorien wie Rechten und Pflichten denken und mußte die soziale Dreigliederung entsprechend amputieren.


Die verheerenden Folgen sieht man noch heute bei seinen Anhängern, die das Geld demokratisieren<ref>vgl. z.B. Lit: Andreas Schurack: Stüttgens Sünden, oder [[Thomas Mayer]]: [[http://www.eurorettung.org/fileadmin/media/Eurorettung/Regiogeld_OMNIBUS_6Seiten.pdf Regiogeld - Ein Schritt zur Demokratisierung des Geldes]], 2004 </ref> wollen, statt das Wirtschaftsleben durch die Schaffung von Assoziationen in die Lage zu versetzen, das Geld wieder an der Realwirtschaft zu koppeln.|<ref>http://www.dreigliederung.de/wilhelmschmundt/</ref>}}
In Berlin wurde Gershom erstmals mit der Aussage [[Rudolf Steiner]]s konfrontiert, dass [[Zyankali]]- bzw. [[Blausäurevergiftung]]en dramatische Folgen für die [[Leben zwischen Tod und neuer Geburt|nachtodliche Existenz]] haben können und dass sogar die Gefahr bestünde, dass dadurch die [[Seele]] und die [[geist]]ige [[Individualität]] völlig zersplittert und unwiederbringlich aufgelöst würde {{Lit|{{G|351|47}}}}.


Eine knappe Erläuterung der Auffassung Schmundts geben Wilfried Heidt und Ulrich Rösch im Vorwort zu: Wilhelm Schmundt: Revolution und Evolution - Auf dem Wege zu. einer Elementarlehre des sozialen Organismus. Band Nr. 3 der Reihe Wissenschaft;  Verlag edition dritter weg, Achberg 1973:
{{Zitat| Als ich in Berlin war, fragten mich verschiedene Anthroposophen: «Wie kann es sich bei den Fällen in Ihren Büchern um wiederverkörperte Seelen handeln, die in den Gaskammern ums Leben gekommen sind, wenn doch Zyankali die Seele für immer zerstört?» Ich verstand diese Frage nicht. Aus jüdischer Sicht ist die Seele ewig und kann nie zerstört werden, außer – was der Himmel verhüten möge – durch den Willen Gottes. Die Art des irdischen Todes kann das Weiterleben der Seele nicht beeinflussen, weil der Körper nur ein vorübergehendes Kleid ist. Deshalb sollte der Tod durch Zyankali nicht anders sein als sonst ein Tod.<br><br>
{{LZ|Im Prozeß des sozialen Gestaltwandels
hebt sich von diesem Wirtschaftsleben
das Rechtsleben, als ein gleichsam über
ihm stehendes Glied, mit einer spezifischen
Aufgabe ab. Die Wertströme des
Wirtschaftslebens - Fähigkeitswerte einerseits
und Konsumwerte andererseits -
werden durch das Geld, den Repräsentanten
des Rechtslebens, gelenkt. Arbeitsteilung
und Fremdversorgung, Produktion
und Konsumtion werden durch
das Geld in Rechtsbeziehung zueinander
gesetzt. Durch das Geld greift also das
Rechtssystem in umfassender Weise in
das Wirtschaftsgeschehen ein.|Revolution und Evolution: Vorwort}}


Das [[Geld]] soll also innerhalb des Wirtschaftslebens der Repräsentant des Rechtslebens sein - eine Ansicht und ein Gestaltungsvorschlag, den man so bei Rudolf Steiner nicht findet. Zudem soll dem Geld eine Lenkungsfunktion zukommen, "in umfassender Weise in das Wirtschaftsgeschehen eingreifen". Das hört sich nach Steuerung der Wirtschaft durch das Rechtsleben an. (Von daher kommt der Vorwurf Schweppenhäusers an Schmundt, er vertrete eine Art Planwirtschaft<ref>Quelle</ref>). Für Rudolf Steiner ist das Geld jedoch lediglich eine "wandelnde Buchhaltung". Die Geldzirkulation bildet in der Buchhaltung den Kreislauf Produktion - Handel - Konsum ab. Sie steuert ihn nicht. Der Erwerb einer Ware führt z.B zu einer Übergabe von Geld. Der Geldschein begründete nur den Anspruch, den Kauf zu tätigen. Durch die Übergang des Geldes an den Verkäufer geschieht ein Buchhaltungsvorgang: Nunmehr hält der Verkäufer eine Anweisung auf Ware in bestimmter Höhe in Händen und kann etwas kaufen. Dies alles sind lt. Rudolf Steiner rein wirtschaftliche Vorgänge. Rechtscharakter hat das Geld nur als Anweisung, Anspruch auf Warenbezug.
Später wurde mir erklärt, Rudolf Steiner, der Begründer der Anthroposophie, habe gesagt, daß die Einnahme von Zyankali die Seele völlig auflöse, so daß diese zusammen mit Körperteilchen im Weltall zerstreut werde und sich nicht mehr inkarnieren könne. Ein Anthroposoph meinte sogar, weil Zyankali die Seele zerstöre, könnten die von mir dargestellten Fälle von Reinkarnation gar nicht Holocaust-Opfer sein. Er vermutete, daß es sich um Seelen von Nazis handle, die sich während ihrer «Lebensrückschau» nach dem Tod mit ihren Opfern identifiziert hatten und nun mit Erinnerungen wiedergeboren wurden, die ihnen als die eigenen erschienen. Ich fand diese Theorie lächerlich und sagte es ihm. Sie paßt nicht mit den Einzelheiten der Fälle zusammen, mit denen ich zu tun hatte, und scheint mir ein Versuch, Steiners Aussagen über Zyankali in dogmatischer Weise zur Anwendung zu bringen.<br><br>


{{GZ|Aber das Geld wird - auch wenn der führende Handelsstaat England an der Goldwährung festhält - zunächst wenigstens im Inlandsverkehr eine andere Bedeutung erhalten. Es wird dasjenige, was heute dem Gelde anhaftet - daß es Ware ist -, das wird wegfallen. Dasjenige, was im Geldwesen vorliegen wird, wird nur eine Art wandelnde Buchhaltung sein über den Warenaustausch der dem Wirtschaftsgebiet angehörenden Menschen. Eine Art aufgeschriebener Guthaben wird man haben in dem, was man als Geldunterlage hat. Und ein Abstreichen dieser Guthaben wird stattfinden, wenn man irgend etwas erlangt, was man zu seinem Bedarf braucht. Eine Art Buchführung, wandelnder Buchführung wird das Geldwesen sein. Das Geld, das heute Ware ist und dessen Gegenwert, das Gold, ja nur eine Scheinware ist, das wird in Zukunft nicht mehr Ware sein.|337a|78f.}}
Doch die Sache mit dem Zyankali kam in jeder Versammlung auf meiner Tournee zur Sprache. Als ich in die Vereinigten Staaten zurückkehrte, wollte ich die Quelle aufsuchen, um festzustellen, was Steiner genau über Zyankali gesagt hatte. Dies war schwieriger, als ich erwartet hatte, weil der entsprechende Vortrag noch nicht auf englisch übersetzt war. Die meisten amerikanischen Anthroposophen hatten von dieser Aussage noch gar nie gehört. Doch Gott hat mich in bezug auf diese Frage offensichtlich geführt, denn mitten in meinen entmutigenden Nachforschungen rief mich eine mir völlig unbekannte Frau «aus dem Blauen heraus» an und fragte, ob ich je von dieser Aussage Steiners gehörte hätte. Mit ihrer Hilfe gelang es mir, das Zitat zu finden, das folgendermaßen lautet:<br><br>


Aber sind solche Differenzen der Verständnisse oder der Gestaltungsvorhaben wirklich so gravierend, daß damit die soziale Dreigliederung, wie sie sich nach Schmundt ergibt, eine Fehldeutung, ein Mißverständnis der von Rudolf Steiner in die Welt gesetzten Idee samt seinen ersten anfänglichen Versuchen, die Dreigliederung des sozialen Organismus zu verwirklichen, wäre? Für einen sozialwissenschaftlichen Anspruch und Ansatz, nicht nur einfach theoretische Voraussetzungen zu machen, sondern in der Wirklichkeit des sozialen Lebens die Entstehungs- Lebens- und Entwicklungsbedingungen eines (heutigen) gesunden sozialen Organismus aufzusuchen, kann man den Forschungsansatz Schmundts und die von ihm vorgelegten Resultate eigentlich nur begrüßen, da sie eine allzu naive, dogmatische Herangehensweise an die Dreigliederungsidee, und ein nur vermeintliches Verstehen, was Rudolf Steiner mit der Dreigliederungsidee gemeint hatte, stoppen. So genügt es einem wissenschaftlichen Anspruch denn auch nicht, Schmundt nachzuweisen, daß sein Forschungsansatz und daraus gewonnene Erkenntnisse mit denen Steiners, und den ''eigenen im Sinne einer dogmatischen Nachbeterei'' nicht übereinstimmen.
«Wenn Sie aber durch Zyankali sich vergiften [beachten Sie bitte den Gebrauch des Reflexivpronomens ‹sich›], dann hat die Seele die Absicht, überall mit jedem Körperteilchen mitzugehen, und namentlich sich auszubreiten im Stickstoff und sich aufzulösen im Weltenall. Das ist der wirkliche Tod von Seele und Geist.» (Rudolf Steiner, Mensch und Welt. Das Wirken des Geistes in der Natur, Gesamtausgabe Nr. 351, Dornach 1988.)<br><br>


Möglicherweise ist, um bei der angeführten Differenz zu bleiben, für eine Übergangszeit der Vorschlag Schmundts, von der staatlichen Ebene zunächst steuernd mittels des Geldes in die Wirtschaft einzugreifen, genau das richtige Vorgehen? Es kommt dies doch dem Kontrollbedürfnis des heutigen Bürgers entgegen, der endlich die wahre Demokratie verwirklicht wissen will. Die Vorstellung, daß man der Wirtschaft für ihre Selbstverwaltung auch die Geldhoheit, bzw. deren Abschaffung überlassen könne, überfordert vielleicht noch viele. Es hat sich ein großes Mißtrauen aufgebaut, was natürlich mit der heute noch herrschenden Wirtschaftslehre (sowohl Neoklassik als auch Marxismus) zusammenhängt, die das Egoismusprinzip mit wirtschaftlichem Handeln fest verkoppelte, als müsse es aufgrund der Natur des Menschen und dem Wesen des Ökonomischen so sein.<ref>vgl. auch Christoph Strawe: Bedürfnislohn oder Leistungslohn?, Rundbr. Sozialimpulse 1/94, S.7, [http://www.sozialimpulse.de/fileadmin/sozialimpulse/pdf/Beduerfnislohn_oder_Leistungslohn.pdf PDF]</ref><ref>Allerdings sehen die Vorschläge Rudolf Steiners auch vor, daß Kapital unverkäuflich ist und vom Geistesleben verwaltet wird, vgl. [[Kapitalneutralisierung]]. Dadurch könnten die größten Gefahren gebannt werden, die durch die Geldselbstverwaltung einer staatsunabhängigen globalisierten Wirtschaft entstehen könnten.
Der Gebrauch des Reflexivpronomens «sich» – sich vergiften – heißt für mich, daß an dieser Stelle von Selbstmord und nicht von einem Mordopfer in einer Gaskammer die Rede ist. Beachten Sie auch, daß Steiner im selben Abschnitt sagt, die Seele, die sich mit Zyankali vergiftet, hat die Absicht, sich im Weltenall aufzulösen. Auch dies weist auf Selbstmord hin, nicht auf Mord.<br><br>


{{LZ|Statt die Geldpolitik für eine staatliche Aufgabe und die Kapitalzirkulation für eine Marktfrage zu halten, stellt Steiner alles auf den Kopf. Für die Währung soll die Weltwirtschaft selber verantwortlich sein. Das Kapital soll aber durch das Geistesleben übernommen werden und damit unverkäuflich werden. Schaut man sich die Gründe Steiners genauer an, so wird einem bald klar, daß das eine nicht ohne das andere geht. Eine Entstaatlichung der Wirtschaft kann man sich nur leisten, wenn der Kapitalmarkt gleichzeitig abgeschafft wird. Sonst kommt es zu einer Globalisierung, die nicht nur Weltwirtschaft meint, sondern auch Übermacht der Ökonomie, und daher zu Recht bekämpft werden muß. Diesen Zusammenhang haben die meisten Dreigliederer übersehen. Sie haben sich lieber darüber gestritten, ob das Geld eine Ware oder ein Recht ist. Viele schrecken nämlich davor, Geld und Währung zu den Aufgaben des Wirschaftslebens zu rechnen. Die soziale Dreigliederung ist ihnen doch zu radikal. Solche anthroposophischen Versuche, Geld und Währung doch beim Alten, nämlich beim Staat zu lassen, stützen sich meist darauf, daß Steiner aus dem Geld keine Ware wie die anderen machen will. Sie soll eine Ware besonderer Art werden. Dies heißt aber lange nicht, daß Steiner daraus ein Recht machen will, wie es zum Beispiel später Wilhelm Schmundt und Joseph Beuys gemacht haben. Staatliche Währungen koppeln sich nämlich von der realen Wirtschaft ab.|Sylvain Coiplet, Abschnitt Geld und Währung in: [www.dreigliederung.de/sammlungen/s04.html]}}
In meiner Tätigkeit als Rabbi hatte ich mit selbstmordgefährdeten Menschen zu tun, die nicht nur sterben, sondern ihre Existenz ganz auslöschen wollten. Tatsächlich glauben Menschen, die Selbstmord begehen wollen, nicht an ein Leben nach dem Tod und erwarten, daß ihr individuelles Bewußtsein aufhört, wenn sie sich getötet haben. Es gibt Menschen, die in ihrer tiefen Niedergeschlagenheit wirklich wünschen, ihre Seele möge sich für immer im Weltall auflösen. So jemand könnte zu Zyankali greifen, weil es schnell wirkt und sicher zum Tod führt.<br><br>


Die größten Schwierigkeiten liegen dabei wohl nicht einmal darin, mittels gesetzlichen Bestimmungen Kapitalhandel zu unterbinden und weitere Regelungen bezüglich des Erbrechts usw. international zu vereinbaren. Hierfür könnte es eine gemeinsame Linie der Staaten geben, wenn die nötige Einsicht, daß Kapital nicht handelbar sein darf, vorhanden wäre. Dann könnte man gegen Zuwiderhandlungen international vorgehen, wie heute gegen Korruption und andere Mißstände, für die ein Konsens hinsichtlich Schädlichkeit und Bekämpfungserfordernis gegeben ist. Aber diese Einsicht der Nichthandelbarkeit, bzw. der Schädlichkeit der Handelbarkeit von Arbeit, Boden und Kapital gibt es allgemein verbreitet erst ansatzweise hinsichtlich der Arbeit. Arbeit soll keine Ware sein. Die Unverkäuflichkeit von Kapital (z.B. in Form von Aktien) gehört nicht zu den Gemeinplätzen von Einsicht. Man denkt allenfalls an eine Einschränkung und Kontrolle des Kapitalverkehrs, aber auch wieder durch die Staaten, nicht durch das Geistesleben.
Die Holocaust-Opfer hingegen, die durch Zyklon-B-Gas (das Zyankali enthält) getötet wurden, verübten nicht Selbstmord und wollten auch nicht sterben. Sie hatten den verzweifelten Willen, mit allen Mitteln zu überleben, und sie gelobten, der Welt zu berichten, was geschehen war. So stark war dieser Wille, daß sie oft so schnell wie möglich wiedergeboren werden wollten, mit intakten Erinnerungen an den Holocaust. Jene, die nicht unmittelbar wiedergeboren wurden, blieben manchmal in der Gegend der Greueltaten an die Erde gebunden – auch wieder um Zeugnis abzulegen. Andere Holocaust-Opfer betrachteten ihren Tod als [[Kiddusch ha-Shem]] (eine jüdische Form von Martyrium durch Verfolgung) und erwarteten, direkt in den Himmel zu gelangen. Aber nirgends finden wir in den Annalen des Holocaust Berichte von Juden, die, nachdem sie ermordet worden waren, ihre ewigen Seelen im Weltall auflösen wollten. Steiners Aussage über Zyankali gilt nicht für die Opfer des Holocaust.<br><br>


Man wird aber wohl ohnehin zunächst nach praktischen, kleineren Lösungen im Regionalen (global netzwerkartig) suchen müssen. Es gibt für die Kapitalneutralisierung Ansätze, wie z.B. Übertragung an eine Stiftung, die bei geltendem Recht schon funktionieren. Und andererseits gibt es die Möglichkeit zu regionalen Parallelwährungen, die allein von der Wirtschaft verwaltet werden. Praktische Erfahrungen mit der Umsetzung der Dreigliederung im Kleinen mögen letztlich größeren Wert für die Realisierung und Etablierung der Dreigliederungidee haben als große theoretische Entwürfe, Gesamtmodelle, von denen niemand weiß, wie sie sich realisieren lassen sollen und die daher als Utopie erscheinen.
Hingegen besteht die schauerliche Möglichkeit, daß die Nazis genau deshalb Zyankali verwendeten, weil sie damit außer den Körpern auch die Seelen der Juden zu zerstören hofften. Wenn dies der Fall war, dann täuschten sich die Nazis. Wie die Geschichten dieses Buches klar aufzeigen, haben diese Seelen nicht nur die Vergasung mit Zyankali überlebt, sie wurden auch in neuen Körpern wiedergeboren, um in diesem Leben Heilung zu finden. Viele helfen außerdem mit, andere zu heilen, setzen sich für die Menschenrechte, für Gleichberechtigung und ganz allgemein für die Freiheit in der Welt ein. Wieder andere entdecken jetzt die Freude und Schönheit der Jiddischkeit von neuem und tragen zu einer Wiedergeburt jüdischer Spiritualität bei, damit sich diese wieder so entfalten kann, wie sie vor dem Holocaust war. Ich bin überzeugt, daß in der Generation der «Geburtenwelle» zu einem großen Teil Seelen geboren wurden, die im Zweiten Weltkrieg gelebt hatten und zurückgekehrt sind, um in vielerlei Hinsicht an der Heilung unseres Planeten mitzuwirken.|Yonassan Gershom|Kehren die Opfer des Holocaust wieder? [http://www.pinenet.com/~rooster/preface2.html]}}


Schmundts Modell versteht sich aber als das Ergebnis einer goetheanistischen phänomenologischen Forschung. Er forderte eine Revolutionierung der Begriffe. Es sollen Begriffe gebildet werden für die Erfassung der Wirklichkeit des Sozialen, dieses soll von innen aus sich selbst heraus verstanden werden. Die Dreigliederung des sozialen Organismus ist bei ihm als Ergebnis des Forschens gemeint, nicht als Voraussetzung. Nun weicht das Gesamtmodell als Forschungsergebnis bei ihm von demjenigen Steiners ab. Er kann gar nicht zugeben, daß das, was er sozialwissenschaftlich erforscht hat, darum falsch sein soll, weil es nicht mit allem übereinstimmt, was Rudolf Steiner über den sozialen Organismus gesagt hat. Um Schmundt zu widerlegen, muß man ihm in seiner phänomenologischen Arbeit folgen und ihm seine in ihr befindlichen Denk- oder Beobachtungsfehler nachweisen. Man wird diese finden können. Es mögen schon diese Axiome sein, die er seiner Forschung voraussetzt:
== Werke ==


{{LZ|Das Gefüge des sozialen Organismus, wie es der heutigen Stufe des Menschentums entspricht, ergibt sich aus den zutage liegenden Phänomenen dann, wenn man drei axiomatische Gegebenheiten beachtet. »Axiome« meint hier Aussagen, welche unmittelbar einleuchten und im Rahmen der Soziologie keiner weiteren Begründung bedürfen. Es handelt sich um das Gestalt-Axiom, um das Demokratie-Axiom und um das Freiheits-Axiom. Das Gestalt-Axiom hat es mit der Gestalt des sozialen Organismus zu tun, wie sie sich von der Vergangenheit her in die Gegenwart herein entwickelt hat. Das Demokratie-Axiom umschließt das Fordern der Gleichheit im Rahmen zwischenmenschlicher Rechtsvereinbarungen. Das Freiheits-Axiom fordert das Erfüllen dessen, was aus der Zukunft auf die Kulturmenschheit zugekommen ist: Daß nämlich der erwachsene Mensch die Möglichkeit freien Handelns habe, - daß es heute keine andere Quelle fruchtbaren Handelns mehr gibt als die sich selbst bestimmende Individualität.|Schmundt, 1981}}
;Über Reinkarnation


Das sind keine Axiome, sondern sehr voraussetzungsreiche Annahmen, und keineswegs solche von der Art, die unmittelbar einleuchten. Schon hier muß die Kritik einsetzen, eine immanente Krtik, die darauf verzichten kann, dogmatisch Schmundt entgegen zu halten, daß Steiner etwas anderes gesagt hatte, oder Steiner anders zu verstehen sei. Aber angenommen, es seien Ideen, Urbilder gemeint, Schmundt spricht ja später auch vom Gestalt-Urbild: Solche Urbilder enthalten geradezu alles, es sind keine Axiome. Vergleicht man diese Axiome Schmundts mit den vier Königen aus Goethes Märchen, ergibt sich folgendes:
*''Beyond the Ashes: Cases of Reincarnation from the Holocaust,'' A.R.E. Press, 1992. (ISBN 0876042930)
Goethe: Gemischter König (Vergangenheit) - Goldener, silberner und ehener König (Zukunft). Schmundt: Gestalt-Axiom (Vergangenheit) - Demokratie-Axiom  - Freiheits-Axiom (Zukunft). Für den ehernen König gibt es bei Schmundt kein entsprechendes Axiom, seine Axiome entsprechen einer Dreiheit des gemischten, silbernen, und goldenen König.
*''From Ashes to Healing: Mystical Encounters with the Holocaust,'' A.R.E. Press, 1996. (ISBN 0876043406)
*''Jewish Tales of Reincarnation,'' Jason Aronson, Inc., 2000. (ISBN 0765760835)
*''Are Holocaust Victims Returning?" [[Wikipedia:ebook|ebook]]-Anthologie von Artikeln über Reinkarnation aus verschiedenen Zeitschriften, 2007; [[Wikipedia:Deutsche Sprache|dt.]] ''Kehren die Opfer des Holocaust wieder?'', Vlg. am Goetheanum, Dornach 1997 (ISBN 9783723510025)


Es ergeben sich im Anschluß an eine solche urbildliche Differenz zwischen der Steinerschen und der Schmundtschen Dreigliederung viele Fragen. Eine ist diese: Inwiefern ist der gemischte König in Goethes Märchen tatsächlich der sog. "Einheits''staat''", und was hat es mit diesem angeblichen [[Einheitsstaat]] eigentlich auf sich? Kann man heute noch von solch einem Einheits''staat'' sprechen, oder hat sich der gemischte König längst metamorphosiert zur Einheits''wirtschaft''? Hat Schmundt die drei befreiten bzw. zu befreienden Könige, den ehernen, silbernen und goldenen König nicht in einem historisch gewordenen Einheits''staat'' aufgesucht, sondern in der modernen ''Wirtschafts''gesellschaft, in der das Staats- und Rechtsleben bereits zum Überbau eines alles beherrschenden kapitalistischen Wirtschaftslebens heruntergekommen ist? (In eine ähnliche Richtung hat auch Herbert Witzenmann gedacht, mit seiner Ansicht, die Dreigliederung ließe sich nicht mehr so verwirklichen, wie es nach dem ersten Weltkrieg möglich gewesen wäre, man müsse innerhalb des Wirtschaftslebens nach einer Dreigliederung des sozialen Organismus suchen. [Quelle]). Wenn der gemischte König längst schon kein Staat mehr ist, sondern totalitärer Kapitalismus, muß möglicherweise die Befreiung der Könige, die Verselbständigung, Selbstverwaltung von Rechtsleben und Geistesleben auf neue Art begriffen werden, - im Sinne Schmundts? </ref>
;Andere Themen


{{LZ|Die neue Elementarlehre von WS [Wilfried Schmundt] ist das Resultat von drei fundamentalen Fehlern. Die drei neuen Begriffe: die Dreigliederung des sozialen Organismus, die Assoziation als soziale Wirtschaftsgestaltung und das Schenkungsgeld sind originäre Begriffe bei Rudolf Steiner. Wissenschaftliche Exaktheit fordert, daß solche eindeutigen Begriffe nicht in unzutreffender Weise verwendet werden. Gerade das aber geschieht, wenn sich WS auf Rudolf Steiner beruft.|Schweppenhäuser: Fallstudien Heft 5, S. 107}}
*''49 Gates of Light: Kabbalistic Meditations for Counting the Omer,'' Crown Point Enterprises, Minneapolis, 1987, Neuabdruck als ''49 Gates of Light: a course in kabbalah,'' Lulu Press, Inc. 2010.
*"Shamanism in the Jewish Tradition," in Nicholson, Shirley (ed.), ''Shamanism: An Expanded View of Reality,'' Quest Books, Wheaton, Illinois, 1996.
*"The Peace Stone" in ''Seeing the Light: Personal Encounters with the Middle East and Islam,'' Curtis, Richard H. and McMahon, Janet (eds.), American Educational Trust, Washington DC, 1997.
*''Eight Candles of Consciousness: Essays on Jewish Nonviolence,'' Lulu Press, Inc. Raleigh, NC, 2009. (ISBN 978-0-557-04922-6)
*''Jewish Themes in Star Trek,'' Lulu Press, Inc. Raleigh, NC, 2009. (ISBN 978-0-557-04800-7)
* Zwei Dialoge über Tierrechte im Judentum ("Raising Holy Sparks: Hasidic Thought and Vegetarianism" and "A Dialogue on Nature Deficit Disorder") in ''[http://archive.org/details/WhoStoleMyReligion Who Stole My Religion?: Revitalizing Judaism and Applying Jewish Values to Help Heal our Imperiled Planet]'' by [[Wikipedia:Richard H. Schwartz|Richard H. Schwartz]], Lulu Press, Inc. Raleigh, NC, 2011. (ISBN 978-1-105-33646-1)


Die Kritik Schweppenhäusers erweckt den Eindruck, daß Schmundts Dreigliederungslehre derart massive Differenzen zu derjenigen Steiners (bzw. wie Schweppenhäuser ihn versteht) hat, daß man nicht mehr von Interpretation der Steinerschen Ideen sprechen kann, sondern von einem (mehr oder weniger) eigenständigen Ansatz Schmundts sprechen muß, der nur Anleihen bei Steiner macht.
== Anmerkungen ==


{{LZ|Auch WS spricht von Dreigliederung. Sein "Ur-Gestaltbild" des sozialen Organismus ist aber keine "horizontale" Dreigliederung im Sinne des Begriffes bei Rudolf Steiner. Unüberhörbar verkündet WS: Sein Urbild des sozialen Organismus ist Wirtschaftsleben schlechthin, auch da wo rein geistige und rein rechtliche Funktionen bestimmend für die sozialen Einrichtungen sind. Von einem autonomen, sich selbst verwaltenden Geistesleben ist bei WS nicht die Rede. Er erläutert (in einem Schreiben vom 17.9.80), was er als Geistesleben versteht: "Die 'beratenden Gremien' ('Kuratorien') sind nicht die 'Assoziationen' bei WS; vielmehr durchziehen sie das assoziative Wirtschaftsleben und vollziehen die Aufgabe des 'freien Geisteslebens', welches die Einsichten zustande bringt, 'die in der Gemeinschaft wirken sollen'. Bei WS wird so die Dreigliederung konkretisiert."
<references/>


Die Dreigliederung ist bei Rudolf Steiner eindeutig durch die relative Selbständigkeit - Selbstverwaltung - der drei Gebiete definiert; WS mißbraucht diesen Begriff: irgendwo ist bei ihm auch Dreigliederung; aber sie ist (...) - in dem Überbau von Rechtsleben und Geistesleben über dem Wirtschaftsorganismus - unkonkret. Er verlangt, daß, wenn man diese "Kuratorien" als Geistesleben begreift, dann bei ihm die Dreigliederung "konkret" wird. Hier wird in unkorrekter Weise mit dem Begriff der Dreigliederung umgegangen. - Bei WS gibt es nur eine materielle "Kultur" - das Wirtschaftsleben ist diese "Kultur": "WS unterscheidet den 'sozialen Organismus' mit seinen drei Gliedern und das 'soziale Leben' mit seinen drei Kulturbereichen - jenen als Grundlage für dieses. HGS [Hans Georg Schweppenhäuser] (sprich Rudolf Steiner!) hat dieses nicht. So sieht WS das öffentliche Bildungswesen, das dem Geistbereich der Kultur angehört, zugleich im 'Tätigkeitsbereich' des sozialen Organismus, also in dessen 'Wirtschaftsleben'. Für HGS ist 'Geistesleben des sozialen Organismus' identisch mit 'Geistbereich der Kultur'."|Fallstudien 5, S. 107f.}}
== Literatur ==


Aber wenn Steiners Begrifflichkeit wirklich so eindeutig ist, wie Schweppenhäuser meint, dann verwundert es doch, daß solche gravierenden Auffassungsunterschiede zustande kommen konnten (und bis heute nicht ausgeräumt sind). Schmundt beharrte auf seinen Ansichten trotz der Kritik, und wurde zum Ideengeber der Achberger Dreigliederer. Durch Joseph Beuys ist dann nochmals eine zusätzliche Verwirrung eingetreten, als seine Idee der [[Soziale Plastik|sozialen Plastik]] eigentlich nur noch an die Erkenntnisfähigkeit und Gestaltungskraft des Einzelnen, bzw. auch Gemeinschaften, gemeinsames Erkennen und Gestalten, appelliert. Sein Spruch "Jeder Mensch ist ein Künstler" läßt sich transponieren in: "Alles ist soziale Plastik"<ref>Also ist auch der "[[gemischter König|gemischte König]]" soziale Plastik, oder etwa nicht? Man könnte die These aufstellen, daß die soziale Plastik die Auflösung des gemischten Königs sei. Dabei hätte die Auflösung eine doppelte Bedeutung: Sie wäre der Weg dorthin und sein Ergebnis. Diese These wird sich aber nicht halten lassen. Der gemischte König ist ebenfalls soziale Plastik, nicht nur in der alten Form des Einheitsstaats, sondern insbesondere auch in seinen vielen ''neuen'' Formen, die vorgeben, keine retardischen im Sinne der Figur des [[Retardus]] zu sein, sondern sich als progressive Neugestalten mit zumindest langfristiger Auflösungsqualität gerieren. Letztlich läßt sich jede soziale Plastik, der keine Auflösungsqualität zukommt (wer kann dies beurteilen?), als eine interpretieren, die auf dem Weg zu solcher Auflösung ist, oder den Weg zur Auflösung des gemischten Königs bzw. die Wegbereitung für den goldenen, silbernen und ehernen König, indirekt unterstützt und dergleichen. Um bei dem Bild zu bleiben, sieht Schweppenhäuser die soziale Plastik Schmundts als mißraten an, die drei Könige wären in Schmundts Lehre nicht vollständig (d.h. auch in ''richtiger'' Relation) befreit, sondern nur teils und auf falsche Weise, und in anderen Hinsichten wieder neu verquickt, vermischt.</ref>. Nimmt man noch verschiedene Viergliederungskonzepte ([[Johannes Heinrichs]], [[Michael Opielka]]) hinzu, möglicherweise auch [[Luhmann]]s Systemtheorie, sowie [[Habermas]] natürlich (Wirtschaft, Politik und Lebenswelt), ist das Disaster perfekt und man sieht sich genötigt, nochmals genauer zu studieren, was Rudolf Steiner eigentlich mit seiner Dreigliederungslehre gemeint hatte, - um dann die reine Lehre Rudolf Steiners zu vertreten, wie man sie selbst versteht, wie sie ''andere'' aber offenbar nicht verstehen können, oder nicht wollen.
* Rudolf Steiner: ''Kosmogonie'', [[GA 94]] (2001), ISBN 3-7274-0940-1 {{Vorträge|094}}
* Rudolf Steiner: ''Mensch und Welt. Das Wirken des Geistes in der Natur. Über das Wesen der Bienen'', ([[GA 351]]), Dornach 1999
* Yonassan Gershom: ''Kehren die Opfer des Holocaust wieder?'', Vlg. am Goetheanum, Dornach 1997 ISBN 9783723510025


Dabei hatte Rudolf Steiner zwar eine besondere Schwierigkeit gesehen, brauchbare Ideen für die Gestaltung des sozialen Lebens zu gewinnen, weil dafür höhere Erkenntnisfähigkeiten erforderlich seien. Wären diese Ideen aber in adäquater Sprache mitgeteilt, habe der "gesunde Menschenverstand" keine Probleme mit ihrem Verständnis:
{{GA}}


{{GZ|Es ist ja heute so, daß dasjenige, was sozial fruchtbar ist an Ideen, eigentlich nur gefunden werden kann von den wenigen Menschen, welche sich gewisser spiritueller Fähigkeiten bedienen können, die die weitaus überwiegende Mehrzahl der Menschen heute nicht gebrauchen will, trotzdem sie in jeder Seele liegen. Aber diese wenigen, die werden sich die Aufgabe setzen müssen, dasjenige, was sie herausholen aus der geistigen Welt gerade mit Bezug auf soziale Ideen, mitzuteilen. Sie werden es übersetzen in die Sprache, in die eben die geistigen Wahrheiten, die in einer anderen Gestalt jenseits der Schwelle geschaut werden, übersetzt werden müssen, wenn sie populär werden sollen. Diejenigen, die aus der Initiation etwas wissen über soziale Ideen, werden die Verpflichtung haben, diese sozialen Ideen der Menschheit mitzuteilen, und die Menschheit wird sich entschließen müssen dazu, über die Sache nachzudenken. Und durch Nachdenken, bloß durch Nachdenken mit Hilfe des gesunden Menschenverstandes, wird schon das Richtige herauskommen.|185a|200f.}}
== Weblinks ==


==Einzelnachweise==
* [http://www.pinenet.com/~rooster Homepage von Yonassan Gershom]


<references />
[[Kategorie:Judentum]]
 
==Werke (Auswahl)==
''"Vorläufer"''
*''Wandlung des Kapitalbegriffs'' In: Die Drei, Heft 2/1950, S. 95ff. (Text auf www.dreigliederung.de {{VT|16|http://www.dreigliederung.de/essays/1950-02-001.html|Text}})
*''Sozialwissenschaft als Gegenstand des Hauptunterrichts'', in: Erziehungskunst, Juni (Heft 6), 1959, S. 161 - 172, {{VT16|http://www.erziehungskunst.de/fileadmin/archiv_alt/1950-1959/1959_Heft_6_Jg_23.pdf#4}}
 
''Grundwerk''
*''Der soziale Organismus in seiner Freiheitsgestalt'', (Studienmaterial der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft), Philosophisch-Anthroposophischer Vlg. am Goetheanum, Dornach 1977, (1. Aufl.: 1968), (Neuauflage im FIU-Verlag, Wangen 1993 (3. Auflage))
*''Zeitgemäße Wirtschaftsgesetze''. Über die Rechtsgrundlagen einer nachkapitalistischen, freien Unternehmensordnung >Entwurf einer Einführung<, Achberger Vlg., Achberg 1975, 2. erw. Aufl. 1980, {{VT|16|http://www.impuls21.net/pdf/schmundt-wirtschaftsgesetze.pdf|PDF}}
*''Revolution und Evolution. Auf dem Weg zu einer Elementarlehre des sozialen Organismus'', hrsg. u. mit e. Vorw. vers. von [[Wilfried Heidt]] u. [[Ulrich Rösch]], 1973, ISBN 3-88103-020-4, [http://www.erziehungskunst.de/fileadmin/archiv_alt/1970-1979/1975_01_Jg_39.pdf Rezension]
*''Erkenntnisübungen zur Dreigliederung des sozialen Organismus. Durch Revolution der Begriffe zur Evolution der Gesellschaft'', Achberger Verlag, Achberg 1982 (Neuauflage 2003), ''(2. erw. und umgestaltete Auflage von "Revolution und Evolution. Auf dem Weg zu einer Elementarlehre des sozialen Organismus")'', (''Aufsatzsammlung, bearbeitet'')
 
''Einzelausgaben, Aspekte, Erläuterung, Vertiefung und Fortführung''
*''Ausblick auf eine Elementarlehre des dreigliedrigen sozialen Organismus'', Manuskript 1971, 30 S., Lehr-Kurs, basiert auf "Der soziale Organismus in seiner Freiheitsgestalt", {{VT|16|http://www.sozialimpuls.info/assets/pdf/Schmundt-Ausblick.pdf|PDF}}, auch enthalten in: Lit: ''Erkenntnisübungen'', S. 51 - 75
 
*''Das Unternehmerkapital im sozialen Organismus'', in:  Die Drei, 07-8/1975, (Text auf www.dreigliederung.de {{VT|16|http://www.dreigliederung.de/essays/1975-07-001.html|Text}}), auch in: Lit.: ''Erkenntnisübungen'', S. 204 - 211
*''Drei Quellen zum Erfüllen des sozialen Hauptgesetzes'', erschienen in: Das Goetheanum, Nr. 32, 6.8.1978, ebenso in: "Erkenntnisübungen zur Dreigliederung des sozialen Organismus, Achberger Verlag, 1982 und 2003", S. 184 - 188 {{VT|16|http://www.sozialimpuls.info/assets/pdf/Schmundt-SHG-1978.pdf|PDF}}
*''Eine Elementarlehre des sozialen Organismus. Wie kann man sie begründen - was vermag sie zu leisten?'',  Die Drei, 05/1981, S.345-354, {{VT|16|http://www.dreigliederung.de/essays/1981-05-001.html|Text}}, auch in Lit: ''Erkenntnisübungen'', S. 33 - 49
*''Die Elementarlehre des sozialen Organismus als Grundlage politischen Wirkens. Oder: Über die Kunst des sozialen Bauens'', in: Lit: Rainer Rappmann (Hrsg.): Die Kunst des sozialen Bauens, S. 97 - 110, (zuerst 1981 in Johannes Stüttgen (Hrsg.): Similia Similibus, Köln 1981)
*''Der soziale Organismus und das Soziale Hauptgesetz'', in: Das Soziale Hauptgesetz, Verlag Freies Geistesleben, 1986 (Reihe Sozialwissenschaftliches Forum Bd. 1, Herausgeber Stefan Leber), S. 54 - 64, ISBN 3772508596, {{VT|16|http://www.sozialimpuls.info/Assets/PDF_Dateien/Schmundt-1986-Soziales-Hauptgesetz.pdf|PDF}}
*''Der Typus der sozialen Organismen'', in: Lit.: Die Kunst es sozialen Bauens, S. 85 - 90, (Ein Entwurf aus dem Jahre 1986, in Form eines fiktiven Interviews)
*''Zwei Grundprobleme des 20. Jahrhunderts. Die Materie und ihr Ursprung. Der Soziale Organismus und sein Krankheitszustand'', Freie Volkshochschule Argental, Wangen 1988, ISBN 3-926673-06-0, ''("Der Autor hat es in hohem Alter ... unternommen, in zwei zusammenfassenden, äußerst dichten Abhandlungen dasjenige zur Darstellung zu bringen, was sich ihm in langen Jahren seines Forschens ergeben, begründet und befestigt hat. (...) Methodisch geht diese Arbeit ... den Weg der goetheanistischen Erkenntnistheorie." (Bernd Volk, Flensburger Hefte Nr. 25, S. 218). "Die Materie und ihr Ursprung" ist eine Arbeit zur Physik. Das Buch enthält außerdem als 3. Teil eine biographische Skizze in Gesprächsform.)''
*''Die Aufgabe Mitteleuropas. Die Lehre vom sozialen Organismus in seiner Freiheitsgestalt als Brückenschlag zwischen Ost und West'', FIU-Verlag, Wangen 1997, ISBN 3-928780-16-6, (2 Vorträge vom 28. und 29. Dezember 1981)
*''Denkschritte - Auf dem Weg zur Idee des sozialen Organismus'', FIU-Verlag, Wangen 1999, (Buch inkl. CD mit Original-Vortrag von Wilhelm Schmundt (72,5 min.) über seinen Lebens- und Forschungsweg, gehalten am 31. Dezember 1976 im Internationalen Kulturzentrum Achberg.), ISBN 9783928780216 (''Auszüge aus Schmundts Bericht über seinen Lebens- und Forschungsweg sind auch in Lit: Die Kunst des sozialen Bauens enthalten, 1993, unter dem Titel: Auf dem Wege zur Idee des sozialen Organismus. Ein Wanderbericht, S. 111 - 129, mit zahlr. Fotos'')
 
==Literatur==
 
* [[Rainer Rappmann]] (Hrsg): ''Die Kunst des sozialen Bauens''. Beiträge zu Wilhelm Schmundt, mit Beiträgen von Wilhelm Schmundt, Rainer Rappmann (Einführung), Johannes Stüttgen, Ulrich Rösch, Leif Holbaek-Hanssen, Bernd Volk, Frank Meyer, Günther Lierschof, FIU-Verlag, Wangen 1993
* [[Rainer Rappmann]] (Hrsg.): ''Beuys, Dutschke, Schilinski, Schmundt. Vier Leben für Freiheit, Demokratie und Sozialismus'', FIU-Verlag, Wangen 1996
* [[Johannes Stüttgen]]: ''Ökonomie/Wirtschaftsleben''. In: Harald Szeemann (Hrsg.): Beuysnobiscum, Fundus/Vlg. der Kunst, Amsterdam; Dresden 1997, S. 269 - 281
* [[Hans Georg Schweppenhäuser]]: ''Die soziale Dreigliederung von Rudolf Steiner und die Elementarlehre des sozialen Organismus von Wilhelm Schmundt. Fallstudien Heft 5.'', Freiburg 1980, 122 S., [http://anthrowiki.at/images/3/3f/Hgs-fallstudien5-inh-verz.pdf Inhaltsverzeichnis]
* Hans Georg Schweppenhäuser: ''Die Elementarlehre von Wilhelm Schmundt. - Ein Briefwechsel als Dokumentation über eine Kontroverse zur sozialen Dreigliederung. Fallstudien. Heft 6a und 6b.'', Freiburg 1981, 116 und 100 S.
*Hans Georg Schweppenhäuser: ''Fähigkeiten- oder Erfahrung- Wirtschaft?'', Bausteine, 4.Jg., 4/1980, S.40-45, (Zur Kontroverse Schmundt Schweppenhäuser)
*Redaktion (Reinhard Giese): ''Zitate Rudolf Steiners und Hans Georg Schweppenhäusers mit Erläuterungen zum Thema'', in: Beiträge zur Dreigliederung des sozialen Organismus, 24.Jg., Nr.36, Dez.1983, S.13-33, Thema: ''Zur assoziativen Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik. In Memoriam Hans Georg Schweppenhäuser'', (''enthält einen Exkurs zur Kontroverse Schweppenhäuser - Schmundt S. 23 - 25, in dem insbesondere auf den Begriff der [[Assoziation (Wirtschaft)|Assoziation]] eingegangen wird. Schmundt und im Anschluß auch [[Ulrich Rösch]] und [[Benediktus Hardorp]] u.a. würden einen Assoziationsbegriff zugrundelegen, der von demjenigen Steiners und Schweppenhäusers abweiche, mit auch Konsequenzen für die dann unterschiedliche Gesamtauffassung der sozialen Dreigliederungidee, die von derjenigen Steiners und Schweppenhäusers abweichen würde, obwohl manchmal nach dem Wortlaut der Darlegungen eine Übereinstimmung scheinbar gegeben ist.'')
*Andreas Schurack: ''Stüttgens Sünden wider die soziale Dreigliederung'', 2014, [http://www.dreigliederung.de/essays/2014-07-002.html Text], [http://blog.dreigliederung.de/2014/07/stuettgen-soziale-dreigliederung.html Ein Kommentar]
 
==Weblinks==
 
*[http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=1131 Forschungsstelle Kulturimpuls zu ''Wilhelm Schmundt'']
*[http://fiu-verlag.com/die-demokratische-bank-dvd/ Verein Soziale Skulptur (Hg.): ''Die demokratische Bank'' (DVD)]
 
 
 
[[Kategorie:Mann]][[Kategorie:Anthroposoph]][[Kategorie:Autor]][[Kategorie:Soziales Leben]][[Kategorie:Sozialwissenschaftler]][[Kategorie:Soziale Dreigliederung (Person)]]
{{wikipedia}}

Aktuelle Version vom 12. Juli 2013, 03:26 Uhr

Rabbi Yonassan Gershom (2008)

Yonassan Gershom (* 1947 in Berkeley, Kalifornien) ist ein jüdischer Autor und Rabbi. Bekannt wurde er vorallem durch seine Schriften über den Holocaust und Reinkarnation.

Leben

Yonassan Gershom wurde 1947 in Berkeley in Kalifornien geboren und wuchs in der Gegend von Philadelphia auf. 1975 graduierte er an der Minnesota State University als Bachelor of Science in den Fächern „German language“ und „Native American Studies“. Während der 1980er Jahre war er in der Friedensbewegung in Minneapolis aktiv und protestierte öffentlich gegen die radikal zionistische Politik von Meir Kahane, dem Begründer der Jewish Defense League und der israelischen Kach-Partei.

1986 wurde Gershom von Zalman Schachter-Shalomi als Rabbi in der neo-chassidischen Jewish Renewal-Bewegung ordiniert, distanzierte sich aber zunehmend von der Ausrichtung, die diese Bewegung in den folgenden Jahren genommen hat. Gershom ist seitdem Anhänger der von Rabbi Nachman geprägten Richtung des Breslover Chassidismus. Er tritt auch für die Rechte Homosexueller ein, engagiert sich für Vegetarismus und Tierschutz und ist auch im Beirat der Jewish Vegetarians of North America (JVNA) tätig.

1988 übersiedelte Gershom mit seiner Frau Caryl in die Kleinstadt Sandstone im ländlichen Minnesota, wo er seitdem als freier Schriftsteller arbeitet und sich im Internet als „Cyber-Rabbi“ präsentiert [1].

1997 besuchte Gershom das Grab von Rabbi Nachman in Uman in der Ukraine. Dieser Besuch hatte großen Einfluss auf seine weiteren Arbeiten. Bislang „war im nicht bewusst gewesen, wie sehr die ländliche Erfahrung den Chassidismus geprägt hat. Das gab ihm ein tieferes Verständnis der chassidischen Geschichten und der Torah.“[1]

Reinkarnation und Holocaust

Gershom schrieb eine Reihe von Büchern zum Thema Holocaust und Reinkarnation. In Beyond the Ashes und From Ashes to Healing erzählt er Geschichten von Menschen, die angeben, wiedergeborene Opfer des Holocaust zu sein, während er in Jewish Tales of Reincarnation vornehmlich Reinkarnationsberichte aus klassischen jüdischen Texten und aus der mündlichen Überlieferung präsentiert. Gershom ist vorallem von der Frage bewegt, ob die Juden als Strafe für ihre Vergehen in früheren Erdenleben als Opfer des Holocaust starben. Gershom argumentiert, dass nach jüdischer Interpretation des Bösen und der Reinkarnation, anders als in manchen anderen Religionen, die Leiden dieses Lebens nicht notwendig als Strafe für Vergehen in früheren Erdenleben anzusehen sind. Unverdientes Leid der Opfer könne auch schlicht und einfach durch die gegenwärtigen Missetaten ihrer Peiniger bedingt sein, ohne jegliche karmische Schuld ihrer Opfer. Nach jüdischer Anschauung könne allerdings die Verdorbenheit der Peiniger über eine Reihe frühere Inkarnationen angesammelt worden sein. So könnten die Nazis den Holocaust deshalb begangen haben, weil sie schon in vielen früheren Leben immer wieder Juden verfolgt und getötet hatten. So spekuliert Gershom etwa, dass Adolf Hitler eine Reinkarnation des biblischen Amalek gewesen sei.

Gershom berichtet auch über eigene Reinkarnationserlebnisse.

„Einmal wanderten Ulrich Morgenthaler und ich in der Schwäbischen Alp. Er erzählte mir, daß im Mittelalter jede Zunft ihr eigenes Stück Wald besaß, wo sie Holz zum Heizen schlug. Ohne zu überlegen, rief ich ärgerlich: «Ja, Ulrich, und hätte ich damals hier gewohnt, so hätte ich das Holz von dir oder jemand anderem kaufen müssen, denn die Juden durften kein Land besitzen. Viele von uns erfroren, weil wir es uns nicht leisten konnten, Holz zu kaufen.»

Plötzlich lief ein Frösteln über meinen Rücken. Wir erfroren – ich hatte wir gesagt, nicht sie. Jetzt wußte ich, weshalb es mir immer ein Schrecken war zu frieren. Während ich in Deutschland durch den Wald wanderte, wurden Erinnerungen an ein vergangenes Leben im Mittelalter geweckt, wo es mir als Jude verboten war, Holz zu schlagen, und ich deshalb erfroren war. Jetzt forderte ich mein Recht, mich frei in den Wäldern Europas zu bewegen. Auf der weiteren Reise wanderte ich mit Stolz und innerer Kraft auf diesen Waldpfaden.

In Wien führte mich ein Fußweg zu einem Ort, der Antonshöhe genannt wird, wo die Menschen der Jungsteinzeit Feuerstein für ihre Werkzeuge genommen hatten. Ich habe ähnliche archäologische Stätten in Amerika besucht, wo die Ureinwohner gelebt und gearbeitet hatten. Diese Orte waren aber lediglich von historischem Interesse für mich. Auf der Antonshöhe hatte ich ein völlig anderes Erlebnis – ein Erlebnis, das mich in tiefster Seele ergriff. Ich spürte eine starke Verbindung zu dem Ort – so stark, daß ich genau wußte, wo der beste Feuerstein zu finden war, noch bevor ich überhaupt an der Stelle angelangt war. Hatte ich hier in einem längst vergangenen Leben in der Morgendämmerung der menschlichen Geschichte Feuerstein gesucht? Beim Herauslesen der Feuersteinsplitter aus dem kreidig weißlichen Muttergestein hatte ich ein vertrautes Gefühl in der Hand. In Wirklichkeit gibt es den «Ewigen Juden», der immer wandern muß, nicht, denn wir Juden sind zusammen mit der übrigen Menschheit mit der Erde verwurzelt.“

Yonassan Gershom: Kehren die Opfer des Holocaust wieder? [2]

Kabbala

"Portae Lucis" (Die Pforten des Lichts) von Joseph ben Abraham Gikatilla (1248-1305) Mann der einen Baum mit den 10 Sephirot hält.

Gershom hat sich intensiv mit den Lehren der jüdischen Kabbala beschäftigt und seine meditativen Erfahrungen mit dem kabbalistischen Sephiroth-Baum als siebenwöchigen Kurs mit 49 Meditationen unter dem Titel 49 Gates of Light: a course in Kabbalah veröffentlicht [3].

weitere Aktivitäten

Gershom nahm auch an verschiedenen amerikanischen TV-Sendungen zum Thema Reinkarnation teil, wie etwa Sightings[2] und Unexplained Mysteries. 2007 trat er in dem für die Jewish Vegetarians of North America unter der Regie von Lionel Friedberg produzierten Dokumentarfilm A Sacred Duty: Applying Jewish Values to Help Heal the World auf, der sich mit den jüdischen Lehren zur Pflege der Erde, zur Umwelt und zum Wohl der Tiere befasst, mit besonderm Schwerpunkt auf dem Vegetarismus.

Als überzeugter Pazifist und Friedensaktivist schrieb Gershom darüber hinaus viele Artikel zum Thema Gewaltlosigkeit und Judentum, die später gesammelt in der Anthologie Eight Candles of Consciousness herausgegeben wurden.

Begegnung mit der Anthroposophie

Im Rahmen seiner Reise, die in weit durch Mittel- und Osteuropa führte, nahm er auch als Vortragender an der Tagung über «Reinkarnation und Karma» am Goetheanum in Dornach teil. Seine in Europa und in den Gesprächen mit Anthroposophen gesammelten Erfahrungen sind in der auch ins Deutsche übertragenen Schrift Kehren die Opfer des Holocaust wieder? [4] zu finden.

Auch an einer anthroposophischen Tagung in Bad Gandersheim (einem ehemaligen Konzentrationslager) nahm Rabbi Gershom teil.

In Berlin wurde Gershom erstmals mit der Aussage Rudolf Steiners konfrontiert, dass Zyankali- bzw. Blausäurevergiftungen dramatische Folgen für die nachtodliche Existenz haben können und dass sogar die Gefahr bestünde, dass dadurch die Seele und die geistige Individualität völlig zersplittert und unwiederbringlich aufgelöst würde (Lit.: GA 351, S. 47).

„Als ich in Berlin war, fragten mich verschiedene Anthroposophen: «Wie kann es sich bei den Fällen in Ihren Büchern um wiederverkörperte Seelen handeln, die in den Gaskammern ums Leben gekommen sind, wenn doch Zyankali die Seele für immer zerstört?» Ich verstand diese Frage nicht. Aus jüdischer Sicht ist die Seele ewig und kann nie zerstört werden, außer – was der Himmel verhüten möge – durch den Willen Gottes. Die Art des irdischen Todes kann das Weiterleben der Seele nicht beeinflussen, weil der Körper nur ein vorübergehendes Kleid ist. Deshalb sollte der Tod durch Zyankali nicht anders sein als sonst ein Tod.

Später wurde mir erklärt, Rudolf Steiner, der Begründer der Anthroposophie, habe gesagt, daß die Einnahme von Zyankali die Seele völlig auflöse, so daß diese zusammen mit Körperteilchen im Weltall zerstreut werde und sich nicht mehr inkarnieren könne. Ein Anthroposoph meinte sogar, weil Zyankali die Seele zerstöre, könnten die von mir dargestellten Fälle von Reinkarnation gar nicht Holocaust-Opfer sein. Er vermutete, daß es sich um Seelen von Nazis handle, die sich während ihrer «Lebensrückschau» nach dem Tod mit ihren Opfern identifiziert hatten und nun mit Erinnerungen wiedergeboren wurden, die ihnen als die eigenen erschienen. Ich fand diese Theorie lächerlich und sagte es ihm. Sie paßt nicht mit den Einzelheiten der Fälle zusammen, mit denen ich zu tun hatte, und scheint mir ein Versuch, Steiners Aussagen über Zyankali in dogmatischer Weise zur Anwendung zu bringen.

Doch die Sache mit dem Zyankali kam in jeder Versammlung auf meiner Tournee zur Sprache. Als ich in die Vereinigten Staaten zurückkehrte, wollte ich die Quelle aufsuchen, um festzustellen, was Steiner genau über Zyankali gesagt hatte. Dies war schwieriger, als ich erwartet hatte, weil der entsprechende Vortrag noch nicht auf englisch übersetzt war. Die meisten amerikanischen Anthroposophen hatten von dieser Aussage noch gar nie gehört. Doch Gott hat mich in bezug auf diese Frage offensichtlich geführt, denn mitten in meinen entmutigenden Nachforschungen rief mich eine mir völlig unbekannte Frau «aus dem Blauen heraus» an und fragte, ob ich je von dieser Aussage Steiners gehörte hätte. Mit ihrer Hilfe gelang es mir, das Zitat zu finden, das folgendermaßen lautet:

«Wenn Sie aber durch Zyankali sich vergiften [beachten Sie bitte den Gebrauch des Reflexivpronomens ‹sich›], dann hat die Seele die Absicht, überall mit jedem Körperteilchen mitzugehen, und namentlich sich auszubreiten im Stickstoff und sich aufzulösen im Weltenall. Das ist der wirkliche Tod von Seele und Geist.» (Rudolf Steiner, Mensch und Welt. Das Wirken des Geistes in der Natur, Gesamtausgabe Nr. 351, Dornach 1988.)

Der Gebrauch des Reflexivpronomens «sich» – sich vergiften – heißt für mich, daß an dieser Stelle von Selbstmord und nicht von einem Mordopfer in einer Gaskammer die Rede ist. Beachten Sie auch, daß Steiner im selben Abschnitt sagt, die Seele, die sich mit Zyankali vergiftet, hat die Absicht, sich im Weltenall aufzulösen. Auch dies weist auf Selbstmord hin, nicht auf Mord.

In meiner Tätigkeit als Rabbi hatte ich mit selbstmordgefährdeten Menschen zu tun, die nicht nur sterben, sondern ihre Existenz ganz auslöschen wollten. Tatsächlich glauben Menschen, die Selbstmord begehen wollen, nicht an ein Leben nach dem Tod und erwarten, daß ihr individuelles Bewußtsein aufhört, wenn sie sich getötet haben. Es gibt Menschen, die in ihrer tiefen Niedergeschlagenheit wirklich wünschen, ihre Seele möge sich für immer im Weltall auflösen. So jemand könnte zu Zyankali greifen, weil es schnell wirkt und sicher zum Tod führt.

Die Holocaust-Opfer hingegen, die durch Zyklon-B-Gas (das Zyankali enthält) getötet wurden, verübten nicht Selbstmord und wollten auch nicht sterben. Sie hatten den verzweifelten Willen, mit allen Mitteln zu überleben, und sie gelobten, der Welt zu berichten, was geschehen war. So stark war dieser Wille, daß sie oft so schnell wie möglich wiedergeboren werden wollten, mit intakten Erinnerungen an den Holocaust. Jene, die nicht unmittelbar wiedergeboren wurden, blieben manchmal in der Gegend der Greueltaten an die Erde gebunden – auch wieder um Zeugnis abzulegen. Andere Holocaust-Opfer betrachteten ihren Tod als Kiddusch ha-Shem (eine jüdische Form von Martyrium durch Verfolgung) und erwarteten, direkt in den Himmel zu gelangen. Aber nirgends finden wir in den Annalen des Holocaust Berichte von Juden, die, nachdem sie ermordet worden waren, ihre ewigen Seelen im Weltall auflösen wollten. Steiners Aussage über Zyankali gilt nicht für die Opfer des Holocaust.

Hingegen besteht die schauerliche Möglichkeit, daß die Nazis genau deshalb Zyankali verwendeten, weil sie damit außer den Körpern auch die Seelen der Juden zu zerstören hofften. Wenn dies der Fall war, dann täuschten sich die Nazis. Wie die Geschichten dieses Buches klar aufzeigen, haben diese Seelen nicht nur die Vergasung mit Zyankali überlebt, sie wurden auch in neuen Körpern wiedergeboren, um in diesem Leben Heilung zu finden. Viele helfen außerdem mit, andere zu heilen, setzen sich für die Menschenrechte, für Gleichberechtigung und ganz allgemein für die Freiheit in der Welt ein. Wieder andere entdecken jetzt die Freude und Schönheit der Jiddischkeit von neuem und tragen zu einer Wiedergeburt jüdischer Spiritualität bei, damit sich diese wieder so entfalten kann, wie sie vor dem Holocaust war. Ich bin überzeugt, daß in der Generation der «Geburtenwelle» zu einem großen Teil Seelen geboren wurden, die im Zweiten Weltkrieg gelebt hatten und zurückgekehrt sind, um in vielerlei Hinsicht an der Heilung unseres Planeten mitzuwirken.“

Yonassan Gershom: Kehren die Opfer des Holocaust wieder? [5]

Werke

Über Reinkarnation
  • Beyond the Ashes: Cases of Reincarnation from the Holocaust, A.R.E. Press, 1992. (ISBN 0876042930)
  • From Ashes to Healing: Mystical Encounters with the Holocaust, A.R.E. Press, 1996. (ISBN 0876043406)
  • Jewish Tales of Reincarnation, Jason Aronson, Inc., 2000. (ISBN 0765760835)
  • Are Holocaust Victims Returning?" ebook-Anthologie von Artikeln über Reinkarnation aus verschiedenen Zeitschriften, 2007; dt. Kehren die Opfer des Holocaust wieder?, Vlg. am Goetheanum, Dornach 1997 (ISBN 9783723510025)
Andere Themen
  • 49 Gates of Light: Kabbalistic Meditations for Counting the Omer, Crown Point Enterprises, Minneapolis, 1987, Neuabdruck als 49 Gates of Light: a course in kabbalah, Lulu Press, Inc. 2010.
  • "Shamanism in the Jewish Tradition," in Nicholson, Shirley (ed.), Shamanism: An Expanded View of Reality, Quest Books, Wheaton, Illinois, 1996.
  • "The Peace Stone" in Seeing the Light: Personal Encounters with the Middle East and Islam, Curtis, Richard H. and McMahon, Janet (eds.), American Educational Trust, Washington DC, 1997.
  • Eight Candles of Consciousness: Essays on Jewish Nonviolence, Lulu Press, Inc. Raleigh, NC, 2009. (ISBN 978-0-557-04922-6)
  • Jewish Themes in Star Trek, Lulu Press, Inc. Raleigh, NC, 2009. (ISBN 978-0-557-04800-7)
  • Zwei Dialoge über Tierrechte im Judentum ("Raising Holy Sparks: Hasidic Thought and Vegetarianism" and "A Dialogue on Nature Deficit Disorder") in Who Stole My Religion?: Revitalizing Judaism and Applying Jewish Values to Help Heal our Imperiled Planet by Richard H. Schwartz, Lulu Press, Inc. Raleigh, NC, 2011. (ISBN 978-1-105-33646-1)

Anmerkungen

  1. Until this point, "he wasn't aware how much the rural experience shaped Hasidism. It gave him a deeper understanding of Hasidic stories and the Torah." in Hanson, Linda: Tending his Flocks: Sandstone Rabbi Cares for his animals at home while taking his ministry to the Internet, Duluth News Tribune, October 14, 2000, pg.4C
  2. Sightings, "Hands of Remembrance," airdate 10/18/96

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks