Affekt und Monas Hieroglyphica: Unterschied zwischen den Seiten

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Ein '''Affekt''' ([[lat.]] ''affectus'', von ''afficere'' „einwirken, behandeln, antun“; {{ELSalt|πάθος}} ''pathos'' „[[Leid]]en, [[Leidenschaft]]“) ist eine meist von außen erregte [[Gemüt]]sregung, die eine mehr oder weniger heftige [[Emotion]] mit [[Psychosomatik|psychosomatischen]] Folgen auslöst und von hoher Ausdruckskraft (z.B. ein Lächeln als Ausdruck der [[Sympathie]], eine geballte Faust als Ausdruck des [[Zorn]]s) ist, begleitet von unwillkürlichen körperlichen Reaktionen (z.B. [[Erbleichen]] vor [[Angst]] oder [[Erröten]] vor [[Scham]]) und einer starken [[Motiv|Handlungsmotivation]] (z.B. vor Zorn mit der Faust auf den Tisch zu schlagen). Dazu kommt eine eingeengte [[Wahrnehmung]] („Tunnelblick“), eine Trübung des [[Urteil]]svermögens und eine mangelnde [[Wille]]nskontrolle.
[[Bild:John Dee Ashmolean.jpg|thumb|Ein Porträt von [[John Dee]] (16. Jh.), Künstler unbekannt. Angeblich zeigt es Dee im Alter von 67 Jahren. Es gehörte seinem Enkel Rowland Dee und später [[Wikipedia:Elias Ashmole|Elias Ashmole]], der es der Oxford Universität vermachte.]]
[[Bild:DeeHieroglyph.gif|thumb|left|200px|Die „Monas-Hieroglyphe“ nach John Dee]]
[[Datei:Monas Hieroglyphica.jpg|mini|„Monas Hieroglyphica“, Antwerpen 1564]]


[[Immanuel Kant]] unterschied den Affekt von der [[Leidenschaft]]: ''»Das Gefühl einer Lust oder Unlust im gegenwärtigen Zustande, welches im Subjekte die Überlegung (die Vernunftvorstellung, ob man sich ihm überlassen oder weigern solle) nicht aufkommen läßt, ist der Affekt.« »Die durch Vernunft des Subjekts schwer oder gar nicht bezwingliche Neigung ist die Leidenschaft.« »Den Affekt muß der Mensch zähmen, die Leidenschaft beherrschen, jenes macht ihn zum Meister, dieses zum Herrn über sich selbst.« ''<ref>zit. nach {{Kirchner|Pathos}}</ref>
'''Monas Hierglyphica''' ist der Titel einer [[Hermetik|hermetischen]] Schrift von [[John Dee]], der ein bekannter [[Wikipedia:England|englischer]] [[Wikipedia:Mathematik|Mathematik]]er, [[Wikipedia:Astronom|Astronom]], [[Astrologie|Astrologe]], [[Wikipedia:Geograph|Geograph]], [[Mystik]]er und Berater von Königin [[Wikipedia:Elisabeth I. (England)|Elisabeth I.]] war. Die Schrift, die John Dee [[Wikipedia:Römisch-deutscher Kaiser|Kaiser]] [[Wikipedia:Maximilian II. (HRR)|Maximilian II.]] (1527-1576) widmete, geschrieben zwischen dem [[Wikipedia:13. Januar|13.]] und [[Wikipedia:25. Januar|25. Januar]] [[Wikipedia:1564|1564]] (XXIV. Lehrsatz), wurde im selben Jahr erstmals  in [[Wikipedia:Antwerpen|Antwerpen]] in [[Latein|lateinischer Sprache]] veröffentlicht. An Hand der ''Monas-Hieroglyphe'', die auch in der [[Chymische Hochzeit des Christiani Rosencreutz Anno 1459|Chymischen Hochzeit des Christian Rosenkreutz]] erwähnt wird, Dee versucht darin eine [[Kabbala|kabbalistische]] Darstellung der mystischen Einheit der gesamten Schöpfung. Die Schrift wurde zu seiner Zeit viel gelesen. Sie enthüllt aber nicht alle Geheimnisse; die tieferen [[Mysterien]] wurden nur mündlich an ausgewählte Personen überliefert - denn ''„die Mysterien dürfen keinem offenbart werden, außer einem [[Einweihung|Eingeweihten]].'' (XXII. Lehrsatz)


== Siehe auch ==
Die ''Monas Hierglyphica'' besteht aus 24 Lehrsätzen, in denen John Dee seine [[Kosmologie]], ausgehend von Punkt, Linie und Kreis als gestaltenden Prinzipien, [[Geometrie|geometrisch]] entwickelt. Ohne Linie kann kein Kreis geschaffen werden und ohne Punkt keine Linie. Der Punkt ist die Monade, von der alles ausgeht.


* [[Fühlen|Gefühl]]
{{Zitat|Mit der Linie und dem Kreis können alle Dinge dargestellt werden, selbst jene, die nicht sichtbar sind oder sich unter dem Schleier der Natur verbergen.|Monas Hieroglyphica|I. Lehrsatz<ref>zit. nach ''J. Dee, G. Grippo'' (2013)</ref>}}
* [[Emotion]]
 
* [[Leidenschaft]]
Die Anregung dazu stammt wohl aus der [[Kabbala]], wo das System der 10 [[Sephirot]] entweder als System von 10 konzentrischen Kreisen ({{HeS|עִגּוּלים}}, [[Igulim]]) oder in aufgerichteter linear vernetzter Form dargestellt wird. Die Gerade ({{HeS|ישר}}, ''yosher'' oder ''joscher'') steht für den aufgerichteten, [[moral]]isch aufrechten [[Mensch]]en. John Dee nimmt in seinem Werk ausdrücklich Bezug auf die [[Kabbala]], die er höher einschätzt als die zeitgenössische [[Alchemie]]. Manche Aussagen John Dees haben eine deutliche Entsprechung im [[Sefer Jetzira]], dem ältesten eigenständig überlieferten Werk der Kabbala.
* {{WikipediaDE|Affekt}}
 
* {{Eisler|Affect}}
Alle Ausführungen sind mit einem mehrfach Sinn unterlegt. So besteht auch die Schrift nicht zufällig aus 24 Lehrsätzen. Die Zahl 24 hat zunächst eine physische Bedeutung und steht für das reine 24-karätige [[Gold]] (XXIII. Lehrsatz). Sie hat aber auch eine [[zeit]]liche Bedeutung und steht für die 24 Stunden des Tages (XI. Lehrsatz). Das ist ein verdeckter Hinweis auf die [[Ätherwelt]]. Im [[Wikipedia:Bibel|biblischen]] Sinn weist die Zahl auf die 24 Ältesten (XXIV. Lehrsatz), wie sie in der [[Apokalypse des Johannes]] ({{B|Off|4|4-11|LUT}}, {{BB|Off|5|8|LUT}}, {{BB|Off|11|16|LUT}}, {{BB|Off|19|4|LUT}}) geschildert werden.
* {{Kirchner|Affekt}}
 
* {{UTB-Philosophie|Axel Spree|73|Affekt}}
Die Monas-Hieroglyphe ist, ähnlich wie der [[Sephiroth-Baum]], ein [[Meditation]]sbild. Sie besteht aus einem nach oben geöffneten Halbkreis, dem [[Symbol]] des [[Mond]]es, dann aus einem Kreis mit eingezeichnetem Mittelpunkt, dem Symbol der [[Sonne]], einem [[Kreuz]], das die [[Vier-Elemente-Lehre|vier Elemente]] bzw. die [[Erde (Planet)|Erde]] repräsentiert und aus einem Doppelbogen (d.h. aus zwei Halbkreisen, die sich in einem Punkt berühren), der für das [[Tierkreiszeichen]] [[Widder (Sternbild)|Widder]] oder auch noch gesondert für das [[Feuer]] steht (Widder ist ein Feuerzeichen). Die Kombination von Halbkreis und Kreis im oberen Teil der Monas-Hieroglyphe ist zugleich das Symbol für das Tierkreiszeichen [[Stier (Sternbild)|Stier]]. Aus Halbkreis, Kreis und Kreuz lassen sich auch alle anderen [[Planet]]ensymbole ableiten. Das Kreuz repräsentiert zugleich eine [[Dreiheit]] und eine [[Vierheit]]. Die Dreiheit wird durch zwei Linien und das sie vereinigende Zentrum gebildet. Die Vierheit wird durch vier Linien und vier rechte Winkel erzeugt - und darin liegt zugleich verborgen die [[Achtheit]] (VI. Lehrsatz). Außerdem liegt in der Vierheit die [[Pythagoras|pythagoräische]] [[Tetraktys]]: 1+2+3+4 = 10 (VIII. Lehrsatz) und es gibt 24 (= 4!) [[Wikipedia:Permutation|Permutation]]en der Tetraktys (XXIII. Lehrsatz). Auch gibt es nur 4 Stufen, die man in allen geschaffenen Substanzen finden kann: [[Sein]], [[Leben]], [[Fühlen]] und [[Verstehen]] (esse, vivere, sentire et entelligere) (XXI. Lehrsatz) - das entspricht aus [[Anthroposophie|anthroposophischer]] Sicht den vier grundlegenden [[Wesensglieder]]n: [[Physischer Leib]] (Sein), [[Ätherleib]] (Leben), [[Astralleib]] (Fühlen) und [[Ich]] (Verstehen).


== Anmerkungen ==
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[[Kategorie:Psychologie]] [[Kategorie:Seelenleben]]
== Literatur ==
 
* [[John Dee]], Giovanni Grippo (Übers.): ''Monas Hieroglyphica von John Dee'', Giovanni Grippo Verlag, 2013 (deutsche Übersetzung) [http://www.amazon.de/dp/B00B7EE41E ASIN B00B7EE41E] (eBook)
 
== Weblinks ==
* [http://www.esotericarchives.com/dee/monad.htm John Dee: MONAS HIEROGLYPHICA ('THE HIEROGLYPHIC MONAD')] - englische Übersetzung auf [http://www.esotericarchives.com www.esotericarchives.com]
 
;Video
* [http://vimeo.com/album/1805493 10 Videos: John Dee's "Monas Hieroglyphica"] - John Dee explains his 1564 Monas Hieroglyphica to Queen Elizabeth I (englisch)
 
[[Kategorie:Alchemie]] [[Kategorie:Astrologie]] [[Kategorie:Mystik]] [[Kategorie:Hermetik]] [[Kategorie:Kabbala]]

Version vom 21. August 2014, 00:32 Uhr

Ein Porträt von John Dee (16. Jh.), Künstler unbekannt. Angeblich zeigt es Dee im Alter von 67 Jahren. Es gehörte seinem Enkel Rowland Dee und später Elias Ashmole, der es der Oxford Universität vermachte.
Die „Monas-Hieroglyphe“ nach John Dee
„Monas Hieroglyphica“, Antwerpen 1564

Monas Hierglyphica ist der Titel einer hermetischen Schrift von John Dee, der ein bekannter englischer Mathematiker, Astronom, Astrologe, Geograph, Mystiker und Berater von Königin Elisabeth I. war. Die Schrift, die John Dee Kaiser Maximilian II. (1527-1576) widmete, geschrieben zwischen dem 13. und 25. Januar 1564 (XXIV. Lehrsatz), wurde im selben Jahr erstmals in Antwerpen in lateinischer Sprache veröffentlicht. An Hand der Monas-Hieroglyphe, die auch in der Chymischen Hochzeit des Christian Rosenkreutz erwähnt wird, Dee versucht darin eine kabbalistische Darstellung der mystischen Einheit der gesamten Schöpfung. Die Schrift wurde zu seiner Zeit viel gelesen. Sie enthüllt aber nicht alle Geheimnisse; die tieferen Mysterien wurden nur mündlich an ausgewählte Personen überliefert - denn „die Mysterien dürfen keinem offenbart werden, außer einem Eingeweihten.“ (XXII. Lehrsatz)

Die Monas Hierglyphica besteht aus 24 Lehrsätzen, in denen John Dee seine Kosmologie, ausgehend von Punkt, Linie und Kreis als gestaltenden Prinzipien, geometrisch entwickelt. Ohne Linie kann kein Kreis geschaffen werden und ohne Punkt keine Linie. Der Punkt ist die Monade, von der alles ausgeht.

„Mit der Linie und dem Kreis können alle Dinge dargestellt werden, selbst jene, die nicht sichtbar sind oder sich unter dem Schleier der Natur verbergen.“

Monas Hieroglyphica: I. Lehrsatz[1]

Die Anregung dazu stammt wohl aus der Kabbala, wo das System der 10 Sephirot entweder als System von 10 konzentrischen Kreisen (hebr. עִגּוּלים, Igulim) oder in aufgerichteter linear vernetzter Form dargestellt wird. Die Gerade (hebr. ישר, yosher oder joscher) steht für den aufgerichteten, moralisch aufrechten Menschen. John Dee nimmt in seinem Werk ausdrücklich Bezug auf die Kabbala, die er höher einschätzt als die zeitgenössische Alchemie. Manche Aussagen John Dees haben eine deutliche Entsprechung im Sefer Jetzira, dem ältesten eigenständig überlieferten Werk der Kabbala.

Alle Ausführungen sind mit einem mehrfach Sinn unterlegt. So besteht auch die Schrift nicht zufällig aus 24 Lehrsätzen. Die Zahl 24 hat zunächst eine physische Bedeutung und steht für das reine 24-karätige Gold (XXIII. Lehrsatz). Sie hat aber auch eine zeitliche Bedeutung und steht für die 24 Stunden des Tages (XI. Lehrsatz). Das ist ein verdeckter Hinweis auf die Ätherwelt. Im biblischen Sinn weist die Zahl auf die 24 Ältesten (XXIV. Lehrsatz), wie sie in der Apokalypse des Johannes (Off 4,4-11 LUT, 5,8 LUT, 11,16 LUT, 19,4 LUT) geschildert werden.

Die Monas-Hieroglyphe ist, ähnlich wie der Sephiroth-Baum, ein Meditationsbild. Sie besteht aus einem nach oben geöffneten Halbkreis, dem Symbol des Mondes, dann aus einem Kreis mit eingezeichnetem Mittelpunkt, dem Symbol der Sonne, einem Kreuz, das die vier Elemente bzw. die Erde repräsentiert und aus einem Doppelbogen (d.h. aus zwei Halbkreisen, die sich in einem Punkt berühren), der für das Tierkreiszeichen Widder oder auch noch gesondert für das Feuer steht (Widder ist ein Feuerzeichen). Die Kombination von Halbkreis und Kreis im oberen Teil der Monas-Hieroglyphe ist zugleich das Symbol für das Tierkreiszeichen Stier. Aus Halbkreis, Kreis und Kreuz lassen sich auch alle anderen Planetensymbole ableiten. Das Kreuz repräsentiert zugleich eine Dreiheit und eine Vierheit. Die Dreiheit wird durch zwei Linien und das sie vereinigende Zentrum gebildet. Die Vierheit wird durch vier Linien und vier rechte Winkel erzeugt - und darin liegt zugleich verborgen die Achtheit (VI. Lehrsatz). Außerdem liegt in der Vierheit die pythagoräische Tetraktys: 1+2+3+4 = 10 (VIII. Lehrsatz) und es gibt 24 (= 4!) Permutationen der Tetraktys (XXIII. Lehrsatz). Auch gibt es nur 4 Stufen, die man in allen geschaffenen Substanzen finden kann: Sein, Leben, Fühlen und Verstehen (esse, vivere, sentire et entelligere) (XXI. Lehrsatz) - das entspricht aus anthroposophischer Sicht den vier grundlegenden Wesensgliedern: Physischer Leib (Sein), Ätherleib (Leben), Astralleib (Fühlen) und Ich (Verstehen).

Anmerkungen

  1. zit. nach J. Dee, G. Grippo (2013)

Literatur

  • John Dee, Giovanni Grippo (Übers.): Monas Hieroglyphica von John Dee, Giovanni Grippo Verlag, 2013 (deutsche Übersetzung) ASIN B00B7EE41E (eBook)

Weblinks

Video