Waw (Hebräisch) und Chronobiologie: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Image:Hebrew_letter_vav.svg.png|thumb|hochkant=0.5|Waw]]
[[Datei:Tagesrhythmus.jpg||mini|400px|Die '''innere Uhr''' des Menschen passt sich an den Tagesrhythmus an (Quelle: [http://www.nobelprize.org www.nobelprize.org]).]]
'''Waw''' ({{HeS|ו}}) ist der sechste Buchstabe des [[Hebräisches Alphabet|Hebräischen Alphabets]]. Er hat den [[Hebräische Zahlen|Zahlenwert]] 6. Der am nächsten verwandte Buchstabe im lateinischen Alphabet ist das „[[W]]“.


== Geschichte ==
Die '''Chronobiologie''' (von {{ELSalt|χρόνος}} ''chrónos'' „[[Zeit]]“ und [[Biologie]] „Lehre von der belebten [[Natur]]“) untersucht die von '''biologischen Rhythmen''' bestimmte [[zeit]]liche [[Ordnung]] der [[Lebensprozesse]] in [[leben]]digen [[Organismus|Organismen]]. Sie studiert damit auf äußerem [[Empirie|empirischem]] Weg jenen [[Zeitorganismus]], den [[Rudolf Steiner]] aus seiner [[Hellsehen|hellsichtigen]] [[Erfahrung]] als [[Ätherleib]] bezeichnet hat.


Der hebräische Buchstabe Waw hat den gleichen historischen Hintergrund wie der [[Wikipedia:Phönizische Schrift|phönizische Buchstabe]] [[Wikipedia:Phönizisches Alphabet#Waw|Waw]], der auf die bildliche Darstellung eines gegabelten Hakens ([[Datei:Phoenician waw.png|20px|Phoenician waw.png]]) zurück geht. Vom Waw leitet sich der – später nicht mehr gebrauchte – griechische Buchstabe [[Wikipedia:Digamma|Digamma]] her, der die Form eine F, aber den Lautwert [{{IPA|w}}] hatte, und auf diesem Umweg auch das griechische [[Ypsilon]] und die lateinischen Buchstaben [[F]], [[U]], [[V]], [[W]] und [[Y]].
{{GZ|Wird man einmal aufgeben - und die Menschheit
wird es vor dem 4. Jahrtausend tun - das Suchen nach dem Grobsinnlichen
als der Natur zugrunde liegend, dann wird man auf etwas
ganz anderes kommen, dann wird man überall in der Natur Rhythmen
finden, rhythmische Ordnungen. Diese rhythmischen Ordnungen
sind vorhanden, nur macht sich die heutige materialistische Wissenschaft
über diese rhythmischen Ordnungen in der Regel lustig. Wir
haben diese rhythmische Ordnung bildhaft ausgedrückt in unseren
sieben Säulen, in der ganzen Konfiguration unseres Baues hier. Aber
diese rhythmische Ordnung ist in der ganzen Natur vorhanden.
Rhythmisch wächst an der Pflanze ein Blatt nach dem andern;
rhythmisch sind die Blumenblätter angeordnet, rhythmisch ist alles
angeordnet. Rhythmisch tritt das Fieber ein bei einer Krankheit,
flutet wieder ab; rhythmisch ist das ganze Leben. Das Durchdringen
der Naturrhythmen, das wird wahre Naturwissenschaft sein.|184|295}}


Waw ist eine der gebräuchlichen [[Matres lectionis]] („Mütter der Lesung“), die auf die Vokalisierung hinweisen. Waw steht dann für die Vokale [[O]] oder [[U]]:
== Innere Uhr ==


{{He|וֹ}}  Waw mit einem Punkt darüber bedeutet ein langes O<br>
Biologische [[Rhythmus|Rhythmen]] werden häufig von einer '''inneren Uhr''' bestimmt, einem rhythmisch schwingenden [[System]] innerhalb des [[Organismus]]. Die hohe Anerkennung, die die Chronobiologie mittlerweile gefunden hat, wird durch die Verleihung des [[Wikipedia:Nobelpreis für Physiologie oder Medizin|Nobelpreises für Physiologie oder Medizin]] 2017 an die amerikanischen Chronobiologen [[Wikipedia:Jeffrey C. Hall|Jeffrey C. Hall]], [[Wikipedia:Michael Rosbash|Michael Rosbash]] und [[Wikipedia:Michael W. Young|Michael W. Young]] „''für ihre Entdeckungen betreffend die molekularen Kontrollmechanismen des circadianen Rhythmus''“<ref>„for their discoveries of molecular mechanisms controlling the circadian rhythm“, [http://www.nobelprize.org/nobel_prizes/medicine/laureates/2017/press.html The Nobel Prize in Physiology or Medicine 2017], Pressemitteilung auf [http://www.nobelprize.org www.nobelprize.org], abgerufen am 3.10.2017. Zusammenfassend heißt es hier:
{{He|וּ}}‎  Waw mit einem Punkt darin steht für ein langes U
:„Life on Earth is adapted to the rotation of our planet. For many years we have known that living organisms, including humans, have an internal, biological clock that helps them anticipate and adapt to the regular rhythm of the day. But how does this clock actually work? Jeffrey C. Hall, Michael Rosbash and Michael W. Young were able to peek inside our biological clock and elucidate its inner workings. Their discoveries explain how plants, animals and humans adapt their biological rhythm so that it is synchronized with the Earth's revolutions.


== Bedeutung ==
:Using fruit flies as a model organism, this year's Nobel laureates isolated a gene that controls the normal daily biological rhythm. They showed that this gene encodes a protein that accumulates in the cell during the night, and is then degraded during the day. Subsequently, they identified additional protein components of this machinery, exposing the mechanism governing the self-sustaining clockwork inside the cell. We now recognize that biological clocks function by the same principles in cells of other multicellular organisms, including humans.


Nach den Lehren der [[Kabbala]] ist Waw der zweite der [[Hebräisches Alphabet#Zwölf Einfache|zwölf einfachen Konsonanten]], die dem [[Tierkreis]] entsprechen. Waw wird der [[Stier (Sternbild)|Stier]] und am [[Mensch]]en die Nacken- bzw. [[Kehlkopf]]region zugeordnet.
:With exquisite precision, our inner clock adapts our physiology to the dramatically different phases of the day. The clock regulates critical functions such as behavior, hormone levels, sleep, body temperature and metabolism. Our wellbeing is affected when there is a temporary mismatch between our external environment and this internal biological clock, for example when we travel across several time zones and experience "jet lag". There are also indications that chronic misalignment between our lifestyle and the rhythm dictated by our inner timekeeper is associated with increased risk for various diseases.“</ref><ref>[http://www.nobelprize.org/nobel_prizes/medicine/laureates/2017/advanced-medicineprize2017.pdf Scientific Background Discoveries of Molecular Mechanisms Controlling the Circadian Rhythm] auf [http://www.nobelprize.org www.nobelprize.org], abgerufen am 3.10.2017</ref> nachdrücklich bestätigt.


Waw bezeichnet den '''sechzehnten Pfad''' der [[32 Pfade der Weisheit]], der die [[Sephiroth]] [[Chochmah]] und [[Chesed]] verbindet, und wird auch die ''triumphierende und ewige Intelligenz'' genannt.
== Zeitgeber ==


== Beispiele ==
'''Zeitgeber''' sind rhythmische äußere Einflüsse, die den Rhythmus der innere Uhr eines [[Lebewesen]]s mit den Rhythmen mit der Umwelt synchronisieren. Der wichtigste Zeitgeber ist das [[Licht]], das sich im annähernd 24-stündige Tagesrhythmus periodisch verändert. Bedeutsam ist dabei oft auch die mit den [[Mondphasen]] wechselnde Nachthelligkeit. Der Begriff „Zeitgeber“ wurde in den frühen 1950er Jahren von [[Wikipedia:Jürgen Aschoff|Jürgen Aschoff]] (1913-1998) geprägt, der zusammen mit [[Wikipedia:Erwin Bünning|Erwin Bünning]] (1906-1990) und [[Wikipedia:Colin Pittendrigh|Colin Pittendrigh]] (1918-1996) die Chronobiologie begründete.


* ורד (vered): Rose
{{Zitat|Text= Die synchronisierenden Faktoren werden Zeitgeber genannt. Zeitgeber für die tierische 24-Std-Periodik sind alle mit der Erddrehung gekoppelten periodischen Umweltprozesse kontinuierlicher oder diskontinuierlicher Art, die für das Tier reizwirksam sind. |Autor=Jürgen Aschoff|Quelle=''Zeitgeber der tierischen Tagesperiodik.'' In: ''Die Naturwissenschaften.'' Februar 1954, S.&nbsp;55.<ref>siehe Jürgen Aschoff: ''Zeitgeber der tierischen Tagesperiodik.'' In: ''[[Die Naturwissenschaften]].'' 41. Jg, Heft 3, 1954, [http://link.springer.com/article/10.1007%2FBF00634164?LI&#61;true#page-1 S. 49–56.]</ref>}}


{{Navigationsleiste Hebräisches Alphabet}}
Auf die Bedeutung des Tagesrhythmus für die [[Stoffwechsel|Stoffwechsel-Tätigkeit]] und den Zusammenhang mit den [[Kosmos|kosmischen]] Verhältnissen hatte zuvor schon [[Rudolf Steiner]] hingewiesen.


[[Kategorie:Hebräisches Schriftzeichen|106]]
{{GZ|Wir wollen einen Blick werfen auf den Stoffwechsel.
[[Kategorie:Hebräischer Buchstabe|106]]
Dieser Stoffwechsel, er ist ja auch für den Menschen schon in
[[Kategorie:Hebräisches Alphabet|106]]
einer gewissen Weise unregelmäßig geworden; aber es gibt auch
[[Kategorie:Zwölf Einfache|106]]
natürliche Ursachen, aus denen heraus der Mensch noch an einem
{{Wikipedia}}
regelmäßigen Gang dieses Stoffwechsels festhält. Sie wissen ja, daß
der Mensch in einer gewissen Weise gestört wird, wenn er in bezug
auf den Stoffwechsel nicht zu seinem rhythmischen Rechte kommt.
Der Mensch kann davon abweichen; aber er versucht immer wiederum
zu einem gewissen Rhythmus im Stoffwechsel zurückzukommen,
und Sie wissen ja auch, daß das im Wesentlichen zur Gesundheit des
Menschen gehört. Dieser Rhythmus im Stoffwechsel, der ist ein
Rhythmus, welcher tatsächlich den Tag und die Nacht umfaßt.
Innerhalb von 24 Stunden vollzieht sich der Rhythmus im Stoffwechsel.
Sie brauchen nur daran zu denken, daß Sie eben, wenn
Sie gefrühstückt haben, nach 24 Stunden wiederum Appetit haben
zum Frühstücken und so weiter. Alles das, was da mit dem
Stoffwechsel zusammenhängt, das hängt auch mit dem Tageslauf
zusammen. Nun vergleichen Sie, wie fest Ihre Körperperipherie
liegt, und wie Ihr Stoffwechselleben ein Bewegtes ist. Sie können
sagen: Es gehen keine Veränderungen vor sich in Ihrer Körperperipherie,
während sich Ihr Stoffwechsel in 24 Stunden immer
wiederholt. Da geht viel innerhalb Ihres Organismus vor, aber
Ihre Peripherie bleibt unverändert. Suchen Sie sich nun das äußere
Gegenbild für diese innere Beweglichkeit des Stoffwechsels im
Verhältnis zu dem festbleibenden Äußeren der Gestalt: sehen Sie,
da finden wir das Entsprechende in dem äußeren Sternenhimmel,
dessen einzelne Sternbilder sich zunächst so wenig verschieben,
wie sich die Einzelheiten Ihrer Körperoberfläche verschieben.
Sie finden, daß der Widder, das Sternbild des Widders, immer
ebenso eine bestimmte Entfernung hat von dem Sternbild des Stieres,
wie Ihre beiden Augen voneinander eine bestimmte Entfernung
haben und sich nicht verschieben. Aber scheinbar verschiebt sich
dieser Sternenhimmel, scheinbar kreist er um die Erde herum. Nun,
über diesen Schein ist ja heute die Menschheit sich klar: es ist wirklich
ein Schein. Die Menschheit schreibt der Erde eine Drehung um
ihre Achse zu.
 
Nun hat man verschiedene Beweise gesucht für diese Drehung
der Erde um ihre Achse. Eigentlich erst seit den fünfziger Jahren des
vorigen Jahrhunderts hat man ein Recht, wirklich von dieser Drehung
zu sprechen, seitdem der sogenannte ''Foucaultschen'' Pendelversuch
ja wirklich die Drehung der Erde um ihre Achse ergeben
hat. Aber darauf will ich heute nicht eingehen. Diese Drehung ist
gut begründet. Sie ist etwas, was sich in 24 Stunden wiederholt. Sie
ist im Verhältnis zu dem festgestalteten, bleibenden Sternenhimmel
dasjenige, was abbildet den täglichen Kreislauf des menschlichen
Stoffwechsels im Verhältnis zu der festen äußeren Peripheriegestalt
des Menschen. So daß Sie also, wenn Sie die Verhältnisse gut durchschauen,
den striktesten Beweis für die Bewegung der Erde in den
Vorgängen des menschlichen Stoffwechsels finden.|201|89f}}
 
== Chronomedizin ==
 
In Form der '''Chronomedizin''' haben die [[Erkenntnis]]se der Chronobiologie zu konkreten Anwendungen in der [[Medizin]] geführt. Insbesondere wird dadurch auch die Wirksamkeit verschiedener Formen der [[Kunsttherapie]] bestätigt.
 
{{LZ|Kunst und Medizin haben gemeinsame Wurzeln in den Urzeiten der
Menschheit. Noch heute verwenden [[Schamane]]n Rhythmus und Melodie,
um jenen speziellen Zustand einleiten zu können, der Heilung ermöglicht.
Trotz dieser engen Verbindung zwischen Musik und Therapie
gibt es wenig Wissen über das genaue »Wie« der heilenden Wirkung von
Musik und Rhythmus. So konnte zwar eine beruhigende Wirkung von
[[Wikipedia:Wolfgang Amadeus Mozart|Mozart]]s Musik<ref>Newman et al., 1995. Rauscher and Shaw, 1998. Rauscher et al., 1995.</ref> festgestellt werden, Schmerzstillung und Verringerung
von Stresshormonen durch Musik sind beschrieben,<ref>Campbell, 1998.</ref> und auch die
Lernleistung von Schülern in mathematischen Fächern wurde durch
das Ausüben klassischer Musik ebenso wie kognitive Fähigkeiten verbessert,<ref>Bastian et al., 2000.</ref> doch eine durchgängige Theorie der heilenden Wirkung von
Musik ist, auch aufgrund fehlender Messungen, nicht vorhanden.
 
In der Medizin findet derzeit ein äußerst interessanter Paradigmenwechsel
statt: Der Begriff der Homöostase, die Tendenz des Organismus,
Körperparameter gleichzuhalten, wird aufgrund neuer Erkenntnisse
in Frage gestellt und durch das Konzept der Homöodynamik
ersetzt.<ref>Moser et al., 1999. Prigogine and Glansdorff, 1971; von Bertalanffy, 1953.</ref> ''[[Panta rei]]'' – »alles fließt«, alles schwingt im Organismus.
Dieses Konzept eines schwingenden Lebens ist viel besser kompatibel
mit einer »musikalischen Medizin« im Sinne von Novalis: »Jede
Krankheit ein musikalisches Problem – ihre Auflösung eine musikalische
Auflösung«.<ref>Novalis, 1798/1799.</ref> Dieses Schwingen des Lebens braucht nun
nicht einmal metaphorisch verstanden zu werden, sondern lässt sich
physikalisch und chronobiologisch nachweisen: Es gibt kaum einen
Körperparameter, der nicht im Rhythmus von Tag und Nacht
schwankt, und der nicht in das chronobiologische System des Organismus
durch Phasen- oder Frequenzbeziehungen eingebunden ist.<ref>Hildebrandt et al., 1998.</ref> [...]
 
Heute sind
Zeitschriften wie »Nature« und »Science« voll mit Artikeln über
Chronobiologie und Chronomedizin, und die Errungenschaften dieser
innovativen Messungen schaffen es, in die Reihen der »spannendsten
Erkenntnisse des Jahres« Eingang zu finden. Obwohl viele Forscher
noch Schwierigkeiten damit haben, in all der Fülle der Einzelerkenntnisse
das große Ganze zu sehen, wird es immer klarer, dass
Koordination das Grundprinzip der Rhythmen des Körpers ist, und
dass die vielen Teile zu einem Ganzen zusammenwirken, dessen Komplexität
erst langsam verstanden wird.<ref>Hildebrandt et al., 1998. Strogatz, 2004.</ref> Das Bild eines Zeitorganismus
entsteht da, der wie die Muskeln und Sehnen einer Vesal´schen Anatomie
zusammenwirkt und in dem agonistische und antagonistische
Rhythmen in Kooperation und Wechselspiel den Ablauf des
Lebens organisieren. Wo die Wissenschaft gerade dabei ist, eine
»Anatomie der Zeit« zu entwickeln, da beginnt sich bereits eine
»Histologie der Zeit« zu entfalten (Abb. 1). Während das obere
Bild der räumlichen Anatomie 1543 von [[Andrea Vesalius]] publiziert
wurde, ist die Darstellung der Zeitanatomie (unten) erst seit wenigen
Jahren möglich. Im menschlichen Herzschlag spiegeln sich viele Körperrhythmen
wider. Durch die Analyse der Herzfrequenzvariabilität
eröffnen sich neue Einblicke in die zeitliche Natur des Menschen.
Mikrorhythmus wirkt mit Makrorhythmus zusammen und es wird
immer evidenter, dass unser Organismus im Bereich der Zeit genauso
komplex gestaltet ist wie im Bereich des Raumes.<ref>Hildebrandt et al., 1998; Moser et al., 1995.</ref>|Moser et al., 2004 [https://www.joanneum.at/uploads/tx_publicationlibrary/img2881.pdf]}}
 
== Literatur ==
 
# [[Wikipedia:Jürgen Aschoff|Jürgen Aschoff]], S. Daan, G.A. Groos (Hrsg.): ''Vertebrate Circadian Systems.'' Structure and Physiology, Springer Verlag, ISBN 3-540-11664-8 (englisch).
# Frank Columbus, Kathryn Bailey: ''Frontiers in chronobiology research.'' Nova Science Publ., New York 2006, ISBN 1-59454-954-0.
# Albert J. und Franziska Dietziker: ''Wechselspiel der Lebensrhythmen. Wie Körper, Geist und Seele zusammenspielen.''  [http://www.dietziker.ch/index.php/zumbuch.html Institut für Chronobiologie] ISBN 978-3-033-02529-5.
# Jan-Dirk Fauteck, Imre Kusztrich: ''Leben mit der inneren Uhr: Wie die Chronobiologie unsere Gesundheit, Wirtschaft und Gesellschaft beeinflusst.'' Econ 2006, ISBN 3-430-12670-3.
# {{Literatur
  |Autor=[[Gunther Hildebrandt]]
  |Titel=Die rhythmische Funktionsordnung von Puls und Atmung
  |Verlag=L.
  |Ort=Marburg
  |Datum=1958
  |Kommentar=Marburg, Med. F., Hab.-Schr. v. 4. Juni 1959
  |OCLC=720160901}}
# {{Literatur
  |Hrsg=Gunther Hildebrandt
  |Titel=Biologische Rhythmen und Arbeit: Bausteine zur Chronobiologie und Chronohygiene der Arbeitsgestaltung
  |Verlag=Springer
  |Ort=Wien / New York
  |Datum=1976
  |ISBN=978-0-387-81372-1
  |Kommentar=Nach Vorträgen, gehalten auf dem Kongress über Rhythmische Funktionen in Biologischen Systemen, Wien, 8. bis 12. September 1975}}
# {{Literatur
  |Autor=Gunther Hildebrandt, Walter Amelung
  |Titel=Therapeutische Physiologie, Grundlagen der Kurortbehandlung
  |Sammelwerk=Balneologie und medizinische Klimatologie
  |Band=1
  |Verlag=Springer
  |Ort=Berlin [u.&nbsp;a.]
  |Datum=1985
  |ISBN=978-3-540-11449-9}}
# {{Literatur
  |Autor=Gunther Hildebrandt, Walter Amelung
  |Titel=Balneologie
  |Sammelwerk=Balneologie und medizinische Klimatologie
  |Band=2
  |Verlag=Springer
  |Ort=Berlin [u.&nbsp;a.]
  |Datum=1985
  |ISBN=978-3-540-13989-8}}
# {{Literatur
  |Autor=Gunther Hildebrandt
  |Hrsg=K. L. Schmidt
  |Titel=Chronobiologische Grundlagen der Kurortbehandlung
  |Sammelwerk=Kompendium der Balneologie und Kurortmedizin
  |Verlag=Steinkopff
  |Datum=1989
  |ISBN=978-3-642-85381-4
  |Seiten=119–148}}
# {{Literatur
  |Autor=Gunther Hildebrandt, Ingrid Bandt-Reges
  |Titel=Chronobiologie in der Naturheilkunde. Grundlagen der Cirkaseptanperiodik
  |Verlag=Haug Karl
  |Ort=Heidelberg
  |Datum=1992
  |ISBN=978-3-7760-1262-0}}
# {{Literatur
  |Autor=Gunther Hildebrandt, Maximilian Moser, Michael Lehofer
  |Titel=Chronobiologie und Chronomedizin: biologische Rhythmen; medizinische Konsequenzen
  |Verlag=Hippokrates
  |Ort=Stuttgart
  |Datum=1998
  |ISBN=3-7773-1302-5}}
# Gunther Hildebrandt, Maximilian Moser, Michael Lehofer: ''Chronobiologie und Chronomedizin: Biologische Rhythmen-Medizinische Konsequenzen'', 2. Aufl., Human Research, 2013, ISBN 978-3950361308
# Maximilian Moser, Dietrich von Bonin, Matthias Frühwirth, Helmut Lackner: ''»Jede Krankheit ein musikalisches Problem«'' in: [[die Drei]] 8-9/2004, S. 25 - 34 [https://www.joanneum.at/uploads/tx_publicationlibrary/img2881.pdf pdf]
# Bastian, H. G., A. Kornmann, R. Hafen, and M. Koch, 2000, ''Musik(erziehung) und ihre Wirkung'': Schott Musik International.
# Bettermann, H., Bonin D von, Frühwirth M, and M. Moser, 2002, ''Effects of speech therapy with poetry on heart rate rhythmicity and cardiorespiratory coordination'': International Journal of Cardiology, v. 84, p. 77-88.
# Campbell, D., 1998, ''Die Heilkraft der Musik – Klänge für Körper und Seele'': München, Droemersche Verlagsanstalt.
# Cysarz, D., D. von Bonin, H. Lackner, P. Heusser, M. Moser, and H. Bettermann, 2004, ''Oscillations of heart rate and respiration synchronize during poetry recitation'': Am J Physiol Heart Circ Physiol, v. 287, p. H579-87.
# Hildebrandt, G., Moser M, and M. Lehofer, 1998, ''Chronobiologie und Chronomedizin – kurzgefasstes Lehr- und Arbeitsbuch'', Hippokrates Verlag.
# Maturana, H. R., and F. J. Varela, 1980, ''Autopoiesis and Cognition: The Realization of the Living'': Boston Studies in the Philosophy of Science, v. 42.
# Moser, M., D. v. Bonin, M. Frühwirth, J. Herfert, H. Lackner, F. Muhry, and C. Puelacher, 2003, ''Luftkunst - Von der Fähigkeit, mit dem Atem das Herz und den Körper zum Klingen zu bringen'', in: S. Forum, ed., Luft: Elemente des Naturhaushalts, v. 4, Kunst- und Ausstellungshalle der BRD.
# Moser, M., M. Frühwirth, D. Bonin von, D. Cysarz, R. Penter, C. Heckmann, and G. Hildebrandt, 1999, ''Das autonome (autochrone) Bild als Methode zur Darstellung der Rhythmen des menschlichen Herzschlags'', in: P. Heusser, ed., Hygiogenese: Bern.
# Moser, M., Lehofer M, Hildebrandt G, Voica M, Egner S, and T. Kenner, 1995, ''Phase- and frequency coordination of cardiac and respiratory function'': Biological Rhythm Research, v. 26 (1), p. 100-111.
# Moser, M., Lehofer M, Sedminek A, Lux M, Zapotoczky HG, Kenner T, and A. Noordergraaf, 1994, ''Heart rate variability as a prognostic tool in cardiology'': Circulation, v. 90, p. 1078-1082.
# Newman, J., J. H. Rosenbach, K. L. Burns, B. C. Latimer, H. R. Matocha, and E. R. Vogt, 1995, ''An experimental test of »the Mozart effect«: does listening to his music improve spatial ability?'' Percept Mot Skills, v. 81, p. 1379-87.
# Novalis, 1798/1799, ''Die Enzyklopädie – Die Philosophischen Wissenschaften''.
# Prigogine, I., and P. Glansdorff, 1971, ''Thermodynamic Theory of Structure, Stability and Fluctuations''.
# Raschke, F., 1981, ''Die Kopplung zwischen Herzschlag und Atmung beim Menschen'', Phillips-Universität Marburg/Lahn.
# Rauscher, F. H., and G. L. Shaw, 1998, ''Key components of the Mozart effect'': Percept Mot Skills, v. 86, p. 835-41.
# Rauscher, F. H., G. L. Shaw, and K. N. Ky, 1995, ''Listening to Mozart enhances spatial-temporal reasoning: towards a neurophysiological basis'': Neurosci Lett, v. 185, p. 44-7.
# Schulenburg, A., M. Frühwirth, and M. Moser, 1999, unveröffentlichte Beobachtungen.
# Strogatz, S., 2004, ''Synchron - Vom rätselhaften Rhythmus der Natur'', Berlin Verlag.
# Vesalius, A., 1543, ''De humani corporis fabrica''.
# von Bertalanffy, L., 1953, ''Biophysik des Fliessgleichgewichts'', v. 2. erw. Auflage: Braunschweig.
# Von Bonin, D., M. Frühwirth, P. Heusser, and M. Moser, 2001, ''Wirkungen der Therapeutischen Sprachgestaltung auf Herzfrequenzvariabilität und Befinden'': Forschende Komplementärmedizin und Klassische Naturheilkunde, v. 8, p. 144 - 160.
# Björn Lemmer: ''Chronopharmakologie. Tagesrhythmen und Arzneimittelwirkung''. Stuttgart 2004, ISBN 3-8047-1304-1.
# Gopalaiah Magadi, Kumar Vinod: ''Biological rhythms.'' Springer Berlin 2002, ISBN 3-540-42853-4.
# [[Wikipedia:Ludger Rensing|Ludger Rensing]], Ulf Meyer-Grahle, Peter Ruoff: ''Biologische Uhren – Timing-Mechanismen in der Natur.'' Biologie in unserer Zeit 31(5), S. 305–311 (2001), {{ISSN|0045-205X}}.
# Dirk Rieger: ''Die Innere Uhr von Drosophila melanogaster – Synchronisation durch Licht und funktionelle Analyse der circadianen Schrittmacherneurone.'' (= Dissertation, Universität Regensburg 2007, [http://www.opus-bayern.de/uni-regensburg/volltexte/2007/906/ Volltext]).
# [[Wikipedia:Till Roenneberg|Till Roenneberg]]: ''Die Bedeutung der Chronobiologie für unser Leben.'' DuMont Buchverlag, 2010, ISBN 3-8321-9520-3.
# [[Wikipedia:Peter Spork|Peter Spork]]: ''Das Uhrwerk der Natur. Chronobiologie – Leben mit der Zeit.'' Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 2004, ISBN 3-499-61665-3.
# Arthur T. Winfree: ''Biologische Uhren. Zeitstrukturen des Lebendigen.'' ISBN 3-922508-87-1.
# [[Wikipedia:Jürgen Zulley|Jürgen Zulley]], Barbara Knab: ''Unsere Innere Uhr.'' Herder, Freiburg 2003, ISBN 3-451-05365-9.
# Peter Spork: ''Wake up! Aufbruch in eine ausgeschlafene Gesellschaft.'' Carl Hanser Verlag, München 2014, ISBN 978-3-446-44051-7.
# Maximilian Moser: ''Vom richtigen Umgang mit der Zeit: Die heilende Kraft der Chronobiologie'', Allegria Verlag 2017, ISBN 978-3793423232; eBook ASIN B0711HK7VH
#Rudolf Steiner: ''Die Polarität von Dauer und Entwickelung im Menschenleben. Die kosmische Vorgeschichte der Menschheit.'', [[GA 184]] (2002), ISBN 3-7274-1840-0 {{Vorträge|184}}
#Rudolf Steiner: ''Entsprechungen zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos'', [[GA 201]] (1987), ISBN 3-7274-2012-X {{Vorträge|201}}
 
; Fachzeitschriften
* [[Wikipedia:Journal of Biological Rhythms|Journal of Biological Rhythms]]
* [[Wikipedia:Chronobiology International|Chronobiology International]]
 
{{GA}}
 
== Weblinks ==
{{Wiktionary}}
* [http://derstandard.at/2000065121150/Medizinnobelpreis-2017-fuer-Erforschung-der-biologischen-Uhr?ref=rec Medizinnobelpreis 2017 für Erforschung der biologischen Uhr]
; Lehrstühle und Forschungsgruppen
* [http://www.imp.med.uni-muenchen.de/research/index.html Institut für Medizinische Psychologie, Zentrum für Chronobiologie, Till Roenneberg, Ludwig-Maximilians-Universität München]
* [http://www.chronobiology.ch/ Centre for Chronobiology], [[Wikipedia:Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel|Universitäre Psychiatrische Kliniken]], Basel, Schweiz
* [http://rcis.charite.de/forschung/forschungsgruppen_nutzer/ag_kramer/ Charité – Universitätsmedizin Berlin, Forschungsgruppe Molekulare Grundlagen der Chronobiologie]
* [http://www.neurogenetics.biozentrum.uni-wuerzburg.de/ LS Neurobiologie & Genetik, Charlotte Förster – Uni Würzburg]
* [http://www.chronopharmacology.de/ Institut für Pharmakologie & Toxikologie Mannheim, Björn Lemmer, Universität Heidelberg]
* [http://www.rug.nl/bcn/index Groningen Center of Behavioural and Cognitive Neuroscience (BCN)], Rijksuniversiteit Groningen, Niederlande
* [http://www.humanresearch.at/ Human Research Institut für Gesundheitstechnologie und Präventionsforschung] früher [[Wikipedia:Joanneum Research|Joanneum Research]], [[Wikipedia:Weiz|Weiz]], [[Wikipedia:Österreich|Österreich]]
 
== Einzelnachweise ==
 
<references />
 
[[Kategorie:Biologie nach Fachgebiet]] [[Kategorie:Biologisches Fachgebiet]] [[Kategorie:Chronobiologie|!]]

Version vom 18. Juli 2018, 13:22 Uhr

Die innere Uhr des Menschen passt sich an den Tagesrhythmus an (Quelle: www.nobelprize.org).

Die Chronobiologie (von griech. χρόνος chrónosZeit“ und Biologie „Lehre von der belebten Natur“) untersucht die von biologischen Rhythmen bestimmte zeitliche Ordnung der Lebensprozesse in lebendigen Organismen. Sie studiert damit auf äußerem empirischem Weg jenen Zeitorganismus, den Rudolf Steiner aus seiner hellsichtigen Erfahrung als Ätherleib bezeichnet hat.

„Wird man einmal aufgeben - und die Menschheit wird es vor dem 4. Jahrtausend tun - das Suchen nach dem Grobsinnlichen als der Natur zugrunde liegend, dann wird man auf etwas ganz anderes kommen, dann wird man überall in der Natur Rhythmen finden, rhythmische Ordnungen. Diese rhythmischen Ordnungen sind vorhanden, nur macht sich die heutige materialistische Wissenschaft über diese rhythmischen Ordnungen in der Regel lustig. Wir haben diese rhythmische Ordnung bildhaft ausgedrückt in unseren sieben Säulen, in der ganzen Konfiguration unseres Baues hier. Aber diese rhythmische Ordnung ist in der ganzen Natur vorhanden. Rhythmisch wächst an der Pflanze ein Blatt nach dem andern; rhythmisch sind die Blumenblätter angeordnet, rhythmisch ist alles angeordnet. Rhythmisch tritt das Fieber ein bei einer Krankheit, flutet wieder ab; rhythmisch ist das ganze Leben. Das Durchdringen der Naturrhythmen, das wird wahre Naturwissenschaft sein.“ (Lit.:GA 184, S. 295)

Innere Uhr

Biologische Rhythmen werden häufig von einer inneren Uhr bestimmt, einem rhythmisch schwingenden System innerhalb des Organismus. Die hohe Anerkennung, die die Chronobiologie mittlerweile gefunden hat, wird durch die Verleihung des Nobelpreises für Physiologie oder Medizin 2017 an die amerikanischen Chronobiologen Jeffrey C. Hall, Michael Rosbash und Michael W. Youngfür ihre Entdeckungen betreffend die molekularen Kontrollmechanismen des circadianen Rhythmus[1][2] nachdrücklich bestätigt.

Zeitgeber

Zeitgeber sind rhythmische äußere Einflüsse, die den Rhythmus der innere Uhr eines Lebewesens mit den Rhythmen mit der Umwelt synchronisieren. Der wichtigste Zeitgeber ist das Licht, das sich im annähernd 24-stündige Tagesrhythmus periodisch verändert. Bedeutsam ist dabei oft auch die mit den Mondphasen wechselnde Nachthelligkeit. Der Begriff „Zeitgeber“ wurde in den frühen 1950er Jahren von Jürgen Aschoff (1913-1998) geprägt, der zusammen mit Erwin Bünning (1906-1990) und Colin Pittendrigh (1918-1996) die Chronobiologie begründete.

„Die synchronisierenden Faktoren werden Zeitgeber genannt. Zeitgeber für die tierische 24-Std-Periodik sind alle mit der Erddrehung gekoppelten periodischen Umweltprozesse kontinuierlicher oder diskontinuierlicher Art, die für das Tier reizwirksam sind.“

Jürgen Aschoff: Zeitgeber der tierischen Tagesperiodik. In: Die Naturwissenschaften. Februar 1954, S. 55.[3]

Auf die Bedeutung des Tagesrhythmus für die Stoffwechsel-Tätigkeit und den Zusammenhang mit den kosmischen Verhältnissen hatte zuvor schon Rudolf Steiner hingewiesen.

„Wir wollen einen Blick werfen auf den Stoffwechsel. Dieser Stoffwechsel, er ist ja auch für den Menschen schon in einer gewissen Weise unregelmäßig geworden; aber es gibt auch natürliche Ursachen, aus denen heraus der Mensch noch an einem regelmäßigen Gang dieses Stoffwechsels festhält. Sie wissen ja, daß der Mensch in einer gewissen Weise gestört wird, wenn er in bezug auf den Stoffwechsel nicht zu seinem rhythmischen Rechte kommt. Der Mensch kann davon abweichen; aber er versucht immer wiederum zu einem gewissen Rhythmus im Stoffwechsel zurückzukommen, und Sie wissen ja auch, daß das im Wesentlichen zur Gesundheit des Menschen gehört. Dieser Rhythmus im Stoffwechsel, der ist ein Rhythmus, welcher tatsächlich den Tag und die Nacht umfaßt. Innerhalb von 24 Stunden vollzieht sich der Rhythmus im Stoffwechsel. Sie brauchen nur daran zu denken, daß Sie eben, wenn Sie gefrühstückt haben, nach 24 Stunden wiederum Appetit haben zum Frühstücken und so weiter. Alles das, was da mit dem Stoffwechsel zusammenhängt, das hängt auch mit dem Tageslauf zusammen. Nun vergleichen Sie, wie fest Ihre Körperperipherie liegt, und wie Ihr Stoffwechselleben ein Bewegtes ist. Sie können sagen: Es gehen keine Veränderungen vor sich in Ihrer Körperperipherie, während sich Ihr Stoffwechsel in 24 Stunden immer wiederholt. Da geht viel innerhalb Ihres Organismus vor, aber Ihre Peripherie bleibt unverändert. Suchen Sie sich nun das äußere Gegenbild für diese innere Beweglichkeit des Stoffwechsels im Verhältnis zu dem festbleibenden Äußeren der Gestalt: sehen Sie, da finden wir das Entsprechende in dem äußeren Sternenhimmel, dessen einzelne Sternbilder sich zunächst so wenig verschieben, wie sich die Einzelheiten Ihrer Körperoberfläche verschieben. Sie finden, daß der Widder, das Sternbild des Widders, immer ebenso eine bestimmte Entfernung hat von dem Sternbild des Stieres, wie Ihre beiden Augen voneinander eine bestimmte Entfernung haben und sich nicht verschieben. Aber scheinbar verschiebt sich dieser Sternenhimmel, scheinbar kreist er um die Erde herum. Nun, über diesen Schein ist ja heute die Menschheit sich klar: es ist wirklich ein Schein. Die Menschheit schreibt der Erde eine Drehung um ihre Achse zu.

Nun hat man verschiedene Beweise gesucht für diese Drehung der Erde um ihre Achse. Eigentlich erst seit den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts hat man ein Recht, wirklich von dieser Drehung zu sprechen, seitdem der sogenannte Foucaultschen Pendelversuch ja wirklich die Drehung der Erde um ihre Achse ergeben hat. Aber darauf will ich heute nicht eingehen. Diese Drehung ist gut begründet. Sie ist etwas, was sich in 24 Stunden wiederholt. Sie ist im Verhältnis zu dem festgestalteten, bleibenden Sternenhimmel dasjenige, was abbildet den täglichen Kreislauf des menschlichen Stoffwechsels im Verhältnis zu der festen äußeren Peripheriegestalt des Menschen. So daß Sie also, wenn Sie die Verhältnisse gut durchschauen, den striktesten Beweis für die Bewegung der Erde in den Vorgängen des menschlichen Stoffwechsels finden.“ (Lit.:GA 201, S. 89f)

Chronomedizin

In Form der Chronomedizin haben die Erkenntnisse der Chronobiologie zu konkreten Anwendungen in der Medizin geführt. Insbesondere wird dadurch auch die Wirksamkeit verschiedener Formen der Kunsttherapie bestätigt.

„Kunst und Medizin haben gemeinsame Wurzeln in den Urzeiten der Menschheit. Noch heute verwenden Schamanen Rhythmus und Melodie, um jenen speziellen Zustand einleiten zu können, der Heilung ermöglicht. Trotz dieser engen Verbindung zwischen Musik und Therapie gibt es wenig Wissen über das genaue »Wie« der heilenden Wirkung von Musik und Rhythmus. So konnte zwar eine beruhigende Wirkung von Mozarts Musik[4] festgestellt werden, Schmerzstillung und Verringerung von Stresshormonen durch Musik sind beschrieben,[5] und auch die Lernleistung von Schülern in mathematischen Fächern wurde durch das Ausüben klassischer Musik ebenso wie kognitive Fähigkeiten verbessert,[6] doch eine durchgängige Theorie der heilenden Wirkung von Musik ist, auch aufgrund fehlender Messungen, nicht vorhanden.

In der Medizin findet derzeit ein äußerst interessanter Paradigmenwechsel statt: Der Begriff der Homöostase, die Tendenz des Organismus, Körperparameter gleichzuhalten, wird aufgrund neuer Erkenntnisse in Frage gestellt und durch das Konzept der Homöodynamik ersetzt.[7] Panta rei – »alles fließt«, alles schwingt im Organismus. Dieses Konzept eines schwingenden Lebens ist viel besser kompatibel mit einer »musikalischen Medizin« im Sinne von Novalis: »Jede Krankheit ein musikalisches Problem – ihre Auflösung eine musikalische Auflösung«.[8] Dieses Schwingen des Lebens braucht nun nicht einmal metaphorisch verstanden zu werden, sondern lässt sich physikalisch und chronobiologisch nachweisen: Es gibt kaum einen Körperparameter, der nicht im Rhythmus von Tag und Nacht schwankt, und der nicht in das chronobiologische System des Organismus durch Phasen- oder Frequenzbeziehungen eingebunden ist.[9] [...]

Heute sind Zeitschriften wie »Nature« und »Science« voll mit Artikeln über Chronobiologie und Chronomedizin, und die Errungenschaften dieser innovativen Messungen schaffen es, in die Reihen der »spannendsten Erkenntnisse des Jahres« Eingang zu finden. Obwohl viele Forscher noch Schwierigkeiten damit haben, in all der Fülle der Einzelerkenntnisse das große Ganze zu sehen, wird es immer klarer, dass Koordination das Grundprinzip der Rhythmen des Körpers ist, und dass die vielen Teile zu einem Ganzen zusammenwirken, dessen Komplexität erst langsam verstanden wird.[10] Das Bild eines Zeitorganismus entsteht da, der wie die Muskeln und Sehnen einer Vesal´schen Anatomie zusammenwirkt und in dem agonistische und antagonistische Rhythmen in Kooperation und Wechselspiel den Ablauf des Lebens organisieren. Wo die Wissenschaft gerade dabei ist, eine »Anatomie der Zeit« zu entwickeln, da beginnt sich bereits eine »Histologie der Zeit« zu entfalten (Abb. 1). Während das obere Bild der räumlichen Anatomie 1543 von Andrea Vesalius publiziert wurde, ist die Darstellung der Zeitanatomie (unten) erst seit wenigen Jahren möglich. Im menschlichen Herzschlag spiegeln sich viele Körperrhythmen wider. Durch die Analyse der Herzfrequenzvariabilität eröffnen sich neue Einblicke in die zeitliche Natur des Menschen. Mikrorhythmus wirkt mit Makrorhythmus zusammen und es wird immer evidenter, dass unser Organismus im Bereich der Zeit genauso komplex gestaltet ist wie im Bereich des Raumes.[11]“ (Lit.: Moser et al., 2004 [1])

Literatur

  1. Jürgen Aschoff, S. Daan, G.A. Groos (Hrsg.): Vertebrate Circadian Systems. Structure and Physiology, Springer Verlag, ISBN 3-540-11664-8 (englisch).
  2. Frank Columbus, Kathryn Bailey: Frontiers in chronobiology research. Nova Science Publ., New York 2006, ISBN 1-59454-954-0.
  3. Albert J. und Franziska Dietziker: Wechselspiel der Lebensrhythmen. Wie Körper, Geist und Seele zusammenspielen. Institut für Chronobiologie ISBN 978-3-033-02529-5.
  4. Jan-Dirk Fauteck, Imre Kusztrich: Leben mit der inneren Uhr: Wie die Chronobiologie unsere Gesundheit, Wirtschaft und Gesellschaft beeinflusst. Econ 2006, ISBN 3-430-12670-3.
  5.  Gunther Hildebrandt: Die rhythmische Funktionsordnung von Puls und Atmung. L., Marburg 1958, OCLC 720160901 (Marburg, Med. F., Hab.-Schr. v. 4. Juni 1959).
  6.  Biologische Rhythmen und Arbeit: Bausteine zur Chronobiologie und Chronohygiene der Arbeitsgestaltung. Springer, Wien / New York 1976, ISBN 978-0-387-81372-1 (Nach Vorträgen, gehalten auf dem Kongress über Rhythmische Funktionen in Biologischen Systemen, Wien, 8. bis 12. September 1975).
  7.  Gunther Hildebrandt, Walter Amelung: Therapeutische Physiologie, Grundlagen der Kurortbehandlung. In: Balneologie und medizinische Klimatologie. 1, Springer, Berlin [u. a.] 1985, ISBN 978-3-540-11449-9.
  8.  Gunther Hildebrandt, Walter Amelung: Balneologie. In: Balneologie und medizinische Klimatologie. 2, Springer, Berlin [u. a.] 1985, ISBN 978-3-540-13989-8.
  9.  Gunther Hildebrandt: Chronobiologische Grundlagen der Kurortbehandlung. In: Kompendium der Balneologie und Kurortmedizin. Steinkopff, 1989, ISBN 978-3-642-85381-4, S. 119–148.
  10.  Gunther Hildebrandt, Ingrid Bandt-Reges: Chronobiologie in der Naturheilkunde. Grundlagen der Cirkaseptanperiodik. Haug Karl, Heidelberg 1992, ISBN 978-3-7760-1262-0.
  11.  Gunther Hildebrandt, Maximilian Moser, Michael Lehofer: Chronobiologie und Chronomedizin: biologische Rhythmen; medizinische Konsequenzen. Hippokrates, Stuttgart 1998, ISBN 3-7773-1302-5.
  12. Gunther Hildebrandt, Maximilian Moser, Michael Lehofer: Chronobiologie und Chronomedizin: Biologische Rhythmen-Medizinische Konsequenzen, 2. Aufl., Human Research, 2013, ISBN 978-3950361308
  13. Maximilian Moser, Dietrich von Bonin, Matthias Frühwirth, Helmut Lackner: »Jede Krankheit ein musikalisches Problem« in: die Drei 8-9/2004, S. 25 - 34 pdf
  14. Bastian, H. G., A. Kornmann, R. Hafen, and M. Koch, 2000, Musik(erziehung) und ihre Wirkung: Schott Musik International.
  15. Bettermann, H., Bonin D von, Frühwirth M, and M. Moser, 2002, Effects of speech therapy with poetry on heart rate rhythmicity and cardiorespiratory coordination: International Journal of Cardiology, v. 84, p. 77-88.
  16. Campbell, D., 1998, Die Heilkraft der Musik – Klänge für Körper und Seele: München, Droemersche Verlagsanstalt.
  17. Cysarz, D., D. von Bonin, H. Lackner, P. Heusser, M. Moser, and H. Bettermann, 2004, Oscillations of heart rate and respiration synchronize during poetry recitation: Am J Physiol Heart Circ Physiol, v. 287, p. H579-87.
  18. Hildebrandt, G., Moser M, and M. Lehofer, 1998, Chronobiologie und Chronomedizin – kurzgefasstes Lehr- und Arbeitsbuch, Hippokrates Verlag.
  19. Maturana, H. R., and F. J. Varela, 1980, Autopoiesis and Cognition: The Realization of the Living: Boston Studies in the Philosophy of Science, v. 42.
  20. Moser, M., D. v. Bonin, M. Frühwirth, J. Herfert, H. Lackner, F. Muhry, and C. Puelacher, 2003, Luftkunst - Von der Fähigkeit, mit dem Atem das Herz und den Körper zum Klingen zu bringen, in: S. Forum, ed., Luft: Elemente des Naturhaushalts, v. 4, Kunst- und Ausstellungshalle der BRD.
  21. Moser, M., M. Frühwirth, D. Bonin von, D. Cysarz, R. Penter, C. Heckmann, and G. Hildebrandt, 1999, Das autonome (autochrone) Bild als Methode zur Darstellung der Rhythmen des menschlichen Herzschlags, in: P. Heusser, ed., Hygiogenese: Bern.
  22. Moser, M., Lehofer M, Hildebrandt G, Voica M, Egner S, and T. Kenner, 1995, Phase- and frequency coordination of cardiac and respiratory function: Biological Rhythm Research, v. 26 (1), p. 100-111.
  23. Moser, M., Lehofer M, Sedminek A, Lux M, Zapotoczky HG, Kenner T, and A. Noordergraaf, 1994, Heart rate variability as a prognostic tool in cardiology: Circulation, v. 90, p. 1078-1082.
  24. Newman, J., J. H. Rosenbach, K. L. Burns, B. C. Latimer, H. R. Matocha, and E. R. Vogt, 1995, An experimental test of »the Mozart effect«: does listening to his music improve spatial ability? Percept Mot Skills, v. 81, p. 1379-87.
  25. Novalis, 1798/1799, Die Enzyklopädie – Die Philosophischen Wissenschaften.
  26. Prigogine, I., and P. Glansdorff, 1971, Thermodynamic Theory of Structure, Stability and Fluctuations.
  27. Raschke, F., 1981, Die Kopplung zwischen Herzschlag und Atmung beim Menschen, Phillips-Universität Marburg/Lahn.
  28. Rauscher, F. H., and G. L. Shaw, 1998, Key components of the Mozart effect: Percept Mot Skills, v. 86, p. 835-41.
  29. Rauscher, F. H., G. L. Shaw, and K. N. Ky, 1995, Listening to Mozart enhances spatial-temporal reasoning: towards a neurophysiological basis: Neurosci Lett, v. 185, p. 44-7.
  30. Schulenburg, A., M. Frühwirth, and M. Moser, 1999, unveröffentlichte Beobachtungen.
  31. Strogatz, S., 2004, Synchron - Vom rätselhaften Rhythmus der Natur, Berlin Verlag.
  32. Vesalius, A., 1543, De humani corporis fabrica.
  33. von Bertalanffy, L., 1953, Biophysik des Fliessgleichgewichts, v. 2. erw. Auflage: Braunschweig.
  34. Von Bonin, D., M. Frühwirth, P. Heusser, and M. Moser, 2001, Wirkungen der Therapeutischen Sprachgestaltung auf Herzfrequenzvariabilität und Befinden: Forschende Komplementärmedizin und Klassische Naturheilkunde, v. 8, p. 144 - 160.
  35. Björn Lemmer: Chronopharmakologie. Tagesrhythmen und Arzneimittelwirkung. Stuttgart 2004, ISBN 3-8047-1304-1.
  36. Gopalaiah Magadi, Kumar Vinod: Biological rhythms. Springer Berlin 2002, ISBN 3-540-42853-4.
  37. Ludger Rensing, Ulf Meyer-Grahle, Peter Ruoff: Biologische Uhren – Timing-Mechanismen in der Natur. Biologie in unserer Zeit 31(5), S. 305–311 (2001), ISSN 0045-205X.
  38. Dirk Rieger: Die Innere Uhr von Drosophila melanogaster – Synchronisation durch Licht und funktionelle Analyse der circadianen Schrittmacherneurone. (= Dissertation, Universität Regensburg 2007, Volltext).
  39. Till Roenneberg: Die Bedeutung der Chronobiologie für unser Leben. DuMont Buchverlag, 2010, ISBN 3-8321-9520-3.
  40. Peter Spork: Das Uhrwerk der Natur. Chronobiologie – Leben mit der Zeit. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 2004, ISBN 3-499-61665-3.
  41. Arthur T. Winfree: Biologische Uhren. Zeitstrukturen des Lebendigen. ISBN 3-922508-87-1.
  42. Jürgen Zulley, Barbara Knab: Unsere Innere Uhr. Herder, Freiburg 2003, ISBN 3-451-05365-9.
  43. Peter Spork: Wake up! Aufbruch in eine ausgeschlafene Gesellschaft. Carl Hanser Verlag, München 2014, ISBN 978-3-446-44051-7.
  44. Maximilian Moser: Vom richtigen Umgang mit der Zeit: Die heilende Kraft der Chronobiologie, Allegria Verlag 2017, ISBN 978-3793423232; eBook ASIN B0711HK7VH
  45. Rudolf Steiner: Die Polarität von Dauer und Entwickelung im Menschenleben. Die kosmische Vorgeschichte der Menschheit., GA 184 (2002), ISBN 3-7274-1840-0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  46. Rudolf Steiner: Entsprechungen zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos, GA 201 (1987), ISBN 3-7274-2012-X pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Fachzeitschriften
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Weblinks

 Wiktionary: Chronobiologie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Lehrstühle und Forschungsgruppen

Einzelnachweise

  1. „for their discoveries of molecular mechanisms controlling the circadian rhythm“, The Nobel Prize in Physiology or Medicine 2017, Pressemitteilung auf www.nobelprize.org, abgerufen am 3.10.2017. Zusammenfassend heißt es hier:
    „Life on Earth is adapted to the rotation of our planet. For many years we have known that living organisms, including humans, have an internal, biological clock that helps them anticipate and adapt to the regular rhythm of the day. But how does this clock actually work? Jeffrey C. Hall, Michael Rosbash and Michael W. Young were able to peek inside our biological clock and elucidate its inner workings. Their discoveries explain how plants, animals and humans adapt their biological rhythm so that it is synchronized with the Earth's revolutions.
    Using fruit flies as a model organism, this year's Nobel laureates isolated a gene that controls the normal daily biological rhythm. They showed that this gene encodes a protein that accumulates in the cell during the night, and is then degraded during the day. Subsequently, they identified additional protein components of this machinery, exposing the mechanism governing the self-sustaining clockwork inside the cell. We now recognize that biological clocks function by the same principles in cells of other multicellular organisms, including humans.
    With exquisite precision, our inner clock adapts our physiology to the dramatically different phases of the day. The clock regulates critical functions such as behavior, hormone levels, sleep, body temperature and metabolism. Our wellbeing is affected when there is a temporary mismatch between our external environment and this internal biological clock, for example when we travel across several time zones and experience "jet lag". There are also indications that chronic misalignment between our lifestyle and the rhythm dictated by our inner timekeeper is associated with increased risk for various diseases.“
  2. Scientific Background Discoveries of Molecular Mechanisms Controlling the Circadian Rhythm auf www.nobelprize.org, abgerufen am 3.10.2017
  3. siehe Jürgen Aschoff: Zeitgeber der tierischen Tagesperiodik. In: Die Naturwissenschaften. 41. Jg, Heft 3, 1954, S. 49–56.
  4. Newman et al., 1995. Rauscher and Shaw, 1998. Rauscher et al., 1995.
  5. Campbell, 1998.
  6. Bastian et al., 2000.
  7. Moser et al., 1999. Prigogine and Glansdorff, 1971; von Bertalanffy, 1953.
  8. Novalis, 1798/1799.
  9. Hildebrandt et al., 1998.
  10. Hildebrandt et al., 1998. Strogatz, 2004.
  11. Hildebrandt et al., 1998; Moser et al., 1995.