Chronobiologie und Solidarität: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Tagesrhythmus.jpg||mini|400px|Die '''innere Uhr''' des Menschen passt sich an den Tagesrhythmus an (Quelle: [http://www.nobelprize.org www.nobelprize.org]).]]
[[Datei:Stamps of Germany (DDR) 1981, MiNr 2648.jpg|mini|Solidaritäts-Briefmarke der DDR von [[Briefmarken-Jahrgang 1981 der Deutschen Post der DDR|1981]]]]
'''Solidarität''' (abgeleitet vom lateinischen ''solidus'' für ''gediegen'', ''echt'' oder ''fest''; Adjektiv: ''solidarisch'') bezeichnet eine, zumeist in einem [[Ethik|ethisch]]-[[Politik|politischen]] Zusammenhang benannte Haltung der Verbundenheit mit – und Unterstützung von – Ideen, Aktivitäten und Zielen anderer. Sie drückt ferner den Zusammenhalt zwischen gleichgesinnten oder gleichgestellten Individuen und Gruppen und den Einsatz für gemeinsame [[Wertvorstellung|Werte]] aus (vgl. auch [[Solidaritätsprinzip]]).


Die '''Chronobiologie''' (von {{ELSalt|χρόνος}} ''chrónos'' „[[Zeit]]und [[Biologie]] „Lehre von der belebten [[Natur]]“) untersucht die von '''biologischen Rhythmen''' bestimmte [[zeit]]liche [[Ordnung]] der [[Lebensprozesse]] in [[leben]]digen [[Organismus|Organismen]]. Sie studiert damit auf äußerem [[Empirie|empirischem]] Weg jenen [[Zeitorganismus]], den [[Rudolf Steiner]] aus seiner [[Hellsehen|hellsichtigen]] [[Erfahrung]] als [[Ätherleib]] bezeichnet hat.  
== Begriff und Definitionen ==
=== Übersicht ===
Der Begriff ''Solidarität'' wird in vielfältiger Weise verwendet.
* Er bezeichnet vor allem als ''Grundprinzip des menschlichen Zusammenlebens'' ein Gefühl von Individuen und Gruppen, zusammenzugehören. Dies äußert sich in [[Gegenseitige Hilfe|gegenseitiger Hilfe]] und dem Eintreten füreinander. Solidarität kann sich von einer familiären Kleingruppe bis zu Staaten und Staatsgemeinschaften erstrecken.
* In der [[Arbeiterbewegung]] wurde „Solidarität“ als [[Tugend]] der [[Proletariat|Arbeiterklasse]] (s. a. [[Brüderlichkeit]]) hervorgehoben. Sie hat hier eine ähnliche Bedeutung wie das Wort „[[Kameradschaft]]“ beim [[Militär]] oder anderswo.


{{GZ|Wird man einmal aufgeben - und die Menschheit
Gelegentlich wird unterschieden zwischen
wird es vor dem 4. Jahrtausend tun - das Suchen nach dem Grobsinnlichen
* ''Solidarität der Gesinnung'' (Einheitsbewusstsein),
als der Natur zugrunde liegend, dann wird man auf etwas
* ''Solidarität des Handelns'' (gegenseitige [[Hilfsbereitschaft]]) und
ganz anderes kommen, dann wird man überall in der Natur Rhythmen
* ''Interessen-Solidarität'' (die durch Interessengleichheit in einer bestimmten Situation wirksam ist und nach dem Erreichen des gemeinsamen Zieles endet).
finden, rhythmische Ordnungen. Diese rhythmischen Ordnungen
sind vorhanden, nur macht sich die heutige materialistische Wissenschaft
über diese rhythmischen Ordnungen in der Regel lustig. Wir
haben diese rhythmische Ordnung bildhaft ausgedrückt in unseren
sieben Säulen, in der ganzen Konfiguration unseres Baues hier. Aber
diese rhythmische Ordnung ist in der ganzen Natur vorhanden.
Rhythmisch wächst an der Pflanze ein Blatt nach dem andern;
rhythmisch sind die Blumenblätter angeordnet, rhythmisch ist alles
angeordnet. Rhythmisch tritt das Fieber ein bei einer Krankheit,
flutet wieder ab; rhythmisch ist das ganze Leben. Das Durchdringen
der Naturrhythmen, das wird wahre Naturwissenschaft sein.|184|295}}


== Innere Uhr ==
In der [[Soziologie]] unterschied [[Émile Durkheim]] zwischen
* ''mechanischer Solidarität'', die auf vorgegebenen gemeinsamen Merkmalen einer Gruppe beruht (z. B. ''Wir Arbeiter, Wir Frauen, Wir Deutsche''), und
* ''organischer Solidarität'', deren Basis das Angewiesensein aufeinander (z. B. Spezialisten in arbeitsteiligen Gesellschaften) ist.


Biologische [[Rhythmus|Rhythmen]] werden häufig von einer '''inneren Uhr''' bestimmt, einem rhythmisch schwingenden [[System]] innerhalb des [[Organismus]]. Die hohe Anerkennung, die die Chronobiologie mittlerweile gefunden hat, wird durch die Verleihung des [[Wikipedia:Nobelpreis für Physiologie oder Medizin|Nobelpreises für Physiologie oder Medizin]] 2017 an die amerikanischen Chronobiologen [[Wikipedia:Jeffrey C. Hall|Jeffrey C. Hall]], [[Wikipedia:Michael Rosbash|Michael Rosbash]] und [[Wikipedia:Michael W. Young|Michael W. Young]] „''für ihre Entdeckungen betreffend die molekularen Kontrollmechanismen des circadianen Rhythmus''“<ref>„for their discoveries of molecular mechanisms controlling the circadian rhythm“, [http://www.nobelprize.org/nobel_prizes/medicine/laureates/2017/press.html The Nobel Prize in Physiology or Medicine 2017], Pressemitteilung auf [http://www.nobelprize.org www.nobelprize.org], abgerufen am 3.10.2017. Zusammenfassend heißt es hier:
Eng verbunden mit der Arbeiterbewegung ist die Forderung der ''internationalen Solidarität''. Sie zeigte sich im 19. Jahrhundert vor allem in der Unterstützung des polnischen Freiheitskampfes durch die [[Internationale Arbeiterassoziation]]. Auf den Kongressen der [[Zweite Internationale|Zweiten Internationale]] wurde die Frage erörtert, ob die Arbeiterschaft durch einen Generalstreik in verschiedenen Ländern den sich abzeichnenden Ersten Weltkrieg verhindern könne. Effektiver waren internationale Solidaritätsaktionen für die junge [[Sowjetunion]]: 1920 verhinderte die englische Arbeiterbewegung durch die Androhung des Generalstreiks die Intervention Englands in den polnisch-russischen Krieg. Der Kampf gegen den [[Faschismus]] wurde durch die Spaltung der Arbeiterbewegung in eine [[Sozialistische Internationale|sozialistische]] und eine [[kommunistische Internationale]] erschwert. Heute werden die Fragen der internationalen Solidarität unter den Bedingungen und Auswirkungen der [[Globalisierung]] diskutiert.
:„Life on Earth is adapted to the rotation of our planet. For many years we have known that living organisms, including humans, have an internal, biological clock that helps them anticipate and adapt to the regular rhythm of the day. But how does this clock actually work? Jeffrey C. Hall, Michael Rosbash and Michael W. Young were able to peek inside our biological clock and elucidate its inner workings. Their discoveries explain how plants, animals and humans adapt their biological rhythm so that it is synchronized with the Earth's revolutions.


:Using fruit flies as a model organism, this year's Nobel laureates isolated a gene that controls the normal daily biological rhythm. They showed that this gene encodes a protein that accumulates in the cell during the night, and is then degraded during the day. Subsequently, they identified additional protein components of this machinery, exposing the mechanism governing the self-sustaining clockwork inside the cell. We now recognize that biological clocks function by the same principles in cells of other multicellular organisms, including humans.
Habermas fasste Solidarität folgendermaßen zusammen: „Wer sich solidarisch verhält, nimmt im Vertrauen darauf, dass sich der andere in ähnlichen Situationen ebenso verhalten wird, im langfristigen Eigeninteresse Nachteile in Kauf.“<ref>{{Internetquelle |url=https://www.blaetter.de/archiv/jahrgaenge/2017/april/europa-neu-denken |titel=Europa neu denken |titelerg=Eine Diskussion zwischen Jürgen Habermas, Sigmar Gabriel und Emmanuel Macron am 16. März 2017 in der Hertie School of Governance, moderiert von Henrik Enderlein |werk=[[Blätter für deutsche und internationale Politik|blaetter.de]] |hrsg=Blätter Verlagsgesellschaft |datum=2017-04 |zugriff=2017-07-19}}</ref>


:With exquisite precision, our inner clock adapts our physiology to the dramatically different phases of the day. The clock regulates critical functions such as behavior, hormone levels, sleep, body temperature and metabolism. Our wellbeing is affected when there is a temporary mismatch between our external environment and this internal biological clock, for example when we travel across several time zones and experience "jet lag". There are also indications that chronic misalignment between our lifestyle and the rhythm dictated by our inner timekeeper is associated with increased risk for various diseases.“</ref><ref>[http://www.nobelprize.org/nobel_prizes/medicine/laureates/2017/advanced-medicineprize2017.pdf Scientific Background Discoveries of Molecular Mechanisms Controlling the Circadian Rhythm] auf [http://www.nobelprize.org www.nobelprize.org], abgerufen am 3.10.2017</ref> nachdrücklich bestätigt.
=== Definition nach Alfred Vierkandt ===
Der [[Soziologie|Soziologe]] [[Alfred Vierkandt]] (1928) definierte Solidarität folgendermaßen: „Solidarität ist die Gesinnung einer Gemeinschaft mit starker innerer [[Verbundenheit]]“. Und: „Solidarität ist das Zusammengehörigkeitsgefühl, das praktisch werden kann und soll.“<ref>{{Literatur |Autor=Herbert Rebscher |Titel=Gesundheitsökonomie und Gesundheitspolitik: im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Politikberatung |Verlag=Economica |Ort= |Datum=2006 |ISBN=3-87081-491-8 |Kapitel=2.1 |Seiten=143 |Online=[http://books.google.de/books?id=WCERoLG29iUC&pg=PA143&lpg=PA143&dq=Alfred+Vierkandt+solidarit%C3%A4t+definition&source=bl&ots=CloxDCRTH_&sig=Ij4IUMYOalUUL6ENvIWnG8IUjYU&hl=de&sa=X&ei=2ixiT_PLAdDUsgbnkMzUBQ&ved=0CFAQ6AEwBQ#v=onepage&q=Alfred%20Vierkandt%20solidarit%C3%A4t%20definition&f=false books.google.de]}}</ref>


== Zeitgeber ==
Solidarität impliziert ein Prinzip der Mitmenschlichkeit; sie konstituiert sich „[[Freier Wille|aus freien Stücken]]“.<ref>[[Karl Otto Hondrich]], Claudia Koch-Arzberger: ''Solidarität in der modernen Gesellschaft'', Frankfurt am Main 1994</ref>


'''Zeitgeber''' sind rhythmische äußere Einflüsse, die den Rhythmus der innere Uhr eines [[Lebewesen]]s mit den Rhythmen mit der Umwelt synchronisieren. Der wichtigste Zeitgeber ist das [[Licht]], das sich im annähernd 24-stündige Tagesrhythmus periodisch verändert. Bedeutsam ist dabei oft auch die mit den [[Mondphasen]] wechselnde Nachthelligkeit. Der Begriff „Zeitgeber“ wurde in den frühen 1950er Jahren von [[Wikipedia:Jürgen Aschoff|Jürgen Aschoff]] (1913-1998) geprägt, der zusammen mit [[Wikipedia:Erwin Bünning|Erwin Bünning]] (1906-1990) und [[Wikipedia:Colin Pittendrigh|Colin Pittendrigh]] (1918-1996) die Chronobiologie begründete.
== Historische Aspekte ==
=== Römisches und heutiges Recht ===
Im [[Römisches Recht|Römischen Recht]] bedeutete ''Solidarität'' (''obligatio in solidum'') eine besondere Form der [[Haftung (Recht)|Haftung]]: Mehrere schulden eine Leistung so, dass jeder von ihnen die ganze Leistung zu erbringen verpflichtet ist, der Gläubiger sie aber insgesamt nur einmal fordern darf. Das Wort „Solidarität“ bezeichnet nicht die Zusammengehörigkeit der Beteiligten, sondern dass jeder ''in solidum'' ‚auf das Ganze, für die Gesamtsumme‘ (wörtl. Übersetzung) haftet. Im Recht wird heute statt des Fremdwortes Solidarität regelmäßig der verdeutschte Begriff [[Gesamtschuld]] verwendet. Anders ist dies in älteren Gesetzen, z.&nbsp;B. § 43 Abs. 2 des GmbH-Gesetzes: „Geschäftsführer, welche ihre Obliegenheiten verletzen, haften der Gesellschaft ''solidarisch'' für den entstandenen Schaden.


{{Zitat|Text= Die synchronisierenden Faktoren werden Zeitgeber genannt. Zeitgeber für die tierische 24-Std-Periodik sind alle mit der Erddrehung gekoppelten periodischen Umweltprozesse kontinuierlicher oder diskontinuierlicher Art, die für das Tier reizwirksam sind. |Autor=Jürgen Aschoff|Quelle=''Zeitgeber der tierischen Tagesperiodik.'' In: ''Die Naturwissenschaften.'' Februar 1954, S.&nbsp;55.<ref>siehe Jürgen Aschoff: ''Zeitgeber der tierischen Tagesperiodik.'' In: ''[[Die Naturwissenschaften]].'' 41. Jg, Heft 3, 1954, [http://link.springer.com/article/10.1007%2FBF00634164?LI&#61;true#page-1 S. 49–56.]</ref>}}
=== Christentum ===
In der [[Katholische Soziallehre|christlichen Tradition]] wird Solidarität zusammen mit [[Personalität]], [[Gemeinwohl]] und [[Subsidiarität]] zu den (klassischen) sozialphilosophischen Prinzipien gezählt. Mit den Erklärungen des [[Ökumenischer Rat|Ökumenischen Rats der Kirchen]], der Enzyklika [[Pacem in terris (Enzyklika)|Pacem in terris]] von [[Johannes&nbsp;XXIII.]] und dem [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweiten Vatikanischen Konzil]] wurde die weltweite Dimension von Solidarität in den Blick genommen.<ref>[http://www.oikoumene.org/de/resources oikoumene.org] Bundesverband der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) Deutschlands (Hrsg.): ''Texte zur katholischen Soziallehre.'' 4.Auflage. Kevelaer 1977 und [[Karl Rahner]], Herbert Vorgrimler: ''Kleines Konzilskompendium.'' 4.Auflage. Freiburg i.Br. 1968</ref> Die internationale Solidarität wurde in der Enzyklika [[Populorum progressio]] noch weiter ausgebaut und durch [[Johannes Paul II.]], den Förderer der polnischen Arbeiterbewegung [[Solidarność]] 1987 in der Enzyklika [[Sollicitudo rei socialis]] zum Brennpunkt päpstlicher Sozialverkündigung gemacht.<ref>Vgl. Konrad Hilpert: ''Solidarität.'' In: ''Neues Handbuch Theologischer Grundbegriffe.'' 5 (1991) 68-75, 72</ref>


Auf die Bedeutung des Tagesrhythmus für die [[Stoffwechsel|Stoffwechsel-Tätigkeit]] und den Zusammenhang mit den [[Kosmos|kosmischen]] Verhältnissen hatte zuvor schon [[Rudolf Steiner]] hingewiesen.
Im Glaubensbekenntnis der [[Würzburger Synode]] ''Unsere Hoffnung'' wird im Teil III ''Wege in die Nachfolge'' ein solidarisches Eintreten für die Armen und Schwachen als konstitutiver Glaubensinhalt formuliert.<ref>''Unsere Hoffnung. Ein Bekenntnis zum Glauben in dieser Zeit.'' In: L. Bertsch u.&nbsp;a. (Hrsg.): ''Gemeinsame Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland.'' Offizielle Gesamtausgabe I, Freiburg, Basel, Wien 1976, 71-111, Nr. III.2</ref> Das 1997 von der [[Evangelische Kirche in Deutschland|Evangelischen Kirche in Deutschland]] und der [[Deutsche|Deutschen Bischofskonferenz]] gemeinsam veröffentlichte Sozialwort ''Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit''<ref>Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland, Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (Hrsg.): ''Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit. Wort des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Deutschen Bischofskonferenz zur wirtschaftlichen und sozialen Lage in Deutschland.'' Hannover, Bonn 1997</ref> nennt als Quelle der Solidarität im christlichen Glauben die erinnerte und erzählte Geschichte vom Erbarmen Gottes, das „zur barmherzigen und solidarischen Zuwendung zu den Armen, Schwachen und Benachteiligten“ motiviert (96). Jesu Botschaft wird als Erfüllung der alttestamentlichen Verheißung des Lebens für die Armen, Kleinen und Gewaltlosen gesehen. „Er ist selbst den Weg der Solidarität, der [[Barmherzigkeit]] und der [[Gewaltlosigkeit]] gegangen.“ (99) Der Einsatz für Solidarität gehöre zu den konstitutiven Merkmalen der Kirche (101), da „die Entscheidung über die endgültige Gottesgemeinschaft der Menschen abhängig [ist] von der gelebten Solidarität mit den Geringsten“ (106).


{{GZ|Wir wollen einen Blick werfen auf den Stoffwechsel.
In seinem Apostolischen Schreiben [[Evangelii gaudium]]<ref>Apostolisches Schreiben EVANGELII GAUDIUM des Heiligen Vaters Papst Franziskus über die Verkündigung des Evangeliums in der Welt von heute. Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls Nr. 194, hrsg. Vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Bonn 2013</ref> schreibt Papst Franziskus, das Wort „Solidarität“ habe sich ein wenig abgenutzt und werde manchmal falsch interpretiert. Es erfordere mehr als einige gelegentliche großherzige Taten, nämlich eine neue Mentalität, „die in den Begriffen der Gemeinschaft und des Vorrangs des Lebens aller gegenüber der Aneignung der Güter durch einige wenige denkt“ (188). Solidarität sei eine spontane Reaktion dessen, der die soziale Funktion des Eigentums und die universale Bestimmung der Güter – die älter seien als der Privatbesitz – als Wirklichkeiten erkennt. Weil sich das Hüten und Mehren privaten Besitzes nur dadurch rechtfertige, dass sie dem Gemeinwohl besser dienen, „deshalb muss die Solidarität als die Entscheidung gelebt werden, dem Armen das zurückzugeben, was ihm zusteht“ (189).
Dieser Stoffwechsel, er ist ja auch für den Menschen schon in
einer gewissen Weise unregelmäßig geworden; aber es gibt auch
natürliche Ursachen, aus denen heraus der Mensch noch an einem
regelmäßigen Gang dieses Stoffwechsels festhält. Sie wissen ja, daß
der Mensch in einer gewissen Weise gestört wird, wenn er in bezug
auf den Stoffwechsel nicht zu seinem rhythmischen Rechte kommt.
Der Mensch kann davon abweichen; aber er versucht immer wiederum
zu einem gewissen Rhythmus im Stoffwechsel zurückzukommen,
und Sie wissen ja auch, daß das im Wesentlichen zur Gesundheit des
Menschen gehört. Dieser Rhythmus im Stoffwechsel, der ist ein
Rhythmus, welcher tatsächlich den Tag und die Nacht umfaßt.
Innerhalb von 24 Stunden vollzieht sich der Rhythmus im Stoffwechsel.
Sie brauchen nur daran zu denken, daß Sie eben, wenn
Sie gefrühstückt haben, nach 24 Stunden wiederum Appetit haben
zum Frühstücken und so weiter. Alles das, was da mit dem
Stoffwechsel zusammenhängt, das hängt auch mit dem Tageslauf
zusammen. Nun vergleichen Sie, wie fest Ihre Körperperipherie
liegt, und wie Ihr Stoffwechselleben ein Bewegtes ist. Sie können
sagen: Es gehen keine Veränderungen vor sich in Ihrer Körperperipherie,
während sich Ihr Stoffwechsel in 24 Stunden immer
wiederholt. Da geht viel innerhalb Ihres Organismus vor, aber
Ihre Peripherie bleibt unverändert. Suchen Sie sich nun das äußere
Gegenbild für diese innere Beweglichkeit des Stoffwechsels im
Verhältnis zu dem festbleibenden Äußeren der Gestalt: sehen Sie,
da finden wir das Entsprechende in dem äußeren Sternenhimmel,
dessen einzelne Sternbilder sich zunächst so wenig verschieben,
wie sich die Einzelheiten Ihrer Körperoberfläche verschieben.
Sie finden, daß der Widder, das Sternbild des Widders, immer
ebenso eine bestimmte Entfernung hat von dem Sternbild des Stieres,
wie Ihre beiden Augen voneinander eine bestimmte Entfernung
haben und sich nicht verschieben. Aber scheinbar verschiebt sich
dieser Sternenhimmel, scheinbar kreist er um die Erde herum. Nun,
über diesen Schein ist ja heute die Menschheit sich klar: es ist wirklich
ein Schein. Die Menschheit schreibt der Erde eine Drehung um
ihre Achse zu.


Nun hat man verschiedene Beweise gesucht für diese Drehung
=== Institutionalisierung des Solidaritätsprinzips ===
der Erde um ihre Achse. Eigentlich erst seit den fünfziger Jahren des
==== Gewerkschaftsbewegung ====
vorigen Jahrhunderts hat man ein Recht, wirklich von dieser Drehung
Im Europa des 19. Jahrhunderts hat sich im Zusammenhang mit der Industrialisierung eine [[Institution]] des Solidaritätsprinzips entwickelt: Die gegenseitige Absicherung innerhalb der Arbeiterschaft gegen für sie als existentiell bedrohlich wahrgenommene Entwicklungen der [[Kapitalismus|kapitalistischen]] [[Industrialisierung]] wurde zur Grundlage und zum Kampfbegriff der Arbeiterbewegung. Arbeiter schlossen sich in solidarischen Vereinigungen (beispielsweise in [[Gewerkschaft]]en) zusammen und kämpften gemeinsam für bessere Arbeitsbedingungen, Verkürzung der Arbeitszeit und höhere Löhne. Nach [[Ken Loach]] ist Solidarität die schärfste Waffe im Kampf der Arbeiterklasse.<ref>fluter, Magazin der Bundeszentrale für politische Bildung, S. 35, Nr. 25. Dez. 2007.</ref>
zu sprechen, seitdem der sogenannte ''Foucaultschen'' Pendelversuch
ja wirklich die Drehung der Erde um ihre Achse ergeben
hat. Aber darauf will ich heute nicht eingehen. Diese Drehung ist
gut begründet. Sie ist etwas, was sich in 24 Stunden wiederholt. Sie
ist im Verhältnis zu dem festgestalteten, bleibenden Sternenhimmel
dasjenige, was abbildet den täglichen Kreislauf des menschlichen
Stoffwechsels im Verhältnis zu der festen äußeren Peripheriegestalt
des Menschen. So daß Sie also, wenn Sie die Verhältnisse gut durchschauen,
den striktesten Beweis für die Bewegung der Erde in den
Vorgängen des menschlichen Stoffwechsels finden.|201|89f}}


== Chronomedizin ==
Solidarität braucht Nähe. Sie entsteht in Gruppen mit ähnlichen sozialen Interessen, oft einer gemeinsam erlebten Geschichte und durch den Druck durch den Unternehmer, der die einzelnen Kollegen erst zu einem Kollektiv zusammenführt. Aufspaltung der Belegschaften in eine Vielzahl unterschiedlicher Beschäftigungsverhältnisse, davon viele kurzfristig und ungesichert, erschweren selbst in großen Betrieben ein Kennenlernen oder das Entstehen eines Vertrauensverhältnisses, das für solidarisches gemeinsames Handeln so wichtig ist.


In Form der '''Chronomedizin''' haben die [[Erkenntnis]]se der Chronobiologie zu konkreten Anwendungen in der [[Medizin]] geführt. Insbesondere wird dadurch auch die Wirksamkeit verschiedener Formen der [[Kunsttherapie]] bestätigt.  
Im Laufe eines Streiks, der von einem Großteil der polnischen Bevölkerung getragen und von ihr als antikommunistische Bewegung verstanden wurde, schlossen sich 1980 die polnischen Arbeiter der Schiffswerft in [[Danzig]] zu der Gewerkschaft „[[Solidarność]]“ (Solidarität) zusammen. Auch wenn die „Solidarność“ gegen Ende des 20. Jahrhunderts an politischem Einfluss verloren hat, steht der Begriff „Solidarność“ in den ehemals kommunistischen Ländern Mittel- und Osteuropas im 21. Jahrhundert für den Beginn des Endes der kommunistischen Zwangsherrschaft.


{{LZ|Kunst und Medizin haben gemeinsame Wurzeln in den Urzeiten der
==== Sozialistische und sozialdemokratische Parteien ====
Menschheit. Noch heute verwenden [[Schamane]]n Rhythmus und Melodie,
Im 20. Jahrhundert wurde Solidarität zu einem der zentralen Begriffe in sozialistischen/sozialdemokratischen Parteien.
um jenen speziellen Zustand einleiten zu können, der Heilung ermöglicht.
Trotz dieser engen Verbindung zwischen Musik und Therapie
gibt es wenig Wissen über das genaue »Wie« der heilenden Wirkung von
Musik und Rhythmus. So konnte zwar eine beruhigende Wirkung von
[[Wikipedia:Wolfgang Amadeus Mozart|Mozart]]s Musik<ref>Newman et al., 1995. Rauscher and Shaw, 1998. Rauscher et al., 1995.</ref> festgestellt werden, Schmerzstillung und Verringerung
von Stresshormonen durch Musik sind beschrieben,<ref>Campbell, 1998.</ref> und auch die
Lernleistung von Schülern in mathematischen Fächern wurde durch
das Ausüben klassischer Musik ebenso wie kognitive Fähigkeiten verbessert,<ref>Bastian et al., 2000.</ref> doch eine durchgängige Theorie der heilenden Wirkung von
Musik ist, auch aufgrund fehlender Messungen, nicht vorhanden.


In der Medizin findet derzeit ein äußerst interessanter Paradigmenwechsel
==== Solidaritätsprinzip und Versicherungen: Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit ====
statt: Der Begriff der Homöostase, die Tendenz des Organismus,
Das institutionalisierte [[Solidaritätsprinzip]] kommt auch in bestimmten [[Privatrecht|rechtlichen]] Formen der [[Versicherung (Kollektiv)|Versicherung]] zum Ausdruck, und zwar in den vier klassischen Risikobereichen von Arbeit: [[Krankheit]], [[Unfall]], [[Altersvorsorge]] und [[Arbeitslosigkeit]]; vergleiche die [[Rechtsform]] des „[[Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit|Versicherungsvereins auf Gegenseitigkeit]]“ (VVaG). Jedes Mitglied dieser Gemeinschaft bezahlt Beiträge in die gemeinsame, von einer [[Versicherungsgesellschaft]] verwaltete Kasse. Daraus werden denen, die einen Schaden erleiden, finanzielle Mittel zur Deckung zur Verfügung gestellt.
Körperparameter gleichzuhalten, wird aufgrund neuer Erkenntnisse
in Frage gestellt und durch das Konzept der Homöodynamik
ersetzt.<ref>Moser et al., 1999. Prigogine and Glansdorff, 1971; von Bertalanffy, 1953.</ref> ''[[Panta rei]]'' – »alles fließt«, alles schwingt im Organismus.
Dieses Konzept eines schwingenden Lebens ist viel besser kompatibel
mit einer »musikalischen Medizin« im Sinne von Novalis: »Jede
Krankheit ein musikalisches Problem – ihre Auflösung eine musikalische
Auflösung«.<ref>Novalis, 1798/1799.</ref> Dieses Schwingen des Lebens braucht nun
nicht einmal metaphorisch verstanden zu werden, sondern lässt sich
physikalisch und chronobiologisch nachweisen: Es gibt kaum einen
Körperparameter, der nicht im Rhythmus von Tag und Nacht
schwankt, und der nicht in das chronobiologische System des Organismus
durch Phasen- oder Frequenzbeziehungen eingebunden ist.<ref>Hildebrandt et al., 1998.</ref> [...]


Heute sind
Bei der [[Arbeitslosenversicherung]] sichert sich eine Risikogemeinschaft gegen durch [[Arbeitslosigkeit]] bedingte Einkommenseinbußen ab.
Zeitschriften wie »Nature« und »Science« voll mit Artikeln über
Chronobiologie und Chronomedizin, und die Errungenschaften dieser
innovativen Messungen schaffen es, in die Reihen der »spannendsten
Erkenntnisse des Jahres« Eingang zu finden. Obwohl viele Forscher
noch Schwierigkeiten damit haben, in all der Fülle der Einzelerkenntnisse
das große Ganze zu sehen, wird es immer klarer, dass
Koordination das Grundprinzip der Rhythmen des Körpers ist, und
dass die vielen Teile zu einem Ganzen zusammenwirken, dessen Komplexität
erst langsam verstanden wird.<ref>Hildebrandt et al., 1998. Strogatz, 2004.</ref> Das Bild eines Zeitorganismus
entsteht da, der wie die Muskeln und Sehnen einer Vesal´schen Anatomie
zusammenwirkt und in dem agonistische und antagonistische
Rhythmen in Kooperation und Wechselspiel den Ablauf des
Lebens organisieren. Wo die Wissenschaft gerade dabei ist, eine
»Anatomie der Zeit« zu entwickeln, da beginnt sich bereits eine
»Histologie der Zeit« zu entfalten (Abb. 1). Während das obere
Bild der räumlichen Anatomie 1543 von [[Andrea Vesalius]] publiziert
wurde, ist die Darstellung der Zeitanatomie (unten) erst seit wenigen
Jahren möglich. Im menschlichen Herzschlag spiegeln sich viele Körperrhythmen
wider. Durch die Analyse der Herzfrequenzvariabilität
eröffnen sich neue Einblicke in die zeitliche Natur des Menschen.
Mikrorhythmus wirkt mit Makrorhythmus zusammen und es wird
immer evidenter, dass unser Organismus im Bereich der Zeit genauso
komplex gestaltet ist wie im Bereich des Raumes.<ref>Hildebrandt et al., 1998; Moser et al., 1995.</ref>|Moser et al., 2004 [https://www.joanneum.at/uploads/tx_publicationlibrary/img2881.pdf]}}


== Literatur ==
==== Weitere Entwicklung des Solidaritätsbegriffs in Staat und Wirtschaft ====
Spätestens mit dem Aufkommen moderner, industrialisierter Gesellschaften stellt sich verstärkt die Frage, wie echte Solidarität angesichts einer zunehmenden Vielfalt der Lebensverhältnisse und im Rahmen zunehmend komplexer und [[Globalisierung|globaler Zusammenhänge]] in Wirtschaft und Gesellschaft verwirklicht und organisiert werden kann.<ref>K. Bayertz, 1998, S. 38ff.</ref> Grundsätzlich steht zudem das problematische Verhältnis zwischen der Solidarität − die auf die Gruppe gerichtet ist und dem Einzelnen zumindest Bindung und Engagement abverlangt − und dem [[Individualismus]] − der die Selbstbestimmung der Einzelnen und deren Rechtsposition hervorhebt − zur Debatte.
 
In der konkreten Politik führt dies unter anderem zur Frage des angemessenen Verhältnisses zwischen sozialer Absicherung und wirtschaftlicher [[Eigenverantwortung]], wie sie im Zuge einer Reform des [[Sozialstaat]]s nach wirtschaftsliberalen Maßstäben kontrovers diskutiert worden ist. Eine weitere kritische Grenze findet die Solidarität − wie unter anderem V. Munoz-Dardé darlegt – in den Erfordernissen der politischen [[Gerechtigkeit]].<ref>V. Munoz-Dardé, 1998, S. 146 ff.</ref>
 
==== Selektive Kritik im Wirtschaftsliberalismus ====
Kritiker einer institutionalisierten Solidarität, wie sie etwa in sozialstaatlichen Einrichtungen konkrete Gestalt annimmt, verweisen zudem darauf, dass hier der Solidaritätsbegriff zu Unrecht in Anspruch genommen werde, da Solidarität wesentlich Freiwilligkeit einschließe. Sie wenden sich damit, wenn auch nicht unmittelbar gegen das Modell des Sozialstaats selbst, so doch zumindest dagegen, dass dieser auf dem Solidaritätsgedanken aufbauen solle.<ref>K. Bayertz, 1998, S. 34 ff.</ref>


# [[Wikipedia:Jürgen Aschoff|Jürgen Aschoff]], S. Daan, G.A. Groos (Hrsg.): ''Vertebrate Circadian Systems.'' Structure and Physiology, Springer Verlag, ISBN 3-540-11664-8 (englisch).
== Zitate ==
# Frank Columbus, Kathryn Bailey: ''Frontiers in chronobiology research.'' Nova Science Publ., New York 2006, ISBN 1-59454-954-0.
* „Vorwärts, und nicht vergessen, / worin uns’re Stärke besteht! / Beim Hungern und beim Essen, / vorwärts und nicht vergessen / die Solidarität!“ ([[Bertolt Brecht]], um 1929, Refrain des ''[[Solidaritätslied]]es'')
# Albert J. und Franziska Dietziker: ''Wechselspiel der Lebensrhythmen. Wie Körper, Geist und Seele zusammenspielen.''  [http://www.dietziker.ch/index.php/zumbuch.html Institut für Chronobiologie] ISBN 978-3-033-02529-5.
* „Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker.([[Gioconda Belli]])<ref>Gioconda Belli: ''Diálogo social.'' 1981, S. 24. Im Original: ''Yo te decía que la solidaridad es la ternura de los pueblos.''</ref>
# Jan-Dirk Fauteck, Imre Kusztrich: ''Leben mit der inneren Uhr: Wie die Chronobiologie unsere Gesundheit, Wirtschaft und Gesellschaft beeinflusst.'' Econ 2006, ISBN 3-430-12670-3.
* „Nur eine solidarische Welt kann eine gerechte und friedvolle Welt sein.([[Richard von Weizsäcker]]: ''Verantwortung für sozialen Fortschritt und Menschenrechte.'' 1986)
# {{Literatur
* „Gerade bei dem Begriff der Solidarität kann man sehen, wie emotionale Haltungen und Bindungen zum Wert deklariert werden und umgekehrt ein Wert emotional aufgeladen und fundiert wird. Dieser Wertzusammenhang verweist aber auf Kultur.“<ref>H.-G. Vester: ''Kompendium der Soziologie I: Grundbegriffe.'' VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, 2009, S. 38</ref>
  |Autor=[[Gunther Hildebrandt]]
  |Titel=Die rhythmische Funktionsordnung von Puls und Atmung
  |Verlag=L.
  |Ort=Marburg
  |Datum=1958
  |Kommentar=Marburg, Med. F., Hab.-Schr. v. 4. Juni 1959
  |OCLC=720160901}}
# {{Literatur
  |Hrsg=Gunther Hildebrandt
  |Titel=Biologische Rhythmen und Arbeit: Bausteine zur Chronobiologie und Chronohygiene der Arbeitsgestaltung
  |Verlag=Springer
  |Ort=Wien / New York
  |Datum=1976
  |ISBN=978-0-387-81372-1
  |Kommentar=Nach Vorträgen, gehalten auf dem Kongress über Rhythmische Funktionen in Biologischen Systemen, Wien, 8. bis 12. September 1975}}
# {{Literatur
  |Autor=Gunther Hildebrandt, Walter Amelung
  |Titel=Therapeutische Physiologie, Grundlagen der Kurortbehandlung
  |Sammelwerk=Balneologie und medizinische Klimatologie
  |Band=1
  |Verlag=Springer
  |Ort=Berlin [u.&nbsp;a.]
  |Datum=1985
  |ISBN=978-3-540-11449-9}}
# {{Literatur
  |Autor=Gunther Hildebrandt, Walter Amelung
  |Titel=Balneologie
  |Sammelwerk=Balneologie und medizinische Klimatologie
  |Band=2
  |Verlag=Springer
  |Ort=Berlin [u.&nbsp;a.]
  |Datum=1985
  |ISBN=978-3-540-13989-8}}
# {{Literatur
  |Autor=Gunther Hildebrandt
  |Hrsg=K. L. Schmidt
  |Titel=Chronobiologische Grundlagen der Kurortbehandlung
  |Sammelwerk=Kompendium der Balneologie und Kurortmedizin
  |Verlag=Steinkopff
  |Datum=1989
  |ISBN=978-3-642-85381-4
  |Seiten=119–148}}
# {{Literatur
  |Autor=Gunther Hildebrandt, Ingrid Bandt-Reges
  |Titel=Chronobiologie in der Naturheilkunde. Grundlagen der Cirkaseptanperiodik
  |Verlag=Haug Karl
  |Ort=Heidelberg
  |Datum=1992
  |ISBN=978-3-7760-1262-0}}
# {{Literatur
  |Autor=Gunther Hildebrandt, Maximilian Moser, Michael Lehofer
  |Titel=Chronobiologie und Chronomedizin: biologische Rhythmen; medizinische Konsequenzen
  |Verlag=Hippokrates
  |Ort=Stuttgart
  |Datum=1998
  |ISBN=3-7773-1302-5}}
# Gunther Hildebrandt, Maximilian Moser, Michael Lehofer: ''Chronobiologie und Chronomedizin: Biologische Rhythmen-Medizinische Konsequenzen'', 2. Aufl., Human Research, 2013, ISBN 978-3950361308
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# Moser, M., Lehofer M, Hildebrandt G, Voica M, Egner S, and T. Kenner, 1995, ''Phase- and frequency coordination of cardiac and respiratory function'': Biological Rhythm Research, v. 26 (1), p. 100-111.
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#Rudolf Steiner: ''Die Polarität von Dauer und Entwickelung im Menschenleben. Die kosmische Vorgeschichte der Menschheit.'', [[GA 184]] (2002), ISBN 3-7274-1840-0 {{Vorträge|184}}
#Rudolf Steiner: ''Entsprechungen zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos'', [[GA 201]] (1987), ISBN 3-7274-2012-X {{Vorträge|201}}


; Fachzeitschriften
== Siehe auch ==
* [[Wikipedia:Journal of Biological Rhythms|Journal of Biological Rhythms]]
* {{WikipediaDE|Solidarität}}
* [[Wikipedia:Chronobiology International|Chronobiology International]]
* {{WikipediaDE|Soziale Gerechtigkeit}}
* {{WikipediaDE|Klassenbewusstsein}}
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{{GA}}
== Literatur ==
* Kurt Bayertz (Hrsg.): ''Solidarität. Begriff und Problem.'' Frankfurt am Main 1998.
* Hauke Brunkhorst: ''Solidarität unter Fremden.'' Frankfurt, Fischer 1997
* Erwin Carigiet: ''Gesellschaftliche Solidarität. Prinzipien, Perspektiven und Weiterentwicklung der sozialen Sicherheit.'' Helbing und Lichtenhahn, Basel/Genf/München 2001 ISBN 3-7190-1934-9
* Karl Otto Hondrich, Claudia Koch-Arzberger: ''Solidarität in der modernen Gesellschaft.'' Frankfurt am Main 1994.
* Karl Otto Hondrich, Claudia Koch-Arzberger: ''Solidarität als Geben und Nehmen.'' In: Albert Biesinger u.&nbsp;a. (Hrsg.): ''Solidarität'', 2005
* Reinhart Kößler, Henning Melber: ''Globale Solidarität. Eine Streitschrift.'' Brandes & Apsel Verlag, Frankfurt am Main, ISBN 3-86099-765-3
* Gesa Reisz: ''Solidarität in Deutschland und Frankreich. Eine politische Deutungsanalyse.'' Budrich, Opladen 2006, ISBN 3-938094-92-3
* Horst-Eberhard Richter: ''Lernziel Solidarität.'' Rowohlt Tb 1979
* Rudolf Diesel: ''Solidarismus.'' 1903. Zitat Rudolf Diesel: „Daß ich den Dieselmotor erfunden habe, ist schön und gut. Aber meine Hauptleistung ist, daß ich die soziale Frage gelöst habe.“ Neuauflage im MaroVerlag, Augsburg 2007, ISBN 978-3-87512-416-3


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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{{Wiktionary|solidarisch}}
* [http://derstandard.at/2000065121150/Medizinnobelpreis-2017-fuer-Erforschung-der-biologischen-Uhr?ref=rec Medizinnobelpreis 2017 für Erforschung der biologischen Uhr]
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; Lehrstühle und Forschungsgruppen
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* [http://www.imp.med.uni-muenchen.de/research/index.html Institut für Medizinische Psychologie, Zentrum für Chronobiologie, Till Roenneberg, Ludwig-Maximilians-Universität München]
* [http://www.bpb.de/popup/popup_lemmata.html?guid=4XMSQC Definition Solidarität nach dem Politiklexikon (4., aktualisierte Auflage, Bonn: Dietz 2006)] auf den Seiten der Bundeszentrale für Politische Bildung.
* [http://www.chronobiology.ch/ Centre for Chronobiology], [[Wikipedia:Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel|Universitäre Psychiatrische Kliniken]], Basel, Schweiz
* [http://library.fes.de/gmh/main/pdf-files/gmh/1996/1996-11-a-756.pdf Ulrich von Alemann: ''Solidarier aller Parteien verschont uns! Eine Polemik.''] (PDF; 95 kB)
* [http://rcis.charite.de/forschung/forschungsgruppen_nutzer/ag_kramer/ Charité – Universitätsmedizin Berlin, Forschungsgruppe Molekulare Grundlagen der Chronobiologie]
* Josef Senft: [http://josenft.wordpress.com/2014/05/17/solidaritat/ ''Solidarität.'' Sozialethische Zusammenfassung]
* [http://www.neurogenetics.biozentrum.uni-wuerzburg.de/ LS Neurobiologie & Genetik, Charlotte Förster Uni Würzburg]
* [http://www.chronopharmacology.de/ Institut für Pharmakologie & Toxikologie Mannheim, Björn Lemmer, Universität Heidelberg]
* [http://www.rug.nl/bcn/index Groningen Center of Behavioural and Cognitive Neuroscience (BCN)], Rijksuniversiteit Groningen, Niederlande
* [http://www.humanresearch.at/ Human Research Institut für Gesundheitstechnologie und Präventionsforschung] früher [[Wikipedia:Joanneum Research|Joanneum Research]], [[Wikipedia:Weiz|Weiz]], [[Wikipedia:Österreich|Österreich]]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />


<references />
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Version vom 2. Oktober 2018, 10:24 Uhr

Solidaritäts-Briefmarke der DDR von 1981

Solidarität (abgeleitet vom lateinischen solidus für gediegen, echt oder fest; Adjektiv: solidarisch) bezeichnet eine, zumeist in einem ethisch-politischen Zusammenhang benannte Haltung der Verbundenheit mit – und Unterstützung von – Ideen, Aktivitäten und Zielen anderer. Sie drückt ferner den Zusammenhalt zwischen gleichgesinnten oder gleichgestellten Individuen und Gruppen und den Einsatz für gemeinsame Werte aus (vgl. auch Solidaritätsprinzip).

Begriff und Definitionen

Übersicht

Der Begriff Solidarität wird in vielfältiger Weise verwendet.

  • Er bezeichnet vor allem als Grundprinzip des menschlichen Zusammenlebens ein Gefühl von Individuen und Gruppen, zusammenzugehören. Dies äußert sich in gegenseitiger Hilfe und dem Eintreten füreinander. Solidarität kann sich von einer familiären Kleingruppe bis zu Staaten und Staatsgemeinschaften erstrecken.
  • In der Arbeiterbewegung wurde „Solidarität“ als Tugend der Arbeiterklasse (s. a. Brüderlichkeit) hervorgehoben. Sie hat hier eine ähnliche Bedeutung wie das Wort „Kameradschaft“ beim Militär oder anderswo.

Gelegentlich wird unterschieden zwischen

  • Solidarität der Gesinnung (Einheitsbewusstsein),
  • Solidarität des Handelns (gegenseitige Hilfsbereitschaft) und
  • Interessen-Solidarität (die durch Interessengleichheit in einer bestimmten Situation wirksam ist und nach dem Erreichen des gemeinsamen Zieles endet).

In der Soziologie unterschied Émile Durkheim zwischen

  • mechanischer Solidarität, die auf vorgegebenen gemeinsamen Merkmalen einer Gruppe beruht (z. B. Wir Arbeiter, Wir Frauen, Wir Deutsche), und
  • organischer Solidarität, deren Basis das Angewiesensein aufeinander (z. B. Spezialisten in arbeitsteiligen Gesellschaften) ist.

Eng verbunden mit der Arbeiterbewegung ist die Forderung der internationalen Solidarität. Sie zeigte sich im 19. Jahrhundert vor allem in der Unterstützung des polnischen Freiheitskampfes durch die Internationale Arbeiterassoziation. Auf den Kongressen der Zweiten Internationale wurde die Frage erörtert, ob die Arbeiterschaft durch einen Generalstreik in verschiedenen Ländern den sich abzeichnenden Ersten Weltkrieg verhindern könne. Effektiver waren internationale Solidaritätsaktionen für die junge Sowjetunion: 1920 verhinderte die englische Arbeiterbewegung durch die Androhung des Generalstreiks die Intervention Englands in den polnisch-russischen Krieg. Der Kampf gegen den Faschismus wurde durch die Spaltung der Arbeiterbewegung in eine sozialistische und eine kommunistische Internationale erschwert. Heute werden die Fragen der internationalen Solidarität unter den Bedingungen und Auswirkungen der Globalisierung diskutiert.

Habermas fasste Solidarität folgendermaßen zusammen: „Wer sich solidarisch verhält, nimmt im Vertrauen darauf, dass sich der andere in ähnlichen Situationen ebenso verhalten wird, im langfristigen Eigeninteresse Nachteile in Kauf.“[1]

Definition nach Alfred Vierkandt

Der Soziologe Alfred Vierkandt (1928) definierte Solidarität folgendermaßen: „Solidarität ist die Gesinnung einer Gemeinschaft mit starker innerer Verbundenheit“. Und: „Solidarität ist das Zusammengehörigkeitsgefühl, das praktisch werden kann und soll.“[2]

Solidarität impliziert ein Prinzip der Mitmenschlichkeit; sie konstituiert sich „aus freien Stücken“.[3]

Historische Aspekte

Römisches und heutiges Recht

Im Römischen Recht bedeutete Solidarität (obligatio in solidum) eine besondere Form der Haftung: Mehrere schulden eine Leistung so, dass jeder von ihnen die ganze Leistung zu erbringen verpflichtet ist, der Gläubiger sie aber insgesamt nur einmal fordern darf. Das Wort „Solidarität“ bezeichnet nicht die Zusammengehörigkeit der Beteiligten, sondern dass jeder in solidum ‚auf das Ganze, für die Gesamtsumme‘ (wörtl. Übersetzung) haftet. Im Recht wird heute statt des Fremdwortes Solidarität regelmäßig der verdeutschte Begriff Gesamtschuld verwendet. Anders ist dies in älteren Gesetzen, z. B. § 43 Abs. 2 des GmbH-Gesetzes: „Geschäftsführer, welche ihre Obliegenheiten verletzen, haften der Gesellschaft solidarisch für den entstandenen Schaden.“

Christentum

In der christlichen Tradition wird Solidarität zusammen mit Personalität, Gemeinwohl und Subsidiarität zu den (klassischen) sozialphilosophischen Prinzipien gezählt. Mit den Erklärungen des Ökumenischen Rats der Kirchen, der Enzyklika Pacem in terris von Johannes XXIII. und dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurde die weltweite Dimension von Solidarität in den Blick genommen.[4] Die internationale Solidarität wurde in der Enzyklika Populorum progressio noch weiter ausgebaut und durch Johannes Paul II., den Förderer der polnischen Arbeiterbewegung Solidarność 1987 in der Enzyklika Sollicitudo rei socialis zum Brennpunkt päpstlicher Sozialverkündigung gemacht.[5]

Im Glaubensbekenntnis der Würzburger Synode Unsere Hoffnung wird im Teil III Wege in die Nachfolge ein solidarisches Eintreten für die Armen und Schwachen als konstitutiver Glaubensinhalt formuliert.[6] Das 1997 von der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Deutschen Bischofskonferenz gemeinsam veröffentlichte Sozialwort Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit[7] nennt als Quelle der Solidarität im christlichen Glauben die erinnerte und erzählte Geschichte vom Erbarmen Gottes, das „zur barmherzigen und solidarischen Zuwendung zu den Armen, Schwachen und Benachteiligten“ motiviert (96). Jesu Botschaft wird als Erfüllung der alttestamentlichen Verheißung des Lebens für die Armen, Kleinen und Gewaltlosen gesehen. „Er ist selbst den Weg der Solidarität, der Barmherzigkeit und der Gewaltlosigkeit gegangen.“ (99) Der Einsatz für Solidarität gehöre zu den konstitutiven Merkmalen der Kirche (101), da „die Entscheidung über die endgültige Gottesgemeinschaft der Menschen abhängig [ist] von der gelebten Solidarität mit den Geringsten“ (106).

In seinem Apostolischen Schreiben Evangelii gaudium[8] schreibt Papst Franziskus, das Wort „Solidarität“ habe sich ein wenig abgenutzt und werde manchmal falsch interpretiert. Es erfordere mehr als einige gelegentliche großherzige Taten, nämlich eine neue Mentalität, „die in den Begriffen der Gemeinschaft und des Vorrangs des Lebens aller gegenüber der Aneignung der Güter durch einige wenige denkt“ (188). Solidarität sei eine spontane Reaktion dessen, der die soziale Funktion des Eigentums und die universale Bestimmung der Güter – die älter seien als der Privatbesitz – als Wirklichkeiten erkennt. Weil sich das Hüten und Mehren privaten Besitzes nur dadurch rechtfertige, dass sie dem Gemeinwohl besser dienen, „deshalb muss die Solidarität als die Entscheidung gelebt werden, dem Armen das zurückzugeben, was ihm zusteht“ (189).

Institutionalisierung des Solidaritätsprinzips

Gewerkschaftsbewegung

Im Europa des 19. Jahrhunderts hat sich im Zusammenhang mit der Industrialisierung eine Institution des Solidaritätsprinzips entwickelt: Die gegenseitige Absicherung innerhalb der Arbeiterschaft gegen für sie als existentiell bedrohlich wahrgenommene Entwicklungen der kapitalistischen Industrialisierung wurde zur Grundlage und zum Kampfbegriff der Arbeiterbewegung. Arbeiter schlossen sich in solidarischen Vereinigungen (beispielsweise in Gewerkschaften) zusammen und kämpften gemeinsam für bessere Arbeitsbedingungen, Verkürzung der Arbeitszeit und höhere Löhne. Nach Ken Loach ist Solidarität die schärfste Waffe im Kampf der Arbeiterklasse.[9]

Solidarität braucht Nähe. Sie entsteht in Gruppen mit ähnlichen sozialen Interessen, oft einer gemeinsam erlebten Geschichte und durch den Druck durch den Unternehmer, der die einzelnen Kollegen erst zu einem Kollektiv zusammenführt. Aufspaltung der Belegschaften in eine Vielzahl unterschiedlicher Beschäftigungsverhältnisse, davon viele kurzfristig und ungesichert, erschweren selbst in großen Betrieben ein Kennenlernen oder das Entstehen eines Vertrauensverhältnisses, das für solidarisches gemeinsames Handeln so wichtig ist.

Im Laufe eines Streiks, der von einem Großteil der polnischen Bevölkerung getragen und von ihr als antikommunistische Bewegung verstanden wurde, schlossen sich 1980 die polnischen Arbeiter der Schiffswerft in Danzig zu der Gewerkschaft „Solidarność“ (Solidarität) zusammen. Auch wenn die „Solidarność“ gegen Ende des 20. Jahrhunderts an politischem Einfluss verloren hat, steht der Begriff „Solidarność“ in den ehemals kommunistischen Ländern Mittel- und Osteuropas im 21. Jahrhundert für den Beginn des Endes der kommunistischen Zwangsherrschaft.

Sozialistische und sozialdemokratische Parteien

Im 20. Jahrhundert wurde Solidarität zu einem der zentralen Begriffe in sozialistischen/sozialdemokratischen Parteien.

Solidaritätsprinzip und Versicherungen: Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit

Das institutionalisierte Solidaritätsprinzip kommt auch in bestimmten rechtlichen Formen der Versicherung zum Ausdruck, und zwar in den vier klassischen Risikobereichen von Arbeit: Krankheit, Unfall, Altersvorsorge und Arbeitslosigkeit; vergleiche die Rechtsform des „Versicherungsvereins auf Gegenseitigkeit“ (VVaG). Jedes Mitglied dieser Gemeinschaft bezahlt Beiträge in die gemeinsame, von einer Versicherungsgesellschaft verwaltete Kasse. Daraus werden denen, die einen Schaden erleiden, finanzielle Mittel zur Deckung zur Verfügung gestellt.

Bei der Arbeitslosenversicherung sichert sich eine Risikogemeinschaft gegen durch Arbeitslosigkeit bedingte Einkommenseinbußen ab.

Weitere Entwicklung des Solidaritätsbegriffs in Staat und Wirtschaft

Spätestens mit dem Aufkommen moderner, industrialisierter Gesellschaften stellt sich verstärkt die Frage, wie echte Solidarität angesichts einer zunehmenden Vielfalt der Lebensverhältnisse und im Rahmen zunehmend komplexer und globaler Zusammenhänge in Wirtschaft und Gesellschaft verwirklicht und organisiert werden kann.[10] Grundsätzlich steht zudem das problematische Verhältnis zwischen der Solidarität − die auf die Gruppe gerichtet ist und dem Einzelnen zumindest Bindung und Engagement abverlangt − und dem Individualismus − der die Selbstbestimmung der Einzelnen und deren Rechtsposition hervorhebt − zur Debatte.

In der konkreten Politik führt dies unter anderem zur Frage des angemessenen Verhältnisses zwischen sozialer Absicherung und wirtschaftlicher Eigenverantwortung, wie sie im Zuge einer Reform des Sozialstaats nach wirtschaftsliberalen Maßstäben kontrovers diskutiert worden ist. Eine weitere kritische Grenze findet die Solidarität − wie unter anderem V. Munoz-Dardé darlegt – in den Erfordernissen der politischen Gerechtigkeit.[11]

Selektive Kritik im Wirtschaftsliberalismus

Kritiker einer institutionalisierten Solidarität, wie sie etwa in sozialstaatlichen Einrichtungen konkrete Gestalt annimmt, verweisen zudem darauf, dass hier der Solidaritätsbegriff zu Unrecht in Anspruch genommen werde, da Solidarität wesentlich Freiwilligkeit einschließe. Sie wenden sich damit, wenn auch nicht unmittelbar gegen das Modell des Sozialstaats selbst, so doch zumindest dagegen, dass dieser auf dem Solidaritätsgedanken aufbauen solle.[12]

Zitate

  • „Vorwärts, und nicht vergessen, / worin uns’re Stärke besteht! / Beim Hungern und beim Essen, / vorwärts und nicht vergessen / die Solidarität!“ (Bertolt Brecht, um 1929, Refrain des Solidaritätsliedes)
  • „Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker.“ (Gioconda Belli)[13]
  • „Nur eine solidarische Welt kann eine gerechte und friedvolle Welt sein.“ (Richard von Weizsäcker: Verantwortung für sozialen Fortschritt und Menschenrechte. 1986)
  • „Gerade bei dem Begriff der Solidarität kann man sehen, wie emotionale Haltungen und Bindungen zum Wert deklariert werden und umgekehrt ein Wert emotional aufgeladen und fundiert wird. Dieser Wertzusammenhang verweist aber auf Kultur.“[14]

Siehe auch

Literatur

  • Kurt Bayertz (Hrsg.): Solidarität. Begriff und Problem. Frankfurt am Main 1998.
  • Hauke Brunkhorst: Solidarität unter Fremden. Frankfurt, Fischer 1997
  • Erwin Carigiet: Gesellschaftliche Solidarität. Prinzipien, Perspektiven und Weiterentwicklung der sozialen Sicherheit. Helbing und Lichtenhahn, Basel/Genf/München 2001 ISBN 3-7190-1934-9
  • Karl Otto Hondrich, Claudia Koch-Arzberger: Solidarität in der modernen Gesellschaft. Frankfurt am Main 1994.
  • Karl Otto Hondrich, Claudia Koch-Arzberger: Solidarität als Geben und Nehmen. In: Albert Biesinger u. a. (Hrsg.): Solidarität, 2005
  • Reinhart Kößler, Henning Melber: Globale Solidarität. Eine Streitschrift. Brandes & Apsel Verlag, Frankfurt am Main, ISBN 3-86099-765-3
  • Gesa Reisz: Solidarität in Deutschland und Frankreich. Eine politische Deutungsanalyse. Budrich, Opladen 2006, ISBN 3-938094-92-3
  • Horst-Eberhard Richter: Lernziel Solidarität. Rowohlt Tb 1979
  • Rudolf Diesel: Solidarismus. 1903. Zitat Rudolf Diesel: „Daß ich den Dieselmotor erfunden habe, ist schön und gut. Aber meine Hauptleistung ist, daß ich die soziale Frage gelöst habe.“ Neuauflage im MaroVerlag, Augsburg 2007, ISBN 978-3-87512-416-3

Weblinks

 Wiktionary: solidarisch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Wiktionary: Solidarität – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Europa neu denken. Eine Diskussion zwischen Jürgen Habermas, Sigmar Gabriel und Emmanuel Macron am 16. März 2017 in der Hertie School of Governance, moderiert von Henrik Enderlein. In: blaetter.de. Blätter Verlagsgesellschaft, April 2017, abgerufen am 19. Juli 2017.
  2.  Herbert Rebscher: Gesundheitsökonomie und Gesundheitspolitik: im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Politikberatung. Economica, 2006, ISBN 3-87081-491-8, 2.1, S. 143 (books.google.de).
  3. Karl Otto Hondrich, Claudia Koch-Arzberger: Solidarität in der modernen Gesellschaft, Frankfurt am Main 1994
  4. oikoumene.org Bundesverband der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) Deutschlands (Hrsg.): Texte zur katholischen Soziallehre. 4.Auflage. Kevelaer 1977 und Karl Rahner, Herbert Vorgrimler: Kleines Konzilskompendium. 4.Auflage. Freiburg i.Br. 1968
  5. Vgl. Konrad Hilpert: Solidarität. In: Neues Handbuch Theologischer Grundbegriffe. 5 (1991) 68-75, 72
  6. Unsere Hoffnung. Ein Bekenntnis zum Glauben in dieser Zeit. In: L. Bertsch u. a. (Hrsg.): Gemeinsame Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland. Offizielle Gesamtausgabe I, Freiburg, Basel, Wien 1976, 71-111, Nr. III.2
  7. Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland, Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (Hrsg.): Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit. Wort des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Deutschen Bischofskonferenz zur wirtschaftlichen und sozialen Lage in Deutschland. Hannover, Bonn 1997
  8. Apostolisches Schreiben EVANGELII GAUDIUM des Heiligen Vaters Papst Franziskus über die Verkündigung des Evangeliums in der Welt von heute. Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls Nr. 194, hrsg. Vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Bonn 2013
  9. fluter, Magazin der Bundeszentrale für politische Bildung, S. 35, Nr. 25. Dez. 2007.
  10. K. Bayertz, 1998, S. 38ff.
  11. V. Munoz-Dardé, 1998, S. 146 ff.
  12. K. Bayertz, 1998, S. 34 ff.
  13. Gioconda Belli: Diálogo social. 1981, S. 24. Im Original: Yo te decía que la solidaridad es la ternura de los pueblos.
  14. H.-G. Vester: Kompendium der Soziologie I: Grundbegriffe. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, 2009, S. 38


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