Michael Tschechow und Hermann Keimeyer: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Michail_Tschechow.jpg|thumb|Michael Tschechow (1891-1955)]]
'''Hermann Keimeyer''' (* 6.10.1933 in [[Wikipedia:Stuttgart|Stuttgart]], 22.10.2016 in [[Wikipedia:Überlingen|Überlingen]]) war ein deutscher [[Esoterik]]er und [[Anthroposophie|Anthroposoph]]. Er begründete, nachdem er mit 16 Jahren die [[Anthroposophie]] als seinen spirituellen Weg kennengelernt hatte, in Stuttgart ab seinem 40. Lebensjahre, -  ab dem man erst für die weiße Loge arbeiten darf, nach einem Brief von Rudolf Steiner an seine Frau Marie Steiner ([[GA 262]], S 22), -  einen ''Arbeitskreis Meditationsschulung'', und veröffentlichte später mehrere Werke zur Meditationsschulung und ähnlich wie sein Duzfreund [[Willi Seiß]] auch die Ergebnisse seiner eigenständigen esoterischen Forschungen.
'''Michael Aleksandrovich Tschechow''' (* [[Wikipedia:29. August|29. August]] [[Wikipedia:1891|1891]] in [[Wikipedia:Sankt Petersburg|Sankt Petersburg]]; [[Wikipedia:30. September|30. September]] [[Wikipedia:1955|1955]] in [[Wikipedia:Beverly Hills|Beverly Hills]]) war ein russisch-US-amerikanischer [[Theaterwiki:Schauspieler|Schauspieler]], [[Theaterwiki:Regisseur|Regisseur]], [[Theaterwiki:Autor|Autor]], [[Anthroposoph]] und Neffe des Schriftstellers [[Theaterwiki:Anton Tschechow|Anton Tschechow]].  
Einer seiner geistigen Lehrer war [[Paul Schofer]].<ref>Gemäß Biographie auf der Homepage Keimeyers: http://www.hermannkeimeyer.de/biographie?task=view&id=15</ref>


== Leben ==
== Leben ==
=== Kindheit und Jugend ===
Hermann Keimeyer wurde zuerst im elterlichen Schuhgeschäft tätig, bevor er 2 Jahre als Verlagsvertreter der Tageszeitung „Stuttgarter Nachrichten“ beschäftigt war. Anschließend
Michail Tschechow wurde am 29. August 1891 als Sohn des Journalisten Aleksandr Pawlowitsch Tschechow, dem älteren Bruder des Dichter [[Theaterwiki:Anton Tschechow|Anton Tschechow]], in St. Petersburg geboren. Der Vater machte ihn schon früh mit der russischen Literatur bekannt und lenkte seine Aufmerksamkeit auf die Werke [[Wikipedia:Arthur Schopenhauer|Schopenhauer]]s und [[Wikipedia:Friedrich Nietzsche|Nietzsche]]s.  
war er für 23 Jahre Operator im Rechenzentrum bei Raiffeisen, WLZ, Zentralverwaltung in Stuttgart, bevor er seit 1976 als Hausmann und Schriftsteller tätig wurde. Er hat 8 Kinder mit zwei Ehefrauen großgezogen.  


Von 1907 bis 1910 besuchte Michail Tschechow in St. Petersburg die Schauspielschule Suvorin. Im Oktober 1911 gab er sein Debüt als [[Theaterwiki:Schauspieler|Schauspieler]] mit der Rolle des "Zar Fedor" in [[Wikipedia:Alexei Nikolajewitsch Tolstoi|Alexei Nikolajewitsch Tolstoi]]s gleichnamigem Schauspiel am Petersburger „Kleinen Suvorin-Theater“ (Malyj Teatr).
Zuletzt wohnte Hermann Keimeyer in Überlingen-Bambergen. Zu seinem 75. Geburtstag erschien eine Würdigung seiner Tätigkeiten in einer örtlichen Tageszeitung.<ref>http://www.suedkurier.de/region/bodenseekreis-oberschwaben/ueberlingen/Keimeyer-ist-75-geworden;art372495,3454759</ref> Sein Werk wird in der anthroposophischen Öffentlichkeit nicht nur mit Sympathie betrachtet, vor allem, da Hermann Keimeyer selten ein Blatt vor den Mund nahm, wenn ihm Kritik an der [[Anthroposophische Gesellschaft|Anthroposophischen Gesellschaft]] und ihrer Akteure, angebracht zu sein schien.  


=== Schauspieler am Moskauer Künstlertheater ===
Hermann Keimeyer selbst war nicht mehr Mitglied der Anthroposophischen Gesellschaft, er trat seinerzeit nach heftiger Kritik an seinen esoterischen Forschungen dort freiwillig aus: "Es war vor Jahrzehnten, daß der damalige Generalsekretär der AAG in Deutschland [[Heten Wilkens]] mich in einem öffentlichen Vortrag , "als pathologischen Fall bezeichnete ", "der, wenn er, (Hermann Keimeyer ) nicht selber gehen würde, dann würde man ihn ausschließen", - daraufhin trat ich aus ......später traf ich Herrn Wilkens nachmittags vor dem Rudolf Steiner Haus in Stuttgart und sprach ihn, - er  ist inzwischen verstorben  , - so an, "Hallo Herr Generalsekretär, ich werde bald an den Bodensee (Lake of Constanz) umziehen mit meiner Frau der Oberstudienrätin, und mit 5 Kindern, das 6. bleibt bei ihrer Tante in Stuttgart,- und ich möchte mich mit ihnen aussöhnen, bei mir sagte ich, -  verkehren ihre größten Redner vom Rudolf Steiner Haus und wollen meine Rundbriefe und suchen das Gespräch mit mir und halten mich nicht für einen pathologischen Fall", wie Dr. [[Walther Bühler]] und [[Christoph Lindenberg]], (nach diesem Gespräch mit Wilkens besuchte mich auch [[Rudolf Grosse]], der 18 Jahre der 1. Vorsitzender der AAG. war , mit seiner Frau für 2 Stunden, aber erst als er 84 war ), - darauf antwortete Herr Wilkens:"Also gut Herr Keimeyer und dabei gab er mir die Hand.-"<ref>http://www.hermannkeimeyer.de/index.php?option=com_content&task=view&id=15&Itemid=30</ref> In der [[Christengemeinschaft]], blieb Hermann Keimeyer aber fest verwurzelt.
[[Bild:Michail_Karikatur.gif|thumb|left|300px|Selbstbildnis Michael Tschechows (Karikatur)]]
Mit 21 Jahren wurde Tschechow auf Vorschlag von [[Theaterwiki:Olga Leonardowna Knipper|Olga Leonardowna Knipper]], der Witwe A. Tschechows, [[Theaterwiki:Konstantin Stanislawski|Konstantin Stanislawski]] vorgestellt, der sofort das herausragende Talent Tschechows erkannte und ihn 1913 in das [[Theaterwiki:Moskauer Künstlertheater|Moskauer Künstlertheater]] (MChAT) aufnahm, wo er zuerst Schüler und dann Mitarbeiter von Konstantin Stanislawski war. Tschechows außergewöhnliche Begabung lässt sich an keinen Einzelheiten seiner Erscheinung und seines Tuns festmachen, sie liegt in seiner ganzen [[Persönlichkeit]] begründet. Äußerlich war er von kleinem Wuchs, sehr mager und stupsnasig, sprach leise und hatte die Gewohnheit, beim Sprechen ein wenig zu lispeln. Was ihn besonders auszeichnete, war die absolute Wahrhaftigkeit seiner Schauspielkunst. Trotzdem er damals noch ein ganz junger Mann war, hatte er viele Rollen "alter Männer" zu verkörpern, und er tat dies so glaubhaft und erschütternd, dass sich niemand dieser Wirkung entziehen konnte. Außergewöhnlich war auch sein Improvisationstalent, mit dem er seine Mitspieler immer wieder aufs Neue verblüffte und zu einem ebenso freien Spiel herausforderte. Dabei wich er weder vom Originaltext, noch von den Regieanweisungen ab, wusste aber die stets verbleibenden Freiräume genial zu nutzen. P. A. Markov bezeichnete ihn als einen «Experimentator der seelischen und der physischen Qualitäten des Menschen»<ref name="Markov">Pavel A. Markov, ''O teatre'' (Über das Theater), 4 Bände, Moskau 1974, Bd. 1, S 397; zit. nach ''Die Kunst des Schauspielers'' (1990), S 204</ref>. Michael Tschechow war vielseitig begabt, er zeichnete gerne und gut, legte großen Wert auf die Maske und schminkte sich immer selbst. Der Musik war er leidenschaftlich zugetan, verfügte über das absolute Gehör und improvisierte gerne auf dem Klavier. Seine schriflichen Werke, die sich nicht nur durch Sprachgewandtheit, sondern vor allem auch durch ihren herzenswarmen Ton auszeichnen, zeugen von seiner literarischen Begabung.


1914 heiratete Michail Tschechow seine Cousine [[Theaterwiki:Olga Konstantinowna Tschechowa|Olga Konstantinowna Tschechowa]]. Aus dieser Ehe stammt die Tochter Ada Tschechowa. Schon nach drei Jahren wurde die Ehe geschieden. Aufgrund einer Nervenkrise, die ihn mit schweren, grundlosen Ängsten plagte, musste sich Tschechow in den Jahren 1917-18 kurzzeitig von der Theaterarbeit zurückziehen.
Zuweilen wurde Hermann Keimeyer beschuldigt ein spiritistisches Channel-[[Medium]] zu sein. Dieser Vorwurf wurde jedoch von seinen Anhängern und Freunden energisch zurückgewiesen.<ref>Vgl. [[Michael Heinen-Anders]]: Aus anthroposophischen Zusammenhängen, BOD, Norderstedt Dezember 2010, S. 44 ISBN 978-3-8391-3032-2</ref>


=== Begegnung mit Rudolf Steiner ===
Hermann Keimeyer vertrat eine Variante der sogenannten [[Vergiftungsthese]]: Rudolf Steiner sei seit 1924 Gegenstand mehrerer Vergiftungsanschläge gewesen, die das Ziel gehabt hätten, ihn an das Bett zu fesseln und ihn unter pflegerische Kontrolle seiner Ärztin [[Ita Wegman]] zu halten, die große Ambitionen gehabt hätte, Rudolf Steiners Ehefrau, [[Marie Steiner]]-von Sivers, in der Gunst Rudolf Steiners zu übertrumpfen und auszustechen. Ein Mitglied einer amerikanischen [[Freimaurer]]loge soll Ita Wegmann zu ihren Giftattacken angestachelt haben.<ref>Aargauer Zeitung vom 27.12.2002, S. 5. Vgl. auch: Michael Heinen-Anders: Aus anthroposophischen Zusammenhängen, BOD, Norderstedt Dezember 2010, S. 34 - 35 ISBN 978-3-8391-3032-2</ref><ref>Die Vergiftungsthese generell ist nicht mit einer Beschuldigung Ita Wegmans zu verwechseln, daß ''sie'' es gewesen sein soll.</ref>
Auf der Suche nach Inspirationsquellen und tieferen schauspielerischen Ausdrucksmöglichkeiten für sein «Theater der Zukunft», wie er es nannte, studierte Michail Tschechow vielfältige spirituelle Werke, was in schließlich auch zur Anthroposophie führte. Nachdem er schon grundlegende Werke [[Rudolf Steiner]]s studiert hatte, begegnete er ihm 1922 erstmals persönlich in Berlin und organsierte schon bald mit dem [[Wikipedia:Symbolismus|symbolistischen]] Dichter und [[Anthroposoph]]en [[Andrej Belyj]] Vorträge zu [[Anthroposophie|anthroposophischen]] Themen. Die Zusammenkünfte fanden in seinem privaten Moskauer Schauspielstudio statt, das er 1917/18 während der Zeit seiner Nervenkrise eingerichtet hatte.


[[Bild:Michail cechov zavadskij 1920.jpg|thumb|Michail A. Cechov, 1920, Zeichnung von Jurij A. Zavadskij]]
== Kritik ==
Ebenfalls 1922, nachdem der bisherige Leiter, der noch junge Regisseur Jevgenij B. Vachtangov<ref name="Vachtangov">Jevgenij Bagrationovič Vachtangov (* 13. Februar 1883; † 29. Mai 1922), russischer Regisseur und Schauspieler. Arbeitete ab 1911 am [[Wikipedia:MChAT|MChAT]], dann am ersten Studio, dem späteren MChAT-2. 1921 gründete er mit seinen Schülern das "Dritte Studio", das sich unabhängig vom MChAT entwickelte und 1926 zum Vachtangov Theater wurde.</ref>, unerwartet verstorben war, wurde Michael Tschechow die Leitung des Ersten Studios am Moskauer Künstlertheater übertragen, das 1924 in das Moskauer Akademische Künstlertheater 2 umgewandelt wurde. Hier konnte er auch seine legendäre Hamlet-Interpretation entwickeln. Ebenfalls 1924 hatte Tschechow in [[Wikipedia:Arnheim|Arnheim]] ein ausführliches Gespräch mit Rudolf Steiner, von dem wesentliche Impulse zur Ausarbeitung seiner Lehrmethode ausgingen.  
Keimeyer empfing nach eigener Aussage Botschaften aus der geistigen Welt, die er dann aufschrieb. Es ist fraglich, inwiefern man die so zustande kommenden Aussagen als [[Geisteswissenschaft]] bezeichnen kann, da Keimeyer als Schreiber ([[Medium]]) nicht sicher wissen kann, wer ihm in die Feder [[Diktat|diktiert]] hat<ref>Einer Behauptung, daß so oder auf andere Art zustande gekommene Aussagen schon deshalb unwahr wären, weil Kriterien der "Wissenschaft" nicht genügt wird, muß widersprochen werden. Sie können sehr wohl wahr sein. Steiner selbst fordert auch immer wieder dazu auf, seine Forschungsergebnisse zu prüfen.</ref>.  


=== Exil und Wanderjahre ===
Zudem veröffentlichte Keimeyer frühere Inkarnationen von heute noch lebenden Personen. Um ein unverfängliches Beispiel zu nennen:
Der offen bekundete geistige Hintergrund seiner Theaterarbeit brachte Michail Tschechow immer wieder in Konflikt mit der materialistischen Gesinnung des herrschenden Sowjetregimes, bis er schließlich 1928 emigrierte. In den folgenden Jahren führte er ein ruheloses Wanderleben, das ihn durch ganz [[Wikipedia:Europa|Europa]] trieb und mit nahezu allen bedeutenden Künstlern seiner Zeit zusammenführte. Die reichen Erfahrungen, die er dabei sammeln konnte, ließen die von ihm schon keimhaft entwickelte Schauspielmethode weiter reifen. 1928 veröffentlichte Tschechow auch mit «Der Weg des Schauspielers» die erste künstlerische Bestandsaufnahme seines Werdegangs.


In [[Wikipedia:Wien|Wien]] und [[Wikipedia:Berlin|Berlin]] arbeitete Michail Tschechow mit [[Theaterwiki:Max Reinhardt|Max Reinhardt]] zusammen, der ihn einmal so charakterisierte: ''Ein Stern in unmittelbarer Nähe des Herzens''. Für kurze Zeit übernahm Tschechow die Leitung des jüdischen Theaters „Habima“ und in engem Kontakt zu [[Michael Bauer]] vertiefte er sich in diesen Jahren auch weiter in die Anthroposophie. Nachdem sein Angebot an [[Marie Steiner]], mit ihr an der [[Goetheanum]]-Bühne in [[Wikipedia:Dornach SO|Dornach]] zusammenzuarbeiten, abgelehnt wurde, ging Tschechow 1930 nach [[Wikipedia:Paris|Paris]], wo er ein eigenes russisches Theater begründete, dem aber kein nachhaltiger Erfolg beschieden war.
"Hermann Keimeyer hat aus der geistigen Welt erfahren, dass die gegenwärtige Kanzlerin Angela Merkel die wiederinkarnierte Kaiserin Maria Theresia aus Östereich ist." Mitgeteilt auf der Homepage von Keimeyer am 1.11.2013.  


Ab 1932 war Tschechow erfolgreich als Schauspieler und Regisseur in [[Wikipedia:Riga|Riga]] und [[Wikipedia:Kaunas|Kaunas]] tätig, wo er auch Schauspielkurse hielt und bereits an seinem grundlegenden Werk zur Schauspielkunst arbeitete. Schon im Herbst des selben Jahres wollte er seine eigene Schauspielschule eröffnen, doch die politische Lage spitzte sich zu. Der grassiernde Nationalismus hatte auch das Baltikum ergriffen und Tschechow sah sich genötigt, das Land zu verlassen.
Welchen Sinn, Zweck oder Wert können solche Mitteilungen haben? Es ist in diesem Fall vergleichsweise unproblematisch, da der Kanzlerin bzw. ihrer Politik damit kaum geschadet werden kann. In anderen Fällen kann die Veröffentlichung von früheren Inkarnationen sehr wohl Schaden anrichten, und es fragt sich, welche Motivation steckt hinter solchen Veröffentlichungen?<ref>Vgl. GA 266b, S 201f.</ref> Etwas anderes ist es, wenn Keimeyer z.B. mitteilte, [[Daskalos]] sei eine Inkarnation des Meister [[Hilarion]] gewesen. Solche Mitteilung kann eine günstige Auswirkung haben, wenn sie andere Menschen aufgeschlossen oder positiv eingestellt für diese Person und ihre Lehre macht.
 
=== Das «Cechov Theatre» in England ===
1935 gab Tschechow eine Reihe von Gastspielen in [[Wikipedia:Brüssel|Brüssel]], [[Wikipedia:Paris|Paris]] und schließlich auch in den [[Wikipedia:USA|Vereinigten Staaten]], wo ihn die amerikanische Schauspielerin [[Wikipedia:Beatrice Straight|Beatrice Straight]] in einer [[Wikipedia:Broadway (Theater)|Brodway]]-Produktion erlebte und daraufhin nach [[Wikipedia:England|England]] einlud. Schon im Oktober 1935 konnte Tschechow in der [[Wikipedia:Dartington Hall|Dartington Hall]] nahe [[Wikipedia:Totnes|Totnes]] an der Südküste Englands das «Cechov Theatre» mit einer daran angeschlossenen Schauspielschule ins Leben rufen, womit er seinem Ziel, das «Theater der Zukunft» zu schaffen, einen Schritt näher kam. Das in wirtschaftlicher, sozialer und künstlerischer Beziehung kühne und neuartige Grundkonzept orientierte sich an den Ideen der [[Soziale Dreigliederung|sozialen Dreigliederung]]. Tschechow gründete seine ganze Theaterarbeit, namentlich die Ausbildung, auf die geistigen Grundlagen der [[Anthroposophie]], insbesondere auf [[Eurythmie]] und [[Sprachgestaltung]], die er aber in sehr eigenständiger Weise handhabte. In einem Brief an Margarete Morgenstern vom 05.08.1936 schrieb Tschechow:
 
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"Was den Unterricht der Eurythmie betrifft, habe ich mich schon längst entschlossen, keine Lehrerin einzuladen. Ich habe den Namen des Doktors im Prospekt aus dem einfachen Grunde nicht erwähnt, da man, wenn man das macht, eine Anthroposophische Schule haben und sicher sein muß, dass das, was man unterrichtet, tatsächlich den Wünschen und dem inneren Sinn des Doktors entspricht. Solche Verantwortung kann ich nicht auf mich nehmen. Ich weiß, und habe es selbst auch gesehen, wie oft die schlechten und unvollkommenen Sachen dem Publikum unter dem Namen des Doktors gezeigt worden sind, und wie dies in den bestgesinnten Menschen unkorrigierbare Eindrücke hinterlassen hat. Alle Fehler  derjenigen, die den Namen des Doktors benutzen, werden unmittelbar auf ihn zurückfallen. Ich nenne dies Unverantwortlichkeit und ziehe es vor, mich von der zweifelhaften Vertretung des Doktors abzuwenden, wegen ihm selbst und wegen meiner Verehrung. Wenn ich in der Schule etwas aus der Lehre des Doktors benutzen werde, dann nur auf der Grundlage veröffentlichter Bücher, und die Schüler werden immer wissen, aus welcher Quelle diese oder jene Mitteilung stammt..."
</div>
 
=== Die «Cechov Players» ===
Im Dezember 1938 verlegte Tschechow das „Cechov Studio“ in die [[Wikipedia:USA|Vereinigten Staaten]], wo er es in [[Wikipedia:Ridgefield (New Jersey)|Ridgefield]] bei [[Wikipedia:New York City|New York]] als neues Schauspielstudio eröffnete. Von hier aus gingen seine Schüler als «Cechov Players» auf Tournee. 1940/41 erarbeitete er mit ihnen u.a. [[Wikipedia:William Shakespeare|William Shakespeare]]s ''[[Wikipedia:König Lear|King Lear]]'' und ''[[Wikipedia:Was ihr wollt|Was ihr wollt]]'' und [[Wikipedia:Charles Dickens|Charles Dickens]] ''The Cricket on the Hearth'' (Das Heimchen am Herd).
 
=== Filmkariere ===
Die sehr erfolgreiche Ära der «Cechov Players» wurde jäh unterbrochen, als die [[Wikipedia:USA|USA]] [[Wikipedia:1942|1942]] in den [[Wikipedia:Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] eintrat und die meisten seiner Schauspieler, nämlich 16 von insgesamt 23<ref name="Weltkrieg">''Die Kunst des Schauspielers'' (1990), S 263</ref>, an die Front gerufen wurden. Tschechow musste sein Studio schließen und unterzeichnete gegen seine tiefere künstlerische Überzeugung, aber aus wirtschaftlicher Notwendigkeit, einen Filmvertrag mit [[Wikipedia:Hollywood|Hollywood]], wo in zahlreichen Filmen unter namhaften Regisseuren mitwirkte. Für seine Darstellung des Dr. Alexander 'Alex' Brulov in [[Wikipedia:Alfred Hitchcock|Alfred Hitchcock]]s "[[Wikipedia:Ich kämpfe um dich|Spellbound]]" wurde er 1946 für den [[Wikipedia:Oscar|Oscar]] nominiert.
 
=== Schauspiellehrer ===
Neben seiner Filmarbeit war Tschechow auch immer wieder als Schauspiellehrer tätig. Von 1947 - 1950 leitete er das Akim Tamirov-
Studio in Hollywood. Einer der wichtigsten Schüler Michail Tschechows war der Schauspieler und Regisseur, sowie Mitgründer des [[Theaterwiki:Actors Studio|Actors Studio]] in [[Wikipedia:New York City|New York City]] [[Theaterwiki:Robert Lewis|Robert Lewis]]. Die von ihm entwickelte Schauspieltechnik wurde und wird  von Schauspielern wie [[Wikipedia:Clint Eastwood|Clint Eastwood]], [[Wikipedia:Marilyn Monroe|Marilyn Monroe]], [[Wikipedia:Yul Brynner|Yul Brynner]], [[Wikipedia:Martin Umbach|Martin Umbach]] u. a. verwendet.
 
1953 konnte Michail Tschechow sein Buch "To the Actor" in New York veröffentlichen, nachdem er zuvor auf Verlangen des Verlegers  Harper alle Hinweise auf die [[Anthroposophie]] [[Rudolf Steiner]]s aus dem Manuskript, das er zuvor schon 1946 in New York in russischer Sprache unter dem Titel ''O technike aktjora'' veröffentlicht hatte, weglies.
 
Michael Tschechow starb plötzlich und unerwartet am 30. September 1955 in [[Wikipedia:Beverly Hills|Beverly Hills]], [[Wikipedia:Kalifornien|Kalifornien]] - bis zuletzt in die [[Mysteriendramen]] [[Rudolf Steiner]]s vertieft, wie seine Freunde erzählten.
 
== Die Schauspielmethode ==
 
Im Unterschied zu [[Theaterwiki:Konstantin Stanislawski|Stanislawski]] sah Michael Tschechow die Aufgabe und Inspirationsquelle des Schauspielers nicht in der Nutzbarmachung persönlich-biografischer Erfahrung sondern im bewussten Erschließen des imaginativen Potenzials des Bühnenkünstlers.
 
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"Versuche von Schauspielern, unverarbeitete, noch »unvergessene« Gefühle szenisch zu nutzen, müssen zu traurigen Ergebnissen führen: Die Bühnengestalt wird unästhetisch, flach, klischeehaft und bringt an sich weder etwas Neues, Originelles, noch irgendeine Offenbarung von Individualität." {{Lit|Tschechow (1990), S 123 ff}}
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"Der Schauspieler irrt, wenn er glaubt, seine Rolle mittels persönlicher Gefühle darstellen zu können. Nicht immer macht er sich klar, daß seine Gefühle nur über ihn selbst etwas aussagen, niemals über seine Rolle. Nur durch Mitgefühl ist eine fremde Seele zu verstehen." {{Lit|Tschechow (1990), S 125}}
</div>
 
Durch Konzentrationsübungen wird dazu das Denken zum bildhaften Erleben gesteigert, bis der Bühnencharakter vor dem inneren Auge des Schauspielers erscheint. Dabei geht es nicht um eine intellektuelle Interpretation der Rolle, sondern eben um ein bidlhaftes Schauen. Allmählich gewinnt die durch Konzentration bildhaft aufgebaute Bühnenpersönlichkeit ein Eigenleben und tritt in einen inneren Dialog mit dem Schauspieler, aus dem sich die weitere Ausgestaltung der Rolle ergibt.
 
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"»Ich bin ständig von Gestalten umgeben«, sagt Max Reinhardt, und Charles Dickens schreibt: »Den ganzen Morgen sitze ich schon in meinem Zimmer und warte auf Oliver Twist, aber er will immer noch nicht kommen.« Goethe hat gesagt: »Die Gestalten die uns begeistern, erscheinen uns von selbst und sagen: Hier sind wir!« Raphael sah in seinem Zimmer eine Gestalt vorübergehen. Das war die Sixtinische Madonna. Michelangelo rief in seiner Verzweiflung: »Ich werde von Gestalten verfolgt, die mich nötigen, aus Felsen ihre Formen zu herauszumeißeln.«
 
Wollte ein moderner Schauspieler den alten Meistern seine Zweifel an dem Eigenleben ihrer Schöpfungen mitteilen, so würden sie ihm antworten: »Du irrst dich in dem Glauben, du könntest ausschließlich aus dir selbst heraus etwas schaffen. Dein materialistisches Zeitalter hat dich gar zu dem Gedanken verführt, dein Werk sei ein Produkt deiner Gehirntätigkeit. Und das nennst du Inspiration? Wo führt dich das hin? Unsere Inspiration hat uns über die Grenzen der sinnlichen Wahrnehmung hinweg geleitet. Sie hat uns aus der Enge des Persönlichen herausgebracht. Du aber bist auf dich selbst konzentriert, du kopierst deine eigenen Emotionen und bildest mit photographischer Genauigkeit Tatsachen aus deinem Milieu ab. Wir sind bei der Verfolgung unserer Gestalten in neue, uns bisher unbekannte Sphären vorgedrungen. Für uns sind Schaffen und Erkennen eins!«" {{Lit|Tschechow (1990), S 13f}}
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Besonderen Wert legte Tschechow darauf, dass dabei der Schauspieler die "Schatzkammer seines Unterbewusstseins" anzapft. Da sich das Schauspiel nicht in einem leeren, neutralen Raum entfaltet, muss der Schauspieler auch die Atmosphäre berücksichtigen, in die die einzelne Szene bzw. das ganze Stück getaucht ist. Als gleichsam überpersönliche, objektive Gefühlssphäre verbindet die Atmosphäre das Spiel der einzelnen Akteure zu einem harmonischen Ganzen.
 
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"Wie bekannt, gehört die Kunst eigentlich in die Gefühlssphäre, und der Vergleich trifft sicher zu, wenn wir die Atmosphäre als das Herr jeglichen Kunstwerks, also auch des Schauspiels, bezeichnen. Die Mission der Atmosphäre läßt sich am besten in einem Vergleich charakterisieren.
 
Der Mensch ist ein dreigliedriges Wesen: Gedanken (Imaginationen), Gefühle und Willensimpulse verbinden sich in ihm harmonisch durch ihre Wechselwirkung. Stellen Sie sich einen Augenblick lang ein Menschenwesen vor, in dem die Gefühlsfunktion ganz fehlt und nur Wille und Gedanken lebendig sind. Welchen Eindruck werden Sie von einem solchen Wesen bekommen? Es wird Ihnen als eine verstandbegabte, höchst raffinierte und komplizierte ''Maschine'' erscheinen. Das ist aber schon kein Mensch mehr. Denken und Wollen sinken auf eine untermenschliche Stufe herab, wenn sie ''unmittelbar'', d. h. ohne gefühlsmäßige Durchdringung zusammenwirken. Es entsteht eine Tendenz zur Destruktivität. An Beispielen herrscht kein Mangel, es gibt sie im persönlichen wie auch im gesellschaftlichen und politischen Leben und in der Geschichte. Genauso ist es in der Kunst im allgemeinen und im Theater im besonderen. Ein Schauspiel, das der Atmosphäre entbehrt, hat unweigerlich etwas ''Mechanisches'' an sich. Der Zuschauer kann über ein solches Schauspiel zwar diskutieren, es verstehen oder seine technischen Qualitäten beurteilen, es wird ihn aber kalt lassen - das Stück bleibt »herzlos« und kann ihn nicht vollends ergreifen.
 
Oft wird die Klarheit dieses Zusammenhangs dadurch getrübt, daß die hie und da aufflackernden individuellen Gefühle der Schauspieler quasi an die Stelle der Atmosphäre treten. Wohl können zuweilen die Emotionen eines Schauspielers stark und mitreißend genug sein, um selbst Atmosphäre hervorzurufen, doch sind das stets glückliche Zufälle, aus denen sich keinesfalls Prinzipien für die Bühne ableiten lassen. Die einzelnen Schauspieler und ihre Gefühle sind nicht mehr als ein Teil des Ganzen. Sie müssen eine harmonische Einheit bilden, und das Einheitsprinzip ist in diesem Falle die Atmosphäre des Schauspiels.
 
In einer materialistisch - verstandesbetonten Epoche wie der unseren schämen sich die Menschen ihrer Gefühle, sie fürchten sich vor ihnen und sind nicht bereit, Atmosphäre als eigenständigen Gefühlsbereich anzuerkennen. Während aber der Mensch als einzelner noch die Illusion eines Lebens ohne Gefühle hegen darf, stirbt die Kunst, sobald sich durch sie Gefühle nicht mehr äußern können. Ein Kunstwerk muß ''Seele'' haben, und diese Seele ist die Atmosphäre. Darin besteht die großartige Mission des Schauspielers: die Seele des Theaters und damit das Theater der Zukunft vor der Mechanisierung zu retten." {{Lit|Tschechow (1990), S 33f}}
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[[Bild:PG_Verschluss.gif|thumb|Reduktion, Verschluss, komprimierte Zeit - [[Psychologische Gebärde]] nach M. Cechov.]]
[[Bild:PG_Bedruecktheit.gif|thumb|left|80px|Bedrücktheit, [[Psychologische Gebärde]] nach Michael Tschechow.]]
Um die in der Imagination innerlich geschaute Bühnenpersönlichkeit glaubhaft ''verkörpern'' zu können, hat Tschechow sogenannte "Psychologische Gebärden" entwickelt, die dem Schauspieler helfen sollen, die Hindernisse der eigenen Bewegungsgewohnheiten zu überwinden und eine dem Bühnencharakter entsprechende Körperhaltung und -bewegung hervorzubringen. Er nahm dazu wesentliche Impulse aus der [[Eurythmie]] auf, die er eigenständig verarbeitete. Kurz und bündig faßte Tschechow seine Methode oft so zusammen: Konzentration - Imagination - Verkörperung. Dabei darf es keine rein physischen Übungen geben, alle Bewegungsübungen müssen beseelt sein:
 
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"Jeder Schauspieler leidet mehr oder weniger unter dem Widerstand, den ihm sein eigener Körper leistet. Leibesübungen sind notwendig, müssen aber auf anderen Grundsätzen beruhen als die an Schauspielschulen übliche Praxis. Der Entwicklung des Körpers als Ausdrucksmittel seelischen Erlebens auf der Bühne helfen Turnen, Gymnastik, Fechten, Tanz und Akrobatik wenig. Bei übermäßiger Anwendung schaden sie dem Körper sogar, indem sie ihn grob und unsensibel für die Subtilitäten des inneren Erlebens machen. Der Leib des Schauspielers muß sich unter der Einwirkung seelischer Impulse entwickeln. Die Schwingungen des Denkens (der Imagination), des Fühlens und Wollens durchdringen den Leib des Schauspielers und machen ihn beweglich, feinnervig und geschmeidig." {{Lit|Tschechow (1990), S 83}}
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Besonderen Wert legte Tschechow auf das Erlebnis der schöpferischen [[Individualität]]:
 
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"Im alltäglichen Leben sprechen wir von uns als »Ich«: »Ich will, ich fühle, ich denke.« Dieses eigene »Ich« identifizieren wir mit unserem Leib, mit unseren Gewohnheiten, unserem Lebensstil, unserer familiären und gesellschaftlichen Position usw. Ist das dasselbe wie das »ICH« eines schöpferisch inspirierten Künstlers? Denken Sie daran, wie Sie die glücklichen Minuten in Ihren Auftritten erlebt haben. Was geschieht mit Ihrem gewöhnlichen »Ich«? Es verblaßt, weicht in den Hintergrund, und an seine Stelle tritt ein anderes, höheres »ICH«. Sie spüren es vor allem als seelische Kraft, eine Kraft ganz anderer Ordnung als jene, die Ihnen aus dem Alltag bekannt ist. Sie durchdringt Ihr ganzes Wesen, strahlt von Ihrem Innern aus in Ihre Umgebung und erfüllt die Bühne und den Zuschauerraum. Sie stellt die Verbindung mit dem Publikum her und vermittelt ihm Ihre künstlerischen Ideen und Erlebnisse. Sie spüren, daß diese Kraft mit Ihrem Leib zu tun hat, anders allerdings als die Kraft des gewöhnlichen »Ich«. Durch ihre freie Ausstrahlung nach außen spannt sie die Muskeln und Nerven Ihrer physischen Struktur kaum an und macht dabei Ihren Körper geschmeidig, anmutig und empfänglich für jede seelische Regung. Der Leib wird zum gehorsamen Übermittler und Verkünder Ihrer künstlerischen Impulse." {{Lit|Tschechow (1990), S 121}}
</div>
 
Im Grunde hat es der Schauspieler mit drei wohl zu unterscheidenden Persönlichkeiten zu tun. Je länger und intensiver man an einer Rolle arbeitet, desto eigenständiger und lebendiger wird sich der Rollencharakter in der Seele vergegenwärtigen und als selbstständige Persönlichkeit neben den Alltagsmenschen hintreten. Zwei Personen leben dann zunächst im [[Bewusstsein]] des Schauspielers, die man ganz klar auseinanderhalten muss. Wenn immer sich diese zwei Personen vermischen, wird das schlimme Folgen haben. Entweder verfällt der Schauspieler in die reine Selbstdarstellung, oder, schlimmer noch, der Rollencharakter beginnt sich in sein normales alltägliches Dasein einzumischen. Man darf sich niemals mit seiner Rolle »identifizieren« wollen, auch wenn man das oft naiverweise als geradezu charakteristisch für gutes Rollenspiel annimmt.
 
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"Wer auf der Bühne nur sich selbst darstellt, kennt nicht die Begeisterung, die der Schauspieler bei der Verwandlung erfährt, d.h. wenn er typische Merkmale einer anderen Person annimmt." {{Lit|Tschechow (1990), S 99}}
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Der eigene Alltagsmensch muß stets neben und völlig getrennt vom Rollencharakter bestehen bleiben. Das gelingt nur, wenn sich der Schauspieler seines höheren Ich, wie es Cechov nennt, bewusst wird. Das höhere Ich, die dritte und höchste Instanz, muss sich sowohl über die Alltagspersönlichkeit als auch über den Rollencharakter stellen, beide streng auseinanderhalten, und jeweils frei entscheiden, wer von beiden sich gerade ausleben darf, wer sozusagen gerade den gemeinsamen Körper benutzen darf.
 
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"In Ihrem Bewußtsein gehen bedeutende Veränderungen vor sich. Es erweitert und bereichert sich. Sie fangen an, in sich drei, in gewissem Maß voneinander unabhängige Wesenheiten, sozusagen drei Bewußtseinsstufen zu unterscheiden. Jeder davon kommen bestimmte Wesensmerkmale und besondere Aufgaben im schöpferischen Prozeß zu.
 
Mit Ihren seelischen Regungen, mit Körper, Stimme und der Fähigkeit zur Bewegung sind Sie ja selbst das »Material«, das Sie für die Realisierung Ihrer künstlerischen Gestalten brauchen. »Material« können Sie indessen nur werden, wenn der schöpferische Impuls die Herrschaft über Sie ergreift, d. h. wenn Ihr höheres »ICH« aktiviert wird. Es nimmt das »Material« in Besitz und verwendet es für die Verwirklichung seiner künstlerischen Intention. Dabei ist Ihr Verhältnis zum »Material« dasselbe, wie bei jedem anderen Künstler. So, wie ein Maler beispielsweise ''außerhalb'' des Materials steht, das er für die Realisierung seiner Bilder benützt, stehen auch Sie, der Schauspieler, bei inspiriertem Spiel ''außerhalb'' des Leibes und ''außerhalb'' der schöpferischen Emotionen. Sie stehen ''über sich''. Ihr höheres »ICH« geht mit lebendigem »Material« um. Es dämpft oder weckt schöpferisches Fühlen und Verlangen, bewegt Ihren Körper, spricht in Ihrer Stimme usw. In inspirierten Momenten wird es, neben dem normalen Alltagsbewußtsein zu Ihrem ''zweiten'' Bewußtsein.
 
Worauf läuft nun in solchen Augenblicken die Rolle des Alltagsbewußtseins hinaus? Es hat nur zu gewährleisten, daß Sie auf der Bühne auch das Richtige tun: Die Regieanweisungen, die während der Proben entwickelten psychologischen Rollenskizzen, die Komposition einzelner Szenen oder des gesamten Stücks usw. dürfen nirgendwo angetastet werden. In einem Wort, neben der vom höheren »ICH« ausgehenden Inspiration muß auch der ''gesunde Menschenverstand'' des niederen »Ich« bewahrt bleiben.
 
Schützte der gesunde Menschenverstand einmal gefundene und festgelegte Formen nicht mehr - die Inspiration würde sie vollends zerschlagen und Ihr Spiel in ein Chaos verwandeln. Sie würden die Selbstbeherrschung auf der Bühne verlieren und das Risiko eingehen, nicht nur Ihre Rolle, sondern gleich das ganze Stück zu sprengen...
 
Wenn Sie sich andererseits an die vorgefundene Form halten und, ohne sich durch die zweite Bewußtseinsebene inspirieren zu lassen, vor das Publikum treten -, wenn Sie sich also nur dem gesunden Menschenverstand anvertrauen, dann wird Ihr Spiel kalt und leblos. Im Unterschied zu den alten, »begeisterten« Schauspielern haben die »modernen« für ihr lebloses Spiel eine Rechtfertigung gefunden: Sie nennen es »Spiel mit der Technik«. Man braucht diesem Spiel wohl kaum nachzutrauern, wenn es einmal von der Bühne verschwunden ist.
 
Das sind nun zwei verschiedene Bewußtseinsebenen, die Sie in inspirierten Spielphasen auf der Bühne erleben. Wo aber bleibt die dritte Ebene? Wem gehört sie an? ''Der Träger dieses dritten Bewußtseins ist die von Ihnen geschaffene Bühnengestalt.''" {{Lit|Tschechow (1990), S 121 ff}}
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== Werke ==
== Werke ==
* ''Put‘ aktjora'', Leningrad 1928 ("Der Weg des Schauspielers")
* "Rudolf Steiners Martyrium und Auferstehung", Selbstverlag, Owingen 1994
* ''O technike aktjora'', New York 1946
* "Ist die Radioaktivität eine Keimkraft des Mineralischen? Ja oder Nein?" Aus den: AVS*-Mitteilungen in Nr. 115, Michaeli 2003 (*AVS = Anthroposophische Vereinigung der Schweiz)
* ''To the Actor'', New York 1953
* "Wie kann die Arbeit des `Esoterischen Jugendkreises´ vertieft werden?", Überlingen o.J., 40 S.  
* ''Werkgeheimnisse der Schaupspielkunst.'' Zürich und Stuttgart: Werner Classen Verlag 1979
* "Christian Rosenkreuz und seine Mission", Überlingen o.J. 30 S.
* ''Die Kunst des Schauspielers'', Moskauer Ausgabe, Urachhaus Verlag, Stuttgart 1990
* "Okkulte Gefangenschaft der Anthroposophischen Gesellschaft?! Ja oder Nein?", Überlingen o.J. 37 S.
* ''On the Technique of Acting'', Complete Edition, New York 1991
* "Wie findet man die Meister in höheren Welten? 2 Bände, DCS, Überlingen 2004/2005, 1400 S., ISBN 3-980-6206-4-6
* ''Leben und Begegnungen : autobiographische Schriften / Michail A. Čechov.'', Aus dem Russ. von Thomas Kleinbub., Urachhaus Verlag, Stuttgart 1992
* "Übersichtstafel zum anthroposophischen Schulungsweg", Überlingen o.J.
 
== Weblinks ==
*[http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=720 Biographischer Eintrag] in der Online-Dokumentation der anthroposophischen ''Forschungsstelle Kulturimpuls''
* [http://www.mtsb.de Michael Tschechow Studio Berlin]
* http://www.michaelchekhovactingstudio.com
* http://www.actorsensemble.org
* [http://www.chekhoffplayers.de Chekh-Off Players] - Schauspiel mit der Tschechow-Methode


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references/>
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== Weblinks ==
* [http://www.suedkurier.de/region/bodenseekreis-oberschwaben/ueberlingen/Keimeyer-ist-75-geworden;art372495,3454759 Kurzporträit von Hermann Keimeyer zu seinem 75. im ''Südkurier'']
* [http://www.hermannkeimeyer.de Webseite von Hermann Keimeyer]
 
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Version vom 1. November 2016, 08:40 Uhr

Hermann Keimeyer (* 6.10.1933 in Stuttgart, † 22.10.2016 in Überlingen) war ein deutscher Esoteriker und Anthroposoph. Er begründete, nachdem er mit 16 Jahren die Anthroposophie als seinen spirituellen Weg kennengelernt hatte, in Stuttgart ab seinem 40. Lebensjahre, - ab dem man erst für die weiße Loge arbeiten darf, nach einem Brief von Rudolf Steiner an seine Frau Marie Steiner (GA 262, S 22), - einen Arbeitskreis Meditationsschulung, und veröffentlichte später mehrere Werke zur Meditationsschulung und ähnlich wie sein Duzfreund Willi Seiß auch die Ergebnisse seiner eigenständigen esoterischen Forschungen. Einer seiner geistigen Lehrer war Paul Schofer.[1]

Leben

Hermann Keimeyer wurde zuerst im elterlichen Schuhgeschäft tätig, bevor er 2 Jahre als Verlagsvertreter der Tageszeitung „Stuttgarter Nachrichten“ beschäftigt war. Anschließend war er für 23 Jahre Operator im Rechenzentrum bei Raiffeisen, WLZ, Zentralverwaltung in Stuttgart, bevor er seit 1976 als Hausmann und Schriftsteller tätig wurde. Er hat 8 Kinder mit zwei Ehefrauen großgezogen.

Zuletzt wohnte Hermann Keimeyer in Überlingen-Bambergen. Zu seinem 75. Geburtstag erschien eine Würdigung seiner Tätigkeiten in einer örtlichen Tageszeitung.[2] Sein Werk wird in der anthroposophischen Öffentlichkeit nicht nur mit Sympathie betrachtet, vor allem, da Hermann Keimeyer selten ein Blatt vor den Mund nahm, wenn ihm Kritik an der Anthroposophischen Gesellschaft und ihrer Akteure, angebracht zu sein schien.

Hermann Keimeyer selbst war nicht mehr Mitglied der Anthroposophischen Gesellschaft, er trat seinerzeit nach heftiger Kritik an seinen esoterischen Forschungen dort freiwillig aus: "Es war vor Jahrzehnten, daß der damalige Generalsekretär der AAG in Deutschland Heten Wilkens mich in einem öffentlichen Vortrag , "als pathologischen Fall bezeichnete ", "der, wenn er, (Hermann Keimeyer ) nicht selber gehen würde, dann würde man ihn ausschließen", - daraufhin trat ich aus ......später traf ich Herrn Wilkens nachmittags vor dem Rudolf Steiner Haus in Stuttgart und sprach ihn, - er ist inzwischen verstorben , - so an, "Hallo Herr Generalsekretär, ich werde bald an den Bodensee (Lake of Constanz) umziehen mit meiner Frau der Oberstudienrätin, und mit 5 Kindern, das 6. bleibt bei ihrer Tante in Stuttgart,- und ich möchte mich mit ihnen aussöhnen, bei mir sagte ich, - verkehren ihre größten Redner vom Rudolf Steiner Haus und wollen meine Rundbriefe und suchen das Gespräch mit mir und halten mich nicht für einen pathologischen Fall", wie Dr. Walther Bühler und Christoph Lindenberg, (nach diesem Gespräch mit Wilkens besuchte mich auch Rudolf Grosse, der 18 Jahre der 1. Vorsitzender der AAG. war , mit seiner Frau für 2 Stunden, aber erst als er 84 war ), - darauf antwortete Herr Wilkens:"Also gut Herr Keimeyer und dabei gab er mir die Hand.-"[3] In der Christengemeinschaft, blieb Hermann Keimeyer aber fest verwurzelt.

Zuweilen wurde Hermann Keimeyer beschuldigt ein spiritistisches Channel-Medium zu sein. Dieser Vorwurf wurde jedoch von seinen Anhängern und Freunden energisch zurückgewiesen.[4]

Hermann Keimeyer vertrat eine Variante der sogenannten Vergiftungsthese: Rudolf Steiner sei seit 1924 Gegenstand mehrerer Vergiftungsanschläge gewesen, die das Ziel gehabt hätten, ihn an das Bett zu fesseln und ihn unter pflegerische Kontrolle seiner Ärztin Ita Wegman zu halten, die große Ambitionen gehabt hätte, Rudolf Steiners Ehefrau, Marie Steiner-von Sivers, in der Gunst Rudolf Steiners zu übertrumpfen und auszustechen. Ein Mitglied einer amerikanischen Freimaurerloge soll Ita Wegmann zu ihren Giftattacken angestachelt haben.[5][6]

Kritik

Keimeyer empfing nach eigener Aussage Botschaften aus der geistigen Welt, die er dann aufschrieb. Es ist fraglich, inwiefern man die so zustande kommenden Aussagen als Geisteswissenschaft bezeichnen kann, da Keimeyer als Schreiber (Medium) nicht sicher wissen kann, wer ihm in die Feder diktiert hat[7].

Zudem veröffentlichte Keimeyer frühere Inkarnationen von heute noch lebenden Personen. Um ein unverfängliches Beispiel zu nennen:

"Hermann Keimeyer hat aus der geistigen Welt erfahren, dass die gegenwärtige Kanzlerin Angela Merkel die wiederinkarnierte Kaiserin Maria Theresia aus Östereich ist." Mitgeteilt auf der Homepage von Keimeyer am 1.11.2013.

Welchen Sinn, Zweck oder Wert können solche Mitteilungen haben? Es ist in diesem Fall vergleichsweise unproblematisch, da der Kanzlerin bzw. ihrer Politik damit kaum geschadet werden kann. In anderen Fällen kann die Veröffentlichung von früheren Inkarnationen sehr wohl Schaden anrichten, und es fragt sich, welche Motivation steckt hinter solchen Veröffentlichungen?[8] Etwas anderes ist es, wenn Keimeyer z.B. mitteilte, Daskalos sei eine Inkarnation des Meister Hilarion gewesen. Solche Mitteilung kann eine günstige Auswirkung haben, wenn sie andere Menschen aufgeschlossen oder positiv eingestellt für diese Person und ihre Lehre macht.

Werke

  • "Rudolf Steiners Martyrium und Auferstehung", Selbstverlag, Owingen 1994
  • "Ist die Radioaktivität eine Keimkraft des Mineralischen? Ja oder Nein?" Aus den: AVS*-Mitteilungen in Nr. 115, Michaeli 2003 (*AVS = Anthroposophische Vereinigung der Schweiz)
  • "Wie kann die Arbeit des `Esoterischen Jugendkreises´ vertieft werden?", Überlingen o.J., 40 S.
  • "Christian Rosenkreuz und seine Mission", Überlingen o.J. 30 S.
  • "Okkulte Gefangenschaft der Anthroposophischen Gesellschaft?! Ja oder Nein?", Überlingen o.J. 37 S.
  • "Wie findet man die Meister in höheren Welten? 2 Bände, DCS, Überlingen 2004/2005, 1400 S., ISBN 3-980-6206-4-6
  • "Übersichtstafel zum anthroposophischen Schulungsweg", Überlingen o.J.

Einzelnachweise

  1. Gemäß Biographie auf der Homepage Keimeyers: http://www.hermannkeimeyer.de/biographie?task=view&id=15
  2. http://www.suedkurier.de/region/bodenseekreis-oberschwaben/ueberlingen/Keimeyer-ist-75-geworden;art372495,3454759
  3. http://www.hermannkeimeyer.de/index.php?option=com_content&task=view&id=15&Itemid=30
  4. Vgl. Michael Heinen-Anders: Aus anthroposophischen Zusammenhängen, BOD, Norderstedt Dezember 2010, S. 44 ISBN 978-3-8391-3032-2
  5. Aargauer Zeitung vom 27.12.2002, S. 5. Vgl. auch: Michael Heinen-Anders: Aus anthroposophischen Zusammenhängen, BOD, Norderstedt Dezember 2010, S. 34 - 35 ISBN 978-3-8391-3032-2
  6. Die Vergiftungsthese generell ist nicht mit einer Beschuldigung Ita Wegmans zu verwechseln, daß sie es gewesen sein soll.
  7. Einer Behauptung, daß so oder auf andere Art zustande gekommene Aussagen schon deshalb unwahr wären, weil Kriterien der "Wissenschaft" nicht genügt wird, muß widersprochen werden. Sie können sehr wohl wahr sein. Steiner selbst fordert auch immer wieder dazu auf, seine Forschungsergebnisse zu prüfen.
  8. Vgl. GA 266b, S 201f.

Weblinks