Plateauscher Versuch und Trifurkation (Zahnmedizin): Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Plateauscher Versuch.gif|mini|300px|Illustration des Plateauschen Versuchs, der die Abplattung einer rotierenden Kugel durch die Wirkung der [[Fliehkraft|Fliehkräfte]] veranschaulicht.
[[Datei:Gebitsdiagram.JPG|mini|400px|Das menschliche Gebiss: An den oberen Molaren sind deutlich die Trifurkationen erkennbar. (Schematische Darstellung)]]


Der '''Plateausche Versuch''' ist ein von [[Joseph Antoine Ferdinand Plateau]] (1801-1883) durchgeführter Versuch, der die durch die [[Fliehkraft|Fliehkräfte]] bedingte Abplattung einer rotierenden flüssigen Kugel zu einem [[w:Rotationsellipsoid|Rotationsellipsoid]] veranschaulicht. Das Grundprinzip des Versuchs erläutert der [[Physiker]] [[w:Arnold Berliner|Arnold Berliner]] in seinem ''Lehrbuch der Physik in elementarer Darstellung'' (1928) so:
[[Datei:Labeledmolar.jpg|mini|Deutlich erkennbare Trifurkation an einem Oberkiefer-Molaren]]


{{LZ|Eine Flüssigkeit, die dem Einfluß der Schwerkraft
[[Datei:Molar quatro raízes.jpg|mini|Deutlich erkennbare Trifurkation an einem Oberkiefer-Molaren. Anomalie: die [[Lage- und Richtungsbezeichnungen#Lage- und Richtungsbezeichnungen an den Zähnen|palatinale]] Wurzel ist an der Wurzelspitze nochmals geteilt.]]
entzogen ist und sich vollkommen in Ruhe und
Gleichgewicht befindet, bildet eine Kugel...
Läßt man sie um eine ihrer Achsen rotieren, Abb. 100,
z. B. eine Kugel aus Olivenöl, die (PLATEAUscher Versuch)
in einem Gemisch aus Alkohol und Wasser
schwebt, so verwandelt sich die Kugel in ein Ellipsoid.
Die aus der Rotation entspringenden Zentrifugalkräfte
treten in Wettbewerb mit den sehr geringen Kohäsionskräften, die die Flüssigkeit zusammenhalten,
und bringen die Umformung zustande, indem sie die einzelnen Massenpunkte
von der Achse weg nach außen treiben. Unter den Punkten, die auf einem Meridian
liegen — jeder verwandelt sich während des Rotierens aus einem Kreise in eine Ellipse —
werden die am Äquator liegenden am weitesten nach außen getrieben, die
an den Polen liegenden gar nicht, die zwischen Äquator und Pol liegenden je
ihrem Abstände von der Achse entsprechend weit (das hängt mit der Größe
der Zentrifugalkraft an den einzelnen Punkten zusammen). Die Kugel wird
also senkrecht zur Achse auseinandergezerrt. Infolgedessen nähern sich die
Pole einander, die Kugel plattet sich an den Polen ab und geht in das
Rotationsellipsoid über (Erde, Mond, Planeten sind fast kugelförmig, aber
an den Polen abgeplattet. Man schließt daraus, daß sie früher plastisch gewesen
sind.)|Berliner, S. 83}}


Mit diesem Versuch lässt sich auch als einfaches Schulexperiment die Entstehung des [[Planetensystem]]s gemäß der [[Kant-Laplace-Theorie]] demonstrieren:
Als '''Trifurkation ''' (von [[Latein|lat.]] ''tria'' „drei“ und ''furca'' „Gabel“)<ref>''Der kleine Stowasser'' – Lateinisch-deutsches Schulwörterbuch</ref> wird in der Zahnmedizin die Aufteilungsstelle der [[w:Zahnwurzel|Zahnwurzel]]n bei dreiwurzligen Zähnen bezeichnet. Das sind normalerweise die oberen [[w:Molar (Zahn)|Molaren]]. Anomalitäten bzw. Variationen kommen jedoch (insbesondere bei [[w:Weisheitszahn|Weisheitszähnen]]) vor.


{{LZ|Eines der hübschesten physikalischen Experimente ist der
Beim ([[w:Zahnhalteapparat|parodontal]]) gesunden Zahn liegt die Trifurkation innerhalb des Kieferknochens und ist weder sicht- noch sondierbar.
Plateau'sche Versuch. Es wird eine Mischung aus Wasser und
Alkohol bereitet, die genau das specifische Gewicht des reinen
Olivenöles hat, und in diese Mischung dann ein ziemlich starker
Tropfen Oel gegossen. Dieser schwimmt nicht auf der Flüssigkeit,
sondern sinkt bis in die Mitte derselben, und zwar in Gestalt einer
Kugel. Um diese nun in Bewegung zu setzen, wird ein Scheibchen
aus Kartenpapier im Centrum mit einer langen Nadel durchstochen
und vorsichtig in die Mitte der Oelkugel gesenkt, so dass der
äusserste Rand des Scheibchens den Aequator der Kugel bildet.
Dieses Scheibchen nun wird in Drehung versetzt, anfangs langsam,
dann immer schneller und schneller. Natürlich theilt die Bewegung
sich der Oelkugel mit, und in Folge der Fliehkraft lösen von
dieser sich Theile ab, welche nach ihrer Absonderung noch geraume
Zeit die Drehung mitmachen, zuerst Kreise, dann Kügelchen.
Auf diese Weise entsteht ein unserem Planeten-System oft überraschend
ähnliches Gebilde: in der Mitte nämlich die grösste,
unsere Sonne vorstellende Kugel, und um sie hemm sich bewegend
kleinere Kugeln und Ringe, welche uns die Planeten sammt ihren
Monden versinnlichen können.|Knauer, S. 281}}


[[Rudolf Steiner]] hat den Plateauschen Versuch wiederholt erwähnt und darauf hingewiesen, dass man dabei nicht auf den großen „Herrn Lehrer“ vergessen sollte, der eigenhändig die Kugel in Bewegung setzt:
Bei fortgeschrittenen [[w:Parodontitis|Zahnfleischerkrankungen]] liegt die Trifurkation häufig frei. Weil diese Stellen bei der Mundhygiene schwer zugänglich sind und deshalb eine [[w:Prädilektionsstelle|Prädilektionsstelle]] für Keimbesiedlung darstellen, sollten derartige Stellen nach Möglichkeit parodontalchirurgisch behandelt werden, um Entzündungen zu vermeiden und weiteren Knochenabbau zu verhindern.


{{GZ|Ich habe neulich in anderen Zusammenhängen angeführt,
Trifurkation und [[Bifurkation (Zahnmedizin)|Bifurkation]] werden in vier Furkationsgrade eingeteilt:
wie man die Kant-Laplacesche Theorie beweisen will:
* (0) Furkation nicht tastbar (palpabel)
Einstmals war der Weltennebel da. Dieser kam durch
* (1) Furkationseingang palpabel
irgendeine Ursache in Rotation; dadurch teilten sich allmählich
* (2) Furkation deutlich aber nicht durchgängig sondierbar
die einzelnen Planeten des Sonnensystems ab und
* (3) Furkation sondierbar und beidseitig durchgängig
erhielten die Bewegung, die sie noch heute innehaben. Man
 
macht das sehr deutlich klar an einem Schulexperiment,
Bei einer [[w:Hemisektion|Hemisektion]] (Entfernung einer oder mehrerer Zahnwurzeln) wird die Zahnkrone bis zur Trifurkation durchtrennt und dann die Wurzel(n) entfernt.
dem sogenannten Plateauschen Versuch: Man läßt ein ölkügelchen
 
in einem Gefäße in Wasser schweben. Es wird
Intrafurkal ist die Lagebezeichnung innerhalb der Alveole im Bereich der Aufteilungsstelle der Zahnwurzeln.
dann ein Äquator aus einem Kartonblatt ausgeschnitten.
 
Diesen legt man unter das Ölkügelchen. Dann wird eine
== Siehe auch ==
Nadel durch dieses hindurchgesteckt, gedreht — und es teilen
* {{WikipediaDE|Trifurkation (Zahnmedizin)}}
sich in der Äquatorgegend kleine ölkügelchen ab, wie
* {{WikipediaDE|Bifurkation (Zahnmedizin)}}
Planeten, und sie bewegen sich um das größere Kügelchen.
* {{WikipediaDE|Zahn}}
Man hat dabei in denkerischer Beziehung etwas sehr Unpraktisches
* {{WikipediaDE|Zahnwurzel}}
begangen: Man hat sich selbst vergessen, was
* {{WikipediaDE|Parodontitis}}
ja sonst manchmal recht gut ist; man hat vergessen, daß
man selber die Sache gedreht hat. Das darf man natürlich
nicht tun, daß man das Wichtigste bei einer Sache vergißt.
Will man einen Versuch erläutern, dann muß man aber alle
Dinge ins Feld führen, auf die es dabei ankommt; das ist
das Wesentliche.|57|250f}}


== Literatur ==
== Literatur ==
* Herbert F. Wolf, Klaus H. Rateitschak, Edith M. Rateitschak: ''Parodontologie''. Georg Thieme Verlag, Stuttgart
* M. Heners, K. Walther (Hrsg.): ''Dokumentation und Planung zahnärztlicher Praxis''. Quintessenz-Verlag, Berlin 1983.
== Weblinks ==
{{Wiktionary|Trifurkation}}
{{Commonscat|Dentistry}}


* [[w:Arnold Berliner|Arnold Berliner]]: ''Lehrbuch der Physik in elementarer Darstellung'', Verlag von Julius Springer, Berlin 1928 [https://archive.org/details/BerlinerHandbuchImages archive.org]
== Einzelnachweise ==
* [[Vincenz Knauer]]: ''Die Hauptprobleme der Philosophie in ihrer Entwicklung und theilweisen Lösung von Thales bis Robert Hamerling'', Wilhem Braumüller, Wien und Leipzig 1892 [https://archive.org/details/diehauptproblem00knaugoog archive.org]
<references />
* Rudolf Steiner: ''Wo und wie findet man den Geist?'', [[GA 57]] (1984), ISBN 3-7274-0570-8 {{Vorträge|057}}


{{GA}}
[[Kategorie:Parodontologie]]
[[Kategorie:Zähne]]


[[Kategorie:Physik]] [[Kategorie:Kosmologie]]
{{Wikipedia}}

Aktuelle Version vom 8. Januar 2021, 07:45 Uhr

Das menschliche Gebiss: An den oberen Molaren sind deutlich die Trifurkationen erkennbar. (Schematische Darstellung)
Deutlich erkennbare Trifurkation an einem Oberkiefer-Molaren
Deutlich erkennbare Trifurkation an einem Oberkiefer-Molaren. Anomalie: die palatinale Wurzel ist an der Wurzelspitze nochmals geteilt.

Als Trifurkation (von lat. tria „drei“ und furca „Gabel“)[1] wird in der Zahnmedizin die Aufteilungsstelle der Zahnwurzeln bei dreiwurzligen Zähnen bezeichnet. Das sind normalerweise die oberen Molaren. Anomalitäten bzw. Variationen kommen jedoch (insbesondere bei Weisheitszähnen) vor.

Beim (parodontal) gesunden Zahn liegt die Trifurkation innerhalb des Kieferknochens und ist weder sicht- noch sondierbar.

Bei fortgeschrittenen Zahnfleischerkrankungen liegt die Trifurkation häufig frei. Weil diese Stellen bei der Mundhygiene schwer zugänglich sind und deshalb eine Prädilektionsstelle für Keimbesiedlung darstellen, sollten derartige Stellen nach Möglichkeit parodontalchirurgisch behandelt werden, um Entzündungen zu vermeiden und weiteren Knochenabbau zu verhindern.

Trifurkation und Bifurkation werden in vier Furkationsgrade eingeteilt:

  • (0) Furkation nicht tastbar (palpabel)
  • (1) Furkationseingang palpabel
  • (2) Furkation deutlich aber nicht durchgängig sondierbar
  • (3) Furkation sondierbar und beidseitig durchgängig

Bei einer Hemisektion (Entfernung einer oder mehrerer Zahnwurzeln) wird die Zahnkrone bis zur Trifurkation durchtrennt und dann die Wurzel(n) entfernt.

Intrafurkal ist die Lagebezeichnung innerhalb der Alveole im Bereich der Aufteilungsstelle der Zahnwurzeln.

Siehe auch

Literatur

  • Herbert F. Wolf, Klaus H. Rateitschak, Edith M. Rateitschak: Parodontologie. Georg Thieme Verlag, Stuttgart
  • M. Heners, K. Walther (Hrsg.): Dokumentation und Planung zahnärztlicher Praxis. Quintessenz-Verlag, Berlin 1983.

Weblinks

 Wiktionary: Trifurkation – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Dentistry - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Der kleine Stowasser – Lateinisch-deutsches Schulwörterbuch


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Trifurkation (Zahnmedizin) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.