Liste jüdischer Feste

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Eine Sukka (Laubhütte) zum Laubhüttenfest (Sukkot) in der Emanu-El-Synagoge in Manhattan, New York. Es handelt sich um eine Reform-Synagoge, denn in orthodoxen Kreisen muss die Sukka unter freiem Himmel aufgestellt werden.

Diese Aufzählung der Feste in einer Liste gibt eine Übersicht über Jüdische Feste, gegliedert nach den Festen im Jahreskreis und Tagesteilung der jüdischen Zeitrechnung, den neueren staatlich-israelischen Feiertagen sowie den sonstigen Feier- und Fasttagen des Judentums.[1]

Biblische Feste im Jahreskreis

Jeder Festtag beginnt am Vorabend, denn im jüdischen Kalender dauert der Tag vom Vorabend bis zum Abend des Tages – nicht von 0 bis 24 Uhr. Dies ist abgeleitet aus dem 1. Buch Mose, hebr. בְּרֵאשִׁית‎ Bereschit, altgriech. Γένεσις Génesis genannt: „und es war Abend und es war Morgen, ein Tag“. Beispielsweise beginnt Rosch ha-Schana (16. – 17. September 2023), das Neujahrsfest, am 15. September abends (am Ende des 29. Elul abends). Der abendliche Beginn wird mit dem Wort Erev (hebr. ערב‎ Abend) bezeichnet, damit ist die Bezeichnung für den Vorabend im genannten Beispiel: Erev Rosch ha-Schana.

Der jüdische Kalender orientiert sich bei der Monatszählung am Mond (Mondkalender), und da zwölf Monde kürzer sind als ein Sonnenjahr, wird dieses durch einen zusätzlichen Schaltmonat (Adar II) ausgeglichen. Aus diesem Grund fallen die jüdischen Feiertage immer wieder auf andere Kalendertage im (weltlichen) gregorianischen Kalender. Die Zulässigkeit der Verwendung des gregorianischen Kalenders ist in orthodoxen jüdischen Kreisen umstritten. Aus pragmatischen Gründen wird, wenn es doch nötig sein sollte, die Schreibweise verändert. Die Jahreszahl wird nicht ausgeschrieben, sondern nur die letzten beiden Ziffern verwendet. Dadurch verlöre diese Zahl ihre Bedeutung, nämlich der Zählung seit dem Geburtsjahr von Jesus. Der Monat wird als Zahl geschrieben, weil die Namen der nichtjüdischen Monate hauptsächlich auf römischen Göttern basieren. So soll beispielsweise der 1. Januar 2023 als 01/01/23 geschrieben werden.[2]

Beginn jeweils am Vorabend
Name des Festes hebräisch Übersetzung Bedeutung Tag im Monat 2023
(5783*)
2023
(5784*)
Rosch ha-Schana רֹאֹשׁ הַשָּׁנָה‎ Haupt des Jahres,
Anfang des Jahres
Neujahrsfest
Tag der Erschaffung des Menschen (Adams)
1.–2. Tischri   16. bis 17. September 2023
Jom Kippur יוֹם כִּפּוּר‎ Tag der Sühne Versöhnungstag
Befreiung von Sünden
10. Tischri   25. September 2023
Sukkot סֻכּוֹת‎ Laubhütten Laubhüttenfest 15.–23. Tischri   30. September bis 7. Oktober 2023
Hoschana Rabba הושענא רבה‎ „So hilf doch!“ der siebte Festtag von Sukkot
Palmfest
21. Tischri   6. Oktober 2023
Schmini Azeret שְּׁמִינִי עֲצֶרֶת‎ Schlussfest
der achte Festtag...
… von Sukkot 22. Tischri   3. Oktober 2026
Simchat Tora שִׂמְחַת תּוֹרָה‎ Torafreude Lesung des letzten Abschnitts
des fünften Buches Mose und
Neubeginn der Lesung des ersten
Abschnitts des ersten Buches Mose
23. Tischri   8. Oktober 2023
Sigd (Mehlella) סיגד‎ Fußfall, Bittgebet; Feiertag der äthiopischen Juden
(Beta Israel)
Datum, an dem Gott sich Mose offenbarte
(50 Tage nach Jom Kippur)
29. Cheschwan   13. November 2023
Chanukka חֲנֻכָּה‎ Einweihung Lichterfest
Wiedereinweihung des zweiten Tempels
25. Kislew – 2. Tevet   7. bis 14. Dezember 2023
Tu biSchevat ט״ו בשבט‎
ראש השנה לאילנות‎
der 15. Schevat
Rosch ha-Schana La'illanot
Neujahrsfest der Bäume und Sträucher. 15. Schevat 6. Februar 2023  
Purim פורים‎ Schicksal Errettung aus Persien
Freudenfest („jüdischer Fasching“)
14. oder 15. Adar 7. März 2023  
Pessach פֶּסַח‎ Überschreitung Auszug aus Ägypten 15.–22. Nisan,
in Israel bis zum 21. Nisan[3]
6. bis 13. April 2023  
Lag baOmer ל"ג בעומר‎ 33. [Tag] der Omer[zeit] Bar-Kochba-Aufstand gegen die Römer 18. Ijjar 9. Mai 2023  
Schawuot שבועות‎ Wochenfest neuerlicher Empfang der Zehn Gebote
Erntedankfest
6.–7. Siwan 26. bis 27. Mai 2023  
Tischa beAv תשעה באב‎ der 9. Aw Trauertag wegen Zerstörung
des Jerusalemer Tempels
9. Aw 27. Juli 2023  
Tu B’Av ט"ו באב‎ der 15. Aw Sieg der Pharisäer über die Sadduzäer 15. Aw 2. August 2023  

* Jüdisches Jahr

Neuere israelische Gedenk- und Feiertage

Beginn jeweils am Vorabend
Name des Tages hebräisch Bedeutung Tag im Monat 2023 2024 2025 2026
Jom haScho’a יום השואה‎ Holocaustgedenktag 27. Nisan 18. April 2023 5. Mai 2024 24. April 2025 14. April 2026
Jom haZikaron יום הזיכרון‎ Gedenktag für gefallene israelische Soldaten 4. Ijjar 25. April 2023 12. Mai 2024 30. April 2025 21. April 2026
Jom haAtzma’ut יום העצמאות‎ Israelischer Unabhängigkeitstag 5. Ijjar 26. April 2023 13. Mai 2024 1. Mai 2025 22. April 2026
Jom Jeruschalajim יום ירושלים‎ Feier zur Wiedervereinigung Jerusalems
nach dem Sechstagekrieg 1967
28. Ijjar 18. Mai 2023* 5. Juni 2024 26. Mai 2025 15. Mai 2026

* Jom Jeruschalajim wird am 18. Mai 2023 statt am 19. Mai 2023 begangen.

Sonstige Festtage

  • Schabbat (שבת‎ wöchentlicher Ruhetag)
  • Brit Mila (ברית מילה‎ Beschneidung)
  • Bar Mizwa ((בר מיצוה‎ für 13-jährige Jungen) bzw. Bat Mizwa (בת מיצוה‎ für 12-jährige Mädchen) Religionsmündigkeit)
  • Rosch Chodesch (ראש חודש‎ monatlicher Tag der erscheinenden Mondsichel)
  • Nachala (נחלה‎ Jahrzeit)

Fastentage

Fasten bedeutet im Judentum am Fasttag vom Vorabend bis zum Abend des Tages (etwa 25 Stunden, aber nicht länger) nichts zu essen und nichts zu trinken. Auch Rauchen ist untersagt. Als diese „langen“ Fasttage gelten Tischa beAv und Jom Kippur. Es gibt aber auch „kurze“ Fasttage. An ihnen beginnt das Fasten nicht schon am Vorabend, sondern erst mit der Morgenröte, und dauert dann bis zum Einbruch der Nacht. Schwangere und Stillende müssen nicht fasten. Kranke fragen einen Rabbiner, ob Fasten mit ihrer Krankheit vereinbar ist. Fasten sollen Mädchen ab 12 Jahren und Knaben ab 13 Jahren.[4] Aber auch jüngere Kinder sollen an das Fasten herangeführt werden, beispielsweise indem sie sich nicht unbedingt „satt“ essen und auf Süßigkeiten verzichten. Brautpaare fasten am Hochzeitstag ab dem Morgengrauen bis nach der Hochzeitszeremonie und legen ein Sündenbekenntnis ab. Der Tag der Trauung ist als persönlicher Versöhnungstag, als persönlicher Jom Kippur, gedacht, an dem alle Sünden vergeben werden und die beiden ganz neu anfangen dürfen.[5]

Fastentage
Name des Tages Hebräisch Tag im Monat 2023 2023/2024 2025 2025/2026
Assara beTevet עשרה בטבת‎ 10. Tevet 3. Januar 2023 22. Dezember 2023 19. Januar 2025 20. Dezember 2025
Ta’anit Esther
Esther-Fasten
תַּעֲנִית אֶסְתֵּר‎ 13. Adar 6. März 2023 22. Februar 2024 13. März 2025 2. März 2026
Fasten der Erstgeborenen
Ta'anit Bechorot
תענית בכורות‎ 14. Nissan 5. April 2023 22. April 2024 12. April 2025 1. April 2026
Schiwa Assar beTammus שבעה עשר בתמוז‎ 17. Tammus 6. Juli 2023 23. Juli 2024 13. Juli 2025 2. Juli 2026
Tischa beAv תשעה באב‎ 9. Aw 27. Juli 2023 13. August 2024 3. August 2025 23. Juli 2026
Zom Gedalja
Fasten Gedalja
צוֹם גְּדַלְיָה‎ 3. Tischri 9. September 2023 6. Oktober 2024* 25. September 2025 14. September 2026
Jom Kippur יוֹם כִּפּוּר‎ 10. Tischri 16. September 2023 12. Oktober 2024 2. Oktober 2025 21. September 2026
Sigd (Beta Israel) סיגד‎ 29. Cheschwan 13. November 2023 30. November 2024 20. November 2025 9. November 2026

* Jom Kippur ist der einzige Fasttag, der auch an einem Schabbat begangen wird – die anderen Fasttage werden verschoben, sollten sie auf einen Schabbat fallen.

Siehe auch

Literatur

  • Efrat Gal-Ed: Das Buch der jüdischen Jahresfeste. Insel, Frankfurt am Main 2001, ISBN 978-3-458-34297-7.
  • Susanne Galley: Das jüdische Jahr: Feste, Gedenk- und Feiertage. Beck, München 2003, ISBN 3-406-49442-0.
  • Jakob Petuchowski: Feiertage des Herrn: die Welt der jüdischen Feste und Bräuche. Herder, Freiburg im Breisgau 1987, ISBN 3-451-20266-2.
  • Heinrich Simon: Jüdische Feiertage. Festtage im jüdischen Kalender. Hentrich und Hentrich, Berlin 2003, ISBN 978-3-933471-56-7.
  • Marc Stern: Gelebte jüdische Feste. Erinnern, Feiern, Erzählen. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 1999, ISBN 3-579-02236-9.
  • Friedrich Weinreb: Das Buch von Zeit und Ewigkeit: der jüdische Kalender und seine Feste. Thauros, Weiler im Allgäu 1991, ISBN 3-88411-042-X.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Der Jüdische Kalender und die Zuordnung zu den Festtagen [1][2]
  2. Jüdisch oder gregorianisch?, Jüdische Allgemeine, 11. März 2021. Abgerufen am 3. Juni 2021.
  3. Pessach (Memento vom 16. Januar 2013 im Internet Archive) Zentralrat der Juden in Deutschland; abgerufen am 9. Dezember 2012.
  4. Fasttage (Memento vom 28. Januar 2020 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft (bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis), Chabad. Abgerufen am 7. Januar 2020.
  5. Die jüdische Trauung, Israelnetz, 20. Mai 2008. Abgerufen am 7. Januar 2023.
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