John von Neumann und Verb: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Odyssee
 
imported>Odyssee
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:JohnvonNeumann-LosAlamos.gif|miniatur|John von Neumann (um 1940)]]
'''Verb''' ({{laS|verbum temporale|de=zeitliches Wort}} oder kurz ''verbum'' ‚Wort‘),<ref name="georges">[[w:Karl Ernst Georges|Karl Ernst Georges]]: ''Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch.'' Hannover 81918 (Nachdruck Darmstadt 1998), Band 2, Sp. 3417–3419, Stichwort ''verbum''. ([http://www.zeno.org/Georges-1913/A/verbum bei zeno.org])</ref> auch '''Verbum''', '''Zeitwort''' oder '''Tätigkeitswort''', ist ein fachsprachlicher Ausdruck der traditionellen [[Grammatik]] für eine [[Wortart]], die eine [[Tätigkeit]], ein Geschehen oder einen Zustand ausdrückt, und erfasst Wörter wie ''gehen'', ''denken'', ''segeln'', ''schlendern'' und ''wandern''. Verben bilden in ihrer Funktion das zentrale [[Prädikat (Grammatik)|Prädikat]] eines Satzes ab, um das herum sich alle weiteren Elemente organisieren. Durch die [[Tempus|Tempora]] oder Zeitstufen der Verben, meist [[Gegenwart]], [[Vergangenheit]] und [[Zukunft]], wird die vom Verb bezeichnete Situation zeitlich verankert.


'''John von Neumann''' (* [[28. Dezember]] [[1903]] in [[w:Budapest|Budapest]], [[Österreich-Ungarn]] als ''János Lajos Neumann von [[w:Marghita|Margitta]]''; † [[8. Februar]] [[1957]] in [[w:Washington, D.C.|Washington]]) war ein ungarisch-US-amerikanischer [[Mathematiker]], [[Physiker]], [[Chemiker]] und [[Informatiker]]. Später veröffentlichte er als '''Johann von Neumann'''. Er leistete bedeutende Beiträge zur [[Mathematische Logik|mathematischen Logik]], [[Funktionalanalysis]], [[Quantenmechanik]] und [[Spieltheorie]] und gilt als einer der Väter der [[Informatik]]. Die von ihm entworfene [[Von-Neumann-Architektur]] wird noch heute in allen gängigen [[Computer]]n verwendet.  
Für den gedanklichen Verkehr mit den [[Tote]]n ist es viel besser, die [[Gedanke]]n innerlich durch Verben auszuformen, da sie noch viel beweglicher und lebendiger sind als die [[Substantiv]]e, die heute bereits sehr abstrakt und gedankenleer geworden sind und daher von den Toten nicht verstanden werden können.


== Leben und Werk ==
{{GZ|So gibt es also sehr geistvolle Philosophen, die überhaupt nicht
glauben, daß man ohne innerliche Wortpräsenz denken kann. Man
kann es. Aber im gewöhnlichen alltäglichen Denken denkt der
Mensch in Worten, besonders dann, wenn er einen Verkehr mit den
Toten spirituell entwickeln soll. Denn Sie wissen ja, daß dieser Verkehr
mit den Toten nicht in Abstraktionen verlaufen darf - das ist so,
wie wenn wir ins Blaue hineindenken würden - , sondern er muß in
Konkretheit verlaufen, der Verkehr mit den Toten. Deshalb sagte ich:
Bestimmte Bilder, die sehr konkret vorgestellt werden, die kommen
an die Toten heran, nicht abstrakte Gedanken. Besonders weil das so
ist, sind wir dann auch sehr geneigt, in diesem Gedankenverkehr mit
den Toten in der Sprache zu denken, die Sprache innerlich mit anklingen
zu lassen. Da machen wir die eigentümliche Erfahrung - Sie
mögen es glauben oder nicht, aber es ist eben eine Erfahrung -, daß
zum Beispiel die Toten Substantive nicht hören. Das sind wie Lücken
in unseren Sätzen im Verkehr mit den Toten. Eigenschaftswörter
sind schon besser, aber auch noch sehr schwach. Aber bei Verben,
Tätigkeitswörtern, da greift ihr Verstehen ein. Das lernt man erst
ganz allmählich. Man weiß nicht, warum manches so schlecht geht
in diesem Verkehr. Man kommt erst nach und nach darauf, daß man
bei diesem Verkehr nur ja nicht viele Hauptwörter anwenden darf.
Man kann es ja für sich übersetzen, damit man es versteht. Und man
kommt darauf, daß das davon herrührt, daß der Mensch, indem er
Tätigkeitswörter, Verben gebraucht, nicht anders kann, als innerlich
selber dabei sein, bei den Wörtern. Es ist etwas Persönliches in den
Verben. Man erlebt die Tätigkeit mit, während das Substantiv immer
zu etwas ganz Abstraktem wird.|192|54f}}


János Neumann entstammte einer [[Judentum|jüdischen]] Bankiersfamilie und zeigte schon als Kind eine hohe [[intellektuell]]e Begabung. Schon als Sechsjähriger konnte er mit hoher Geschwindigkeit achtstellige Zahlen im Kopf dividieren. Er besaß ein außergewöhnliches [[Gedächtnis]], das ihm beispielsweise erlaubte, den Inhalt einer Buchseite nach einem kurzen Blick darauf präzise wiederzugeben. Später konnte er ganze Bücher wie [[Goethes Faust]] auswendig und glänzte auch durch detailliertes historisches Wissen. In Budapest besuchte Neumann gleichzeitig mit dem späteren Physiker und [[w:Nobelpreis|Nobelpreis]]träger [[w:Eugene Paul Wigner|Eugene Paul Wigner]] das deutschsprachige humanistische [[w:Fasori Evangélikus Gimnázium|Lutheraner-Gymnasium]], das er 1921 mit dem Abitur abschloss.
{{GZ|Zunächst ist es ja nur möglich, mit den Toten zu
verkehren, indem man sich versetzen kann in ihr Erinnerungsvermögen
an die physische Welt. Die Toten, haben noch einen Anklang an
die menschliche Sprache, sogar an die besondere Sprache, die sie hier
auf der Erde hauptsächlich gesprochen haben. Aber es verändert sich
ihr Verhältnis zur Sprache. So zum Beispiel bemerkt man, wenn man
mit einem Toten verkehrt, daß er sehr bald kein Verständnis, nicht das
geringste Verständnis mehr hat für Hauptwörter, für Substantiva.
Die Substantiva sind Wörter, die der Lebende hier an den Toten richten
kann, der Tote, wenn ich mich des Ausdrucks bedienen darf, hört
sie einfach nicht. Dagegen behält der Tote für alle Verben, also Tätigkeitswörter,
verhältnismäßig lange noch ein Verständnis.|214|149f}}


Wegen der nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] namentlich für wohlhabende [[Juden]] politisch unsicheren Situation in [[w:Ungarn|Ungarn]] studierte Neumann auf Wunsch seiner Eltern zunächst von 1921 bis 1923 Chemieingenieurwesen in [[Berlin]] und dann bis zu seinem Diplom 1925 an der [[w:ETH Zürich|ETH Zürich]]. Gleichzeitig war er an der Universität Budapest eingeschrieben, wo er aber nur die Examina absolvierte. Sein Hauptinteresse galt aber nach wie vor der [[Mathematik]].
{{GZ|Es gehört ja zu den schwierigsten Aufgaben der Initiationserkenntnis,
Beziehung zu gewinnen zu den Seelen, die vor kürzerer oder längerer
Zeit die Erde verlassen haben, die durch die Pforte des Todes gegangen
sind. Es ist aber möglich, solche Beziehungen durch Erweckung
tieferer Seelenkräfte zu gewinnen. Da muß man zunächst sich aber klar
sein darüber, daß man sich eigentlich erst hineinzugewöhnen hat durch
Exerzitien in die Sprache, die man mit den Toten zu sprechen hat.
Diese Sprache ist, ich möchte sagen, in einer gewissen Weise ein Kind
der Menschensprache. Aber man würde ganz fehlgehen, wenn man
glaubt, daß einem diese Menschensprache hier etwas helfen würde, um
Verkehr mit den Toten zu pflegen. Denn das erste, was man gewahr
wird, das ist dieses, daß die Toten nur ganz kurze Zeit noch verstehen
dasjenige, was hier in der Erdensprache als Hauptwörter, als Substantive
lebt. Dasjenige, was ein Ding ausdrückt, ein abgeschlossenes Ding,
das durch ein Substantiv bezeichnet wird, das ist in der Sprache der
Toten nicht mehr vorhanden. In der Sprache der Toten bezieht sich
alles auf Regsamkeit, auf innere Beweglichkeit. Daher finden wir, daß
nach einiger Zeit, nachdem die Menschen durch die Pforte des Todes
gegangen sind, sie nur noch für die Verben, für dasjenige, was wir Tätigkeitsworte
nennen, eine wirkliche Empfindung haben. Wir müssen
ja, um mit den Toten zu verkehren, zuweilen die Fragen an sie richten,
indem wir sie so formulieren, daß sie den Toten verständlich sind. Dann
kommt nach einiger Zeit, wenn wir darauf acht zu geben verstehen, die
Antwort. Gewöhnlich müssen mehrere Nächte vergehen, bis der Tote
uns antworten kann auf Fragen, die wir an ihn stellen. Aber wir müssen,
wie gesagt, uns in die Sprache der Toten hineinfinden, und zuletzt erst
findet sich die Sprache für uns ein, die der Tote eigentlich hat, in die er
sich hineinleben muß, weil er ja mit seinem ganzen Seelenleben von der
Erde sich entfernen muß. Da finden wir uns hinein in eine Sprache, die
überhaupt nicht mehr nach irdischen Verhältnissen geformt ist, in eine
Sprache, die aus der Empfindung, aus dem Herzen heraus ist, in eine
Art Herzenssprache. Da formen wir so das Sprachliche, wie wir etwa
in der Menschensprache nur die Empfindungslaute formen, wo wir ein
«Ach» aussprechen, wenn wir verwundert sind, wo wir ein «I» aussprechen,
wenn wir auf uns selber zurückleiten wollen. Da bekommen
die Laute und die Lautzusammensetzungen erst ihre große, ihre wirkliche
Bedeutung.|214|190f}}
 
{{GZ|Wer heute in der Lage ist, durch seine okkulte Erfahrung mit den
Toten zu verkehren, der bemerkt sehr bald - man verkehrt mit den
Toten ja durch Gedanken - , daß sehr viele Gedanken, durch die man
sich selber mit den Toten verständigen will, von diesen Toten nicht
verstanden werden. Viele von den Gedanken der Menschen hier auf
Erden, von den Gedanken, an die sich die Menschen gewöhnt haben,
klingen für die Toten - Sie müssen das natürlich entsprechend nehmen,
ich rede von Gedankenverkehr mit den Toten —, wie eine unverständliche,
eine fremde Sprache. Und wenn man näher auf dieses ganze
Verhältnis eingeht, so findet man namentlich, daß Verben, Zeitwörter,
auch Präpositionen und vor allen Dingen Interjektionen von den Toten
verhältnismäßig leicht verstanden werden, Substantiva, Hauptwörter
hingegen fast gar nicht. Die bilden sozusagen im Sprachverstehen der
Toten eine gewisse Lücke. Da versteht der Tote nimmer, wenn man
viel in Hauptwörtern mit ihm sprechen will. Und man merkt, wenn
man versucht, das Hauptwort in ein Verbum umzusetzen, daß er dann
anfängt zu verstehen. Wenn Sie zum Beispiel zu einem Toten sagen:
Der Keim für irgend etwas - , so bleibt ihm das Wort «der Keim» in
den meisten Fällen unverständlich, ja, es ist, als ob er überhaupt nichts
hörte. Wenn Sie sagen, etwas keimt, wenn Sie also «der Keim» verwandeln
in das Verbum: etwas keimt - , dann fängt er an zu verstehen.
Woran liegt das? Sie kommen darauf, daß das durchaus nicht an
dem Toten liegt, sondern das liegt an einem selbst. Das liegt an dem
Menschen, der mit dem Toten spricht, und zwar aus dem Grunde, weil
die heutigen Menschen seit der Mitte des 15. Jahrhunderts, wenigstens
für alle mittel- und westeuropäischen Sprachen - es ist um so mehr der
Fall, je weiter man nach Westen kommt —, verloren haben für die Substantiva
das lebendige Bildgefühl, was das Substantive ausdrückt: es
ist so irgend etwas Nebuloses, was nur eigentlich im Verständnis anklingt,
wenn der Mensch heute ein Substantivum sagt; die wenigsten
Menschen denken überhaupt noch etwas Wirkliches, wenn sie in einem
Substantivum sprechen. Wenn sie dann das Substantivum in ein Verbum
verwandeln müssen, dann sind sie innerlich gezwungen, ein bißchen
konkreter zu denken. Wenn einer sagt «der Keim», so werden
Sie in den meisten Fällen, insbesondere wenn er in abstrakten Reden
redet, nicht finden, daß er sich konkret irgendeinen Pflanzenkeim,
etwa eine keimende Bohne, irgendwie noch im Bilde vorstellt; er stellt
sich etwas ganz Nebuloses im Bilde vor, so irgend etwas im Prinzip.
Wenn Sie sagen «was keimt», oder «dasjenige, welches keimt», so sind
Sie wenigstens gezwungen, dadurch daß Sie die Verbalform haben, an
das Herauskommen zu denken, also doch an irgend etwas, das sich
bewegt. Das heißt: Sie gehen aus dem Abstrakten ins Konkrete hinein.
Dadurch, daß Sie selbst aus dem Abstrakten ins Konkrete hineingehen,
beginnt der Tote Sie zu verstehen. Aber die Menschen werden
genötigt werden, weil aus Gründen, die ich hier oftmals angeführt habe,
die lebendigen Zusammenhänge zwischen den hier auf der Erde lebenden
und den durch die Pforte des Todes gegangenen, unverkörperten
Seelen immer enger und enger werden müssen, weil die Impulse
der Toten immer mehr und mehr hereinwirken müssen auf die Erde,
allmählich in ihre Sprache, in ihr Sprechen und damit in ihr Denken
etwas aufzunehmen, welches vom Abstrakten ins Konkrete herüberführt.
Das muß geradezu ein Bestreben der Menschen werden, wiederum
bildhaft, imaginativ zu denken, wenn gesprochen wird.|190|62f}}


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==


* {{WikipediaDE|John von Neumann}}
* {{WikipediaDE|Verb}}
 
== Literatur ==
 
* Rudolf Steiner: ''Vergangenheits- und Zukunftsimpulse im sozialen Geschehen'', [[GA 190]] (1980), ISBN 3-7274-1900-8 {{Vorträge|190}}
* Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaftliche Behandlung sozialer und pädagogischer Fragen'', [[GA 192]] (1991), ISBN 3-7274-1920-2 {{Vorträge|192}}
* Rudolf Steiner: ''Das Geheimnis der Trinität'', [[GA 214]] (1999), ISBN 3-7274-2140-1 {{Vorträge|214}}
 
{{GA}}
 
== Einzelnachweise ==
 
<references />


[[Kategorie:Mathematiker (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Wortart]]
[[Kategorie:Physiker (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Chemiker (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Informatiker]]
[[Kategorie:Logiker]]
[[Kategorie:Spieltheorie]]
[[Kategorie:Hochschullehrer]]
[[Kategorie:Ungar]]
[[Kategorie:US-Amerikaner]]
[[Kategorie:Geboren 1903]]
[[Kategorie:Gestorben 1957]]
[[Kategorie:Mann]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 22. Juli 2019, 22:41 Uhr

Verb (lat. verbum temporale, deutsch ‚zeitliches Wort‘ oder kurz verbum ‚Wort‘),[1] auch Verbum, Zeitwort oder Tätigkeitswort, ist ein fachsprachlicher Ausdruck der traditionellen Grammatik für eine Wortart, die eine Tätigkeit, ein Geschehen oder einen Zustand ausdrückt, und erfasst Wörter wie gehen, denken, segeln, schlendern und wandern. Verben bilden in ihrer Funktion das zentrale Prädikat eines Satzes ab, um das herum sich alle weiteren Elemente organisieren. Durch die Tempora oder Zeitstufen der Verben, meist Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft, wird die vom Verb bezeichnete Situation zeitlich verankert.

Für den gedanklichen Verkehr mit den Toten ist es viel besser, die Gedanken innerlich durch Verben auszuformen, da sie noch viel beweglicher und lebendiger sind als die Substantive, die heute bereits sehr abstrakt und gedankenleer geworden sind und daher von den Toten nicht verstanden werden können.

„So gibt es also sehr geistvolle Philosophen, die überhaupt nicht glauben, daß man ohne innerliche Wortpräsenz denken kann. Man kann es. Aber im gewöhnlichen alltäglichen Denken denkt der Mensch in Worten, besonders dann, wenn er einen Verkehr mit den Toten spirituell entwickeln soll. Denn Sie wissen ja, daß dieser Verkehr mit den Toten nicht in Abstraktionen verlaufen darf - das ist so, wie wenn wir ins Blaue hineindenken würden - , sondern er muß in Konkretheit verlaufen, der Verkehr mit den Toten. Deshalb sagte ich: Bestimmte Bilder, die sehr konkret vorgestellt werden, die kommen an die Toten heran, nicht abstrakte Gedanken. Besonders weil das so ist, sind wir dann auch sehr geneigt, in diesem Gedankenverkehr mit den Toten in der Sprache zu denken, die Sprache innerlich mit anklingen zu lassen. Da machen wir die eigentümliche Erfahrung - Sie mögen es glauben oder nicht, aber es ist eben eine Erfahrung -, daß zum Beispiel die Toten Substantive nicht hören. Das sind wie Lücken in unseren Sätzen im Verkehr mit den Toten. Eigenschaftswörter sind schon besser, aber auch noch sehr schwach. Aber bei Verben, Tätigkeitswörtern, da greift ihr Verstehen ein. Das lernt man erst ganz allmählich. Man weiß nicht, warum manches so schlecht geht in diesem Verkehr. Man kommt erst nach und nach darauf, daß man bei diesem Verkehr nur ja nicht viele Hauptwörter anwenden darf. Man kann es ja für sich übersetzen, damit man es versteht. Und man kommt darauf, daß das davon herrührt, daß der Mensch, indem er Tätigkeitswörter, Verben gebraucht, nicht anders kann, als innerlich selber dabei sein, bei den Wörtern. Es ist etwas Persönliches in den Verben. Man erlebt die Tätigkeit mit, während das Substantiv immer zu etwas ganz Abstraktem wird.“ (Lit.:GA 192, S. 54f)

„Zunächst ist es ja nur möglich, mit den Toten zu verkehren, indem man sich versetzen kann in ihr Erinnerungsvermögen an die physische Welt. Die Toten, haben noch einen Anklang an die menschliche Sprache, sogar an die besondere Sprache, die sie hier auf der Erde hauptsächlich gesprochen haben. Aber es verändert sich ihr Verhältnis zur Sprache. So zum Beispiel bemerkt man, wenn man mit einem Toten verkehrt, daß er sehr bald kein Verständnis, nicht das geringste Verständnis mehr hat für Hauptwörter, für Substantiva. Die Substantiva sind Wörter, die der Lebende hier an den Toten richten kann, der Tote, wenn ich mich des Ausdrucks bedienen darf, hört sie einfach nicht. Dagegen behält der Tote für alle Verben, also Tätigkeitswörter, verhältnismäßig lange noch ein Verständnis.“ (Lit.:GA 214, S. 149f)

„Es gehört ja zu den schwierigsten Aufgaben der Initiationserkenntnis, Beziehung zu gewinnen zu den Seelen, die vor kürzerer oder längerer Zeit die Erde verlassen haben, die durch die Pforte des Todes gegangen sind. Es ist aber möglich, solche Beziehungen durch Erweckung tieferer Seelenkräfte zu gewinnen. Da muß man zunächst sich aber klar sein darüber, daß man sich eigentlich erst hineinzugewöhnen hat durch Exerzitien in die Sprache, die man mit den Toten zu sprechen hat. Diese Sprache ist, ich möchte sagen, in einer gewissen Weise ein Kind der Menschensprache. Aber man würde ganz fehlgehen, wenn man glaubt, daß einem diese Menschensprache hier etwas helfen würde, um Verkehr mit den Toten zu pflegen. Denn das erste, was man gewahr wird, das ist dieses, daß die Toten nur ganz kurze Zeit noch verstehen dasjenige, was hier in der Erdensprache als Hauptwörter, als Substantive lebt. Dasjenige, was ein Ding ausdrückt, ein abgeschlossenes Ding, das durch ein Substantiv bezeichnet wird, das ist in der Sprache der Toten nicht mehr vorhanden. In der Sprache der Toten bezieht sich alles auf Regsamkeit, auf innere Beweglichkeit. Daher finden wir, daß nach einiger Zeit, nachdem die Menschen durch die Pforte des Todes gegangen sind, sie nur noch für die Verben, für dasjenige, was wir Tätigkeitsworte nennen, eine wirkliche Empfindung haben. Wir müssen ja, um mit den Toten zu verkehren, zuweilen die Fragen an sie richten, indem wir sie so formulieren, daß sie den Toten verständlich sind. Dann kommt nach einiger Zeit, wenn wir darauf acht zu geben verstehen, die Antwort. Gewöhnlich müssen mehrere Nächte vergehen, bis der Tote uns antworten kann auf Fragen, die wir an ihn stellen. Aber wir müssen, wie gesagt, uns in die Sprache der Toten hineinfinden, und zuletzt erst findet sich die Sprache für uns ein, die der Tote eigentlich hat, in die er sich hineinleben muß, weil er ja mit seinem ganzen Seelenleben von der Erde sich entfernen muß. Da finden wir uns hinein in eine Sprache, die überhaupt nicht mehr nach irdischen Verhältnissen geformt ist, in eine Sprache, die aus der Empfindung, aus dem Herzen heraus ist, in eine Art Herzenssprache. Da formen wir so das Sprachliche, wie wir etwa in der Menschensprache nur die Empfindungslaute formen, wo wir ein «Ach» aussprechen, wenn wir verwundert sind, wo wir ein «I» aussprechen, wenn wir auf uns selber zurückleiten wollen. Da bekommen die Laute und die Lautzusammensetzungen erst ihre große, ihre wirkliche Bedeutung.“ (Lit.:GA 214, S. 190f)

„Wer heute in der Lage ist, durch seine okkulte Erfahrung mit den Toten zu verkehren, der bemerkt sehr bald - man verkehrt mit den Toten ja durch Gedanken - , daß sehr viele Gedanken, durch die man sich selber mit den Toten verständigen will, von diesen Toten nicht verstanden werden. Viele von den Gedanken der Menschen hier auf Erden, von den Gedanken, an die sich die Menschen gewöhnt haben, klingen für die Toten - Sie müssen das natürlich entsprechend nehmen, ich rede von Gedankenverkehr mit den Toten —, wie eine unverständliche, eine fremde Sprache. Und wenn man näher auf dieses ganze Verhältnis eingeht, so findet man namentlich, daß Verben, Zeitwörter, auch Präpositionen und vor allen Dingen Interjektionen von den Toten verhältnismäßig leicht verstanden werden, Substantiva, Hauptwörter hingegen fast gar nicht. Die bilden sozusagen im Sprachverstehen der Toten eine gewisse Lücke. Da versteht der Tote nimmer, wenn man viel in Hauptwörtern mit ihm sprechen will. Und man merkt, wenn man versucht, das Hauptwort in ein Verbum umzusetzen, daß er dann anfängt zu verstehen. Wenn Sie zum Beispiel zu einem Toten sagen: Der Keim für irgend etwas - , so bleibt ihm das Wort «der Keim» in den meisten Fällen unverständlich, ja, es ist, als ob er überhaupt nichts hörte. Wenn Sie sagen, etwas keimt, wenn Sie also «der Keim» verwandeln in das Verbum: etwas keimt - , dann fängt er an zu verstehen. Woran liegt das? Sie kommen darauf, daß das durchaus nicht an dem Toten liegt, sondern das liegt an einem selbst. Das liegt an dem Menschen, der mit dem Toten spricht, und zwar aus dem Grunde, weil die heutigen Menschen seit der Mitte des 15. Jahrhunderts, wenigstens für alle mittel- und westeuropäischen Sprachen - es ist um so mehr der Fall, je weiter man nach Westen kommt —, verloren haben für die Substantiva das lebendige Bildgefühl, was das Substantive ausdrückt: es ist so irgend etwas Nebuloses, was nur eigentlich im Verständnis anklingt, wenn der Mensch heute ein Substantivum sagt; die wenigsten Menschen denken überhaupt noch etwas Wirkliches, wenn sie in einem Substantivum sprechen. Wenn sie dann das Substantivum in ein Verbum verwandeln müssen, dann sind sie innerlich gezwungen, ein bißchen konkreter zu denken. Wenn einer sagt «der Keim», so werden Sie in den meisten Fällen, insbesondere wenn er in abstrakten Reden redet, nicht finden, daß er sich konkret irgendeinen Pflanzenkeim, etwa eine keimende Bohne, irgendwie noch im Bilde vorstellt; er stellt sich etwas ganz Nebuloses im Bilde vor, so irgend etwas im Prinzip. Wenn Sie sagen «was keimt», oder «dasjenige, welches keimt», so sind Sie wenigstens gezwungen, dadurch daß Sie die Verbalform haben, an das Herauskommen zu denken, also doch an irgend etwas, das sich bewegt. Das heißt: Sie gehen aus dem Abstrakten ins Konkrete hinein. Dadurch, daß Sie selbst aus dem Abstrakten ins Konkrete hineingehen, beginnt der Tote Sie zu verstehen. Aber die Menschen werden genötigt werden, weil aus Gründen, die ich hier oftmals angeführt habe, die lebendigen Zusammenhänge zwischen den hier auf der Erde lebenden und den durch die Pforte des Todes gegangenen, unverkörperten Seelen immer enger und enger werden müssen, weil die Impulse der Toten immer mehr und mehr hereinwirken müssen auf die Erde, allmählich in ihre Sprache, in ihr Sprechen und damit in ihr Denken etwas aufzunehmen, welches vom Abstrakten ins Konkrete herüberführt. Das muß geradezu ein Bestreben der Menschen werden, wiederum bildhaft, imaginativ zu denken, wenn gesprochen wird.“ (Lit.:GA 190, S. 62f)

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelnachweise

  1. Karl Ernst Georges: Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch. Hannover 81918 (Nachdruck Darmstadt 1998), Band 2, Sp. 3417–3419, Stichwort verbum. (bei zeno.org)


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Verb aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.