imported>Odyssee |
imported>Joachim Stiller |
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| '''Verb''' ({{laS|verbum temporale|de=zeitliches Wort}} oder kurz ''verbum'' ‚Wort‘),<ref name="georges">[[w:Karl Ernst Georges|Karl Ernst Georges]]: ''Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch.'' Hannover 81918 (Nachdruck Darmstadt 1998), Band 2, Sp. 3417–3419, Stichwort ''verbum''. ([http://www.zeno.org/Georges-1913/A/verbum bei zeno.org])</ref> auch '''Verbum''', '''Zeitwort''' oder '''Tätigkeitswort''', ist ein fachsprachlicher Ausdruck der traditionellen [[Grammatik]] für eine [[Wortart]], die eine [[Tätigkeit]], ein Geschehen oder einen Zustand ausdrückt, und erfasst Wörter wie ''gehen'', ''denken'', ''segeln'', ''schlendern'' und ''wandern''. Verben bilden in ihrer Funktion das zentrale [[Prädikat (Grammatik)|Prädikat]] eines Satzes ab, um das herum sich alle weiteren Elemente organisieren. Durch die [[Tempus|Tempora]] oder Zeitstufen der Verben, meist [[Gegenwart]], [[Vergangenheit]] und [[Zukunft]], wird die vom Verb bezeichnete Situation zeitlich verankert.
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| Für den gedanklichen Verkehr mit den [[Tote]]n ist es viel besser, die [[Gedanke]]n innerlich durch Verben auszuformen, da sie noch viel beweglicher und lebendiger sind als die [[Substantiv]]e, die heute bereits sehr abstrakt und gedankenleer geworden sind und daher von den Toten nicht verstanden werden können.
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| {{GZ|So gibt es also sehr geistvolle Philosophen, die überhaupt nicht | | {{Commonscat|Carrier proteins|Transportproteine}} |
| glauben, daß man ohne innerliche Wortpräsenz denken kann. Man
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| kann es. Aber im gewöhnlichen alltäglichen Denken denkt der
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| Mensch in Worten, besonders dann, wenn er einen Verkehr mit den
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| Toten spirituell entwickeln soll. Denn Sie wissen ja, daß dieser Verkehr
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| mit den Toten nicht in Abstraktionen verlaufen darf - das ist so,
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| wie wenn wir ins Blaue hineindenken würden - , sondern er muß in
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| Konkretheit verlaufen, der Verkehr mit den Toten. Deshalb sagte ich:
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| Bestimmte Bilder, die sehr konkret vorgestellt werden, die kommen
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| an die Toten heran, nicht abstrakte Gedanken. Besonders weil das so
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| ist, sind wir dann auch sehr geneigt, in diesem Gedankenverkehr mit
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| den Toten in der Sprache zu denken, die Sprache innerlich mit anklingen
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| zu lassen. Da machen wir die eigentümliche Erfahrung - Sie
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| mögen es glauben oder nicht, aber es ist eben eine Erfahrung -, daß
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| zum Beispiel die Toten Substantive nicht hören. Das sind wie Lücken
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| in unseren Sätzen im Verkehr mit den Toten. Eigenschaftswörter
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| sind schon besser, aber auch noch sehr schwach. Aber bei Verben,
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| Tätigkeitswörtern, da greift ihr Verstehen ein. Das lernt man erst
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| ganz allmählich. Man weiß nicht, warum manches so schlecht geht
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| in diesem Verkehr. Man kommt erst nach und nach darauf, daß man
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| bei diesem Verkehr nur ja nicht viele Hauptwörter anwenden darf.
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| Man kann es ja für sich übersetzen, damit man es versteht. Und man
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| kommt darauf, daß das davon herrührt, daß der Mensch, indem er
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| Tätigkeitswörter, Verben gebraucht, nicht anders kann, als innerlich
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| selber dabei sein, bei den Wörtern. Es ist etwas Persönliches in den
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| Verben. Man erlebt die Tätigkeit mit, während das Substantiv immer
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| zu etwas ganz Abstraktem wird.|192|54f}}
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| {{GZ|Zunächst ist es ja nur möglich, mit den Toten zu
| | [[Kategorie:Transportprotein|!]] |
| verkehren, indem man sich versetzen kann in ihr Erinnerungsvermögen
| | [[Kategorie:Humanphysiologie]] |
| an die physische Welt. Die Toten, haben noch einen Anklang an
| | [[Kategorie:Tierphysiologie]] |
| die menschliche Sprache, sogar an die besondere Sprache, die sie hier
| | [[Kategorie:Protein]] |
| auf der Erde hauptsächlich gesprochen haben. Aber es verändert sich
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| ihr Verhältnis zur Sprache. So zum Beispiel bemerkt man, wenn man
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| mit einem Toten verkehrt, daß er sehr bald kein Verständnis, nicht das
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| geringste Verständnis mehr hat für Hauptwörter, für Substantiva.
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| Die Substantiva sind Wörter, die der Lebende hier an den Toten richten
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| kann, der Tote, wenn ich mich des Ausdrucks bedienen darf, hört
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| sie einfach nicht. Dagegen behält der Tote für alle Verben, also Tätigkeitswörter,
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| verhältnismäßig lange noch ein Verständnis.|214|149f}}
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| {{GZ|Es gehört ja zu den schwierigsten Aufgaben der Initiationserkenntnis,
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| Beziehung zu gewinnen zu den Seelen, die vor kürzerer oder längerer
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| Zeit die Erde verlassen haben, die durch die Pforte des Todes gegangen
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| sind. Es ist aber möglich, solche Beziehungen durch Erweckung
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| tieferer Seelenkräfte zu gewinnen. Da muß man zunächst sich aber klar
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| sein darüber, daß man sich eigentlich erst hineinzugewöhnen hat durch
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| Exerzitien in die Sprache, die man mit den Toten zu sprechen hat.
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| Diese Sprache ist, ich möchte sagen, in einer gewissen Weise ein Kind
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| der Menschensprache. Aber man würde ganz fehlgehen, wenn man
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| glaubt, daß einem diese Menschensprache hier etwas helfen würde, um
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| Verkehr mit den Toten zu pflegen. Denn das erste, was man gewahr
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| wird, das ist dieses, daß die Toten nur ganz kurze Zeit noch verstehen
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| dasjenige, was hier in der Erdensprache als Hauptwörter, als Substantive
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| lebt. Dasjenige, was ein Ding ausdrückt, ein abgeschlossenes Ding,
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| das durch ein Substantiv bezeichnet wird, das ist in der Sprache der
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| Toten nicht mehr vorhanden. In der Sprache der Toten bezieht sich
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| alles auf Regsamkeit, auf innere Beweglichkeit. Daher finden wir, daß
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| nach einiger Zeit, nachdem die Menschen durch die Pforte des Todes
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| gegangen sind, sie nur noch für die Verben, für dasjenige, was wir Tätigkeitsworte
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| nennen, eine wirkliche Empfindung haben. Wir müssen
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| ja, um mit den Toten zu verkehren, zuweilen die Fragen an sie richten,
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| indem wir sie so formulieren, daß sie den Toten verständlich sind. Dann
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| kommt nach einiger Zeit, wenn wir darauf acht zu geben verstehen, die
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| Antwort. Gewöhnlich müssen mehrere Nächte vergehen, bis der Tote
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| uns antworten kann auf Fragen, die wir an ihn stellen. Aber wir müssen,
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| wie gesagt, uns in die Sprache der Toten hineinfinden, und zuletzt erst
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| findet sich die Sprache für uns ein, die der Tote eigentlich hat, in die er
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| sich hineinleben muß, weil er ja mit seinem ganzen Seelenleben von der
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| Erde sich entfernen muß. Da finden wir uns hinein in eine Sprache, die
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| überhaupt nicht mehr nach irdischen Verhältnissen geformt ist, in eine
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| Sprache, die aus der Empfindung, aus dem Herzen heraus ist, in eine
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| Art Herzenssprache. Da formen wir so das Sprachliche, wie wir etwa
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| in der Menschensprache nur die Empfindungslaute formen, wo wir ein
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| «Ach» aussprechen, wenn wir verwundert sind, wo wir ein «I» aussprechen,
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| wenn wir auf uns selber zurückleiten wollen. Da bekommen
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| die Laute und die Lautzusammensetzungen erst ihre große, ihre wirkliche
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| Bedeutung.|214|190f}}
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| {{GZ|Wer heute in der Lage ist, durch seine okkulte Erfahrung mit den
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| Toten zu verkehren, der bemerkt sehr bald - man verkehrt mit den
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| Toten ja durch Gedanken - , daß sehr viele Gedanken, durch die man
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| sich selber mit den Toten verständigen will, von diesen Toten nicht
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| verstanden werden. Viele von den Gedanken der Menschen hier auf
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| Erden, von den Gedanken, an die sich die Menschen gewöhnt haben,
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| klingen für die Toten - Sie müssen das natürlich entsprechend nehmen,
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| ich rede von Gedankenverkehr mit den Toten —, wie eine unverständliche,
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| eine fremde Sprache. Und wenn man näher auf dieses ganze
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| Verhältnis eingeht, so findet man namentlich, daß Verben, Zeitwörter,
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| auch Präpositionen und vor allen Dingen Interjektionen von den Toten
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| verhältnismäßig leicht verstanden werden, Substantiva, Hauptwörter
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| hingegen fast gar nicht. Die bilden sozusagen im Sprachverstehen der
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| Toten eine gewisse Lücke. Da versteht der Tote nimmer, wenn man
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| viel in Hauptwörtern mit ihm sprechen will. Und man merkt, wenn
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| man versucht, das Hauptwort in ein Verbum umzusetzen, daß er dann
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| anfängt zu verstehen. Wenn Sie zum Beispiel zu einem Toten sagen:
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| Der Keim für irgend etwas - , so bleibt ihm das Wort «der Keim» in
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| den meisten Fällen unverständlich, ja, es ist, als ob er überhaupt nichts
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| hörte. Wenn Sie sagen, etwas keimt, wenn Sie also «der Keim» verwandeln
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| in das Verbum: etwas keimt - , dann fängt er an zu verstehen.
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| Woran liegt das? Sie kommen darauf, daß das durchaus nicht an
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| dem Toten liegt, sondern das liegt an einem selbst. Das liegt an dem
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| Menschen, der mit dem Toten spricht, und zwar aus dem Grunde, weil
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| die heutigen Menschen seit der Mitte des 15. Jahrhunderts, wenigstens
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| für alle mittel- und westeuropäischen Sprachen - es ist um so mehr der
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| Fall, je weiter man nach Westen kommt —, verloren haben für die Substantiva
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| das lebendige Bildgefühl, was das Substantive ausdrückt: es
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| ist so irgend etwas Nebuloses, was nur eigentlich im Verständnis anklingt,
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| wenn der Mensch heute ein Substantivum sagt; die wenigsten
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| Menschen denken überhaupt noch etwas Wirkliches, wenn sie in einem
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| Substantivum sprechen. Wenn sie dann das Substantivum in ein Verbum
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| verwandeln müssen, dann sind sie innerlich gezwungen, ein bißchen
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| konkreter zu denken. Wenn einer sagt «der Keim», so werden
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| Sie in den meisten Fällen, insbesondere wenn er in abstrakten Reden
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| redet, nicht finden, daß er sich konkret irgendeinen Pflanzenkeim,
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| etwa eine keimende Bohne, irgendwie noch im Bilde vorstellt; er stellt
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| sich etwas ganz Nebuloses im Bilde vor, so irgend etwas im Prinzip.
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| Wenn Sie sagen «was keimt», oder «dasjenige, welches keimt», so sind
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| Sie wenigstens gezwungen, dadurch daß Sie die Verbalform haben, an
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| das Herauskommen zu denken, also doch an irgend etwas, das sich
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| bewegt. Das heißt: Sie gehen aus dem Abstrakten ins Konkrete hinein.
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| Dadurch, daß Sie selbst aus dem Abstrakten ins Konkrete hineingehen,
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| beginnt der Tote Sie zu verstehen. Aber die Menschen werden
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| genötigt werden, weil aus Gründen, die ich hier oftmals angeführt habe,
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| die lebendigen Zusammenhänge zwischen den hier auf der Erde lebenden
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| und den durch die Pforte des Todes gegangenen, unverkörperten
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| Seelen immer enger und enger werden müssen, weil die Impulse
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| der Toten immer mehr und mehr hereinwirken müssen auf die Erde,
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| allmählich in ihre Sprache, in ihr Sprechen und damit in ihr Denken
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| etwas aufzunehmen, welches vom Abstrakten ins Konkrete herüberführt.
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| Das muß geradezu ein Bestreben der Menschen werden, wiederum
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| bildhaft, imaginativ zu denken, wenn gesprochen wird.|190|62f}}
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| == Siehe auch ==
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| * {{WikipediaDE|Verb}}
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| == Literatur ==
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| * Rudolf Steiner: ''Vergangenheits- und Zukunftsimpulse im sozialen Geschehen'', [[GA 190]] (1980), ISBN 3-7274-1900-8 {{Vorträge|190}}
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| * Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaftliche Behandlung sozialer und pädagogischer Fragen'', [[GA 192]] (1991), ISBN 3-7274-1920-2 {{Vorträge|192}}
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| * Rudolf Steiner: ''Das Geheimnis der Trinität'', [[GA 214]] (1999), ISBN 3-7274-2140-1 {{Vorträge|214}}
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| {{GA}}
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| == Einzelnachweise ==
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| <references />
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| [[Kategorie:Wortart]] | |
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| {{Wikipedia}}
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