Maya

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Traditionelles Siedlungsgebiet
Bildrelief aus Palenque (8. Jh.)
Farbiges Relief aus Bonampak: Ein König besiegt seinen Gegner. Man beachte die Kopftracht des siegreichen Königs.
Vasenmalerei, Maya-Fürst auf Jaguarfell thronend, 700–800 n. Chr.
Maya-Stele (Detail)
Tikal, Tempelpyramide mit vorgezogener Treppe und „Hahnenkamm“ (crestería) auf dem Dach
Palenque
Tempelpyramide in Palenque mit „Hahnenkamm“

Die Maya sind ein indigenes Volk bzw. eine Gruppe indigener Völker in Mittelamerika, die insbesondere aufgrund der von ihnen im präkolumbischen Mesoamerika gegründeten Reiche und ihrer hoch entwickelten Kultur bekannt sind.

Hintergrund

In ihrer Blütezeit stellten die Maya eine mächtige Hochkultur dar. Man spricht zumeist von einer Maya-Kultur; tatsächlich gibt es auch viele Gemeinsamkeiten zwischen den verschiedenen Fundstellen aus der Vergangenheit – doch stehen hinter dieser Kultur verschiedene Völker mit miteinander mehr oder weniger eng verwandten Maya-Sprachen. Nicht nur wegen der räumlichen Gegebenheiten unterscheidet man traditionell zwischen Hochland-Maya (in Chiapas und Guatemala) und Tiefland-Maya (auf der Halbinsel Yucatán, in Petén und Belize). Im Lauf der Geschichte lässt sich eine Verlagerung der kulturellen Zentren vom Hochland ins Tiefland und dann in den Norden der Halbinsel Yucatán (z. B. Chichen Itza) beobachten.

Zur Zeit der Ankunft der Spanier Ende des 15. Jahrhunderts lagen die meisten Zentren der nachklassischen Maya-Kultur im Norden von Yucatán, während das zentrale Tiefland nur noch dünn besiedelt war. Im südwestlichen Hochland existierten zu diesem Zeitpunkt recht eigenständige Maya-Kulturen, bspw. die Kultur der Quiché (Q'umarkaj), der Cakchiquel (Iximché), der Mam (Zaculeu) oder der Pocomam (Mixco Viejo). Im Gegensatz zu vielen anderen indigenen Völkern existieren die Maya noch heute und leben im mexikanischen Teil von Yucatán, in Chiapas und in Tabasco, sowie in Belize und Guatemala, ferner auch in El Salvador und Honduras.

Berühmt sind die Maya für den Anbau von Mais, ihre Mathematik und für ihren hoch entwickelten Kalender, geschrieben in Maya-Schrift. Die mittlerweile weitgehend entzifferte Schrift war bis zur Ankunft der Spanier das einzige bekannte voll entwickelte Schriftmedium in Amerika. Kunsthandwerk (Bearbeitung von Stein, Keramik, Holz, Textilien) und Malerei waren hoch entwickelt, Metallverarbeitung (Gold, Silber, Kupfer) spielte erst spät und fast nur für rituelle Zwecke eine Rolle, nicht für die Werkzeugherstellung. In den Städten gab es bis zu 75 m hohe Stufenpyramiden, Maya-Akropolis, Paläste, Observatorien und Ballspielplätze.

Geographie

Das ausgedehnte historische Siedlungsgebiet der Maya umfasste ungefähr 350.000 km². Im Norden des damaligen Mayalandes ragt die Halbinsel Yucatán weit in die Karibik hinaus. Die Niederschlagsmenge in diesem Gebiet war stets extrem gering, dazu ungleich verteilt, die Region war daher weitestgehend versteppt und mit Dornbüschen bewachsen. Im südlichen Tiefland herrschte eine Savannenlandschaft vor, deren Bodenhöhe kaum einmal über 200 Metern liegt. Da die Gegend schon immer tektonisch sehr aktiv war, ist ihr Boden mit vielen Mineralien angereichert, wodurch sie für den Ackerbau sehr attraktiv wurde.

Im mexikanischen Bundesstaat Chiapas, in Guatemala und in Belize ist im Tiefland das Klima tropisch, ausgedehnte Dschungelwälder prägen hier das Landschaftsbild. Entlang der Pazifikküste von Guatemala und Chiapas erstreckt sich das Hochland mit durchgehend mildem Klima, die Wälder sind von Nadelbäumen geprägt. Im Hochland gibt es zahlreiche Vulkane, von denen die meisten als geologisch aktiv gelten.

Geschichte

Frühe Präklassik (ca. 3000–900 v. Chr.)

In der Frühen Vorklassik kommt es am Ende der Archaischen Periode zu ersten dauerhaften Siedlungen und zur Entwicklung der Landwirtschaft. Erste den Maya zugerechnete archäologische Funde aus Cuello (Belize) werden auf etwa 2000 v. Chr. datiert. Von diesem Ort soll eine Aufspaltung und Migration nach Norden (Golf von Mexiko) stattgefunden haben. Vor oder um 1500 v. Chr. wurde Lamanai (Belize) gegründet,[1] das etwa 3000 Jahre permanent bewohnt wurde, damit zu den am längsten besiedelten Städten der Maya gehört. Um ca. 1100 v. Chr. wurden Jäger in Copán (Honduras) ansässig. Ca. 1000 v. Chr. entstand Cahal Pech (Belize) und blieb bis ca. 700 n. Chr. bewohnt.

Mittlere Präklassik (ca. 900–400 v. Chr.)

In der mittleren Vorklassik kommt es zur durchgehenden Besiedlung im gesamten Mayagebiet und zur Entwicklung von Handel zwischen den Städten. Etwa im 7. Jahrhundert v. Chr. finden sich die ersten Siedlungsspuren im Gebiet von Tikal in Guatemala. Am Golf von Mexiko lassen sich etwa 500 v. Chr. erstmals Siedlungsbauten und steinerne Tempel nachweisen. Zu den ersten großen Städten der Maya gehören El Mirador mit der höchsten bekannten Maya-Pyramide (72 m) und Nakbé im heutigen Guatemala, von denen letztere ihre Glanzzeit zwischen 800 und 400 v. Chr. hatte.

Späte Präklassik (ca. 400 v. Chr. – 250 n. Chr.)

In der späten Vorklassik entstehen durch starkes Bevölkerungswachstum große Mayazentren und es kommt zur Bildung von Herrschereliten. Die Verwendung von Kalkstuck für Straßen auf Dämmen und für "monumentale architektonische Zierelemente" z.B. an Treppen usw. (siehe z.B. das Kapitel "Stuck - das künstlerische Medium der späten Präklassik", [2]) bildet ein wesentliches Element der architektonischen Entwicklung der späten Präklassik.

Frühe Klassik (ca. 250–600 n. Chr.)

In Tikal findet sich die erste datierte Maya-Stele von 292 n. Chr. Im Jahr 562 kommt es zu einem großen Krieg zwischen Calakmul und Tikal. Chichén Itzá wurde um das Jahr 650 gegründet.

Späte Klassik (ca. 600–900 n. Chr.)

Die klassische Maya-Zivilisation umfasste eine Reihe von Stadtstaaten, die jeweils einen eigenen Herrscher und ihm untergebene Verwalter hatten. Mit der Ausbreitung über die ganze Halbinsel Yucatán erreichte die Hochkultur der Maya ihre Blütezeit. Zu dieser Zeit wurden auch Uxmal und Cobá gegründet. Weitere wichtige Städte waren Tikal, Calakmul, Bonampak und Quiriguá. Viele Städte waren durch Dammstraßen (Sakbe) miteinander verbunden. Die Städte hatten teilweise mehr als 10.000 Einwohner und waren damit größer als die größten Städte des damaligen Mitteleuropa.

Zu den Maya-Zentren der Klassik gehören unter anderen Bonampak, Calakmul, Caracol, Xunantunich, Lubaantun, Copán, Dos Pilas, Nakum, Naranjo, Palenque, Piedras Negras, Rio Azul, Tikal, Yaxchilán oder Yaxha. Funde aus der Spätklassik wie auch der Zeit seit der Späten Präklassik wurden in der Höhle Actun Tunichil Muknal in Belize gemacht, in der neben Skelettresten auch Keramiken und Steinzeug gefunden wurden.

Der Kollaps der Maya-Zentren im zentralen Tiefland

Bereits im 9. Jahrhundert kommt es zur Aufgabe einzelner Maya-Zentren im südlichen Tiefland und in der Folgezeit zu einem rapiden Bevölkerungsverlust in der gesamten Zentralregion Yucatáns. Zahlreiche Städte werden verlassen, die Bewässerungssysteme verfallen. Nach der Mitte des 10. Jahrhunderts werden im gesamten Tiefland keine monumentalen Steinstelen mehr errichtet. Der Zusammenbruch der Maya-Gesellschaft ist Gegenstand einer breiten und langanhaltenden Forschungsdiskussion. Dabei lassen sich zwei Hauptansätze unterscheiden: ökologische und nicht-ökologische Erklärungsmodelle.

  • Die nicht-ökologischen Erklärungsmodelle umfassen Erklärungsansätze der unterschiedlichsten Art, wie Invasionen, Katastrophen und Epidemien. Archäologische Belege für das Eindringen der Tolteken in Nordyucatán (Seibal) scheinen die Invasions-Hypothese zu stützen. Die Mehrzahl der Maya-Forscher bezweifelt jedoch, dass eine Eroberung als Hauptgrund für den flächendeckenden gesellschaftlichen Zusammenbruch im Tiefland infrage kommt. Als ein weiterer Grund für den Zusammenbruch der klassischen Maya-Gesellschaft im zentralen Tiefland wird das Ende der Metropole Teotihuacán in Zentralmexiko diskutiert, welches angeblich ein außerordentliches Machtvakuum hinterließ, das sich bis nach Yucatán hin auswirkte und von den rivalisierenden Stadtstaaten der Maya nicht ausgefüllt werden konnte. Dagegen spricht jedoch, dass der Untergang Teotihuacáns mittlerweile eher in das 6./7. Jahrhundert datiert wird, also noch vor der kulturellen und machtpolitischen Hochblüte der klassischen Maya im 8. Jahrhundert stattgefunden hat.[3] Wahrscheinlich lässt sich mit dem Niedergang der zentralmexikanischen Metropole eher die Schwächephase in der Geschichte Tikals erklären, nicht jedoch der Kollaps der Maya im 9. Jahrhundert.[4]
  • Die ökologischen Erklärungsmodelle konzentrieren sich auf das Verhältnis zwischen Mensch und Umwelt. Während der späten klassischen Periode scheint sich dieses Verhältnis deutlich verschlechtert zu haben. Einer stark gewachsenen Bevölkerung stand eine begrenzte Ackerbaufläche mit zum Teil nur geringwertigen Böden gegenüber, die – trotz Bewässerung – offenbar hauptsächlich im traditionellen und flächenintensiven Milpa-System bearbeitet wurde. Aufgrund dieser Beobachtungen formulierte Orator Fuller Cook im Jahre 1921 seine Hypothese der Bodenverarmung.[5] Die Vermutung, dass Klimaschwankungen und insbesondere Dürren für den Untergang der Hochkultur verantwortlich gewesen seien, hat durch den Nachweis verminderter Niederschläge im 9. und 10. Jahrhundert in Venezuela unter Leitung des Geologen Gerald Haug im Jahre 2003 Auftrieb erhalten.[6] Computersimulationen des NASA-Forschers Benjamin Cook haben ergeben, dass die Dürren durch die starken Rodungen verstärkt wurden, man hier also wahrscheinlich von einer durch den Menschen mit beeinflussten lokalen Klimaveränderung sprechen kann.[7] Die Wissenschaftler Martín Medina-Elizalde vom Yucatán Center for Scientific Research in Mexico und Eelco Rohling von der University of Southampton in England bestätigten im Februar 2012 diese These. Wie sie im Wissenschaftsmagazin Science schrieben, fanden sie bei einem Vergleich der Niederschlagsmengen zwischen dem Jahr 800 und dem Jahr 950 heraus, dass diese um bis zu 40 Prozent zurückging, was ihrer Ansicht nach verheerende Dürren auslöste.[8]

Postklassik (ca. 900–1697)

Politische Gliederung Yucatáns um 1500

Der Epoche der Postklassik gemein ist ein alle Lebensbereiche durchdringender Einfluss aus dem nördlicheren Mesoamerika. Wesentliche Kulturelemente der Klassik blieben jedoch erhalten. Obwohl das die Klassik bestimmende Gottkönigtum endete, war es nach wie vor der Adel, welcher an der Spitze der Gesellschaft die Geschicke der Maya bestimmte. Die Schrift war durchgängig in Gebrauch, ebenso der Kalender, wenn auch die Lange Zählung nicht mehr angewandt wurde. Auch die meisten verehrten Götter waren bereits aus der Klassik bekannt. Es bildeten sich auf Yucatán und im Hochland zwei unabhängige Zentren der Mayakultur heraus, zwischen denen nur wenige kulturelle Wechselwirkungen bestanden, die jedoch dennoch eine sehr vergleichbare Entwicklung nahmen. Entsprechend ist das Ende der Postklassik auch differenziert festzusetzen. Während das Hochland bereits in den 1520er Jahren unterworfen wurde, konnten die Spanier auf Yucatán erst in den 1540er Jahren ihre Herrschaft tatsächlich etablieren. In Petén fand die Mayakultur der Postklassik erst 1697 ein jähes Ende.

Nach dem Kollaps der klassischen Mayakultur im Tiefland hatten die Zentren im Norden Yucatáns noch einige Zeit Bestand. So hatte Uxmal seine kulturelle Blüte erst im 9. und 10. Jahrhundert, als etwa Copán und Palenque bereits verlassen waren. Im 12. Jahrhundert scheint auch Uxmal verlassen worden zu sein. Spätestens ab dem 13. Jahrhundert lassen sich auf Yucatán in der Architektur, Keramik, Kultur und Religion vermehrt toltekische Einflüsse feststellen. Den Chilam Balam zufolge wäre Chichén Itzá, das zuvor die bestimmende Macht Yucatáns war, 1221 erneut verlassen worden und es beginnt eine Vorherrschaft der Cocom welche ihre Residenz Ich Paa gründen und weite Teile Yucatáns dominierten. (Vgl. auch die sogenannte Liga von Mayapán.) Erst 1441 wurde diese durch einen Aufstand, angeführt von den Xiu welche mit Uxmal in Verbindung gebracht werden, das auch tatsächlich auf deren nachmaligen Territorium lag, gebrochen. Der Konflikt zwischen den Xiu und Cocom als den führenden Familien blieb Yucatán erhalten, noch die Spanier konnten davon partizipieren. Im gleichen Zeitabschnitt wurden klassische Zentren wie Cobá, Ek Balam oder Izamal wiederbesiedelt. In Xuch, Puuc-Region, etwa 15 km südwestlich von Uxmal wurde von der Klassik bis ins 16. Jahrhundert kontinuierlich Monumentalarchitektur errichtet. Auch Dzibilchaltún und Lamanai sind von der Klassik bis in die frühe Kolonialzeit durchgängig bewohnt gewesen. Jedenfalls bildeten sich nach dem Fall Chichén Itzás oder spätestens dem Mayapans ca. 16 unabhängige Fürstentümer auf Yucatán heraus, die bis in die Zeit der Konquista bestand hatten. Urbane und kulturelle Zentren der Postklassik, mit mehreren tausend Einwohnern waren vor allem die Residenz- oder Hauptstädte der einzelnen Fürstentümer. Zu nennen sind auf Yucatán vor allem Kaan Peec, Champoton (Chanputun), Maní, Motul, Sotuta, Tihosuco, Tecoh und Ch’aak Temal. Allein im Fürstentum Ecab an der Westküste gab es zahlreiche Orte wie El Rey, El Meco, Polé, Xel Há, Zama oder Muyil, die sämtlich über Steinarchitektur, teilweise monumentalen Ausmaßes verfügten. San Gervasio auf Cozumel und Tiho waren zudem überregionale religiöse Zentren der Götter Ix Chel und Itzamná. Auch Uxmal, mehr noch Chichén Itzá wurden nach wie vor für kultische Handlungen aufgesucht. Die Ko`woj-Maya und die Itzá verließen in der Postklassik im Zuge der genannten Umbrüche Yucatán und zogen nach Petén um mit Topoxté bzw. Tayasal neue Zentren zu gründen, wovon letzteres zudem für die gesamte Mayakultur am längsten Bestand haben sollte.

Auch in Chiapas, im Hochland des nachmaligen Guatemala und in El Salvador verlief die Entwicklung der postklassischen Mayakultur vergleichbar. So wurden etwa Casa Blanca, Tazumal und San Andrés erst um 1200 aufgegeben, ersteres jedoch weiterhin als Kultstätte besucht. Ein kultureller Einfluss aus dem nördlicheren Mesoamerika machte sich auch hier bemerkbar. So wurden bspw. Doppeltempel nach dem Vorbild des Templo Mayor errichtet. Die Mam wählten um 1250 Zaculeu zu ihrer Hauptstadt. Im Hochland begann der Aufstieg der K’iche mit ihrer Hauptstadt Q'umarkaj, die vor allem durch militärische Expansion ihr Einflussgebiet stetig vergrößerten, bis sie zum Ende des 15. Jahrhunderts durch ihre Nachbarn und ehemaligen Verbündeten die Cakchiquel gestoppt wurden. Letztere entführten das Götterbild des Tohil in ihre Hauptstadt Iximché, infolgedessen die K’iche ihre Kriegszüge zumindest gegen die Cakchiquel einstellten, das Hochland jedoch weiterhin zu dominieren versuchten. Nachdem die Mexica 1486 Xoconochco erobert hatten, wurden auch die K’iche 1510 zu Tributzahlungen aufgefordert. Erst dadurch kehrte eine gewisse Ruhe in der Region ein. Jedoch blieb auch hier die erbitterte Feindschaft zwischen den K’iche und den Cakchiquel bis in die Zeit der Konquista erhalten und katalysierte schließlich dort den Untergang der Mayakultur bereits in den 1520er Jahren.

Spanische Konquista und Kolonialzeit (1520–1821)

Malinche und Hernán Cortés.
Altmexikanische Bilderhandschrift der Tlaxcalteken aus dem 16. Jahrhundert (Lienzo de Tlaxcala).

1511 landeten 13 spanische Schiffbrüchige auf Yucatán, wo zu diesem Zeitpunkt 16 unabhängige Fürstentümer existierten. Als der Konquistador Hernán Cortés 1519 auf Yucatán ankam, lebten nur noch zwei von ihnen. Einer der Überlebenden, Gerónimo de Aguilar, zog mit Cortés weiter nach Mexiko und half ihm als Übersetzer.[9] Der andere Überlebende, Gonzalo Guerrero, wollte weiter mit den Maya leben und kämpfte später mit ihnen gegen die Spanier.

1527 zog ein Veteran von Cortés’ Truppen, Francisco de Montejo, mit 400 Männern nach Yucatán, um es zu unterwerfen. Zuerst bekam er sogar Unterstützung von der indigenen Bevölkerung, doch als diese seine Absichten erkannte, bekämpfte sie ihn. Auch Krankheiten und Unterernährung machten den Eindringlingen zu schaffen, teilweise plünderten sie in der Folge Felder der Maya. Schließlich trat Francisco de Montejo das Kommando an einen seiner Untergebenen, Alonso Davila, ab, der ebenfalls ein Veteran aus Cortés’ Truppe war. Dieser konnte sich jedoch nicht gegen die Maya wehren und rettete sich mit den letzten Überlebenden nach Honduras. Inzwischen versuchte sein Sohn, welcher ebenfalls Francisco de Montejo hieß, von Westen her Yucatán zu erobern. 1532 erdachte er den Plan, tief in Zentralyucatán eine Stadt zu errichten, den er auch mit der Stadt Ciudad Real umsetzte. Die angrenzenden Maya zogen jedoch einen Belagerungsring um die Stadt und die 200 Spanier mussten auf Grund von Nahrungsmangel fliehen. Die Nachricht von Francisco Pizarros Eroberung Tawantinsuyus und die großen Goldfunde dort ereilte die Expedition, und trotz großer Strafandrohung desertierten viele Männer nach Peru.

Nun gingen die Spanier diplomatischer vor, die Provinz Maní wurde friedlich unter spanische Herrschaft gebracht, die dort herrschenden Xiu stellten sogar Hilfstruppen zur Verfügung, vermutlich um auf diese Weise Rache an den Kokom zu nehmen, die lange im Krieg mit ihnen lagen. Der Plan der Spanier war jetzt, drei Städte in Yucatán zu errichten, der ihnen auch 1544 durch die Gründung von Mérida, Valladolid und Salamanca de Bacalar gelang. Es wurde entschieden, dass das Land von Mexiko aus verwaltet werden sollte.

Schließlich wurden Versuche unternommen, die Maya zu christianisieren, unter anderem durch den Mönch Diego de Landa. Berühmtheit erlangte Diego de Landa, als er mit harter Hand gegen die Maya vorgehen ließ, die sich nicht zum christlichen Glauben bekehren und anstatt dessen an ihren religiösen Ritualen festhalten wollten. Dies gipfelte in einem Urteil, das am 12. Juli 1562 abgehalten wurde und bei dem de Landa aufgrund seines religiösen Eifers vor dem Franziskanerkloster in Maní alles in Maya Geschriebene sowie die religiösen Figuren und Symbole der Mayas verbrennen ließ, was zur Folge hatte, dass uns heute nur noch Teile von vier Maya-Codices erhalten geblieben sind und noch heute einen kleinen Einblick in die Vergangenheit der Maya geben. In seinem Werk Relación de las cosas de Yucatán schildert de Landa die Geschehnisse von Mani. Später wurde er in Spanien dafür angeklagt, allerdings 1569 in allen Anklagepunkten freigesprochen und 1571 sogar zum Bischof von Yucatán ernannt.

Am Ende der Eroberung waren die Spanier nur mehr nominell Herrscher über das Mayagebiet, in Wirklichkeit jedoch waren ganze Landstriche aufgrund von Kriegen und vor allem Seuchen entvölkert. Die ehemals herrschenden Fürstengeschlechter und führenden Familien der Maya blieben dennoch, nicht selten wenigstens bis ins 18. Jahrhundert in führenden Positionen der Verwaltung. Die Cupul-Maya, die noch 1546 einen Aufstand gegen die Spanier begannen, nannten sich sogar die „unbesiegbaren Cupul“, da sie militärisch nie bezwungen wurden.

19. und 20. Jahrhundert

Ungefährer Machtbereich der zeitweise unabhängigen Maya um 1870


Ab 1847 rebellierten die Nachkommen der Maya im sogenannten Kastenkrieg gegen die Autorität des mexikanischen Staates und bauten um den 1850 errichteten Tempel des Sprechenden Kreuzes ihre Hauptstadt Chan Santa Cruz, die erst 1901 von der mexikanischen Armee erobert werden konnte.

Gegenwart

Heute leben rund 6,1 Millionen Maya[10] in Mexiko (auf Yucatán, in Chiapas und in Tabasco) sowie in Belize, in Guatemala, in Honduras und in El Salvador, wobei die ursprünglich in El Savador lebenden Pocomam und Chortí im 20. Jahrhundert in ihrer eigenständigen Kultur und Sprache infolge staatlich gewalttätiger Unterdrückung ausgerottet wurden. Durch den guatemaltekischen Bürgerkrieg haben sich jedoch ca. 12.000 Kekchí in El Salvador angesiedelt. Eine noch kleinere Gruppe Kekchí lebt in Honduras, wie ca. 4.000 Chortí im Wesentlichen im Gebiet um Copán. In Guatemala zählen etwa 40 Prozent (ca. 5 Mio. Menschen) der Gesamtbevölkerung zu den Maya, in Belize sind es rund zehn Prozent was etwa 35.000 Personen ausmacht, darunter Lacandonen, Kekchí und Mopan. In Mexiko zählen die Mayathan (etwa 800.000 Angehörige), Tzeltal (etwa 470.000 Angehörige) und Tzotzil (etwa 430.000 Angehörige) zu den größeren Maya-Völkern.

Auch heute noch leben die meisten Maya vom Maisanbau. Die heutige Mayareligion ist eine Mischung aus Christentum und alten Maya-Traditionen. Jede Maya-Gemeinde hat ihre eigenen religiösen und weltlichen Oberhäupter. Opfergaben von Hühnern, Gewürzen oder Kerzen sind üblich. Die einzelnen Mayagruppen identifizieren sich über besondere Elemente ihrer traditionellen Kleidung, in der sie sich jeweils von anderen Maya-Gruppen unterscheiden und deren Ornamentik anteilig magisch symbolische Funktion besitzen (siehe hierzu Artikel: Chamula).

Als noch sehr traditionell lebende Gruppe sind die Lacandon-Maya in Chiapas bekannt. Der deutsche Schriftsteller B. Traven schreibt in einem Reisebericht von 1928, dass die meisten Lacandonen unbekleidet gewesen sind.[11] Heute tragen nur noch wenige von ihnen die weiße Baumwollkleidung, die auch auf alten Abbildungen zu sehen ist. Und auch das Christentum hatte bei ihnen bis vor kurzem allenfalls sehr oberflächlich Einzug gehalten. Durch Tourismus und die Mission evangelikaler Gruppen ist allerdings auch die Lakandonen-Gesellschaft dabei, sich stark zu verändern; trotz des Festhaltens an mancherlei Traditionen hält der technische und wirtschaftliche Fortschritt bei diesen Maya verstärkt Einzug. Immer mehr von ihnen tragen mittlerweile moderne Kleidung, haben Strom, Radios oder auch Fernsehen; und in den Maya-Dörfern gibt es bereits das eine oder andere Auto. Eine besondere Vorliebe haben Lacandonen für Armbanduhren entwickelt. Diese tragen sie so zahlreich wie eben möglich an ihren Unterarmen und sind immer begehrte Tauschobjekte. Manche Maya leben inzwischen auch vom Tourismus, da immer mehr Besucher die Welt der Maya und die alten Bauwerke kennenlernen wollen.

Eine besondere Situation besteht bei den von den Zapatistas kontrollierten Dörfern der Maya im mexikanischen Bundesstaat Chiapas, die in den letzten Jahren eine weitgehende Autonomie gewonnen haben und sich selbst verwalten. Dort leben vor allem Mayas vom Stamm der Tzotzil. Die Hauptstadt dieses Stammes ist Chamula.

Religion

Gottkönigsstädte im Regenwald[12]

Auffällig an den Ruinenstätten der Maya-Kultur ist das Vorherrschen religiöser Bauten. Deren ethnische Religion und ihre Funktionäre (Priester u. a.) scheinen im Leben der klassischen Maya eine herausragende Rolle gespielt zu haben. In klassischer Zeit wurden die Stadtstaaten zumeist von Königen geleitet, die die höchste oder doch zumindest eine sehr wichtige religiöse Funktion innehatten. Darstellungen zeigen allerdings, dass sich gerade auch Herrscher und Führungsschicht der Mayagesellschaft den religiösen Ritualen unterwarfen.

Zeit und Kosmos

Ähnlich anderen mesoamerikanischen Völkern glaubten die Maya an einen zyklischen Charakter der Zeit. Die Rituale und Zeremonien waren eng mit den astronomischen und irdischen Zyklen der Natur verbunden. Immer wiederkehrende Vorgänge wurden systematisch beobachtet und in verschiedenen Kalendern der Maya verzeichnet.[13] Die Aufgabe der Maya-Priester lag darin, die Zyklen zu interpretieren, was insbesondere dadurch geschah, dass verschiedene Zyklen (Kalendermessungen) numerisch aufeinander bezogen wurden.

Nach populären Büchern von José Argüelles und Adrian Gilbert u. a. wurde in esoterischen Kreisen für den 21. Dezember 2012 (oder 28. Oktober 2011)[14] über einen Bewusstseinssprung oder einen Weltuntergang z. B. durch eine riesige, alles verschlingende Überschwemmung am Ende des Baktun-Zyklus diskutiert (siehe Mayanismus). Der Baktun-Zyklus (die lange Zählung) ist jedoch nur ein zyklischer Zeitraum unter mehreren. Enden die kürzeren Zyklen, so springt die Zählung entsprechend weiter.[15]

Die Erforschung der Mythologie der Maya kann sich nur auf die Interpretation sehr weniger Quellen stützen und ist Gegenstand anhaltender wissenschaftlicher Debatten. Gesichert scheint jedoch, dass die Maya sich den Kosmos in (mindestens) drei Ebenen gegliedert vorstellten, nämlich Unterwelt, Erde und Himmel.

Götter und Opfer

Cenote in Chichén Itzá, neben zahlreichen Opfergaben barg man vom Grund dieses Cenotes über fünfzig Skelette

Die Maya-Religion war polytheistisch, wobei die Götter der Maya analog den Menschen als sterbliche, menschen- oder tierähnliche Wesen vorgestellt wurden. Wie bei den Azteken und anderen mittelamerikanischen Religionen auch, dienten Opfer daher auch nicht allein dazu, die Götter gewogen zu machen, sondern auch, um die Götter in gewisser Weise am Leben zu erhalten. So wird die durchaus übliche Darstellungsweise in der Maya-Kunst verständlich, die uns Könige zeigt, welche einen Gott als Säugling im Arm tragen. Gleichwohl wurden die Götter zugleich als Wesen vorgestellt, die uralt sein konnten.

Trotz der Vielzahl an Göttern hat die Maya-Religion eine dualistische Ausrichtung: So hat vor allem das „Weltelternpaar“ (wie bei den meisten Feldbauern) eine wichtige Bedeutung, dass aus dem alten Sonnengott und der jungen Mondgöttin gebildet wird. Das Leben wird als (beschwerlicher) Weg von Osten (duale Symbole: Mondaufgang, Leben, Farbe Rot) nach Westen (Sonnenuntergang, Tod, Farbe Schwarz) betrachtet.[16]

Wie bei anderen Kulturen Mittelamerikas spielt auch bei den Maya das (rote, lebenserhaltende) menschliche Blut eine besondere Rolle. Hochgestellte Persönlichkeiten gewannen das Blut etwa, indem sie sich dornige Fäden durch Lippe oder Zunge zogen oder auch den Penis mit Seeigelstacheln anstachen. Abbildungen aus klassischer Zeit verbinden das dargestellte Blutopfer zudem oft mit der Darstellung einer sogenannten Visionsschlange. Ob dies ein Hinweis darauf ist, dass der Blutverlust zu religiösen Eingebungen führte, ist bis heute ungeklärt. Aus Sicht der Maya war das Blut Sitz der Seele und Lebenskraft, die Seele selbst stellte man sich jedoch luft- oder rauchförmig vor (Atemseele). Daher fing man das gewonnene Blut durch Papierstreifen auf, die man anschließend verbrannte.

In der Religion der Maya waren Menschenopfer durchaus üblich. Die Art der rituellen Hinrichtungen reichte von Köpfen, Ertränken (z. B. in Cenotes), Hängen, Steinigen, Vergiften, Verstümmeln bis hin zu lebendig Begraben oder Aufschlitzen des Bauches und das Herausreißen des noch schlagenden Herzens. Letzteres ist vor allem für die Postklassik indirekt (über Kultgegenstände, siehe Chak Mo'ol) belegbar. Geopfert wurden sowohl Kriegsgefangene als auch Mitglieder der eigenen Gruppe, auch aus der Oberschicht. Die Bedingungen, wer wann, wie und wo geopfert wurde, werden zurzeit noch erforscht. Sicher – und durch Darstellungen gut belegt – ist die Tötung von Kriegsgefangenen im größeren Maßstab, vielleicht aus der Oberschicht des gegnerischen Staates. Ob die Maya jedoch wie die Azteken Kriege nur zur Gewinnung von möglichen Menschenopfern geführt haben oder die Könige mit der Opferung ihrer Gegner nur ihre Macht vor den Menschen und ihre Pietät vor den Göttern belegen wollten, ist noch unklar. Zwar war die Mayakultur sehr kriegerisch, doch ist es unwahrscheinlich, dass die Maya im Umfang der Menschenopferung auch nur annähernd den Azteken gleichkamen. Das frühere Bild jedoch, dass sich die Maya im Gegensatz zu den Azteken durch Friedlichkeit und nur sehr seltene Opferungen auszeichneten, wurde durch neuere Forschungsergebnisse (insbesondere seit die Schrift 1973 teilweise entziffert wurde) deutlich relativiert. Der Unterschied in der Wahrnehmung von Azteken und Maya hat historische Ursachen: Als die Spanier in Mittelamerika eintrafen, wurden sie noch Augenzeugen der aztekischen Religionsausübung, während die klassische Maya-Kultur längst untergegangen war. In den postklassischen Städten im Norden Yucatáns hatte sich die Kultur hingegen deutlich verändert. So lässt sich zum Beispiel an den Bauten der heutigen Ruinenstädte aus der Zeit der spanischen Eroberung gut ablesen, dass die Religion offensichtlich nicht mehr die herausragende Rolle spielte wie in der Zeit der Klassik.

Viele herausragende kulturelle Leistungen der Maya sind eng mit ihrer Religion verbunden, hierzu zählen Kalenderwesen, Schrift und Bauwesen.

Architektur

stilisierte Maya-Hütte am Dach eines Palastgebäudes in Uxmal

Maya-Hütten

Ausgangspunkt für die spätere Entwicklung ist die sogenannte Maya-Hütte, ein – zum Schutz vor eindringendem Wasser und am Boden lebenden Tieren – meist geringfügig erhöht stehender Bau aus ca. 2 m langen Ästen, die mit Hilfe von dünnen Zweigen oder Pflanzenfasern zusammengebunden waren; dies erfolgte meist auf drei Ebenen: unten, in der Mitte und oben. Die etwa 3 m breiten Schmalseiten der insgesamt ca. 8 bis 10 m langen Hütten waren abgerundet – es gab also keinen Giebel. Die Dächer waren mit Schilf oder Maisstroh gedeckt. Die Hütten hatten nur eine Tür und keine Fenster. Im Innern dienten Querhölzer zur Stabilisierung der Außenwände und zum Befestigen von Körben oder Tüchern mit Nahrungsmitteln etc. Die noch heute in nahezu unveränderter Art gebauten Hütten sind in vielfältiger Weise an den Außenwänden der späteren Steinbauten abgebildet worden.[17]

Steinarchitektur

Dzibilchaltún, 'Tempel der 7 Puppen' (6./7. Jh.)
Palenque, 'Tempel der Inschriften' (7. Jh.)
Uxmal, 'Gouverneurspalast' (8./9. Jh.)
'Bogen von Kabah' (8./9. Jh.)

Viele Bauwerke der Maya haben den Kollaps ihrer Kultur als Ruinen überdauert und zählen zu den reichhaltigsten Zeugnissen der präkolumbischen Völker Amerikas. Die heute sichtbaren Überreste bestehen ausschließlich aus Steingebäuden; Bauwerke aus Holz oder Lehm sind aufgrund der Witterung Mittelamerikas im Laufe der Jahrhunderte verrottet und allenfalls als Fundamentspuren erhalten.

Von den Bauten der Maya haben sich vor allem zwei unterschiedliche Grundtypen erhalten: Die in vertikaler Ausrichtung errichteten Tempelpyramiden und die in vorwiegend horizontaler Ausrichtung erbauten Palastanlagen; beiden Typen gemeinsam ist das Fehlen von Giebelfronten. Die Pyramidenbauten dienten, anders als die Pyramiden der Ägypter, nur selten als Grabmäler, sondern fanden vor allem als Unterbau von Opferstätten eine kultische Verwendung. Auf ihrer Spitze befand sich in der Regel ein Tempel auf der die Opferzeremonien durchgeführt wurden. Die genaue Verwendung der sogenannten Paläste ist dagegen unklarer und nicht vollständig erforscht. Ob sie dem Stadtadel oder der religiösen Kaste als Wohnstätten oder den Pyramiden gleich zu rituellen Zwecken dienten, ist nicht gesichert.[18] Neben den Palästen und Pyramiden gab es Mischformen aus beiden Gebäudetypen, zu den weiteren bedeutenden Bauwerken gehören unter anderem „Triumphbögen“, die manchmal den Beginn (oder das Ende) einer Prozessionsstraße (sacbé) markierten, sowie die steinernen Einfassungen der Ballspielfelder und die Observatorien.

Die Maya erfanden eine Form des Betons und entwickelten einen Schalenbau, indem doppelte Mauern aus behauenem Stein ausgegossen und verfüllt wurden.[19] Als Baustoff diente vor allem gestampfte Erde, der reichlich vorhandene Naturstein und auch eine Form von Stuck. Der für den Maya-Beton und -Stuck notwendige Kalk wurde in einfachen Schichtöfen gebrannt.[20] Kennzeichnend für die Maya-Architektur ist das völlige Fehlen von Rundbögen und echten Gewölben.[19] Diese waren den Maya unbekannt und der Stil ihrer Baukunst ist somit sehr von horizontalen, vertikalen und gewinkelten Linien geprägt. Aus der Verwendung von Kraggewölben ergab sich, dass Innenräume nicht besonders weit überspannt werden konnten und somit relativ klein und eng – ihren Hütten gleich – blieben. Anstelle weniger großer Räume entwickelten die Maya stattdessen häufig eine Reihenfolge zahlreicher kleinerer Räume, die zu sogenannten Kammerpalästen mit ornamentalen Grundriss führten.[18] Da die Maya zudem so gut wie keine Fenster nutzten und Licht lediglich durch die Türöffnungen einfiel, entwickelten sie keine bedeutende Innenarchitektur. Ihre Bauten waren vor allem auf die Außenwirkung konzipiert und die vorwiegend liturgischen Zwecken dienenden Räume waren allenfalls mit Wandbehängen geschmückt, selten wurden auch Spuren von Malereien gefunden.

Ein weiteres Merkmal der Maya-Architektur ist, dass ältere oder zu klein gewordene Bauten in der Regel nicht abgerissen, sondern bei Bedarf vergrößert und überbaut wurden.[21] So sind im Inneren der Baumasse von vielen Tempeln und Pyramiden ihre Vorgängerbauten verborgen. Dies gibt der heutigen Wissenschaft die Möglichkeit, die bautechnische Entwicklung der Maya zu entschlüsseln. Stilistisch wiederkehrende Formen sind die mächtigen verzierten Dachgesimse, welche mit ihrem Eigengewicht die Kraggewölbe hielten oder die von den Spaniern sogenannten cresteria („Hahnenkämme“), Aufbauten aus komplizierten Steinornamenten zur Bekrönung der Dächer. Vielerorts wurden die Fassaden der Gebäude mit Masken und Tiermotiven dekoriert. Die Maya entwickelten in verschiedenen Regionen des von ihnen bewohnten Gebiets unterschiedliche Baustile und nahmen auch stilistische Einflüsse benachbarter Völker wie den Tolteken auf.[22]

Bemerkenswert ist, dass den Maya, ebenso wie den übrigen Völkern Amerikas (mit Ausnahme der Inkas, die in geringem Umfang Lamas nutzten), keine Lasttiere zur Verfügung standen, und dass das Rad (obwohl prinzipiell bekannt) als mechanisches Hilfsmittel nicht verwendet wurde. Die großen Mengen Baumaterial wurden daher ausschließlich durch Menschenkraft bewegt.

Politische und gesellschaftliche Situation

Die Maya waren vor allem außenpolitisch stark engagiert. Dies war unter anderem dadurch begründet, dass die einzelnen Stadtstaaten ständig untereinander rivalisierten und gleichzeitig die Handelswege zur Versorgung mit Ferngütern kontrollieren mussten. Die politischen Strukturen waren je nach Region, Zeitraum, Einzelvolk und auch nach Stadt unterschiedlich. Neben erblichen Königtümern unter der Herrschaft eines Ajaw (auch weibliche Herrscherinnen sind überliefert), treten oligarchische und aristokratische Herrschaftsformen auf. Bei den Quiché gab es verschiedene Adelsfamilien, die unterschiedliche Aufgaben im Staat wahrnahmen. In der Postklassik Nordyucatáns scheint es Städtebünde und kollektive Adelsherrschaften (Liga von Mayapán) gegeben zu haben, die in manchem an die antiken Handelsrepubliken Griechenlands erinnern. Auch demokratische Strukturen sind zumindest auf der unteren gesellschaftlichen Ebene zu beobachten: Die noch heute existierende Tradition, alle drei Jahre einen neuen Bürgermeister, den „Maya-Bürgermeister“, zu wählen, scheint bereits lange zu existieren.

Kriegswesen

Die Maya führten häufig untereinander Kriege. Eine Reihe von Historikern sehen darin sogar einen der Hauptfaktoren beim Untergang der klassischen Maya-Kultur. Diese These ist jedoch insofern fragwürdig (und wohl z. T. auch ein Erbe einer pazifistischen Ideologie), als bei den klassischen Maya die Bedeutung des Krieges und die kulturelle Blüte offenbar Jahrhunderte lang Hand in Hand gegangen waren. Beispielsweise kann auch in der klassischen griechischen Kultur die Bedeutung des Krieges kaum überschätzt werden. Allerdings kann eine solche Kriegstradition verheerend wirken, wenn sich die übrigen Bedingungen (Klima, aber auch die Entstehung eines übermächtigen Gegners) ändern. Unter diesen Umständen können ständig ausgeübte Kriege, zwischen im Prinzip weitgehend „gleichen“ Gegnern, den Niedergang aller drastisch beschleunigen. Tatsächlich finden sich eine Reihe von Indizien dafür, dass es in der Zeit des Niedergangs der klassischen Zentren vermehrt zu Kriegshandlungen kam.

Kriegsfunktionen

Die Kriegsausübung hatte bei den Maya vielfältige Funktionen. Sie diente politischen, wirtschaftlichen und auch religiösen Zwecken: Häufiges Ziel war die dynastische Kontrolle über konkurrierende Stadtstaaten, d. h. der Krieg wurde geführt, um eine feindliche Dynastie durch abhängige Herrscher zu ersetzen. In politischer Hinsicht ebenfalls wichtig war die Reputation, die siegreiche Herrscher und teilnehmende Adlige im Krieg gewinnen konnten. In wirtschaftlicher Hinsicht war die Kontrolle des Fernhandels sowie die „Einwerbung“ von Tributen wichtig; daneben wurden wohl auch einige Einwohner besiegter Städte versklavt. In religiöser Hinsicht konnten durch den Krieg Menschenopfer für religiöse Zeremonien gewonnen werden – ob Letzteres jedoch ein eigentliches Kriegsziel oder vielmehr ein willkommener Effekt eines Krieges war, ist bisher noch nicht endgültig geklärt. Bemerkenswerterweise wurde Krieg in aller Regel in klassischer Zeit nicht geführt, um eine gegnerische Stadt zu zerstören oder um ein gegnerisches Territorium dem eigenen Territorium einzuverleiben. Stattdessen wurde eine besiegte Stadt und ihr Gebiet über Tribute und ergebene und/oder verwandte Herrscher abhängig gemacht. Folgerichtigerweise kam es in klassischer Zeit auch nicht zur Ausbildung von territorial bestimmten größeren Königreichen. Vielmehr begnügten sich mächtige Herrscher mit dem Titel eines „Oberkönigs“ und abhängigen Königen, die auf ihren Herrscherstelen den Hinweis verewigten „König W von Y wurde eingesetzt durch König X von Z“. Ein entscheidender Nachteil des auf persönliche Abhängigkeit zielenden Herrschaftssystems der Maya war freilich, dass die Bindungen zwischen den Städten äußerst fragil waren und so regelmäßig Grund für neue Kriege bestand.

Bewaffnung

Die Maya-Krieger benutzten Speerschleudern („atlatl“), Blasrohre sowie mit Obsidian-Klingen ausgestattete Schlagwaffen wie Keulen, Speere, Äxte und Messer. Ebenfalls verwendet wurden Pfeil und Bogen. Diese scheinen jedoch in klassischer Zeit keine große Rolle gespielt zu haben, während Abbildungen aus der Zeit der spanischen Eroberung zahlreiche Kämpfe zeigen, in denen Pfeil und Bogen von (den allerdings hier verschanzten) Maya-Kriegern verwendet werden. Während Helme anscheinend wenig benutzt wurden, gebrauchten die Maya aber Schilde aus Holz und Tierhaut und auch aus gewebten Matten.

Formen des Kriegswesens

Über die Formen der Kriegsausübung bei den klassischen Maya ist man auf Mutmaßungen angewiesen. Spanische Darstellungen aus der Zeit der Eroberung zeigen uns zumeist einfach gekleidete Kämpfer im weißen Baumwollkostüm und mit dem typischen Rundschild, während ältere Darstellungen aus klassischer Zeit wie die Wandgemälde von Bonampak auch äußerst aufwändig kostümierte Krieger darstellen. Die aufwändige Kriegstracht – wahrscheinlich militärischen Führern und Spezialisten vorbehalten und vorausgesetzt, sie diente nicht nur der Siegesdarstellung nach dem Kampf, sondern kam wie bei den späteren Azteken auch zum Einsatz – kann man sich am besten veranschaulichen, wenn man sich traditionelle südamerikanische Karnevalskostüme vorstellt. Der Umstand, dass es sicher schwierig war, in solcher Kostümierung zu kämpfen, zeigt schon, dass Form und Funktion des Kampfes bei den Maya zum Teil offenbar anders waren als bei vergleichbaren Völkern (vor allem außerhalb Mittelamerikas).

Bei den Maya scheint es keine Soldaten („bezahlte Berufskrieger“) – also kein stehendes Heer im eigentlichen Sinn – gegeben zu haben, wahrscheinlich wurden im Kriegsfall wenige militärische Führer aus dem Adel um kurzfristig ausgehobene Bauern ergänzt. Dieses Rekrutierungsverfahren erlaubte es in Zeiten geringer bäuerlicher Arbeitslast, auch sehr große Kampfverbände zusammenzustellen.[23] Da nicht wenige Siege über Könige und ganze Städte überliefert sind, muss die militärische Mobilisierung von Zeit zu Zeit beträchtlich gewesen sein. Andererseits sind die erhaltenen Verteidigungsanlagen (Systeme aus Gräben und Palisaden) der Stadtstaaten bei weitem nicht so ausgebaut, wie man es von anderen Kulturen kennt. In der Zeit der Postklassik hingegen kommt es auch zur Anlage regelrechter Befestigungen. Besonders im südlichen Hochland, das dem Druck der Azteken ausgesetzt war, werden nun Siedlungen vermehrt auf Bergen angelegt und durch massive Steinbauten geschützt.

Krieg wurde offenbar nicht in Formation geführt, sondern es wurde anscheinend (wie weit die spanischen Überlieferungen auch für die klassische Zeit gelten, bleibt zu hinterfragen) ohne ersichtliche Taktik aufeinander gestürmt, um sich gegenseitig zu töten. Dieses Kampfprinzip setzt auf Geschwindigkeit, wer alleine überleben wollte, musste schneller und stärker als sein Gegner sein. Am Ende jeden Krieges, die offenbar fast immer für die Gegner verlustreich waren, wurden die Köpfe der toten Besiegten als Trophäen aufgespießt. Auch überfallartige Kriege wurden anscheinend in der Zeit der Klassik ausgetragen. Dabei entführte man zuerst den feindlichen König und opferte diesen, um im Anschluss die völlig verwirrten Bürger zu attackieren.

Siehe auch

Literatur

  • Viola Zetzsche: Maya: die letzte Botschaft der Götter; NOTSchriften-Verlag, Radebeul 2012, ISBN 978-3-940200-76-1.
  • Raimund Allebrand (Hrsg.): Die Erben der Maya: indianischer Aufbruch in Guatemala. Horlemann, Unkel (Rhein)/Bad Honnef 1997, ISBN 3-89502-063-X.
  • Gerard W. van Bussel: Der Ball von Xibalba. Das mesoamerikanische Ballspiel. Kunsthistorisches Museum mit Museum für Völkerkunde und Österreichisches Theatermuseum, Wien 2002, ISBN 3-85497-037-4.
  • Michael D. Coe: Das Geheimnis der Maya-Schrift: ein Code wird entschlüsselt. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1997, ISBN 3-499-60346-2.
  • Herbert Wilhelmy: Welt und Umwelt der Maya - Aufstieg und Untergang einer Hochkultur, 2. Auflage, Piper Verlag 1989, ISBN 3-492-11139-4
  • Arthur Demarest: Ancient Maya. The Rise and Fall of a Rainforest Civilization. Cambridge University Press, Cambridge 2005, ISBN 0-521-53390-2.
  • Jared Diamond: Kollaps. Warum Gesellschaften überleben oder untergehen. Fischer, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-10-013904-6.
  • Nikolai Grube (Hrsg.): Maya, Gottkönige im Regenwald. Könemann, Köln 2000, ISBN 3-8290-1564-X.
  • Klaus Helfrich: Menschenopfer und Tötungsrituale im Kult der Maya. Mann, Berlin 1973, ISBN 3-7861-3013-2.
  • Diego de Landa: Bericht aus Yucatan. Übersetzt aus dem Spanischen von Ulrich Kunzmann. Reclam, Stuttgart 2007, ISBN 3-15-020528-X.
  • Timothy Laughton: Die Lebenswelt der Maya. Bechtermünz, Augsburg 1999, ISBN 3-8289-0719-9.
  • Victor Montejo: Voices from Exile: Violence and Survival in Modern Maya History. University of Oklahoma Press, Norman 1999, ISBN 0-8061-3171-3.
  • Berthold Riese: Die Maya: Geschichte, Kultur, Religion. 6., durchges. Aufl., Beck, München 2006, ISBN 3-406-46264-2.
  • Jens Rohark & Mario Krygier: Don Eric und die Maya – 23. Dezember 2012 – Werden die Götter wiederkommen? docupoint, Magdeburg 2006, ISBN 3-938142-72-3.
  • Linda Schele & David Freidel: Die unbekannte Welt der Maya: das Geheimnis ihrer Kultur entschlüsselt. Weltbild-Verl., Augsburg 1995, ISBN 3-89350-737-X.
  • Éric Taladoire & Jean-Pierre Courau: Die Maya. Primus, Darmstadt 2006, ISBN 3-89678-278-9.
  • Henri Stierlin (Hrsg.): Maya: Guatemala, Honduras, Yukatan. Taschen, Köln 1994, ISBN 3-8228-9528-8.
  • B. Traven: Land des Frühlings, Büchergilde Gutenberg, Berlin, 1928.
  • David Webster: The Fall of the Ancient Maya: Solving the mystery of the Maya collapse. Thames & Hudson, London 2002, ISBN 978-0-5000-5113-9.

Weblinks

Commons: Maya - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Lamanai Archaeological Project site Angebot (englisch) an Studenten der Archäologie (2001)
  2. Nikolai Grube (Hrsg.): Maya, Gottkönige im Regenwald. Könemann, Köln 2000, ISBN 3-8290-1564-X.
  3. Nikolai Grube: Maya, Gottkönige im Regenwald. Könemann, Köln 2000, S. 103.
  4. Simon Martin, Nikolai Grube: Chronicle of the Maya Kings and Queens: Deciphering the Dynasties of the Ancient Maya. Thames & Hudson, London 2000, S. 40.
  5. O. F. Cook: Milpa agriculture, a primitive tropical system. In: Annual Report of the Board of Regents of the Smithsonian Institution = Annual report, 1919. Washington, D.C., 1921, S. 307–326.
  6. Gerald Haug et al.: Climate and the Collapse of Maya Civilization, in: Science 299, 2003, S. 1731–1735
  7. NASA: Ancient Dry Spells Offer Clues About the Future of Drought Artikel (englisch) zum Pre-Columbian Collapse der Maya, mit Video und Grafik, 8. Dezember 2011, abgerufen am 21. September 2013
  8. Warum die Maya-Kultur unterging, Focus, 24. Februar 2012.
  9. Cortés, Hernán: Die Eroberung Mexicos. Drei Berichte an Kaiser Karl V. S. 38
  10. Ethnologue.com
  11. B. Traven: Land des Frühlings, Büchergilde Gutenberg, Berlin 1928.
  12. Vgl. zur Überschrift den Buchtitel von Nikolai Grube: Maya, Gottkönige im Regenwald
  13. Franz Tichy: Codices und ihre Bedeutung für astrologische Vorstellungen und astronomische Erkenntnisse der Mexica und Maya. In: Carmen Arellano Hoffmann, Peer Schmidt: Die Bücher der Maya, Mixteken und Azteken. Die Schrift und ihre Funktion in vorspanischen und kolonialen Codices. Vervuert, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-89354-094-6, S. 307–342.
  14. Carl Johan Calleman: Why the Creation Cycles do not end December 21 2012, but October 28, 2011
  15. Eine detaillierte Auseinandersetzung mit den verschiedenen Zyklen und dem Problem der Zeitrechnung(en) findet sich z. B. bei Alexander W. Voß: Astronomie und Mathematik, In: Grube 2000, 131–143, besonders 136 ff.
  16. Miriam Schultze: Traditionelle Religionen in Nordamerika. In: Harenberg Lexikon der Religionen. Harenberg, Dortmund 2002, ISBN 3-611-01060-X. S. 901.
  17. Henri Stierlin: Maya, S. 94 f.
  18. 18,0 18,1 Henri Stierlin: Maya, S. 100
  19. 19,0 19,1 Henri Stierlin: Maya, S. 96
  20. Henri Stierlin: Maya, S. 133
  21. Henri Stierlin: Maya, S. 174
  22. Henri Stierlin: Maya, S. 59
  23. Vgl. zu beiden Aussagen Simon Martin: Unter einem tödlichen Stern. Krieg bei den klassischen Maya. In: Grube 2000, S. 175–185, hier S. 185
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