Spiritismus und Soziologe: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Spiritismus''' ist die Lehre und Praxis der Beschwörung von Geistern, die sich mit Hilfe eines [[Medium|Mediums]] sinnlich wahrnehmbar mitteilen sollen. Die häufigste Form ist die [[Totenbeschwörung]] oder Nekromantie.  
'''Soziologen''' befassen sich mit dem Zusammenleben der Menschen in der [[Gesellschaft (Soziologie)|Gesellschaft]] ([[Soziologie]]).


==Geschichte==  
== Aufgaben ==
Soziologen untersuchen Strukturen menschlicher Gesellschaften, erheben und analysieren soziologische Daten, erkunden soziale Phänomene wie [[Erziehung]], politische Willensbildung, [[Wikipedia:Kriminalität|Kriminalität]], [[Arbeitslosigkeit]], untersuchen die Strukturen sozialer Gebilde und [[Wikipedia:Institution|Institution]]en, wie [[Betrieb]]e, [[Familie (Soziologie)|Familien]], [[Politische Partei|Parteien]], [[Religionsgemeinschaft]]en.


Geisterbeschwörungen sind eine sehr alte und in vielen Religionen verbreitete Praxis. Die Begründung des modernen Spiritismus wird gewöhnlich den Schwestern [[Wikipedia:Fox-Schwestern|Margaret und Kate Fox]] und ihren Eltern zugeschrieben, die 1848 behaupteten, in einem Haus in Hydesville im US-Staat New York, das sie unlängst neu bezogen hatten, seltsame Klopfgeräusche zu hören, welche sie dem Geist eines ermordeten und im Keller begrabenen [[Wikipedia:Hausierer|Hausierer]]s zuschrieben. Die Familie übernahm die schon lange etablierte Technik der „Kommunikation“ mit derartigen „Klopfgeistern“, bei der jedem Buchstaben im Alphabet eine bestimmte Anzahl von Klopfzeichen zugeordnet wird, und suchte mit großem Erfolg die Öffentlichkeit. Bei der ersten öffentlichen Demonstration der „Fähigkeiten“ der Mädchen in [[Wikipedia:Rochester (New York)|Rochester]], New York, im November 1848 waren 400 zahlende Gäste zugegen. Bald traten auch andernorts solche Medien auf, hauptsächlich im [[Wikipedia:Evangelikalismus|evangelikal]] geprägten Nordosten der USA, und auf dem Höhepunkt dieser Welle um 1855 sollen eine bis mehrere Millionen US-Amerikaner von der Realität der angeblichen Geisterbeschwörungen überzeugt gewesen sein. Dabei verbreiteten sich schnell auch neue Methoden der „Kommunikation“ mit den Geistern wie das „automatische Schreiben“, bei der der Geist vermeintlich die Hand des Mediums führte, oder das Aussprechen der Gedanken der Geister durch in [[Trance]] versetzte Medien.<ref>John Patrick Deveney: ''Spiritualism'', in: Wouter J. Hanegraaff (ed.): ''Dictionary of Gnosis and Western Esotericism'', Leiden 2005, S. 1075f; Kocku von Stuckrad: ''Was ist Esoterik?'', München 2004, S. 201</ref>
Je mehr wirtschaftliche und soziale Probleme in einer Gesellschaft sichtbar werden, desto wichtiger wird soziologisches Fachwissen, um Erklärungsansätze zu gewinnen und Strategien zu entwickeln, wie diese Probleme analysiert und bearbeitet werden können. Allerdings, so mahnt beispielsweise der politische Autor [[Wikipedia:Helmut Dahmer|Helmut Dahmer]] seine Zunft, ist die seiner Beobachtung nach vorherrschende Soziologie unfähig, relevante Probleme der Gesellschaft lösungsorientiert zu elaborieren: „Der typische Soziologe von heute ist ein politisch desengagierter Spezialist, selbst wenn er gelegentlich mit ‚Politikberatung‘ Geld verdient. So verkennt die gegenwärtige Soziologie sich selbst und verfehlt ihren Beruf.<ref>Dahmer, Helmut (2001): ''Soziologie nach einem barbarischen Jahrhundert''. Wien: WUV Universitätsverlag, S. 17.</ref>


Das Neue, das den modernen Spiritismus gegenüber ähnlichen älteren Praktiken auszeichnete, war das große Interesse, welches ihm eine breite Öffentlichkeit entgegenbrachte. [[Wikipedia:Antoine Faivre|Antoine Faivre]] weist darauf hin, dass der Spiritismus etwa zugleich mit der klassischen [[Wikipedia:Phantastik|fantastischen Literatur]] und mit der sozialen Utopie des [[Wikipedia:Marxismus|Marxismus]] auftrat und dass unmittelbar vor dem großen Medienrummel um die Fox-Schwestern das Buch ''The Principles of Revelation'' von [[Wikipedia:Andrew Jackson Davis|Andrew Jackson Davis]] (1847), ein vielgelesenes Standardwerk des [[Mesmerismus]], in den USA erschienen war. Der Mesmerismus versuchte ebenfalls, wenn auch auf etwas andere Art („[[Animalischer Magnetismus|Magnetisierung]]“), mit Hilfe von Medien Informationen aus einer übersinnlichen Welt zu erhalten. Weitere wichtige Aspekte der Vorgeschichte waren die [[Mystik|mystische]] Lehre [[Emanuel Swedenborg]]s und die im französischen Illuminismus des späten 18. Jahrhunderts verbreiteten „Kommunikationen“ mit höheren geistigen Wesen. Im deutschen Sprachraum hatte [[Justinus Kerner]] 1826 beträchtliches Aufsehen erregt, indem er die später so genannte [[Friederike Hauffe|Seherin von Prevorst]] „magnetisierte“ und so dazu brachte, mit den Geistern Verstorbener zu kommunizieren, „Klopfgeister“-Erscheinungen hervorzurufen und von höheren geistigen Wesen empfangene Lehren zu verkünden. Schon 1794 hatte auch [[Johann Caspar Lavater]] von spiritistischen Sitzungen berichtet.<ref>[[Wikipedia:Wouter J. Hanegraaff|Wouter J. Hanegraaff]]: ''New Age Religion and Western Culture'', Leiden 1996, S. 436f; Antoine Faivre: ''Esoterik im Überblick'', Freiburg 2001, S. 109f; Stuckrad, S. 201f</ref>
Soziologen können ihre Kenntnis sozialer Phänomene, deren Entstehung und Wechselwirkungen und vor allem auch ihre Kenntnisse in der sozialwissenschaftlichen Datenerhebung und -auswertung in unterschiedlichen Bereichen nutzen – im [[Wikipedia:Personalwesen|Personalwesen]] und [[Wikipedia:Sozialwesen|Sozialwesen]], in [[Erwachsenen- und Weiterbildung|Weiterbildungseinrichtung]]en von [[Wirtschaft]] und [[Verwaltung]], in der [[Wikipedia:Marktforschung|Marktforschung]] und [[Meinungsforschung]], im [[Wikipedia:Marketing|Marketing]] und in der [[Wikipedia:Unternehmensberater|Unternehmungsberatung]].


Die von den Fox-Schwestern ausgelöste Spiritismus-Welle verbreitete sich schnell auch in Europa, wo der Franzose [[Allan Kardec]] (1804-1869), der erste bedeutende Theoretiker dieser Bewegung, eine auf dem Spiritismus und auf dem Glauben an die [[Reinkarnation]] basierende Religion stiftete. In Deutschland fasste die Bewegung relativ langsam Fuß und entwickelte sich nicht zu einer Massenbewegung, stieß andererseits aber stärker als in anderen Ländern auf Interesse in intellektuellen und wissenschaftlichen Kreisen (z.B. bei [[Karl Friedrich Zöllner]] und [[Gustav Theodor Fechner]]). Heute wird die Anhängerschaft des Spiritismus weltweit auf über 100 Millionen geschätzt, wovon die meisten in Südamerika leben.<ref>Deveney, S. 1079-1081; Stuckrad, S. 202; Faivre, S. 109f</ref>
== Siehe auch ==
 
* {{WikipediaDE|Soziologe}}
== Spiritismus als Religion ==
 
Als Religion ist der Spiritismus durch eine ausgeprägte [[Wikipedia:Szientismus|szientistische]] Haltung und durch eine scharfe Ablehnung des traditionellen [[Christentum]]s charakterisiert. Grundlegend ist die Überzeugung, dass die menschliche Seele nach dem Tod weiter existiert und dass es mit Hilfe von [[Medium|Medien]] möglich ist, mit den Seelen Verstorbener zu kommunizieren. Die Verstorbenen unterscheiden sich demnach nur wenig von ihrer früheren irdischen Existenz, behalten ihre Eigenheiten, und auch die „andere Welt“, in der sie leben, ähnelt dem Diesseits, ist allerdings in mancherlei Hinsicht „besser“. Damit verbunden war ursprünglich die Überzeugung, dass die Existenz der Seelen oder Geister mittels wissenschaftlicher Experimente nachgewiesen werden könne. [[Wikipedia:Wilhelm Wundt|Wilhelm Wundt]] bezeichnete den Spiritismus daher als eine Form des Materialismus, die sich zwar „[[Spiritualität|spirituell]]“ nenne und eine Alternative zum herkömmlichen Materialismus sein wolle, aber das Spirituelle materiell vorstelle. Ähnlich ambivalent ist das Verhältnis zum Christentum, da Spiritisten sich vielfach selbst als Christen bezeichnen, aber das traditionelle Christentum entschieden ablehnen.<ref>Hanegraaff, S. 438-441</ref>
 
== Spiritismus und Anthroposophie ==
 
Obwohl [[Rudolf Steiner]] dem Spiritismus ausgesprochen skeptisch bis feindselig gegenüberstand (vgl. [[GA 243]], S. 151f), hielt er dennoch den Verkehr mit den Toten für möglich und für zulässig. So unterstützte er z.B. die Kontakte und Impulse von [[Sigwart]] ins Reich der Lebenden ("Brücke über den Strom").
 
== Bekannte Spiritisten ==
[[Wikipedia:Allan Kardec|Allan Kardec]], [[Wikipedia:Daniel Dunglas Home|Daniel Dunglas Home]], [[Wikipedia:Arthur Conan Doyle|Arthur Conan Doyle]] (der Erfinder von Sherlock Holmes), [[Helena Petrovna Blavatsky]], [[Karl Friedrich Zöllner]], [[Wikipedia:Alfred Russel Wallace|Alfred Russel Wallace]], Sir [[Oliver Lodge]], [[Wikipedia:Theodate Pope Riddle|Theodate Pope Riddle]], [[Wikipedia:Mina Crandon|Mina "Margery" Crandon]], Alexander Aksakov, Léon Denis, [[Wikipedia:Johannes Greber|Johannes Greber]], [[Wikipedia:Chico Xavier|Chico Xavier]]
 
== Bekannte Gegner des Spiritismus ==
[[Wikipedia:John Nevil Maskelyne|John Nevil Maskelyne]], [[Wikipedia:Harry Houdini|Harry Houdini]], [[Wikipedia:James Randi|James Randi]], [[Wikipedia:Carl Sagan|Carl Sagan]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* Wilhelm Bernsdorf, Horst Knospe (Hrsg.): ''Internationales Soziologenlexikon'', 2 Bände, Enke, Stuttgart ²1980, ISBN 3-432-82652-4 (Band 1) und ISBN 3-432-90702-8 (Band 2).
* Wolfram Breger (Hrsg.): ''Was werden mit Soziologie. Berufe für Soziologinnen und Soziologen. Das BDS-Berufshandbuch'', Lucius & Lucius, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8282-0402-7


* Ruth Brandon: ''The Spiritualists: The Passion for the Occult in the Nineteenth and Twentieth Centuries'', Buffalo 1983
== Weblinks ==
* R. Laurence Moore: ''Spiritualism'', in: ''The Rise of Adventism: Religion and Society in Mid-Nineteenth-Century America'', New York 1974, S. 79-103
{{Wiktionary}}
* Ders.: ''In Search of White Crows Spiritualism, Parapsychology, and American Culture'', New York 1977
* [http://www.soziologie.de/ DGS – Deutsche Gesellschaft für Soziologie] (siehe insbesondere: [http://www.soziologie.de/dgs/geschichte.htm Geschichte])
* Geoffrey K. Nelson: ''Spiritualism and Society'', London 1969
* [http://www.bds-soz.de/ BDS – Berufsverband Deutscher Soziologinnen und Soziologen]
* Janet Oppenheim: ''The Other World: Spiritualism and Psychical Research in England, 1850-1914'', Cambridge 1985
* [http://www.valt.helsinki.fi/esa/ ESA European Sociological Association]
* Diethard Sawicki: ''Leben mit den Toten: Geisterglauben und die Entstehung des Spiritismus in Deutschland 1770-1990'', Paderborn 2001
* [http://www.ucm.es/info/isa/ ISA – International Sociological Association]
* [http://www.ftg-kiel.de/ FTG – Ferdinand-Tönnies-Gesellschaft]
* [http://www.oegs.ac.at/ ÖGS – Österreichische Gesellschaft für Soziologie]
* [http://www.abi.de/beruf-karriere/arbeitsmarkt/arbeitsmarktberichte/gsp/soziologen-haupttext012925.htm Bundesagentur für Arbeit: In bester Gesellschaft]


== Siehe auch ==
== Einzelnachweise ==  
[[Okkultismus]], [[Séance]]
<references/>


== Quellen ==
{{Normdaten|TYP=s|GND=4055930-0}}
<references />
 
== Weblinks ==
* http://www.spiritismus.org/index.html
* [http://www.spiritist.org/ Internationaler Spiritistischer Rat]
* [http://www.febnet.org.br/file/946.pdf Spiritismus und Esperanto] (auf Esperanto)


[[Kategorie:Spiritismus]]
[[Kategorie:Soziologe als Thema|!]]
[[Kategorie:Okkultismus]][[Kategorie:Hellsehen]]
[[Kategorie:Soziologe|!]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Aktuelle Version vom 9. August 2020, 00:53 Uhr

Soziologen befassen sich mit dem Zusammenleben der Menschen in der Gesellschaft (Soziologie).

Aufgaben

Soziologen untersuchen Strukturen menschlicher Gesellschaften, erheben und analysieren soziologische Daten, erkunden soziale Phänomene wie Erziehung, politische Willensbildung, Kriminalität, Arbeitslosigkeit, untersuchen die Strukturen sozialer Gebilde und Institutionen, wie Betriebe, Familien, Parteien, Religionsgemeinschaften.

Je mehr wirtschaftliche und soziale Probleme in einer Gesellschaft sichtbar werden, desto wichtiger wird soziologisches Fachwissen, um Erklärungsansätze zu gewinnen und Strategien zu entwickeln, wie diese Probleme analysiert und bearbeitet werden können. Allerdings, so mahnt beispielsweise der politische Autor Helmut Dahmer seine Zunft, ist die seiner Beobachtung nach vorherrschende Soziologie unfähig, relevante Probleme der Gesellschaft lösungsorientiert zu elaborieren: „Der typische Soziologe von heute ist ein politisch desengagierter Spezialist, selbst wenn er gelegentlich mit ‚Politikberatung‘ Geld verdient. So verkennt die gegenwärtige Soziologie sich selbst und verfehlt ihren Beruf.“[1]

Soziologen können ihre Kenntnis sozialer Phänomene, deren Entstehung und Wechselwirkungen und vor allem auch ihre Kenntnisse in der sozialwissenschaftlichen Datenerhebung und -auswertung in unterschiedlichen Bereichen nutzen – im Personalwesen und Sozialwesen, in Weiterbildungseinrichtungen von Wirtschaft und Verwaltung, in der Marktforschung und Meinungsforschung, im Marketing und in der Unternehmungsberatung.

Siehe auch

Literatur

  • Wilhelm Bernsdorf, Horst Knospe (Hrsg.): Internationales Soziologenlexikon, 2 Bände, Enke, Stuttgart ²1980, ISBN 3-432-82652-4 (Band 1) und ISBN 3-432-90702-8 (Band 2).
  • Wolfram Breger (Hrsg.): Was werden mit Soziologie. Berufe für Soziologinnen und Soziologen. Das BDS-Berufshandbuch, Lucius & Lucius, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8282-0402-7

Weblinks

 Wiktionary: Soziologe – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Dahmer, Helmut (2001): Soziologie nach einem barbarischen Jahrhundert. Wien: WUV Universitätsverlag, S. 17.


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