Friedrich Schleiermacher und Joseph Levine: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher.jpg|mini|Friedrich Schleiermacher]]
'''Joseph Levine''' (* [[Wikipedia:17. Januar|17. Januar]] [[Wikipedia:1952|1952]]) ist ein US-amerikanischer [[Philosoph]] der vor allem im Fachbereich der [[Philosophie des Geistes]] tätig ist.
 
'''Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher''' (* [[21. November]] [[1768]] in [[Breslau]], [[Schlesien]]; † [[12. Februar]] [[1834]] in [[Berlin]]) war ein deutscher [[Protestantismus|evangelischer]] [[Theologe]], [[Klassische Philologie|Altphilologe]], [[Philosophie|Philosoph]], [[Publizist]], [[Staatstheorie|Staatstheoretiker]], Kirchenpolitiker und [[Pädagoge]]. In mehreren dieser Wirkfelder wird er zu den wichtigsten Autoren seiner Zeit, in einigen auch zu den Klassikern der Disziplin überhaupt gerechnet, ähnliches gilt etwa für die [[Soziologie]].<ref>Klassische Studie: H. L. Stoltenberg: ''Friedrich Schleiermacher als Soziologe.'' In: ''Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft.'' 88/1 1930, S. 71–113 [http://www.jstor.org/pss/40745417 (Digitalisat)]. Hierzu und zu weiteren forschungsgeschichtlich wichtigen Arbeiten zu Schleiermachers Konzepten zu Staatstheorie und Soziologie: Kurt Nowak: ''Schleiermacher: Leben, Werk und Wirkung''. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, 512-520. Nowak selbst legt sich nicht abschließend fest, „ob man in Schleiermacher einen soziologischen Klassiker sehen will oder nicht“ (519).</ref> Er übersetzte die Werke [[Platon]]s ins Deutsche und gilt als Begründer der modernen [[Hermeneutik]].


== Leben ==
== Leben ==
[[Datei:Schleiermacher tafel.jpg|mini|Gedenktafel in Barby (Elbe)]]
Schleiermacher war Enkel des [[Zioniten (Ronsdorf)|Zioniten]] [[Daniel Schleyermacher]]. Er wuchs in einem [[Pfarrhaus]] als Sohn des [[Reformierte Kirche|reformierten]] [[Militärgeistlicher|Feldpredigers]] ''Gottlieb Schleiermacher'' auf  (eine jüngere Halbschwester heiratete 1817 [[Ernst Moritz Arndt]]), und wurde ab 1783 im ''Pädagogium'' der [[Herrnhuter Brüdergemeine|Herrnhuter Brüder-Unität]] in [[Niesky]] erzogen. Ab 1785 besuchte er ihr ''Seminar'' in [[Barby]], das er 1787 wieder verließ, nachdem er sich ab 1786 von der dogmatisch-positiven Form der Religiosität zu distanzieren begonnen hatte.
Nach dem äußeren Bruch mit den Herrnhutern und gegen den Willen seines Vaters studierte er anschließend an der [[Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg|Universität Halle]] [[Evangelische Theologie]], wo er durch den Philosophen [[Johann August Eberhard]] mit der [[Christian Wolff (Philosoph)|Wolffschen]] Philosophie in Kontakt gebracht wurde. Auch seine kontroverse Beschäftigung mit [[Immanuel Kant]] nimmt hier ihren Anfang. 1790–1793 arbeitete er als [[Hauslehrer]] in der Familie des [[Dohna (Adelsfamilie)|Grafen Dohna-Schlobitten]] und wurde 1794 Hilfsprediger in [[Gorzów Wielkopolski|Landsberg/Warthe]]. Ab 1796 war er [[Prediger]] an der [[Charité]] in [[Berlin]], wo er [[Friedrich Schlegel]] kennenlernte und besonders in von Frauen geleiteten [[Literarischer Salon|literarischen Salons]] verkehrte. Er musste 1802 aber diese Stellung aufgeben und ging als Hofprediger nach [[Słupsk|Stolp]].
[[Datei:Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher 2.jpg|mini|links|hochkant|Friedrich Schleiermacher<ref>[[Kupferstich]] von [[Johann Heinrich Lips]].</ref> ]]


Schon in Berlin war er&nbsp;– durch die beiden Schlegels und [[Henriette Herz]] in die [[Romantik|romantischen]] Kreise hineingezogen&nbsp;– mit seinen Reden ''Über die Religion'' (1799) und den ''Monologen'' (1800) als [[Schriftsteller]] aufgetreten. Im Laufe seiner Freundschaft mit [[Friedrich Schlegel]] verfasste er die ''Vertrauten Briefe über Lucinde'' (1801, zu dem [[Lucinde|gleichnamigen Roman]] Schlegels) und schuf eine fünfbändige Übersetzung der Werke [[Platon]]s, die besonders durch die Einleitungen zu den [[Platonischer Dialog|Dialogen]] Epoche machte. Sie prägte die Platondeutung, die ausschließlich die Dialoge in den Mittelpunkt der Platoninterpretation stellte (vgl. die Diskussion um Platons [[ungeschriebene Lehre]]). An seine ''Grundlinien einer Kritik der bisherigen Sittenlehre'' (1803) schlossen die ''Abhandlungen über die wissenschaftliche Behandlung des Tugendbegriffs, des Pflichtbegriffs, über den Begriff des Erlaubten, über den Unterschied zwischen Natur- und Sittengesetz und den Begriff des höchsten Gutes'' an.
Levine studierte [[Philosophie]] an der [[Wikipedia:University of California, Los Angeles|University of California, Los Angeles]], wo er 1975 seinen [[Wikipedia:Bachelor of Arts|Bachelor of Arts]] erhielt. Sein weiteres Studium an der [[Wikipedia:Harvard University|Harvard University]] schloss er 1981 mit dem [[Wikipedia:Ph.D.|Ph.D.]] ab. Danach war er an verschiedenen amerikanischen Universitäten tätig. Seit 2006 lehrt Levine Philosophie an der [[Wikipedia:University of Massachusetts Amherst|University of Massachusetts Amherst]].


[[Datei:Schleiermacher-Tafel.jpg|mini|hochkant|Gedenktafel an der Dreifaltigkeitskirche in Berlin]]
== Erklärungslücke ==
1804 konnte Schleiermacher an der Universität Halle eine Stelle als außerordentlicher Professor der Theologie und [[Philosophie]] antreten; 1806 wurde er dort Ordinarius. Während seines Wirkens in Halle wohnte er in der als ''Gelehrten-Straße'' bekannten [[Große Märkerstraße|Großen Märkerstraße]]. Wegen der kriegsbedingten zeitweiligen Schließung der Universität Halle nach der [[Schlacht bei Jena und Auerstedt]] begab er sich 1807 nach Berlin, wo er ab 1809 als bedeutender und einflussreicher Prediger an der [[Dreifaltigkeitskirche (Berlin)|Dreifaltigkeitskirche]] wirkte und in einem der beiden Pfarrhäuser wohnte.<ref>Bernd Horlemann, Hans-Jürgen Mende (Hrsg.): ''Berlin 1994. Taschenkalender.'' Edition Luisenstadt Berlin, Nr. 01280; Seiten zwischen 13. und 14. Februar: ''Schleiermachers Domizil''</ref> Er trat mit seiner Frau im selben Jahr in [[Carl Friedrich Zelter]]s [[Sing-Akademie zu Berlin]] ein, die sich zu einem geistig kulturellen Zentrum Berlins zu entwickeln begann und der er bis zu seinem Tode angehörte.<ref>[[Hinrich Lichtenstein]]: ''Zur Geschichte der Sing-Akademie in Berlin. Nebst einer Nachricht über das Fest am funfzigsten Jahrestage ihrer Stiftung.'' Verlag von Trautwein & Co., 1843, S. 36.</ref> Unter dem Einfluss des [[Heinrich Friedrich Karl vom Stein|Freiherrn vom Stein]] und [[Wilhelm von Humboldt]]s setzte er sich für die Gründung der [[Humboldt-Universität zu Berlin|Friedrich-Wilhelms-Universität]] ein, an der er ab 1810 ebenfalls bis zu seinem Lebensende als ordentlicher Professor der Theologie lehrte. Während dieser Jahre veröffentlichte er 1806 ''Die Weihnachtsfeier, ein Gespräch'', 1807 die kritische Schrift ''Über den so genannten ersten Brief des Paulus an den Timotheus'' sowie 1808 ''Gelegentliche Gedanken über Universitäten im deutschen Sinn''. Schleiermacher war Mitglied zahlreicher Intellektuellenvereine, wie beispielsweise der ''[[Christlich-deutsche Tischgesellschaft|deutschen Tischgesellschaft]]'' sowie der [[Gesetzlose Gesellschaft zu Berlin|Gesetzlosen Gesellschaft Nr.&nbsp;1]] (bzw. der <!-- so restlos blicke ich bei dieser Mitgliedschaft noch nicht durch --> „Zwanglosen Gesellschaft“), deren Vorsitzender er 1829–1834 war.


Am 18. Mai 1809 heirateten Friedrich Schleiermacher und Henriette von Willich (1788–1840), geb. von Mühlenfels. Seine einundzwanzigjährige Braut war die Witwe seines Freundes Pastor [[Ehrenfried von Willich (Prediger)|Ehrenfried von Willich]]. Zu den zwei Kindern, die sie in die Ehe mit Schleiermacher brachte, kamen vier gemeinsame Kinder hinzu. Die Ehe litt allerdings unter der großen Verschiedenheit der Partner und Henriettes Neigung zum [[Okkultismus]]. Schleiermachers Tochter Hildegard heiratete den Parlamentarier [[Maximilian von Schwerin-Putzar]].
{{Hauptartikel|Erklärungslücke}}


In der Vielgestaltigkeit seiner in die verschiedensten Richtungen ausgreifenden Tätigkeiten war er eine der bedeutendsten geistigen Größen während der ersten und glänzenden Periode der Berliner Universität. Die Fülle der Gedanken und ihre glänzende Form, vor allem die Vereinigung von Religiosität mit der schärfsten [[Dialektik]] und der freiesten, an kein Herkommen gebundenen Kritik, führten ihm begeisterte Schüler zu. Seine Vorlesungen umfassten nicht nur den gesamten Umfang der theologischen Wissenschaft (mit Ausnahme des alttestamentlichen Fachgebietes), sondern er trug seit 1811 auch eine Dialektik vor, die er als Einheit der [[Logik]] und [[Metaphysik]] fasste.
Bekannt wurde Levine vor allem für sein 1983 formuliertes Argument der [[Erklärungslücke]] ({{EnS|''explanatory gap''}}), die zwischen dem bewussten Erleben der sog. [[Qualia]] und der materiellen Grundlage des [[Bewusstsein]]s bestehe.


Damals erschien seine ''Kurze Darstellung des theologischen Studiums'' (1811).<ref>[http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:9-g-4883651 Friedrich Schleiermacher: ''Kurze Darstellung des theologischen Studiums zum Behuf einleitender Vorlesungen'' Berlin 1811.] - Digitalisat in der Digitalen Bibliothek Mecklenburg-Vorpommern</ref> Im dogmatischen Werk ''Der christliche Glaube nach den Grundsätzen der evangelischen Kirche im Zusammenhange dargestellt'' von 1821/22 unternahm Schleiermacher den Versuch, die überlieferte Theologie mit der Innerlichkeit und Freiheit des Subjekts auszusöhnen und zu erfüllen und die [[Religion]] auf das Gefühl absoluter („schlechthinniger“) Abhängigkeit zurückzuführen. Als Seitenstück zur ''Glaubenslehre'' entstand das aus dem Nachlass herausgegebene Werk ''Die christliche Sitte'' (1843).
Levine argumentiert auf materialistischer Grundlage. Angenommen es gibt eine innere Verbindung zwischen dem Feuern von [[C-Faser]]n, die für die Schmerzempfindung zuständig sind, und dem subjektiven Erlebnis des [[Schmerz]]es. Nun sei aber theoretisch auch ein physisch oder funktional ganz anders als der Mensch gebautes [[Lebewesen]] denkbar. Faktisch mag es wahr wahr oder falsch sein, dass auch dieses Lebewesen ein subjektives Schmerzempfinden hat. [[Erkenntnistheorie|Erkenntnistheoretisch]] kann das aber aufgrund der Erklärungslücke nicht abgeklärt werden. Solange die Erklärungslücke nicht geschlossen werden kann, wird folglich das [[Leib-Seele-Problem]] weiter bestehen.


Als die [[Preußische Akademie der Wissenschaften|Königlich-Preußische Akademie der Wissenschaften]], deren Mitglied Schleiermacher seit 1810 war, ihn 1814 zum Sekretär der philosophischen Abteilung wählte, ließ er sich vom Ministerium von seiner Lehrverpflichtung entbinden, wie er denn überhaupt wachsende Ungunst seitens der Regierung zu erfahren hatte und eine Zeit lang in Gefahr stand, wegen angeblicher Demagogie in Untersuchung gezogen oder abgesetzt zu werden. Die [[Bayerische Akademie der Wissenschaften]] ernannte ihn 1805 zum korrespondierenden auswärtigen Mitglied der philologisch-philosophischen Klasse.<ref>''Die königliche Akademie der Wissenschaften ... zu München. Organisation und Mitglieder derselben''. Carl Wolf, München 1829, S. 71 ([http://books.google.com/books?id=FnVBAAAAcAAJ&pg=PA71 einsehbar] bei [[Google Books]]).</ref>
Kritisiert wurden Levines Argumente u.a. von dem englischen Philosophen [[Wikipedia:David Papineau|David Papineau]] (* 1947), der sich als [[Naturalist]] versteht und von der vollkommenen [[Identität]] der objektiven neuronalen Zustände und der subjektiv erlebten Qualia ausgeht; daher gäbe es hier gar nichts zu erklären und folglich auch keine Erklärungslücke.  


[[Datei:Berlin, Kreuzberg, Bergmannstrasse, Dreifaltigkeitsfriedhof II, Grab Friedrich Schleiermacher 01.jpg|mini|hochkant|Das Grab von Friedrich Schleiermacher auf dem Dreifaltigkeitskirchhof&nbsp;II in Berlin-Kreuzberg]]
Der australische Philosoph [[David Chalmers]] sieht hingegen in der Erklärungslücke eine Bestätigung dafür, dass eine rein materialistische Erklärung des Bewusstseins scheitern muss und schlägt daher einen [[Eigenschaftsdualismus]] vor. Demnach gebe es zwar nur eine einheitliche [[Substanz|Grundsubstanz]] der Welt (Substanzmonismus), doch diese habe nicht nur materielle, sondern auch nicht-materielle mentale Eigenschaften.
Die Schriften der Preußischen Akademie bereicherte er durch eine große Anzahl von Reden und Abhandlungen, insbesondere über einzelne schwierige Punkte der Geschichte der alten Philosophie. Seine Teilnahme an dem allgemeinen kirchlichen Leben und eine klare Einsicht in die Bedürfnisse desselben hatte er schon durch die 1804 anonym erschienenen ''Zwei unvorgreiflichen Gutachten in Sachen des protestantischen Kirchenwesens in Beziehung auf den preußischen Staat'' bekundet, worin er ausdrücklich auf die Nachteile der Trennung der protestantischen Kirchen hinwies. Als 1817 die [[Unionismus (Protestantismus)|Union zwischen den protestantischen Kirchen Preußens]] auf einer von ihm präsidierten [[Synode (evangelische Kirchen)|Synode]] zustande kam ([[Evangelische Kirche in Preußen|Evangelische Kirche in den Königlich-Preußischen Landen]]), und die Ausschreibungen zur Bildung einer Presbyterial- und Synodal-Verfassung erschienen waren, suchte er das Werk mit Rat und Tat, wenngleich ohne Erfolg, zu fördern. Ebenso wenig vermochte er im [[Agendenstreit|Kampf]] gegen die vom König veranlasste [[Agende]] auszurichten. Unter dem Namen ''Pacificus Sincerus'' schrieb er 1824 ein ''Theologisches Bedenken über das liturgische Recht evangelischer Landesherren'', das den alten Streit über die Rechtsprinzipien in dem Verhältnis zwischen [[Trennung von Kirche und Staat|Kirche und Staat]] wieder anregte. Als Prediger übte Schleiermacher auf den gebildeten Teil des Publikums einen bedeutenden Einfluss aus.


Seine letzte Ruhestätte fand Schleiermacher auf dem [[Dreifaltigkeitskirchhof II]] an der [[Bergmannstraße (Berlin)|Bergmannstraße]] in [[Berlin-Kreuzberg]] (Feld&nbsp;B). Der Entwurf des Grabmals stammt von [[Ludwig Ferdinand Hesse]]. Eine [[Büste]] Schleiermachers, die den Grabstein schmückt, fertigte [[Fritz Schaper]] nach einem Entwurf von [[Christian Daniel Rauch]] aus dem Jahr 1829. Das Grab wird als [[Liste der Ehrengräber in Berlin|Ehrengrab des Landes Berlin]] erhalten.<ref>Hans-Jürgen Mende: ''Lexikon Berliner Grabstätten.'' Haude & Spener, Berlin 2006, S.&nbsp;94. [http://www.gbbb-berlin.com/schlgr_d.htm Weitere Informationen]{{Toter Link|date=2018-04 |archivebot=2018-04-11 01:19:04 InternetArchiveBot |url=http://www.gbbb-berlin.com/schlgr_d.htm }}</ref>
Letztlich beruht das ganze Problem auf der von [[John Locke]] (1632-1704) propagierten Unterscheidung [[Primäre und sekundäre Sinnesqualitäten|primärer und sekundärer Sinnesqualitäten]], von denen nur ersteren eine äußerlich objektive [[Realität]] entspräche. [[Rudolf Steiner]] hat darauf hingewiesen, dass aber gerade die primären Qualitäten innerlich erlebt werden, indem wir uns etwa durch den [[Gleichgewichtssinn]] und den [[Eigenbewegungssinn]] in der [[raumzeit]]lichen Welt orientieren. Die sekundären Qualitäten (Farben, Töne usw.) erleben wir hingegen in der Außenwelt. Durch unsere Sinne erleben wir sie zunächst nur als Bilder; ihre eigentliche Wirklichkeit liegt in der seelisch-geistigen Außenwelt.


== Theologische Werke ==
{{GZ|Mit Bezug auf die Sinneswahrnehmungen ist man
aber in eine wahre wissenschaftliche Verwirrung gekommen.
Die Menschen meinen vielfach - die Physiologen
haben sich in dieser Beziehung sogar den Erkenntnistheoretikern
und Philosophen im 19. Jahrhundert angeschlossen
-, wenn wir zum Beispiel Rot sehen, so ist
der äußere Vorgang irgendein Schwingungsvorgang, der
sich fortpflanzt bis zu unserem Sehorgan, bis zum Gehirn.
Dann wird ausgelöst das eigentliche Rot-Erlebnis.
Oder es wird durch den äußeren Schwingungsvorgang
ausgelöst der Ton Cis auf dieselbe Weise. Hier ist man in
Verwirrung geraten, weil man dasjenige, was in uns, in
unserer Körperbegrenzung lebt, gar nicht mehr von dem
Äußeren unterscheiden kann. Hier spricht man durchaus
davon, daß alle Sinnesqualitäten, Farben, Töne, Wärmequalitäten,
eigentlich nur subjektiv seien; daß das äußere
Objektive etwas ganz anderes sei.


Die [[Aufklärung]] hatte über das 18.&nbsp;Jahrhundert die christliche Religion in Bedrängnis gebracht. Die Geschichtlichkeit war anrüchig geworden, die amtskirchliche Nähe zum Staat galt als Zeichen der Abhängigkeit. Und auch die Reste der Religiosität gerieten zwischen zwei Fronten: Auf der einen Seite stand der [[Rationalismus]], vertreten vornehmlich durch die Schule des [[Christian Wolff (Philosoph)|Christian Wolff]], der das Denken wie das Handeln aus einem System allgemeingültiger Wahrheiten [[Deduktion|deduzierte]]. Auf der anderen Seite führte die Kritik [[Immanuel Kant]]s zu einer Moralphilosophie, die allein vom Menschen abhing, ihn in den Mittelpunkt stellte und damit auch den im Namen der Menschlichkeit angerichteten Grausamkeiten zu spotten schien.
Wenn wir nun geradeso, wie wir die drei Raumesdimensionen
zunächst aus uns heraus bilden, um sie an
und in den Dingen wieder zu finden, wenn wir ebenso
dasjenige, was in uns sonst als Sinnesempfindung auftritt,
aus uns selbst schöpfen und dann außer uns versetzen
könnten, dann würden wir das erst in uns Gefundene
in den Dingen ebenso finden, ja, auf uns zurückschauend,
es wiederfinden, wie wir das als Raum in uns
Erlebte in der Außenwelt finden und auf uns zurückschauend,
uns selbst diesem Räume angehörend finden.
Wir würden, wie wir die Raumeswelt um uns haben, eine
Welt von ineinanderfließenden Farben und Tönen um
uns haben. Wir würden sprechen von einer objektivierten
farbigen, tönenden Welt, einer flutenden, farbigen,
tönenden Welt, so wie wir von dem Raume um uns
herum sprechen.


Mit dem Ende des 18.&nbsp;Jahrhunderts schien aber auch der (Spät-)Rationalismus seinen Zenit überschritten zu haben. Die christliche Gegenbewegung fand nun im [[Supranaturalismus]] ihren Ausgangspunkt. Der nie verschwundene [[Pietismus]] entfaltete erneut seine Wirkung. Die in das konfessionelle [[Neuluthertum]] mündende [[Erweckungsbewegung]] gewann allmählich an Profil. In dieser Zeit bezog Schleiermacher Stellung, versuchte die Positionen von Rationalismus und Supranaturalismus, von im weiteren Sinne Kultur und Religion überhaupt zu vermitteln und darin über sie hinauszukommen. Sein theologischer Entwurf machte ihn zum „Kirchenvater des 19.&nbsp;Jahrhunderts“, der „an die Spitze einer Theologie der neuesten Zeit gehört […] und keiner neben ihn“ ([[Karl Barth|Barth]]), in ihm kam die „Antithese der romantischen gegen die aufklärerische Bildung zur vollen Geltung“ (R.&nbsp;Haym), er wurde für viele „die Geburtsstunde […] [ihres] höheren Lebens“ ([[Claus Harms]]). Man sprach andererseits in abschätzigem Sinne
Das kann der Mensch aber durchaus erreichen, daß
von „[[Vermittlungstheologie]]“, „Gefühlstheologie“ und „[[Kulturprotestantismus]]“.
er diese Welt, die sonst für ihn nur vorliegt als die Welt
der Wirkungen, kennenlernt als die Welt seiner eigenen
Bildung. Wie wir unbewußt, einfach aus unserer
menschlichen Natur heraus, uns die Raumesgestalt ausbilden,
um sie dann in der Welt wiederzufinden, indem
wir sie erst metamorphosiert haben, so kann der Mensch
durch gewisse Übung - das muß er jetzt bewußt ausführen
- dazu kommen, aus sich heraus den gesamten
Umfang der Qualitäten enthaltenden Welt zu finden, um
sie dann wiederzufinden in den Dingen, wiederzufinden
zurückschauend auf sich selbst.


=== Über die Religion (1799) ===
Was ich Ihnen hier schildere, das ist das Aufsteigen zu
der sogenannten imaginativen Anschauung.|82|58f}}


{{Hauptartikel|Über die Religion. Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern}}
== Schriften ==
Schleiermachers erster Ansatz zu einer derartigen Theologie fand sich 1799 in ''Über die Religion. Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern''. (Nach [[Wilhelm Dilthey]] stammten die ersten Ansätze aus Gesprächen mit [[Henriette Herz]], die schon im Frühjahr 1798 stattgefunden hatten. Im Februar 1799 war die zweite ''Rede'' vollendet). Das anonym veröffentlichte Werk sollte [[Apologetik|Apologie]] und [[Kampfschrift]] zugleich sein. In ihm wollte Schleiermacher die Notwendigkeit religiöser Besinnung aus der Situation des Gebildeten heraus aufzeigen: Dem vernünftig Denkenden sollte gerade in seiner Vernunft die zentrale Bedeutung des Christentums nachgewiesen werden.
;Bücher


Zu einer der grundlegenden Behauptungen Schleiermachers wurde daher, dass die Religiosität genauso zum Menschen gehöre, wie das (deduktive) Denken und das (moralische) Handeln und somit beide als gleichwertig zu betrachten seien. Die [[Subjekt-Objekt-Spaltung]] zwischen Wahrnehmendem und Wahrgenommenem der Religion sollte nach Schleiermacher gerade durch die Religion überwunden werden, in der Überwindung sollte die Religion sich erst als solche sichtbar machen (und als ''tertium'' belegen).
* ''Purple Haze. The Puzzle of Consciousness''. Oxford University Press 2001, ISBN 978-0195173086


Denn die Religion, die für Schleiermacher „Sinn und Geschmack für das Unendliche“ war, überwand in der Wahrnehmung, die er als Verschmelzung von Subjekt (dem religiösen Menschen) und Objekt (der göttlichen Unendlichkeit) begriff, diese Spaltung. „Das Charakteristische ist also ein Doppeltes“, wie [[Martin Kähler]] später formulierte: „Es ist ein Einswerden mit unseren Gegenständen in unserem Inneren […] und ferner: Es bezieht sich auf die Gegenstände als Träger der Wirkung des Universums.“ (''Geschichte der protestantischen Dogmatik'', 55).
;Publikationen


Die Schleiermachersche Frömmigkeit als der subjektive Ausdruck der Religion, die später von vielen Theologen brüsk abgelehnt wurde, hat ihre Vorläufer in J.&nbsp;J. Hess mit seinem Werk ''Vom Reich Gottes. Ein Versuch über den Plan der göttlichen Anstalten und Offenbarungen'' (2.&nbsp;Auflage 1781) und [[Johann Albrecht Bengel]] und wurzelt in der deutschen [[Romantik]] und ihrem Menschenbild, wie es sich bei [[Johann Gottfried von Herder]], [[Johann Georg Hamann]], schließlich [[Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling|Schelling]], [[Jakob Friedrich Fries]], [[Wilhelm Martin Leberecht de Wette]] fand. So ist, wenn Religion als Privatsache ausgegeben wird, hier auch nicht egozentrische Überheblichkeit oder schales Privatisieren, sondern der in der Romantik geprägte Individualismus angesprochen, der sich gegen ein funktionell verstandenes Menschenbild der Spätaufklärung abgrenzte und gerade in der Wiederentdeckung der Gefühlswelt mechanistischen Menschenbildern, wie sie sich bei [[René Descartes|Descartes]] fanden, entgegenstand.
* ''Materialism and Qualia: The Explanatory Gap''. In: ''Pacific Philosophical Quarterly''. Band 64, Nr. 4, Oktober 1983, S. 354–361 [http://course.sdu.edu.cn/G2S/eWebEditor/uploadfile/20140227112822014.pdf pdf]
* ''On Leaving Out What It's Like''. In: G. Humphreys und M. Davies (Hrsg.): ''Consciousness. Psychological and Philosophical Essays''. Basil Blackwell, Oxford 1993, S. 121–136. Nachdruck in: [[Wikipedia:Ned Block|N.J. Block]], O. Flanagan, and G. Güzeledere (Hrsg.): ''The Nature of Consciousness. Philosophical Debates''. MIT Press, Cambridge, Massachusetts 1997.
* ''Collective Responsibility and the Individual'', Essays in Philosophy. Vol. 10, no. 2, June 2009.
* ''Demonstrative Thought''. Mind and Language, Vol. 25, no. 2, 2010, pp. 169-195.
* ''The Q Factor: Modal Rationalism vs. Modal Autonomism''. The Philosophical Review, Vol. 119, no. 3, 2010, pp. 365-380.
* ''Phenomenal Experience: A Cartesian Theater Revival''. Philosophical Issues, 20, Philosophy of Mind, 2010.
* ''On the Phenomenology of Thought''. In Bayne, T. & Montague, M. eds., Cognitive Phenomenology, Oxford University Press, 2011.


In der Religion sollen nach Schleiermacher dann aber Anschauung und Gefühl, rezeptiver und spontaner Bewusstseinsakt, das Affizierende und das Affizierte wieder zusammenfallen. Beide Pole werden in der Religion überwunden, denn „[…]&nbsp;Anschauung ohne Gefühl ist nichts und kann weder den rechten Ursprung noch die rechte Kraft haben, Gefühl ohne Anschauung ist auch nichts: beide sind nur dann und deswegen etwas, wenn und weil sie ursprünglich Eins und ungetrennt sind.“ (''Reden'', 73).
== Siehe auch ==
<!-- === Die Weihnachtsfeier (1806)=== -->


=== Kurze Darstellung des theologischen Studiums ===
* {{WikipediaDE|Joseph Levine}}
In seiner ''Kurze[n] Darstellung des theologischen Studiums zum Behuf einleitender Vorlesungen'' (1811; Zweite, wesentlich überarbeitete Auflage 1830) – [[Hans-Joachim Birkner]] sprach von einem „theologischen Reformprogramm“ – vollzog Schleiermacher die Aufteilung der auf die Kirchenleitung bezogenen „positiven Wissenschaft“ Theologie in drei Unterdisziplinen: Philosophische Theologie, Historische Theologie und Praktische Theologie. Letztere begründete Schleiermacher erstmals als wissenschaftliche Disziplin, die nun über die Sammlung pastoraler Klugheitsregeln hinausging und die „Theorie der Praxis“ bot.


=== Die Glaubenslehre ===
== Literatur ==
In der ''Glaubenslehre'', die 1821/22 in zwei Bänden erschien (zweite, wesentlich überarbeitete Auflage 1830/1831), legt Schleiermacher dann eine Darstellung des christlichen Glaubens vor. In der Einleitung zu diesem Werk verankert er den Begriff der Religion in einer Theorie des unmittelbaren Selbstbewusstseins bzw. des Gefühls. Religion ist das Gefühl absoluter Abhängigkeit. Der Mensch ist sich immer einer partiellen Freiheit und einer partiellen Abhängigkeit in allem Denken und Handeln bewusst, aber gerade die teilweise Abhängigkeit in allem Bewusstsein der Freiheit führt letztlich auf ein Gefühl völliger Abhängigkeit. In der theologischen Diskussion ist Schleiermachers Religionstheorie heftig umstritten.


Weithin anerkannt ist dagegen inzwischen die Zentralstellung, die Schleiermacher dem Religionsbegriff innerhalb der theologischen Beschreibung der christlichen Frömmigkeit gibt. Denn sowohl der Gottesbegriff als auch der Begriff der [[Offenbarung]], welche in der [[Lutherische Orthodoxie|altprotestantischen Orthodoxie]] das theologische System trugen, waren in der Zeit der Aufklärung scharfer Kritik unterzogen worden. Diese wesentlichen Lehren des Christentums lassen sich demnach nicht mehr durch den Verweis auf die Offenbarung Gottes in der [[Bibel|Heiligen Schrift]] begründen. Schleiermacher versucht dieses Problem durch zwei [[Religionsphilosophie|religionsphilosophische]] Theorieelemente: nämlich durch Aufnahme des Religionsbegriffs und durch die Bestimmung des Wesens des Christentums zu lösen.
* Rudolf Steiner: ''Damit der Mensch ganz Mensch werde'', [[GA 82]] (1994), ISBN 3-7274-0820-0 {{Vorträge|082}}
<!-- === Predigten === -->
* Rudolf Steiner: ''Der Entstehungsmoment der Naturwissenschaft in der Weltgeschichte und ihre seitherige Entwickelung'', [[GA 326]] (1977), ISBN 3-7274-3260-8 {{Vorträge|326}}
 
== Satirische Rezeption ==
[[Datei:Berliner Wespen 1868 - Zum Schleiermacher-Fest.png|mini|Zum Schleiermacher-Fest: Was man jetzt in Berlin unter Schleier-Macher versteht.<ref>Berliner Wespen, 8. November 1868.</ref> Karikatur zum 100. Geburtstag]]
Schleiermachers Werke wurden vielfach kontrovers aufgenommen. Besonders seine Apologetik des religiösen Gefühls in den ''Reden'', seine Verteidigung des Skandalromans ''[[Lucinde]]'' und seine dogmatischen Innovationen zogen viel Spott auf sich. Gern genutzt wurde dabei sein „Bedeutsamer Name“. So betitelt [[August Wilhelm Schlegel]] seine Verse:
{{Zitat|Der nackten Wahrheit Schleier machen,
Ist kluger Theologen Amt,
Und Schleiermacher sind bei so bewandten Sachen
Die Meister der Dogmatik insgesamt.|ref=<ref>''Bedeutsamer Name.'' In: August Wilhelm von Schlegel’s sämmtliche Werke, hg. v. [[Eduard Böcking]], 2. Band, Leipzig 1846, S. 233; auch online: [http://www.zeno.org/nid/20005614619 zeno.org]</ref>}}
Zum „Schleiermacher-Fest“ 1868 erschien eine Karikatur „Was man jetzt in Berlin unter Schleier-Macher versteht“, welche die Verschleierung der Vernunft mit dem Gewande der Orthodoxie zeigt.<ref>In der Satirezeitschrift ''Berliner Wespen'' vom 8. November 1868; Abbildung in [[Ursula E. Koch]]: ''Der Teufel in Berlin.'' Von der Märzrevolution bis zu Bismarcks Entlassung; illustrierte politische Witzblätter einer Metropole 1848–1890, Köln: Informationspresse Leske 1991, 196.</ref>
Auch Friedrich Wilhelm Joseph Schelling sparte 1799 nicht an „Widerporstigkeit“ v. a. gegen die ''Reden'', aber auch den Tenor einer an Fichte, Goethe und Spinoza orientierten Religionsphilosophie und deren Popularisierung überhaupt:
{{Zitat|Zwar, als sie sprachen davon so trutzig,
Wurd ich eine Weile stutzig,
las, als ob ich was verstehen könnt,
Darum so Reden als Fragment.|ref=<ref>''Epikurisch Glaubensbekenntnis Heinz Widerporstens.'' 1799, abgedruckt u. a. in: [[Walter Jaeschke]] (Hrsg.): ''Der Streit um die göttlichen Dinge: Texte und Kommentare.'' Meiner 1999, S. 22ff; auch online: http://www.edition-lgc.de/sonst/texte/schellin.htm</ref>}}
 
== Gedenktag ==
12. Februar im Evangelischen Namenkalender.<ref>[http://www.heiligenlexikon.de/BiographienF/Friedrich_Schleiermacher.htm Friedrich Schleiermacher im Ökumenischen Heiligenlexikon]</ref>
 
== Zu den Stichworen "Werke" und "Literatur" siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Friedrich Schleiermacher}}
 
==Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Friedrich Schleiermacher}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Wikisource}}
* [http://www.umass.edu/philosophy/member/joseph-levine Homepage von Joseph Levine] - [[Wikipedia:University of Massachusetts Amherst|University of Massachusetts Amherst]]
{{Wikiquote}}
{{Commons|Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher}}
* {{DNB-Portal|118608045}}
* {{DDB|Person|118608045}}
* {{correspSearch}}
; Primärquellen
* {{PGDA|522}}
* [http://schleiermacher-in-berlin.bbaw.de/index.xql Projektwebseite des Akademievorhabens "Schleiermacher in Berlin 1808–1834. Briefwechsel, Tageskalender, Vorlesungen."] (Beta-Version, online seit dem 7. April 2016)
* [http://www.forschung-und-lehre.de/wordpress/?p=1214&print=1 Erkennen, nicht lernen ist der Zweck der Universität], Ein fiktives Gespräch aus: Forschung & Lehre Oktober 2008.


; Sekundärliteratur
== Einzelnachweise ==
* Michael Forster: [http://plato.stanford.edu/entries/schleiermacher/ Schleiermacher], in: Stanford Encyclopedia of Philosophy 2002 (englisch, inklusive Literaturangaben)
* Sang-Youn Han: [http://d-nb.info/976047764 Schleiermachers Religionsbegriff und die Philosophie des jungen Heideggers], Diss. Ruhr-Universität Bochum, Fakultät für Philosophie, Pädagogik und Publizistik, 2005
* Sigurd Hebenstreit: [http://www.sigurdhebenstreit.de/texte/2/11/index.htm Friedrich Schleiermacher], biographische Einführung mit Akzent auf Wirken als Pädagoge
* Jan Rohls: [http://edoc.hu-berlin.de/docviews/abstract.php?lang=ger&id=30230 Schleiermacher und die wissenschaftliche Kultur des Christentums], HU Berlin, Hefte 160 2009, ISBN 978-3-86004-241-0, S. 3–58.
* Wesley Wildman: [http://people.bu.edu/wwildman/schl/index.htm Schleiermacher], Zusammenfassungen zu „Der christliche Glaube“ nach George Cross, [http://people.bu.edu/wwildman/bce/mwt_themes_470_schleiermacher.htm einführende Darstellung] und andere Informationen (engl.)


== Einzelnachweise ==
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Version vom 5. Juli 2018, 13:20 Uhr

Joseph Levine (* 17. Januar 1952) ist ein US-amerikanischer Philosoph der vor allem im Fachbereich der Philosophie des Geistes tätig ist.

Leben

Levine studierte Philosophie an der University of California, Los Angeles, wo er 1975 seinen Bachelor of Arts erhielt. Sein weiteres Studium an der Harvard University schloss er 1981 mit dem Ph.D. ab. Danach war er an verschiedenen amerikanischen Universitäten tätig. Seit 2006 lehrt Levine Philosophie an der University of Massachusetts Amherst.

Erklärungslücke

Hauptartikel: Erklärungslücke

Bekannt wurde Levine vor allem für sein 1983 formuliertes Argument der Erklärungslücke (eng. explanatory gap), die zwischen dem bewussten Erleben der sog. Qualia und der materiellen Grundlage des Bewusstseins bestehe.

Levine argumentiert auf materialistischer Grundlage. Angenommen es gibt eine innere Verbindung zwischen dem Feuern von C-Fasern, die für die Schmerzempfindung zuständig sind, und dem subjektiven Erlebnis des Schmerzes. Nun sei aber theoretisch auch ein physisch oder funktional ganz anders als der Mensch gebautes Lebewesen denkbar. Faktisch mag es wahr wahr oder falsch sein, dass auch dieses Lebewesen ein subjektives Schmerzempfinden hat. Erkenntnistheoretisch kann das aber aufgrund der Erklärungslücke nicht abgeklärt werden. Solange die Erklärungslücke nicht geschlossen werden kann, wird folglich das Leib-Seele-Problem weiter bestehen.

Kritisiert wurden Levines Argumente u.a. von dem englischen Philosophen David Papineau (* 1947), der sich als Naturalist versteht und von der vollkommenen Identität der objektiven neuronalen Zustände und der subjektiv erlebten Qualia ausgeht; daher gäbe es hier gar nichts zu erklären und folglich auch keine Erklärungslücke.

Der australische Philosoph David Chalmers sieht hingegen in der Erklärungslücke eine Bestätigung dafür, dass eine rein materialistische Erklärung des Bewusstseins scheitern muss und schlägt daher einen Eigenschaftsdualismus vor. Demnach gebe es zwar nur eine einheitliche Grundsubstanz der Welt (Substanzmonismus), doch diese habe nicht nur materielle, sondern auch nicht-materielle mentale Eigenschaften.

Letztlich beruht das ganze Problem auf der von John Locke (1632-1704) propagierten Unterscheidung primärer und sekundärer Sinnesqualitäten, von denen nur ersteren eine äußerlich objektive Realität entspräche. Rudolf Steiner hat darauf hingewiesen, dass aber gerade die primären Qualitäten innerlich erlebt werden, indem wir uns etwa durch den Gleichgewichtssinn und den Eigenbewegungssinn in der raumzeitlichen Welt orientieren. Die sekundären Qualitäten (Farben, Töne usw.) erleben wir hingegen in der Außenwelt. Durch unsere Sinne erleben wir sie zunächst nur als Bilder; ihre eigentliche Wirklichkeit liegt in der seelisch-geistigen Außenwelt.

„Mit Bezug auf die Sinneswahrnehmungen ist man aber in eine wahre wissenschaftliche Verwirrung gekommen. Die Menschen meinen vielfach - die Physiologen haben sich in dieser Beziehung sogar den Erkenntnistheoretikern und Philosophen im 19. Jahrhundert angeschlossen -, wenn wir zum Beispiel Rot sehen, so ist der äußere Vorgang irgendein Schwingungsvorgang, der sich fortpflanzt bis zu unserem Sehorgan, bis zum Gehirn. Dann wird ausgelöst das eigentliche Rot-Erlebnis. Oder es wird durch den äußeren Schwingungsvorgang ausgelöst der Ton Cis auf dieselbe Weise. Hier ist man in Verwirrung geraten, weil man dasjenige, was in uns, in unserer Körperbegrenzung lebt, gar nicht mehr von dem Äußeren unterscheiden kann. Hier spricht man durchaus davon, daß alle Sinnesqualitäten, Farben, Töne, Wärmequalitäten, eigentlich nur subjektiv seien; daß das äußere Objektive etwas ganz anderes sei.

Wenn wir nun geradeso, wie wir die drei Raumesdimensionen zunächst aus uns heraus bilden, um sie an und in den Dingen wieder zu finden, wenn wir ebenso dasjenige, was in uns sonst als Sinnesempfindung auftritt, aus uns selbst schöpfen und dann außer uns versetzen könnten, dann würden wir das erst in uns Gefundene in den Dingen ebenso finden, ja, auf uns zurückschauend, es wiederfinden, wie wir das als Raum in uns Erlebte in der Außenwelt finden und auf uns zurückschauend, uns selbst diesem Räume angehörend finden. Wir würden, wie wir die Raumeswelt um uns haben, eine Welt von ineinanderfließenden Farben und Tönen um uns haben. Wir würden sprechen von einer objektivierten farbigen, tönenden Welt, einer flutenden, farbigen, tönenden Welt, so wie wir von dem Raume um uns herum sprechen.

Das kann der Mensch aber durchaus erreichen, daß er diese Welt, die sonst für ihn nur vorliegt als die Welt der Wirkungen, kennenlernt als die Welt seiner eigenen Bildung. Wie wir unbewußt, einfach aus unserer menschlichen Natur heraus, uns die Raumesgestalt ausbilden, um sie dann in der Welt wiederzufinden, indem wir sie erst metamorphosiert haben, so kann der Mensch durch gewisse Übung - das muß er jetzt bewußt ausführen - dazu kommen, aus sich heraus den gesamten Umfang der Qualitäten enthaltenden Welt zu finden, um sie dann wiederzufinden in den Dingen, wiederzufinden zurückschauend auf sich selbst.

Was ich Ihnen hier schildere, das ist das Aufsteigen zu der sogenannten imaginativen Anschauung.“ (Lit.:GA 82, S. 58f)

Schriften

Bücher
Publikationen
  • Materialism and Qualia: The Explanatory Gap. In: Pacific Philosophical Quarterly. Band 64, Nr. 4, Oktober 1983, S. 354–361 pdf
  • On Leaving Out What It's Like. In: G. Humphreys und M. Davies (Hrsg.): Consciousness. Psychological and Philosophical Essays. Basil Blackwell, Oxford 1993, S. 121–136. Nachdruck in: N.J. Block, O. Flanagan, and G. Güzeledere (Hrsg.): The Nature of Consciousness. Philosophical Debates. MIT Press, Cambridge, Massachusetts 1997.
  • Collective Responsibility and the Individual, Essays in Philosophy. Vol. 10, no. 2, June 2009.
  • Demonstrative Thought. Mind and Language, Vol. 25, no. 2, 2010, pp. 169-195.
  • The Q Factor: Modal Rationalism vs. Modal Autonomism. The Philosophical Review, Vol. 119, no. 3, 2010, pp. 365-380.
  • Phenomenal Experience: A Cartesian Theater Revival. Philosophical Issues, 20, Philosophy of Mind, 2010.
  • On the Phenomenology of Thought. In Bayne, T. & Montague, M. eds., Cognitive Phenomenology, Oxford University Press, 2011.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise