Willard Van Orman Quine und Joseph Levine: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Wvq-passport-1975-400dpi-crop.jpg|mini|200px|Willard Van Orman Quine (Passbild 1975)]]
'''Joseph Levine''' (* [[Wikipedia:17. Januar|17. Januar]] [[Wikipedia:1952|1952]]) ist ein US-amerikanischer [[Philosoph]] der vor allem im Fachbereich der [[Philosophie des Geistes]] tätig ist.


'''Willard Van Orman Quine''' (* [[Wikipedia:25. Juni|25. Juni]] [[Wikipedia:1908|1908]] in [[Wikipedia:Akron|Akron]], [[Wikipedia:Ohio|Ohio]]; † [[Wikipedia:25. Dezember|25. Dezember]] [[Wikipedia:2000|2000]] in [[Wikipedia:Boston|Boston]], [[Wikipedia:Massachusetts|Massachusetts]]) war ein [[Wikipedia:Vereinigte Staaten|US-amerikanischer]] [[Philosoph]] und Logiker.
== Leben ==


Quine gilt als bedeutender Vertreter der [[Analytische Philosophie|Analytischen Philosophie]], eines [[Szientismus|szientistischen]] [[Naturalismus]] und des [[Holismus]].
Levine studierte [[Philosophie]] an der [[Wikipedia:University of California, Los Angeles|University of California, Los Angeles]], wo er 1975 seinen [[Wikipedia:Bachelor of Arts|Bachelor of Arts]] erhielt. Sein weiteres Studium an der [[Wikipedia:Harvard University|Harvard University]] schloss er 1981 mit dem [[Wikipedia:Ph.D.|Ph.D.]] ab. Danach war er an verschiedenen amerikanischen Universitäten tätig. Seit 2006 lehrt Levine Philosophie an der [[Wikipedia:University of Massachusetts Amherst|University of Massachusetts Amherst]].
Im Bereich der systematischen theoretischen Philosophie gehört er  zu den bedeutendsten englischsprachigen Philosophen des 20. Jahrhunderts. Mit ihm verschob sich das Zentrum der analytischen Bewegung von England und dem europäischen Kontinent in die USA. Sein Werk berührt alle Kerndisziplinen der theoretische [[Philosophie]] wie [[Erkenntnistheorie]], [[Sprachphilosophie]], [[Wissenschaftstheorie]], [[Logik]] und [[Ontologie]].


Quine gehörte zu den wichtigsten Kritikern der Philosophie des [[Wiener Kreis]]es. Er bemühte sich, den [[Logischer Empirismus|logischen Empirismus]] von seinen dogmatischen Elementen zu befreien und ihn mit Argumenten aus der Tradition des amerikanischen [[Pragmatismus]] anzureichern. Sein sprachphilosophischer und wissenschaftstheoretischer Holismus ist in der analytischen Philosophie bis heute Gegenstand kontroverser Diskussionen.
== Erklärungslücke ==


== Schriften (Auswahl) ==
{{Hauptartikel|Erklärungslücke}}
* ''A System of Logistic'', 1934
 
* ''Mathematical Logic'', 1940, ISBN 0-674-55451-5
Bekannt wurde Levine vor allem für sein 1983 formuliertes Argument der [[Erklärungslücke]] ({{EnS|''explanatory gap''}}), die zwischen dem bewussten Erleben der sog. [[Qualia]] und der materiellen Grundlage des [[Bewusstsein]]s bestehe.
* ''Elementary Logic'', 1941, ISBN 0-674-24451-6
 
* ''Methods of Logic'', New York 1950, 8. erw. Aufl. 1993, ISBN 0-674-57176-2
Levine argumentiert auf materialistischer Grundlage. Angenommen es gibt eine innere Verbindung zwischen dem Feuern von [[C-Faser]]n, die für die Schmerzempfindung zuständig sind, und dem subjektiven Erlebnis des [[Schmerz]]es. Nun sei aber theoretisch auch ein physisch oder funktional ganz anders als der Mensch gebautes [[Lebewesen]] denkbar. Faktisch mag es wahr wahr oder falsch sein, dass auch dieses Lebewesen ein subjektives Schmerzempfinden hat. [[Erkenntnistheorie|Erkenntnistheoretisch]] kann das aber aufgrund der Erklärungslücke nicht abgeklärt werden. Solange die Erklärungslücke nicht geschlossen werden kann, wird folglich das [[Leib-Seele-Problem]] weiter bestehen.
** deutsch: ''Grundzüge der Logik'', übersetzt von Dirk Siefkes, Frankfurt 1969, ISBN 3-518-27665-4
 
* ''Word and Object'', 1960, Cambridge, Mass., ISBN 0-262-67001-1
Kritisiert wurden Levines Argumente u.a. von dem englischen Philosophen [[Wikipedia:David Papineau|David Papineau]] (* 1947), der sich als [[Naturalist]] versteht und von der vollkommenen [[Identität]] der objektiven neuronalen Zustände und der subjektiv erlebten Qualia ausgeht; daher gäbe es hier gar nichts zu erklären und folglich auch keine Erklärungslücke.
** deutsch: ''Wort und Gegenstand'', übersetzt von Joachim Schulte und Dieter Birnbacher, Stuttgart 1980, ISBN 3-15-009987-0
 
* ''From a Logical Point of View. Nine logico-philosophical essays'', Cambridge, Mass. 1953
Der australische Philosoph [[David Chalmers]] sieht hingegen in der Erklärungslücke eine Bestätigung dafür, dass eine rein materialistische Erklärung des Bewusstseins scheitern muss und schlägt daher einen [[Eigenschaftsdualismus]] vor. Demnach gebe es zwar nur eine einheitliche [[Substanz|Grundsubstanz]] der Welt (Substanzmonismus), doch diese habe nicht nur materielle, sondern auch nicht-materielle mentale Eigenschaften.
** deutsch: ''Von einem logischen Standpunkt'', übersetzt von Peter Bosch, Frankfurt/Berlin/Wien 1979, ISBN 3-548-35010-0
 
** darin enthalten u. a.:
Letztlich beruht das ganze Problem auf der von [[John Locke]] (1632-1704) propagierten Unterscheidung [[Primäre und sekundäre Sinnesqualitäten|primärer und sekundärer Sinnesqualitäten]], von denen nur ersteren eine äußerlich objektive [[Realität]] entspräche. [[Rudolf Steiner]] hat darauf hingewiesen, dass aber gerade die primären Qualitäten innerlich erlebt werden, indem wir uns etwa durch den [[Gleichgewichtssinn]] und den [[Eigenbewegungssinn]] in der [[raumzeit]]lichen Welt orientieren. Die sekundären Qualitäten (Farben, Töne usw.) erleben wir hingegen in der Außenwelt. Durch unsere Sinne erleben wir sie zunächst nur als Bilder; ihre eigentliche Wirklichkeit liegt in der seelisch-geistigen Außenwelt.
*** ''[[Wikipedia:Was es gibt|On what there is]]'', 1948, dt.: ''Was es gibt''
 
*** ''[[Wikipedia:Zwei Dogmen des Empirismus|Two Dogmas of Empiricism]]'', 1951, dt.: ''Zwei Dogmen des Empirismus''
{{GZ|Mit Bezug auf die Sinneswahrnehmungen ist man
* ''Set Theory and its Logic'', 1963, ISBN 0-674-80207-1
aber in eine wahre wissenschaftliche Verwirrung gekommen.
** deutsch: ''Mengenlehre und ihre Logik'', übersetzt von Anneliese Oberschelp, Braunschweig 1973, ISBN 3-548-03532-9
Die Menschen meinen vielfach - die Physiologen
* ''Ontological Relativity and Other Essays'', New York 1969, ISBN 0-231-03307-9
haben sich in dieser Beziehung sogar den Erkenntnistheoretikern
** deutsch: ''Ontologische Relativität und andere Schriften'', übersetzt von Wolfgang Spohn, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-465-03251-9
und Philosophen im 19. Jahrhundert angeschlossen
* ''The Web of Belief'', mit J.S. Ullian, Random House, New York 1970, ISBN 0-075-53609-9
-, wenn wir zum Beispiel Rot sehen, so ist
* ''Philosophy of Logic'', 1970, ISBN 0-674-66563-5
der äußere Vorgang irgendein Schwingungsvorgang, der
** deutsch: ''Philosophie der Logik'', übersetzt von Hermann Vetter, Stuttgart 1973, ISBN 3-17-001133-2
sich fortpflanzt bis zu unserem Sehorgan, bis zum Gehirn.
* ''The Roots of Reference'', 1974, ISBN 0-8126-9101-6
Dann wird ausgelöst das eigentliche Rot-Erlebnis.
** deutsch: ''Die Wurzeln der Referenz,'', übersetzt von Hermann Vetter, Frankfurt 1976, ISBN 3-518-28364-2
Oder es wird durch den äußeren Schwingungsvorgang
* ''Theories and Things'', 1981, ISBN 0-674-87926-0
ausgelöst der Ton Cis auf dieselbe Weise. Hier ist man in
** deutsch: ''Theorien und Dinge,'' übersetzt von Joachim Schulte, Frankfurt 1985, ISBN 3-518-28560-2
Verwirrung geraten, weil man dasjenige, was in uns, in
* ''The Time of my Life. An Autobiography'', 1985, ISBN 0-262-67004-6
unserer Körperbegrenzung lebt, gar nicht mehr von dem
* ''Quiddities: An Intermittently Philosophical Dictionary'', Cambridge, Mass. 1989, ISBN 0-674-74352-0
Äußeren unterscheiden kann. Hier spricht man durchaus
* ''Pursuit of Truth'', 1990 (überarbeitet 1992), ISBN 0-674-73951-5
davon, daß alle Sinnesqualitäten, Farben, Töne, Wärmequalitäten,
** deutsch: ''Unterwegs zur Wahrheit: konzise Einleitung in die theoretische Philosophie'', übersetzt von Michael Gebauer, Paderborn 1995
eigentlich nur subjektiv seien; daß das äußere
* ''From Stimulus to Science'', Cambridge, Mass. 1995, ISBN 0-674-32636-9
Objektive etwas ganz anderes sei.
* ''Wissenschaft und Empfindung. Die Immanuel Kant Lectures'', 1980 an der Stanford University gehalten, übersetzt und eingeleitet von Howard G. Callaway, Frommann-Holzboog, Stuttgart 2003, ISBN 3-7728-2006-9
 
Wenn wir nun geradeso, wie wir die drei Raumesdimensionen
zunächst aus uns heraus bilden, um sie an
und in den Dingen wieder zu finden, wenn wir ebenso
dasjenige, was in uns sonst als Sinnesempfindung auftritt,
aus uns selbst schöpfen und dann außer uns versetzen
könnten, dann würden wir das erst in uns Gefundene
in den Dingen ebenso finden, ja, auf uns zurückschauend,
es wiederfinden, wie wir das als Raum in uns
Erlebte in der Außenwelt finden und auf uns zurückschauend,
uns selbst diesem Räume angehörend finden.
Wir würden, wie wir die Raumeswelt um uns haben, eine
Welt von ineinanderfließenden Farben und Tönen um
uns haben. Wir würden sprechen von einer objektivierten
farbigen, tönenden Welt, einer flutenden, farbigen,
tönenden Welt, so wie wir von dem Raume um uns
herum sprechen.
 
Das kann der Mensch aber durchaus erreichen, daß
er diese Welt, die sonst für ihn nur vorliegt als die Welt
der Wirkungen, kennenlernt als die Welt seiner eigenen
Bildung. Wie wir unbewußt, einfach aus unserer
menschlichen Natur heraus, uns die Raumesgestalt ausbilden,
um sie dann in der Welt wiederzufinden, indem
wir sie erst metamorphosiert haben, so kann der Mensch
durch gewisse Übung - das muß er jetzt bewußt ausführen
- dazu kommen, aus sich heraus den gesamten
Umfang der Qualitäten enthaltenden Welt zu finden, um
sie dann wiederzufinden in den Dingen, wiederzufinden
zurückschauend auf sich selbst.
 
Was ich Ihnen hier schildere, das ist das Aufsteigen zu
der sogenannten imaginativen Anschauung.|82|58f}}
 
== Schriften ==
;Bücher
 
* ''Purple Haze. The Puzzle of Consciousness''. Oxford University Press 2001, ISBN 978-0195173086
 
;Publikationen
 
* ''Materialism and Qualia: The Explanatory Gap''. In: ''Pacific Philosophical Quarterly''. Band 64, Nr. 4, Oktober 1983, S. 354–361 [http://course.sdu.edu.cn/G2S/eWebEditor/uploadfile/20140227112822014.pdf pdf]
* ''On Leaving Out What It's Like''. In: G. Humphreys und M. Davies (Hrsg.): ''Consciousness. Psychological and Philosophical Essays''. Basil Blackwell, Oxford 1993, S. 121–136. Nachdruck in: [[Wikipedia:Ned Block|N.J. Block]], O. Flanagan, and G. Güzeledere (Hrsg.): ''The Nature of Consciousness. Philosophical Debates''. MIT Press, Cambridge, Massachusetts 1997.
* ''Collective Responsibility and the Individual'', Essays in Philosophy. Vol. 10, no. 2, June 2009.
* ''Demonstrative Thought''. Mind and Language, Vol. 25, no. 2, 2010, pp. 169-195.
* ''The Q Factor: Modal Rationalism vs. Modal Autonomism''. The Philosophical Review, Vol. 119, no. 3, 2010, pp. 365-380.
* ''Phenomenal Experience: A Cartesian Theater Revival''. Philosophical Issues, 20, Philosophy of Mind, 2010.
* ''On the Phenomenology of Thought''. In Bayne, T. & Montague, M. eds., Cognitive Phenomenology, Oxford University Press, 2011.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==


* {{WikipediaDE|Willard Van Orman Quine}}
* {{WikipediaDE|Joseph Levine}}
 
== Literatur ==
 
* Rudolf Steiner: ''Damit der Mensch ganz Mensch werde'', [[GA 82]] (1994), ISBN 3-7274-0820-0 {{Vorträge|082}}
* Rudolf Steiner: ''Der Entstehungsmoment der Naturwissenschaft in der Weltgeschichte und ihre seitherige Entwickelung'', [[GA 326]] (1977), ISBN 3-7274-3260-8 {{Vorträge|326}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://en.wikisource.org/wiki/On_What_There_Is On What There Is] – Englischer Originaltext
* [http://www.umass.edu/philosophy/member/joseph-levine Homepage von Joseph Levine] - [[Wikipedia:University of Massachusetts Amherst|University of Massachusetts Amherst]]
* [http://www.ditext.com/quine/quine.html Two Dogmas of Empiricism] - Englischer Originaltext
* [[David Chalmers]]: [http://consc.net/papers/twodogmas.pdf ''Conceptual Analysis meets “Two Dogmas of Empiricism”''] (PDF; 79 kB), AAP 2006.


{{SORTIERUNG:Quine, Willard Van Orman}}
== Einzelnachweise ==
[[Kategorie:Philosoph (20. Jahrhundert)]]
 
[[Kategorie:Analytischer Philosoph]]
<references />
[[Kategorie:Erkenntnistheoretiker]]
 
[[Kategorie:Sprachphilosoph]]
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[[Kategorie:Wiener Kreis]]
{{SORTIERUNG:Levine, Joseph}}
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[[Kategorie:Vertreter des Naturalismus]]
[[Kategorie:Vertreter der Philosophie des Geistes]]
[[Kategorie:Vertreter des Pragmatismus]]
[[Kategorie:US-Amerikaner]]
[[Kategorie:US-Amerikaner]]
[[Kategorie:Geboren 1908]]
[[Kategorie:Geboren 1952]]
[[Kategorie:Gestorben 2000]]
[[Kategorie:Mann]]
[[Kategorie:Mann]]
{{Wikipedia}}

Version vom 5. Juli 2018, 13:20 Uhr

Joseph Levine (* 17. Januar 1952) ist ein US-amerikanischer Philosoph der vor allem im Fachbereich der Philosophie des Geistes tätig ist.

Leben

Levine studierte Philosophie an der University of California, Los Angeles, wo er 1975 seinen Bachelor of Arts erhielt. Sein weiteres Studium an der Harvard University schloss er 1981 mit dem Ph.D. ab. Danach war er an verschiedenen amerikanischen Universitäten tätig. Seit 2006 lehrt Levine Philosophie an der University of Massachusetts Amherst.

Erklärungslücke

Hauptartikel: Erklärungslücke

Bekannt wurde Levine vor allem für sein 1983 formuliertes Argument der Erklärungslücke (eng. explanatory gap), die zwischen dem bewussten Erleben der sog. Qualia und der materiellen Grundlage des Bewusstseins bestehe.

Levine argumentiert auf materialistischer Grundlage. Angenommen es gibt eine innere Verbindung zwischen dem Feuern von C-Fasern, die für die Schmerzempfindung zuständig sind, und dem subjektiven Erlebnis des Schmerzes. Nun sei aber theoretisch auch ein physisch oder funktional ganz anders als der Mensch gebautes Lebewesen denkbar. Faktisch mag es wahr wahr oder falsch sein, dass auch dieses Lebewesen ein subjektives Schmerzempfinden hat. Erkenntnistheoretisch kann das aber aufgrund der Erklärungslücke nicht abgeklärt werden. Solange die Erklärungslücke nicht geschlossen werden kann, wird folglich das Leib-Seele-Problem weiter bestehen.

Kritisiert wurden Levines Argumente u.a. von dem englischen Philosophen David Papineau (* 1947), der sich als Naturalist versteht und von der vollkommenen Identität der objektiven neuronalen Zustände und der subjektiv erlebten Qualia ausgeht; daher gäbe es hier gar nichts zu erklären und folglich auch keine Erklärungslücke.

Der australische Philosoph David Chalmers sieht hingegen in der Erklärungslücke eine Bestätigung dafür, dass eine rein materialistische Erklärung des Bewusstseins scheitern muss und schlägt daher einen Eigenschaftsdualismus vor. Demnach gebe es zwar nur eine einheitliche Grundsubstanz der Welt (Substanzmonismus), doch diese habe nicht nur materielle, sondern auch nicht-materielle mentale Eigenschaften.

Letztlich beruht das ganze Problem auf der von John Locke (1632-1704) propagierten Unterscheidung primärer und sekundärer Sinnesqualitäten, von denen nur ersteren eine äußerlich objektive Realität entspräche. Rudolf Steiner hat darauf hingewiesen, dass aber gerade die primären Qualitäten innerlich erlebt werden, indem wir uns etwa durch den Gleichgewichtssinn und den Eigenbewegungssinn in der raumzeitlichen Welt orientieren. Die sekundären Qualitäten (Farben, Töne usw.) erleben wir hingegen in der Außenwelt. Durch unsere Sinne erleben wir sie zunächst nur als Bilder; ihre eigentliche Wirklichkeit liegt in der seelisch-geistigen Außenwelt.

„Mit Bezug auf die Sinneswahrnehmungen ist man aber in eine wahre wissenschaftliche Verwirrung gekommen. Die Menschen meinen vielfach - die Physiologen haben sich in dieser Beziehung sogar den Erkenntnistheoretikern und Philosophen im 19. Jahrhundert angeschlossen -, wenn wir zum Beispiel Rot sehen, so ist der äußere Vorgang irgendein Schwingungsvorgang, der sich fortpflanzt bis zu unserem Sehorgan, bis zum Gehirn. Dann wird ausgelöst das eigentliche Rot-Erlebnis. Oder es wird durch den äußeren Schwingungsvorgang ausgelöst der Ton Cis auf dieselbe Weise. Hier ist man in Verwirrung geraten, weil man dasjenige, was in uns, in unserer Körperbegrenzung lebt, gar nicht mehr von dem Äußeren unterscheiden kann. Hier spricht man durchaus davon, daß alle Sinnesqualitäten, Farben, Töne, Wärmequalitäten, eigentlich nur subjektiv seien; daß das äußere Objektive etwas ganz anderes sei.

Wenn wir nun geradeso, wie wir die drei Raumesdimensionen zunächst aus uns heraus bilden, um sie an und in den Dingen wieder zu finden, wenn wir ebenso dasjenige, was in uns sonst als Sinnesempfindung auftritt, aus uns selbst schöpfen und dann außer uns versetzen könnten, dann würden wir das erst in uns Gefundene in den Dingen ebenso finden, ja, auf uns zurückschauend, es wiederfinden, wie wir das als Raum in uns Erlebte in der Außenwelt finden und auf uns zurückschauend, uns selbst diesem Räume angehörend finden. Wir würden, wie wir die Raumeswelt um uns haben, eine Welt von ineinanderfließenden Farben und Tönen um uns haben. Wir würden sprechen von einer objektivierten farbigen, tönenden Welt, einer flutenden, farbigen, tönenden Welt, so wie wir von dem Raume um uns herum sprechen.

Das kann der Mensch aber durchaus erreichen, daß er diese Welt, die sonst für ihn nur vorliegt als die Welt der Wirkungen, kennenlernt als die Welt seiner eigenen Bildung. Wie wir unbewußt, einfach aus unserer menschlichen Natur heraus, uns die Raumesgestalt ausbilden, um sie dann in der Welt wiederzufinden, indem wir sie erst metamorphosiert haben, so kann der Mensch durch gewisse Übung - das muß er jetzt bewußt ausführen - dazu kommen, aus sich heraus den gesamten Umfang der Qualitäten enthaltenden Welt zu finden, um sie dann wiederzufinden in den Dingen, wiederzufinden zurückschauend auf sich selbst.

Was ich Ihnen hier schildere, das ist das Aufsteigen zu der sogenannten imaginativen Anschauung.“ (Lit.:GA 82, S. 58f)

Schriften

Bücher
Publikationen
  • Materialism and Qualia: The Explanatory Gap. In: Pacific Philosophical Quarterly. Band 64, Nr. 4, Oktober 1983, S. 354–361 pdf
  • On Leaving Out What It's Like. In: G. Humphreys und M. Davies (Hrsg.): Consciousness. Psychological and Philosophical Essays. Basil Blackwell, Oxford 1993, S. 121–136. Nachdruck in: N.J. Block, O. Flanagan, and G. Güzeledere (Hrsg.): The Nature of Consciousness. Philosophical Debates. MIT Press, Cambridge, Massachusetts 1997.
  • Collective Responsibility and the Individual, Essays in Philosophy. Vol. 10, no. 2, June 2009.
  • Demonstrative Thought. Mind and Language, Vol. 25, no. 2, 2010, pp. 169-195.
  • The Q Factor: Modal Rationalism vs. Modal Autonomism. The Philosophical Review, Vol. 119, no. 3, 2010, pp. 365-380.
  • Phenomenal Experience: A Cartesian Theater Revival. Philosophical Issues, 20, Philosophy of Mind, 2010.
  • On the Phenomenology of Thought. In Bayne, T. & Montague, M. eds., Cognitive Phenomenology, Oxford University Press, 2011.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise