Bonaventura und Rotverschiebung: Unterschied zwischen den Seiten

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[[File:François, Claude (dit Frère Luc) - Saint Bonaventure.jpg|mini|Der Heilige Bonaventura, [[WikipediaFR:Claude François (peintre)|Claude François]] (genannt Frère Luc)]]  
Die '''Rotverschiebung''' ist in der [[Astronomie]] die Lageveränderung identifizierter [[Spektrallinie]]n im [[Emissionsspektrum]] stellarer Objekte in Richtung der größeren [[Wellenlänge]]n. Die Rotverschiebung wird angegeben als Verhältnis der Wellenlängenänderung zur ursprünglichen Wellenlänge:


'''Bonaventura''', mit bürgerlichem Namen '''Giovanni (di) Fidanza''' (* [[Wikipedia:1221|1221]] in [[Wikipedia:Bagnoregio|Bagnoregio]] bei [[Wikipedia:Viterbo|Viterbo]]; † [[Wikipedia:15. Juli|15. Juli]] [[Wikipedia:1274|1274]] in [[Wikipedia:Lyon|Lyon]]), gilt als einer der bedeutendsten [[Philosoph]]en, [[Theologe]]n und [[Mystiker]] der [[Scholastik]]. Sein Denken war stark von [[Augustinus]] geprägt, dessen an [[Platon]]s [[Ideenlehre]] gereifter und im [[christlich]]en Sinn gedeuteter [[Illuminationslehre]] er systematisch ausarbeite. Bonaventura knüpfte dabei auch an [[Boëthius]] und [[Bernhard von Clairvaux]], an die [[Mystik]] von [[Hugo von St. Viktor|Hugo von St. Viktor]] und vor allem an [[Dionysius Areopagita]] an.  
:<math>z = \frac{\Delta \lambda}{\lambda_0} = \frac{\lambda_{\text{beobachtet}}-\lambda_0}{\lambda_0} = \frac{\lambda_{\text{beobachtet}}}{\lambda_0}-1.</math>


== Leben und Werk ==
Der Name bezieht sich auf das rote Licht am langwelligen Ende des [[Sichtbares Spektrum|sichtbaren Spektrums]]. Bei [[Infrarot]]-Emission verschieben sich die Spektrallinien entsprechend in die Richtung der noch längerwelligen Terahertzstrahlung.


In seiner Biographie von [[Franz von Assisi]] berichtet Bonaventura, dass er als Kind dem Tode nahe gewesen sei und nur durch den [[Segen]] des Franziskus errettet worden sei. Fidanza, wie er damals noch hieß, studierte ab 1235 an der [[w:Sorbonne|Sorbonne]] in [[Paris]] zunächst noch als Laie die [[Sieben Freie Künste|sieben freien Künste]]. 1243<ref>nach anderen Quellen trat er vielleicht schon 1238 in den Orden ein oder aber auch erst 1244.</ref> trat er in den [[Wikipedia:Franziskanische Orden|Franziskanerorden]] ein und nahm den Ordensnamen Bonaventura an, was soviel wie „gutes Los“ oder „gute Zukunft“ bedeutet (von [[lat.]] ''bona'' „Besitz, Gut, Vermögen“ und ''ventura'' „Schicksal, Los“, eigentlich „das Kommende“, von [[lat.]] ''venire'' „kommen“). Von 1243 bis 1248 studierte der [[Platoniker|platonisch]] orientierte Bonaventura [[Theologie]] und promovierte zeitgleich mit [[Thomas von Aquin]], dem zum wohl bedeutendsten Vertreter der [[Aristoteliker|aristotelisch]] geprägten [[Scholastik]] wurde.
Festgestellt wird die Rotverschiebung durch den Vergleich bekannter Atom- und Molekülspektren mit den mittels [[Spektroskopie]] gemessenen Werten, d.&nbsp;h. nach Analyse der Spektrallinien der [[Spontane Emission|Emissionen]] oder [[Lichtabsorption|Absorptionen]] im Sternenlicht, meistens des Wasserstoffs.


Die Quelle des geistigen [[Licht]]s ist für Bonaventura, wie schon zuvor für [[Augustinus]], [[Gott]]. An dessen [[Existenz]] zu zweifeln erscheint Bonaventura völlig denkunmöglich. Das von Gott in die [[Seele]] des Menschen gestrahlte Licht ist ewig unwandelbar und gibt damit der [[Erkenntnis]] absolute [[Gewissheit]], wenn es die der Seele eingeborenen ewigen unveränderlichen [[Wahrheit]]en beleuchtet. Das wäre nicht der Fall, würde der Mensch diese ewigen Ideen nur mit dem unvollkommenen, wandelbaren Licht seines irdischen [[Intellekt]]s erhellen. Bonaventura stand damit im deutlichen Gegensatz zu der von ihm oft kritisierten Lehre vieler [[Wikipedia:Dominikaner|Dominikaner]] und insbesondere zu dem im gleichen Jahr wie er verstorbenen [[Thomas von Aquin]] (* um 1225; † 7. März 1274), der sich in seiner [[Erkenntnistheorie]] vor allem auf [[Aristoteles]] berief. Als unterstes aller geistigen Wesen sei der Mensch nach Thomas bereits so weit von der Quelle des göttlichen Lichts entfernt, dass er dadurch, anders als die [[Engelhierarchien]], nur mehr eine sehr allgemeine und ungenügende Erkenntnis erlangen können. Eben darum habe der Mensch von Gott sein [[leib]]liches Werkzeug bekommen, dass er damit aus den [[sinn]]lich [[Wahrnehmung|wahrgenomenen]] Dingen die in ihnen liegenden unvergänglichen göttlichen Ideen mit Hilfe der [[Vernunft]] herauslösen und so viel klarer und detailreicher die Wahrheit erkennen könne. Über die höchsten Wahrheiten, an die die menschliche Intelligenz nicht heranreiche, würde er aber durch den unerschütterlichen [[Glaube]]n an die überlieferte göttliche [[Offenbarung]] belehrt.
Von Bedeutung ist der Effekt auch in der [[Molekülspektroskopie]], wo nach [[Streuung (Physik)|elastischer Streuung]] mit Energieübertragung [[Photon]]en niedrigerer Energie auftreten.


[[Wikipedia:1257|1257]] wurde Bonaventura zum [[Wikipedia:Liste franziskanischer Generalminister|Generalminister]] des [[Wikipedia:Franziskanische Orden|Franziskanerordens]] gewählt und übte dieses Amt bis zu seinem Tod mit so großem Organisationstalent aus und und führte den Orden auf einen gemäßigten und dauerhaften Kurs, sodass er als dessen zweiter Stifter gilt. Er vermittelte in dem seit der Ordensgründung schwelenden [[w:Armutsstreit|Armutsstreit]] und versöhnte die Anhänger strengster Armut ([[w:Spiritualen|spirituales]]), die sich stark an der spirituellen [[Drei-Zeiten-Lehre]] von [[Joachim von Fiore]] orientierten, mit den Vertretern einer bequemeren, weltlicher orientierten Lebensauffassung ([[w:Minoriten|conventuales]]). [[Joseph Ratzinger]], der spätere Papst [[Benedikt XVI.]], hat in seiner 1955 eingereichten Habitilationsschrift ''[[w:Das Offenbarungsverständnis und die Geschichtstheologie Bonaventuras|Die Geschichtstheologie des heiligen Bonaventura]]'' (Predigten über das Sechstagewerk) nachgewiesen, dass Bonaventura in vermittelnder Absicht Teile der Thesen des umstrittenen Joachim von Fiore in seine 1273 in Paris vorgetragenen [[w:Collationes in Hexaemeron|Collationes in Hexaemeron]] aufgenommen und in die kirchliche Ordnung integriert hatte.
== Ursachen ==


Das Generalkapitel der Franziskaner, das Bonaventuara erstmals 1260 im französischen [[w:Narbonne|Narbonne]] leitete, erteilte ihm  den Auftrag, eine neue Lebensbeschreibung des Franziskus von Assisi zu verfassen, und das Generalkapitel in Paris erklärte 1266 seine Arbeit für die allein authentische Franziskusbiographie. Die ''Legenda Sancti Francisci'' wurde in zwei Fassungen verbreitet. Verbindlich war die umfangreichere ''Legenda maior'', volkstümlicher die kürzere ''Legenda minor''.
Ursachen der Rotverschiebung können sein:
# Eine Relativbewegung von Quelle und Beobachter ([[Dopplereffekt]])
# Ein unterschiedliches [[Gravitationspotential]] von Quelle und Beobachter (Relativität)
# Das expandierende Universum zwischen Quelle und Beobachter ([[Kosmologie]])
# [[Stokes-Shift]] bei der Übertragung diskreter Energiebeträge zwischen Photonen und Molekülen bei der [[Raman-Streuung]]
Die ersten drei dieser Ursachen werden im Folgenden näher erläutert.


[[Wikipedia:1273|1273]] wurde Bonaventura von dem soeben neue gewählten [[Wikipedia:Papst|Papst]] [[Wikipedia:Gregor X.|Gregor X.]] zum Kardinalbischof von [[Wikipedia:Bistum Albano|Albano]] ernannt und mit der Organisation des [[Wikipedia:Zweites Konzil von Lyon|Zweiten Konzils von Lyon]] betraut. Während des Konzils verstarb Bonaventura nach kurzer schwerer Krankheit.
== Rot- und Blauverschiebung durch relative Bewegung ==


In [[Dante]]s [[Göttliche Komödie|Göttlicher Komödie]] tritt Bonaventura im vierten Himmel, der [[Sonnensphäre]], auf und berichtet vom Leben des heiligen [[w:Dominikus|Dominikus]], während der Dominikaner [[Thomas von Aquin]] in hübscher Vertauschung die Lebensgeschichte des heiligen [[Franziskus]] erzählt.
[[Datei:Redshift blueshift.svg|mini|Bewegung einer Lichtquelle relativ zum Beobachter]]
Emittiert ein Objekt [[elektromagnetische Strahlung]] und wird sie von einem zweiten, zu diesem sich relativ entfernenden Objekt absorbiert, so vergrößert sich die im Moment der Absorption gemessene Wellenlänge gegenüber der emittierten, steigend mit der [[Radialgeschwindigkeit|Rezessionsgeschwindigkeit]] der beiden Objekte. Dieser [[Dopplereffekt #Doppler-Effekt ohne Medium|Relativistische Dopplereffekt]] folgt aus der Konstanz der [[Lichtgeschwindigkeit]] <math>c</math>: elektromagnetische Strahlung bewegt sich sowohl bei der Emission als auch bei der Absorption mit <math>c</math>, gleichgültig wie schnell sich Quelle und Ziel relativ zueinander bewegen.


[[Wikipedia:1482|1482]] wurde Bonaventura von [[Wikipedia:Sixtus IV.|Sixtus IV.]] heiliggesprochen und [[Wikipedia:1588|1588]] als ''Doctor seraphicus'' von [[Wikipedia:Sixtus V.|Sixtus V.]] zum [[Wikipedia:Kirchenlehrer|Kirchenlehrer]] erklärt.
Bei einer Bewegung auf einer Linie (ohne [[Tangential]]<nowiki />komponente) ist der Zusammenhang:


== Siehe auch ==
:<math>z = \sqrt{\frac{c+v}{c-v}}-1</math>
 
<math>z</math>: Rotverschiebung
 
<math>c</math>: Lichtgeschwindigkeit
 
<math>v</math>: Rezessionsgeschwindigkeit (häufig auch als ''Fluchtgeschwindigkeit'' bezeichnet)
 
{{Anker|Gravitative Rotverschiebung}}
 
== Gravitative Rot- und Blauverschiebung ==
 
{{Siehe auch|Tests der allgemeinen Relativitätstheorie}}
 
Die '''gravitative Rotverschiebung''' oder '''Gravitations-Rotverschiebung''' im Rahmen der Allgemeinen Relativitätstheorie ist eine Wellenlängenvergrößerung für abgestrahltes Licht, also für Licht, das sich von einem Gravitationszentrum entfernt. Bei der '''gravitativen Blauverschiebung''' oder '''Gravitations-Blauverschiebung''' handelt es sich um den umgekehrten Effekt einer Wellenlängenverkürzung für einfallendes Licht, also für Licht, dass sich auf ein Gravitationszentrum zubewegt.
 
{{Zitat|Photonen, die von einer gravitativen Masse aufsteigen, werden weniger energiereich. Dieser Energieverlust ist als Rotverschiebung bekannt, da Photonen im sichtbaren Spektrum mehr rot erscheinen. Analog, wenn Photonen in einem Gravitationsfeld fallen, werden sie energiereicher und weisen eine Blauverschiebung auf. … Dabei sei angemerkt, dass die Größe des Effektes der Rotverschiebung (Blauverschiebung) keine Funktion des Abstrahl- oder Empfangswinkels des Photons ist, sie hängt nur davon ab, wieweit das Photon im Potentialfeld radial aufgestiegen (gefallen) ist.|R. J. Nemiroff|[http://antwrp.gsfc.nasa.gov/htmltest/gifcity/nslens_math.html ''Gravitational Principles and Mathematics.''] In: ''American Journal of Physics.'' 61, (1993), S. 619 [[:en:Blueshift#Gravitational blueshift|(siehe das englische Original hier)]]}}
 
Die ''gravitative Rotverschiebung'' ist eine direkte Folge der [[Zeitdilatation #Zeitdilatation durch Gravitation|gravitativen Zeitdilatation]]. Sie ist streng genommen kein Effekt der [[Allgemeine Relativitätstheorie|allgemeinen Relativitätstheorie]], sondern folgt bereits aus der [[Spezielle Relativitätstheorie|speziellen Relativitätstheorie]] und dem [[Äquivalenzprinzip (Physik) #Äquivalenzprinzip in der Allgemeinen Relativitätstheorie|Äquivalenzprinzip der allgemeinen Relativitätstheorie]]. Licht, das von einer Lichtquelle mit einer gegebenen Frequenz nach oben (also vom Gravitationszentrum weg) ausgestrahlt wird, wird dort mit einer geringeren Frequenz gemessen. Das bedeutet also insbesondere, dass bei einem Lichtsignal mit einer bestimmten Anzahl von Schwingungen der zeitliche Abstand zwischen dem Beginn und dem Ende des Signals beim Empfänger größer ist als beim Sender. Dies wird durch die gravitative Zeitdilatation verständlich.
 
[[Datei:Gravitational red-shifting.png|mini|Gravitative Rotverschiebung einer Lichtwelle]]
 
Aufgrund der gravitativen Zeitdilatation ist das Zeitintervall zwischen Anfang und Ende der Lichtwelle umso länger, je weiter nach oben man sich im Gravitationsfeld bewegt, weil die Zeit zunehmend schneller verstreicht. Das bedeutet, dass die Welle bei ihrer Bewegung nach oben immer länger gemessen wird. Daher muss auch der Abstand zwischen den einzelnen Wellenbergen immer mehr wachsen, so dass das Licht also immer langwelliger, also energieärmer erscheint.
 
Die gravitative Rotverschiebung wurde von Einstein bereits 1911 vor Fertigstellung der allgemeinen Relativitätstheorie vorausgesagt und kann bereits aus der Energieerhaltung hergeleitet werden, so dass ihre experimentelle Bestätigung zwar notwendige Voraussetzung für die Gültigkeit der allgemeinen Relativitätstheorie ist, aber andererseits nicht sehr große Aussagekraft hat. Von [[Walter Sydney Adams|W. S. Adams]] wurde 1925 die Rotverschiebung am [[Weißer Zwerg|Weißen Zwerg]] [[Sirius#Sirius B|Sirius B]] nachgewiesen. Die Messung der gravitativen Rotverschiebung an weißen Zwergen ist aber schwierig von der Rotverschiebung durch die Eigenbewegung zu unterscheiden, und die Genauigkeit ist begrenzt. [[Robert Pound]] und [[Glen Rebka]] wiesen 1960 mit Hilfe des [[Mößbauer-Effekt]]es die gravitative Rotverschiebung der Strahlung einer Gammaquelle im Erdgravitationsfeld bei einem Höhenunterschied von nur 25&nbsp;m mit ausreichender Genauigkeit nach ([[Pound-Rebka-Experiment]]). Spätere Verbesserungen (Pound-Rebka-Snider-Experiment) erreichten eine Genauigkeit von etwa 1,5 %. Die gravitative Rotverschiebung wurde mittels Raumsonden auch für die [[Sonne]] und den [[Saturn (Planet)|Saturn]] nachgewiesen. Der geplante Satellit [[OPTIS]] soll, neben anderen Tests zur speziellen und allgemeinen Relativitätstheorie, die gravitative Rotverschiebung mit einer Genauigkeit von 10<sup>−5</sup> testen. 2018 wurde die gravitative Rotverschiebung beim Stern [[S2 (Stern)|S2]] bei dessen größter Annäherung an das schwarze Loch in Sagittarius A im  Zentrum der Milchstraße nachgewiesen.<ref>Gravity Collaboration, R. Abuter u.&nbsp;a., Detection of the gravitational redshift in the orbit of the star S2 near the Galactic centre massive black hole, Astronomy & Astrophysics, Band 615, 2018, L 15, [https://www.aanda.org/articles/aa/abs/2018/07/aa33718-18/aa33718-18.html Abstract]</ref>
 
Die Entwicklung von [[Atomuhr]]en hat es möglich gemacht, den Einfluss der Gravitation auf die Zeit auch direkt zu messen. Im Prinzip ist diese Messung eine Variation der Nachweise der gravitativen Rotverschiebung. 1971 wurde durch J. Hafele und R. Keating ([[Hafele-Keating-Experiment]]) mit Caesiumuhren in Flugzeugen der durch die Gravitation verursachte Gangunterschied von Uhren in verschiedenen Höhen gemäß der allgemeinen Relativitätstheorie mit etwa 10 % Genauigkeit eindeutig nachgewiesen. Durch ein ähnliches Experiment von C. Alley ([[Maryland-Experiment]]) konnte die Genauigkeit 1976 auf 1 % gesteigert werden. R. Vessot und M. Levine publizierten 1979 Ergebnisse eines ähnlichen Experiments mit Hilfe von Raketen und gaben eine Genauigkeit von 0,02 % an. Beim heutigen satellitengestützten [[Global Positioning System|GPS-Navigationssystem]] müssen Korrekturen sowohl gemäß der speziellen als auch der allgemeinen Relativitätstheorie berücksichtigt werden, wobei Effekte durch die allgemeine Relativitätstheorie überwiegen. Umgekehrt kann dies auch als Bestätigung dieser Theorien angesehen werden.
 
{| class="wikitable"
|-
! Planet / Stern                      !! colspan="2" | Rotverschiebung            !! Stern                    !! colspan="2" | Rotverschiebung
|-
| Erde                                || style="text-align:right" | 1,4 · 10<sup>−9</sup> || style="text-align:right" | 0,208 m/s        || Naos                      || style="text-align:right" | 6,2 · 10<sup>−6</sup> || style="text-align:right" | 2 km/s
|-
| Jupiter                            || style="text-align:right" | 2,0 · 10<sup>−8</sup> || style="text-align:right" | 5,91 m/s        || Sirius B                  || style="text-align:right" | 2,4 · 10<sup>−4</sup> || style="text-align:right" | 72 km/s
|-
| Mira                                || style="text-align:right" | 6,4 · 10<sup>−9</sup> || style="text-align:right" | 2 m/s            || BPM 37093                || style="text-align:right" | 8,0 · 10<sup>−4</sup> || style="text-align:right" | 240 km/s
|-
| Beteigeuze                          || style="text-align:right" | 4,3 · 10<sup>−8</sup> || style="text-align:right" | 13 m/s          || Neutronenstern mit 1,3 M☉ || style="text-align:right" | 0,14                  || style="text-align:right" | 36.000 km/s
|-
| Pollux                              || style="text-align:right" | 4,3 · 10<sup>−7</sup> || style="text-align:right" | 130 m/s          || Neutronenstern mit 1,8 M☉ || style="text-align:right" | 0,46                  || style="text-align:right" | 95.000 km/s
|-
| Sonne                              || style="text-align:right" | 2,1 · 10<sup>−6</sup> || style="text-align:right" | 636 m/s          || Ereignishorizont          || style="text-align:right" | unendlich            || style="text-align:right" | 299.792 km/s
|-
|}
 
Ein Beobachter, der sich relativ zum Schwerpunkt einer nichtrotierenden Masse auf der radialen Koordinate <math>r_1</math> befindet, erhält ein Signal, das von einem sich auf <math>r_2</math> befindlichen Beobachter gesendet wird, um den Faktor
 
:<math>\frac{f_\text{empfangen}}{f_\text{gesendet}} = \frac{\lambda_\text{gesendet}}{\lambda_\text{empfangen}} = \sqrt{\frac{1-r_\mathrm{s}/r_2}{1-r_\mathrm{s}/r_1}}</math>
 
rot- bzw. blauverschoben. Die <math>r</math>-Koordinate ist in [[Schwarzschild-Metrik#Linienelement|Schwarzschild-Koordinaten]] gegeben, mit dem Schwarzschildradius <math>r_\mathrm{s} = \frac{2 G M}{c^2}</math>.
 
== Kosmologische Rotverschiebung ==
 
[[Datei:Redshift.svg|mini|hochkant|Illustration der Rotverschiebung der [[Spektrallinie]]n für einen weit entfernten Supergalaxienhaufen ([[BAS11]]) rechts im Vergleich zur [[Sonne]] links]]
Die [[Expansion des Universums]] darf nicht so verstanden werden, dass sich Galaxien in der [[Raumzeit]] voneinander entfernen (Relativbewegung). Es ist der Raum selbst, der sich ausdehnt, die Galaxien werden ''mitbewegt.'' Gravitativ gebundene Objekte wie Galaxien oder Galaxienhaufen expandieren nicht, denn sie sind durch ihre Eigengravitation von der allgemeinen Expansionsbewegung (beschrieben durch die [[Friedmann-Gleichungen]]) entkoppelt. Dies gilt insbesondere auch für Objekte, die sich innerhalb solcher gravitativ gebundener Systeme befinden ([[Stern]]e, [[Planet]]en), und auch für elektromagnetisch gebundene Systeme wie [[Atom]]e und [[Molekül]]e. Einer elektromagnetischen Welle hingegen, die sich frei durch eine sich ausdehnende Raumzeit ausbreitet, wird die Expansionsbewegung direkt aufgeprägt: vergrößert sich die Raumzeit während der Laufzeit um einen Faktor <math>n</math>, so geschieht dies auch mit der Wellenlänge des Lichtes.
 
Diese ''kosmologische Rotverschiebung'' ist grundsätzlich von der Rotverschiebung durch den Dopplereffekt zu unterscheiden, die nur von der relativen Geschwindigkeit der Galaxien bei der Emission und der [[Absorption (Physik)|Absorption]] abhängt. Die aus der kosmologischen Rotverschiebung abgeleiteten Fluchtgeschwindigkeiten ferner Galaxien sind demnach direkt auf die Ausdehnung der Raumzeit zurückzuführen. Bereits ab Entfernungen von wenigen 100 [[Parsec|Megaparsec]] ist der Anteil des Dopplereffekts verschwindend gering. Ferner ergibt sich aus der allgemeinen Relativitätstheorie, dass die beobachteten Fluchtgeschwindigkeiten keine relativistischen Zeiteffekte hervorrufen, wie sie von der speziellen Relativitätstheorie für Bewegungen im Raum beschrieben werden. Eine ''kosmologische Zeitdilatation'' findet dennoch statt, da die später ausgesandten Photonen eines Objektes aufgrund der Expansion eine größere Wegstrecke zurücklegen müssen. Physikalische Prozesse erscheinen daher bei rotverschobenen Objekten (aus unserer Sicht) zunehmend verlangsamt abzulaufen.
 
=== Rotverschiebung, Blauverschiebung und Kosmologie ===
 
Das Licht von [[Galaxie]]n ist in den allermeisten Fällen rotverschoben (bereits unter den nächstgelegenen 1000 sind es etwa 75 Prozent). Je weiter eine Galaxie entfernt ist, desto stärker ist im Mittel die Rotverschiebung. Nur wenige relativ nahe Galaxien zeigen aufgrund zusätzlicher „eigener“ Bewegung relativ zur Erde ''auf uns zu'' insgesamt eine ''Blauverschiebung.'' Ein Beispiel dazu ist der [[Andromedanebel]].
 
[[Vesto Slipher]] führte ab 1912 spektroskopische Beobachtungen von Galaxien durch und bestimmte deren [[Radialgeschwindigkeit]]en aus den Linienverschiebungen. Er erkannte bald, dass die meisten der von ihm beobachteten Galaxien eine Rotverschiebung aufwiesen.<ref>V. M. Slipher: ''Spectrographic Observations of Nebulae.'' In: ''Popular Astronomy.'' In: ''Vol. 23.'' 1915, S. 21–24, [http://articles.adsabs.harvard.edu/full/1915PA.....23...21S (online).]</ref> 1929 entdeckte [[Edwin Hubble]] den Zusammenhang von Rotverschiebung und Entfernung der Galaxien und führte ihn auf eine kosmologische Expansion zurück. Zunächst wurde der Effekt fälschlich als Dopplereffekt interpretiert. Er nimmt mit der Galaxienentfernung gemäß der [[Hubble-Konstante]] zu, weshalb man die Entfernungen durch Messung der Rotverschiebung abschätzen kann.
 
Je höher die Rotverschiebung eines astronomischen Objekts, desto länger war das von ihm ausgesandte Licht unterwegs und desto weiter zurück in der Vergangenheit sehen wir es. Aus der Rotverschiebung kann auch die Entfernung des Objekts bestimmt werden, allerdings ist diese in einer sich ausdehnenden Raumzeit nicht mehr eindeutig definiert. Es gibt verschiedene [[Entfernungsmaß]]e, die sich aus der Rotverschiebung ableiten lassen. In der Kosmologie werden Betrachtungen und Rechnungen deshalb immer im [[Rotverschiebungsraum]] angestellt.
 
Im Oktober 2010 haben Astronomen mit Hilfe des [[Very Large Telescope]] nachweisen können, dass das Licht der zuvor mit dem [[Hubble-Weltraumteleskop]] entdeckten Galaxie ''[[UDFy-38135539]]'' 13,1&nbsp;Milliarden Jahre zu uns unterwegs war. Mit dem damaligen Rotverschiebungsrekord von <math>z=8{,}6</math> erreichte uns erstmals beobachtetes Licht, das nur 700&nbsp;Millionen Jahre nach dem [[Urknall]] ausgesandt wurde; die Galaxie entstand damit in einer Zeit, in der das Universum noch nicht vollständig transparent und um den Faktor 9,6 kleiner war.<ref>''[http://www.stern.de/wissen/kosmos/galaxie-udfy-38135539-forscher-schauen-ans-ende-des-universums-1615824.html Forscher schauen ans Ende des Universums.]'' Bei: ''stern.de.'' 20. Oktober 2010.</ref><ref>M. D. Lehnert u.&nbsp;a.: [http://www.nature.com/nature/journal/v467/n7318/edsumm/e101021-03.html ''Spectroscopic confirmation of a galaxy at redshift z = 8.6.''] In: ''Nature.com.'' 467, 2010, S. 940–942.</ref>
 
Mit der Entdeckung der Galaxie ''[[UDFj-39546284]]'' in der Hubble Ultra Deep Field 09 Aufnahme (HUDF09) konnte eine kosmologische Rotverschiebung von <math>z=10{,}3</math> ermittelt werden. Der beobachtete Altersrekord verschiebt sich damit weitere 120&nbsp;Millionen Jahre Richtung Urknall auf 580&nbsp;Millionen Jahre danach. Die neu entdeckte Galaxie mit ihrem Alter von 13,2&nbsp;Milliarden Jahren würde bei einer Bestätigung der Rotverschiebung einen wichtigen Beobachtungsbaustein zur Entwicklung der ersten Galaxien nach dem [[Urknall]] liefern.<ref>''[http://www.nasa.gov/mission_pages/hubble/science/farthest-galaxy.html NASA’s Hubble Finds Most Distant Galaxy Candidate Ever Seen in Universe.]'' Auf: ''NASA Hubble Mission Page.'' 26. Januar 2011.</ref><ref>R. J. Bouwens u.&nbsp;a.: ''[http://www.nature.com/nature/journal/v469/n7331/full/nature09717.html A candidate redshift z&thinsp;≈&thinsp;10 galaxy and rapid changes in that population at an age of 500&thinsp;Myr.]'' In: ''Nature.'' 469, 2011, S. 504–507.</ref><ref>R. J. Bouwens u.&nbsp;a.: ''Searches and limits for z˜10 galaxies in the HST HUDF09 Data.'' In: ''Supplementary Information for Nature Letter.'' [[doi:10.1038/nature09717]] ([http://www.nature.com/nature/journal/v469/n7331/extref/nature09717-s1.pdf PDF,] ''nature.com'').</ref>
 
Der [[Sachs-Wolfe-Effekt]] erklärt Fluktuationen der Rotverschiebung der Photonen der kosmischen Hintergrundstrahlung.
 
=== Rotverschiebung, Blauverschiebung und Energieerhaltung ===
 
Die Rotverschiebung eines Photons entspricht einer Dehnung seiner Wellenlänge, die mit einer Energieabnahme (gemäß {{Zeile|1=<math>E = hc/\lambda</math>,}} <math>E</math> = Energie des Photons, <math>h</math> = [[Plancksches Wirkungsquantum]], <math>c</math> = Lichtgeschwindigkeit, <math>\lambda</math> = Wellenlänge) einhergeht. Wenn die Rotverschiebung mit einer Dehnung der Raumzeit erklärt wird, stellt sich die Frage, wo die Energie bleibt. Die genaue Analyse des Sachverhalts anhand der [[Trajektorie (Physik)|Trajektorien]] des aussendenden Objektes (Galaxie) und des empfangenden, irdischen Beobachters in der Raumzeit zeigt: Der Betrag der Rotverschiebung, den der irdische Beobachter an der Galaxie feststellt, ist identisch mit der zu erwartenden Dopplerverschiebung anhand der allgemein relativistisch berechneten Relativgeschwindigkeit. Die Relativitätstheorie erlaubt den Standpunkt, dass die Photonen keine Energie verlieren, sondern nur auf Grund der Relativgeschwindigkeit rotverschoben erscheinen.<ref>{{Literatur |Autor=T. M. Davis |Titel=Verliert das Universum Energie? |Sammelwerk=Spektrum der Wissenschaft |Datum=2010-11 |Seiten=23–29 |ISSN=0170-2971}}</ref>
 
=== Relativistische Herleitung ===
 
Man betrachte ein Photon, emittiert von einer Galaxie mit mitbewegter Entfernung <math>w</math> (siehe auch die relativistische Herleitung der [[Friedmann-Gleichungen]]), und absorbiert vom Beobachter bei <math>w=0</math>. Sowohl die Galaxie als auch der Beobachter folgen der kosmischen Expansion. Orientiert man das beschreibende Koordinatensystem so, dass das Photon entlang dessen polarer Achse läuft, dann lautet das [[Linienelement]] des Photons
 
<math>\mathrm{d}s^2=0=-c^2\,\mathrm{d} t^2 + a^2(t)\,\mathrm{d} w^2</math>
 
wobei <math>c</math> die Lichtgeschwindigkeit darstellt, <math>a(t)</math> den Expansionsfaktor, und <math>w</math> die mitbewegte Radialkoordinate. Zwei aufeinanderfolgende Maxima der Lichtwelle werden zu den kosmologischen Zeiten
<math>t_{\mathrm{e1}}</math> und <math>t_{\mathrm{e2}}</math> ausgesandt, und zu den Zeiten <math>t_{\mathrm{a1}}</math> und <math>t_{\mathrm{a2}}</math> wieder absorbiert. Die Wellenlängen des Photons zu Zeiten der Emission und Absorption sind dann
 
<math> \lambda_e=c\ (t_{\mathrm e2}-t_{\mathrm e1})</math>
<math> \lambda_a=c\ (t_{\mathrm a2}-t_{\mathrm a1})</math>
 
Die mitbewegte Entfernung, die von beiden Maxima zurückgelegt wird, ist per Definition gleich groß. Integriert man das Linienelement des Photons, so erhält man
 
<math>
0 = \int_{t_{\mathrm{e2}}}^{t_{\mathrm{a2}}} a^{-1}(t)\,{\mathrm{d}} t\; -
    \int_{t_{\mathrm{e1}}}^{t_{\mathrm{a1}}} a^{-1}(t)\,{\mathrm{d}} t\,.
</math>
 
Durch Vertauschen der Integrationsgrenzen ergibt sich dann für infinitesimal kleine Intervalle zwischen Emission (Absorption) der beiden Maxima
 
<math>
0 = \int_{t_{\mathrm a1}}^{t_{\mathrm a2}} a^{-1}(t)\,{\mathrm{d}} t\; -
    \int_{t_{\mathrm e1}}^{t_{\mathrm e2}} a^{-1}(t)\,{\mathrm{d}} t =
    \frac{t_{\mathrm a2}-t_{\mathrm a1}}{a(t_{\mathrm a1})} -
    \frac{t_{\mathrm e2}-t_{\mathrm e1}}{a(t_{\mathrm e1})}\,.
</math>
 
Unter Verwendung der emittierten und absorbierten Wellenlängen wie sie oben angegeben sind, kann man deren Verhältnis ableiten,
 
<math>
\frac{\lambda_{\mathrm a}}{\lambda_{\mathrm e}} =
  \frac{t_{\mathrm a2}-t_{\mathrm a1}}{t_{\mathrm e2}-t_{\mathrm e1}} =
  \frac{a(t_{\mathrm a1})}{a(t_{\mathrm e1})}\,.
</math>
 
Schließlich definiert man dann die ''kosmologische Rotverschiebung'' zu
 
<math>
z := \frac{\lambda_{\mathrm a}-\lambda_{\mathrm e}}{\lambda_{\mathrm e}} =
    \frac{a(t_{\mathrm a})}{a(t_{\mathrm e})}-1\,.
</math>
 
Da für die meisten Zwecke der Absorptionszeitpunkt <math>t_{\mathrm{a}}</math>
mit der heutigen Zeit <math>t=t_0</math> zusammenfällt und <math>a(t_0)=1</math>, ergibt sich vereinfacht
 
<math>z=\frac{1}{a(t)}-1\;.</math>
 
Umgekehrt ergibt sich hieraus unmittelbar der [[Skalenfaktor]] des Universums zum Emissionszeitpunkt im Vergleich zum heutigen Wert,
 
<math>a=\frac{1}{1+z}\;.</math>
 
Beobachtet man beispielsweise eine Galaxie mit Rotverschiebung <math>z=3</math>, so hatte das Universum zum Zeitpunkt der Aussendung des von uns empfangenen Lichts nur ein Viertel seiner Größe.
Sämtliche physikalischen Prozesse in dieser Galaxie laufen aus der Sicht des Beobachters um einen Faktor <math>(1+z)=4</math> verlangsamt ab, da sich der Abstand zweier nacheinander emittierter Photonen entsprechend vergrößert, und damit auch deren Eintreffen beim Beobachter ''(kosmologische Zeitdilatation).'' Ein bekanntes Beispiel hierfür ist die zunehmende Streckung der [[Lichtkurve]]n von [[Supernova]]e vom Typ&nbsp;Ia, deren Zustandekommen gut verstanden ist, mit wachsender Rotverschiebung.
 
== Messmethoden ==


* {{WikipediaDE|Bonaventura}}
In der [[Astronomie]] wird die Rotverschiebung durch Methoden der [[Spektroskopie|Spektralanalyse]] gemessen; sie sind heute durch digitale statt fotografische Erfassung wesentlich genauer geworden. Doch um Spektrallinien gut erfassen zu können, müssen die Galaxien eine gewisse Mindest-[[Helligkeit]] aufweisen. Rotverschiebungen von Galaxien werden im Rahmen von [[Durchmusterung]]en wie dem [[Sloan Digital Sky Survey]] regelmäßig neu bestimmt.


== Werkausgaben ==
Die Gravitative Rotverschiebung konnte mit Hilfe des Mößbauereffekts in Laborexperimenten auf der Erde beobachtet werden (siehe [[Pound-Rebka-Experiment]]).


* Doctoris Seraphici S. B. Opera omnia, 10 Bde., hg. in Quaracchi 1882–1902, {{Digitalisat|IA=doctorisseraphi00bonagoog}}, [http://www.archive.org/search.php?query=creator%3A%22Collegium%20S.%20Bonaventurae%20%28Rome%2C%20Italy%29%22%20title%3Aopera Bände] bei [[w:archive.org|archive.org]]; [http://standish.stanford.edu/bin/search/simple/process?query=Bonaventure%2C+Saint%2C+Cardinal%2C+ca.+1217-1274 Stanford]
== Siehe auch ==
* Opera theologica selecta, 4 Bde., 1934–1949
* {{WikipediaDE|Rotverschiebung}}
* Mystisch-ascetische Schriften, hg. und Übers. Siegfried Johannes Hamburger 1923.


== Literatur ==
== Literatur ==


* {{BBKL|archiveurl={{Webarchiv | url=http://www.bautz.de/bbkl/b/bonaventura.shtml | wayback=20070613070828 | text=Bonaventura (Johannes Fidanza)}} |band=1|spalten=679–681|autor=Friedrich Wilhelm Bautz|artikel=Bonaventura (Johannes Fidanza)}}
* Stuart Clark: ''Redshift.'' Univ. of Hertfordshire Press, Hatfield 1997, ISBN 0-900458-79-8.
* [[Benedikt XVI.|Joseph Ratzinger]]: ''[[w:Das Offenbarungsverständnis und die Geschichtstheologie Bonaventuras|Die Geschichtstheologie des heiligen Bonaventura]]''. In: Joseph (Benedikt XVI.) Ratzinger: ''Offenbarungsverständnis und Geschichtstheologie Bonaventuras.'' Habilitationsschrift und Bonaventura-Studien ([[w:Joseph Ratzinger Gesammelte Schriften|Joseph Ratzinger Gesammelte Schriften]], Bd. 2), Herder, Freiburg 2009, ISBN 978-3-451-30130-8
* George B. Field: ''The redshift controversy.'' Addison-Wesley, Redwood 1973, ISBN 0-8053-2512-3.
* Rainer Kayser: {{Webarchiv |url= http://www.mpia-hd.mpg.de/suw/suw/SuW/BR-alpha/AC006%20-%20Universum/AC006-114.html |wayback= 20100916050712 |text=''Licht und Asche des Urknalls.''}}. In: ''Sterne und Weltraum.'' Special 2 – ''Schöpfung ohne Ende.'' S. 106–117 (online auf ''mpia-hd.mpg.de'').
 
== Weblinks ==
 
{{Commons|Redshift|Rotverschiebung}}
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== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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Version vom 25. Februar 2019, 02:10 Uhr

Die Rotverschiebung ist in der Astronomie die Lageveränderung identifizierter Spektrallinien im Emissionsspektrum stellarer Objekte in Richtung der größeren Wellenlängen. Die Rotverschiebung wird angegeben als Verhältnis der Wellenlängenänderung zur ursprünglichen Wellenlänge:

Der Name bezieht sich auf das rote Licht am langwelligen Ende des sichtbaren Spektrums. Bei Infrarot-Emission verschieben sich die Spektrallinien entsprechend in die Richtung der noch längerwelligen Terahertzstrahlung.

Festgestellt wird die Rotverschiebung durch den Vergleich bekannter Atom- und Molekülspektren mit den mittels Spektroskopie gemessenen Werten, d. h. nach Analyse der Spektrallinien der Emissionen oder Absorptionen im Sternenlicht, meistens des Wasserstoffs.

Von Bedeutung ist der Effekt auch in der Molekülspektroskopie, wo nach elastischer Streuung mit Energieübertragung Photonen niedrigerer Energie auftreten.

Ursachen

Ursachen der Rotverschiebung können sein:

  1. Eine Relativbewegung von Quelle und Beobachter (Dopplereffekt)
  2. Ein unterschiedliches Gravitationspotential von Quelle und Beobachter (Relativität)
  3. Das expandierende Universum zwischen Quelle und Beobachter (Kosmologie)
  4. Stokes-Shift bei der Übertragung diskreter Energiebeträge zwischen Photonen und Molekülen bei der Raman-Streuung

Die ersten drei dieser Ursachen werden im Folgenden näher erläutert.

Rot- und Blauverschiebung durch relative Bewegung

Bewegung einer Lichtquelle relativ zum Beobachter

Emittiert ein Objekt elektromagnetische Strahlung und wird sie von einem zweiten, zu diesem sich relativ entfernenden Objekt absorbiert, so vergrößert sich die im Moment der Absorption gemessene Wellenlänge gegenüber der emittierten, steigend mit der Rezessionsgeschwindigkeit der beiden Objekte. Dieser Relativistische Dopplereffekt folgt aus der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit : elektromagnetische Strahlung bewegt sich sowohl bei der Emission als auch bei der Absorption mit , gleichgültig wie schnell sich Quelle und Ziel relativ zueinander bewegen.

Bei einer Bewegung auf einer Linie (ohne Tangentialkomponente) ist der Zusammenhang:

: Rotverschiebung

: Lichtgeschwindigkeit

: Rezessionsgeschwindigkeit (häufig auch als Fluchtgeschwindigkeit bezeichnet)

Gravitative Rot- und Blauverschiebung

Die gravitative Rotverschiebung oder Gravitations-Rotverschiebung im Rahmen der Allgemeinen Relativitätstheorie ist eine Wellenlängenvergrößerung für abgestrahltes Licht, also für Licht, das sich von einem Gravitationszentrum entfernt. Bei der gravitativen Blauverschiebung oder Gravitations-Blauverschiebung handelt es sich um den umgekehrten Effekt einer Wellenlängenverkürzung für einfallendes Licht, also für Licht, dass sich auf ein Gravitationszentrum zubewegt.

„Photonen, die von einer gravitativen Masse aufsteigen, werden weniger energiereich. Dieser Energieverlust ist als Rotverschiebung bekannt, da Photonen im sichtbaren Spektrum mehr rot erscheinen. Analog, wenn Photonen in einem Gravitationsfeld fallen, werden sie energiereicher und weisen eine Blauverschiebung auf. … Dabei sei angemerkt, dass die Größe des Effektes der Rotverschiebung (Blauverschiebung) keine Funktion des Abstrahl- oder Empfangswinkels des Photons ist, sie hängt nur davon ab, wieweit das Photon im Potentialfeld radial aufgestiegen (gefallen) ist.“

R. J. Nemiroff: Gravitational Principles and Mathematics. In: American Journal of Physics. 61, (1993), S. 619 (siehe das englische Original hier)

Die gravitative Rotverschiebung ist eine direkte Folge der gravitativen Zeitdilatation. Sie ist streng genommen kein Effekt der allgemeinen Relativitätstheorie, sondern folgt bereits aus der speziellen Relativitätstheorie und dem Äquivalenzprinzip der allgemeinen Relativitätstheorie. Licht, das von einer Lichtquelle mit einer gegebenen Frequenz nach oben (also vom Gravitationszentrum weg) ausgestrahlt wird, wird dort mit einer geringeren Frequenz gemessen. Das bedeutet also insbesondere, dass bei einem Lichtsignal mit einer bestimmten Anzahl von Schwingungen der zeitliche Abstand zwischen dem Beginn und dem Ende des Signals beim Empfänger größer ist als beim Sender. Dies wird durch die gravitative Zeitdilatation verständlich.

Gravitative Rotverschiebung einer Lichtwelle

Aufgrund der gravitativen Zeitdilatation ist das Zeitintervall zwischen Anfang und Ende der Lichtwelle umso länger, je weiter nach oben man sich im Gravitationsfeld bewegt, weil die Zeit zunehmend schneller verstreicht. Das bedeutet, dass die Welle bei ihrer Bewegung nach oben immer länger gemessen wird. Daher muss auch der Abstand zwischen den einzelnen Wellenbergen immer mehr wachsen, so dass das Licht also immer langwelliger, also energieärmer erscheint.

Die gravitative Rotverschiebung wurde von Einstein bereits 1911 vor Fertigstellung der allgemeinen Relativitätstheorie vorausgesagt und kann bereits aus der Energieerhaltung hergeleitet werden, so dass ihre experimentelle Bestätigung zwar notwendige Voraussetzung für die Gültigkeit der allgemeinen Relativitätstheorie ist, aber andererseits nicht sehr große Aussagekraft hat. Von W. S. Adams wurde 1925 die Rotverschiebung am Weißen Zwerg Sirius B nachgewiesen. Die Messung der gravitativen Rotverschiebung an weißen Zwergen ist aber schwierig von der Rotverschiebung durch die Eigenbewegung zu unterscheiden, und die Genauigkeit ist begrenzt. Robert Pound und Glen Rebka wiesen 1960 mit Hilfe des Mößbauer-Effektes die gravitative Rotverschiebung der Strahlung einer Gammaquelle im Erdgravitationsfeld bei einem Höhenunterschied von nur 25 m mit ausreichender Genauigkeit nach (Pound-Rebka-Experiment). Spätere Verbesserungen (Pound-Rebka-Snider-Experiment) erreichten eine Genauigkeit von etwa 1,5 %. Die gravitative Rotverschiebung wurde mittels Raumsonden auch für die Sonne und den Saturn nachgewiesen. Der geplante Satellit OPTIS soll, neben anderen Tests zur speziellen und allgemeinen Relativitätstheorie, die gravitative Rotverschiebung mit einer Genauigkeit von 10−5 testen. 2018 wurde die gravitative Rotverschiebung beim Stern S2 bei dessen größter Annäherung an das schwarze Loch in Sagittarius A im Zentrum der Milchstraße nachgewiesen.[1]

Die Entwicklung von Atomuhren hat es möglich gemacht, den Einfluss der Gravitation auf die Zeit auch direkt zu messen. Im Prinzip ist diese Messung eine Variation der Nachweise der gravitativen Rotverschiebung. 1971 wurde durch J. Hafele und R. Keating (Hafele-Keating-Experiment) mit Caesiumuhren in Flugzeugen der durch die Gravitation verursachte Gangunterschied von Uhren in verschiedenen Höhen gemäß der allgemeinen Relativitätstheorie mit etwa 10 % Genauigkeit eindeutig nachgewiesen. Durch ein ähnliches Experiment von C. Alley (Maryland-Experiment) konnte die Genauigkeit 1976 auf 1 % gesteigert werden. R. Vessot und M. Levine publizierten 1979 Ergebnisse eines ähnlichen Experiments mit Hilfe von Raketen und gaben eine Genauigkeit von 0,02 % an. Beim heutigen satellitengestützten GPS-Navigationssystem müssen Korrekturen sowohl gemäß der speziellen als auch der allgemeinen Relativitätstheorie berücksichtigt werden, wobei Effekte durch die allgemeine Relativitätstheorie überwiegen. Umgekehrt kann dies auch als Bestätigung dieser Theorien angesehen werden.

Planet / Stern Rotverschiebung Stern Rotverschiebung
Erde 1,4 · 10−9 0,208 m/s Naos 6,2 · 10−6 2 km/s
Jupiter 2,0 · 10−8 5,91 m/s Sirius B 2,4 · 10−4 72 km/s
Mira 6,4 · 10−9 2 m/s BPM 37093 8,0 · 10−4 240 km/s
Beteigeuze 4,3 · 10−8 13 m/s Neutronenstern mit 1,3 M☉ 0,14 36.000 km/s
Pollux 4,3 · 10−7 130 m/s Neutronenstern mit 1,8 M☉ 0,46 95.000 km/s
Sonne 2,1 · 10−6 636 m/s Ereignishorizont unendlich 299.792 km/s

Ein Beobachter, der sich relativ zum Schwerpunkt einer nichtrotierenden Masse auf der radialen Koordinate befindet, erhält ein Signal, das von einem sich auf befindlichen Beobachter gesendet wird, um den Faktor

rot- bzw. blauverschoben. Die -Koordinate ist in Schwarzschild-Koordinaten gegeben, mit dem Schwarzschildradius .

Kosmologische Rotverschiebung

Illustration der Rotverschiebung der Spektrallinien für einen weit entfernten Supergalaxienhaufen (BAS11) rechts im Vergleich zur Sonne links

Die Expansion des Universums darf nicht so verstanden werden, dass sich Galaxien in der Raumzeit voneinander entfernen (Relativbewegung). Es ist der Raum selbst, der sich ausdehnt, die Galaxien werden mitbewegt. Gravitativ gebundene Objekte wie Galaxien oder Galaxienhaufen expandieren nicht, denn sie sind durch ihre Eigengravitation von der allgemeinen Expansionsbewegung (beschrieben durch die Friedmann-Gleichungen) entkoppelt. Dies gilt insbesondere auch für Objekte, die sich innerhalb solcher gravitativ gebundener Systeme befinden (Sterne, Planeten), und auch für elektromagnetisch gebundene Systeme wie Atome und Moleküle. Einer elektromagnetischen Welle hingegen, die sich frei durch eine sich ausdehnende Raumzeit ausbreitet, wird die Expansionsbewegung direkt aufgeprägt: vergrößert sich die Raumzeit während der Laufzeit um einen Faktor , so geschieht dies auch mit der Wellenlänge des Lichtes.

Diese kosmologische Rotverschiebung ist grundsätzlich von der Rotverschiebung durch den Dopplereffekt zu unterscheiden, die nur von der relativen Geschwindigkeit der Galaxien bei der Emission und der Absorption abhängt. Die aus der kosmologischen Rotverschiebung abgeleiteten Fluchtgeschwindigkeiten ferner Galaxien sind demnach direkt auf die Ausdehnung der Raumzeit zurückzuführen. Bereits ab Entfernungen von wenigen 100 Megaparsec ist der Anteil des Dopplereffekts verschwindend gering. Ferner ergibt sich aus der allgemeinen Relativitätstheorie, dass die beobachteten Fluchtgeschwindigkeiten keine relativistischen Zeiteffekte hervorrufen, wie sie von der speziellen Relativitätstheorie für Bewegungen im Raum beschrieben werden. Eine kosmologische Zeitdilatation findet dennoch statt, da die später ausgesandten Photonen eines Objektes aufgrund der Expansion eine größere Wegstrecke zurücklegen müssen. Physikalische Prozesse erscheinen daher bei rotverschobenen Objekten (aus unserer Sicht) zunehmend verlangsamt abzulaufen.

Rotverschiebung, Blauverschiebung und Kosmologie

Das Licht von Galaxien ist in den allermeisten Fällen rotverschoben (bereits unter den nächstgelegenen 1000 sind es etwa 75 Prozent). Je weiter eine Galaxie entfernt ist, desto stärker ist im Mittel die Rotverschiebung. Nur wenige relativ nahe Galaxien zeigen aufgrund zusätzlicher „eigener“ Bewegung relativ zur Erde auf uns zu insgesamt eine Blauverschiebung. Ein Beispiel dazu ist der Andromedanebel.

Vesto Slipher führte ab 1912 spektroskopische Beobachtungen von Galaxien durch und bestimmte deren Radialgeschwindigkeiten aus den Linienverschiebungen. Er erkannte bald, dass die meisten der von ihm beobachteten Galaxien eine Rotverschiebung aufwiesen.[2] 1929 entdeckte Edwin Hubble den Zusammenhang von Rotverschiebung und Entfernung der Galaxien und führte ihn auf eine kosmologische Expansion zurück. Zunächst wurde der Effekt fälschlich als Dopplereffekt interpretiert. Er nimmt mit der Galaxienentfernung gemäß der Hubble-Konstante zu, weshalb man die Entfernungen durch Messung der Rotverschiebung abschätzen kann.

Je höher die Rotverschiebung eines astronomischen Objekts, desto länger war das von ihm ausgesandte Licht unterwegs und desto weiter zurück in der Vergangenheit sehen wir es. Aus der Rotverschiebung kann auch die Entfernung des Objekts bestimmt werden, allerdings ist diese in einer sich ausdehnenden Raumzeit nicht mehr eindeutig definiert. Es gibt verschiedene Entfernungsmaße, die sich aus der Rotverschiebung ableiten lassen. In der Kosmologie werden Betrachtungen und Rechnungen deshalb immer im Rotverschiebungsraum angestellt.

Im Oktober 2010 haben Astronomen mit Hilfe des Very Large Telescope nachweisen können, dass das Licht der zuvor mit dem Hubble-Weltraumteleskop entdeckten Galaxie UDFy-38135539 13,1 Milliarden Jahre zu uns unterwegs war. Mit dem damaligen Rotverschiebungsrekord von erreichte uns erstmals beobachtetes Licht, das nur 700 Millionen Jahre nach dem Urknall ausgesandt wurde; die Galaxie entstand damit in einer Zeit, in der das Universum noch nicht vollständig transparent und um den Faktor 9,6 kleiner war.[3][4]

Mit der Entdeckung der Galaxie UDFj-39546284 in der Hubble Ultra Deep Field 09 Aufnahme (HUDF09) konnte eine kosmologische Rotverschiebung von ermittelt werden. Der beobachtete Altersrekord verschiebt sich damit weitere 120 Millionen Jahre Richtung Urknall auf 580 Millionen Jahre danach. Die neu entdeckte Galaxie mit ihrem Alter von 13,2 Milliarden Jahren würde bei einer Bestätigung der Rotverschiebung einen wichtigen Beobachtungsbaustein zur Entwicklung der ersten Galaxien nach dem Urknall liefern.[5][6][7]

Der Sachs-Wolfe-Effekt erklärt Fluktuationen der Rotverschiebung der Photonen der kosmischen Hintergrundstrahlung.

Rotverschiebung, Blauverschiebung und Energieerhaltung

Die Rotverschiebung eines Photons entspricht einer Dehnung seiner Wellenlänge, die mit einer Energieabnahme (gemäß , = Energie des Photons, = Plancksches Wirkungsquantum, = Lichtgeschwindigkeit, = Wellenlänge) einhergeht. Wenn die Rotverschiebung mit einer Dehnung der Raumzeit erklärt wird, stellt sich die Frage, wo die Energie bleibt. Die genaue Analyse des Sachverhalts anhand der Trajektorien des aussendenden Objektes (Galaxie) und des empfangenden, irdischen Beobachters in der Raumzeit zeigt: Der Betrag der Rotverschiebung, den der irdische Beobachter an der Galaxie feststellt, ist identisch mit der zu erwartenden Dopplerverschiebung anhand der allgemein relativistisch berechneten Relativgeschwindigkeit. Die Relativitätstheorie erlaubt den Standpunkt, dass die Photonen keine Energie verlieren, sondern nur auf Grund der Relativgeschwindigkeit rotverschoben erscheinen.[8]

Relativistische Herleitung

Man betrachte ein Photon, emittiert von einer Galaxie mit mitbewegter Entfernung (siehe auch die relativistische Herleitung der Friedmann-Gleichungen), und absorbiert vom Beobachter bei . Sowohl die Galaxie als auch der Beobachter folgen der kosmischen Expansion. Orientiert man das beschreibende Koordinatensystem so, dass das Photon entlang dessen polarer Achse läuft, dann lautet das Linienelement des Photons

wobei die Lichtgeschwindigkeit darstellt, den Expansionsfaktor, und die mitbewegte Radialkoordinate. Zwei aufeinanderfolgende Maxima der Lichtwelle werden zu den kosmologischen Zeiten und ausgesandt, und zu den Zeiten und wieder absorbiert. Die Wellenlängen des Photons zu Zeiten der Emission und Absorption sind dann

Die mitbewegte Entfernung, die von beiden Maxima zurückgelegt wird, ist per Definition gleich groß. Integriert man das Linienelement des Photons, so erhält man

Durch Vertauschen der Integrationsgrenzen ergibt sich dann für infinitesimal kleine Intervalle zwischen Emission (Absorption) der beiden Maxima

Unter Verwendung der emittierten und absorbierten Wellenlängen wie sie oben angegeben sind, kann man deren Verhältnis ableiten,

Schließlich definiert man dann die kosmologische Rotverschiebung zu

Da für die meisten Zwecke der Absorptionszeitpunkt mit der heutigen Zeit zusammenfällt und , ergibt sich vereinfacht

Umgekehrt ergibt sich hieraus unmittelbar der Skalenfaktor des Universums zum Emissionszeitpunkt im Vergleich zum heutigen Wert,

Beobachtet man beispielsweise eine Galaxie mit Rotverschiebung , so hatte das Universum zum Zeitpunkt der Aussendung des von uns empfangenen Lichts nur ein Viertel seiner Größe. Sämtliche physikalischen Prozesse in dieser Galaxie laufen aus der Sicht des Beobachters um einen Faktor verlangsamt ab, da sich der Abstand zweier nacheinander emittierter Photonen entsprechend vergrößert, und damit auch deren Eintreffen beim Beobachter (kosmologische Zeitdilatation). Ein bekanntes Beispiel hierfür ist die zunehmende Streckung der Lichtkurven von Supernovae vom Typ Ia, deren Zustandekommen gut verstanden ist, mit wachsender Rotverschiebung.

Messmethoden

In der Astronomie wird die Rotverschiebung durch Methoden der Spektralanalyse gemessen; sie sind heute durch digitale statt fotografische Erfassung wesentlich genauer geworden. Doch um Spektrallinien gut erfassen zu können, müssen die Galaxien eine gewisse Mindest-Helligkeit aufweisen. Rotverschiebungen von Galaxien werden im Rahmen von Durchmusterungen wie dem Sloan Digital Sky Survey regelmäßig neu bestimmt.

Die Gravitative Rotverschiebung konnte mit Hilfe des Mößbauereffekts in Laborexperimenten auf der Erde beobachtet werden (siehe Pound-Rebka-Experiment).

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Commons: Rotverschiebung - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
 Wiktionary: Rotverschiebung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Gravity Collaboration, R. Abuter u. a., Detection of the gravitational redshift in the orbit of the star S2 near the Galactic centre massive black hole, Astronomy & Astrophysics, Band 615, 2018, L 15, Abstract
  2. V. M. Slipher: Spectrographic Observations of Nebulae. In: Popular Astronomy. In: Vol. 23. 1915, S. 21–24, (online).
  3. Forscher schauen ans Ende des Universums. Bei: stern.de. 20. Oktober 2010.
  4. M. D. Lehnert u. a.: Spectroscopic confirmation of a galaxy at redshift z = 8.6. In: Nature.com. 467, 2010, S. 940–942.
  5. NASA’s Hubble Finds Most Distant Galaxy Candidate Ever Seen in Universe. Auf: NASA Hubble Mission Page. 26. Januar 2011.
  6. R. J. Bouwens u. a.: A candidate redshift z ≈ 10 galaxy and rapid changes in that population at an age of 500 Myr. In: Nature. 469, 2011, S. 504–507.
  7. R. J. Bouwens u. a.: Searches and limits for z˜10 galaxies in the HST HUDF09 Data. In: Supplementary Information for Nature Letter. doi:10.1038/nature09717 (PDF, nature.com).
  8.  T. M. Davis: Verliert das Universum Energie?. In: Spektrum der Wissenschaft. 2010, ISSN 0170-2971, S. 23–29.


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