Tabula Smaragdina und Kreuz: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Houghton Typ 620.09.482 Heinrich Khunrath, Amphitheatrvm sapientiae aeternae.jpg|upright=2|thumb|Die lateinische Fassung der ''Tabula Smaragdina'', eingraviert auf einen Felsen, aus einer Ausgabe des ''Amphitheatrum Sapientiae Eternae'' des [[Alchemie|Alchimisten]] [[Heinrich Khunrath]], Hannover 1609]]
[[Datei:Caspar David Friedrich Kreuz an der Ostsee.jpg|thumb|250px|[[Wikipedia:Caspar David Friedrich|Caspar David Friedrich]], ''Kreuz an der Ostsee'' (1815)]]
Das '''Kreuz''' ([[Latein|lat.]]: ''crux'', davon: ''cruciare''&nbsp;= „quälen“, „peinigen“, „foltern“; {{ELSalt|σταυρός}} ''staurós'' „Holz, Kreuz“<ref>Das altphilologische "Griechisch-Deutsche Handwörterbuch Gemoll" nennt als Primärübersetzung ''Stamm'' und ''Kreuz'', das davon abgeleitete Verb [[Polytonisch|σταυρόω}} bedeutet „einen Pfahl einschlagen“, aber auch „kreuzigen“</ref>, seltener<ref>Als {{polytonisch|ξύλον}} („Holz“) wird das Kreuz nur im [[Johannesevangelium]], in der [[Wikipedia:Apostelgeschichte|Apostelgeschichte]] und besonders häufig in den [[Paulus von Tarsus|Briefen des Paulus]] bezeichnet.</ref> auch {{polytonisch|ξύλον}} ''xýlon'' „Holz“ bzw. auch „Baum, Pfahl, Balken“) ist ein seit ältesten Zeiten in verschiedenen Formen weit verbreitetes [[Symbol]] und insbesondere eines der hauptsächlichsten Symbole des [[Christentum]]s.


Die '''Tabula Smaragdina''' geht ihrem geistigen Kern nach auf [[Hermes Trismegistos]], den legendären Inaugurator der [[Ägyptische Kultur|ägyptischen Kultur]], zurück. Die in ihr darstellten Prinzipien hatten großen Einfluss auf die [[Alchemie]] und gelten als Schlüssel zur Bereitung des [[Stein der Weisen|Steins der Weisen]].
== Der geistige Hintergrund des Kreuz-Symbols ==


Der Legende nach wurde die Tabula Smaragdina von [[Sara]], der Frau [[Abraham]]s, in einer Höhle bei [[Wikipedia:Hebron|Hebron]] im Grab des Hermes Trismegistos gefunden. {{lit|Gebelein, S 113}}
Das Kreuz ist das grundlegende [[Symbol]] für den auf [[Erde (Planet)|Erden]] [[Inkarnation|inkarnierten]], [[geist]]begabten, von den Kräften des [[Makrokosmos]] durchströmten [[Mensch]]en.


Da die Wege der äußeren Überlieferung der Tabula Smaragdina vielfach im Dunkel liegen, ist für die äußere historische Forschung nicht gesichert, ob sie tatsächlich sehr hohen Alters ist, oder erst im [[Mittelalter]] niedergeschrieben wurde. Überliefert ist folgende [[Latein|lateinische]] Fassung:
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"Man muß selbstverständlich wissen, daß es
sich beim Kreuzeszeichen zunächst um nichts anderes handelt, als daß
der Mensch sich hinstellt und seine Arme hinstreckt, ausbreitet, und
dann ist er das Kreuz. Von oben nach unten geht ein Strom des Daseins,
der den Menschen mit dem Makrokosmos verbindet, und durch
die ausgestreckten Hände auch. Das Kreuz ist das Zeichen für den
Menschen." {{Lit|{{G|180|168}}}}
</div>
 
In Form der [[Swastika]] ist das Kreuz auch ein Symbol für die sich drehenden [[Lotosblumen]] und insbesondere für das 4-blättrige [[Wurzelchakra]], in dem zusammengerollt in dreieinhalb Windungen die [[Kundalini-Schlange]], die als [[Shakti]] für die weibliche Urkraft des Universums steht, bewusstlos schläft. Einmal erweckt, kann sie zur höchsten Kraft der [[Liebe]] ''oder'' zur im höchsten Maß gesteigerten reinen [[Begierde]] werden.
 
Mit seinen vier [[Wikipedia:Rechter Winkel|rechten Winkeln]] und der darin gestaltend wirkenden [[Vier]]zahl ist es ein Symbol für die [[Erde (Planet)|Erdenwelt]], ihre [[Erdentwicklung|Entwicklung]] und ihre Festigkeit und [[Materie|materielle]] Verdichtung, die es dem [[Mensch]]en erst erlaubt, seine [[Aufrichtekraft]] zu entfalten und dadurch sein [[Ich]] zu entwickeln. In diesem Sinn ist es auch ein Symbol der auf Erden zu übenden [[Gerechtigkeit]], aber auch für die [[Leid]]en, die die in der [[irdisch]]en [[Materie]] [[Inkarnation|verkörperten]] [[Wesen]] erfahren müssen. Alle diese Aspekte des Kreuzes manifestieren und steigern sich in der zum Heil die ganze [[Menschheit]] geschehenen [[Kreuzigung]] des [[Christus]] auf [[Mysterium von Golgatha|Golgatha]].
 
<div style="margin-left:20px">
"Das höchste aller Symbole ist das Kreuz. Aus ihm kann man
die ganze Weltgeschichte schöpfen, und sogar die Naturwissenschaft könnte aus ihm aufgebaut werden." {{Lit|{{G|266b|46}}}}
</div>
 
[[Platon]] hat in seinem «[[Timaios]]» davon gesprochen, dass die [[Weltenseele]] an das Weltenkreuz geheftet ist, das die Gestalt des [[Wikipedia:Griechisches Alphabet|griechen Buchstabens]] [[Wikipedia:Chi|Chi (Χ)]] hat. Und ebenso ist die Menschenseele ans Kreuz geheftet, indem sie durch die drei Naturreiche hindurch muß<ref>Astronomisch gesehen ergibt sich das X-förmige [[Wikipedia:Chi|Chi]] aus dem [[Wikipedia:Himmelsäquator|Himmelsäquator]] und der um etwa 23,4° gegen diesen geneigten [[Wikipedia:Ekliptik|Ekliptik]].</ref>.
 
<div style="margin-left:20px">
"Unter der Welt versteht
Platon Pflanze, Tier und Mensch. Die Pflanze ist es, die
senkrecht steht, umgekehrt zu ihr ist der Mensch, der den
Blick mit dem Haupte in den freien Weltenäther hinauswendet,
und der Querbalken ist das Tier. Das ist die Urform
des Kreuzes, die in den alten Zeiten und in allen Geheimschulen
bekannt war." {{Lit|{{G|56|122}}}}
</div>
 
Im Kreuzeszeichen [[symbol]]isiert sich die Summe der Kräfte, die gestaltend in den [[Natur]]reichen wirken. Der [[Mensch]] ist tatsächlich in gewissem Sinn die umgedrehte [[Pflanze]]; die Pflanze wird gestaltet durch die Kräfte, die von oben nach unten wirken, beim Menschen ist es umgekehrt. Die Kräfte, die das [[Tier]] gestalten, wirken hingegen in der horizontalen Richtung, und auch diese Kräfte nimmt der Mensch in sich auf. Dabei steigt er auf seinem [[Entwicklung]]sweg vom [[Schlafbewusstsein]] über das tierische [[Traumbewusstsein]] schließlich zum hellen [[Tagesbewusstsein]] auf, doch um den Preis, dass seine niedere, tierische Begierdennatur von nun an der einst keuschen Pflanzennatur einverwoben ist. Was die Pflanze an natürlicher, [[begierde]]freier Unschuld in sich trägt, muss sich der Mensch erst selbst erringen, indem er das Tier in sich bezwingt.
 
[[Datei:GA 101 250.gif|center|350px|Das Kreuzeszeichen als Summe von Kräften die die Naturreiche gestalten.]]
 
<div style="margin-left:20px">
"Die wahre esoterische Bedeutung des Kreuzeszeichens ist eine Summe
von Kräften. Die eine Kraftrichtung geht nach unten: das Pflanzenwesen
wird dirigiert von dieser Kraft. Beim Menschen ist sie
nach der entgegengesetzten Seite gerichtet. Das Tier hat sein Rückgrat
horizontal gerichtet, bei ihm zeigt sich die Kraft horizontal die
Erde umkreisend. Das seelische Prinzip steigt hinauf vom Pflanzendasein
zum Tierdasein, zum Menschendasein. Und Plato, der so oft
Dinge zum Ausdruck brachte, die der Einweihung entstammen,
sprach den schönen Satz aus: Die Weltenseele ist an den Weltenleib
gekreuzigt. - Das heißt, die Weltenseele geht durch Pflanze, Tier
und Mensch hindurch; sie ist gekreuzigt in den Kräften der drei Reiche:
Pflanzenreich, Tierreich und Menschenreich. Und wenn wir so
das Kreuz hineinschreiben in die drei Naturreiche, dann wird uns
das Kreuz zum Zeichen der Entwickelungsrichtung.
 
Nun sagte also der Lehrer zum Schüler: Du hast dir vorzustellen,
wie die Pflanze ihren Kelch dem Sonnenstrahl entgegenstreckt, wie
die Fruchtorgane zur Reife kommen, wenn die Pflanze geküßt wird
vom Sonnenstrahl. - Die Entwicklung zum Menschen geschieht
dadurch, daß die reine keusche Pflanzensubstanz durchzogen wird
von Begierden, Instinkten und Leidenschaften. Dadurch erobert
sich der Mensch sein Bewußtsein, dadurch wird er zum Menschen,
daß er hindurchgeht durch die Tiernatur. Dadurch, daß der Mensch
in die reine Pflanzennatur die niedere Begierdennatur hineinverwoben
hat, ist er auf der anderen Seite aufgestiegen vom dumpfen
Pflanzenbewußtsein zum hellen Tagesbewußtsein." {{Lit|{{G|101|250f}}}}
</div>
 
Das Kreuz ist auch ein Symbol für die [[vier Elemente]], die zusammen die Erdenwelt aufbauen. Das ist auch eine der [[esoterisch]]en Deutungen der Kreuzesinschrif I.N.R.I., die exoterisch ausgelegt wird als ''"Jesus Nazarenus Rex Judaeorum"''. Andere Deutungen der [[Rosenkreuzer]] sind: ''"Igne Natura Renovatur Integra"'' (''Durch Feuer wird die reine Natur erneuert'') und ''"Igne Roris Nitrum Ivenitur"'' (''Durch Feuer wird das Salz des Taus gefunden'').


{|class="notiz"
|
Verba Secretorum Hermetis, quae scripta erant in Tabula Smaragdi, inter manus eius inventa, in obscuro antro, in quo humatum corpus eius repertum est.
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#Verum sine mendacio, certum et verissimum:
"[[Plato]] spricht davon, daß die Weltenseele an
#Quod est inferius, est sicut quod est superius, et quod est superius, est sicut quod est inferius, ad perpetranda miracula rei unius.  
das Kreuz des Weltenleibes gekreuzigt sei. Das Kreuz symbolisierte
#Et sicut omnes res fuerunt ab uno, meditatione unius, sic omnes res natae fuerunt ab hac una re, adaptatione.  
die vier Elemente. Das Pflanzen-, Tier- und Menschenreich sind mit
#Pater eius est Sol, mater eius Luna. Portavit illud ventus in ventre suo. Nutrix eius terra est.
den vier Elementen aufgebaut. Am Kreuze steht: [[Jam]] = das
#Pater omnis telesmi totius mundi est hic.  
[[Wasser]] = Jakobus; [[Nour]] = das [[Feuer]], das sich auf Christus selbst bezieht;
#Vis eius integra est, si versa fuerit in terram.
[[Ruach]] = die [[Luft]], Symbol für Johannes; und das vierte [[Jabeschah]]
#Separabis terram ab igne, subtile a spisso, suaviter cum magno ingenio.
= [[Erde (Element)|Erde]], Fels, für Petrus.
#Ascendit a terra in coelum, iterumque descendit in terram, et recipit vim superiorum et inferiorum.  
 
#Sic habebis gloriam totius mundi. Ideo fugiet a te omnis obscuritas. Hic est totius fortitudinis fortitudo fortis; quia vincet omnem rem subtilem, omnemque solidam penetrabit.
[[Datei:GA 093 150.gif|center|450px|Das Kreuz der vier Apostel und der vier Elemente.]]
#Sic mundus creatus est.  
#Hinc erunt adaptationes mirabiles, quarum modus hic est.  
#Itaque vocatus sum Hermes Trismegistus, habens tres partes philosophiae totius mundi.
#Completum est, quod dixi de operatione Solis.</div>
|}


Deutsche Übersetzung von ''Lars Kronlob'':
Am Kreuze steht also dasselbe, was in den Namen der [drei] Apostel
ausgedrückt ist, während mit dem einen Namen «J.N.R.J.» Christus
selbst gemeint ist. «Erde» ist das, wohin zunächst das Christentum
selbst gebracht werden sollte, zu jenem Tempel, wohin sich der
Mensch selbst gebracht hat, um für das Höhere eine Umhüllung zu
sein." {{Lit|{{G|093|149f}}}}
</div>
 
Schon die [[Urindische Kultur|urindischen]] [[Eingeweihter|Eingeweihten]], die in [[Vishva Karman]] den Abglanz des aus dem [[Sonne]]ndasein zur [[Erde (Planet)|Erde]] herabsteigenden [[Christus]] sahen, erlebten nahe ihrem Mittelpunkt ein Kreuz der Erde eingeschrieben und daran hängend einen [[männlich-weiblich]]en, [[hermaphrodit]]ischen [[Mensch]]en, der auf der rechten Seite das [[Symbol]] der [[Sonne]], auf der linken das des [[Mond]]es und auf dem übrigen Leib die ''Länder'' und ''Meere'' der Erde trug, darauf harrend, von dem [[Christus]] neu belebt zu werden. Die ganze Erde sollte dadurch vom bloßen [[Formzustand]] zum [[Lebenszustände|Leben]] übergehen. Die Form stammt von den [[Elohim]], den 7 [[Schöpfer]]götter der [[Wikipedia:Genesis|Genesis]], die Belebung dieser in der [[Schöpfung]] ersterbenden Form erfolgt durch den [[Christus]], der sich durch das [[Mysterium von Golgatha]] mit der Erde verbunden hat.


{|class="notiz"
|
Die Worte der Geheimnisse des Hermes, die auf der Smaragdtafel niedergeschrieben sind, wurden zwischen seinen Händen gefunden, in einer verborgenen Höhle, in dem sein menschlicher Körper gefunden wurde.
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<div style="margin-left:20px">
#Wahr ist es ohne Lüge, unzweifelhaft und wahrhaftig:
"Wenn das Geistesauge zurückblickt in alte
#Das, was unten ist, ist so wie das, was oben ist, und das, was oben ist, ist wie das, was unten ist, um die Wunder des Einen zu vollziehen.  
Zeiten, dann verschwindet die äußere Erdengestalt, wie sie sich den
#Und so wie alle Dinge aus dem Einen stammen, durch einen Gedanken des Einen, so sind alle Dinge aus dieser einen Ursache durch Anpassung entstanden.  
physischen Sinnen darbietet, die ja nur Maja ist, und es stellt sich an
#Die Sonne ist sein Vater, der Mond seine Mutter. Der Wind hat es in seinem Bauche getragen. Die Erde ist seine Ernährerin.  
Stelle dessen etwas dar, was man vergleichen könnte mit der Form des
#Dies ist der Vater alles Vollbrachten der ganzen Welt.  
Menschen, aber nur mit dieser, mit der Gestalt des Menschen. Für den
#Seine Kraft ist vollständig, wenn sie in der Erde umgekehrt worden ist.  
geistigen Blick verwandelt sich die Erde - ich sage ausdrücklich die
#Du wirst die Erde vom Feuer trennen, das Feine vom Dichten, lieblich mit großer Entschlossenheit.  
Erde - aus der äußeren Majagestalt in die Erdengestalt des Menschen,
#Von der Erde steigt es zum Himmel, und steigt wiederum zur Erde hinab und nimmt die Kraft des Oberen und Unteren an.  
der in Kreuzesform die Arme ausgebreitet hat, der allerdings in dieser
#Auf diese Art wirst du den Ruhm der ganzen Welt erlangen. Dann wird alle Dunkelheit von dir weichen. Dies ist die starke Kraft aller Kräfte, die alle subtilen Kräfte verbindet und alle festen durchdringt.  
Gestalt dann männlich-weiblich ist. Der Geistesforscher sieht die Erde
#So ist die Welt erschaffen worden.  
der Zeit, bevor Christus herabgestiegen war, in Kreuzesform, und zwar
#Seitdem sind alle wunderbaren Anpassungen von der Art gewesen, wie auch diese.  
wie einen Menschen. Wir werden da an das wunderbare Wort des Plato
#Daher werde ich Hermes Trismegistos genannt, da ich die drei Teile der Philosophie der ganzen Welt habe.  
erinnert, der es aus den Mysterien heraus gebildet hat, daß die Weltenseele
#Vollständig ist, was ich über die Wirkungsweise der Sonne gesagt habe. </div>
am Kreuze des Weltenleibes gekreuzigt ist. Das ist nichts anderes
|}
als die Wiedergabe der Erscheinung, die sich dem geistigen Blick darbietet.
Der Christus am Kreuz starb; und dadurch ging die Erde von
der bloßen Form ins Leben über. Für die Zeit vor Christus stellt sich
dem geistigen Blick die Erde als bloße Form dar; für die nachchristliche
Zeit stellt sich die Erde dar als von dem Christus-Prinzip neu belebt.
Damals also, als das Christus-Prinzip in die Erde eingetreten ist, ist
etwas ähnliches geschehen wie bei der Mondentrennung; es ist in etwas,
was sonst Form geblieben wäre, Leben hineingetreten. Auf das Christus-
Ereignis wiesen - richtig betrachtet - alle alten Zeiten hin. Wie der
heutige Mensch zurückweist auf den Christus als auf ein Wesen, das
in einem bestimmten Zeitpunkt eingetreten ist in die Menschheitsentwickelung,
so wiesen die Eingeweihten der vorchristlichen Zeit
immer darauf hin, daß der Christus kommen werde; und sie zeigten
das, was auf den Christus hinwies, was gleichsam den Christus vorherverkündete.
Nichts hat den Christus mehr vorherverkündet als jene
gewaltige Erscheinung, die sich dem geistigen Blick unter gewissen Bedingungen darbot, für den die Erde in ihrer physischen Form verschwand und das Geistesauge hinblickte auf die Weltenseele gekreuzigt am Weltenleibe. In grauer indischer Vorzeit haben die Weisen erzählt, daß in dem Augenblicke, wenn ihnen der hellseherische Blick aufging, sie dann fanden tief, tief unter den Bergen der Erde, nahe dem Mittelpunkte der Erde, ein Kreuz, darauf einen männlich-weiblichen Menschen hängend, eingezeichnet auf der rechten Seite das Symbolum der Sonne, auf der linken Seite das Symbolum des Mondes, auf dem übrigen Leib die Länder und einzelnen Meeres- und Landesgestaltungen der Erde. Das war eine hellseherische Vision, welche die alten Weisen Indiens gehabt haben von jener Gestalt, die da wartete auf unsere Erde,
um belebt zu werden von dem Christus-Prinzip. Und diese alten Weisen
Indiens haben damit, daß sie hingewiesen haben auf die wichtigste
prophetische Voranzeige des Christus-Ereignisses, bewiesen, daß, wo
sie tiefer schauten, sie sagen konnten: Der Christus wird kommen, denn
das, was auf ihn hinweist, ist da. - Deshalb ist die älteste Weisheit da,
wo sie in die höchsten Regionen hinaufsteigt, Prophetie; sie blickt auf
etwas, was da kommen wird in der Zukunft. Alles das, was in der Zukunft
ist, ist Wirkung der Gegenwart. Was aber als geistig Bedeutsames
geschieht in der Zukunft, kann so sein Dasein bereits für den geistigen
Blick in der Gegenwart andeuten. Das Christus-Ereignis wurde nicht
etwa in äußerlich abstrakter Weise, es wurde für den geistigen Blick
angedeutet dadurch, daß für das Leben des Christus, das sich in einem
bestimmten Zeitpunkt mit dem Leben der Erde verband, sich vorher
die Form, die Gestalt der Weltenseele am Kreuze des Weltenleibes
darbot." {{Lit|{{G|113|68ff}}}}
</div>
 
[[Datei:Rosenkreuzoval.gif|thumb|200px|Rosenkreuz mit 7 roten Rosen]]
Diese Zusammenhänge bilden auch den Hintergrund der [[Rosenkreuz-Meditation]]. Bei fortgesetzter Meditation über das Symbol des [[Rosenkreuz]]es verwandeln sich die Farben in die Gegenfarben. Das schwarze Holz erhellt sich zum [[Weiß]]en, das von innerlicher [[Liebe]] strahlende [[Rot]] der Rosen wandelt sich zum [[Grün]] des nach außen wirkenden [[Leben]]s:
 
<div style="margin-left:20px">
"Aber die Seele ist nicht ganz allein auf sich angewiesen auf
diesem schweren Weg des Esoterikers; es gibt etwas, woran sie
sich halten kann. Etwas derartiges ist das Rosenkreuz. Wir sollen
es auf uns wirken lassen; wir sollen uns klar sein, daß das
Schwarz des Holzes darstellt unsere Leiblichkeit, die verhärtet
und verdorrt ist, daß wir unser niederes Ich, das sich identifiziert
mit der Leiblichkeit, ebenso dunkel und tot werden lassen
müssen, wie das Holz des Kreuzes tot ist. Dann wird das höhere,
geistige Ich so in uns wirken, wie sich das Schwarz des
Kreuzes zu hellen, strahlenden Lichtlinien umwandelt. In der
gleichen Weise wird das Rot der Rosen sich aus der Farbe der
innerlich wirkenden Liebe zum Grün umwandeln, der Farbe des
nach außen wirkenden Lebens." {{Lit|{{G|266b|97}}}}
</div>
 
Das Rosenkreuz steht im engen Zusammenhang mit dem bekannten [[Rosenkreuzerspruch]] «Ex deo nascimur - In  Christo morimur - Per spiritum sanctum reviviscimus»:
 
<div style="margin-left:20px">
"Es stellt sich die Entwicklung des Menschen in demjenigen Symbolum dar, welches gehört zu dem tief bedeutsamen '''Rosenkreuzerspruch'''
(Gemeint sind die Worte: «Ex deo nascimur - In  Christo morimur - Per spiritum  sanctum reviviscimus) in dem  [[Rosenkreuz|schwarzen Kreuz mit den roten Rosen]]. Es
empfindet der Mensch dieses Symbolum als etwas Lebendiges, in
welchem leben und weben die geistigen Kräfte, die ihn aufgebaut
haben so, wie er aus der Gottheit her ausgeboren ist. Dann aber
weiß er, daß weitere Entwickelung seiner Seele möglich ist durch
Anstrengung seiner eigenen Kräfte. Er weiß, daß nicht nur sein
Blut rein werden soll wie der rote Pflanzensaft der Rosen, daß
auch das schwarze Kreuz sich umwandeln muß, indem er seine
Hüllennatur läutert  und über das bloß Persönliche hinauswächst,
wenn er sich hingibt an etwas unendlich Gr ö ß e r e s. Dann stirbt er
in dem Christus, und vor seiner Seele verwandelt sich das dunkle,
schwarze Kreuz in ein leuchtendes, strahlendes Kreuz. Die roten
Rosen erweitern sich zu einem unendlichen Kreise, wenn die
Seele sich immer mehr in den Makrokosmos einlebt, bis sie sich
selber als dieser Kreis empfindet. Im allumfassenden Makrokosmos erlebt sich dann der Mensch in einem neuen Dasein.  
Dann, auf geheimnisvolle Weise, verwandeln sich die Farben
des Symbolums, die Rosen zeigen sich grün, das Kreuz weiß.  
Ahnen kann die Seele nur die volle Bedeutung, indem sie empfindet die Kraft, welche ihr  entgegenströmt. Wie aus höheren Geistessphären ihr entgegenstrahlend schaut und erkennt die Seele dieses heilige Symbol. Streng und kraftvoll zeigt es sich als eine
Aufforderung  zur stetigen Arbeit, damit einmal erreicht werde
das große Ideal, welches ein jeder einzelne Mensch verwirklichen
kann, wenn er wiedergeboren wird in dem heiligen Geist." {{Lit|{{G|267|480}}}}
</div>
 
== Verschiedene Kreuz-Formen ==
 
Im [[Urchristentum]] der ersten beiden Jahrhunderte nach Christus ist das Kreuz-Symbol noch nicht gebräuchlich, sondern vor allem das [[Staurogramm]] '''<big>⳨</big>''' und das [[Christusmonogramm]] (''Labarum'') '''<big>☧</big>''' und das [[Fisch (Christentum)|Fisch-Symbol]] ([[IXTHYS]]). Die erste Kreuzform war das T-förmige [[Taukreuz]], mit dem auch das '''koptische Henkelkreuz''' '''<big>☥</big>''' zusammenhängt, das dem ägyptischen [[Anch]] entspricht.
 
Das bekannteste und in den [[Wikipedia:Lateinische Kirche|westlichen Kirchen]] verbreitetste christliche Kreuz ist das ab dem 4. Jahrhundert zur Zeit von Kaiser [[Wikipedia:Konstantin der Große|Konstantin dem Großen]] (324–337 n.&nbsp;Chr.) nachweisbare '''Lateinische Kreuz'''  oder '''Passionskreuz''', bei dem der Querbalken kürzer als der Längsbalken ist und diesen oberhalb der Mitte kreuzt und an den [[Kreuzigung|Kreuzestod]] erinnert. Das auf dem Kopf stehende lateinische Kreuz wird als '''Petruskreuz''' bezeichnet, das an den Märtyrertod des [[Apostel]]s [[Petrus]] gemahnt. Das '''Griechische Kreuz''', von dem sich auch das '''Tatzenkreuz''' der [[Templer]] ableitet, hat hingegen vier gleichlange Arme.
 
<gallery caption="Verschiedene Kreuz-Formen">
Staurogramm.svg|Staurogramm
Labarum.svg|Christusmonogramm
Ichthys.svg|Fischsymbol (IXTHYS)
Latin Cross.svg|Lateinisches Kreuz
Peter's Cross.svg|Petruskreuz
Greek cross.svg|Griechisches Kreuz
Knights Templar Cross.svg|Tatzenkreuz der Templer
Te cross.svg|Taukreuz
Ankh-Symbol.svg|Kopisches Henkelkreuz (Anch)
Ccross.svg|Keltenkreuz
Crossed circle.svg|Sonnenkreuz (Radkreuz)
Swastika solarsymbol.svg|Swastika
National Socialist swastika.svg|Hakenkreuz
Lauburu.svg|Baskisches Sonnenkreuz ([[Wikipedia:Lauburu|Lauburu]])
</gallery>
 
== Literatur ==
 
# Rudolf Steiner: ''Die Erkenntnis der Seele und des Geistes'', [[GA 56]] (1985), ISBN 3-7274-0560-0 {{Vorträge|056}}
# Rudolf Steiner: ''Die Tempellegende und die Goldene Legende '', [[GA 93]] (1991), ISBN 3-7274-0930-4 {{Vorträge|093}}
# Rudolf Steiner: ''Mythen und Sagen. Okkulte Zeichen und Symbole'', [[GA 101]] (1992), ISBN 3-7274-1010-8 {{Vorträge|101}}
# Rudolf Steiner: ''Der Orient im Lichte des Okzidents'', [[GA 113]] (1982), ISBN 3-7274-1130-9 {{Vorträge|113}}
# Rudolf Steiner: ''Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, Band II: 1910 - 1912'', [[GA 266b]], (1996), S. 46
# Rudolf Steiner: ''Seelenübungen, Band I'', [[GA 267]] (2001)
# [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/aesthetik_kreuz_universal1.pdf Das Kreuz als Universalzeichen I] PDF, [http://joachimstiller.de/download/aesthetik_kreuz_universal2.pdf Das Kreuz als Universalzeichen II] PDF
 
 
{{GA}}
 
== Einzelnachweise ==


==Literatur==
<references/>
* Helmut Gebelein: ''Alchemie'', Diederichs Gelbe Reihe 165, hg. v. Michael Günther. Sonderausgabe 2000 (orig. 1991, Hugendubel, München). 2000, Hugendubel, Kreuzlingen/München
* Julis Ruska: ''Tabula Smaragdina'', Carl Winter's Universitätsbuchhandlung, Heidelberg 1926 [http://juliusruska.digilibrary.de/q137/q137.html]


[[Kategorie:Hermes Trismegisos]]
[[Kategorie:Symbol]] [[Kategorie:Christentum]] [[Kategorie:Kreuz]]
[[Kategorie:Hermetik]]
[[Kategorie:Alchemie]]
[[Kategorie:Alchemie]]
[[Kategorie:Ägypten]]

Version vom 19. November 2017, 15:53 Uhr

Caspar David Friedrich, Kreuz an der Ostsee (1815)

Das Kreuz (lat.: crux, davon: cruciare = „quälen“, „peinigen“, „foltern“; griech. σταυρός staurós „Holz, Kreuz“[1], seltener[2] auch ξύλον xýlon „Holz“ bzw. auch „Baum, Pfahl, Balken“) ist ein seit ältesten Zeiten in verschiedenen Formen weit verbreitetes Symbol und insbesondere eines der hauptsächlichsten Symbole des Christentums.

Der geistige Hintergrund des Kreuz-Symbols

Das Kreuz ist das grundlegende Symbol für den auf Erden inkarnierten, geistbegabten, von den Kräften des Makrokosmos durchströmten Menschen.

"Man muß selbstverständlich wissen, daß es sich beim Kreuzeszeichen zunächst um nichts anderes handelt, als daß der Mensch sich hinstellt und seine Arme hinstreckt, ausbreitet, und dann ist er das Kreuz. Von oben nach unten geht ein Strom des Daseins, der den Menschen mit dem Makrokosmos verbindet, und durch die ausgestreckten Hände auch. Das Kreuz ist das Zeichen für den Menschen." (Lit.: GA 180, S. 168)

In Form der Swastika ist das Kreuz auch ein Symbol für die sich drehenden Lotosblumen und insbesondere für das 4-blättrige Wurzelchakra, in dem zusammengerollt in dreieinhalb Windungen die Kundalini-Schlange, die als Shakti für die weibliche Urkraft des Universums steht, bewusstlos schläft. Einmal erweckt, kann sie zur höchsten Kraft der Liebe oder zur im höchsten Maß gesteigerten reinen Begierde werden.

Mit seinen vier rechten Winkeln und der darin gestaltend wirkenden Vierzahl ist es ein Symbol für die Erdenwelt, ihre Entwicklung und ihre Festigkeit und materielle Verdichtung, die es dem Menschen erst erlaubt, seine Aufrichtekraft zu entfalten und dadurch sein Ich zu entwickeln. In diesem Sinn ist es auch ein Symbol der auf Erden zu übenden Gerechtigkeit, aber auch für die Leiden, die die in der irdischen Materie verkörperten Wesen erfahren müssen. Alle diese Aspekte des Kreuzes manifestieren und steigern sich in der zum Heil die ganze Menschheit geschehenen Kreuzigung des Christus auf Golgatha.

"Das höchste aller Symbole ist das Kreuz. Aus ihm kann man die ganze Weltgeschichte schöpfen, und sogar die Naturwissenschaft könnte aus ihm aufgebaut werden." (Lit.: GA 266b, S. 46)

Platon hat in seinem «Timaios» davon gesprochen, dass die Weltenseele an das Weltenkreuz geheftet ist, das die Gestalt des griechen Buchstabens Chi (Χ) hat. Und ebenso ist die Menschenseele ans Kreuz geheftet, indem sie durch die drei Naturreiche hindurch muß[3].

"Unter der Welt versteht Platon Pflanze, Tier und Mensch. Die Pflanze ist es, die senkrecht steht, umgekehrt zu ihr ist der Mensch, der den Blick mit dem Haupte in den freien Weltenäther hinauswendet, und der Querbalken ist das Tier. Das ist die Urform des Kreuzes, die in den alten Zeiten und in allen Geheimschulen bekannt war." (Lit.: GA 56, S. 122)

Im Kreuzeszeichen symbolisiert sich die Summe der Kräfte, die gestaltend in den Naturreichen wirken. Der Mensch ist tatsächlich in gewissem Sinn die umgedrehte Pflanze; die Pflanze wird gestaltet durch die Kräfte, die von oben nach unten wirken, beim Menschen ist es umgekehrt. Die Kräfte, die das Tier gestalten, wirken hingegen in der horizontalen Richtung, und auch diese Kräfte nimmt der Mensch in sich auf. Dabei steigt er auf seinem Entwicklungsweg vom Schlafbewusstsein über das tierische Traumbewusstsein schließlich zum hellen Tagesbewusstsein auf, doch um den Preis, dass seine niedere, tierische Begierdennatur von nun an der einst keuschen Pflanzennatur einverwoben ist. Was die Pflanze an natürlicher, begierdefreier Unschuld in sich trägt, muss sich der Mensch erst selbst erringen, indem er das Tier in sich bezwingt.

Das Kreuzeszeichen als Summe von Kräften die die Naturreiche gestalten.
Das Kreuzeszeichen als Summe von Kräften die die Naturreiche gestalten.

"Die wahre esoterische Bedeutung des Kreuzeszeichens ist eine Summe von Kräften. Die eine Kraftrichtung geht nach unten: das Pflanzenwesen wird dirigiert von dieser Kraft. Beim Menschen ist sie nach der entgegengesetzten Seite gerichtet. Das Tier hat sein Rückgrat horizontal gerichtet, bei ihm zeigt sich die Kraft horizontal die Erde umkreisend. Das seelische Prinzip steigt hinauf vom Pflanzendasein zum Tierdasein, zum Menschendasein. Und Plato, der so oft Dinge zum Ausdruck brachte, die der Einweihung entstammen, sprach den schönen Satz aus: Die Weltenseele ist an den Weltenleib gekreuzigt. - Das heißt, die Weltenseele geht durch Pflanze, Tier und Mensch hindurch; sie ist gekreuzigt in den Kräften der drei Reiche: Pflanzenreich, Tierreich und Menschenreich. Und wenn wir so das Kreuz hineinschreiben in die drei Naturreiche, dann wird uns das Kreuz zum Zeichen der Entwickelungsrichtung.

Nun sagte also der Lehrer zum Schüler: Du hast dir vorzustellen, wie die Pflanze ihren Kelch dem Sonnenstrahl entgegenstreckt, wie die Fruchtorgane zur Reife kommen, wenn die Pflanze geküßt wird vom Sonnenstrahl. - Die Entwicklung zum Menschen geschieht dadurch, daß die reine keusche Pflanzensubstanz durchzogen wird von Begierden, Instinkten und Leidenschaften. Dadurch erobert sich der Mensch sein Bewußtsein, dadurch wird er zum Menschen, daß er hindurchgeht durch die Tiernatur. Dadurch, daß der Mensch in die reine Pflanzennatur die niedere Begierdennatur hineinverwoben hat, ist er auf der anderen Seite aufgestiegen vom dumpfen Pflanzenbewußtsein zum hellen Tagesbewußtsein." (Lit.: GA 101, S. 250f)

Das Kreuz ist auch ein Symbol für die vier Elemente, die zusammen die Erdenwelt aufbauen. Das ist auch eine der esoterischen Deutungen der Kreuzesinschrif I.N.R.I., die exoterisch ausgelegt wird als "Jesus Nazarenus Rex Judaeorum". Andere Deutungen der Rosenkreuzer sind: "Igne Natura Renovatur Integra" (Durch Feuer wird die reine Natur erneuert) und "Igne Roris Nitrum Ivenitur" (Durch Feuer wird das Salz des Taus gefunden).

"Plato spricht davon, daß die Weltenseele an das Kreuz des Weltenleibes gekreuzigt sei. Das Kreuz symbolisierte die vier Elemente. Das Pflanzen-, Tier- und Menschenreich sind mit den vier Elementen aufgebaut. Am Kreuze steht: Jam = das Wasser = Jakobus; Nour = das Feuer, das sich auf Christus selbst bezieht; Ruach = die Luft, Symbol für Johannes; und das vierte Jabeschah = Erde, Fels, für Petrus.

Das Kreuz der vier Apostel und der vier Elemente.
Das Kreuz der vier Apostel und der vier Elemente.

Am Kreuze steht also dasselbe, was in den Namen der [drei] Apostel ausgedrückt ist, während mit dem einen Namen «J.N.R.J.» Christus selbst gemeint ist. «Erde» ist das, wohin zunächst das Christentum selbst gebracht werden sollte, zu jenem Tempel, wohin sich der Mensch selbst gebracht hat, um für das Höhere eine Umhüllung zu sein." (Lit.: GA 093, S. 149f)

Schon die urindischen Eingeweihten, die in Vishva Karman den Abglanz des aus dem Sonnendasein zur Erde herabsteigenden Christus sahen, erlebten nahe ihrem Mittelpunkt ein Kreuz der Erde eingeschrieben und daran hängend einen männlich-weiblichen, hermaphroditischen Menschen, der auf der rechten Seite das Symbol der Sonne, auf der linken das des Mondes und auf dem übrigen Leib die Länder und Meere der Erde trug, darauf harrend, von dem Christus neu belebt zu werden. Die ganze Erde sollte dadurch vom bloßen Formzustand zum Leben übergehen. Die Form stammt von den Elohim, den 7 Schöpfergötter der Genesis, die Belebung dieser in der Schöpfung ersterbenden Form erfolgt durch den Christus, der sich durch das Mysterium von Golgatha mit der Erde verbunden hat.

"Wenn das Geistesauge zurückblickt in alte Zeiten, dann verschwindet die äußere Erdengestalt, wie sie sich den physischen Sinnen darbietet, die ja nur Maja ist, und es stellt sich an Stelle dessen etwas dar, was man vergleichen könnte mit der Form des Menschen, aber nur mit dieser, mit der Gestalt des Menschen. Für den geistigen Blick verwandelt sich die Erde - ich sage ausdrücklich die Erde - aus der äußeren Majagestalt in die Erdengestalt des Menschen, der in Kreuzesform die Arme ausgebreitet hat, der allerdings in dieser Gestalt dann männlich-weiblich ist. Der Geistesforscher sieht die Erde der Zeit, bevor Christus herabgestiegen war, in Kreuzesform, und zwar wie einen Menschen. Wir werden da an das wunderbare Wort des Plato erinnert, der es aus den Mysterien heraus gebildet hat, daß die Weltenseele am Kreuze des Weltenleibes gekreuzigt ist. Das ist nichts anderes als die Wiedergabe der Erscheinung, die sich dem geistigen Blick darbietet. Der Christus am Kreuz starb; und dadurch ging die Erde von der bloßen Form ins Leben über. Für die Zeit vor Christus stellt sich dem geistigen Blick die Erde als bloße Form dar; für die nachchristliche Zeit stellt sich die Erde dar als von dem Christus-Prinzip neu belebt. Damals also, als das Christus-Prinzip in die Erde eingetreten ist, ist etwas ähnliches geschehen wie bei der Mondentrennung; es ist in etwas, was sonst Form geblieben wäre, Leben hineingetreten. Auf das Christus- Ereignis wiesen - richtig betrachtet - alle alten Zeiten hin. Wie der heutige Mensch zurückweist auf den Christus als auf ein Wesen, das in einem bestimmten Zeitpunkt eingetreten ist in die Menschheitsentwickelung, so wiesen die Eingeweihten der vorchristlichen Zeit immer darauf hin, daß der Christus kommen werde; und sie zeigten das, was auf den Christus hinwies, was gleichsam den Christus vorherverkündete. Nichts hat den Christus mehr vorherverkündet als jene gewaltige Erscheinung, die sich dem geistigen Blick unter gewissen Bedingungen darbot, für den die Erde in ihrer physischen Form verschwand und das Geistesauge hinblickte auf die Weltenseele gekreuzigt am Weltenleibe. In grauer indischer Vorzeit haben die Weisen erzählt, daß in dem Augenblicke, wenn ihnen der hellseherische Blick aufging, sie dann fanden tief, tief unter den Bergen der Erde, nahe dem Mittelpunkte der Erde, ein Kreuz, darauf einen männlich-weiblichen Menschen hängend, eingezeichnet auf der rechten Seite das Symbolum der Sonne, auf der linken Seite das Symbolum des Mondes, auf dem übrigen Leib die Länder und einzelnen Meeres- und Landesgestaltungen der Erde. Das war eine hellseherische Vision, welche die alten Weisen Indiens gehabt haben von jener Gestalt, die da wartete auf unsere Erde, um belebt zu werden von dem Christus-Prinzip. Und diese alten Weisen Indiens haben damit, daß sie hingewiesen haben auf die wichtigste prophetische Voranzeige des Christus-Ereignisses, bewiesen, daß, wo sie tiefer schauten, sie sagen konnten: Der Christus wird kommen, denn das, was auf ihn hinweist, ist da. - Deshalb ist die älteste Weisheit da, wo sie in die höchsten Regionen hinaufsteigt, Prophetie; sie blickt auf etwas, was da kommen wird in der Zukunft. Alles das, was in der Zukunft ist, ist Wirkung der Gegenwart. Was aber als geistig Bedeutsames geschieht in der Zukunft, kann so sein Dasein bereits für den geistigen Blick in der Gegenwart andeuten. Das Christus-Ereignis wurde nicht etwa in äußerlich abstrakter Weise, es wurde für den geistigen Blick angedeutet dadurch, daß für das Leben des Christus, das sich in einem bestimmten Zeitpunkt mit dem Leben der Erde verband, sich vorher die Form, die Gestalt der Weltenseele am Kreuze des Weltenleibes darbot." (Lit.: GA 113, S. 68ff)

Rosenkreuz mit 7 roten Rosen

Diese Zusammenhänge bilden auch den Hintergrund der Rosenkreuz-Meditation. Bei fortgesetzter Meditation über das Symbol des Rosenkreuzes verwandeln sich die Farben in die Gegenfarben. Das schwarze Holz erhellt sich zum Weißen, das von innerlicher Liebe strahlende Rot der Rosen wandelt sich zum Grün des nach außen wirkenden Lebens:

"Aber die Seele ist nicht ganz allein auf sich angewiesen auf diesem schweren Weg des Esoterikers; es gibt etwas, woran sie sich halten kann. Etwas derartiges ist das Rosenkreuz. Wir sollen es auf uns wirken lassen; wir sollen uns klar sein, daß das Schwarz des Holzes darstellt unsere Leiblichkeit, die verhärtet und verdorrt ist, daß wir unser niederes Ich, das sich identifiziert mit der Leiblichkeit, ebenso dunkel und tot werden lassen müssen, wie das Holz des Kreuzes tot ist. Dann wird das höhere, geistige Ich so in uns wirken, wie sich das Schwarz des Kreuzes zu hellen, strahlenden Lichtlinien umwandelt. In der gleichen Weise wird das Rot der Rosen sich aus der Farbe der innerlich wirkenden Liebe zum Grün umwandeln, der Farbe des nach außen wirkenden Lebens." (Lit.: GA 266b, S. 97)

Das Rosenkreuz steht im engen Zusammenhang mit dem bekannten Rosenkreuzerspruch «Ex deo nascimur - In Christo morimur - Per spiritum sanctum reviviscimus»:

"Es stellt sich die Entwicklung des Menschen in demjenigen Symbolum dar, welches gehört zu dem tief bedeutsamen Rosenkreuzerspruch (Gemeint sind die Worte: «Ex deo nascimur - In Christo morimur - Per spiritum sanctum reviviscimus) in dem schwarzen Kreuz mit den roten Rosen. Es empfindet der Mensch dieses Symbolum als etwas Lebendiges, in welchem leben und weben die geistigen Kräfte, die ihn aufgebaut haben so, wie er aus der Gottheit her ausgeboren ist. Dann aber weiß er, daß weitere Entwickelung seiner Seele möglich ist durch Anstrengung seiner eigenen Kräfte. Er weiß, daß nicht nur sein Blut rein werden soll wie der rote Pflanzensaft der Rosen, daß auch das schwarze Kreuz sich umwandeln muß, indem er seine Hüllennatur läutert und über das bloß Persönliche hinauswächst, wenn er sich hingibt an etwas unendlich Gr ö ß e r e s. Dann stirbt er in dem Christus, und vor seiner Seele verwandelt sich das dunkle, schwarze Kreuz in ein leuchtendes, strahlendes Kreuz. Die roten Rosen erweitern sich zu einem unendlichen Kreise, wenn die Seele sich immer mehr in den Makrokosmos einlebt, bis sie sich selber als dieser Kreis empfindet. Im allumfassenden Makrokosmos erlebt sich dann der Mensch in einem neuen Dasein. Dann, auf geheimnisvolle Weise, verwandeln sich die Farben des Symbolums, die Rosen zeigen sich grün, das Kreuz weiß. Ahnen kann die Seele nur die volle Bedeutung, indem sie empfindet die Kraft, welche ihr entgegenströmt. Wie aus höheren Geistessphären ihr entgegenstrahlend schaut und erkennt die Seele dieses heilige Symbol. Streng und kraftvoll zeigt es sich als eine Aufforderung zur stetigen Arbeit, damit einmal erreicht werde das große Ideal, welches ein jeder einzelne Mensch verwirklichen kann, wenn er wiedergeboren wird in dem heiligen Geist." (Lit.: GA 267, S. 480)

Verschiedene Kreuz-Formen

Im Urchristentum der ersten beiden Jahrhunderte nach Christus ist das Kreuz-Symbol noch nicht gebräuchlich, sondern vor allem das Staurogramm und das Christusmonogramm (Labarum) und das Fisch-Symbol (IXTHYS). Die erste Kreuzform war das T-förmige Taukreuz, mit dem auch das koptische Henkelkreuz zusammenhängt, das dem ägyptischen Anch entspricht.

Das bekannteste und in den westlichen Kirchen verbreitetste christliche Kreuz ist das ab dem 4. Jahrhundert zur Zeit von Kaiser Konstantin dem Großen (324–337 n. Chr.) nachweisbare Lateinische Kreuz oder Passionskreuz, bei dem der Querbalken kürzer als der Längsbalken ist und diesen oberhalb der Mitte kreuzt und an den Kreuzestod erinnert. Das auf dem Kopf stehende lateinische Kreuz wird als Petruskreuz bezeichnet, das an den Märtyrertod des Apostels Petrus gemahnt. Das Griechische Kreuz, von dem sich auch das Tatzenkreuz der Templer ableitet, hat hingegen vier gleichlange Arme.

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Die Erkenntnis der Seele und des Geistes, GA 56 (1985), ISBN 3-7274-0560-0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  2. Rudolf Steiner: Die Tempellegende und die Goldene Legende , GA 93 (1991), ISBN 3-7274-0930-4 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  3. Rudolf Steiner: Mythen und Sagen. Okkulte Zeichen und Symbole, GA 101 (1992), ISBN 3-7274-1010-8 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  4. Rudolf Steiner: Der Orient im Lichte des Okzidents, GA 113 (1982), ISBN 3-7274-1130-9 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  5. Rudolf Steiner: Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, Band II: 1910 - 1912, GA 266b, (1996), S. 46
  6. Rudolf Steiner: Seelenübungen, Band I, GA 267 (2001)
  7. Joachim Stiller: Das Kreuz als Universalzeichen I PDF, Das Kreuz als Universalzeichen II PDF


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Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
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Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelnachweise

  1. Das altphilologische "Griechisch-Deutsche Handwörterbuch Gemoll" nennt als Primärübersetzung Stamm und Kreuz, das davon abgeleitete Verb [[Polytonisch|σταυρόω}} bedeutet „einen Pfahl einschlagen“, aber auch „kreuzigen“
  2. Als ξύλον („Holz“) wird das Kreuz nur im Johannesevangelium, in der Apostelgeschichte und besonders häufig in den Briefen des Paulus bezeichnet.
  3. Astronomisch gesehen ergibt sich das X-förmige Chi aus dem Himmelsäquator und der um etwa 23,4° gegen diesen geneigten Ekliptik.