Kaspar Hauser und Arthur Schopenhauer: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Hauser Kreul.jpg|miniatur|Kaspar Hauser, Pastell von J. F. C. Kreul, ca. 1830. Zu erkennen sind Hausers Narben auf der Stirn und an der rechten Schläfe, die von der 1829 erlittenen Schnittwunde bzw. dem „Pistolenunfall“ von 1830 stammten.]]
[[Datei:Schopenhauer.jpg|miniatur|Arthur Schopenhauer, 1859]]
[[Datei:Arthur Schopenhauer Signature.svg|rahmenlos|rechts|Unterschrift von Arthur Schopenhauer]]
[[Datei:Arthur Schopenhauer Portrait by Ludwig Sigismund Ruhl 1815.jpeg|miniatur|Arthur Schopenhauer als junger Mann, porträtiert 1815 von [[Wikipedia:Ludwig Sigismund Ruhl|Ludwig Sigismund Ruhl]]]]


'''Kaspar Hauser''' (* [[Wikipedia:29. September|29. September]] [[Wikipedia:1812|1812]]; † [[Wikipedia:17. Dezember|17. Dezember]] [[Wikipedia:1833|1833]] in [[Wikipedia:Ansbach|Ansbach]]) wurde in der [[Wikipedia:Biedermeier|Biedermeierzeit]] als „rätselhafter Findling“ bekannt.
'''Arthur Schopenhauer''' (* 22. Februar 1788 in Danzig; † 21. September 1860 in Frankfurt am Main) war ein deutscher [[Philosoph]], Autor und Hochschullehrer.


Hauser tauchte am 26. Mai 1828 in [[Wikipedia:Nürnberg|Nürnberg]] als etwa 16-jähriger, geistig anscheinend zurückgebliebener und wenig redender Jugendlicher auf. Durch seine späteren Aussagen, dass er, solange er denken könne, bei Wasser und Brot immer ganz allein in einem dunklen Raum gefangen gehalten worden sei, erregte er internationales Aufsehen. Bei buchstäblichem Verständnis sind Hausers Angaben mit den Kenntnissen der modernen Medizin nur schwer zu vereinbaren.
Schopenhauer entwarf eine Lehre, die gleichermaßen [[Erkenntnistheorie]], [[Metaphysik]], [[Ästhetik]] und [[Ethik]] umfasst. Er sah sich selbst als Schüler und Vollender [[Immanuel Kant]]s, dessen Philosophie er als Vorbereitung seiner eigenen Lehre auffasste. Weitere Anregungen bezog er aus der [[Ideenlehre]] [[Platon]]s und Vorstellungen östlicher Philosophien. Innerhalb der [[Wikipedia:Philosophie des 19. Jahrhunderts|Philosophie des 19. Jahrhunderts]] entwickelte er eine eigene Position des ''[[Subjektivismus|Subjektiven]] [[Idealismus]]'' und vertrat als einer der ersten Philosophen im deutschsprachigen Raum die Überzeugung, dass der Welt ein [[Irrationalismus|irrationales Prinzip]] zugrunde liegt.


Ein zeitgenössisches Gerücht kolportierte, Hauser sei der 1812 geborene Erbprinz von [[Wikipedia:Großherzogtum Baden|Baden]], den man gegen einen sterbenden Säugling getauscht und beiseite geschafft habe, um einer [[Wikipedia:Liste der Markgrafen und Großherzöge von Baden#Regenten der Markgrafschaft Baden-Durlach („ernestinische Linie“)|Nebenlinie]] des [[Wikipedia:Haus Baden|badischen Fürstenhauses]] die Thronfolge zu ermöglichen. In der geschichtswissenschaftlichen Literatur ist diese „Prinzenlegende“ auf Grund später publizierter Dokumente und Augenzeugenberichte über den Tod des Prinzen umstritten. Eine wegen zahlreichen Vorwegannahmen, sehr zweifelhafte, wissenschaftlich publizierte [[Wikipedia:DNA-Analyse|Genanalyse]] aus dem Jahr 1996 zeigte, dass eine Hauser zugeschriebene Blutprobe nicht vom badischen Erbprinzen stammen soll<ref>Weichhold GM, Bark JE, Korte W, Eisenmenger W, Sullivan KM: ''DNA analysis in the case of Kaspar Hauser.'' In: ''International Journal of Legal Medicine.'' vol.111, 1998, S.287-291. Link zum Institutstext ''Analyse mitochondrialer DNA im Fall Kaspar Hauser [http://www.rechtsmedizin.med.uni-muenchen.de/aktuelles/archiv/archiv_news/archiv_news_1998/1998_02_18_kaspar/index.html]</ref>. Eine weitere Genanalyse aus dem Jahr 2002 erbrachte den Gegenbeweis<ref>Bernd Brinkmann: Neuester Stand der Forschung der Gerichtsmedizin und Pathologie der Universität Münster. Vorwort zu: Anselm von Feuerbach: Kaspar Hauser. Reprint-Verlag, Leipzig 2006.</ref>.
In «[[Die Rätsel der Philosophie]]» schreibt [[Rudolf Steiner]] über Schopenhauer:


==Leben==
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[[Datei:kaspar hauser.jpg|miniatur|hochkant|Der junge Kaspar Hauser, getuschte Federzeichnung von Johann Georg Laminit (1775–1848)]]
"«Das Leben ist eine mißliche Sache; ich habe mir vorgenommen,
===Die Geschichte des Kaspar Hausers===
das meinige damit hinzubringen, über dasselbe
''Kaspar Hauser'' war ein Findelkind, das im Mai 1828 zum ersten Mal in Nürnberg auftauchte. Zu diesem Zeitpunkt war HAUSER ca. 16 Jahre alt.
nachzudenken.» Diese Worte äußerte Arthur Schopenhauer
 
(1788—1860) im Beginne seiner Universitätszeit einmal
Das Findelkind wird noch im Mai vom Magistrat verhört. Er kann kaum gehen, kaum sprechen, sagt nur: "Ä sechtene möcht ih wähn, wie mei Vottä wähn is" (bedeutet etwa: Ich möchte ein solcher werden, wie mein Vater es war), "Woas nit," "Hoam weissä".
zu Wieland. Aus dieser Stimmung heraus ist seine Weltanschauung
 
erwachsen. Harte eigene Erlebnisse und die
Als man ihm Papier und Feder gibt, schreibt er den Namen "KASPAR HAUSER" auf das Stück Papier. Der Magistrat sperrt den Jungen zunächst in einen Gefängnisturm. Hier kümmerte sich ein Wärter um den Jungen. Da er selbst Kinder hatte, erkannte er, dass der Junge sich trotz seiner körperlichen Entwicklung geistig auf der Stufe eines Kleinkindes befand. Der Wärter nahm ''Kaspar Hauser'' auch mit nach Hause zu seiner Familie. Kaspar lernte hier auf einem Stuhl zu sitzen, seine Hände zu gebrauchen und neue Wörter zu sprechen.
Beobachtung trauriger Erfahrungen anderer hatte Schopenhauer
 
hinter sich, als er in der philosophischen Gedankenarbeit
===Kaspar Hauser – Ausstellungsgegenstand===
ein neues Lebensziel ergriff. Der plötzliche Tod
Die Nachricht über "den Wilden, der in einem Loch gefangen gehalten worden war" verbreitete sich rasend schnell im ganzen Land und über die Landesgrenzen hinweg. Von überall kommen die Leute, ob reich oder arm, ihn im Turmzimmer zu begaffen. Sie wollen sein außergewöhnliches Gedächtnis prüfen, ihn anschauen, ihn zum Sprechen bewegen. Kaspar malte mit Leidenschaft und klebte seine Bilder mit seinem Speichel an die Wände seines Turmzimmers. Das erfreute die Besucher natürlich sehr.
des Vaters, der durch einen Fall von einem Speicher herbeigeführt
 
wurde, die schlimmen Erlebnisse innerhalb des
An seinem Verhalten wurde bald klar, dass der ganze Rummel um seine Person zu viel für den Jungen war. Es kam zu physischen Reaktionen wie Gesichtszuckungen, Zittern, Schweißausbrüchen, Epilepsie ähnlichen Anfällen und Fieber. Einen dieser Anfälle erlebte der Präsident des Obersten Gerichtshofs [[Anselm von Feuerbach]] mit. Er kannte die Geschichte von ''Kaspar Hauser'' inzwischen gut und sah nun, wie der Junge unter all den Besuchern litt. Er setzte sich sofort für ein Besuchsverbot ein, das vom Magistrat auch bewilligt wurde.
kaufmännischen Berufes, der Anblick von Schauplätzen
 
des menschlichen Elends auf den Reisen, die der Jüngling
===Ausbildung bei Daumer===
machte, und vieles andere hatten in ihm weniger das Bedürfnis
Kaspar siedelte dann am 18. Juli 1828 in das Haus des Nürnberger Gymnasialprofessor [[Georg Friedrich Daumer]] über und lebte dort einige Zeit. Daumer lehrte ihn lesen, schreiben, rechnen und reiten. Dabei gehen langsam seine nachtseherischen und telepathischen Fähigkeiten verloren. Kaspar fühlte sich dort sehr wohl und lernte gut. Daumer ist über Kaspars Fähigkeiten erstaunt und führte einige Tests und Untersuchungen mit ihm durch, die er natürlich auch seinen Kollegen zeigen wollte. Daher lud er diese in sein Haus ein. Kaspar musste dann jeweils einige Tests über sich ergehen lassen.
hervorgerufen, die Welt zu erkennen, weil er sie
 
für des Erkennens wert erachtete, als vielmehr das ganz
===Attentate und Umzüge===
andere, in der Betrachtung der Dinge sich ein Mittel zu
Im Oktober (17.10.1829) wird ein erstes Attentat auf Hauser verübt und er wird dabei schwer verletzt. Von da an bewachen zwei Polizeibeamte ihn rund um die Uhr. Im Januar 1830 zog Kaspar dann in das Haus des Magistrates Biberbach um. Die Frau des Magistrates beaufsichtigte ihn und sie war wohl auch der Grund, dass sich Kaspar nicht so wohlfühlte wie im Hause Daumers.
schaffen, sie zu ertragen. Er brauchte eine Weltanschauung
 
zur Beruhigung seiner düsteren Gemütsverfassung." {{Lit|{{G|018|265}}}}
Nach einem Unfall mit einer Waffe, die Kaspar zu seiner Verteidigung erhalten hatte, übersiedelte er in das Haus seines Vormundes [[Wikipedia:Gottlieb Freiherr von Tucher|Gottlieb Freiherr von Tucher]].
</div>
 
Im Mai 1832 lernt [[Lord Stanhope]] Kaspar kennen. Sie freunden sich an und [[Lord Stanhope]] will ihn mit auf sein Schloss in England nehmen. Er wird im November neuer Vormund von Kaspar. Am selben Tag (29. November 1832) zieht ''Kaspar Hauser'' von Nürnberg nach [[Wikipedia:Ansbach|Ansbach]]. Er wohnt erst bei [[Anselm von Feuerbach]] und später bei seinem neuen Lehrer [[Wikipedia:Johann Georg Mayer|Johann Georg Mayer]]. Von dem zwielichtigen Lord hört Kaspar nichts mehr.
 
Mayer unterrichtet Kaspar und mithilfe Feuerbachs beginnt er eine Ausbildung als Gerichtsschreiber.
 
Ein zweites Attentat, das am 14.12.1833 im Ansbacher Hofgarten auf ''Kaspar Hauser'' verübt wird, übersteht er nicht. Er erliegt den Stichverletzungen. Im "Nürnberger Korrespondenten" erscheint folgende Todesanzeige:
" ...Kaspar Hauser, mein geliebter Kurand, ist nicht mehr. Er starb zu Ansbach, gestern nacht um 10 Uhr an den Folgen der am 14. ds. Mts. durch einen Mäuchelmörder erlittenen Verletzungen. Ihm, dem Opfer greulvoller elterlicher Unnatur, sind nun die Rätsel gelöst, an welche die Vorsehung sein trauriges Dasein geknüpft hatte. Im ewigen Frühling jenseits wird der gerechte Gott ihm die gemordeten Freuden der Kindheit, die untergrabene Jugend und die Vernichtung für ein Leben, das ihn erst seit 5 Jahren zum Bewußtsein des Menschen erhoben hatte, reich vergelten. Friede seiner Asche!
Nürnberg, am 18.Dezember 1833 Binder, 1.Bürgermeister..."<ref>http://m.schuelerlexikon.de/mobile_biologie/Kaspar_Hauser.htm</ref>
 
Auf dem Ansbacher Stadtfriedhof befindet sich ein Grabstein mit folgender Aufschrift: "Hic iacet Casparus Hauser. Aenigma sui temporis. Ignota natavitas. Oculta mors." - "Hier ruht KASPAR HAUSER – Ein Rätsel seiner Zeit, unbekannt die Herkunft, mysteriös der Tod."<ref>http://m.schuelerlexikon.de/mobile_biologie/Kaspar_Hauser.htm</ref>
 
Wer sich aus [[anthroposophisch]]er Sicht mit dem Fall befassen möchte, der kommt an den bahnbrechenden Studien von [[Peter Tradowsky]] nicht vorbei.
 
Demnach handelt es sich bei ''Kaspar Hauser'' - trotz der 1996 mit großem publizistischem Aufwand platzierten [[Wikipedia:Genanalyse|Genanalyse]] - eindeutig um den badischen Erbprinzen.
 
== Rudolf Steiner über Kaspar Hauser ==
 
{{GZ|Der nicht hoch genug zu schätzende Professor ''Daumer'' hat
diesen Fall gut beobachtet an jenem für viele so rätselhaften Menschen,
der einmal auf geheimnisvolle Weise in diese Stadt hier
hereinversetzt worden ist, und der auf ebenso geheimnisvolle Weise
in Ansbach den Tod gefunden hat; derselbe, von dem ein Schriftsteller
sagt, um das Geheimnisvolle seines Lebens anzudeuten, daß,
als man ihn hinausgetragen hat, ein Tag war, wo an der einen Seite
am Rande des Himmels die Sonne unterging und auf der entgegengesetzten
Seite der Mond aufstieg. Sie wissen, daß ich von Kaspar
Hauser rede. Wenn Sie absehen von allem Pro und Kontra, das in
bezug auf diesen Fall geltend gemacht worden ist, wenn Sie nur
auf das sehen, was unter allen Umständen belegt ist, so werden Sie
wissen, daß dieser Findling, der einfach einmal da war auf der
Straße, der, weil man nicht wußte, woher er gekommen war, das
Kind Europas genannt worden ist, daß er nicht lesen, nicht rechnen
konnte, als man ihn fand. Er hatte in einem Alter von zwanzig
Jahren nichts von dem, was durch den Intellekt erworben wird,
aber merkwürdigerweise hatte er ein wunderbares Gedächtnis. Als
man anfing ihn zu unterrichten, als die Logik in seine Seele trat,
schwand das Gedächtnis. Dieser Übergang im Bewußtsein war auch
noch mit etwas anderem verbunden. Eine unbegreifliche, geradezu
eingeborene Wahrhaftigkeit war ursprünglich in ihm, und gerade
an dieser Wahrhaftigkeit wurde er immer mehr und mehr irre. Je
mehr er an der Intellektualität naschen durfte, desto mehr schwand
sie dahin.
 
Wir könnten manches studieren, wenn wir in diese Seele uns
vertieften, die künstlich zurückgehalten worden war. Und gar nicht
so unbegründet ist für denjenigen, der auf dem Boden der Geisteswissenschaft
steht, die Volkstradition, die die gelehrten Leute von
heute nicht glauben und die da berichtet, daß Kaspar Hauser, als
er noch gar nichts wußte, noch gar keine Ahnung davon hatte, daß
es Wesen außer ihm von verschiedener Gestalt gebe, daß er da eine
merkwürdige Wirkung ausübte, wenn er mit ganz wütenden Tieren zusammengebracht wurde. Die wilden Tiere duckten sich und
wurden ganz sanftmütig. Es strömte von ihm etwas aus, was
bewirkte, daß solch ein Tier, das jeden anderen zornig anfiel, sanft
wurde.|104|19f}}
 
{{GZ|Es würde durchaus ein Fortschritt sein, wenn die Menschen - sie
brauchen ja nicht bloß zu der Redensart zu kommen: es ist gutes und
schlechtes Wetter, das ist sehr abstrakt -, wenn die Menschen wiederum
dazu kommen würden, indem sie das oder jenes sich erzählen, nicht zu
vergessen, was bei diesem oder jenem Ereignis, das erlebt worden ist,
für Wetter war, für Erscheinungen überhaupt in der Natur waren.
 
Es ist dies außerordentlich interessant, wenn bei auffälligen Erscheinungen
dies noch da oder dort erwähnt wird, wie das zum Beispiel
für den Tod des ''Kaspar Hauser'' erwähnt wird, weil es eine auffällige
Erscheinung war, daß auf der einen Seite die Sonne unterging, während
auf der andern Seite der Mond aufging, und so weiter.|222|113}}
 
"Rudolf Steiner (brachte) die Antwort: er habe geistig untersucht da, wo Caspar Hauser in das physische Dasein trat und dort, wo er ermordet wurde. Er habe aber weder eine vorhergehende, noch eine nachfolgende Verkörperung finden können. Es handle sich hier um ein höheres Wesen, das eine besondere Mission auf Erden hatte." (Keyserlingk, Graf A. von: Koberwitz 1924. Geburtsstunde einer neuen Landwirtschaft (1974), Seite 67) [Der bulgarische Anthroposoph Dimitar Mangurov meint eine frühere Inkarnation von Kaspar Hauser identifiziert zu haben: Nach ihm war Kaspar Hauser der gute Schächer am Kreuze zu Golgatha, an der Seite Christi. ("Noch heute wirst du mit mir im Paradies sein").]<ref>https://erzengelmichaelblog.wordpress.com/2017/09/26/kaspar-hauser-und-das-mysterium-von-golgatha/</ref>
 
==Zitat==


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"Der spirituelle Zustand der europäischen Bevölkerung im Beginn des 19. Jahrhunderts wird drastisch dadurch deutlich gemacht, dass Kaspar Hauser sozusagen in den Kerker hineingeboren wird, wenige Tage nach seiner Geburt am 29. September 1812 wird er aus seinem Sonnenschloß entführt, um es nie wieder zu sehen. Das Geschehen kann als eine Real-Imagination verstanden werden. Denn vor den Augen der geistigen Welt war schon durch den damals wirkenden Materialismus eine Situation entstanden, die in der geistigen Welt ein neues Christus-Opfer erforderte. Die Finsternis des Materialismus in den Seelen wurde durch den Tod in die geistige Welt hineingetragen, wo sie zu einer Art zweiten Kreuzigung Christi führte. Die folgende Auferstehung schuf für das 20. Jahrhundert die Möglichkeit eines individuellen Bewußtseins. Kaspar Hauser vollzog in seinem Martyrium im Diesseits dieses Christus-Opfer nach.
"So unbedingt richtig Schopenhauer nun alles fand, was
(...)
[[Kant]] über den Vorstellungscharakter der Wahrnehmungswelt
Kaspar Hauser wurde mit Recht als <<Kind Europas>> erkannt und bezeichnet. Das <<Kind Europas>> erregte zwar europaweit großes Aufsehen, aber seine Botschaft wurde wenig verstanden und aufgegriffen. Das <<Kind Europas>> brachte die Botschaft, den Ursprung des Menschen in der geistigen Welt nicht zu vergessen. Und für die Deutschen war es insbesondere die dringende Ermahnung, den eigenen Volksgeist nicht zu verraten. Aber auch in dieser Beziehung spricht die Geschichte eine klare Sprache. Als Ausdruck der wirkenden feindlichen Kräfte, die auch auf den Christus-Impuls zielen, wird das <<Kind Europas>> vor Weihnachten 1833 in Ansbach ermordet. Prophetisch ist dieser Mord wie ein Vorspiel auf das Jahr [[1933]] gesehen worden. Das ist nicht als unabwendbares Fatum zu verstehen. Es gab durchaus die Möglichkeit, das Schicksal zu wenden, aber diese Möglichkeit konnte nicht ergriffen werden ..."<ref>Peter Tradowsky: Das Mysterium von Golgatha, Radioaktivität und Atomkraft (Anhang), Vlg. für Anthroposophie, Dornach 2011, S. 75 - 77</ref>.
vorbrachte, so wenig befriedigt fühlte er sich durch
dessen Bemerkungen über das «[[Ding an sich]]». Auch Schulze
war ja ein Gegner dieser Ansichten Kants. Wie können
wir von einem «Dinge an sich» etwas wissen, wie können
wir überhaupt nur ein Wort über dasselbe aussprechen,
wenn wir nur von Vorstellungen wissen, und das «Ding
an sich» gänzlich außerhalb alier Vorstellung liegt? Schopenhauer
mußte einen anderen Weg suchen, um zum «Ding
an sich» zu kommen. Er wurde bei diesem Suchen viel
mehr von den zeitgenössischen Weltanschauungen beeinflußt,
als er je zugegeben hat. Das Element, das Schopenhauer
zu seiner aus Kant und Plato gewonnenen Überzeugung
hinzufügte, als «Ding an sich», das treffen wir
bei Fichte, dessen Vorlesungen er 1811 in Berlin gehört
hat. Und wir treffen es auch bei Schelling. Die reifste Form
der Ansichten Fichtes konnte Schopenhauer in Berlin hören.
Es ist diese Form in den nachgelassenen Schriften
Fichtes überliefert. Dieser verkündet eindringlich, während
ihm Schopenhauer - nach eigenem Geständnis - «aufmerksam
zuhört», daß alles Sein zuletzt in einem ''Universalwillen''
begründet ist. Sobald der Mensch den Willen
in sich vorfindet, gewinnt er die Überzeugung, daß es eine
von seinem Individuum unabhängige Welt gibt. Der Wille
ist nicht Wissen des Individuums, sondern eine Form des
wirklichen ''Seins''. Fichte hätte diese seine Weltanschauung
auch bezeichnen können: «''Die Welt als Wissen und Wille''». Und in Schellings Schrift: «''Über das Wesen der menschlichen Freiheit und die damit zusammenhängenden Gegenstände''» steht doch der Satz: «Es gibt in der letzten
und höchsten Instanz gar kein anderes Sein als ''Wollen''.
''Wollen ist Ursein'' und auf dieses allein passen alle Prädikate
desselben: Grundlosigkeit, Ewigkeit, Unabhängigkeit
von der Zeit, Selbstbejahung. Die ganze Philosophie strebt
nur dahin, diesen höchsten Ausdruck zu finden.» - Daß
Wollen Ursein ist, wird auch zu Schopenhauers Ansicht.
Wenn das Wissen ausgelöscht wird, bleibt der Wille übrig.
Denn der Wille geht dem Wissen voran. Das Wissen hat
seinen Ursprung in meinem Gehirn, sagt sich Schopenhauer.
Dieses muß aber hervorgebracht sein durch eine tätige,
schöpferische Kraft. Der Mensch kennt eine solche
schöpferische Kraft in seinem eigenen Wollen. Schopenhauer
sucht nun nachzuweisen, daß auch das, was in den
übrigen Dingen wirksam ist, ''Wille'' ist. Der Wille liegt
somit als «Ding an sich» der bloß vorgestellten Wirklichkeit
zugrunde. Und von diesem «Ding an sich» können
wir wissen. Es liegt nicht, wie das Kantische, jenseits unseres
Vorstellens, wir erleben sein Wirken innerhalb unseres
eigenen Organismus." {{Lit|{{G|018|267f}}}}
</div>
</div>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kasper Hauser}}
* {{WikipediaDE|Arthur Schopenhauer}}
* {{WikipediaDe|Die Welt als Wille und Vorstellung}}
 
== Literatur ==


==Literatur==
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Rätsel der Philosophie in ihrer Geschichte als Umriß dargestellt'', [[GA 18]] (1985), ISBN 3-7274-0180-X {{Schriften|018}}
*[[Karl Heyer]]: ''Kaspar Hauser und das Schicksal Mitteleuropas im 19. Jahrhundert'', Studienmaterialien zur Geschichte des Abendlandes, Bd.9, Kaspar Hauser und das Schicksal Mitteleuropas im 19. Jahrhundert, Perseus Verlag; Auflage: 4., unveränd. Aufl. (1999), ISBN 3907564332
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/philosophie_schopenhauer.pdf Schopenhauer: Leben und Werk] PDF
*Ulrike Leonhardt: ''Prinz von Baden genannt Kaspar Hauser. Eine Biographie'', Rowohlt TB Vlg., Reinbek b. Hamburg 2002
* Robert Zimmer: [http://joachimstiller.de/download/philosophie_schopenhauer_wille_und_vorstellung.pdf Schopenhauer: Die Welt als Wille und Vorstellung, in: Das Philosophenportal] PDF
*Peter Tradowsky: ''Kaspar Hauser oder das Ringen um den Geist'', Dornach 1980
* Schopenhauer für Anfänger: Die Welt als Wille und Vorstellung - Eine Lese-Einführung von Susanne Möbuß, dtv, München 1998
*Peter Tradowsky: ''Kaspar Hauser. Das Kind von Europa (zusammen mit Johannes Mayer), Urachhaus Vlg., Stuttgart 1984
*Peter Tradowsky: ''<<Auf neue nach so langer Frist / Soll ich beschimpft, zertreten werden>>''. Kaspar Hauser im Geisteskampf der Gegenwart, Vlg. am Goetheanum, Dornach 1998
*Peter Tradowsky: ''Vom Opfergang Kaspar Hausers''. In: Wochenschrift "Das Goetheanum", Nr. 36 vom 8.9.2012, S. 4 - 5
*Rudolf Biedermann: ''Kaspar Hauser: Neue Forschung und Aspekte I''. Dokumente - Gegebenheiten - Kommentare, Kaspar Hauser Vlg., Offenbach 1998
*Ralph Melas Große: ''Meditative Studien zur Kaspar-Hauser-Forschung'', Hiram-Horizont Vlg., 1996
*Johannes Mayer: ''Philip Henry [[Lord Stanhope]]. Der Gegenspieler Kaspar Hausers''. Mayer Vlg., Stuttgart 1988
*Juliane Cernohorsky-Lücke: ''Kaspar Hauser - Warum Europa um mehr als einen badischen Kronprinzen betrogen wurde'', Ch. Möllmann Vlg., Borchen, 5. Auflage 2016
*Rudolf Steiner: ''Die Apokalypse des Johannes'', [[GA 104]] (1985), ISBN 3-7274-1040-X {{Vorträge|104}}


{{GA}}
{{GA}}


==Film==
{{DEFAULTSORT:Schopenhauer, Arthur}}
* ''KASPAR HAUSER. Der Mensch. Der Mythos. Das Verbrechen''. Ein Film von Peter Sehr (1994)
[[Kategorie:Philosoph]]
 
[[Kategorie:Lebensphilosoph]]
==Einzelnachweise==
<references />
 
{{SORTIERUNG:Hauser, Kaspar}}
[[Kategorie:Kaspar Hauser|!]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Geboren im 19. Jahrhundert]]
[[Kategorie:Geboren 1788]]
[[Kategorie:Gestorben 1833]]
[[Kategorie:Gestorben 1860]]
[[Kategorie:Mann]]
[[Kategorie:Mann]]


{{wikipedia}}
{{wikipedia}}

Version vom 26. September 2017, 23:33 Uhr

Arthur Schopenhauer, 1859
Unterschrift von Arthur Schopenhauer
Unterschrift von Arthur Schopenhauer
Arthur Schopenhauer als junger Mann, porträtiert 1815 von Ludwig Sigismund Ruhl

Arthur Schopenhauer (* 22. Februar 1788 in Danzig; † 21. September 1860 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Philosoph, Autor und Hochschullehrer.

Schopenhauer entwarf eine Lehre, die gleichermaßen Erkenntnistheorie, Metaphysik, Ästhetik und Ethik umfasst. Er sah sich selbst als Schüler und Vollender Immanuel Kants, dessen Philosophie er als Vorbereitung seiner eigenen Lehre auffasste. Weitere Anregungen bezog er aus der Ideenlehre Platons und Vorstellungen östlicher Philosophien. Innerhalb der Philosophie des 19. Jahrhunderts entwickelte er eine eigene Position des Subjektiven Idealismus und vertrat als einer der ersten Philosophen im deutschsprachigen Raum die Überzeugung, dass der Welt ein irrationales Prinzip zugrunde liegt.

In «Die Rätsel der Philosophie» schreibt Rudolf Steiner über Schopenhauer:

"«Das Leben ist eine mißliche Sache; ich habe mir vorgenommen, das meinige damit hinzubringen, über dasselbe nachzudenken.» Diese Worte äußerte Arthur Schopenhauer (1788—1860) im Beginne seiner Universitätszeit einmal zu Wieland. Aus dieser Stimmung heraus ist seine Weltanschauung erwachsen. Harte eigene Erlebnisse und die Beobachtung trauriger Erfahrungen anderer hatte Schopenhauer hinter sich, als er in der philosophischen Gedankenarbeit ein neues Lebensziel ergriff. Der plötzliche Tod des Vaters, der durch einen Fall von einem Speicher herbeigeführt wurde, die schlimmen Erlebnisse innerhalb des kaufmännischen Berufes, der Anblick von Schauplätzen des menschlichen Elends auf den Reisen, die der Jüngling machte, und vieles andere hatten in ihm weniger das Bedürfnis hervorgerufen, die Welt zu erkennen, weil er sie für des Erkennens wert erachtete, als vielmehr das ganz andere, in der Betrachtung der Dinge sich ein Mittel zu schaffen, sie zu ertragen. Er brauchte eine Weltanschauung zur Beruhigung seiner düsteren Gemütsverfassung." (Lit.: GA 018, S. 265)

"So unbedingt richtig Schopenhauer nun alles fand, was Kant über den Vorstellungscharakter der Wahrnehmungswelt vorbrachte, so wenig befriedigt fühlte er sich durch dessen Bemerkungen über das «Ding an sich». Auch Schulze war ja ein Gegner dieser Ansichten Kants. Wie können wir von einem «Dinge an sich» etwas wissen, wie können wir überhaupt nur ein Wort über dasselbe aussprechen, wenn wir nur von Vorstellungen wissen, und das «Ding an sich» gänzlich außerhalb alier Vorstellung liegt? Schopenhauer mußte einen anderen Weg suchen, um zum «Ding an sich» zu kommen. Er wurde bei diesem Suchen viel mehr von den zeitgenössischen Weltanschauungen beeinflußt, als er je zugegeben hat. Das Element, das Schopenhauer zu seiner aus Kant und Plato gewonnenen Überzeugung hinzufügte, als «Ding an sich», das treffen wir bei Fichte, dessen Vorlesungen er 1811 in Berlin gehört hat. Und wir treffen es auch bei Schelling. Die reifste Form der Ansichten Fichtes konnte Schopenhauer in Berlin hören. Es ist diese Form in den nachgelassenen Schriften Fichtes überliefert. Dieser verkündet eindringlich, während ihm Schopenhauer - nach eigenem Geständnis - «aufmerksam zuhört», daß alles Sein zuletzt in einem Universalwillen begründet ist. Sobald der Mensch den Willen in sich vorfindet, gewinnt er die Überzeugung, daß es eine von seinem Individuum unabhängige Welt gibt. Der Wille ist nicht Wissen des Individuums, sondern eine Form des wirklichen Seins. Fichte hätte diese seine Weltanschauung auch bezeichnen können: «Die Welt als Wissen und Wille». Und in Schellings Schrift: «Über das Wesen der menschlichen Freiheit und die damit zusammenhängenden Gegenstände» steht doch der Satz: «Es gibt in der letzten und höchsten Instanz gar kein anderes Sein als Wollen. Wollen ist Ursein und auf dieses allein passen alle Prädikate desselben: Grundlosigkeit, Ewigkeit, Unabhängigkeit von der Zeit, Selbstbejahung. Die ganze Philosophie strebt nur dahin, diesen höchsten Ausdruck zu finden.» - Daß Wollen Ursein ist, wird auch zu Schopenhauers Ansicht. Wenn das Wissen ausgelöscht wird, bleibt der Wille übrig. Denn der Wille geht dem Wissen voran. Das Wissen hat seinen Ursprung in meinem Gehirn, sagt sich Schopenhauer. Dieses muß aber hervorgebracht sein durch eine tätige, schöpferische Kraft. Der Mensch kennt eine solche schöpferische Kraft in seinem eigenen Wollen. Schopenhauer sucht nun nachzuweisen, daß auch das, was in den übrigen Dingen wirksam ist, Wille ist. Der Wille liegt somit als «Ding an sich» der bloß vorgestellten Wirklichkeit zugrunde. Und von diesem «Ding an sich» können wir wissen. Es liegt nicht, wie das Kantische, jenseits unseres Vorstellens, wir erleben sein Wirken innerhalb unseres eigenen Organismus." (Lit.: GA 018, S. 267f)

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.


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