Carl Unger und Bilderbuch: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Carl Unger.jpg|thumb|Carl Unger (1878-1929)]]
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'''Carl Theodor Unger''' (* 28.3.1878 [[Wikipedia:Cannstatt|Cannstatt]], † 4.1.1929 [[Wikipedia:Nürnberg|Nürnberg]]) wurde 1878 als drittes Kind des jüdischen Bankiers Julius Saul Unger geboren. Seine Mutter Henriette Elise, geb. Mannheimer, war ebenfalls jüdischer Abstammung und sorgte für die musikalische Erziehung der Kinder. Der Knabe wuchs in einer weltanschaulichen Atmosphäre auf, die von dem agnostischen naturwissenschaftlichen Denken der damaligen Zeit geprägt war. Nachdem Unger in Cannstatt die Grundschule absolviert hatte, besuchte er das humanistische Gymnasium, wo er 1896 das Abitur ablegte.
[[Datei:Christian Leberecht Vogel Die Söhne des Künstlers.jpg|mini|[[Christian Leberecht Vogel]]: ''Die Söhne des Künstlers'' (ca. 1793)]]


Die schon früh durch die Mutter geweckte Liebe zur Musik führte den jungen Schüler Carl Unger 1892 in das Haus des erst kürzlich aus Südamerika über Hamburg nach Cannstatt übersiedelten Komponisten [[Adolf Arenson]]. Trotz des großen Altersunterschieds von 23 Jahren verband ihn schon bald eine tiefe Freundschaft mit Arenson. Durch ihn wurde er mit der [[Reinkarnation|Wiedergeburtslehre]] bekannt gemacht, die er aber nur allmählich nach gründlichem Nachdenken akzeptieren konnte.
Das '''Bilderbuch''' ist ein Buch, das hauptsächlich Bilder enthält. Es ist meist ein Medium der [[Kinder- und Jugendliteratur|Kinderliteratur]], das Texte aus verschiedenen literarischen Gattungen und Genres vermittelt. Die Definition und die Geschichte des Bilderbuches sind eng mit den sich verändernden gesellschaftlichen Vorstellungen verbunden. Ursprünglich wurde der Begriff für jedes Buch, das mit [[Illustration]]en ausgestattet war, verwendet. Heutzutage versteht man darunter meist ein speziell für [[Kindheit|Kinder]], die noch nicht lesen können oder sich im frühen Lesealter befinden, entworfenes Buch. Die Bilder nehmen darin eine führende Rolle ein, obgleich eine enge Wechselbeziehung zwischen Bild und Text besteht. Die Bilderbücher haben meist einen geringen Umfang (im Allgemeinen bis zu 30 Buchseiten) und kommen in allen Formaten vor. Das großformatige Buch ist die am häufigsten verwendete Form. Das Alter berücksichtigend, wird das Bilderbuch oft aus Pappe, reißfestem Papier oder auch aus Folie hergestellt.


Im Herbst 1898 begann Unger mit dem Maschinenbau-Studium an der Königlich-Technischen Hochschule in Stuttgart, wo er am 27. Juli 1904 promovierte. Durch den Maler Hans Weißhaar, seinen späteren Schwager, wurden Unger und Arenson mit der Theosophie bekannt, und 1903 trat Unger in die [[Theosophische Gesellschaft]] ein. In Berlin lernte er im Februar 1904 [[Rudolf Steiner]] kennen und war tief beeindruckt von seinem Wissen und seinen geistigen Fähigkeiten. Mit großem Eifer und philosophischer Gründlichkeit studierte er Steiners erst kürzlich erschienene Schrift [[GA 9|Theosophie]], und schon Ende 1904 wurde er Mitglied der von Rudolf Steiner geleiteten [[Esoterische Schule|Esoterischen Schule]].
== Geschichte ==
=== Vorläufer ===
Als Vorläufer des Bilderbuches gelten die [[Fibel (Schulbuch)|Lesefibeln]], [[ABC-Buch|ABC-Bücher]], [[Fabel]]n und [[Sachbuch|Sachbücher]]. Die Fibeln und ABC-Bücher gewannen ab dem 16. Jahrhundert an Stellenwert, da sie den Kindern das [[Alphabet]] auf anschauliche Weise näher brachten, indem den einzelnen [[Buchstabe]]n entsprechende Illustrationen von Tieren, Menschen und Gegenständen zugeordnet waren. Beispiele hierfür sind z. B. das „Bilder-ABC mit einigen Leseübungen, Gedenksprüchen und Gebetsprüchen für Kinder“ (1788) und das „Neue Bilder-ABC oder Deutsches Lesebuch für die Jugend“ (1795).


Am 1. Oktober 1906 gründete Unger mit der finanziellen Unterstützung seines Vaters eine Fabrik für Präzissionsschleifmaschinen, die er sehr erfolgreich führte und die ihm zugleich die finanzielle Unabhängigkeit sicherte, sein Leben frei dem Studium der [[Anthroposophie]] zu widmen.
Die [[Fabel]]n gaben aufgrund ihrer Kürze nur wenig Text her, so dass die Ausgaben für Kinder häufig mit vielen Illustrationen angereichert wurden. Auf diese Weise kamen sie dem modernen Bilderbuch schon sehr nahe.


1907 verehelichte er sich mit Auguste Arenson, der Tochter seines väterlichen Freundes, mit der gemeinsam er vier Kinder hatte. 1908 wurde er Vorstandstandmitglied der deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft und zu einem wesentlichen Mitstreiter Steiners in dem bereits schwelenden Konflikt mit der Theosophischen Gesellschaft. Als es 1912/13 zum endgültigen Bruch mit der ihr und zur Begründung der eigenständigen Anthroposophischen Gesellschaft kam, wurde Unger zusammen mit [[Marie von Sivers]] und [[Michael Bauer]] in deren Zentralvorstand gewählt. Er blieb bis kurz vor seinem Tod Vorstandsmitglied.
1658 brachte der Theologe [[Johann Amos Comenius]] sein Elementarwerk „[[Orbis sensualium pictus]]“ heraus. Dieses Bilder-Sachbuch sollte Kindern einen ersten Zugang zum Wissen verschaffen unter Berücksichtigung von altersspezifischen Lernbedingungen, die das Prinzip vom Einfachen zum Komplizierten und vom Bekannten zum Unbekannten beherzigten.


Rudolf Steiner schätzte Ungers gründliche und eigenständige Erkenntnisarbeit, die er in philosophisch-anthroposophischen Schriften und hunderten von Vorträgen im Rahmen der Theosophischen und späteren [[Anthroposophische Gesellschaft|Anthroposophischen]] Gesellschaft bezeugte.
Einen frühen Höhepunkt im Bereich der Sachbücher markierte die Veröffentlichung von [[Friedrich Justin Bertuch]]s „[[Bilderbuch für Kinder]]“. Das 12 Bände umfassende Werk erschien zwischen 1792 und 1830 und enthielt mehr als 6000 Abbildungen. In der nachfolgenden Zeit entstanden etliche, mit reichlich Illustrationen versehene Sachbücher.


Carl Unger wurde zu einem der wichtigsten Pioniere der anthroposophischen Bewegung und leistete wertvolle Beiträge zur exakten wissenschaftlichen Grundlegung der Anthroposophie. Darüber hinaus war er wesentlich an der Gründung und am weiteren Aufbau der Anthroposophischen Gesellschaft beteiligt.
=== 19. Jahrhundert ===
[[Datei:H Hoffmann Struwwel 01.jpg|mini|hochkant|''Struwwelpeter'']]
Das eigentliche Bilderbuch, in dem das Bild den größten Teil ausmachte, die Belehrung ein wenig in den Hintergrund rückte und dafür das Wesen des Kindes wichtiger wurde, entwickelte sich erst im 19. Jahrhundert. Um 1830 wurde das Bilderbuch entscheidend durch die Spätromantik geprägt und illustrierte, der romantischen Geisteshaltung entsprechend, vorwiegend Volkslieder, Kinderreime, Märchen und traditionelle epische Geschichten, wie z. B. [[Till Eulenspiegel]], [[Reineke Fuchs]], [[Karl Friedrich Hieronymus von Münchhausen|Münchhausen]], aber auch [[Robinson Crusoe]]. Bekannte [[Illustrator]]en dieser Zeit sind [[Ludwig Richter]], [[Franz Graf von Pocci]], [[Wilhelm von Kaulbach]], [[Moritz von Schwind]], [[Peter Carl Geissler]], [[Fedor Flinzer]] und andere.


Nach dem Tod Rudolf Steiners am 30. März 1925 und den darauf folgenden Streitigkeiten stellte sich er sich auf die Seite [[Marie Steiner]]s, teilte deren Meinung, dass die Anthroposophische Gesellschaft und die [[Freie Hochschule für Geisteswissenschaft]] nicht mehr in derselben Form wie zu Lebzeiten Steiners weitergeführt werden könnten und forderte u.a. auch eine Veröffentlichung der Nachschriften der von Rudolf Steiner gehaltenen [[Klassenstunden]]. Aus Protest gegen die Teile des Vorstands, die das Testament Steiners für ungültig erachteten, trat er am 2. Januar 1929 aus dem Vorstand und der Landesgesellschaft aus.
Im Jahre 1845 erschien der vom Frankfurter Arzt [[Heinrich Hoffmann]] geschaffene ''[[Struwwelpeter]]'', das erste Bilderbuch, das sich gezielt an Kleinkinder wandte. Das Buch war als eine Art Notlösung entstanden, da Hoffmann auf der Suche nach einem Weihnachtsgeschenk für seinen Sohn nichts Passendes gefunden hatte. Das Angebot an Kinderbüchern empfand er als zu moralisch und belehrend. In seinen Geschichten verarbeitete er Erlebnisse, die gänzlich aus der Umwelt des Kindes stammten und einer einfachen Ordnung von Gut und Böse folgten. Damit traf er zweifellos den Geschmack von Kindern und Eltern gleichermaßen, wie der große Verkaufserfolg bestätigte. Einen ähnlichen Erfolg hatten die Bildergeschichten von [[Wilhelm Busch]] von ''[[Max und Moritz]]'' (1865).


Nur zwei Tage später, am 4. Januar 1929, sollte Carl Unger in [[Wikipedia:Nürnberg|Nürnberg]] einen Vortrag zum Thema ''Was ist Anthroposophie?'' halten. Doch kurz vor Beginn des Vortrags wurde er von dem geistig verwirrten Wilhelm Krieger durch drei Schüsse getötet.
Um die Jahrhundertwende wurden deutsche Bilderbücher durch die Einflüsse des [[Jugendstil]]s und der [[Kunsterziehungsbewegung]] geprägt. Die Kunsterziehungsbewegung brachte ein verändertes Kindheitsbild mit neuen pädagogischen und psychologischen Erkenntnissen, welche in die Arbeit der Bilderbuchkünstler mit einfloss.
Bekannte Illustratoren des Jugendstils waren der Schweizer [[Ernst Kreidolf]], [[Konrad Ferdinand Edmund von Freyhold]], [[Tom Seidmann-Freud]].
Der Kunsterziehungsbewegung näher standen [[Else Wenz-Viëtor]], [[Fritz Koch-Gotha]] und [[Gertrud Caspari]] mit ihren Heile Welt-Vorstellungen der 1920er-Jahre.
 
Ein zentraler Aspekt in der Auseinandersetzung mit Bilderbüchern spielte (und spielt) der Begriff der „Kindgemäßheit“. Anfang des 20. Jh. bestimmte der Kunsthistoriker Konrad Lange kindgemäße Bilderbuchkunst: unter anderem deutliche Umrisse, ruhige Farben, nicht zu grelle Gegensätze, Primärfarben; nicht unterbrochene Formen, das Allgemeine und Typische; keine komplizierten perspektivischen Verkürzungen, sondern flächenhaft, dekorativer Stil; vereinfachte stilisierte Formen. Somit sind die traditionellen Formen der Bilderbuchillustration Eindeutigkeit der Figuren, überschaubare Räumlichkeit sowie Trennung zwischen Fantasie und Realität. Dieser historische Begriff des Kindgemäßen wird heute von der Bilderbuchforschung als Richtlinie für moderne Bilderbücher abgelehnt, da die Kenntnis über die kindliche Bilderbuchrezeption unzureichend ist.<ref>Thiele, Jens: ''Das Bilderbuch: Ästhetik-Theorie-Analyse-Didaktik-Rezeption.'' Oldenburg 2000, S. 158, 163.</ref>
 
=== Gegenwart ===
[[Datei:Joao Vítor.jpg|mini|In einer Bilderbuchhandlung]]
Das heutige Bilderbuch muss sich mit einer Vielzahl unterschiedlicher Themenbereiche und Stilrichtungen auseinandersetzen und ist in eine sich schnell entwickelnde und schnell ändernde Kultur durch Fernsehen, Film und Computer eingebunden. Dazu gehört auch, dass immer mehr Erwachsene das Bilderbuch für sich entdecken und der Markt entsprechend darauf reagiert. Zunehmend werden Bilderbücher in Bezug auf Format, Ausstattung, Umfang und Thema komplexer und anspruchsvoller gestaltet.
Immer häufiger kommt es auch zu internationalen Koproduktionen größerer Verlage, die das Angebot an künstlerisch wertvollen sowie trivialen Bilderbüchern bereichern.
 
Das moderne Bilderbuch (etwa seit den 1980er Jahren) kann in vier Unterkategorien unterteilt werden: erzählendes Bilderbuch, Märchenbilderbuch, Sachbilderbuch und Spielbilderbuch. Des Weiteren lassen sich folgende Bildstile unterscheiden: Grafischer Stil (Zeichnung, Linie), malerischer Stil (Farbfläche), Karikatur (Reduzierung, Zuspitzung, Übertreibung), Fotorealismus (hoher Illusionsgrad), Abstraktion (nicht figurativ), Collage (geschnittene, gerissenen Papiere). Bild und Text können auf drei Weisen miteinander verknüpft sein: Bild und Text laufen parallel; Bild und Text verhalten sich kontrapunktisch; Bildgeschichte und Textgeschichte erzählen jeweils eigenständig, sind dabei aber ineinander verflochten.<ref name="Thiele, Jens">Thiele, Jens: ''Das Bilderbuch.'' In: Thiele, Jens/Steitz-Kallenbach, Jörg (Hrsg.): ''Handbuch Kinderliteratur.'' Freiburg 2003, S. 70–79.</ref>
 
Beispiele für unterschiedliche [[Kunststil|Stilrichtungen]] und [[Liste von Techniken der Bildenden Kunst|Bildtechniken]]:
* malerischer Stil: [[Lieselotte Schwarz]]: ''Der Traummacher'', [[Susanne Janssen]]: ''Rotkäppchen''
* [[Collage]]: [[Wolf Erlbruch]]: ''Nachts'', [[Leo Lionni]]: ''Frederick''
* [[Surrealismus|surrealistischer Stil]]: [[Anthony Browne]]: ''Stimmen im Park''
* [[Realismus (Kunst)|realistischer Bildstil]]: Roberto Innocenti: ''Rosa Weiss'', [[Jörg Müller (Künstler)|Jörg Müller]]: ''Aufstand der Tiere oder Die neuen Stadtmusikanten''
* [[Karikatur]]: [[F. K. Waechter]]: ''Da bin ich''
* Zeichnung (Kunst) und (Fotografie): [[Cheryl Chapman]]: ''Dracko Drachenfresser'',
* [[Zeichnung (Kunst)]]: [[Jutta Bauer]]: ''[[Opas Engel]]'', Michèle Lemieux: ''Gewitternacht''<ref>Thiele, Jens: ''[http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00001301 Handwerk, Tradition und Bilderfindung. Die visuelle Erzählkunst von Margret und Rolf Rettich, Städtisches Museum Braunschweig, 28. Oktober 2001]'' 23. April 2007.</ref>
 
Durch die Bedingungen des Buchmarktes ist das Bilderbuch heute in ästhetischer, pädagogischer und buchgestalterischer Hinsicht begrenzt: der Text darf nicht über das Bild dominieren, 30 Seiten sollen nicht wesentlich überschritten werden; lineare Erzählung, Trennung von Sachinformationen und Fiktion sowie das Vermeiden von Vermischung literarischer, medialer und künstlerischer Kategorien (z.&nbsp;B. narrativ-deskriptiv) sind einzuhalten.<ref>Thiele, Jens: ''Das Bilderbuch: Ästhetik-Theorie-Analyse-Didaktik-Rezeption.'' Oldenburg 2000, S. 203.</ref>
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Bilderbuch}}
* {{WikipediaDE|Bilderbuch}}
* {{WikipediaDE|Amerikanische Bilderbuchliteratur}}
* {{WikipediaDE|Illustratoren von Kinder- und Jugendliteratur}}
* {{WikipediaDE|Kinder- und Jugendliteratur}}
* {{WikipediaDE|Wimmelbilderbuch}}
* {{WikipediaDE|Comic}}
* {{WikipediaDE|Graphic Novel}} als Bild(er)geschichte
* {{WikipediaDE|Light Novel}}: Roman mit Illustrationen im [[w:Manga|Manga]]-Stil
 
== Literatur ==
* Klaus Doderer, Helmut Müller (Hrsg.): ''Das Bilderbuch. Geschichte und Entwicklung des Bilderbuchs in Deutschland von den Anfängen bis zur Gegenwart''. Beltz: Weinheim und Basel 1975, 542 S., ISBN 3-407-10906-7.
* Jens Thiele: ''Das Bilderbuch. Ästhetik – Theorie – Analyse – Didaktik – Rezeption. Mit Beiträgen von Jane Doonan, Elisabeth Hohmeister, Doris Reske und Reinhard Tabbert.'' Universitätsverlag Aschenbeck & Isensee: Bremen – Oldenburg 2000 (2. erw. Auflage 2003), 222 S., ISBN 3-89598-668-2.
* Bettina Kümmerling-Meibauer: ''Bilderbuch''. In: Gert Ueding (Hrsg.): Historisches Wörterbuch der Rhetorik. Wissenschaftliche Buchgesellschaft: Darmstadt 1992 ff., Bd. 10 (2011), Sp. 146–161.
* Tobias Kurwinkel: ''Bilderbuchanalyse. Narrativik, Ästhetik, Didaktik.'' Francke: Tübingen 2017, 306 S., ISBN 978-3825248260.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Wiktionary}}
* [http://www.lesen-in-deutschland.de/html/content.php?object=journal&lid=701 Interview mit Prof. Jens Thiele (Teil 1)] und [http://www.lesen-in-deutschland.de/html/content.php?object=journal&lid=703 Teil 2]
* [http://www.bibf.uni-bremen.de/publikationen/kbb/ Bremer Institut für Bilderbuchforschung/ Zeitschrift ''Kind-Bild-Buch'']
* [http://www.kindergartenpaedagogik.de/1492.html Johannes Merkel: ''Bilderbuch, Kunst und Literatur. Plädoyer für eine Ästhetik der Brauchbarkeit'']
* [http://www.ijb.de/ Internationale Jugendbibliothek]
* [http://www.bilderbuchmuseum.de/ Bilderbuchmuseum Burg Wissem]
* [http://www.bib-slovakia.sk/ Biennale der Illustration in Bratislava]
* [http://www.bookfair.bolognafiere.it/index.asp?m=52&l=2&ma=3 Kinderbuchmesse Bologna]
* [http://www.uni-oldenburg.de/olfoki/16183.html Linkliste der Forschungsstelle Kinder- und Jugendliteratur der Universität Oldenburg]
* [http://www.jugendliteratur.org/ Arbeitskreis für Jugendliteratur]
* [http://www.kinderundjugendmedien.de/index.php/begriffe-und-termini/281-bilderbuch3 Informationen auf KinderundJugendmedien.de]
* [http://www.kindergartenpaedagogik.de/513.html H. Schlinkert, Methodik der Bilderbuchbetrachtung]


#[http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=724 Biografie] - Forschungsstelle Kulturimpuls
== Einzelnachweise ==
#[http://www.anthromedia.net/uploads/media/Unger_Carl.pdf Ausführliche Biografie]
<references />
#[http://www.steinerbooks.org/author.html?au=635 Kurzbiografie in englischer Sprache]
#[http://www.rsarchive.org/RelAuthors/UngerCarl/anthroposophy.php "What is ANTHROPOSOPHY?" by Dr. Carl Unger]
#[http://www.rsarchive.org/RelAuthors/UngerCarl/TruthReality.php "TRUTH & REALITY - The Ego and the Nature of Man" by Dr. Carl Unger]


{{Normdaten|TYP=s|GND=4006604-6}}


[[Kategorie:Mann|Unger, Carl]] [[Kategorie:Biographie]] [[Kategorie:Anthroposoph|Unger, Carl]]
[[Kategorie:Comenius]]
[[Kategorie:Kindheit]]
[[Kategorie:Kind]]
{{Wikipedia}}

Aktuelle Version vom 24. Februar 2021, 00:36 Uhr

Kleinkind mit Bilderbuch
Christian Leberecht Vogel: Die Söhne des Künstlers (ca. 1793)

Das Bilderbuch ist ein Buch, das hauptsächlich Bilder enthält. Es ist meist ein Medium der Kinderliteratur, das Texte aus verschiedenen literarischen Gattungen und Genres vermittelt. Die Definition und die Geschichte des Bilderbuches sind eng mit den sich verändernden gesellschaftlichen Vorstellungen verbunden. Ursprünglich wurde der Begriff für jedes Buch, das mit Illustrationen ausgestattet war, verwendet. Heutzutage versteht man darunter meist ein speziell für Kinder, die noch nicht lesen können oder sich im frühen Lesealter befinden, entworfenes Buch. Die Bilder nehmen darin eine führende Rolle ein, obgleich eine enge Wechselbeziehung zwischen Bild und Text besteht. Die Bilderbücher haben meist einen geringen Umfang (im Allgemeinen bis zu 30 Buchseiten) und kommen in allen Formaten vor. Das großformatige Buch ist die am häufigsten verwendete Form. Das Alter berücksichtigend, wird das Bilderbuch oft aus Pappe, reißfestem Papier oder auch aus Folie hergestellt.

Geschichte

Vorläufer

Als Vorläufer des Bilderbuches gelten die Lesefibeln, ABC-Bücher, Fabeln und Sachbücher. Die Fibeln und ABC-Bücher gewannen ab dem 16. Jahrhundert an Stellenwert, da sie den Kindern das Alphabet auf anschauliche Weise näher brachten, indem den einzelnen Buchstaben entsprechende Illustrationen von Tieren, Menschen und Gegenständen zugeordnet waren. Beispiele hierfür sind z. B. das „Bilder-ABC mit einigen Leseübungen, Gedenksprüchen und Gebetsprüchen für Kinder“ (1788) und das „Neue Bilder-ABC oder Deutsches Lesebuch für die Jugend“ (1795).

Die Fabeln gaben aufgrund ihrer Kürze nur wenig Text her, so dass die Ausgaben für Kinder häufig mit vielen Illustrationen angereichert wurden. Auf diese Weise kamen sie dem modernen Bilderbuch schon sehr nahe.

1658 brachte der Theologe Johann Amos Comenius sein Elementarwerk „Orbis sensualium pictus“ heraus. Dieses Bilder-Sachbuch sollte Kindern einen ersten Zugang zum Wissen verschaffen unter Berücksichtigung von altersspezifischen Lernbedingungen, die das Prinzip vom Einfachen zum Komplizierten und vom Bekannten zum Unbekannten beherzigten.

Einen frühen Höhepunkt im Bereich der Sachbücher markierte die Veröffentlichung von Friedrich Justin BertuchsBilderbuch für Kinder“. Das 12 Bände umfassende Werk erschien zwischen 1792 und 1830 und enthielt mehr als 6000 Abbildungen. In der nachfolgenden Zeit entstanden etliche, mit reichlich Illustrationen versehene Sachbücher.

19. Jahrhundert

Struwwelpeter

Das eigentliche Bilderbuch, in dem das Bild den größten Teil ausmachte, die Belehrung ein wenig in den Hintergrund rückte und dafür das Wesen des Kindes wichtiger wurde, entwickelte sich erst im 19. Jahrhundert. Um 1830 wurde das Bilderbuch entscheidend durch die Spätromantik geprägt und illustrierte, der romantischen Geisteshaltung entsprechend, vorwiegend Volkslieder, Kinderreime, Märchen und traditionelle epische Geschichten, wie z. B. Till Eulenspiegel, Reineke Fuchs, Münchhausen, aber auch Robinson Crusoe. Bekannte Illustratoren dieser Zeit sind Ludwig Richter, Franz Graf von Pocci, Wilhelm von Kaulbach, Moritz von Schwind, Peter Carl Geissler, Fedor Flinzer und andere.

Im Jahre 1845 erschien der vom Frankfurter Arzt Heinrich Hoffmann geschaffene Struwwelpeter, das erste Bilderbuch, das sich gezielt an Kleinkinder wandte. Das Buch war als eine Art Notlösung entstanden, da Hoffmann auf der Suche nach einem Weihnachtsgeschenk für seinen Sohn nichts Passendes gefunden hatte. Das Angebot an Kinderbüchern empfand er als zu moralisch und belehrend. In seinen Geschichten verarbeitete er Erlebnisse, die gänzlich aus der Umwelt des Kindes stammten und einer einfachen Ordnung von Gut und Böse folgten. Damit traf er zweifellos den Geschmack von Kindern und Eltern gleichermaßen, wie der große Verkaufserfolg bestätigte. Einen ähnlichen Erfolg hatten die Bildergeschichten von Wilhelm Busch von Max und Moritz (1865).

Um die Jahrhundertwende wurden deutsche Bilderbücher durch die Einflüsse des Jugendstils und der Kunsterziehungsbewegung geprägt. Die Kunsterziehungsbewegung brachte ein verändertes Kindheitsbild mit neuen pädagogischen und psychologischen Erkenntnissen, welche in die Arbeit der Bilderbuchkünstler mit einfloss. Bekannte Illustratoren des Jugendstils waren der Schweizer Ernst Kreidolf, Konrad Ferdinand Edmund von Freyhold, Tom Seidmann-Freud. Der Kunsterziehungsbewegung näher standen Else Wenz-Viëtor, Fritz Koch-Gotha und Gertrud Caspari mit ihren Heile Welt-Vorstellungen der 1920er-Jahre.

Ein zentraler Aspekt in der Auseinandersetzung mit Bilderbüchern spielte (und spielt) der Begriff der „Kindgemäßheit“. Anfang des 20. Jh. bestimmte der Kunsthistoriker Konrad Lange kindgemäße Bilderbuchkunst: unter anderem deutliche Umrisse, ruhige Farben, nicht zu grelle Gegensätze, Primärfarben; nicht unterbrochene Formen, das Allgemeine und Typische; keine komplizierten perspektivischen Verkürzungen, sondern flächenhaft, dekorativer Stil; vereinfachte stilisierte Formen. Somit sind die traditionellen Formen der Bilderbuchillustration Eindeutigkeit der Figuren, überschaubare Räumlichkeit sowie Trennung zwischen Fantasie und Realität. Dieser historische Begriff des Kindgemäßen wird heute von der Bilderbuchforschung als Richtlinie für moderne Bilderbücher abgelehnt, da die Kenntnis über die kindliche Bilderbuchrezeption unzureichend ist.[1]

Gegenwart

In einer Bilderbuchhandlung

Das heutige Bilderbuch muss sich mit einer Vielzahl unterschiedlicher Themenbereiche und Stilrichtungen auseinandersetzen und ist in eine sich schnell entwickelnde und schnell ändernde Kultur durch Fernsehen, Film und Computer eingebunden. Dazu gehört auch, dass immer mehr Erwachsene das Bilderbuch für sich entdecken und der Markt entsprechend darauf reagiert. Zunehmend werden Bilderbücher in Bezug auf Format, Ausstattung, Umfang und Thema komplexer und anspruchsvoller gestaltet. Immer häufiger kommt es auch zu internationalen Koproduktionen größerer Verlage, die das Angebot an künstlerisch wertvollen sowie trivialen Bilderbüchern bereichern.

Das moderne Bilderbuch (etwa seit den 1980er Jahren) kann in vier Unterkategorien unterteilt werden: erzählendes Bilderbuch, Märchenbilderbuch, Sachbilderbuch und Spielbilderbuch. Des Weiteren lassen sich folgende Bildstile unterscheiden: Grafischer Stil (Zeichnung, Linie), malerischer Stil (Farbfläche), Karikatur (Reduzierung, Zuspitzung, Übertreibung), Fotorealismus (hoher Illusionsgrad), Abstraktion (nicht figurativ), Collage (geschnittene, gerissenen Papiere). Bild und Text können auf drei Weisen miteinander verknüpft sein: Bild und Text laufen parallel; Bild und Text verhalten sich kontrapunktisch; Bildgeschichte und Textgeschichte erzählen jeweils eigenständig, sind dabei aber ineinander verflochten.[2]

Beispiele für unterschiedliche Stilrichtungen und Bildtechniken:

Durch die Bedingungen des Buchmarktes ist das Bilderbuch heute in ästhetischer, pädagogischer und buchgestalterischer Hinsicht begrenzt: der Text darf nicht über das Bild dominieren, 30 Seiten sollen nicht wesentlich überschritten werden; lineare Erzählung, Trennung von Sachinformationen und Fiktion sowie das Vermeiden von Vermischung literarischer, medialer und künstlerischer Kategorien (z. B. narrativ-deskriptiv) sind einzuhalten.[4]

Siehe auch

Literatur

  • Klaus Doderer, Helmut Müller (Hrsg.): Das Bilderbuch. Geschichte und Entwicklung des Bilderbuchs in Deutschland von den Anfängen bis zur Gegenwart. Beltz: Weinheim und Basel 1975, 542 S., ISBN 3-407-10906-7.
  • Jens Thiele: Das Bilderbuch. Ästhetik – Theorie – Analyse – Didaktik – Rezeption. Mit Beiträgen von Jane Doonan, Elisabeth Hohmeister, Doris Reske und Reinhard Tabbert. Universitätsverlag Aschenbeck & Isensee: Bremen – Oldenburg 2000 (2. erw. Auflage 2003), 222 S., ISBN 3-89598-668-2.
  • Bettina Kümmerling-Meibauer: Bilderbuch. In: Gert Ueding (Hrsg.): Historisches Wörterbuch der Rhetorik. Wissenschaftliche Buchgesellschaft: Darmstadt 1992 ff., Bd. 10 (2011), Sp. 146–161.
  • Tobias Kurwinkel: Bilderbuchanalyse. Narrativik, Ästhetik, Didaktik. Francke: Tübingen 2017, 306 S., ISBN 978-3825248260.

Weblinks

 Wiktionary: Bilderbuch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Thiele, Jens: Das Bilderbuch: Ästhetik-Theorie-Analyse-Didaktik-Rezeption. Oldenburg 2000, S. 158, 163.
  2. Thiele, Jens: Das Bilderbuch. In: Thiele, Jens/Steitz-Kallenbach, Jörg (Hrsg.): Handbuch Kinderliteratur. Freiburg 2003, S. 70–79.
  3. Thiele, Jens: Handwerk, Tradition und Bilderfindung. Die visuelle Erzählkunst von Margret und Rolf Rettich, Städtisches Museum Braunschweig, 28. Oktober 2001 23. April 2007.
  4. Thiele, Jens: Das Bilderbuch: Ästhetik-Theorie-Analyse-Didaktik-Rezeption. Oldenburg 2000, S. 203.
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