Mode

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Mode (aus dem Französischen mode; lat. modus ‚Maß‘ bzw. ‚Art‘, eigentlich ‚Gemessenes‘ bzw. ‚Erfasstes‘) bezeichnet die in einem bestimmten Zeitraum geltende Regel, Dinge zu tun, zu tragen oder zu konsumieren, die sich mit den Ansprüchen der Menschen im Laufe der Zeit geändert haben. Moden sind Momentaufnahmen eines Prozesses kontinuierlichen Wandels. Mit Moden werden also in der Regel eher kurzfristige Äußerungen des Zeitgeistes assoziiert. Vergleichsweise längerfristige Äußerungen des Zeitgeistes, die sich über mehrere Modewellen hinweg in positiver Bewertung halten können, gelten nicht als Mode, sondern als Klassiker. Ganz kurzlebige Moden, die sich oft nur um ein individuelles Produkt drehen, bezeichnet man englisch als Fads.

Jede neue Mode etabliert neue Verhaltens-, Denk- und Gestaltmuster. Jede neue Mode bringt damit neue Wertungen mit sich und bewertet damit auch bestehende Phänomene der menschlichen Umwelt immer wieder neu. „Mode“ wird umgangssprachlich häufig synonym mit „Kleidung“ als Verkürzung des Begriffs „Kleidermode“ verwendet. Das Adjektiv zu Mode ist modisch („der Mode entsprechend“), im Unterschied zu „modern“, dem Adjektiv zu Moderne. Umgangssprachlich wird der Begriff „modern“ oft im Sinne von „modisch“ verwandt.

Der Begriff „Mode“ beinhaltet folgende Bedeutungsaspekte:

  • etwas, das dem gerade vorherrschenden bevorzugten Geschmack oder den vorherrschenden Überzeugungen entspricht.
  • etwas, was gerade üblich ist: Sitte, Brauch, Gewohnheit.
  • etwas, was einem ständigen Wandlungsprozess unterzogen ist, einem Wandlungsprozess bzgl. dessen, was in einem gesellschaftlichen Kontext als üblich, vorherrschend oder als dem Zeitgeschmack entsprechend angesehen wird.

Soziologie

Kupferstich von Daniel Chodowiecki

Soziologisch betrachtet drückt Mode die Normierung gesellschaftlicher Beziehungen, die Zuordnung zu bestimmten Gruppen der Gesellschaft – sowie die Abgrenzung – und die Anpassung von Individuen in einem bestimmten Zeitabschnitt aus, den stetigen Wandel dieser Norm sowie die stetige Infragestellung und die stetige Auflösung bestehender Normen.

Die heutige Verbreitung von Moden ist durch den Massenkonsum geprägt, wobei Werbung und Massenmedien eine wichtige Rolle spielen. Es lassen sich klare Globalisierungstendenzen in der Mode beobachten.

Für die Verbreitung von Moden spielt die Inhomogenität der Gesellschaft eine wesentliche Rolle. Das Wechselspiel von konservativ und konformistischer eingestellten Gruppen einerseits und experimentierfreudigen, rebellischen und individualistischen Gruppen andererseits hat dabei erhebliche Bedeutung.

Elemente neuer Moden werden schneller übernommen von Gruppen, die offen sind für Neues, die gerne experimentieren, die mit den bestehenden Verhältnissen unzufrieden sind, die etwas verändern wollen, die sich als anders als die große Masse erleben, die nicht in der Masse untergehen wollen und die sich als eigenständige Persönlichkeiten darstellen wollen, die sich also von ihrem Selbstverständnis gern von der Masse der Bevölkerung oder vom Establishment abgrenzen. Dies gilt insbesondere für Jugendliche, die sich auch äußerlich von den älteren Generationen abgrenzen wollen. Für sie sind die propagierten Moden Anregungen für die Suche nach dem eigenen Stil, für die Lust an Provokation oder einfach Anregungen für das spaßmachende ästhetische Spiel.

Nach und nach – je mehr die neuen Tendenzen im öffentlichen Raum erlebbar werden – übernehmen dann auch weniger innovative und experimentierfreudige Bevölkerungskreise die neue Mode, bis am Ende auch äußerst konservative und traditionalistische Milieus erreicht werden, die "mithalten" wollen und deren Modeverhalten stärker von dem Bedürfnis nach Zugehörigkeit, insbesondere durch das Motiv "Integration durch Assimilation" geprägt wird. Für sie ist Mode eine Form von Konformität (Konformismus) mit der Bezugsgruppe oder Gesellschaft, sowie oft auch eine Form von ästhetischer Affirmation bestehender Verhältnisse. Spätestens dann sind diese Moden für die innovativeren und individualistischeren Kreise der Bevölkerung nicht mehr interessant.

Psychologie und Sozialpsychologie der Mode

Modernes Kostüm und sein Vorbild, modekritische Karikatur aus der Wochenschrift Fliegende Blätter, 1891

Die Psychologie der Mode scheint auf den ersten Blick relativ schnell zu beschreiben und zu erklären; häufig werden folgende Aspekte erwähnt:

Es wirken eine Reihe von Grundbedürfnissen zusammen, aus denen die Modeerscheinungen psychologisch erklärt werden können: Das Grundbedürfnis nach Beachtung, um aufzufallen oder Interesse zu wecken. Das Grundbedürfnis nach Anerkennung, Bedeutung und sich selbst und anderen zu gefallen. Weiterhin wichtig sind die Bedürfnisse nach Abwechslung und Individualität, wobei letzteres mit dem Wunsch nach Konformität im Widerspruch zu stehen scheint.

Dieses Erklärungsmuster greift dennoch zu kurz, denn Mode ist ein hochkomplexes gesellschaftliches Phänomen, das seine Wurzeln in sehr unterschiedlichen individuellen und kollektiven Bedürfnissen hat.

Ohne die komplementären Bedürfnisse von Zugehörigkeit und Abgrenzung, Konformismus und Individualismus, Expression und Tarnung, Exhibitionismus und Verhüllung ist das Phänomen sicherlich nicht erklärbar.

Dennoch ist das nur ein Teil der Ursachen von Mode. Unüberschaubar viele individuelle Faktoren kommen dazu. Beispielsweise die persönliche Bedeutung konkreter aktueller Modethemen und -bilder für die individuelle Persönlichkeit und die entsprechende Lebenserfahrung. In der Kleidermode wird das besonders deutlich: Kleidung, auch modische Kleidung, ist oft ein sehr persönlicher Ausdruck des individuellen Lebensgefühls, einer aktuellen Stimmung oder von Sehnsüchten, Träumen und Visionen. Insofern ist Kleidung dann auch ein alltägliches Rollenspiel oder Rollen-Einnehmen, ein Sich-Aneignen erträumter Rollen. Aber auch das ist nur ein Beispiel, das auch jenseits des Bereichs Kleidung anwendbar ist.

Mit der Erforschung und Dokumentation der Kulturgeschichte von Mode und bestimmten Kleidungsstücken beschäftigen sich Modehistorikerinnen und Modehistoriker der Fachrichtung Soziologie.[1][2]

Modewellen

Bikinimode im Jahr 1970

Unter Modewellen oder Modeströmungen versteht man Erscheinungen verschiedener „Moden“, die eher kurzfristigen oder periodischen Charakter haben. Das Wort hat einen leicht abschätzigen bis humorvollen Beigeschmack – was auf die leichte Beeinflussbarkeit und Anhängigkeit vieler Zeitgenossen anspielt. Durch kritische Stimmen können Modewellen rascher vergehen, sich aber auch verstärken. Modewellen werden häufig von Trendsettern oder bei großen Ereignissen und Veranstaltungen „geboren“, doch können sie auch spontan entstehen. Typische Beispiele sind

Zitate

  • „Der Mode entkommt man nicht. Denn auch wenn Mode aus der Mode kommt, ist das schon wieder Mode.“ (Karl Lagerfeld)
  • „Die Moden wechseln, da sie selber aus dem Bedürfnis nach Wechsel entstehen.“ (Marcel Proust)

Siehe auch

Literatur

Allgemein

  • Roland Barthes: Die Sprache der Mode. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2010, ISBN 978-3-518-11318-9
  • Hermann Bausinger: Zu den Funktionen der Mode. Universität Tübingen 1968
  • Silvia Bovenschen (Hrsg.): Die Listen der Mode. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1986, ISBN 3-518-11338-0
  • Charlotte Perkins Gilman: The dress of women. A critical introduction to the symbolism and sociology of clothing. Greenwood Press, Westport, Conn. u. a. 2002
  • Yuniya Kawamura: Fashion-ology. An introduction to Fashion Studies. Berg, Oxford/ New York 2005, ISBN 1-85973-814-1.
  • Gertrud Lehnert, Alicia Kühl, Katja Weise (Hrsg.): Modetheorie. Klassische Texte aus vier Jahrhunderten. transcript, Bielefeld 2014, ISBN 978-3-8376-2250-8.
  • Ingrid Loschek: Mode – Verführung und Notwendigkeit. Struktur und Strategie der Aussehensveränderungen. Bruckmann, München 1991, ISBN 3-7654-2428-5.
  • Barbara Schmelzer-Ziringer: Mode Design Theorie. Böhlau Verlag/Uni-Taschenbücher-Verlag, Köln/ Weimar/ Wien 2015, ISBN 978-3-8252-4403-3.

Geschichte

  • Yvonne Deslandres, Florence Müller: Histoire de la mode au XXème siècle. Somogy, Paris 1986.
  • Akiko Fukai u. a.: Fashion History. Taschen, Köln 2008.
  • Ingrid Loschek: Fashion of the century : Chronik der Mode von 1900 bis heute. Battenberg, München 2001.
  • Gabriele Mentges: Europäische Kleidermode (1450–1950). Europäische Geschichte Online, hrsg. vom Institut für Europäische Geschichte (Mainz), 2011.
  • Erika Thiel: Geschichte der Mode - Von den Anfängen bis zur Gegenwart- In Texten und mit über 800 Bildern, Weltbild Verlag, Augsburg 1990, ISBN 3-89350-126-6.
  • Wolfgang E. Weick, Alfried Wieczorek, Gisela Framke, Petra Hesse-Mohr (Hrsg.): EVET – Ja, ich will! Hochzeitskultur und Mode von 1800 bis heute: eine deutsch-türkische Begegnung. 2008, ISBN 978-3-927774-24-7.

Philosophie und Soziologie

  • Christian Garve: Über die Moden. Versuche über verschiedene Gegenstände aus der Moral, der Litteratur und dem gesellschaftlichen Leben, Breslau 1792.
  • Friedrich Kleinwächter: „Zur Philosophie der Mode“, in: Deutsche Streit- und Zeitfragen. Flugschriften zur Kenntnis der Gegenwart, hrsg. v. F. v. Holtzendorff, Jg. 9, Heft 129, Berlin 1880.
  • Georg Simmel: Philosophie der Mode (1905/06), in: ders.: Gesamtausgabe, hrsg. v. O. Rammstedt, 24 Bde., Frankfurt a.M. 1989–2015, Bd. 10, 9–37.
  • Georg Simmel: Die Mode (1911), in: ders.: Gesamtausgabe, a.a.O., Bd. 14, 186–218.
  • Hubertus Busche: „Simmels Philosophie der Mode – altmodisch oder aktuell?“, in: Zeitschrift für Kulturphilosophie 2015.1–2 (2015), 223–239.
  • Herbert Blumer: „Fashion: From Class Differentiation to Collective Selection“, in: The Sociological Quarterly 10.3 (1969), 275–291.
  • Elena Esposito: Die Verbindlichkeit des Vorübergehenden: Paradoxien der Mode, Frankfurt a.M. 2004.
  • Doris Schmidt: Die Mode der Gesellschaft. Eine systemtheoretische Analyse, 2. Aufl., Baltmannsweiler 2013.

Mode in der Karikatur

  • Ridikül! - Mode in der Karikatur, Begleitpublikation zur Ausstellung Ridikül! Mode in der Karikatur 1600 bis 1900 der Kunstbibliothek – Staatliche Museen zu Berlin, 5. Dezember 2003 bis 15. Februar 2004, Hrsg.: Adelheid Rasche und Gundula Wolter, SMB-DuMont, Berlin und Köln 2003, ISBN 3-8321-7388-9.

Nachschlagewerke

  • Encyclopedia of clothing and fashion. 3 Bände, hrsg. von Valerie Steele. Thomson Gale, Detroit u. a. 2005.
  • Ingrid Loschek: Reclams Mode- und Kostümlexikon. 5. Auflage. Reclam, Stuttgart 2005, ISBN 3-15-010577-3.
  • Ingrid Loschek: Modedesigner. Ein Lexikon von Armani bis Yamamoto. 3. Auflage. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-56492-5.
  • Ingrid Loschek: Accessoires. Symbolik und Geschichte. Bruckmann, München 1993, ISBN 3-7654-2629-6.

Modeberufe

  • Susanne Pavlovic: Irgendwas mit Mode. Die wichtigsten Ausbildungen und Berufe. Edition Aumann, Coburg 2012, ISBN 978-3-942230-27-8.

Zeitschrift

  • Fashion Theory: The Journal of Dress, Body & Culture. 1997ff.

Filme

  • William Klein, Qui êtes-vous, Polly Maggoo? Satirischer Spielfilm. Frankreich 1966
  • Rainer Werner Fassbinder, Die bitteren Tränen der Petra von Kant. Drama. Deutschland 1972
  • William Klein, Mode en France. Dokumentarfilm. Frankreich 1984
  • William Klein, In and Out of Fashion. Frankreich 1998.
  • Robert Altman, Prêt-à-Porter. USA 1994
  • Anne Fontaine, Coco Chanel – Der Beginn einer Leidenschaft. Frankreich 2009
  • David Frankel, Der Teufel trägt Prada. USA 2006

Weblinks

Commons: Mode - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
 Wikiquote: Mode – Zitate
 Wiktionary: Mode – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Wikisource: Wie werden Moden gemacht? – Eugen Laur in: Die Gartenlaube. (1867), Heft 50

Einzelnachweise

  1. Rainer Wenrich: Die Medialität der Mode: Kleidung als kulturelle Praxis. Perspektiven für eine Modewissenschaft. transcript Verlag, Juli 2015, ISBN 978-3-8394-2559-6, S. 405 ff.
  2. Gaby Mentges, Nina Schack, Heike Jenss und Heide Nixdorff: Kulturanthropologie des Textilen. Edition Ebersbach, 1 Dezember 2005, S. 64, 78 und 81.


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