Moiren

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Die drei Schickssalsgöttinen; in der Mitte Lachesis (Gemälde von Paul Thumann, 19. Jahrhundert)
Afrikanische Handspindel aus einem Holzstab und einer Spinnwirtel (Schwungmasse) aus Gebein.
Atropos oder die Parzen (Francisco de Goya, um 1820, Museo del Prado, Madrid)

Die Moiren (griech. μοῖραι moirai, von μοîρα moira „Anteil, Los, Schicksal“, lateinisch Moera) Lachesis, Klotho und Atropos sind die drei Schicksalsgöttinnen der Griechischen Mythologie und vergleichbar den Nornen der Nordischen Mythologie: Urd (das Gewordene), Verdandi (das Werdende) und Skuld (das Werdensollende), d. h. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. In der römischen Mythologie entsprechen ihnen die Parzen (lat. Parcae).

Die Moiren gelten als Töchter des Töchter des Zeus und der Themis[1] oder auch der Nyx[2] und werden zumeist als alte Frauen dargestellt. Nach Platon sind die weiß gekleideten Moiren hingegen Töchter der Ananke (der Notwendigkeit) und singen in Harmonie mit den Sirenen[3]. Die «Spindel der Notwendigkeit» treibe das Himmelsgewölbe an und verfüge über acht ineinander geschachtelte Spinnwirtel (Schwungmassen), die der Fixsternsphäre und den sieben Planetensphären entsprechen.

„Nach einer Tagreise wären sie nun da hineingekommen und hätten dort mitten in jenem Lichte gesehen, wie die äußersten Enden der Himmelsbänder am Himmel angebracht seien; denn nichts anderes als jener Lichtstreif sei das Land des Himmelsgewölbes, wie etwa die verbindenden Querbänke an den Dreiruderern, und halte so den ganzen Himmelskreis zusammen; an jenen Enden aber sei die Spindel der Notwendigkeit angebracht, durch welche Spindel alle möglichen Sphären bewegt würden; daran seien nun Stange und Haken aus Stahl, der Wirtel aber habe aus einer Mischung von Stahl und anderen Metallarten bestanden. Die Beschaffenheit dieses Wirtels sei nun folgende gewesen: Die äußere Gestalt sei so gewesen, wie sie der Wirtel bei uns hat; man muß sich jedoch seiner Erzählung nach ihn so vorstellen, als wenn in einem großen und durch und durch ausgehöhltenWirtel ein anderer eben solcher kleinerer eingepaßt wäre, so wie man Gefäße hat, die in einander passen; und auf dieselbe Weise muß man sich noch einen anderen dritten, vierten und noch vier Wirtel ineinander gepaßt denken. Denn acht Wirtel seien es insgesamt, die ineinander lägen und ihre Ränder von oben her als Kreise zeigten und um die Stange nur eine zusammenhängende Oberfläche eines einzigen Wirtels darstellten; jene Stange sei aber durch den achten mitten ganz durchgezogen. So habe nun der erste und äußerste Wirtel den breitesten Randkreis, der sechste den zweiten, den dritten der vierte, den vierten der achte, den fünften der siebente, den sechsten der fünfte, den siebenten der dritte, den achten der zweite. Der des größten Wirtels sei nun buntfarbig, der des siebenten am glänzendsten, der des achten erhalte seine Farbe von der Beleuchtung des siebenten, der des zweiten und fünften seien einander sehr ähnlich und zwar gelblicher als jene, der dritte habe die weißeste färbe, der vierte sei rötlich, der zweite aber übertreffe an Weiße den sechsten. Wenn nun so die ganze Spindel sich herumdrehe, so kreise sie zwar in demselben Schwunge; während des Umschwunges des Ganzen aber bewegten sich die sieben inneren Kreise langsamer, in einem dem Ganzen entgegengesetzten Schwunge. Am schnellsten von ihnen gehe aber der achte; den zweiten Rang der Schnelligkeit hätten zugleich mit einander der siebente, sechste und fünfte; den dritten im Umschwunge, wie es ihnen geschienen, habe der vierte Kreis gehabt; den vierten der dritte, und den fünften der zweite. Gedreht aber werde die Spindel zwischen den Knieen der Notwendigkeit. Auf ihren Kreisen aber säßen oben auf jeglichem eine sich mit umschwingende Sirene, welche eine Stimme, jedesmal einen zum Ganzen verhältnismäßigen Ton, hören läßt: aus allen acht insgesamt aber erschalle eine Harmonie. Rings aber säßen drei andere Gestalten in gleicher Entfernung von einander, eine jede auf einem Throne, nämlich die Töchter der Notwendigkeit, die Parzen, in weißen Gewändern und mit Kränzen auf dem Haupte: Lachesis, Klotho und Atropos, und sängen zu der Harmonie der Sirenen; Lachesis besänge die Vergangenheit, Klotho die Gegenwart, Atropos die Zukunft. Und Klotho berühre von Zeit zu Zeit mit ihrer rechten Hand den äußeren Umkreis der Spindel und drehe sie mit, Atropos ebenso die inneren Umkreise mit der linken, Lachesis aber berühre abwechselnd die inneren und äußeren mit beiden Händen.“

Platon: Der Staat, S. 657ff[4]

Lachesis, die „Zuteilerin“, singt von den Dingen, die da waren und bemisst die Länge des Schicksalsfadens. Sie verweist auf die Vergangenheit, auf die vorangangenen Inkarnationen, in denen das Karma wurzelt. Klotho ist die „Spinnerin“, die den Lebensfaden spinnt und von den Dingen singt, die sind. Sie repräsentiert die Gegenwart. Atropos, die „Unabwendbare“, schneidet den Lebensfaden ab. Sie singt von dem, was sein wird, von der Zukunft und verweist damit bereits auf die nächstfolgenden Inkarnationen. In der Ilias des Homer werden sie darum auch Kataklothes (griech. Κατακλῶθες „Zuspinnerinnen“) genannt.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Moiren - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Hesiod, Theogonie 901−906
  2. Hesiod Theogonie 217f
  3. Platon Politeia 617c
  4. Platon: Der Staat, S. 657ff