Asche und Henry Miller: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Henry Miller 1940.jpg|mini|Henry Miller, 1940. Fotografie von [[Carl van Vechten]]]]
[[Datei:Henry Miller signature.svg|150px|rechts|Signatur Henry Miller]]
'''Henry Valentine Miller''' (* [[26. Dezember]] [[1891]] in [[New York City|New York]]; † [[7. Juni]] [[1980]] in [[Los Angeles]]) war ein [[Vereinigte Staaten|US-amerikanischer]] [[Schriftsteller]] und [[Malerei|Maler]].


'''Asche''' entsteht als fester [[anorganisch]]er [[mineral]]ischer Rückstand bei der [[Verbrennung]] [[organisch]]en Materials. Sie besteht [[Chemie|chemisch]] überwiegend aus [[Metall]]oxiden wie [[Wikipedia:Calciumoxid|CaO]], [[Wikipedia:Eisen(III)-oxid|Fe<sub>2</sub>O<sub>3</sub>]], [[Wikipedia:Magnesiumoxid|MgO]], [[Wikipedia:Mangan(II)-oxid|MnO]], [[Wikipedia:Kaliumoxid|K<sub>2</sub>O]], [[Siliciumdioxid|SiO<sub>2</sub>]], gelegentlich auch [[Wikipedia:Phosphorpentoxid|P<sub>2</sub>O<sub>5</sub>]], bei unvollständiger Verbrennung auch aus [[Wikipedia:Karbonate|Karbonate]]n wie [[Wikipedia:Natriumcarbonat|Na<sub>2</sub>CO<sub>3</sub>]] ([[Wikipedia:Soda (Mineral)|Soda]]), [[Wikipedia:Natriumhydrogencarbonat|NaHCO<sub>3</sub>]]. [[Pflanzen]]asche enthält relativ viel [[Wikipedia:Kaliumkarbonat|K<sub>2</sub>CO<sub>3</sub>]] ([[Wikipedia:Kaliumkarbonat|Pottasche]]).
== Biografie ==


== Die Bedeutung der Aschebildung für die Menschheitsentwicklung ==
=== Die frühen Jahre ===


{{GZ|Wärme, die entsteht durch eine äußerliche
Henry Miller wurde am 26. Dezember 1891 in New Yorker Stadtteil [[Yorkville (Manhattan)]] in einfachen Verhältnissen geboren. Beide Eltern waren katholisch und stammten aus Deutschland; die Mutter Louise Marie Neiting aus Hessen und der Vater Heinrich Miller, der von Beruf Schneider war, aus Bayern.
mineralische Verbrennung, trat erst auf, nachdem die Sonne herausgegangen
und die Erde mit dem Monde allein geblieben war. Und
durch diese Verbrennung, die früher gar nicht vorhanden war, sonderten
sich die Stoffe innerhalb der Erdenmasse ab, die man im Okkultismus
als «Asche» bezeichnet. Wenn Sie irgend etwas verbrennen,
entsteht Asche. Die Asche lagerte sich der Erdenbildung ein, als die
Erde mit dem Monde allein war. Wir sind so weit gekommen, daß
durch den Weltenton, der hereindrang und die Stoffe zum Tanze
zwang, sich die Protoplasmamassen eingegliedert haben. Wir haben
Wesen, wo sich nach den Kraftlinien früher feine Protoplasmamassen
angeordnet haben, in der äußeren Bildung dem ähnlich, wie die Bildung
im heutigen Eiweiß ist. Wir haben auch dichtere Massen, die wie zum
Schütze da sind, die wie eine Art Leimhülle die betreffenden Wesen
umgeben. Was fehlt in diesen Wesen? Die harte Knochenmasse! Wenn
ich mich populär ausdrücken darf: Es ist alles noch eine mehr leimartige
Masse, und das, was überhaupt mineralisch ist, fehlt ganz und
gar in den Wesen bis zu der Zeit, die ich Ihnen jetzt beschrieben habe.
Nun müssen Sie sich denken, wie anders diese Wesen waren. Heute
haben Sie nichts in Ihrem physischen Körper, das nicht zugleich durchdrungen
wäre von der mineralischen Substanz. Der Menschenleib,
wie er heute ist, ist also erst verhältnismäßig spät entstanden. Heute
besteht der Menschenleib nicht nur aus Knochen, sondern auch aus
Muskeln und Blut; allem ist diese mineralische Masse eingegliedert.
Denken Sie sich die mineralische Masse fort, die ganze Erde mit ihren
Wesen noch ohne mineralische Masse. Dann entsteht durch einen Verbrennungsprozeß
die Einlagerung von mineralischer Asche, Asche der
verschiedensten Mineralien. In die Menschen, die es eigentlich bisher
nur bis zur leimartigen Dichte gebracht hatten, lagerten sich also nach
allen Seiten Aschenbestandteile ein. Und die Wesen nehmen die Asche
auf wie früher das Eiweiß und gliedern sie sich in ihrer Weise ein,
nehmen das Mineralische auf vom dicken Knochen bis zum flüssigen
Blute. Sie können sich leicht eine Vorstellung machen, was sich da
eingelagert hat: Alles, was als Asche zurückbleibt, wenn der Leib verbrannt
wird oder verwest. Was wirklich als Asche zurückbleibt, ist das,
was am allerletzten entstanden ist. Alles an Ihnen, was nicht als Asche
zurückbleibt, war vorher da; das hat sich diese Asche erst eingegliedert.
Der Mensch, der mit sehendem Auge auf diese Asche hinblickt, die aus
einem verwesenden Leichnam herkommt, muß sich sagen: Dies ist die
mineralische Substanz in mir, die am spätesten eingesogen wurde von
dem, was früher da war. - Das Mineralische ist also im Laufe der Erdenbildung
am spätesten entstanden, und die anderen Reiche haben es
sich eingegliedert, nachdem sie früher nur aus anderen Substanzen bestanden
haben.


Nun können wir uns jetzt noch fragen: Was hat denn bewirkt, daß
Während seiner Schulzeit lebte er in New York–[[Williamsburg (Brooklyn)]]. Nach dem Schulabschluss begann Henry Miller ein Studium am [[City College of New York|City College]] der [[City University of New York|Universität New York]], das er jedoch nach zwei Monaten wieder abbrach, da ihm die vorgegebene Leseliste nicht gefiel. „Wenn ich solche [[Lektüre]] lesen muss“, sagte Miller, womit er sich auf ''Faerie Queene'' von [[Edmund Spenser]] bezog, „gebe ich auf.“
diese Asche sich eingegliedert hat? - Wir tragen ja fortwährend diese
Asche mit uns herum, nur ist sie verteilt und wird zurückgelassen, wenn
unser Leichnam verbrannt wird oder verwest. Wie drang denn die
Asche hinein in diese Linien, die von Eiweißsubstanz angefüllt waren?


Wir haben gesehen, ursprünglich war Feuer da; daraus bildete sich
Nach Abbruch des Studiums arbeitete er bei der ''Atlas [[Zement#Portlandzement|Portland Cement]] Company'' im Finanzdistrikt von New York. Aber der Job stellte ihn nicht zufrieden: 1913 unternahm er einen „Ausbruchsversuch“ und reiste in den Westen, um sich als Cowboy zu verdingen und dem verhassten Großstadtleben zu entrinnen. Aber seine romantischen Vorstellungen kollidierten schnell mit der Realität. Schon wenige Monate darauf war er wieder zurück in New York. Er begann bei seinem Vater in der Schneiderei zu arbeiten, wo er seine Vorliebe für feine Stoffe und Anzüge entdeckte, die er sein Leben lang beibehalten sollte.
die Herzanlage; dann bildete sich die Atmungsanlage aus der Luft; das
Licht gliederte sich ein und bildete die Nervenanlage; dann kam der
Schall und bildete, indem er die Stoffe tanzen ließ, die lebendige Substanz.
Was ließ denn das Aschenhafte, das Mineralische hineinströmen
in diese Substanz? Das, was die Asche hineindrängt in die menschlichen
Leiber, das war nunmehr der Gedanke, der den Schall, den Ton
zum Worte macht. Noch in der atlantischen Zeit, als alles ringsum
eingetaucht war in Nebel- und Dunstmassen, da war nicht das, was der
Mensch sprach, die einzige artikulierte Sprache, sondern der Mensch
konnte die Sprache der rauschenden Bäume, der rieselnden Quellen
verstehen. Alles, was heute artikulierte Sprache ist, und was sich darinnen
ausdrückt, bildete den Tanz der Stoffe; der Ton, das Musikalische
darinnen, bildete die Stoffe zur lebendigen Substanz. Der Sinn,
die Wortbedeutung drängt die sich im Verbrennungsprozeß bildende
Asche hinein in diese lebendige Substanz, und in dem Maße, wie sich
nach und nach bis gegen das Ende der atlantischen Zeit hin das Knochensystem
verdichtete, wurde der Mensch immer mehr von Gedanken,
von Selbstbewußtsein durchdrungen. Sein Intellektualismus leuchtete
auf, und er wurde immer mehr und mehr ein selbstbewußtes Wesen.|102|92ff}}


== Die Aschebildung macht die Materie wieder empfänglich für den Geist ==
1917, mit 26 Jahren, heiratete Miller die erste von fünf Frauen, Beatrice Sylvas Wickens. Er hielt sie für ein ‚gutes Mädchen‘, das seiner Mutter gefallen würde, und die Ehe bewahrte ihn davor, in den Krieg eingezogen zu werden. Doch nach der Heirat schlug sein erster Eindruck um, er hatte nun das Gefühl, ‚als lebe er wieder bei seiner Mutter‘. Beatrice war ihm gegenüber kritisierend und fordernd und spottete über seinen Ehrgeiz, Schriftsteller werden zu wollen. Er war nicht imstande, längere Zeit auf einer Arbeitsstelle auszuharren, womit er Beatrice hätte zufriedenstellen können. Immer wieder ließ er sich entlassen, um zu schreiben oder philosophische Schriften zu studieren. Aus dieser Ehe stammt die erste Tochter namens Barbara.


{{GZ|Nun, da ist die Sache so, daß die wirkliche Asche auf dem
Im Jahr 1920, nachdem das Schneidergeschäft seines Vaters insolvent geworden war, bewarb sich Miller um eine Stelle als Bote bei der [[Western Union|Western Union Telegraph Company]] New York, erhielt aber eine Absage. Er beschwerte sich daraufhin wütend an höherer Stelle in der Firma und fragte, warum man ihn nicht für eine dermaßen einfache Tätigkeit einstellen wollte. Dies machte Eindruck, und er bekam den Arbeitsplatz, der ihm vorher versagt worden war. Mit einer Zusatzaufgabe: Er sollte als Bote die verschiedenen Filialen kennenlernen und für die Geschäftsführung regelmäßig Berichte abliefern, also spionieren. Im Gegenzug wurde ihm eine Stelle als Personalleiter in einer der zahlreichen Filialen der Western Union Telegraph Company in Aussicht gestellt, sobald er ausreichend Erfahrung gesammelt und sich bewährt hätte. Diese Stelle trat er nach einigen Monaten auch an. Das alltägliche Heuern und Feuern, die menschlichen Tragödien und die seinem Empfinden nach höllische Maschinerie der Firma sollten später die Grundlage für seinen Roman „[[Wendekreis des Steinbocks]]“ bilden.
Wege ist zu ihrer Zerkleinerung in atomistische Gestalt. Wenn Sie
bei der Verbrennung irgendeines Stoffes Asche erzeugen (die
Zeichnung hat sich nicht erhalten), so ist diese Asche auf dem
Wege der Materie, sich vorzubereiten, wiederum für den Geist
empfänglich zu werden. Das heißt, die Asche, genügend weit
getrieben in ihrem Veraschungsprozeß, wird fähig, aufzunehmen
ein Abbild des Universums und eine Art Zelle zu bilden. [Lücke
in den Aufzeichnungen des Stenographen.] Es ist so, daß die
Asche das ist, was im Punkte der Regeneration des Kosmos dient.|344|204}}


== Pflanzenasche und Atmungsrhythmus ==
Der Chef der Telegraph Company kam eines Tages mit der Idee zu ihm, dass jemand ein Buch über Boten in der Art von [[Horatio Alger]] schreiben sollte. Miller wurde dafür von seinem Arbeitgeber beurlaubt und schrieb das Buch innerhalb von drei Wochen. Miller präsentierte ein Buch mit dem Titel ''Clipped Wings'', das zwölf Boten einer Telegraphengesellschaft zum Inhalt hat. Miller schrieb über „sanfte Seelen, welche beleidigt und verletzt sind, die [[Amok]] laufen oder Gewalt ertragen und erleiden; Geschichten voller Leid und Bitterkeit, in denen die Menschen entweder zu Mördern werden oder sich selbst umbringen, gewöhnlich beides“ <ref>George Wickes, 1974, S 170–192.</ref> Miller betrachtete das Buch als Misserfolg, da er nicht viel Ahnung vom guten Schreiben hatte; doch dieser erste Versuch ließ in ihm einen starken Drang entstehen, das schriftstellerische Schreiben zu erlernen und mehr darüber zu erfahren.


{{GZ|Wenn man geisteswissenschaftlich den menschlichen Kopf studieren
Miller arbeitete vier Jahre für die Telegraphengesellschaft bis zum Zusammentreffen mit seiner zweiten Frau June Edith Smith Mansfield. June war von Beruf ''Taxigirl'', eine Tänzerin, die für einen Tanz gemietet werden kann. Sie ermunterte ihn dazu, seine Arbeitsstelle aufzugeben und seine Schreibversuche fortzuführen. Sie unterstützte Miller finanziell, sodass er seine autodidaktische Bildung fortsetzen und seinem Traum von der Schriftstellerei intensiver nachgehen konnte. In dieser Zeit begann er, kürzere Arbeiten auf eigene Kosten drucken zu lassen und in Form kleiner [[Subskription]]en zu veröffentlichen, die er mit Hilfe seiner Frau June und einiger Freunde auf der Straße, in Restaurants und in Bars vertrieb.
und verstehen will, dann muß man hinschauen auf die beiden Prozesse
[[Datei:Anais Nin.jpg|mini|hochkant=0.6|links|Anaïs Nin in den 1970er-Jahren]]
in der Erdbildung, auf den kalkbildenden Prozeß und auf den
June sparte genug Geld, sodass beide 1928 und 1929 mehrere Monate in [[Paris]] Urlaub machen und einen Vorgeschmack vom Leben der [[Bohème]] bekommen konnten. Dank June reiste Miller 1930 im Rahmen einer Europareise für längere Zeit nach Paris, wo er mehr als 36 kreative und analytische Werke verfasste. 1931 nahm er einen Job bei der Pariser Ausgabe der Zeitschrift [[Chicago Tribune]] als [[Korrektor]] an, was er seinem Freund [[Alfred Perlès]] verdankte, der dort arbeitete und zeitweise mit ihm zusammen wohnte. Diese Zeit wird in dem teilweise autobiographischen, erstmals 1940 erschienenen und 1956 überarbeiteten Roman „[[Stille Tage in Clichy]]“ beschrieben, der ursprünglich aus den beiden Romanfragmenten „Stille Tage in Clichy“ und „Mara Marignon“ bestand.
kieselerde- oder meinetwillen auch kieselsäurebildenden Prozeß. Wir
werden auf das noch näher eingehen können. Dasjenige nun, was
weniger nach außen, weniger peripherisch liegt, was mehr nach dem
Inneren hinein liegt beim Menschen, die Organisation für das rhythmische
Atmungssystem, die bietet uns, indem sie nun ein Zusammenspielen
ist, primär ein Zusammenspielen von Physischem und Ätherischem,
in das sich die Abdrücke von Ich und Astralischem hineinverweben,
zunächst nirgends etwas in der Umwelt, was direkt als Prozeß
schon dasteht, was unmittelbar in der Natur, die wir antreffen, als
Prozeß schon dasteht. Wenigstens gewöhnlich ist es so nicht der Fall.
Wollen wir da einen charakteristischen Prozeß finden für dasjenige,
was da geschieht durch dieses eigentümliche Zusammenwirken von
Ich, astralischem Leib - die mehr oder weniger frei sind, weil sie sich
Abdrücke geschafft haben - und demjenigen, was primär ein Zusammenwirken
von Physischem und Ätherischem ist, wollen wir uns für
dieses ganze Ineinanderwirken, wollen wir uns für das irgendeinen
Prozeß in der Außenwelt suchen, so müssen wir ihn, damit wir ihn
ordentlich haben, eigentlich erst selber erzeugen. Wenn wir Pflanzenstoffe
verbrennen und Pflanzenasche bekommen, so ist dasjenige, was
sich da als Prozeß abbildet, darstellt in dem Verbrennen und in dem
Erzeugen der Asche und in dem dann Zur-Ruhe-Kommen der Asche
- wir werden von den einzelnen Aschen reden -, was sich da abbildet
im Feuerprozeß und im Aschebildungsprozeß, das ist in einer ähnlichen
Weise verwandt mit dem Atmungsprozeß, wie der Kieselerdeprozeß
mit dem Prozesse verwandt ist, der sich physisch im Haupte
abspielt. Und wenn wir dasjenige wirksam machen wollen, was von
diesem Aschebildungsprozeß sein Korrelat hat im Atmungsrhythmusprozeß,
dann können wir es natürlich nicht in den Atem einführen -
wir können das niemals im menschlichen Organismus -, sondern wir
müssen es in dasjenige einführen, das gewissermaßen der andere Pol
des betreffenden ist. Wenn ich dieses hier herauszeichne (siehe Zeichnung S. 20), so haben wir hier Atmungsrhythmusprozeß, Zirkulationsrhythmusprozeß:
Im Atmungsrhythmusprozeß sind Pflanzenaschen
dasjenige, was uns die wirksamen Prozesse charakterisiert. Aber wir
müssen diese Pflanzenascheprozesse zur Wirksamkeit bringen auf dem
Umwege durch den Stoffwechsel in dem anderen Pol, im Zirkulationsrhythmusorganismus
(siehe Zeichnung S. 20). Wir müssen diese
Pflanzenasche, das heißt die Kräfte, dem Zirkulationsrhythmus einverleiben,
damit sie dann ihre polarische Gegenwirkung im Atmungsrhythmusprozeß
hervorrufen.


Diese Zusammenhänge stellen sich ja wohl gleich für die Anschauung
In Paris fühlte er sich besonders den unkonventionellen Künstlern nahe, was ihm half, seinen eigenen schriftstellerischen Stil zu entwickeln. Seine wichtigste [[Muse (Beziehung)|Muse]] und Förderin war die in Frankreich geborene amerikanische Schriftstellerin [[Anaïs Nin]], die ihm aufgrund ihres psychologischen Einfühlungsvermögens die entscheidenden inhaltlichen Impulse zur schriftstellerischen Selbstfindung gab und mit der sowohl er als später auch seine Frau June eine intensive sexuelle Beziehung pflegten. Anaïs Nin verfasste schließlich das Vorwort zu Millers erstem Buch und verarbeitete die Beziehung der drei in ihren Tagebuchaufzeichnungen „Henry, June und ich“.<ref>englischsprachige Wikipedia Henry and June, Henry, June und ich: intimes Tagebuch 1931–1932. OT: Henry and June. 1986, Übers. Gisela Stege, Scherz Verlag 1987, ISBN 3-502-19509-9. als Knaur Taschenbuch, München 1991, ISBN 3-426-03252-X</ref>
so dar, daß man sieht, für das Verständnis des menschlichen Organismus
sind sie im eminentesten Sinne wichtig. Denn wir bekommen
jetzt, so wie wir uns sagen mußten, dasjenige, was uns vorliegt im
kieselerdebildenden Prozeß, hat mit dem ganzen Menschen etwas zu
tun, so bekommen wir, indem wir das anwenden hier jetzt auf den


[[Datei:GA313 020.gif|center|300px|Tafel 1 aus GA 313, S. 20]]
Während des Europa-Aufenthaltes entstanden Werke wie „[[Wendekreis des Krebses]]“ (1934), „Schwarzer Frühling“ (1936) und „[[Wendekreis des Steinbocks]]“ (1939), in denen er viele eigene sexuelle Erfahrungen, aber auch philosophische Erkenntnisse niederschrieb.


Pflanzenveraschungsprozeß, eine Vorstellung von diesem mittleren
=== Zurück in Amerika ===
Menschen, der sich auch wiederum, weil er eine Atmung und einen
[[Datei:HenryMillerMuseum.jpg|mini|Eingang zur ''Henry Miller Memorial Library'' in Big Sur]]
Zirkulationsrhythmus hat, gewissermaßen zweigliedert. Wir bekommen
1939 zog Henry Miller nach Griechenland, im Jahr darauf kehrte er wegen des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] in die USA zurück. 1940 unternahm er mit dem Maler [[Abraham Rattner]] (1895–1978), den er in den 1930er Jahren in Paris kennengelernt hatte, von New York aus eine Reise in den Süden der USA. Millers Beschreibung und Rattners Illustrationen der Reise wurden 1945 veröffentlicht in ''The Air-Conditioned Nightmare'' (''Der klimatisierte Alptraum''). 1944 ließ sich Miller für die nächsten 18 Jahre seines Lebens in der kalifornischen Küstenregion [[Big Sur]] nieder<ref>[http://www.henrymiller.org/henry-miller ''Henry Miller Memorial Library'': aus der von Henry Miller selbst verfassten Kurzbiografie] (abgerufen am 8. Mai 2014)</ref> und setzte dort seine schriftstellerische Tätigkeit fort. Millers Hauptwerk aus dieser Periode stellt das dreibändige Werk „The Rosy Crucifixion“ dar, welches „[[Sexus (Roman)|Sexus]]“ (1949), „[[Plexus (Roman)|Plexus]]“ (1953) und „[[Nexus (Roman)|Nexus]]“ (1960) umfasst. Diese drei Bände beinhalten seine früheren Erlebnisse und Abenteuer. Darüber hinaus schrieb Miller:
eine Vorstellung, indem wir uns sagen: Wenn wir zunächst das
* „[[Lawrence Durrell]]/Henry Miller“ – Briefe 1935–1959, 1962 veröffentlicht. Der Briefwechsel wurde fortgeführt bis 1980.
Obere, den Atmungsrhythmus ins Auge fassen, so ist der Bau dieser
* „Briefe an Anaïs Nin“, 1965 veröffentlicht.
Organe im wesentlichen bedingt durch einen Prozeß, der polarisch
* „Die Welt des [[D. H. Lawrence]]: Eine leidenschaftliche Anerkennung“, 1980 veröffentlicht.
entgegengesetzt ist dem Prozeß, der uns erscheint, wenn wir Pflanzliches
* „[[Opus Pistorum]]“, 1983 posthum veröffentlicht. Die meisten Kritiker bezweifeln bei diesem rein pornografischen Werk, dass es sich hierbei wirklich um Millers Arbeit handelt. Bekannt ist nur, dass Miller dem Verleger dieses Buches angeblich immer wieder einzelne Seiten verkauft haben soll. Einzelheiten dazu unter [[Opus Pistorum]].
verbrennen und Asche bekommen. Es ist gewissermaßen ein
 
Kampf im Atmungsrhythmusprozeß, ein fortwährender Kampf gegen
Die Veröffentlichung des Buches „Wendekreis des Krebses“ in den Vereinigten Staaten führte 1961 zu einer Reihe von Gerichtsverhandlungen, in denen die amerikanische Justiz das Buch hinsichtlich des schockierenden, alle sexuellen Tabus verletzenden Inhalts zu prüfen hatte. Das oberste Gericht der USA erklärte im Jahr 1964 das Buch für nicht obszön und der modernen Literatur zugehörig.
das Pflanzenaschebilden, aber ein Kampf, der sich nicht abspielt, ohne
 
daß dasjenige, was das Gegenteil davon ist, wirklich herausfordernd
Die sprachliche Offenheit bei erotischen Beschreibungen führte dazu, dass Millers Bücher bis in die 1960er Jahre in den [[Vereinigte Staaten|USA]] und in [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] verboten waren. In Frankreich war sein Buch „Sexus“ 18 Jahre lang nicht für die Veröffentlichung zugelassen.
für diesen Prozeß in den Organismus eindringt. Wir sind als Menschen
 
auf die Erde gestellt, in der es Kieselerdeprozesse gibt, Kalkerdeprozesse
=== Die späten Jahre ===
gibt. Wir würden nicht Menschen sein, wenn diese Prozesse uns
 
erfüllen würden. Wir sind dadurch Menschen, daß wir die polarisch
In den späteren Jahren wurde Miller hauptsächlich wegen seiner Rolle als Sprecher und Denker bewundert. Den leeren [[Materialismus]] der modernen [[Existenz]] kritisierend, verlangte er eine neue Religion des Körpers und Geistes, die auf den Ideen des [[Philologie|Philologen]] und [[Philosophie|Philosophen]] [[Friedrich Nietzsche]] (1844–1900) sowie den beiden Schriftstellern [[Walt Whitman]] (1819–1892) und [[D. H. Lawrence]] (1885–1930) beruht.
entgegengesetzten Prozesse in uns tragen, daß wir also dem Kieselbildungsprozeß
 
entgegenwirken können und den entgegengesetzten Pol
Er interessierte sich auch für Erziehungsfragen und unterstützte [[A. S. Neill]]s Schule [[Summerhill]] finanziell.<ref>A.S.Neill, ''Neill, Neill, Birnenstiel'', 1. Auflage Rowohlt, Reinbek 1973, S. 197</ref>
in uns tragen, daß wir dem Kalkbildungsprozeß entgegenwirken, indem
 
wir den entgegengesetzten Pol in uns tragen. Diese Pole tragen
Miller lebte in seinen letzten Jahren allein und ging hauptsächlich der Aquarellmalerei nach, ohne sich hier für einen Künstler zu halten. Er war ein enger Freund des französischen Malers [[Grégoire Michonze]]. Außerdem war er Amateurpianist.
wir in uns durch unsere Hauptesbildung, durch den ganzen Menschen
 
dann in jener Abstufung, wie ich es dargestellt habe. Durch unseren
Miller war insgesamt fünfmal verheiratet: mit Beatrice Sylvas Wickens (1917–1928), June Edith Smith (1928–1934), Janina Martha Lepska (1944–1952), Eve McClure (1953–1960) und Hiroko Tokuda (1967–1977). Die Schriftstellerin [[Anaïs Nin]] war seine bekannteste Geliebte.
Atmungsrhythmus tragen wir den Kampf in uns gegen den Pflanzenveraschungsprozeß.
 
Wir tragen in uns den entgegengesetzten Pol dieses
Er starb am 7. Juni 1980 in [[Pacific Palisades]], Kalifornien.
Pflanzenveraschungsprozesses.|313|19f|20}}
 
== Literarischer Stil und Einflüsse ==
 
Millers Stil umfasst eine stark naturalistische Schreibweise mit surrealen Visionen und lyrisch gefärbter Prosa. Seine Kritik an der modernen, vor allem amerikanischen Zivilisation ist maßgeblich beeinflusst durch seine Rezeption von [[Nietzsche]]s [[Lebensphilosophie]] und [[Oswald Spengler|Spenglers]] ''[[Der Untergang des Abendlandes|Untergang des Abendlandes]]'', in deren Zeichen er auch [[Psychoanalyse|psychoanalytische]] Ideen verarbeitet. Zeitlebens orientierte er sich an den großen Weisheitslehrern der Menschheit wie [[Buddha]] oder [[Laotse]] und dem [[Taoismus]]. Er war ein Bewunderer der amerikanischen Feministin und Anarchistin [[Emma Goldman]] und zählte [[Georges I. Gurdjieff|Georges Gurdjieff]] zu seinen spirituellen Lehrmeistern. Seine Auseinandersetzung mit [[Esoterik|esoterischen Lehren]] und der [[Astrologie]] macht ihn zu einem Vorläufer der [[New Age|New Age-Bewegung]] der achtziger Jahre. Zu den Autoren, die Millers Denken und Schreiben geprägt haben, zählen neben D.H. Lawrence unter anderen [[Dostojewski]], [[Knut Hamsun]], [[Sherwood Anderson]] und [[Louis-Ferdinand Céline]]. Dem französischen Dichter [[Arthur Rimbaud]] widmete er eine literarische Studie (''Vom großen Aufstand'')<ref>Original: ''The Time of the Assassins: A Study of Rimbaud'', New York: New Directions, 1946. Dazu: [http://www.zeit.de/1955/08/der-grosse-aufstand/komplettansicht Herbert Eisenreich: Der Große Aufstand. Zu einem Essay Henry Millers], Die Zeit, 24. Februar 1955</ref>.
 
Der Prozess des Schreibens und das Phänomen der Kreativität selbst spielt in Millers Werk eine große Rolle. Sein Schreiben spiegelt dabei die mitunter verzweifelte, manchmal ausgelassen-fröhliche Auseinandersetzung mit dem Leben und seinem Weg, ein Schriftsteller zu werden.
Hinter einer alle einengenden Formen verachtenden Schreibweise offenbart sich die bedingungslose Hingabe an das Leben selbst, das in seinem ungeordneten Nebeneinander von Hohem und Niedrigem, Grausamen und Zärtlichem, Lächerlichem und Anbetungswertem bejaht und vor den Augen des Lesers in seiner ganzen Mannigfaltigkeit und Intensität ausgebreitet wird. Hierin ist Miller ein Seelenverwandter von Autoren wie [[Walt Whitman]], [[Ralph Waldo Emerson]] oder [[François Rabelais]], deren Ringen um Unabhängigkeit und Freiheit er teilt. In diesem Zusammenhang betrachtet er Kunst und zumal Literatur vor allem auch als Mittel der Befreiung von gesellschaftlichen Fesseln, Konventionen und Zwängen.
 
Sein Werk spiegelt, fast ausschließlich in der Form von [[Autobiografie]] oder Tagebuch gehalten, seine mitunter [[Surrealismus|surreale]] Gefühls- und Gedankenwelt. Die verschiedensten Charaktere in seinen Büchern weisen eine unverkennbare [[Physiognomie]] auf, mit der sie das Dasein meistern oder an ihm scheitern.
Miller ging es nach eigenem Bekunden darum, das Leben so darzustellen, wie es sich ihm darbot und darum, eine künstliche [[Stilisierung]] zu vermeiden. Seine bewusst provozierend-realistischen Schilderungen von [[Sexualität]] waren Teil seiner selbsterklärten Bestrebungen, ein als verlogen und falsch empfundenes bürgerliches Wertesystem zu entlarven und durch einen ebenso nüchternen wie poetischen [[Individualismus]] zu ersetzen.
 
Miller wirkte mit seiner provokanten Sprache und seiner [[Konformität|nonkonformistischen]] Haltung und Lebensweise auf viele Autoren der [[Beat Generation]] und des sogenannten [[Postmoderne|Postmodernismus]], welche wie er die Werte der Mittelschichtsgesellschaft verachteten. Bekannte Vertreter der Beat Generation waren unter anderen die Schriftsteller [[Jack Kerouac]] (1922–1969) und [[Allen Ginsberg]] (1926–1997).
 
== Henry Miller als Maler ==
 
Zeitlebens empfand Henry Miller eine starke Neigung zur Malerei, ohne je eine Ausbildung auf diesem Gebiet genossen zu haben. Welchen Stellenwert die Bildende Kunst für ihn besaß, zeigt die ausführliche Erwähnung aller malerischen Aktivitäten, die er in seiner selbstverfassten Kurzbiografie hinterließ.<ref>[http://www.henrymiller.org/henry-miller ''Henry Miller Memorial Library'': Kurzbiografie (das Fragment endet mit Einträgen zum Jahr 1971)]</ref> Auf seinen zahlreichen Reisen traf er immer wieder mit Malern zusammen:
so z.&nbsp;B. 1937 mit dem amerikanischen Expressionisten [[Abraham Rattner]] in New York, 1939 mit dem Kubisten [[Nicolas Ghika]] (1906–1994) in Griechenland, 1941 mit [[Fernand Léger]], 1945 mit dem israelischen Maler [[Bezalel Schatz]] (1912–1978; Sohn von [[Boris Schatz]]) und 1961 mit dem italienischen Bildhauer [[Marino Marini]], der seinen Kopf in Bronze goss.
 
Bis auf einige [[Radierung]]en auf Kupferplatten bestand sein eigenes künstlerisches Œuvre aus mehreren hundert [[Aquarell]]en; er konnte diese Arbeiten auf etlichen Ausstellungen präsentieren und teilweise auch verkaufen:
 
* 1927 in [[Greenwich Village]], NYC
* 1943 in der ''American Contemporary Gallery'' Hollywood, CA
* 1944 im ''Santa Barbara Museum of Art'' und in der ''[[Yale University Art Gallery]]''
* 1946 kaufte [[Leon Shamroy]] mehr als 30 seiner Aquarelle
* 1954 hatte er seine erste [[Wanderausstellung]] in Japan
* 1957 in der Gallery One, London und in Israel (Jerusalem und Tel Aviv). In diesem Jahr wurde er auch zum Mitglied des ''National Institute of Arts and Sciences'' gewählt.
* 1963 ließ Henry Miller sich in die Seidenmalerei von Nonnen des ''Immaculate Heart College'' einweihen; daraufhin entstanden allein zwischen März und Juli des Jahres 115 Aquarelle.
* 1967 in der ''Daniel Gervis Gallery'', Paris; danach in [[Uppsala]], Schweden
* 1968 zweite Wanderausstellung in Japan (Miller hatte im Jahr zuvor die Japanerin Hiroko Tokuda, genannt ‚Hoki‘, geheiratet).
 
Diese tagebuchartigen Einträge enden im Jahr 1971 mit deren Übernahme in die ausführlichere Autobiografie ''My Life and Times by Henry Miller'', die im selben Jahr im New Yorker Verlag ''Playboy Press'' erschien.
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Henry Miller}}
 
== Werke ==
 
* 1927 ''Moloch or This Gentile World'', (Moloch oder die Gojische Welt, Goldmann-Verlag 1995, ISBN 978-3-442-42954-7) (posthum veröffentlicht)
* 1930 ''Crazy Cock'' (Verrückte Lust, ISBN 978-3-442-42818-2, posthum veröffentlicht)
* 1934 ''Tropic of Cancer'' (''Wendekreis des Krebses'', dt EA 1953 als limitierte Auflage (1500) bei Rowohlt Hamburg)
* 1936 ''Black Spring'' (''Schwarzer Frühling'', dt EA 1954 als limitierte Auflage (1500) bei Rowohlt Hamburg)
* 1939 ''Tropic of Capricorn'' (''Wendekreis des Steinbocks'', dt. EA 1953 als limitierte Auflage (1500) bei Rowohlt Hamburg)
* 1941 ''The Colossus of Maroussi'' (Der Koloß von Maroussi, ISBN 978-3-499-10758-0)
* 1941 ''Opus Pistorum'' (ISBN 3-499-15820-5, posthum erschienen, eventuell nicht von H.&nbsp;M.)
* 1941 ''Nights of Love and Laughter'' (''Lachen, Liebe, Nächte. Sechs Erzählungen'', dt. EA 1957 bei Rowohlt als rororo-Leinenrücken 227) ISBN 978-3-499-10227-1
* 1945 ''The Air-Conditioned Nightmare'' (Der klimatisierte Alptraum, ISBN 978-3-499-11851-7)
* 1948 ''The Smile at the Foot of the Ladder'' (Das Lächeln am Fuße der Leiter, illustriert von Joan Miró, ISBN 978-3-499-14163-8)
* 1949 ''Sexus'' (ISBN 978-3-499-23373-9)
* 1952 ''The Books in My Life'' (Die Kunst des Lesens. Ein Leben mit Büchern, rororo rde 181)
* 1953 ''Plexus'' (ISBN 978-3-499-11285-0)
* 1956 ''Quiet Days in Clichy'' (Stille Tage in Clichy, ISBN 978-3-499-15161-3)
* 1957 ''Big Sur and the Oranges of Hieronymus Bosch'' (Big Sur und die Orangen des Hieronymus Bosch, ISBN 978-3-499-10849-5)
* 1960 ''Nexus'' (ISBN 978-3-499-11242-3)
* 1978 ''My Bike and Other Friends'' (Mein Fahrrad und andere Freunde. Erinnerungsblätter, ISBN 978-3-499-13297-1)
* 1979 ''Joey: a Loving Portrait of Alfred Perlès Together With Some Bizarre Episodes Relating to the Opposite Sex'' (Joey. Ein Porträt von Alfred Perlès sowie einige Episoden im Zusammenhang mit dem anderen Geschlecht, ISBN 978-3-499-13296-4)
 
Weitere Werke in deutscher Übersetzung:
 
* ''Frankreich''. Land der Erinnerung. Fotos von Henri Cartier-Bresson, ISBN 978-3-89561-582-5.
* ''Jugendfreunde''. Eine Huldigung an Freunde aus lang vergangenen Zeiten, ISBN 978-3-499-12587-4.
* ''Meine Jugend hat spät begonnen''. Dialog mit Georges Belmont, ISBN 978-3-499-13338-1.
* ''Mein Leben und meine Welt''. Autobiographische Bilanz mit vielen Fotos, Reinbek 1974, ISBN 978-3-499-11745-9.
* ''Von der Unmoral der Moral'' und andere Texte, ISBN 978-3-499-14396-0.
* ''Die Welt des Sexus'', ISBN 978-3-499-14991-7.
* ''Der Engel ist mein Wasserzeichen. Sämtliche Erzählungen'', ISBN 978-3-498-09272-6.
 
Kurt Wagenseil hat nahezu alle Werke Millers ins Deutsche übersetzt.
<ref>[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13532275.html]</ref>
<ref>[http://www.angelfire.com/wa2/wagenseil/kurt.htm]</ref>
 
== Audio ==
* Ingo Abel: ''Das Lächeln am Fuße der Leiter'', 2 CDs, Hörbuch Hamburg, Hamburg 2002, ISBN 3-89903-102-4, ISBN 3-89903-103-2.
 
== Verfilmungen ==
Der Schauspieler Rip Torn spielt in der 1970er Adaption des Buches ''Wendekreis des Krebses'' Henry Miller.
1970 wurde das Buch ''Stille Tage in Clichy'' durch den dänischen Regisseur Jens Jørgen Thorsen in einer Low-Budget-Produktion verfilmt, worin der Miller-Charakter ‚Joey‘ von Paul Valjean gespielt wird. Eine Neuverfilmung von ''Stille Tage in Clichy'' nahm der Regisseur Claude Chabrol im Jahre 1990 vor, bei der der Schauspieler Andrew McCarthy Millers Alter Ego darstellte.
Im selben Jahr wurde Miller in dem Film ''Henry & June'' von Fred Ward verkörpert.
 
== Filmische Dokumentationen (Auswahl) ==
* Big Sur – Henry Millers Paradies. Ray Müller, BR, Deutschland 1983
* Henry Miller – Prophet der Lüste. Gero von Boehm, SWR, Deutschland 2016


== Literatur ==
== Literatur ==
#Rudolf Steiner: ''Das Hereinwirken geistiger Wesenheiten in den Menschen'', [[GA 102]] (2001), ISBN 3-7274-1020-5 {{Vorträge|102}}
* Mary V. Dearborn: ''Henry Miller''. Eine Biographie (Originaltitel: ''The Happiest Man Alive''). Deutsch von Sabine Schulte. Knaus, München 1991, ISBN 3-8135-1152-9.
#Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaftliche Gesichtspunkte zur Therapie'', [[GA 313]] (2001), ISBN 3-7274-3132-6 {{Vorträge|313}}
* Robert Ferguson: ''Henry Miller. Ein Leben ohne Tabus''. Kindler, München 1991.
#Rudolf Steiner: ''Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, III'', [[GA 344]] (1994), ISBN 3-7274-3440-6 {{Vorträge|344}}
* Erica Jong: ''Der Teufel in Person: Henry Miller und ich''. Hoffmann und Campe, Hamburg 1999.
* Jay Martin: ''Henry Miller: die Liebe zum Leben''. Übersetzung Werner Waldhoff. Claassen, Düsseldorf 1980.
* Walter Schmiele: ''Henry Miller. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten dargestellt''. 15. Auflage, 68.–70. Tausend. Rowohlts Monographien (Band 61). Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1992, 190 S., ISBN 3-499-50061-2.
* Lawrence J. Shifreen (Hrsg.) et al.: ''Henry Miller. A Bibliography of Primary Sources''. Mit einem Vorwort von Henry Miller. Band 1, 1993; dazu: Band 2, ''Addenda, Corrections and Updates'', 1994; dazu: ''Henry Miller: A Bibliography of Secondary Sources'', 1999.
* Arthur Hoyle: ''The unknown Henry Miller : a seeker in Big Sur'', New York, NY : Arcade Publ., 2014, ISBN 978-1-61145-899-2.
 
== Zitate ==
* „Arno Gruen ist der erste Psychologe, der von [[Friedrich Nietzsche|Nietzsche]] geschätzt worden wäre.“ – ''Henry Miller''<ref>[http://www.klett-cotta.de/psychologie_buecherg.html?&tt_products=1412 klett-cotta.de]</ref>
* „Einen Buddha zu schaffen, der den allgemein anerkannten Buddha übertrifft, das ist eine unerhörte Tat, gerade für einen Deutschen.“ – ''Henry Miller'' über Hermann Hesses Roman ''Siddhartha''<ref>Materialien zu Hesses ''Siddhartha'', Bd. 2, S. 302, Zit. v. 24. Januar 1973</ref>
 
== Weblinks ==
{{Commonscat}}
* [http://www.henrymiller.org/ Henry Millers Gedenkseite in englisch]
* {{DNB-Portal|118582518}}
* [http://www.rowohlt.de/autor/henry-miller.html Henry Miller beim Rowohlt Verlag]
* [https://www.artbrokerage.com/Henry-Miller/original-paintings 13 Aquarelle von Henry Miller] auf Artbrokerage.com (engl.)
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
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Version vom 1. November 2017, 01:12 Uhr

Henry Miller, 1940. Fotografie von Carl van Vechten
Signatur Henry Miller
Signatur Henry Miller

Henry Valentine Miller (* 26. Dezember 1891 in New York; † 7. Juni 1980 in Los Angeles) war ein US-amerikanischer Schriftsteller und Maler.

Biografie

Die frühen Jahre

Henry Miller wurde am 26. Dezember 1891 in New Yorker Stadtteil Yorkville (Manhattan) in einfachen Verhältnissen geboren. Beide Eltern waren katholisch und stammten aus Deutschland; die Mutter Louise Marie Neiting aus Hessen und der Vater Heinrich Miller, der von Beruf Schneider war, aus Bayern.

Während seiner Schulzeit lebte er in New York–Williamsburg (Brooklyn). Nach dem Schulabschluss begann Henry Miller ein Studium am City College der Universität New York, das er jedoch nach zwei Monaten wieder abbrach, da ihm die vorgegebene Leseliste nicht gefiel. „Wenn ich solche Lektüre lesen muss“, sagte Miller, womit er sich auf Faerie Queene von Edmund Spenser bezog, „gebe ich auf.“

Nach Abbruch des Studiums arbeitete er bei der Atlas Portland Cement Company im Finanzdistrikt von New York. Aber der Job stellte ihn nicht zufrieden: 1913 unternahm er einen „Ausbruchsversuch“ und reiste in den Westen, um sich als Cowboy zu verdingen und dem verhassten Großstadtleben zu entrinnen. Aber seine romantischen Vorstellungen kollidierten schnell mit der Realität. Schon wenige Monate darauf war er wieder zurück in New York. Er begann bei seinem Vater in der Schneiderei zu arbeiten, wo er seine Vorliebe für feine Stoffe und Anzüge entdeckte, die er sein Leben lang beibehalten sollte.

1917, mit 26 Jahren, heiratete Miller die erste von fünf Frauen, Beatrice Sylvas Wickens. Er hielt sie für ein ‚gutes Mädchen‘, das seiner Mutter gefallen würde, und die Ehe bewahrte ihn davor, in den Krieg eingezogen zu werden. Doch nach der Heirat schlug sein erster Eindruck um, er hatte nun das Gefühl, ‚als lebe er wieder bei seiner Mutter‘. Beatrice war ihm gegenüber kritisierend und fordernd und spottete über seinen Ehrgeiz, Schriftsteller werden zu wollen. Er war nicht imstande, längere Zeit auf einer Arbeitsstelle auszuharren, womit er Beatrice hätte zufriedenstellen können. Immer wieder ließ er sich entlassen, um zu schreiben oder philosophische Schriften zu studieren. Aus dieser Ehe stammt die erste Tochter namens Barbara.

Im Jahr 1920, nachdem das Schneidergeschäft seines Vaters insolvent geworden war, bewarb sich Miller um eine Stelle als Bote bei der Western Union Telegraph Company New York, erhielt aber eine Absage. Er beschwerte sich daraufhin wütend an höherer Stelle in der Firma und fragte, warum man ihn nicht für eine dermaßen einfache Tätigkeit einstellen wollte. Dies machte Eindruck, und er bekam den Arbeitsplatz, der ihm vorher versagt worden war. Mit einer Zusatzaufgabe: Er sollte als Bote die verschiedenen Filialen kennenlernen und für die Geschäftsführung regelmäßig Berichte abliefern, also spionieren. Im Gegenzug wurde ihm eine Stelle als Personalleiter in einer der zahlreichen Filialen der Western Union Telegraph Company in Aussicht gestellt, sobald er ausreichend Erfahrung gesammelt und sich bewährt hätte. Diese Stelle trat er nach einigen Monaten auch an. Das alltägliche Heuern und Feuern, die menschlichen Tragödien und die seinem Empfinden nach höllische Maschinerie der Firma sollten später die Grundlage für seinen Roman „Wendekreis des Steinbocks“ bilden.

Der Chef der Telegraph Company kam eines Tages mit der Idee zu ihm, dass jemand ein Buch über Boten in der Art von Horatio Alger schreiben sollte. Miller wurde dafür von seinem Arbeitgeber beurlaubt und schrieb das Buch innerhalb von drei Wochen. Miller präsentierte ein Buch mit dem Titel Clipped Wings, das zwölf Boten einer Telegraphengesellschaft zum Inhalt hat. Miller schrieb über „sanfte Seelen, welche beleidigt und verletzt sind, die Amok laufen oder Gewalt ertragen und erleiden; Geschichten voller Leid und Bitterkeit, in denen die Menschen entweder zu Mördern werden oder sich selbst umbringen, gewöhnlich beides“ [1] Miller betrachtete das Buch als Misserfolg, da er nicht viel Ahnung vom guten Schreiben hatte; doch dieser erste Versuch ließ in ihm einen starken Drang entstehen, das schriftstellerische Schreiben zu erlernen und mehr darüber zu erfahren.

Miller arbeitete vier Jahre für die Telegraphengesellschaft bis zum Zusammentreffen mit seiner zweiten Frau June Edith Smith Mansfield. June war von Beruf Taxigirl, eine Tänzerin, die für einen Tanz gemietet werden kann. Sie ermunterte ihn dazu, seine Arbeitsstelle aufzugeben und seine Schreibversuche fortzuführen. Sie unterstützte Miller finanziell, sodass er seine autodidaktische Bildung fortsetzen und seinem Traum von der Schriftstellerei intensiver nachgehen konnte. In dieser Zeit begann er, kürzere Arbeiten auf eigene Kosten drucken zu lassen und in Form kleiner Subskriptionen zu veröffentlichen, die er mit Hilfe seiner Frau June und einiger Freunde auf der Straße, in Restaurants und in Bars vertrieb.

Anaïs Nin in den 1970er-Jahren

June sparte genug Geld, sodass beide 1928 und 1929 mehrere Monate in Paris Urlaub machen und einen Vorgeschmack vom Leben der Bohème bekommen konnten. Dank June reiste Miller 1930 im Rahmen einer Europareise für längere Zeit nach Paris, wo er mehr als 36 kreative und analytische Werke verfasste. 1931 nahm er einen Job bei der Pariser Ausgabe der Zeitschrift Chicago Tribune als Korrektor an, was er seinem Freund Alfred Perlès verdankte, der dort arbeitete und zeitweise mit ihm zusammen wohnte. Diese Zeit wird in dem teilweise autobiographischen, erstmals 1940 erschienenen und 1956 überarbeiteten Roman „Stille Tage in Clichy“ beschrieben, der ursprünglich aus den beiden Romanfragmenten „Stille Tage in Clichy“ und „Mara Marignon“ bestand.

In Paris fühlte er sich besonders den unkonventionellen Künstlern nahe, was ihm half, seinen eigenen schriftstellerischen Stil zu entwickeln. Seine wichtigste Muse und Förderin war die in Frankreich geborene amerikanische Schriftstellerin Anaïs Nin, die ihm aufgrund ihres psychologischen Einfühlungsvermögens die entscheidenden inhaltlichen Impulse zur schriftstellerischen Selbstfindung gab und mit der sowohl er als später auch seine Frau June eine intensive sexuelle Beziehung pflegten. Anaïs Nin verfasste schließlich das Vorwort zu Millers erstem Buch und verarbeitete die Beziehung der drei in ihren Tagebuchaufzeichnungen „Henry, June und ich“.[2]

Während des Europa-Aufenthaltes entstanden Werke wie „Wendekreis des Krebses“ (1934), „Schwarzer Frühling“ (1936) und „Wendekreis des Steinbocks“ (1939), in denen er viele eigene sexuelle Erfahrungen, aber auch philosophische Erkenntnisse niederschrieb.

Zurück in Amerika

Eingang zur Henry Miller Memorial Library in Big Sur

1939 zog Henry Miller nach Griechenland, im Jahr darauf kehrte er wegen des Zweiten Weltkriegs in die USA zurück. 1940 unternahm er mit dem Maler Abraham Rattner (1895–1978), den er in den 1930er Jahren in Paris kennengelernt hatte, von New York aus eine Reise in den Süden der USA. Millers Beschreibung und Rattners Illustrationen der Reise wurden 1945 veröffentlicht in The Air-Conditioned Nightmare (Der klimatisierte Alptraum). 1944 ließ sich Miller für die nächsten 18 Jahre seines Lebens in der kalifornischen Küstenregion Big Sur nieder[3] und setzte dort seine schriftstellerische Tätigkeit fort. Millers Hauptwerk aus dieser Periode stellt das dreibändige Werk „The Rosy Crucifixion“ dar, welches „Sexus“ (1949), „Plexus“ (1953) und „Nexus“ (1960) umfasst. Diese drei Bände beinhalten seine früheren Erlebnisse und Abenteuer. Darüber hinaus schrieb Miller:

  • Lawrence Durrell/Henry Miller“ – Briefe 1935–1959, 1962 veröffentlicht. Der Briefwechsel wurde fortgeführt bis 1980.
  • „Briefe an Anaïs Nin“, 1965 veröffentlicht.
  • „Die Welt des D. H. Lawrence: Eine leidenschaftliche Anerkennung“, 1980 veröffentlicht.
  • Opus Pistorum“, 1983 posthum veröffentlicht. Die meisten Kritiker bezweifeln bei diesem rein pornografischen Werk, dass es sich hierbei wirklich um Millers Arbeit handelt. Bekannt ist nur, dass Miller dem Verleger dieses Buches angeblich immer wieder einzelne Seiten verkauft haben soll. Einzelheiten dazu unter Opus Pistorum.

Die Veröffentlichung des Buches „Wendekreis des Krebses“ in den Vereinigten Staaten führte 1961 zu einer Reihe von Gerichtsverhandlungen, in denen die amerikanische Justiz das Buch hinsichtlich des schockierenden, alle sexuellen Tabus verletzenden Inhalts zu prüfen hatte. Das oberste Gericht der USA erklärte im Jahr 1964 das Buch für nicht obszön und der modernen Literatur zugehörig.

Die sprachliche Offenheit bei erotischen Beschreibungen führte dazu, dass Millers Bücher bis in die 1960er Jahre in den USA und in Großbritannien verboten waren. In Frankreich war sein Buch „Sexus“ 18 Jahre lang nicht für die Veröffentlichung zugelassen.

Die späten Jahre

In den späteren Jahren wurde Miller hauptsächlich wegen seiner Rolle als Sprecher und Denker bewundert. Den leeren Materialismus der modernen Existenz kritisierend, verlangte er eine neue Religion des Körpers und Geistes, die auf den Ideen des Philologen und Philosophen Friedrich Nietzsche (1844–1900) sowie den beiden Schriftstellern Walt Whitman (1819–1892) und D. H. Lawrence (1885–1930) beruht.

Er interessierte sich auch für Erziehungsfragen und unterstützte A. S. Neills Schule Summerhill finanziell.[4]

Miller lebte in seinen letzten Jahren allein und ging hauptsächlich der Aquarellmalerei nach, ohne sich hier für einen Künstler zu halten. Er war ein enger Freund des französischen Malers Grégoire Michonze. Außerdem war er Amateurpianist.

Miller war insgesamt fünfmal verheiratet: mit Beatrice Sylvas Wickens (1917–1928), June Edith Smith (1928–1934), Janina Martha Lepska (1944–1952), Eve McClure (1953–1960) und Hiroko Tokuda (1967–1977). Die Schriftstellerin Anaïs Nin war seine bekannteste Geliebte.

Er starb am 7. Juni 1980 in Pacific Palisades, Kalifornien.

Literarischer Stil und Einflüsse

Millers Stil umfasst eine stark naturalistische Schreibweise mit surrealen Visionen und lyrisch gefärbter Prosa. Seine Kritik an der modernen, vor allem amerikanischen Zivilisation ist maßgeblich beeinflusst durch seine Rezeption von Nietzsches Lebensphilosophie und Spenglers Untergang des Abendlandes, in deren Zeichen er auch psychoanalytische Ideen verarbeitet. Zeitlebens orientierte er sich an den großen Weisheitslehrern der Menschheit wie Buddha oder Laotse und dem Taoismus. Er war ein Bewunderer der amerikanischen Feministin und Anarchistin Emma Goldman und zählte Georges Gurdjieff zu seinen spirituellen Lehrmeistern. Seine Auseinandersetzung mit esoterischen Lehren und der Astrologie macht ihn zu einem Vorläufer der New Age-Bewegung der achtziger Jahre. Zu den Autoren, die Millers Denken und Schreiben geprägt haben, zählen neben D.H. Lawrence unter anderen Dostojewski, Knut Hamsun, Sherwood Anderson und Louis-Ferdinand Céline. Dem französischen Dichter Arthur Rimbaud widmete er eine literarische Studie (Vom großen Aufstand)[5].

Der Prozess des Schreibens und das Phänomen der Kreativität selbst spielt in Millers Werk eine große Rolle. Sein Schreiben spiegelt dabei die mitunter verzweifelte, manchmal ausgelassen-fröhliche Auseinandersetzung mit dem Leben und seinem Weg, ein Schriftsteller zu werden. Hinter einer alle einengenden Formen verachtenden Schreibweise offenbart sich die bedingungslose Hingabe an das Leben selbst, das in seinem ungeordneten Nebeneinander von Hohem und Niedrigem, Grausamen und Zärtlichem, Lächerlichem und Anbetungswertem bejaht und vor den Augen des Lesers in seiner ganzen Mannigfaltigkeit und Intensität ausgebreitet wird. Hierin ist Miller ein Seelenverwandter von Autoren wie Walt Whitman, Ralph Waldo Emerson oder François Rabelais, deren Ringen um Unabhängigkeit und Freiheit er teilt. In diesem Zusammenhang betrachtet er Kunst und zumal Literatur vor allem auch als Mittel der Befreiung von gesellschaftlichen Fesseln, Konventionen und Zwängen.

Sein Werk spiegelt, fast ausschließlich in der Form von Autobiografie oder Tagebuch gehalten, seine mitunter surreale Gefühls- und Gedankenwelt. Die verschiedensten Charaktere in seinen Büchern weisen eine unverkennbare Physiognomie auf, mit der sie das Dasein meistern oder an ihm scheitern. Miller ging es nach eigenem Bekunden darum, das Leben so darzustellen, wie es sich ihm darbot und darum, eine künstliche Stilisierung zu vermeiden. Seine bewusst provozierend-realistischen Schilderungen von Sexualität waren Teil seiner selbsterklärten Bestrebungen, ein als verlogen und falsch empfundenes bürgerliches Wertesystem zu entlarven und durch einen ebenso nüchternen wie poetischen Individualismus zu ersetzen.

Miller wirkte mit seiner provokanten Sprache und seiner nonkonformistischen Haltung und Lebensweise auf viele Autoren der Beat Generation und des sogenannten Postmodernismus, welche wie er die Werte der Mittelschichtsgesellschaft verachteten. Bekannte Vertreter der Beat Generation waren unter anderen die Schriftsteller Jack Kerouac (1922–1969) und Allen Ginsberg (1926–1997).

Henry Miller als Maler

Zeitlebens empfand Henry Miller eine starke Neigung zur Malerei, ohne je eine Ausbildung auf diesem Gebiet genossen zu haben. Welchen Stellenwert die Bildende Kunst für ihn besaß, zeigt die ausführliche Erwähnung aller malerischen Aktivitäten, die er in seiner selbstverfassten Kurzbiografie hinterließ.[6] Auf seinen zahlreichen Reisen traf er immer wieder mit Malern zusammen: so z. B. 1937 mit dem amerikanischen Expressionisten Abraham Rattner in New York, 1939 mit dem Kubisten Nicolas Ghika (1906–1994) in Griechenland, 1941 mit Fernand Léger, 1945 mit dem israelischen Maler Bezalel Schatz (1912–1978; Sohn von Boris Schatz) und 1961 mit dem italienischen Bildhauer Marino Marini, der seinen Kopf in Bronze goss.

Bis auf einige Radierungen auf Kupferplatten bestand sein eigenes künstlerisches Œuvre aus mehreren hundert Aquarellen; er konnte diese Arbeiten auf etlichen Ausstellungen präsentieren und teilweise auch verkaufen:

  • 1927 in Greenwich Village, NYC
  • 1943 in der American Contemporary Gallery Hollywood, CA
  • 1944 im Santa Barbara Museum of Art und in der Yale University Art Gallery
  • 1946 kaufte Leon Shamroy mehr als 30 seiner Aquarelle
  • 1954 hatte er seine erste Wanderausstellung in Japan
  • 1957 in der Gallery One, London und in Israel (Jerusalem und Tel Aviv). In diesem Jahr wurde er auch zum Mitglied des National Institute of Arts and Sciences gewählt.
  • 1963 ließ Henry Miller sich in die Seidenmalerei von Nonnen des Immaculate Heart College einweihen; daraufhin entstanden allein zwischen März und Juli des Jahres 115 Aquarelle.
  • 1967 in der Daniel Gervis Gallery, Paris; danach in Uppsala, Schweden
  • 1968 zweite Wanderausstellung in Japan (Miller hatte im Jahr zuvor die Japanerin Hiroko Tokuda, genannt ‚Hoki‘, geheiratet).

Diese tagebuchartigen Einträge enden im Jahr 1971 mit deren Übernahme in die ausführlichere Autobiografie My Life and Times by Henry Miller, die im selben Jahr im New Yorker Verlag Playboy Press erschien.

Siehe auch

Werke

  • 1927 Moloch or This Gentile World, (Moloch oder die Gojische Welt, Goldmann-Verlag 1995, ISBN 978-3-442-42954-7) (posthum veröffentlicht)
  • 1930 Crazy Cock (Verrückte Lust, ISBN 978-3-442-42818-2, posthum veröffentlicht)
  • 1934 Tropic of Cancer (Wendekreis des Krebses, dt EA 1953 als limitierte Auflage (1500) bei Rowohlt Hamburg)
  • 1936 Black Spring (Schwarzer Frühling, dt EA 1954 als limitierte Auflage (1500) bei Rowohlt Hamburg)
  • 1939 Tropic of Capricorn (Wendekreis des Steinbocks, dt. EA 1953 als limitierte Auflage (1500) bei Rowohlt Hamburg)
  • 1941 The Colossus of Maroussi (Der Koloß von Maroussi, ISBN 978-3-499-10758-0)
  • 1941 Opus Pistorum (ISBN 3-499-15820-5, posthum erschienen, eventuell nicht von H. M.)
  • 1941 Nights of Love and Laughter (Lachen, Liebe, Nächte. Sechs Erzählungen, dt. EA 1957 bei Rowohlt als rororo-Leinenrücken 227) ISBN 978-3-499-10227-1
  • 1945 The Air-Conditioned Nightmare (Der klimatisierte Alptraum, ISBN 978-3-499-11851-7)
  • 1948 The Smile at the Foot of the Ladder (Das Lächeln am Fuße der Leiter, illustriert von Joan Miró, ISBN 978-3-499-14163-8)
  • 1949 Sexus (ISBN 978-3-499-23373-9)
  • 1952 The Books in My Life (Die Kunst des Lesens. Ein Leben mit Büchern, rororo rde 181)
  • 1953 Plexus (ISBN 978-3-499-11285-0)
  • 1956 Quiet Days in Clichy (Stille Tage in Clichy, ISBN 978-3-499-15161-3)
  • 1957 Big Sur and the Oranges of Hieronymus Bosch (Big Sur und die Orangen des Hieronymus Bosch, ISBN 978-3-499-10849-5)
  • 1960 Nexus (ISBN 978-3-499-11242-3)
  • 1978 My Bike and Other Friends (Mein Fahrrad und andere Freunde. Erinnerungsblätter, ISBN 978-3-499-13297-1)
  • 1979 Joey: a Loving Portrait of Alfred Perlès Together With Some Bizarre Episodes Relating to the Opposite Sex (Joey. Ein Porträt von Alfred Perlès sowie einige Episoden im Zusammenhang mit dem anderen Geschlecht, ISBN 978-3-499-13296-4)

Weitere Werke in deutscher Übersetzung:

Kurt Wagenseil hat nahezu alle Werke Millers ins Deutsche übersetzt. [7] [8]

Audio

Verfilmungen

Der Schauspieler Rip Torn spielt in der 1970er Adaption des Buches Wendekreis des Krebses Henry Miller. 1970 wurde das Buch Stille Tage in Clichy durch den dänischen Regisseur Jens Jørgen Thorsen in einer Low-Budget-Produktion verfilmt, worin der Miller-Charakter ‚Joey‘ von Paul Valjean gespielt wird. Eine Neuverfilmung von Stille Tage in Clichy nahm der Regisseur Claude Chabrol im Jahre 1990 vor, bei der der Schauspieler Andrew McCarthy Millers Alter Ego darstellte. Im selben Jahr wurde Miller in dem Film Henry & June von Fred Ward verkörpert.

Filmische Dokumentationen (Auswahl)

  • Big Sur – Henry Millers Paradies. Ray Müller, BR, Deutschland 1983
  • Henry Miller – Prophet der Lüste. Gero von Boehm, SWR, Deutschland 2016

Literatur

  • Mary V. Dearborn: Henry Miller. Eine Biographie (Originaltitel: The Happiest Man Alive). Deutsch von Sabine Schulte. Knaus, München 1991, ISBN 3-8135-1152-9.
  • Robert Ferguson: Henry Miller. Ein Leben ohne Tabus. Kindler, München 1991.
  • Erica Jong: Der Teufel in Person: Henry Miller und ich. Hoffmann und Campe, Hamburg 1999.
  • Jay Martin: Henry Miller: die Liebe zum Leben. Übersetzung Werner Waldhoff. Claassen, Düsseldorf 1980.
  • Walter Schmiele: Henry Miller. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten dargestellt. 15. Auflage, 68.–70. Tausend. Rowohlts Monographien (Band 61). Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1992, 190 S., ISBN 3-499-50061-2.
  • Lawrence J. Shifreen (Hrsg.) et al.: Henry Miller. A Bibliography of Primary Sources. Mit einem Vorwort von Henry Miller. Band 1, 1993; dazu: Band 2, Addenda, Corrections and Updates, 1994; dazu: Henry Miller: A Bibliography of Secondary Sources, 1999.
  • Arthur Hoyle: The unknown Henry Miller : a seeker in Big Sur, New York, NY : Arcade Publ., 2014, ISBN 978-1-61145-899-2.

Zitate

  • „Arno Gruen ist der erste Psychologe, der von Nietzsche geschätzt worden wäre.“ – Henry Miller[9]
  • „Einen Buddha zu schaffen, der den allgemein anerkannten Buddha übertrifft, das ist eine unerhörte Tat, gerade für einen Deutschen.“ – Henry Miller über Hermann Hesses Roman Siddhartha[10]

Weblinks

Commons: Henry Miller - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. George Wickes, 1974, S 170–192.
  2. englischsprachige Wikipedia Henry and June, Henry, June und ich: intimes Tagebuch 1931–1932. OT: Henry and June. 1986, Übers. Gisela Stege, Scherz Verlag 1987, ISBN 3-502-19509-9. als Knaur Taschenbuch, München 1991, ISBN 3-426-03252-X
  3. Henry Miller Memorial Library: aus der von Henry Miller selbst verfassten Kurzbiografie (abgerufen am 8. Mai 2014)
  4. A.S.Neill, Neill, Neill, Birnenstiel, 1. Auflage Rowohlt, Reinbek 1973, S. 197
  5. Original: The Time of the Assassins: A Study of Rimbaud, New York: New Directions, 1946. Dazu: Herbert Eisenreich: Der Große Aufstand. Zu einem Essay Henry Millers, Die Zeit, 24. Februar 1955
  6. Henry Miller Memorial Library: Kurzbiografie (das Fragment endet mit Einträgen zum Jahr 1971)
  7. [1]
  8. [2]
  9. klett-cotta.de
  10. Materialien zu Hesses Siddhartha, Bd. 2, S. 302, Zit. v. 24. Januar 1973


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