Johannes Scottus Eriugena und Hertzsprung-Russell-Diagramm: Unterschied zwischen den Seiten

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Das '''Hertzsprung-Russell-Diagramm''', kurz '''HRD''', zeigt grob die [[Sternentwicklung|Entwicklungs]]<nowiki/>verteilung der [[Stern]]e. Es wurde 1913 von [[Henry Norris Russell]] entwickelt und baut auf Arbeiten von [[Ejnar Hertzsprung]] auf. Wird dazu der [[Spektraltyp]] gegen die [[absolute Helligkeit]] aufgetragen, ergeben sich bei einer genügenden Anzahl von Eintragungen charakteristische linienartige Häufungen.<ref>[http://www.astro.uni-bonn.de/~deboer/sterne/hrdtxt.html Das Hertzsprung-Russell-Diagramm und das Maß der Sterne], von K.S. de Boer, Sternwarte, Univ. Bonn</ref>
'''Johannes Scottus Eriugena''' (auch '''Johannes Scotus Eriugena''' oder '''Johannes Scotus Erigena'''; * im frühen 9. Jahrhundert; † im späten 9. Jahrhundert) war ein [[Wikipedia:Westfrankenreich|westfränkischer]] Gelehrter [[Wikipedia:Irland|irischer]] Herkunft, der am Hof [[Wikipedia:Karl der Kahle|Karls des Kahlen]] (823-877) als Lehrer der [[Sieben Freie Künste|Sieben Freien Künste]] wirkte und zahlreiche [[Philosophie|philosophische]] und [[Theologie|theologische]] Werke verfasste. Durch seine logisch saubere Gedankenführung in der theologischen Argumentation bereitete er bereits die [[Scholastik|scholastische]] Denkweise vor. Augrund seiner guten, wenn auch nicht hervorragenden [[Wikipedia:Altgriechische Sprache|Griechischkenntnisse]], die damals nur sehr selten anzutreffen waren, konnte er viele Werke der griechischen Philosophen und [[Wikipedia:Kirchenvater|Kirchenväter]] ins [[Latein]]ische übertragen und kommentieren und dadurch zugänglich machen und trug so vor allem zur Verbreitung des [[Neuplatonismus|neuplatonischen]] Gedankenguts bei. Besonders bedeutsam war seine Übersetzung der aus tiefer [[Esoterik]] geschöpften Werke des [[Dionysius Areopagita]], die die [[christlich]]e [[Engellehre]] entscheidend prägten. Eriguenas Hauptwerk, das in fünf Bücher gegliederte ''Periphyseon'' ([http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/bibliothek/Philosophie/Johannes_Scotus_Erigena/Johannes_Scotus_Erigena_Ueber_die_Einteilung_der_Natur.pdf#view=Fit Über die Einteilung der Natur]), gibt reichen Aufschluss über sein Denken. In der [[Schule von Chartres]] wurden die Werke von Johannes Scottus Eriugena hoch geschätzt, die aber wegen ihrer kühnen Gedankenführung später mehrfach verurteilt und viele Exemplare seiner Schriften verbrannt wurden.


== Leben und Werk ==
== Charakteristische Bereiche ==
=== Hauptreihe ===
{{Hauptartikel|Hauptreihe}}
Das Diagramm zeigt die meisten Sterne in der Gegend der sogenannten [[Hauptreihe]] (''main sequence'' oder [[Zwergenast]]), die sich von den O-Sternen mit einer absoluten Helligkeit von circa Magnitude −6 bis zu den M-Sternen mit einer absoluten Helligkeit von Magnitude 9 bis 16 hinzieht. Die Sterne der Hauptreihe bilden die [[Leuchtkraftklasse]] V. Die [[Sonne]] ist ein Hauptreihenstern der [[Spektralklasse]] G2. Weitere Beispiele für Hauptreihensterne sind [[Wega]] (A0) und [[Sirius]] (A1).


Über das Leben des Eriugena - ein Beiname, der er sich selbst gegeben hat - ist wenig bekannt, sein Werk blieb wie durch ein Wunder großteils erhalten.
=== Sonstige Bereiche ===
Oberhalb der Hauptreihe findet sich der [[Riesenstern|Riesenast]] mit Sternen der Leuchtkraftklasse III.


{{GZ|Man könnte sagen, wie durch eine Art historischen Wunders ist ja
Zwischen der Hauptreihe und dem Riesenast finden sich die selteneren [[Riesenstern|Unterriesen]] mit der Leuchtkraftklasse IV. Ihr Durchmesser liegt zwischen dem der Sterne der Hauptreihe und dem der Riesensterne.
eigentlich die Nachwelt dazu gekommen, die Schriften des Johannes
Scotus Erigena zu kennen. Sie erhielten sich, im Gegensatz zu anderen
Schriften aus den ersten Jahrhunderten, die ähnlich waren und
die ganz verlorengegangen sind, bis ins IL, 12. Jahrhundert, einige
wenige noch bis ins 13. Sie waren ja in dieser Zeit vom Papste als
ketzerisch erklärt worden, es war der Befehl gegeben worden, daß
alle Exemplare aufgesucht und verbrannt werden müßten. Nur viel
später in einem verlorenen Kloster hat man Handschriften aus dem
11. und 13. Jahrhundert wieder gefunden. Im 14., 15., 16., 17.
Jahrhundert wußte man ja von Johannes Scotus Erigena nichts. Die
Schriften waren verbrannt worden wie ähnliche Schriften, welche
Ähnliches enthielten aus derselben Zeit, und bei denen man eben
vom Standpunkte Roms aus glücklicher war: man hatte alle anderen
Exemplare dem Feuer übergeben können! Von Scotus Erigena blieben
eben einzelne zurück.|204|260}}


{{GGZ|Es ist außerordentlich wichtig, einmal genau hinzusehen, wie die
Im Bereich der Spektralklassen A5 bis G0, links oberhalb der Hauptreihe, liegt die sogenannte [[Hertzsprung-Lücke]] (auf der Illustration nicht eingezeichnet), ein Gebiet mit auffällig wenigen Sternen. Sie erklärt sich dadurch, dass massereiche Sterne lediglich eine sehr kurze Zeit benötigen, um sich zu Riesen zu entwickeln und damit relativ schnell im Riesenast aufgehen. Daher erscheint der Bereich der Hertzsprung-Lücke relativ leer.
Gliederung der Erkenntnis bei Johannes Scotus Erigena war. Er
unterscheidet in seiner großen Schrift über die Gliederung der
Natur, die eben auf die geschilderte Weise auf die Nachwelt gekommen
ist, in vier Kapiteln dasjenige, was er über die Welt zu sagen
hat, und er spricht zuerst im ersten Kapitel von der nichtgeschaffenen
und schaffenden Welt (siehe Darstellung S. 262). Das ist das
erste Kapitel, das schildert in der Art, wie Johannes Scotus Erigena
dies glaubt tun zu können, gewissermaßen Gott, wie er war, bevor er
herangetreten ist an irgend etwas, das Weltschöpfung ist. Johannes
Scotus Erigena schildert da durchaus so, wie er es, ich möchte sagen,
gelernt hat durch die Schriften des Dionysius, und er schildert, indem
er höchste Verstandesbegriffe ausbildet, aber zu gleicher Zeit
sich bewußt ist, mit denen kommt man nur bis zu einer gewissen
Grenze, jenseits welcher die negative Theologie liegt.|204|261ff}}


{{GZ|Für
Neben der dicht besetzten Hauptreihe und dem Riesenast gibt es noch die Bereiche der [[Riesenstern|hellen Riesen]] (''bright giants'') mit der Leuchtkraftklasse II sowie der [[Riesenstern|Überriesen]] (''supergiants'') mit der Leuchtkraftklasse I. Diese Bereiche sind relativ dünn aber gleichmäßig besetzt.
ihn stellt sich die Welt als eine Entwickelung in vier «Naturformen» dar. Die erste ist die «schaffende und nicht
geschaffene Natur». In ihr ist der rein geistige Urgrund
der Welt enthalten, aus dem sich die «schaffende und geschaffene
Natur» entwickelt. Das ist eine Summe von rein
geistigen Wesenheiten und Kräften, die durch ihre Tätigkeit
erst die «geschaffene und nicht schaffende Natur» hervorbringen,
zu welcher die Sinnenwelt und der Mensch gehören.
Diese entwickeln sich so, daß sie aufgenommen
werden in die «nicht geschaffene und nicht schaffende Natur», innerhalb welcher die Tatsachen der Erlösung, die
religiösen Gnadenmittel usw. wirken.|18|88}}


[[Datei:GA204_262.gif|center|800px|Zeichnung aus GA 204, S. 262]]
Unterhalb der Hauptgruppe finden sich die Bereiche der [[Unterzwerg]]e mit einer etwa um 1–3 geringeren Magnitude, sowie die isoliert im Bereich der Spektralklassen B bis G liegende Gruppe der [[Weißer Zwerg|weißen Zwerge]] mit einer um etwa 8–12 geringeren Magnitude als die Sterne der Hauptgruppe und einem sehr geringen Durchmesser.


{{GZ|Man nähert
== Deutung ==
sich also nur dem, was eigentlich wahres Wesen des Geistigen, des
[[Datei:HR-sparse-de.svg|mini|Vereinfachte Darstellung eines Hertzsprung-Russell-Diagramms]]
Göttlichen ist. Wir finden da in diesem Kapitel unter anderem die
Die Konzentration der Sterne auf die verschiedenen Gruppen lässt sich aus der Theorie der Sternentwicklung erklären. Die Entwicklungszustände der Sterne sind voneinander mehr oder weniger klar abgegrenzt und finden sich an ganz bestimmten Stellen des HRD wieder. Im Laufe der Zeit ändern sich die beiden Zustandsgrößen der Effektivtemperatur und der Leuchtkraft eines Sterns in Abhängigkeit von den nuklearen Vorgängen in seinem Inneren, so dass jeder Stern einen gewissen Entwicklungsweg durch das HRD durchläuft. Dies geschieht mit unterschiedlicher Geschwindigkeit. Entwicklungszustände, die lange Zeit anhalten, sind dementsprechend häufiger zu beobachten (z.&nbsp;B. in der Hauptreihe) als schnelle, nur kurz anhaltende Entwicklungsstufen (z.&nbsp;B. im Bereich der Hertzsprung-Lücke).
schöne, für die heutige Zeit noch lehrreiche Abhandlung über die
Jenseits von Effektivtemperaturen von etwa 3000–5000 [[Kelvin]] finden sich im HRD keine Sterne mehr, weil hier der Bereich der [[Protostern]]e liegt, welche eine sehr hohe Entwicklungsgeschwindigkeit haben. Diese nahezu senkrecht verlaufende „Linie“ wird [[Hayashi-Linie]] genannt. Da der Spektraltyp grob mit der [[Temperatur]] des Sterns zusammenhängt, kann das HRD als Temperatur-Leuchtkraft-Diagramm angesehen werden. Statt des Spektraltyps kann man auch den [[Farbindex]] der Sterne auftragen, der ebenfalls ein Maß für ihre Temperatur ist. Statt des HRD wird so das [[Farben-Helligkeits-Diagramm]] erhalten.
göttliche Trinität. Er sagt, wenn wir die Dinge um uns herum anschauen,
so finden wir zuerst als allgeistige Eigenschaft das Sein
(siehe S. 262). Dieses Sein ist gewissermaßen das, was alles umfaßt.
Wir sollten Gott nicht das Sein, so wie es die Dinge haben, beilegen,
aber wir können doch nur gewissermaßen, indem wir hinaufschauen
auf das, was Übersein ist, doch nur zusammenfassend vom Sein der
Gottheit sprechen. Ebenso finden wir, daß die Dinge in der Welt
von Weisheit durchstrahlt und durchsetzt sind. Wir sollten Gott
nicht bloß Weisheit, sondern Überweisheit beilegen. Aber eben,
wenn wir von den Dingen ausgehen, kommen wir bis zu der Grenze
des Weisheitsvollen. Aber es ist nicht nur Weisheit in allen Dingen:
Alle Dinge leben; es ist Leben in allen Dingen. Wenn also Johannes
Scotus Erigena sich die Welt vergegenwärtigt, so sagt er: Ich sehe in
der Welt Sein, Weisheit, Leben. Die Welt erscheint mir gewissermaßen
in diesen drei Aspekten als seiende, als weisheitsvolle, als
lebendige Welt. Gleichsam sind ihm das drei Schleier, die sich der
Verstand ausbildet, wenn er über die Dinge hinblickt. Man müßte
durchsehen durch die Schleier, dann würde man in das Göttlich-
Geistige hineinsehen. Aber er schildert zunächst die Schleier und
sagt: Wenn ich auf das Sein sehe, so repräsentiert mir das den Vater;
wenn ich auf die Weisheit sehe, so repräsentiert mir das den Sohn im
All; wenn ich auf das Leben sehe, so repräsentiert mir das den Heiligen
Geist im All.
 
Sie sehen, Johannes Scotus Erigena geht durchaus von philosophischen
Begriffen aus und erhebt sich zu dem, was die christliche
Trinität ist. Er macht also den Weg im Inneren noch durch, vom
Begreifen ausgehend, in das sogenannte Unbegreifliche hinein. Das
ist auch durchaus seine Überzeugung. Aber er redet eben so, daß
man der Art und Weise, wie er die Dinge gibt, ansieht, daß er von
Dionysius gelernt hat. Er möchte eigentlich in dem Momente, wo er
zu Sein, Weisheit, Leben kommt, und ihm diese repräsentieren
Vater, Sohn und Geist, er möchte eigentlich diese Begriffe auseinanderschwimmen
lassen in ein allgemeines Geistiges hinein, in das
sich der Mensch dann überbegriffuch erheben müßte. Aber er
schreibt dem Menschen nicht zu die Fähigkeit, zu solchem Überbegrifflichen
zu kommen.
 
Damit ist Johannes Scotus Erigena ein Sohn seines Zeitalters,
das den Verstand ausbildete, und das ja wirklich, wenn es sich selbst
richtig verstand, sich sagen mußte, es könne nicht hineinkommen in
das ÜberbegriffLiche.
 
Das zweite Kapitel schildert dann gewissermaßen eine zweite
Schichte des Weltendaseins, die geschaffene und schaffende Welt
(siehe S. 262). Das ist diejenige Welt der geistigen Wesenheiten, in
der wir zu suchen haben Angeloi, Archangeloi, Archaiund so weiter.
Diese Welt der geistigen Wesenheiten, die wir ja auch bei dem
Dionysius dem Areopagiten verzeichnet finden, diese Welt der geistigen
Wesenheiten schafft überall in der Welt, aber sie ist selbst
geschaffen, sie ist von dem höchsten Wesen angefangen, also geschaffen,
und sie schafft in allen Einzelheiten des Daseins, das uns
umgibt.
 
Als dritte Welt im dritten Kapitel schildert er dann die geschaffene
und nichtschaffende Welt. Das ist die Welt, die wir um uns
herum mit unseren Sinnen wahrnehmen. Das ist die Welt der Tiere,
Pflanzen und Mineralien, der Sterne und so weiter. In diesem Kapitel
behandelt er ungefähr alles dasjenige, was wir nennen würden
Kosmologie, Anthropologie und so weiter, dasjenige, was wir etwa
heute bezeichnen als den Umfang des Wissenschaftlichen.
In dem vierten Kapitel behandelt er die nichtgeschaffene und
nichtschaffende Welt. Es ist wiederum dieses die Gottheit, aber so,
wie sie sein wird, wenn alle Wesen, namentlich alle Menschen, zu
ihr zurückgekehrt sein werden, wenn sie nicht mehr schaffend sein
wird, wenn sie in sich aufgenommen hat in seliger Ruhe - so stellt
sich ja Johannes Scotus Erigena das vor - alle diejenigen Wesen, die
eben aus ihr hervorgegangen sind.
 
Nun, wenn wir diese vier Kapitel überschauen, so haben wir ja
darinnen eigentlich, ich möchte sagen, etwas wie ein Kompendium
alles Überlieferten, so wie es vorhanden war in den Weisheitsschulen,
aus denen Johannes Scotus Erigena hervorgegangen ist. Wenn man
dasjenige nimmt, was er schildert in dem ersten Kapitel, so haben
wir etwa dasjenige, was man in seinem Sinne die Theologie genannt
hat, die Theologie, die eigentliche Lehre von dem Göttlichen.
Wenn man das zweite Kapitel nimmt, so hat man darinnen dasjenige,
was er nennt Idealwelt, etwa in unserer heutigen Sprache,
Ideal aber vorgestellt als wesenhaft. Er schildert ja nicht abstrakte
Ideen, sondern eben Engel, Erzengel und so weiter, er schildert die
ganze intelligible Welt, wie man es nannte, die aber nicht eine intelligible
Welt wie die unsre war, sondern die eine Welt von lebendiger
Wesenheit war, von lebendigen intelligiblen Wesenheiten.
In dem dritten Kapitel schildert er, wie gesagt, dasjenige, was
wir heute unsere Wissenschaft nennen würden, aber doch anders.
Wir haben seit der Galilei-Kopernikus-Zeit, die ja später fällt, nicht
mehr dasjenige, was man in der Zeit des Scotus Erigena Kosmologie
oder Anthropologie nennt. Was man die Kosmologie nennt, ist durchaus
noch etwas, das aus dem Geiste heraus beschrieben wird, ist etwas,
das so beschrieben wird, daß geistige Wesenheiten die Sterne
lenken, daß geistige Wesenheiten auch in den Sternen leben, daß
die Elemente Feuer, Wasser, Luft, Erde durchsetzt werden von geistigen
Wesenheiten. Also es ist etwas anderes, was da als Kosmologie
geschildert wird. Jene materialistische Anschauungsweise, die seit
der Mitte des 15. Jahrhunderts heraufgekommen ist, die gab es eben
dazumal noch nicht, und was er etwa als Anthropologie hat, das ist
auch etwas ganz anderes, als was wir heute etwa Anthropologie in
unserem materialistischen Zeitalter nennen.
 
Da kann ich Ihnen ja etwas sagen, was außerordentlich charakteristisch
ist für dasjenige, was bei Johannes Scotus Anthropologie
ist. Er sieht den Menschen an und sagt: Der Mensch trägt zunächst
das Sein in sich. Er ist also mineralisches Wesen, er hat in sich mineralisches
Wesen. Also erstens: der Mensch ist ein mineralisches
Wesen (siehe S. 262). Zweitens: der Mensch leibt und lebt wie eine
Pflanze. Drittens: der Mensch empfindet als Tier. Viertens: der
Mensch urteilt und schließt, macht Schlüsse als Mensch. Fünftens:
der Mensch erkennt als Engel.
 
Nun, das ist selbstverständlich etwas in unserer Zeit Ungeheuerliches!
Wenn Johannes Scotus Erigena von Urteilen, Schließen
spricht, was man ja zum Beipiel auch macht in der Gerichtsstube,
wenn man über jemanden aburteilen will, dann urteilt und schließt
der Mensch als Mensch. Wenn er aber erkennt, wenn er erkennend
eindringt in die Welt, dann verhält sich der Mensch nicht als Mensch,
sondern als Engel! Ich will das zunächst aus dem Grunde sagen, um
Ihnen zu zeigen, daß Anthropologie für diese Zeit noch etwas anderes
ist als für die jetzige Zeit, denn, nicht wahr, es würde heute kaum
irgendwo, nicht einmal an einer theologischen Fakultät gehört werden
können, daß der Mensch erkennt als Engel. So daß man sagen muß:
Dasjenige, was Johannes Scotus Erigena im dritten Kapitel schildert,
das haben wir als unsere Wissenschaft nicht mehr. Es ist etwas anderes
geworden bei uns. Wenn wir es mit einem Worte nennen
wollten, das heute auf nichts Betriebenes anwendbar ist, so würden
wir etwa sagen müssen: Geistige Lehre vom Weltall und dem Menschen,
Pneumatologie.
 
Und dann das vierte Kapitel. Dieses vierte Kapitel enthält bei
Johannes Scotus Erigena erstens die Lehre von dem Mysterium von
Golgatha und die Lehre von dem, was der Mensch als die Zukunft zu
erwarten hat, als seinen Hingang in die göttlich-geistige Welt, also
dasjenige, was man etwa nach heutigem Gebrauche benennen
würde Soteriologie, Soter ist ja der Heiland, der Erlöser, und die
Lehre von der Zukunft, Eschatologie. Wir finden da behandelt die
Begriffe von Kreuzigung, Auferstehung, von der Ausströmung der
göttlichen Gnade, von dem Hingang des Menschen zur göttlichgeistigen
Welt und so weiter.
 
Eines sollte Ihnen dabei auffallen, und das fällt einem ja wirklich
auf, wenn man unbefangen ist, indem man so etwas wie dieses Werk
«De divisione naturae» von Johannes Scotus Erigena, von der Gliederung
der Natur, aufmerksam liest. Da ist von der Welt geredet
durchaus als von etwas, das in geistigen Qualitäten erkannt wird.
Man spricht vom Geistigen, indem man die Welt betrachtet. Und
was ist nicht darinnen? Man muß ja auch auf das aufmerksam sein,
was nicht in einer solchen Universalwissenschaft ist, wie sie da Johannes
Scotus Erigena begründen will.
 
Sie finden bei Johannes Scotus Erigena ungefähr gar nichts von
dem, was wir heute Soziologie nennen, Sozialwissenschaft und dergleichen.
Man möchte fast sagen, es sieht so aus, als ob der Johannes
Scotus Erigena den Menschen, wie er sich sie dachte, ebensowenig
eine Sozialwissenschaft habe geben wollen, wie etwa, wenn irgendeine
Tierart, die Löwenart oder die Tigerart, oder irgendeine Vogelart
eine Wissenschaft herausgeben würde, sie auch nicht eine Soziologie
herausgeben würde. Denn der Löwe würde nicht reden über
die Art und Weise, wie er mit anderen Löwen zusammenleben soll,
oder wie er zu seiner Nahrung kommen soll und so weiter; das ist
ihm instinktmäßig gegeben. Ebensowenig können wir uns eine Soziologie
der Spatzen denken. Spatzen könnten gewiß allerlei höchst Interessantes
an Weltengeheimnissen von ihrem Gesichtspunkte aus
hervorbringen, aber sk würden niemals eine Ökonomie, eine Ökonomielehre
hervorbringen, denn das würden die Spatzen für das ganz
Selbstverständliche ansehen, daß sie das tun, was ihnen eben ihr Instinkt
sagt. Das ist das Eigentümliche: Indem wir bei Johannes
Scotus Erigena so etwas noch nicht finden, sind wir uns klar darüber,
daß er die menschliche Gesellschaft noch so ansah, als ob sie das
Soziale aus ihren Instinkten hervorbrächte. Er weist hin gerade in
seiner besonderen Art von Erkenntnis auf dasjenige, was in dem
Menschen noch als Instinkt lebte, auf die Triebe, die Impulse des
sozialen Zusammenseins. Über diesem sozialen Zusammensein ist
dasjenige, was er schildert. Er schildert, wie der Mensch aus dem
Göttlichen hervorgegangen ist, welche Wesenheiten über der Sinneswelt
liegen. Er schildert dann, wie der Geist die Sinneswelt durchzieht,
etwa in einer Art Pneumatologie, er schildert dasjenige, was in
die Sinneswelt als Geistiges eingedrungen ist in seinem vierten
Kapitel in der Soteriologie, in der Eschatologie. Aber er schildert
nirgendwo, wie die Menschen zusammenleben sollen. Ich möchte
sagen, alles ist herausgehoben über die Sinneswelt. Das war überhaupt
ein Charakteristikum dieser älteren Wissenschaft, daß alles
über die Sinneswelt hinausgehoben war.
 
Und vertieft man sich im geisteswissenschaftlichen Sinn in so etwas
wie die Lehre des Johannes Scotus Erigena, so sieht man, er hat
gar nicht mit denjenigen Organen gedacht, mit denen heute die
Menschheit denkt. Man versteht ihn eben nicht, wenn man ihn
verstehen will mit demjenigen Denken, das heute die Menschheit
vollführt. Man versteht ihn nur, wenn man sich durch Geisteswissenschaft
eine Anschauung errungen hat von dem, wie man mit dem
Ätherleib denkt, mit demjenigen Leib, der als ein feinerer Leib dem
groben sinnlichen Leib zugrunde liegt.
 
Also Johannes Scotus Erigena hat nicht mit dem Gehirn, sondern
mit dem Ätherleib gedacht. Wir haben in ihm einfach einen Geist,
der noch nicht mit dem Gehirn gedacht hat. Und alles dasjenige,
was er niederschreibt, kommt zustande als Ergebnis des Denkens mit
dem Ätherleib. Im Grunde genommen beginnt man erst nach seiner
Zeit mit dem physischen Leib zu denken, und so recht eigentlich erst
vom 15. Jahrhundert an. Was man gewöhnlich nicht sieht, ist daß sich
wirklich das menschliche Leben als Seelenleben in dieser Zeit geändert
hat, daß man wirklich, wenn man zurückgeht ins 13., 12., 11.
Jahrhundert, auf ein Denken stößt, wie es der Johannes Scotus
Erigena hatte, daß man da kommt an ein Denken, das noch nicht
mit dem physischen Leib, sondern mit dem Ätherleib vollzogen
worden ist. Dieses Denken mit dem Ätherleib, das sollte nicht
hereinragen in die spätere Zeit, in der man scholastisch dialektisiert
hat über starre Begriffe; da wurde dieses ältere Denken mit dem
Ätherleib, das aber durchaus auch das Denken der ersten christlichen
Jahrhunderte war, eben verketzert. Deshalb auch die Verbrennung
der Schriften des Johannes Scotus Erigena.|204|263ff}}
 
=== Denken im Gespräch mit dem Engel ===
 
{{GZ|Bei Johannes Scotus ist es so, daß er in diesem Zwiespalt
lebt. Er kann bloß denken; aber wenn dieses Denken zum Erkennen
wird, da fühlt er, da ist noch etwas da von den alten Mächten, welche
den Menschen durchdrungen haben in der alten Art der Erkenntnis.
Er fühlt den Engel, den Angelos in sich. Daher sagt er, der Mensch
erkenne als Engel. Es war Erbstück aus den alten Zeiten, daß in
dieser Zeit der Verstandeserkenntnis ein solcher Geist wie Scotus
Erigena noch sagen konnte, der Mensch erkenne wie ein Engel. In
den Zeiten der ägyptischen, der chaldäischen Zeit, in den älteren
Zeiten der hebräischen Zivilisation würde niemand etwas anderes
gesagt haben, als: Der Engel erkennt in mir, und ich nehme
Teil als Mensch an der Erkenntnis des Engels. Der Engel wohnt in
mir, der erkennt, und ich mache das mit, was der Engel erkennt. -
Das war in der Zeit, als noch kein Verstand da war. Als dann der
Verstand heraufgekommen war, da mußte man das mit dem
Verstände durchdringen; aber es war eben in Scotus Erigena
noch ein Bewußtsein von diesem Durchdrungensein mit der Angelosnatur.|204|269f}}


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Hertzsprung-Russell-Diagramm}}
* {{WikipediaDE|Stern#Sternentwicklung|Sternentwicklung}}
* {{WikipediaDE|Instabilitätsstreifen}}
* {{WikipediaDE|Henyey-Linie}}


* {{WikipediaDE|Johannes Scottus Eriugena}}
== Einzelnachweise ==
* {{Eisler|Johannes Scotus Eriugena}}
<references />
 
== Literatur ==
 
#Wolf-Ulrich Klünker: ''Johannes Scotus Eriugena - Denken im Gespräch mit dem Engel'', Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1988, ISBN 978-3-7725-0826-4
#Rudolf Steiner: ''Die Rätsel der Philosophie in ihrer Geschichte als Umriß dargestellt'', [[GA 18]] (1985), ISBN 3-7274-0180-X {{Schriften|018}}
#Rudolf Steiner: ''Perspektiven der Menschheitsentwickelung'', [[GA 204]] (1979), ISBN 3-7274-2040-5 {{Vorträge|204}}
 
{{GA}}
 
== Werblinks ==
 
* [http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/bibliothek/Philosophie/Johannes_Scotus_Erigena/Johannes_Scotus_Erigena_Ueber_die_Einteilung_der_Natur.pdf Johannes Scotus Erigena: ''Über die Einteilung der Natur]


{{Normdaten|TYP=p|GND=118557955|LCCN=n/50/38594|VIAF=90638056}}
== Weblinks ==
{{Commonscat|Hertzsprung–Russell diagram|Hertzsprung-Russell-Diagramm}}
* [http://www.atlasoftheuniverse.com/hr.html HRD der meisten bekannten Sterne] (englisch)
* [http://www.astro.uni-bonn.de/~deboer/sterne/hrdtxt.html Das Hertzsprung-Russell-Diagramm und das Maß der Sterne]


{{SORTIERUNG:Eriugena, Johannes Scottus}}
[[Kategorie:Astrophysik]]
[[Kategorie:Autor]]
[[Kategorie:Stern]]
[[Kategorie:Philosophie]]
[[Kategorie:Theologie]]
[[Kategorie:Ire]]
[[Kategorie:Geboren im 9. Jahrhundert]]
[[Kategorie:Gestorben im 9. Jahrhundert]]
[[Kategorie:Mann]]


{{Personendaten
{{Wikipedia}}
|NAME=Johannes Scottus Eriugena
|ALTERNATIVNAMEN=Eriugena, Johannes Scotus
|KURZBESCHREIBUNG=irischer Theologe und Philosoph
|GEBURTSDATUM=zwischen 800 und 850
|GEBURTSORT=
|STERBEDATUM=zwischen 850 und 900
|STERBEORT=
}}

Version vom 20. August 2018, 20:56 Uhr

Das Hertzsprung-Russell-Diagramm, kurz HRD, zeigt grob die Entwicklungsverteilung der Sterne. Es wurde 1913 von Henry Norris Russell entwickelt und baut auf Arbeiten von Ejnar Hertzsprung auf. Wird dazu der Spektraltyp gegen die absolute Helligkeit aufgetragen, ergeben sich bei einer genügenden Anzahl von Eintragungen charakteristische linienartige Häufungen.[1]

Charakteristische Bereiche

Hauptreihe

Hauptartikel: Hauptreihe

Das Diagramm zeigt die meisten Sterne in der Gegend der sogenannten Hauptreihe (main sequence oder Zwergenast), die sich von den O-Sternen mit einer absoluten Helligkeit von circa Magnitude −6 bis zu den M-Sternen mit einer absoluten Helligkeit von Magnitude 9 bis 16 hinzieht. Die Sterne der Hauptreihe bilden die Leuchtkraftklasse V. Die Sonne ist ein Hauptreihenstern der Spektralklasse G2. Weitere Beispiele für Hauptreihensterne sind Wega (A0) und Sirius (A1).

Sonstige Bereiche

Oberhalb der Hauptreihe findet sich der Riesenast mit Sternen der Leuchtkraftklasse III.

Zwischen der Hauptreihe und dem Riesenast finden sich die selteneren Unterriesen mit der Leuchtkraftklasse IV. Ihr Durchmesser liegt zwischen dem der Sterne der Hauptreihe und dem der Riesensterne.

Im Bereich der Spektralklassen A5 bis G0, links oberhalb der Hauptreihe, liegt die sogenannte Hertzsprung-Lücke (auf der Illustration nicht eingezeichnet), ein Gebiet mit auffällig wenigen Sternen. Sie erklärt sich dadurch, dass massereiche Sterne lediglich eine sehr kurze Zeit benötigen, um sich zu Riesen zu entwickeln und damit relativ schnell im Riesenast aufgehen. Daher erscheint der Bereich der Hertzsprung-Lücke relativ leer.

Neben der dicht besetzten Hauptreihe und dem Riesenast gibt es noch die Bereiche der hellen Riesen (bright giants) mit der Leuchtkraftklasse II sowie der Überriesen (supergiants) mit der Leuchtkraftklasse I. Diese Bereiche sind relativ dünn aber gleichmäßig besetzt.

Unterhalb der Hauptgruppe finden sich die Bereiche der Unterzwerge mit einer etwa um 1–3 geringeren Magnitude, sowie die isoliert im Bereich der Spektralklassen B bis G liegende Gruppe der weißen Zwerge mit einer um etwa 8–12 geringeren Magnitude als die Sterne der Hauptgruppe und einem sehr geringen Durchmesser.

Deutung

Vereinfachte Darstellung eines Hertzsprung-Russell-Diagramms

Die Konzentration der Sterne auf die verschiedenen Gruppen lässt sich aus der Theorie der Sternentwicklung erklären. Die Entwicklungszustände der Sterne sind voneinander mehr oder weniger klar abgegrenzt und finden sich an ganz bestimmten Stellen des HRD wieder. Im Laufe der Zeit ändern sich die beiden Zustandsgrößen der Effektivtemperatur und der Leuchtkraft eines Sterns in Abhängigkeit von den nuklearen Vorgängen in seinem Inneren, so dass jeder Stern einen gewissen Entwicklungsweg durch das HRD durchläuft. Dies geschieht mit unterschiedlicher Geschwindigkeit. Entwicklungszustände, die lange Zeit anhalten, sind dementsprechend häufiger zu beobachten (z. B. in der Hauptreihe) als schnelle, nur kurz anhaltende Entwicklungsstufen (z. B. im Bereich der Hertzsprung-Lücke). Jenseits von Effektivtemperaturen von etwa 3000–5000 Kelvin finden sich im HRD keine Sterne mehr, weil hier der Bereich der Protosterne liegt, welche eine sehr hohe Entwicklungsgeschwindigkeit haben. Diese nahezu senkrecht verlaufende „Linie“ wird Hayashi-Linie genannt. Da der Spektraltyp grob mit der Temperatur des Sterns zusammenhängt, kann das HRD als Temperatur-Leuchtkraft-Diagramm angesehen werden. Statt des Spektraltyps kann man auch den Farbindex der Sterne auftragen, der ebenfalls ein Maß für ihre Temperatur ist. Statt des HRD wird so das Farben-Helligkeits-Diagramm erhalten.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Das Hertzsprung-Russell-Diagramm und das Maß der Sterne, von K.S. de Boer, Sternwarte, Univ. Bonn

Weblinks

Commons: Hertzsprung-Russell-Diagramm - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema


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