Henry Miller und Hertzsprung-Russell-Diagramm: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Henry Miller 1940.jpg|mini|Henry Miller, 1940. Fotografie von [[Carl van Vechten]]]]
Das '''Hertzsprung-Russell-Diagramm''', kurz '''HRD''', zeigt grob die [[Sternentwicklung|Entwicklungs]]<nowiki/>verteilung der [[Stern]]e. Es wurde 1913 von [[Henry Norris Russell]] entwickelt und baut auf Arbeiten von [[Ejnar Hertzsprung]] auf. Wird dazu der [[Spektraltyp]] gegen die [[absolute Helligkeit]] aufgetragen, ergeben sich bei einer genügenden Anzahl von Eintragungen charakteristische linienartige Häufungen.<ref>[http://www.astro.uni-bonn.de/~deboer/sterne/hrdtxt.html Das Hertzsprung-Russell-Diagramm und das Maß der Sterne], von K.S. de Boer, Sternwarte, Univ. Bonn</ref>
[[Datei:Henry Miller signature.svg|150px|rechts|Signatur Henry Miller]]
'''Henry Valentine Miller''' (* [[26. Dezember]] [[1891]] in [[New York City|New York]]; † [[7. Juni]] [[1980]] in [[Los Angeles]]) war ein [[Vereinigte Staaten|US-amerikanischer]] [[Schriftsteller]] und [[Malerei|Maler]].


== Biografie ==
== Charakteristische Bereiche ==
=== Hauptreihe ===
{{Hauptartikel|Hauptreihe}}
Das Diagramm zeigt die meisten Sterne in der Gegend der sogenannten [[Hauptreihe]] (''main sequence'' oder [[Zwergenast]]), die sich von den O-Sternen mit einer absoluten Helligkeit von circa Magnitude −6 bis zu den M-Sternen mit einer absoluten Helligkeit von Magnitude 9 bis 16 hinzieht. Die Sterne der Hauptreihe bilden die [[Leuchtkraftklasse]] V. Die [[Sonne]] ist ein Hauptreihenstern der [[Spektralklasse]] G2. Weitere Beispiele für Hauptreihensterne sind [[Wega]] (A0) und [[Sirius]] (A1).


=== Die frühen Jahre ===
=== Sonstige Bereiche ===
Oberhalb der Hauptreihe findet sich der [[Riesenstern|Riesenast]] mit Sternen der Leuchtkraftklasse III.


Henry Miller wurde am 26. Dezember 1891 in New Yorker Stadtteil [[Yorkville (Manhattan)]] in einfachen Verhältnissen geboren. Beide Eltern waren katholisch und stammten aus Deutschland; die Mutter Louise Marie Neiting aus Hessen und der Vater Heinrich Miller, der von Beruf Schneider war, aus Bayern.
Zwischen der Hauptreihe und dem Riesenast finden sich die selteneren [[Riesenstern|Unterriesen]] mit der Leuchtkraftklasse IV. Ihr Durchmesser liegt zwischen dem der Sterne der Hauptreihe und dem der Riesensterne.


Während seiner Schulzeit lebte er in New York–[[Williamsburg (Brooklyn)]]. Nach dem Schulabschluss begann Henry Miller ein Studium am [[City College of New York|City College]] der [[City University of New York|Universität New York]], das er jedoch nach zwei Monaten wieder abbrach, da ihm die vorgegebene Leseliste nicht gefiel. „Wenn ich solche [[Lektüre]] lesen muss“, sagte Miller, womit er sich auf ''Faerie Queene'' von [[Edmund Spenser]] bezog, „gebe ich auf.
Im Bereich der Spektralklassen A5 bis G0, links oberhalb der Hauptreihe, liegt die sogenannte [[Hertzsprung-Lücke]] (auf der Illustration nicht eingezeichnet), ein Gebiet mit auffällig wenigen Sternen. Sie erklärt sich dadurch, dass massereiche Sterne lediglich eine sehr kurze Zeit benötigen, um sich zu Riesen zu entwickeln und damit relativ schnell im Riesenast aufgehen. Daher erscheint der Bereich der Hertzsprung-Lücke relativ leer.


Nach Abbruch des Studiums arbeitete er bei der ''Atlas [[Zement#Portlandzement|Portland Cement]] Company'' im Finanzdistrikt von New York. Aber der Job stellte ihn nicht zufrieden: 1913 unternahm er einen „Ausbruchsversuch“ und reiste in den Westen, um sich als Cowboy zu verdingen und dem verhassten Großstadtleben zu entrinnen. Aber seine romantischen Vorstellungen kollidierten schnell mit der Realität. Schon wenige Monate darauf war er wieder zurück in New York. Er begann bei seinem Vater in der Schneiderei zu arbeiten, wo er seine Vorliebe für feine Stoffe und Anzüge entdeckte, die er sein Leben lang beibehalten sollte.
Neben der dicht besetzten Hauptreihe und dem Riesenast gibt es noch die Bereiche der [[Riesenstern|hellen Riesen]] (''bright giants'') mit der Leuchtkraftklasse II sowie der [[Riesenstern|Überriesen]] (''supergiants'') mit der Leuchtkraftklasse I. Diese Bereiche sind relativ dünn aber gleichmäßig besetzt.


1917, mit 26 Jahren, heiratete Miller die erste von fünf Frauen, Beatrice Sylvas Wickens. Er hielt sie für ein ‚gutes Mädchen‘, das seiner Mutter gefallen würde, und die Ehe bewahrte ihn davor, in den Krieg eingezogen zu werden. Doch nach der Heirat schlug sein erster Eindruck um, er hatte nun das Gefühl, ‚als lebe er wieder bei seiner Mutter‘. Beatrice war ihm gegenüber kritisierend und fordernd und spottete über seinen Ehrgeiz, Schriftsteller werden zu wollen. Er war nicht imstande, längere Zeit auf einer Arbeitsstelle auszuharren, womit er Beatrice hätte zufriedenstellen können. Immer wieder ließ er sich entlassen, um zu schreiben oder philosophische Schriften zu studieren. Aus dieser Ehe stammt die erste Tochter namens Barbara.
Unterhalb der Hauptgruppe finden sich die Bereiche der [[Unterzwerg]]e mit einer etwa um 1–3 geringeren Magnitude, sowie die isoliert im Bereich der Spektralklassen B bis G liegende Gruppe der [[Weißer Zwerg|weißen Zwerge]] mit einer um etwa 8–12 geringeren Magnitude als die Sterne der Hauptgruppe und einem sehr geringen Durchmesser.


Im Jahr 1920, nachdem das Schneidergeschäft seines Vaters insolvent geworden war, bewarb sich Miller um eine Stelle als Bote bei der [[Western Union|Western Union Telegraph Company]] New York, erhielt aber eine Absage. Er beschwerte sich daraufhin wütend an höherer Stelle in der Firma und fragte, warum man ihn nicht für eine dermaßen einfache Tätigkeit einstellen wollte. Dies machte Eindruck, und er bekam den Arbeitsplatz, der ihm vorher versagt worden war. Mit einer Zusatzaufgabe: Er sollte als Bote die verschiedenen Filialen kennenlernen und für die Geschäftsführung regelmäßig Berichte abliefern, also spionieren. Im Gegenzug wurde ihm eine Stelle als Personalleiter in einer der zahlreichen Filialen der Western Union Telegraph Company in Aussicht gestellt, sobald er ausreichend Erfahrung gesammelt und sich bewährt hätte. Diese Stelle trat er nach einigen Monaten auch an. Das alltägliche Heuern und Feuern, die menschlichen Tragödien und die seinem Empfinden nach höllische Maschinerie der Firma sollten später die Grundlage für seinen Roman „[[Wendekreis des Steinbocks]]“ bilden.
== Deutung ==
 
[[Datei:HR-sparse-de.svg|mini|Vereinfachte Darstellung eines Hertzsprung-Russell-Diagramms]]
Der Chef der Telegraph Company kam eines Tages mit der Idee zu ihm, dass jemand ein Buch über Boten in der Art von [[Horatio Alger]] schreiben sollte. Miller wurde dafür von seinem Arbeitgeber beurlaubt und schrieb das Buch innerhalb von drei Wochen. Miller präsentierte ein Buch mit dem Titel ''Clipped Wings'', das zwölf Boten einer Telegraphengesellschaft zum Inhalt hat. Miller schrieb über „sanfte Seelen, welche beleidigt und verletzt sind, die [[Amok]] laufen oder Gewalt ertragen und erleiden; Geschichten voller Leid und Bitterkeit, in denen die Menschen entweder zu Mördern werden oder sich selbst umbringen, gewöhnlich beides“ <ref>George Wickes, 1974, S 170–192.</ref> Miller betrachtete das Buch als Misserfolg, da er nicht viel Ahnung vom guten Schreiben hatte; doch dieser erste Versuch ließ in ihm einen starken Drang entstehen, das schriftstellerische Schreiben zu erlernen und mehr darüber zu erfahren.
Die Konzentration der Sterne auf die verschiedenen Gruppen lässt sich aus der Theorie der Sternentwicklung erklären. Die Entwicklungszustände der Sterne sind voneinander mehr oder weniger klar abgegrenzt und finden sich an ganz bestimmten Stellen des HRD wieder. Im Laufe der Zeit ändern sich die beiden Zustandsgrößen der Effektivtemperatur und der Leuchtkraft eines Sterns in Abhängigkeit von den nuklearen Vorgängen in seinem Inneren, so dass jeder Stern einen gewissen Entwicklungsweg durch das HRD durchläuft. Dies geschieht mit unterschiedlicher Geschwindigkeit. Entwicklungszustände, die lange Zeit anhalten, sind dementsprechend häufiger zu beobachten (z.&nbsp;B. in der Hauptreihe) als schnelle, nur kurz anhaltende Entwicklungsstufen (z.&nbsp;B. im Bereich der Hertzsprung-Lücke).
 
Jenseits von Effektivtemperaturen von etwa 3000–5000 [[Kelvin]] finden sich im HRD keine Sterne mehr, weil hier der Bereich der [[Protostern]]e liegt, welche eine sehr hohe Entwicklungsgeschwindigkeit haben. Diese nahezu senkrecht verlaufende „Linie“ wird [[Hayashi-Linie]] genannt. Da der Spektraltyp grob mit der [[Temperatur]] des Sterns zusammenhängt, kann das HRD als Temperatur-Leuchtkraft-Diagramm angesehen werden. Statt des Spektraltyps kann man auch den [[Farbindex]] der Sterne auftragen, der ebenfalls ein Maß für ihre Temperatur ist. Statt des HRD wird so das [[Farben-Helligkeits-Diagramm]] erhalten.
Miller arbeitete vier Jahre für die Telegraphengesellschaft bis zum Zusammentreffen mit seiner zweiten Frau June Edith Smith Mansfield. June war von Beruf ''Taxigirl'', eine Tänzerin, die für einen Tanz gemietet werden kann. Sie ermunterte ihn dazu, seine Arbeitsstelle aufzugeben und seine Schreibversuche fortzuführen. Sie unterstützte Miller finanziell, sodass er seine autodidaktische Bildung fortsetzen und seinem Traum von der Schriftstellerei intensiver nachgehen konnte. In dieser Zeit begann er, kürzere Arbeiten auf eigene Kosten drucken zu lassen und in Form kleiner [[Subskription]]en zu veröffentlichen, die er mit Hilfe seiner Frau June und einiger Freunde auf der Straße, in Restaurants und in Bars vertrieb.
[[Datei:Anais Nin.jpg|mini|hochkant=0.6|links|Anaïs Nin in den 1970er-Jahren]]
June sparte genug Geld, sodass beide 1928 und 1929 mehrere Monate in [[Paris]] Urlaub machen und einen Vorgeschmack vom Leben der [[Bohème]] bekommen konnten. Dank June reiste Miller 1930 im Rahmen einer Europareise für längere Zeit nach Paris, wo er mehr als 36 kreative und analytische Werke verfasste. 1931 nahm er einen Job bei der Pariser Ausgabe der Zeitschrift [[Chicago Tribune]] als [[Korrektor]] an, was er seinem Freund [[Alfred Perlès]] verdankte, der dort arbeitete und zeitweise mit ihm zusammen wohnte. Diese Zeit wird in dem teilweise autobiographischen, erstmals 1940 erschienenen und 1956 überarbeiteten Roman „[[Stille Tage in Clichy]]“ beschrieben, der ursprünglich aus den beiden Romanfragmenten „Stille Tage in Clichy“ und „Mara Marignon“ bestand.
 
In Paris fühlte er sich besonders den unkonventionellen Künstlern nahe, was ihm half, seinen eigenen schriftstellerischen Stil zu entwickeln. Seine wichtigste [[Muse (Beziehung)|Muse]] und Förderin war die in Frankreich geborene amerikanische Schriftstellerin [[Anaïs Nin]], die ihm aufgrund ihres psychologischen Einfühlungsvermögens die entscheidenden inhaltlichen Impulse zur schriftstellerischen Selbstfindung gab und mit der sowohl er als später auch seine Frau June eine intensive sexuelle Beziehung pflegten. Anaïs Nin verfasste schließlich das Vorwort zu Millers erstem Buch und verarbeitete die Beziehung der drei in ihren Tagebuchaufzeichnungen „Henry, June und ich“.<ref>englischsprachige Wikipedia Henry and June, Henry, June und ich: intimes Tagebuch 1931–1932. OT: Henry and June. 1986, Übers. Gisela Stege, Scherz Verlag 1987, ISBN 3-502-19509-9. als Knaur Taschenbuch, München 1991, ISBN 3-426-03252-X</ref>
 
Während des Europa-Aufenthaltes entstanden Werke wie „[[Wendekreis des Krebses]]“ (1934), „Schwarzer Frühling“ (1936) und „[[Wendekreis des Steinbocks]]“ (1939), in denen er viele eigene sexuelle Erfahrungen, aber auch philosophische Erkenntnisse niederschrieb.
 
=== Zurück in Amerika ===
[[Datei:HenryMillerMuseum.jpg|mini|Eingang zur ''Henry Miller Memorial Library'' in Big Sur]]
1939 zog Henry Miller nach Griechenland, im Jahr darauf kehrte er wegen des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] in die USA zurück. 1940 unternahm er mit dem Maler [[Abraham Rattner]] (1895–1978), den er in den 1930er Jahren in Paris kennengelernt hatte, von New York aus eine Reise in den Süden der USA. Millers Beschreibung und Rattners Illustrationen der Reise wurden 1945 veröffentlicht in ''The Air-Conditioned Nightmare'' (''Der klimatisierte Alptraum''). 1944 ließ sich Miller für die nächsten 18 Jahre seines Lebens in der kalifornischen Küstenregion [[Big Sur]] nieder<ref>[http://www.henrymiller.org/henry-miller ''Henry Miller Memorial Library'': aus der von Henry Miller selbst verfassten Kurzbiografie] (abgerufen am 8. Mai 2014)</ref> und setzte dort seine schriftstellerische Tätigkeit fort. Millers Hauptwerk aus dieser Periode stellt das dreibändige Werk „The Rosy Crucifixion“ dar, welches „[[Sexus (Roman)|Sexus]]“ (1949), „[[Plexus (Roman)|Plexus]]“ (1953) und „[[Nexus (Roman)|Nexus]]“ (1960) umfasst. Diese drei Bände beinhalten seine früheren Erlebnisse und Abenteuer. Darüber hinaus schrieb Miller:
* „[[Lawrence Durrell]]/Henry Miller“ – Briefe 1935–1959, 1962 veröffentlicht. Der Briefwechsel wurde fortgeführt bis 1980.
* „Briefe an Anaïs Nin“, 1965 veröffentlicht.
* „Die Welt des [[D. H. Lawrence]]: Eine leidenschaftliche Anerkennung“, 1980 veröffentlicht.
* „[[Opus Pistorum]]“, 1983 posthum veröffentlicht. Die meisten Kritiker bezweifeln bei diesem rein pornografischen Werk, dass es sich hierbei wirklich um Millers Arbeit handelt. Bekannt ist nur, dass Miller dem Verleger dieses Buches angeblich immer wieder einzelne Seiten verkauft haben soll. Einzelheiten dazu unter [[Opus Pistorum]].
 
Die Veröffentlichung des Buches „Wendekreis des Krebses“ in den Vereinigten Staaten führte 1961 zu einer Reihe von Gerichtsverhandlungen, in denen die amerikanische Justiz das Buch hinsichtlich des schockierenden, alle sexuellen Tabus verletzenden Inhalts zu prüfen hatte. Das oberste Gericht der USA erklärte im Jahr 1964 das Buch für nicht obszön und der modernen Literatur zugehörig.
 
Die sprachliche Offenheit bei erotischen Beschreibungen führte dazu, dass Millers Bücher bis in die 1960er Jahre in den [[Vereinigte Staaten|USA]] und in [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] verboten waren. In Frankreich war sein Buch „Sexus“ 18 Jahre lang nicht für die Veröffentlichung zugelassen.
 
=== Die späten Jahre ===
 
In den späteren Jahren wurde Miller hauptsächlich wegen seiner Rolle als Sprecher und Denker bewundert. Den leeren [[Materialismus]] der modernen [[Existenz]] kritisierend, verlangte er eine neue Religion des Körpers und Geistes, die auf den Ideen des [[Philologie|Philologen]] und [[Philosophie|Philosophen]] [[Friedrich Nietzsche]] (1844–1900) sowie den beiden Schriftstellern [[Walt Whitman]] (1819–1892) und [[D. H. Lawrence]] (1885–1930) beruht.
 
Er interessierte sich auch für Erziehungsfragen und unterstützte [[A. S. Neill]]s Schule [[Summerhill]] finanziell.<ref>A.S.Neill, ''Neill, Neill, Birnenstiel'', 1. Auflage Rowohlt, Reinbek 1973, S. 197</ref>
 
Miller lebte in seinen letzten Jahren allein und ging hauptsächlich der Aquarellmalerei nach, ohne sich hier für einen Künstler zu halten. Er war ein enger Freund des französischen Malers [[Grégoire Michonze]]. Außerdem war er Amateurpianist.
 
Miller war insgesamt fünfmal verheiratet: mit Beatrice Sylvas Wickens (1917–1928), June Edith Smith (1928–1934), Janina Martha Lepska (1944–1952), Eve McClure (1953–1960) und Hiroko Tokuda (1967–1977). Die Schriftstellerin [[Anaïs Nin]] war seine bekannteste Geliebte.
 
Er starb am 7. Juni 1980 in [[Pacific Palisades]], Kalifornien.
 
== Literarischer Stil und Einflüsse ==
 
Millers Stil umfasst eine stark naturalistische Schreibweise mit surrealen Visionen und lyrisch gefärbter Prosa. Seine Kritik an der modernen, vor allem amerikanischen Zivilisation ist maßgeblich beeinflusst durch seine Rezeption von [[Nietzsche]]s [[Lebensphilosophie]] und [[Oswald Spengler|Spenglers]] ''[[Der Untergang des Abendlandes|Untergang des Abendlandes]]'', in deren Zeichen er auch [[Psychoanalyse|psychoanalytische]] Ideen verarbeitet. Zeitlebens orientierte er sich an den großen Weisheitslehrern der Menschheit wie [[Buddha]] oder [[Laotse]] und dem [[Taoismus]]. Er war ein Bewunderer der amerikanischen Feministin und Anarchistin [[Emma Goldman]] und zählte [[Georges I. Gurdjieff|Georges Gurdjieff]] zu seinen spirituellen Lehrmeistern. Seine Auseinandersetzung mit [[Esoterik|esoterischen Lehren]] und der [[Astrologie]] macht ihn zu einem Vorläufer der [[New Age|New Age-Bewegung]] der achtziger Jahre. Zu den Autoren, die Millers Denken und Schreiben geprägt haben, zählen neben D.H. Lawrence unter anderen [[Dostojewski]], [[Knut Hamsun]], [[Sherwood Anderson]] und [[Louis-Ferdinand Céline]]. Dem französischen Dichter [[Arthur Rimbaud]] widmete er eine literarische Studie (''Vom großen Aufstand'')<ref>Original: ''The Time of the Assassins: A Study of Rimbaud'', New York: New Directions, 1946. Dazu: [http://www.zeit.de/1955/08/der-grosse-aufstand/komplettansicht Herbert Eisenreich: Der Große Aufstand. Zu einem Essay Henry Millers], Die Zeit, 24. Februar 1955</ref>.
 
Der Prozess des Schreibens und das Phänomen der Kreativität selbst spielt in Millers Werk eine große Rolle. Sein Schreiben spiegelt dabei die mitunter verzweifelte, manchmal ausgelassen-fröhliche Auseinandersetzung mit dem Leben und seinem Weg, ein Schriftsteller zu werden.
Hinter einer alle einengenden Formen verachtenden Schreibweise offenbart sich die bedingungslose Hingabe an das Leben selbst, das in seinem ungeordneten Nebeneinander von Hohem und Niedrigem, Grausamen und Zärtlichem, Lächerlichem und Anbetungswertem bejaht und vor den Augen des Lesers in seiner ganzen Mannigfaltigkeit und Intensität ausgebreitet wird. Hierin ist Miller ein Seelenverwandter von Autoren wie [[Walt Whitman]], [[Ralph Waldo Emerson]] oder [[François Rabelais]], deren Ringen um Unabhängigkeit und Freiheit er teilt. In diesem Zusammenhang betrachtet er Kunst und zumal Literatur vor allem auch als Mittel der Befreiung von gesellschaftlichen Fesseln, Konventionen und Zwängen.
 
Sein Werk spiegelt, fast ausschließlich in der Form von [[Autobiografie]] oder Tagebuch gehalten, seine mitunter [[Surrealismus|surreale]] Gefühls- und Gedankenwelt. Die verschiedensten Charaktere in seinen Büchern weisen eine unverkennbare [[Physiognomie]] auf, mit der sie das Dasein meistern oder an ihm scheitern.
Miller ging es nach eigenem Bekunden darum, das Leben so darzustellen, wie es sich ihm darbot und darum, eine künstliche [[Stilisierung]] zu vermeiden. Seine bewusst provozierend-realistischen Schilderungen von [[Sexualität]] waren Teil seiner selbsterklärten Bestrebungen, ein als verlogen und falsch empfundenes bürgerliches Wertesystem zu entlarven und durch einen ebenso nüchternen wie poetischen [[Individualismus]] zu ersetzen.
 
Miller wirkte mit seiner provokanten Sprache und seiner [[Konformität|nonkonformistischen]] Haltung und Lebensweise auf viele Autoren der [[Beat Generation]] und des sogenannten [[Postmoderne|Postmodernismus]], welche wie er die Werte der Mittelschichtsgesellschaft verachteten. Bekannte Vertreter der Beat Generation waren unter anderen die Schriftsteller [[Jack Kerouac]] (1922–1969) und [[Allen Ginsberg]] (1926–1997).
 
== Henry Miller als Maler ==
 
Zeitlebens empfand Henry Miller eine starke Neigung zur Malerei, ohne je eine Ausbildung auf diesem Gebiet genossen zu haben. Welchen Stellenwert die Bildende Kunst für ihn besaß, zeigt die ausführliche Erwähnung aller malerischen Aktivitäten, die er in seiner selbstverfassten Kurzbiografie hinterließ.<ref>[http://www.henrymiller.org/henry-miller ''Henry Miller Memorial Library'': Kurzbiografie (das Fragment endet mit Einträgen zum Jahr 1971)]</ref> Auf seinen zahlreichen Reisen traf er immer wieder mit Malern zusammen:
so z.&nbsp;B. 1937 mit dem amerikanischen Expressionisten [[Abraham Rattner]] in New York, 1939 mit dem Kubisten [[Nicolas Ghika]] (1906–1994) in Griechenland, 1941 mit [[Fernand Léger]], 1945 mit dem israelischen Maler [[Bezalel Schatz]] (1912–1978; Sohn von [[Boris Schatz]]) und 1961 mit dem italienischen Bildhauer [[Marino Marini]], der seinen Kopf in Bronze goss.
 
Bis auf einige [[Radierung]]en auf Kupferplatten bestand sein eigenes künstlerisches Œuvre aus mehreren hundert [[Aquarell]]en; er konnte diese Arbeiten auf etlichen Ausstellungen präsentieren und teilweise auch verkaufen:
 
* 1927 in [[Greenwich Village]], NYC
* 1943 in der ''American Contemporary Gallery'' Hollywood, CA
* 1944 im ''Santa Barbara Museum of Art'' und in der ''[[Yale University Art Gallery]]''
* 1946 kaufte [[Leon Shamroy]] mehr als 30 seiner Aquarelle
* 1954 hatte er seine erste [[Wanderausstellung]] in Japan
* 1957 in der Gallery One, London und in Israel (Jerusalem und Tel Aviv). In diesem Jahr wurde er auch zum Mitglied des ''National Institute of Arts and Sciences'' gewählt.
* 1963 ließ Henry Miller sich in die Seidenmalerei von Nonnen des ''Immaculate Heart College'' einweihen; daraufhin entstanden allein zwischen März und Juli des Jahres 115 Aquarelle.
* 1967 in der ''Daniel Gervis Gallery'', Paris; danach in [[Uppsala]], Schweden
* 1968 zweite Wanderausstellung in Japan (Miller hatte im Jahr zuvor die Japanerin Hiroko Tokuda, genannt ‚Hoki‘, geheiratet).
 
Diese tagebuchartigen Einträge enden im Jahr 1971 mit deren Übernahme in die ausführlichere Autobiografie ''My Life and Times by Henry Miller'', die im selben Jahr im New Yorker Verlag ''Playboy Press'' erschien.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Henry Miller}}
* {{WikipediaDE|Hertzsprung-Russell-Diagramm}}
 
* {{WikipediaDE|Stern#Sternentwicklung|Sternentwicklung}}
== Werke ==
* {{WikipediaDE|Instabilitätsstreifen}}
 
* {{WikipediaDE|Henyey-Linie}}
* 1927 ''Moloch or This Gentile World'', (Moloch oder die Gojische Welt, Goldmann-Verlag 1995, ISBN 978-3-442-42954-7) (posthum veröffentlicht)
* 1930 ''Crazy Cock'' (Verrückte Lust, ISBN 978-3-442-42818-2, posthum veröffentlicht)
* 1934 ''Tropic of Cancer'' (''Wendekreis des Krebses'', dt EA 1953 als limitierte Auflage (1500) bei Rowohlt Hamburg)
* 1936 ''Black Spring'' (''Schwarzer Frühling'', dt EA 1954 als limitierte Auflage (1500) bei Rowohlt Hamburg)
* 1939 ''Tropic of Capricorn'' (''Wendekreis des Steinbocks'', dt. EA 1953 als limitierte Auflage (1500) bei Rowohlt Hamburg)
* 1941 ''The Colossus of Maroussi'' (Der Koloß von Maroussi, ISBN 978-3-499-10758-0)
* 1941 ''Opus Pistorum'' (ISBN 3-499-15820-5, posthum erschienen, eventuell nicht von H.&nbsp;M.)
* 1941 ''Nights of Love and Laughter'' (''Lachen, Liebe, Nächte. Sechs Erzählungen'', dt. EA 1957 bei Rowohlt als rororo-Leinenrücken 227) ISBN 978-3-499-10227-1
* 1945 ''The Air-Conditioned Nightmare'' (Der klimatisierte Alptraum, ISBN 978-3-499-11851-7)
* 1948 ''The Smile at the Foot of the Ladder'' (Das Lächeln am Fuße der Leiter, illustriert von Joan Miró, ISBN 978-3-499-14163-8)
* 1949 ''Sexus'' (ISBN 978-3-499-23373-9)
* 1952 ''The Books in My Life'' (Die Kunst des Lesens. Ein Leben mit Büchern, rororo rde 181)
* 1953 ''Plexus'' (ISBN 978-3-499-11285-0)
* 1956 ''Quiet Days in Clichy'' (Stille Tage in Clichy, ISBN 978-3-499-15161-3)
* 1957 ''Big Sur and the Oranges of Hieronymus Bosch'' (Big Sur und die Orangen des Hieronymus Bosch, ISBN 978-3-499-10849-5)
* 1960 ''Nexus'' (ISBN 978-3-499-11242-3)
* 1978 ''My Bike and Other Friends'' (Mein Fahrrad und andere Freunde. Erinnerungsblätter, ISBN 978-3-499-13297-1)
* 1979 ''Joey: a Loving Portrait of Alfred Perlès Together With Some Bizarre Episodes Relating to the Opposite Sex'' (Joey. Ein Porträt von Alfred Perlès sowie einige Episoden im Zusammenhang mit dem anderen Geschlecht, ISBN 978-3-499-13296-4)
 
Weitere Werke in deutscher Übersetzung:
 
* ''Frankreich''. Land der Erinnerung. Fotos von Henri Cartier-Bresson, ISBN 978-3-89561-582-5.
* ''Jugendfreunde''. Eine Huldigung an Freunde aus lang vergangenen Zeiten, ISBN 978-3-499-12587-4.
* ''Meine Jugend hat spät begonnen''. Dialog mit Georges Belmont, ISBN 978-3-499-13338-1.
* ''Mein Leben und meine Welt''. Autobiographische Bilanz mit vielen Fotos, Reinbek 1974, ISBN 978-3-499-11745-9.
* ''Von der Unmoral der Moral'' und andere Texte, ISBN 978-3-499-14396-0.
* ''Die Welt des Sexus'', ISBN 978-3-499-14991-7.
* ''Der Engel ist mein Wasserzeichen. Sämtliche Erzählungen'', ISBN 978-3-498-09272-6.
 
Kurt Wagenseil hat nahezu alle Werke Millers ins Deutsche übersetzt.
<ref>[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13532275.html]</ref>
<ref>[http://www.angelfire.com/wa2/wagenseil/kurt.htm]</ref>
 
== Audio ==
* Ingo Abel: ''Das Lächeln am Fuße der Leiter'', 2 CDs, Hörbuch Hamburg, Hamburg 2002, ISBN 3-89903-102-4, ISBN 3-89903-103-2.
 
== Verfilmungen ==
Der Schauspieler Rip Torn spielt in der 1970er Adaption des Buches ''Wendekreis des Krebses'' Henry Miller.
1970 wurde das Buch ''Stille Tage in Clichy'' durch den dänischen Regisseur Jens Jørgen Thorsen in einer Low-Budget-Produktion verfilmt, worin der Miller-Charakter ‚Joey‘ von Paul Valjean gespielt wird. Eine Neuverfilmung von ''Stille Tage in Clichy'' nahm der Regisseur Claude Chabrol im Jahre 1990 vor, bei der der Schauspieler Andrew McCarthy Millers Alter Ego darstellte.
Im selben Jahr wurde Miller in dem Film ''Henry & June'' von Fred Ward verkörpert.
 
== Filmische Dokumentationen (Auswahl) ==
* Big Sur – Henry Millers Paradies. Ray Müller, BR, Deutschland 1983
* Henry Miller – Prophet der Lüste. Gero von Boehm, SWR, Deutschland 2016
 
== Literatur ==
* Mary V. Dearborn: ''Henry Miller''. Eine Biographie (Originaltitel: ''The Happiest Man Alive''). Deutsch von Sabine Schulte. Knaus, München 1991, ISBN 3-8135-1152-9.
* Robert Ferguson: ''Henry Miller. Ein Leben ohne Tabus''. Kindler, München 1991.
* Erica Jong: ''Der Teufel in Person: Henry Miller und ich''. Hoffmann und Campe, Hamburg 1999.
* Jay Martin: ''Henry Miller: die Liebe zum Leben''. Übersetzung Werner Waldhoff. Claassen, Düsseldorf 1980.
* Walter Schmiele: ''Henry Miller. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten dargestellt''. 15. Auflage, 68.–70. Tausend. Rowohlts Monographien (Band 61). Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1992, 190 S., ISBN 3-499-50061-2.
* Lawrence J. Shifreen (Hrsg.) et al.: ''Henry Miller. A Bibliography of Primary Sources''. Mit einem Vorwort von Henry Miller. Band 1, 1993; dazu: Band 2, ''Addenda, Corrections and Updates'', 1994; dazu: ''Henry Miller: A Bibliography of Secondary Sources'', 1999.
* Arthur Hoyle: ''The unknown Henry Miller : a seeker in Big Sur'', New York, NY : Arcade Publ., 2014, ISBN 978-1-61145-899-2.
 
== Zitate ==
* „Arno Gruen ist der erste Psychologe, der von [[Friedrich Nietzsche|Nietzsche]] geschätzt worden wäre.“ – ''Henry Miller''<ref>[http://www.klett-cotta.de/psychologie_buecherg.html?&tt_products=1412 klett-cotta.de]</ref>
* „Einen Buddha zu schaffen, der den allgemein anerkannten Buddha übertrifft, das ist eine unerhörte Tat, gerade für einen Deutschen.“ – ''Henry Miller'' über Hermann Hesses Roman ''Siddhartha''<ref>Materialien zu Hesses ''Siddhartha'', Bd. 2, S. 302, Zit. v. 24. Januar 1973</ref>
 
== Weblinks ==
{{Commonscat}}
* [http://www.henrymiller.org/ Henry Millers Gedenkseite in englisch]
* {{DNB-Portal|118582518}}
* [http://www.rowohlt.de/autor/henry-miller.html Henry Miller beim Rowohlt Verlag]
* [https://www.artbrokerage.com/Henry-Miller/original-paintings 13 Aquarelle von Henry Miller] auf Artbrokerage.com (engl.)


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


{{Normdaten|TYP=p|GND=118582518|LCCN=n/79/69799|NDL=00450064|VIAF=59086729}}
== Weblinks ==
 
{{Commonscat|Hertzsprung–Russell diagram|Hertzsprung-Russell-Diagramm}}
{{SORTIERUNG:Miller, Henry}}
* [http://www.atlasoftheuniverse.com/hr.html HRD der meisten bekannten Sterne] (englisch)
[[Kategorie:Autor]]
* [http://www.astro.uni-bonn.de/~deboer/sterne/hrdtxt.html Das Hertzsprung-Russell-Diagramm und das Maß der Sterne]
[[Kategorie:Schriftsteller]]
[[Kategorie:Existentialist]]
[[Kategorie:Maler]]
[[Kategorie:US-Amerikaner]]
[[Kategorie:Geboren 1891]]
[[Kategorie:Gestorben 1980]]
[[Kategorie:Mann]]


{{Personendaten
[[Kategorie:Astrophysik]]
|NAME=Miller, Henry
[[Kategorie:Stern]]
|ALTERNATIVNAMEN=Miller, Henry Valentine (vollständiger Name)
|KURZBESCHREIBUNG=US-amerikanischer Schriftsteller und Maler
|GEBURTSDATUM=26. Dezember 1891
|GEBURTSORT=[[New York City|New York]]
|STERBEDATUM=7. Juni 1980
|STERBEORT=[[Los Angeles]]
}}


{{Wikipedia}}
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Version vom 20. August 2018, 20:56 Uhr

Das Hertzsprung-Russell-Diagramm, kurz HRD, zeigt grob die Entwicklungsverteilung der Sterne. Es wurde 1913 von Henry Norris Russell entwickelt und baut auf Arbeiten von Ejnar Hertzsprung auf. Wird dazu der Spektraltyp gegen die absolute Helligkeit aufgetragen, ergeben sich bei einer genügenden Anzahl von Eintragungen charakteristische linienartige Häufungen.[1]

Charakteristische Bereiche

Hauptreihe

Hauptartikel: Hauptreihe

Das Diagramm zeigt die meisten Sterne in der Gegend der sogenannten Hauptreihe (main sequence oder Zwergenast), die sich von den O-Sternen mit einer absoluten Helligkeit von circa Magnitude −6 bis zu den M-Sternen mit einer absoluten Helligkeit von Magnitude 9 bis 16 hinzieht. Die Sterne der Hauptreihe bilden die Leuchtkraftklasse V. Die Sonne ist ein Hauptreihenstern der Spektralklasse G2. Weitere Beispiele für Hauptreihensterne sind Wega (A0) und Sirius (A1).

Sonstige Bereiche

Oberhalb der Hauptreihe findet sich der Riesenast mit Sternen der Leuchtkraftklasse III.

Zwischen der Hauptreihe und dem Riesenast finden sich die selteneren Unterriesen mit der Leuchtkraftklasse IV. Ihr Durchmesser liegt zwischen dem der Sterne der Hauptreihe und dem der Riesensterne.

Im Bereich der Spektralklassen A5 bis G0, links oberhalb der Hauptreihe, liegt die sogenannte Hertzsprung-Lücke (auf der Illustration nicht eingezeichnet), ein Gebiet mit auffällig wenigen Sternen. Sie erklärt sich dadurch, dass massereiche Sterne lediglich eine sehr kurze Zeit benötigen, um sich zu Riesen zu entwickeln und damit relativ schnell im Riesenast aufgehen. Daher erscheint der Bereich der Hertzsprung-Lücke relativ leer.

Neben der dicht besetzten Hauptreihe und dem Riesenast gibt es noch die Bereiche der hellen Riesen (bright giants) mit der Leuchtkraftklasse II sowie der Überriesen (supergiants) mit der Leuchtkraftklasse I. Diese Bereiche sind relativ dünn aber gleichmäßig besetzt.

Unterhalb der Hauptgruppe finden sich die Bereiche der Unterzwerge mit einer etwa um 1–3 geringeren Magnitude, sowie die isoliert im Bereich der Spektralklassen B bis G liegende Gruppe der weißen Zwerge mit einer um etwa 8–12 geringeren Magnitude als die Sterne der Hauptgruppe und einem sehr geringen Durchmesser.

Deutung

Vereinfachte Darstellung eines Hertzsprung-Russell-Diagramms

Die Konzentration der Sterne auf die verschiedenen Gruppen lässt sich aus der Theorie der Sternentwicklung erklären. Die Entwicklungszustände der Sterne sind voneinander mehr oder weniger klar abgegrenzt und finden sich an ganz bestimmten Stellen des HRD wieder. Im Laufe der Zeit ändern sich die beiden Zustandsgrößen der Effektivtemperatur und der Leuchtkraft eines Sterns in Abhängigkeit von den nuklearen Vorgängen in seinem Inneren, so dass jeder Stern einen gewissen Entwicklungsweg durch das HRD durchläuft. Dies geschieht mit unterschiedlicher Geschwindigkeit. Entwicklungszustände, die lange Zeit anhalten, sind dementsprechend häufiger zu beobachten (z. B. in der Hauptreihe) als schnelle, nur kurz anhaltende Entwicklungsstufen (z. B. im Bereich der Hertzsprung-Lücke). Jenseits von Effektivtemperaturen von etwa 3000–5000 Kelvin finden sich im HRD keine Sterne mehr, weil hier der Bereich der Protosterne liegt, welche eine sehr hohe Entwicklungsgeschwindigkeit haben. Diese nahezu senkrecht verlaufende „Linie“ wird Hayashi-Linie genannt. Da der Spektraltyp grob mit der Temperatur des Sterns zusammenhängt, kann das HRD als Temperatur-Leuchtkraft-Diagramm angesehen werden. Statt des Spektraltyps kann man auch den Farbindex der Sterne auftragen, der ebenfalls ein Maß für ihre Temperatur ist. Statt des HRD wird so das Farben-Helligkeits-Diagramm erhalten.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Das Hertzsprung-Russell-Diagramm und das Maß der Sterne, von K.S. de Boer, Sternwarte, Univ. Bonn

Weblinks

Commons: Hertzsprung-Russell-Diagramm - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema


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