Karma und Leben: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Karma''' ([{{IPA|ˈkərmə}}]<ref>"Sehen Sie, das
Der [[Physischer Leib|physische Leib]] hat keine eigenständige, dauerhafte Realität; diese wird ihm erst durch das '''Leben''' verliehen. Den stofflichen physischen Leib haben wir mit den [[Mineral]]ien gemeinsam. Mineralien sind unbelebte, bewusstlose stoffliche Körper. Was unseren physischen Leib von den Mineralien aber sehr deutlich unterscheidet, ist, dass diese für oftmals lange Zeit weitgehend unverändert in der äußeren Welt existieren können, während unser stofflicher Körper, rein für sich genommen, sofort zu zerfallen beginnt, wenn er nicht von Lebenskräften durchdrungen wird. Ein menschlicher physischer Körper allein genommen ist bloßer [[Leichnam]], der, wenn er nicht gerade einbalsamiert wird, sehr rasch der Verwesung anheim fällt.  
Wort Karma ist ja auf dem Umweg durch das Englische nach Europa
gekommen. Nun, deswegen, weil man das so schreibt: Karma, sagen
die Leute sehr häufig «Karma». Das ist falsch ausgesprochen. Karma
ist geradeso zu sprechen, wie wenn es mit ä geschrieben wäre. Ich
spreche nun, seit ich die Anthroposophische Gesellschaft führe, immer «Ka( = ä)rma», und ich bedaure, daß sehr viele Leute sich daraus
angewöhnt haben, fortwährend das schreckliche Wort «Kirma» zu
sagen. Sie müssen immer verstehen, diese Leute, wenn ich «Karma»
sage, «Kirma». Das ist schrecklich. Sie werden es auch schon gehört
haben, daß manche sehr getreue Schüler nun seit einiger Zeit «Kirma»
sagen." {{Lit|{{G|235|64}}}}</ref>; [[Sanskrit]], n., कर्मन, karman, [[Wikipedia:Pali|Pali]], kamma, Wirken, Tat), das universelle '''Schicksalsgesetz''' von Ursache und Wirkung, besagt, dass jede [[physisch]]e, [[seelisch]]e oder [[geist]]ige Wirkung, die von einem [[Wesen]] ausgeht und - ''[[bewusst]]'' oder ''[[unbewusst]]'' - die [[geist]]ig-[[Kosmos|kosmische]] Ordnung<ref>Die geistig-kosmische Ordnung und ihre Widerspiegelung in der irdisch-menschlichen Welt wurde im [[Wikipedia:Hinduismus|Hinduismus]] ursprünglich [[Rita]] ([[Sanskrit|skrt.]]: ऋत ṛta ''n.'' „Wahrheit, Recht, Ordnung“) genannt. Heute ist dafür, ebenso wie im [[Buddhismus]] der Begriff [[Dharma]] ([[Sanskrit|skrt.]], m., धर्म, dharma; [[Wikipedia:Pali|Pali]]: ''Dhamma'' „Sitte, Recht, Gesetz, Ordnung“) gebräuchlich.</ref> stört, auf dieses selbst zurückschlägt und auch dessen eigene ''innere'' [[seelisch]]-[[astral]]e Ordnung stört und in Disharmonie zur geistigen Weltordnung bringt und dadurch sein '''Schicksal''' (von [[Wikipedia:Altniederländisch|altniederländisch]] ''schicksel'', „Fakt“) bestimmt. Dem Menschen wird dadurch eine zukünftig zu erfüllende karmische Aufgabe auferlegt, der er sich früher oder später nicht entziehen kann, die aber seine [[Freiheit]] keineswegs antastet ([[#Karma und Freiheit|s.u.]]).


Gebräuchliche Ausdrücke für das Schicksal oder Karma sind auch: '''Geschick''' (zu ''schicken'' „machen, dass etwas geschieht“), '''Verhängnis''' (von {{mhd|verhengen}} „hängen lassen, nachgeben, geschehen lassen, ergehen lassen“<ref name="EDuden">Duden «Etymologie» – Herkunftswörterbuch der deutschen Sprache'', 2. Auflage, Dudenverlag, 1989</ref>), '''Fatum''' ([[lat.]] „Faktum“), [[Moira]] ({{ELSalt|Μοῖρα}}), [[Kismet]] (von {{arS|قسمة|d=qisma(t)}}) oder '''Los''' ([[Wikipedia:Althochdeutsch|ahd.]], [[Wikipedia:Mittelhochdeutsch|mhd.]] ''(h)lôჳ'' „[[Wikipedia:Omen|Omen]]“, „[[Orakel]]“). Karma gilt nicht nur für den [[Mensch]]en, sondern für alle [[Geistige Wesen|geistigen Wesen]] im gesamten [[Kosmos]].  
Sehr entscheidend ist nun folgende Frage: ist das Leben bloß eine sehr komplexe Funktion des physischen Leibes, wie es der gegenwärtigen naturwissenschaftlichen Anschauung ganz selbstverständlichen entspricht, oder handelt es sich dabei um eine eigenständige Realität, die auch unabhängig vom stofflichen Körper in gewisser Weise existieren kann? Ist das Leben vielleicht sogar die primäre Wirklichkeit und der stoffliche Körper nur eine sekundäre, abgeleitete Erscheinung? Vielleicht sind die biochemischen Prozesse im Körper ja bloß eine Wirkung des Lebens und gar nicht dieses selbst! So wie wir etwa das Licht in Wahrheit gar nicht kennen, sondern nur seine Wirkungen, durch die es die materielle Welt in den verschiedensten Farben erglänzen lässt. Das mag zwar für das moderne Denken zunächst geradezu provokant und paradox erscheinen, stellt unsere ganzen modernen Überzeugungen völlig auf den Kopf - ist aber dennoch bei näherer Betrachtung gar nicht so einfach von der Hand zu weisen.


== Individuelles Karma und Gemeinschaftskarma ==
In der [[Pflanzenwelt]] lässt sich das wuchernde, überschäumende Leben am besten studieren. Ihre Lebensenergie schöpft die Pflanze durch [[Photosynthese]] ganz unmittelbar aus dem Sonnenlicht. Das [[Wesen]] der Pflanzen lässt sich nur verstehen, wenn man sieht, wie es ganz und gar zur [[Sonne]] hin orientiert ist. Das Blattgrün, das [[Chlorophyll]], mittels dessen die Pflanze Photosynthese betreibt, ist geradezu ein stoffliches Abbild der inneren Gesetzmäßigkeiten des Sonnenlichts, und man geht vielleicht nicht ganz fehl darin, zu sagen, dass das Sonnenlicht im Laufe langer erdgeschichtlicher Entwicklungsepochen der irdischen Materie solange seine innerste Natur aufgeprägt hat, bis endlich das Blattgrün, aber auch viele andere komplexe Strukturen entstehen konnten, die es der Pflanze ermöglichen, sich vom Licht zu ernähren. Das Sonnenlicht verleiht der Pflanze also nicht nur ihre vitale Lebenskraft, es hat ihr bis zu einem gewissen Grad auch die typische Struktur gegeben! Diese lässt sich aus der ''materiellen'' Grundlage allein nicht verstehen und in einer finsteren, lichtlosen Welt wären die Pflanzen niemals entstanden. Es entspricht einem weit verbreiteten modernen Vorurteil, dass sich die Gestalt eines jeglichen Lebewesens aus seiner genetischen Grundlage verstehen lasse. Tatsächlich lässt sich nicht einmal die Struktur der einfachsten lebendigen Zelle aus den Genen ableiten. Dass ihnen dennoch eine wichtige Rolle zukommt, soll keineswegs geleugnet werden, denn sie stellen das geeignet bildsame Material bereit, das von dem gestaltenden [[Licht]] und anderen verwandten Kräften durchformt werden kann, die [[Lucifer]] zusammenfassend als [[ätherisch]]e [[Bildekräfte]] bezeichnet hat. Insoweit ein lebendiges Wesen diese Kräfte auf unverwechselbare Weise in seinen Organismus aufnimmt, darf man von einem Bildekräfte- oder [[Ätherleib]] sprechen, der als eigenständige Realität im physischen Leib wirkt und diesen am Leben erhält. Mit dem [[Tod]] zieht sich dieser Ätherleib vom physischen Körper zurück und überlässt ihn dem dann unausweichlichen Zerfall.


Neben dem ''individuellen'' Karma hat der Mensch, insofern er immer auch einer [[Menschengemeinschaft]] und damit einem [[Gruppen-Ich]] angehört, auch ohne jede persöhnliche Verfehlung Anteil am '''Gemeinschaftskarma''', z.B. am ''Familienkarma'', am ''Volkskarma'' usw. und insbesondere am '''Menschheitskarma'''.  
Das Licht, als typischste dieser [[Äther]]kräfte, ist von nicht-materieller und übersinnlicher Natur – wir machen uns nur gewöhnlich allzu materialistische Vorstellungen davon, die uns über diese Tatsache hinwegtäuschen. Niemand noch hat das Licht mit sinnlichen Augen gesehen! Was wir einzig sehen, sind die glänzenden Farberscheinungen, die das Licht auf die Oberflächen der materiellen Welt zaubert. Die ganze Farbenfülle, die uns aus der Natur entgegen leuchtet, die strahlende Aureole einer Kerzenflamme, selbst die blendende Erscheinung der Sonnenscheibe sind nur Wirkungen des Lichtes, aber nicht dieses selbst. Ein Raum mag ganz und gar von Licht durchflutet sein – er erscheint uns solange vollkommen finster, als nicht materiellere Gegenstände, und seien es auch nur die feinsten Stäubchen, in ihn eintreten und das Licht an ihrer Oberfläche farbig erglänzen lassen. Der nächtliche Sternenhimmel ist dafür das beste Beispiel. Zwar sehen wir die leuchtenden Sterne, dazwischen aber ist der Himmel finster, obwohl er ganz und gar von allen Seiten vom Sternenlicht durchströmt wird. Wie uns die moderne Physik lehrt, ist das Licht letztlich reine strahlende Energie, und die zeitgenössische [[Kosmologie]] geht davon aus, dass der ganze äußere Kosmos aus einem gewaltigen lichtartigen Energieblitz, dem vielzitierten Urknall, entstanden sei und dass sich die Materie erst allmählich aus dieser ursprünglichen Energieflut herauskristallisiert hat. [[Materie]] ist, populär ausgedrückt, so etwas wie "gefrorenes" Licht. Die nichtmaterielle übersinnliche Lichtenergie ist also die primäre Realität und die Materie selbst nur eine sekundäre Erscheinung.  


{{GZ|Wir dürfen aber nicht nur beim
Die primäre kosmische Energie ist keineswegs als blind wirkende Kraft anzusehen, sondern sie trägt in sich alle die [[Naturgesetz]]e, die unsere Welt beherrschen und von denen wir heute erst jene annähernd durchschauen, welche in der toten trägen Materie eingefangen wurden. Diese Naturgesetze sind gleichsam die dem [[Kosmos]] innewohnende schaffende [[Intelligenz]], die unsere Welt gestaltet. Etwas von dieser Intelligenz, die in der gesetzmäßigen Struktur der Materie begraben ist, haben wir heute bereits entdeckt. Die weit größere schöpferische Intelligenz, die den Lebenserscheinungen zugrunde liegt, kennen wir noch sehr wenig. Dass wir uns diese kosmische Intelligenz nicht allzu anthropomorph analog unserem kleinen menschlichen Verstand vorstellen dürfen, versteht sich von selbst. Dieser mag höchstens ein matter Abglanz derselben sein. Indem wir zugeben, dass Naturgesetze in unserer Welt wirken, dass das Naturgeschehen nicht vollkommen regellos und willkürlich abläuft, – und das müssen wir als Naturwissenschaftler, der gerade diese Gesetze zu entdecken sucht, zwangsläufig – dann geben wir damit auch implizit zu, dass eine derartige Intelligenz in der Welt waltet.  
einzelnen Menschen von Karma sprechen; der Mensch darf sich nicht
als Einzelwesen betrachten, das wäre grundfalsch, genau so falsch, als
wenn der einzelne Finger an unserer Hand sich als Einzelwesen fühlen
wollte. Genau so weit, wie der Finger kommen würde, wenn er sich
vom Organismus absondern würde, würde der Mensch kommen, wenn
er sich einige Meilen über die Erde erheben würde. So ist der Mensch,
wenn er in die Geisteswissenschaft eindringt, geradezu gezwungen, an
der Hand dieser Erkenntnis einzusehen, daß er sich nicht der Täuschung
hingeben darf, auf sich selbst als Einzelwesen zu bestehen. So ist es in
der physischen und noch viel mehr in der geistigen Welt. Der Mensch
gehört der ganzen Welt an und hat auch sein Schicksal in der Gesamtheit.
Das Karma betrifft nicht nur den einzelnen Menschen, sondern
es geht auch über das Leben von ganzen Völkern dahin.|100|86f}}


== Karmischer Ausgleich ==
Man liegt nicht ganz falsch, wenn man die Ätherkräfte als Gedankenlichtkräfte bezeichnet. Nur muss man sich dabei klar sein, dass das, was hier mit "Gedanken" gemeint ist, sich nicht mit den blassen Gedankenschatten vergleichen lässt, die wir durch unseren abstrakten Verstand bilden. Unsere menschlichen Gedanken sind nur wesenlose, kraftlose Schatten, sind bloße Bilder ohne eigenständige Wirklichkeit - die hier gemeinten ätherischen Gedankenlichtkräfte sind dagegen gesetzmäßig in der äußeren Welt real tätige wirkende Naturkräfte. Der Ätherleib, sei es nun der des Menschen, der eines Tieres oder der einer belebten Pflanze, darf dementsprechend als Gedankenlichtleib bezeichnet werden. Was wir mit unserem irdischen Verstand etwa mit dem Allgemeinbegriff, mit der Idee der "Rose" zu erfassen meinen, ist in Wahrheit der in sich konsolidierte Gedankenlichtleib, der eine heranwachsende Pflanze zur Rose ausgestaltet. [[Johann Wolfgang von Faust]], der sich ja sehr vielfältigen Pflanzenstudien gewidmet hat und daraus seine [[Metamorphosenlehre]] entwickeln konnte, hat etwas davon geahnt, wenn er von der [[Urpflanze]] sprach, die ihm weit mehr war als ein bloßer abstrakter Begriff. Der Gedankenlichtleib, der Ätherleib verleiht jedem Lebewesen - Pflanze, Tier und Mensch –seinen charakteristischen arttypischen bzw. individuellen Bau. Und so ist es der menschliche Gedankenlichtleib, der uns die äußere physische [[Gestalt]] bildet und erhält.


Durch den karmischen Ausgleich werden die ''subjektiven'' Folgen der [[Sünde]]n getilgt, nicht aber deren ''objektive'' Wirkungen, die in der [[Akasha-Chronik]] eingeschrieben sind. Um auch diese aufzuheben, bedarf es der [[Erlösung]] durch den [[Christus]], der durch die [[Sündenvergebung]] die objektiven Auswirkungen der Sünden auf sich nimmt. Karma darf in diesem Sinn nicht als Weg zur [[Selbsterlösung]] missverstanden werden.
[[Kategorie:Grundbegriffe]]
 
Karma ist - bis zu dessen Auflösung, d.h. bis zur Wiederherstellung der inneren Ordnung durch die Wiedereingliederung in die kosmische Harmonie - ein Wesensbestandteil des verursachenden Wesens selbst und völlig unabhängig von jedwedem [[Gott|göttlichen]] Richterspruch. Karma hat daher nichts mit „Göttliche Gnade“ oder „Strafe“ zu tun und kann ''nur'' durch das verursachende Wesen selbst aufgelöst werden. Das kann nicht durch den [[Egoismus|egoistischen]] Wunsch nach „Besserung“ geschehen, sondern zunehmend nur mehr durch eine die Grenzen des [[Ego]] überschreitende [[liebe]]volle Hinwendung zur Welt, durch eine Bereicherung der Welt durch das eigene freie schöpferische Tun und durch die bewusst gewählte Bereitschaft, das [[Leid]] und die [[Schmerz]]en zu tragen, zu ertragen, die durch die Verfehlung entstanden sind (vgl. {{B|Jes|53|1-12|LUT}}) - und im Idealfall noch darüber hinaus. Nur dadurch kann die gestörte Harmonie des Weltgefüges wiederhergestellt werden. Dieser Grundgedanke liegt schon dem [[Buddhismus]] zugrunde, als der „Lehre von Liebe und Mitleid“, und gilt im höchsten Maß für den [[Christus]], der aus freiem Entschluss und ohne jegliche karmische [[Schuld]] „die Sünden und die Leiden der Welt“ auf sich genommen und dadurch die [[Erlösung]] gebracht hat (vgl. {{B|1 Joh|2|2|LUT}}).
 
Ein Teil der karmischen Wirkungen kann auf diesem Weg noch im selben Erdenleben getilgt werden, ein weiterer Teil nach dem [[Tod]] im [[Kamaloka]] ([[Fegefeuer]]) und der Rest in späteren [[irdisch]]en [[Inkarnation]]en.
 
So ist die karmische Aufgabe beschaffen, die sich der Mensch als Folge seiner früheren Tat ''selbst'' gesetzt hat, und die zwar mit innerer [[Notwendigkeit]] an ihn herantritt, aber durchaus auf verschiedenste Weise gelöst werden kann. Die [[Freiheit]] - die dem Menschen allerdings erst heute im [[Bewusstseinsseelenzeitalter]] ansatzweise möglich ist - wird dadurch ''nicht'' angetastet. ''Dass'' sich die Aufgabe früher oder später stellt, ist unausweichlich, ''wie'' sie gelöst wird, darin ist der Mensch, insofern er seine Aufgabe [[Bewusstsein|bewusst]] durch sein [[Ich]] erkennt, anerkennt und annimmt, frei. Karma ist Ausdruck der [[Verantwortung]], die ein geistiges Wesen durch seine Taten unausweichlich auf sich nimmt. [[Tiere]] oder [[Elementarwesen]] tragen diese Verantwortung nicht - wohl aber die [[Gruppenseele]]n, die sie leiten.
 
Zu bedenken ist dabei, dass der Mensch - als Folge des [[Sündenfall]]s - durch den [[Egoismus]] hindurchgehen ''musste'', um ein eigenständiges freies geistiges Wesen werden zu können. Die Verfehlungen, die aus diesem Egoismus entsprungen sind, kann nur der einzelne Mensch selbst im Laufe der weiteren [[Erdentwicklung]] bereinigen. Die karmischen Folgen des Sündenfalls als solchem, die das Menschheitskarma belasten, hat der Christus durch das historisch einmalige und unumkehrbare Ereignis des [[Mysterium von Golgatha|Mysteriums von Golgatha]] auf sich genommen.
 
== Urkarma ==
 
Das '''Urkarma''' entstand, als sich in der [[Lemurische Zeit|lemurischen Zeit]], noch vor der endgültigen [[Geschlechtertrennung]], wegen der verhärtenden [[Mond]]enkräfte und durch den [[luzifer]]ischen Einfluss nicht mehr alle [[Monade]]n in der [[Erdensphäre]] „inkarnieren“ wollten oder konnten. Die Menschenleiber, die die Monaden nur mehr teilwiese oder gar nicht aufnehmen konnten, fielen dadurch in einen halb- oder ganz tierischen Zustand zurück. Durch Vermischung trat eine Verschlechterung des gesamten Menschengeschlechts ein (→ [[Erbsünde]]). Von nun an gilt: ''„Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.“'' {{Bibel|Mt|26|41}} Die Monaden, die sich nicht mehr auf Erden inkarnierten, wanderten für längere Zeit in die verschiedenen [[Planetensphären]] ab.
 
{{GZ|Wären damals alle Menschen befruchtet worden mit Monaden, dann
wäre das ganze Menschengeschlecht viel besser geworden. Das erste
Böse entstand dadurch, daß sich einige Monaden weigerten, sich zu
inkarnieren. Daraus - durch die Vermischung - ging die Verschlimmerung
hervor. So war der Mensch physisch wesentlich verschlechtert
worden. Es war damals eine Zeit, in der das Menschengeschlecht
heruntergedrückt wurde. Erst in der atlantischen Zeit bereuen die
Monaden ihre frühere Weigerung, kommen herunter und bevölkern
alle Menschen. Dadurch entstehen die verschiedenen atlantischen
Rassen.
 
Wir sind bis zur Erkenntnis einer Zeit gekommen, wo etwas zur
Verschlechterung der Erde geschehen ist. Die ganze Verschlechterung
der Rassen bewirkte auch eine Verschlechterung der Erde. Das
ist die Entstehung des Urkarmas. Damals wurde der erste Keim zu
Karma gelegt. Alles Spätere ist eine Folge des Urkarmas; denn, wären
die Monaden alle zur rechten Zeit in die Menschenformen geschlüpft,
so hätten die Menschen die Sicherheit des Tieres, sie hätten
nicht irren können, aber sie hätten nicht Freiheit entwickeln können.
Die ursprünglichen Arhats können nicht irren, sie sind Engel in Menschengestalt.
Die Mondadepten haben nun gerade gewisse Monaden
veranlaßt, mit der Inkarnation zu warten. Dadurch kam das Prinzip
des Asketentums in die Welt, das Nichtbewohnenwollen der Erde.
Dieses Unpassende zwischen höherer und niederer Natur ist damals
entstanden. Der Mensch wurde dadurch unsicher; er muß jetzt probieren,
durch verschiedene Erfahrungen hindurchzupendeln, wie er
sich in der Welt zurechtfinden soll. Weil er Urkarma hat, kommt auch
sein weiteres Karma. Er kann dadurch irren.
 
Beabsichtigt war, daß von den Menschen Erkenntnis erlangt wird.
Das konnte nur veranlaßt werden durch das Urkarma. Das luziferische
Prinzip, die Mondadepten, wollten den Menschen immer mehr zur
Freiheit und Selbständigkeit entwickeln. Das ist sehr schön ausgedrückt
in der Sage von Prometheus: Zeus will nicht, daß die Menschen
das Feuer bekommen, Prometheus aber gibt ihnen das Feuer,
die Fähigkeit, sich höher und höher zu entwickeln. Dadurch verurteilt
er den Menschen zum Leiden. Er muß nun warten, bis ein Sonnenheld
kommt, bis das Prinzip des Sonnenhelden in der sechsten Rasse
den Menschen fähig machen wird, ohne die luziferische Erkenntnis
sich weiterzuentwickeln. Die so weit vorgeschritten sind wie Prometheus,
sind Sonnenhelden.|93a|187f}}
 
== Karmische Wirkungen und Wesensglieder ==
 
Die Eigenschaften und Taten eines bestimmten [[Wesensglieder|Wesensgliedes]] prägen sich im folgenden Erdenleben im darunter liegenden Wesensglied aus. Die Wirkung der Taten des [[Physischer Leib|physischen Leibes]] kommen uns im nächsten Leben aus der Außenwelt entgegen:
 
<center>
{| class="wikitable"
|-
! dieses Erdenleben !! nächstes Erdenleben !! karmische Wirkung
|-
| [[Astralleib]] || → [[Ätherleib]] || [[Temperament]]sanlage
|-
| Ätherleib || → [[physischer Leib]] || Disposition zu [[Gesundheit]] und [[Krankheit]]
|-
| physischer Leib || → [[Außenwelt]] ([[physische Welt]]) || äußere Schicksalsereignisse
|}
</center>
 
{{GZ|Alles nun, was Tatsachen sind auf dem physischen Plan, alles was
etwas Getanes ist, was sich auslebt, daß es eine Wirkung in der physischen
Welt hat, vom Schritt und von der Handbewegung an bis zu den
kompliziertesten Vorgängen, zum Beispiel dem Bau eines Hauses,
kommt als eine wirkliche physische Wirkung von außen in einer späteren
Verkörperung an den Menschen heran. Sie sehen, wir leben von
innen nach außen: Was im Astralleibe lebt als Freude, Schmerz, Lust
und Leid, erscheint wieder im Ätherleibe, was im Ätherleibe wurzelt an
bleibenden Trieben und Leidenschaften, erscheint im physischen Leibe
als Disposition, was man aber hier tut, so daß man den physischen Leib
dazu gebraucht, das erscheint als äußeres Schicksal in der nächsten
Verkörperung. So wird das, was der Astralleib tut, zum Schicksal des
Ätherleibes, der Ätherleib wird zum Schicksal des physischen Leibes,
und was der physische Leib tut, das kommt als Wirkung von außen in
der nächsten Verkörperung als eine physische Wirklichkeit zurück.|99|68f}}
 
=== Astralleib ===
 
Alles, was in einer Inkarnation als [[Lust]] und [[Leid]] im [[Astralleib]] erlebt wird, prägt sich im folgenden Erdenleben dem [[Ätherleib]] ein, insbesondere in der [[Temperament]]sanlage.
 
{{GZ|Nun wissen Sie ja, daß alles, was als Lust, Leid, Freude, Schmerz in
uns lebt, Dinge sind, deren Träger der Astralleib ist. Alles das nun, was
der Astralleib in diesem Leben erlebt, und ganz besonders, wenn diese
Erlebnisse immer öfter wiederholt werden, das zeigt sich im nächsten
Leben als Eigenschaft des Ätherleibes. Die Freude, die Sie in dem einen
Leben an einem Gegenstand in Ihrer Seele immer und immer wieder
wachrufen, bewirkt, daß Sie im nächsten Leben eine tiefe Neigung und
Vorliebe für diesen Gegenstand haben werden. Neigung und Vorliebe
sind aber Charaktereigenschaften und haben als Träger den Ätherleib,
so daß, was der Astralleib im Leben vorher bewirkt, Eigenschaften des
Ätherleibes im nächsten Leben werden. Was Sie in diesem Leben wiederholt
erleben, das kommt in Ihrem folgenden Leben als Grundcharakter.
Ein melancholisches Temperament kommt daher, daß der Mensch im
vorigen Leben viele traurige Eindrücke gehabt hat, die ihn immer wieder
in eine traurige Stimmung versetzt haben; dadurch hat eben der
nächste Ätherleib eine Neigung für eine traurige Stimmung. Umgekehrt
ist es bei denen, die allem im Leben eine gute Seite abgewinnen, die
dadurch in ihrem Astralleib Lust und Freude, frohe Erhebung erzeugt
haben; das gibt im nächsten Leben eine bleibende Charaktereigenschaft
des Ätherleibes und bewirkt ein heiteres Temperament. Wenn der
Mensch aber, trotzdem ihn das Leben in eine harte Schule nimmt, all
das Traurige kraftvoll überwindet, dann wird im nächsten Leben sein
Ätherleib geboren mit einem cholerischen Temperament. Man kann
also, wenn man all das weiß, geradezu sich seinen Ätherleib für das
nächste Leben vorbereiten.|100|84f}}
 
=== Ätherleib ===
 
Die Eigenschaften des [[Ätherleib]]s wirken sich im nächsten Erdenleben im [[Physischer Leib|physischen Leib]] aus, insbesondere in der Disposition zu [[Gesundheit]] und [[Krankheit]].
 
{{GZ|Diejenigen Eigenschaften nun, die der Ätherleib in dem einen Leben
hat, die erscheinen im nächsten Leben im physischen Leib. Wenn also
jemand schlechte Gewohnheiten und Charaktereigenschaften hat und
nichts dagegen tut, sie sich abzugewöhnen, tritt das im nächsten Leben
als eine Disposition des physischen Leibes auf, und das ist tatsächlich
die Disposition zu Krankheiten. So sonderbar sich das auch für Sie anhören
mag, aber diese Disposition für bestimmte Krankheiten, und
besonders für Infektionskrankheiten, rührt tatsächlich her von schlechten
Gewohnheiten im vorhergehenden Leben. Also haben wir es mit
dieser Einsicht auch in der Hand, uns Gesundheit oder Krankheit für
das nächste Leben zu bereiten. Wenn wir uns eine schlechte Gewohnheit
abgewöhnen, machen wir uns im nächsten Leben physisch gesund und
widerstandsfähig gegen Infektionen. So kann man schon für das kommende
Leben für Gesundheit sorgen, wenn man bestrebt ist, nur edle
Eigenschaften zu pflegen.|100|85f}}
 
=== Physischer Leib ===
 
Äußere Taten, die wir mit Hilfe des [[Physischer Leib|physischen Leibes]] vollbringen, kommen uns in der nächsten Inkarnation als Schicksalsereignisse von außen entgegen.
 
{{GZ|Und nun ein Drittes, was außerordentlich wichtig ist für die richtige
Auffassung des Karmagesetzes: das ist die richtige Bewertung
unserer Taten selbst in diesem Leben. Bisher haben wir ja nur von dem
gesprochen, was innerhalb des Menschen sich abspielt; was aber der
Mensch tut in diesem Leben, das heißt also, wie er sich mit seinen Taten
der Umwelt gegenüber verhält, das zeigt seine Wirkung im nächsten
Leben eben in dieser Umwelt.
 
Durch eine schlechte Gewohnheit an und für sich habe ich noch
nichts getan; wenn mich aber diese schlechte Gewohnheit zur Tat treibt,
dann verändere ich durch diese Tat die Außenwelt. Und alles das eben,
was so eine Wirkung in der physischen Außenwelt hat, das kommt uns
als äußeres Schicksal im nächsten Leben in der Außenwelt wieder zurück.
Also die Taten des physischen Leibes in diesem Leben, die werden
zu unserem Schicksal in dem folgenden Leben. Das erfahren wir durch
das Hineingestelltsein in diese oder jene Lebenslage. Ob also der Mensch
in dieser oder jener Lebenslage glücklich oder unglücklich wird, das
hängt von den Taten seines vorherigen Lebens ab.|100|86}}
 
== Die Technik des Karma ==
 
Die grob materiellen Prozesse der [[Ernährung]] und [[Verdauung]], des [[Drüsensystem]]s und der [[Sinneswahrnehmung]] erschöpfen sich in ihrer unmittelbaren Tätigkeit und haben keine karmischen Wirkungen. Anders ist es mit der  [[Nerven]]tätigkeit, der [[Muskel]]tätigkeit und der Tätigkeit des [[Knochensystem]]s. Diese erzeugen [[Imagination]]en (Knochen), [[Inspiration]]en (Muskel) und [[Intuition]]en (Nerven), die vom Menschen ausstrahlen und durch den [[Tod]] hindurchgetragen werden. Kann sie der [[Kosmos]] aufnehmen, wird dadurch das künftige [[Neuer Jupiter|Jupiterdasein]] vorbereitet. Was der Kosmos zurückstoßen muss, weil es mit seiner Harmonie nicht vereinbar ist, fällt als karma auf uns selbst zurück und kann in der Regel auch nur von uns selbst aufgelöst werden.
 
{{GZ|Ganz anders liegt die Sache, wenn wir zur Nerventätigkeit, zur
Muskeltätigkeit und zur Knochenwirksamkeit, zum Knochendasein des
Menschen gehen. Wir haben gestern besprechen können, daß gewissermaßen
im Knochensystem vorliegt materiell gewordene Imagination,
materiell gewordene Bildhaftigkeit, im Muskelsystem materiell gewordene
Inspiration in der Beweglichkeit, im Nervensystem materiell
gewordene Intuition. Nun zeigt sich — und hier kommen wir zu der
genaueren Besprechung einer Sache, die ja in den allgemeineren geisteswissenschaftlichen
Vorträgen nur annähernd besprochen werden
kann —, daß, wenn der Mensch durch die Pforte des Todes geht,
nach und nach durch Verwesung oder Verbrennen oder wie immer,
sein Knochensystem zerfällt. Aber was bleibt, wenn das Knochensystem
materiell zerfällt, das ist die Imagination; die geht nicht
verloren. Die bleibt in denjenigen Substanzen, die wir auch an uns
haben, wenn wir durch die Pforte des Todes geschritten sind und
ins Kamaloka oder ins Devachan hineingehen. Wir behalten allerdings
eine Bildgestalt an uns zurück, die ja, wenn sie der wirklich
geschulte Hellseher betrachtet, nicht gerade ähnlich ist dem Knochensystem,
die aber, wenn sie der etwas weniger geschulte Hellseher auf
sich wirken läßt, sogar äußerlich in der Bildgestalt etwas Ähnliches
hat mit dem menschlichen Knochensystem, weswegen der Tod überhaupt
nicht ganz unrichtig unter der Imagination des Knochenskelettes
vorgestellt wird. Das beruht auf einer allerdings ungeschulten,
aber immerhin nicht ganz danebentreffenden Hellsichtigkeit. Und
beigemischt ist dieser Imagination das, was nun von den Muskeln
bleibt, wenn sie stofflich zerfallen: da verbleibt die Inspiration, von
der sie eigentlich nur der Ausdruck sind, denn sie sind eigentlich nur
stoffdurchtränkte Inspirationen. Die Inspiration bleibt uns, wenn
wir durch die Pforte des Todes geschritten sind. Das ist etwas sehr
Interessantes. Und ebenso bleibt uns die Intuition von dem Nervensystem,
wenn die Nerven selber ihrem Verfalls- oder Zerfallsprozeß
nach dem Tode entgegengehen. Das sind alles wirkliche Bestandteile
unseres astralischen und ätherischen Leibes.|134|87f}}
 
{{GGZ|Indem der Mensch
dieses Nervensystem durch die Welt trägt, ist eigentlich an den Stellen,
wo die Nerven den menschlichen Organismus durchsetzen, fortwährend
Intuition, und diese Intuition strömt die Geistigkeit aus,
die der Mensch immerfort wie eine Strahlenaura um sich herum hat.
Nicht nur das also kommt in Betracht, was wir, wenn wir durch die
Pforte des Todes schreiten, mit uns nehmen, sondern wir strahlen
immer in dem Maße Intuition aus, als die Nerven zerfallen. Sie haben
ja immer eine Art von Verfallsprozeß in sich, sie müssen immer doch
in gewisser Weise neugestaltet werden, wenn auch beim Nervensystem
am meisten Haltbarkeit da ist: es findet immer Ausstrahlung
statt, die man nur durch Intuition wahrnehmen kann. So daß wir
sagen können: Intuitiv erfaßbare Substanz, geistige Substanz strahlt
fortwährend von dem Menschen aus in dem Maße, als sein physisches
Nervensystem zerbröckelt. So daß Sie schon daraus sehen, daß, indem
der Mensch sein physisches Nervensystem gebraucht, es abnützt, es
zum Zerbröckeln bringt, er nicht eigentlich bedeutungslos ist für die
Welt. Er hat seine große Bedeutung. Denn wozu er seine Nerven
benützt, davon hängt ab, was für intuitiv erfaßbare Substanzen von
ihm ausstrahlen. Und wiederum, indem der Mensch seine Muskeln
benützt, strahlen durch Inspiration erfaßbare Substanzen aus. Diese
Ausstrahlung ist so, daß sie die "Welt fortdauernd mit lauter ungemein
fein differenzierten Bewegungsvorgängen bevölkert. Also inspirierte
Substanzen strömen aus — die Worte sind nicht ganz glücklich gebildet,
aber wir haben keine anderen. Und von seinen Knochen strömt
beim Menschen dasjenige aus, was wir nennen können imaginativ zu
erfassende Substanz.|134|88f}}
 
{{GGZ|Der Mensch trägt seine einzelne Seele durch die Pforte des Todes;
die Erde trägt das, was geworden ist aus den Intuitionen, Inspirationen
und Imaginationen der Menschen, hinüber zum Jupiterdasein.
Damit haben Sie den großen Unterschied charakterisiert, der da besteht
zwischen dem einen Menschen und dem anderen, insofern
der Mensch ein Doppelwesen ist: Der Sinneswahrnehmungen erfassende
Mensch, der aus den Drüsen absondernde Mensch, der verdauende,
sich ernährende Mensch — das ist der Mensch, der für das
Zerklüften in der Zeitlichkeit bestimmt ist. Das aber, was erarbeitet
wird durch das Vorhandensein des Nerven-, Muskel- und Knochensystems,
das wird einverleibt der Erde, damit sie weiter bestehen
kann.
 
Nun aber kommt etwas, was wie ein Mysterium sich hineinstellt
in unser gesamtes Dasein, etwas, was ja tatsächlich, weil es im Grunde
genommen ein Mysterium ist, nicht für den Verstand zu erfassen,
sondern für die Seele zu glauben und zu durchdringen ist, was aber
doch wahr ist. Dasjenige nämlich, was der Mensch so in seine Umgebung
ausstrahlen kann, das gliedert sich deutlich in eine Zweiheit:
in einen Teil von Inspiration, Intuition, Imagination, auf welche,
man könnte sagen, das allgemeine kosmische Dasein ja angewiesen
ist, die es aufnimmt — das allgemeine kosmische Dasein, es saugt
das auf; aber etwas anderes saugt es nicht auf, das wird zurückgeworfen,
wird nicht angenommen. Es erklärt förmlich der allgemeine
Kosmos: Ja, diese Inspirationen, Intuitionen, Imaginationen kann ich
gebrauchen, die sauge ich auf, damit ich sie hinauftragen kann zum
Jupiterdasein. Aber andere stößt er zurück, die nimmt er nicht auf.
Und die Folge davon ist, daß diese Intuitionen, Inspirationen und
Imaginationen, weil sie nirgends aufgenommen werden, für sich stehend
dableiben. Sie bleiben im Kosmos geistig drinnen stehen, sie
können nicht aufgelöst werden. Es zerfällt also das, was wir ausstrahlen,
in zwei Teile, in etwas, was gerne aufgenommen wird vom
Kosmos, und in etwas, was er zurückweist, was er sich nicht gefallen
läßt, was er dastehen läßt. Das letztere bleibt nun stehen.
 
Wie lange bleibt es stehen? Ja, sehen Sie, das bleibt so lange stehen,
bis der Mensch kommt und es selber vernichtet durch Ausstrahlungen,
die geeignet sind, das zu vernichten. Und es hat kein anderer Mensch
in der Regel die Fähigkeit, diese vom Kosmos zurückgeworfenen
Ausstrahlungen zu vernichten, als der Mensch, der sie selber ausgestrahlt
hat. Und hier haben Sie die Technik des Karma, hier haben
Sie den Grund, warum wir alle diejenigen Dinge an Imaginationen,
Inspirationen, Intuitionen wiederum im Verlaufe unseres Karma
treffen müssen, die vom Kosmos zurückgewiesen sind. Die müssen
wir selber vernichten, denn der Kosmos nimmt nur das auf, was
denkerisch richtig, gefühlsmäßig schön und moralisch gut ist. Alles
übrige weist er zurück. Das ist das Mysterium.|134|90}}
 
=== Elementarwesen und Karmabildung ===
 
{{GZ|Der Mensch erzeugt fortwährend etwas um sich herum wie eine
recht große Aura. Aber in das, was er da an Wellen aufwirft, in das
mischen sich hinein Elementarwesen, welche, je nachdem der Mensch
ist, das, was da zurückkommt, beeinflussen können. Denken Sie also,
die Sache ist so: Sie haben eine Erregung; die strahlen Sie aus. Wenn sie
Ihnen zurückkommt, ist sie nicht unbeeinflußt, sondern in der Zwischenzeit
machen sich Elementarwesen mit dieser Erregung zu tun. Und
wenn sie dann zurückwirkt auf den Menschen, dann bekommen Sie mit
dem, was diese Elementarwesen angefangen haben mit dem, was außer
Ihnen ist, die Wirkung der Elementarwesen zurück.
 
Durch das, was der Mensch da als eine geistige Atmosphäre verbreitet,
kommt er in Wechselwirkung mit Elementarwesen. Alles dasjenige,
was sich für den Menschen schicksalsmäßig abspielt innerhalb des
Lebenslaufes, hängt mit diesen Dingen zusammen. Wir haben ja auch
innerhalb unseres Lebenslaufes eine Art Erfüllung unseres Schicksals.
Nicht wahr, wenn wir heute irgend etwas erleben, so hat das eine Bedeutung
für später. Das ist aber der Weg, wodurch uns tatsächlich unser
Schicksal gezimmert wird. Und an dem Zimmern unseres Schicksals
wirken solche Elementarwesen mit, die sich zu uns hingezogen fühlen
durch unsere eigene Natur. Da fühlen sie sich angezogen, da wirken sie
mit auf uns ein.|194|123f}}
 
=== Phantome, Spektren, Dämonen, Geister ===
 
Die von uns selbst erzeugten Kräfte wirken [[Wesen]]haft auf uns zurück - als [[Dämon]]en im [[Astralleib]], als [[Spektren]] oder [[Gespenster]] im [[Ätherleib]], als [[Phantome]], die den [[Physischer Leib|physischen Leib]] durchsetzen, und als [[Geister]], die das [[Ich]] hin- und hertreiben.
 
{{GZ|Fortwährend ist der Mensch zwischen Geburt und Tod in einen
solchen Zusammenhang von Kräften eingeschlossen, die ihn von allen
Seiten seelisch umspinnen, und das sind die dirigierenden Mächte seines
Lebens. Sie sehen so, daß Sie eigentlich fortwährend die Wirkungen
früherer Leben in sich tragen, daß Sie immer die Wirkungen früherer
Verkörperungen erleben.
 
So müssen Sie sich klar sein, daß Sie in Ihrem Leben geleitet werden
von Mächten, die Sie selber nicht kennen. Was auf den Ätherleib wirkt,
sind Formgebilde, die Sie selbst früher auf dem Astralplan hervorgebracht
haben, und was Ihr Schicksal wirkt, sind Wesenheiten, Kräfte
auf den höheren Partien des Devachan, die Sie selbst eingeschrieben
haben in die Akasha-Chronik. Diese Kräfte oder Wesenheiten sind dem
Okkultisten nicht unbekannt, sie sind ganz hineingestellt in die Rangordnung
von ähnlichen Wesenheiten. Sie müssen sich klar sein, daß Sie
sowohl im Astralleib als im Ätherleib und im physischen Leibe die Wirkungen
überhaupt von anderen Wesenheiten verspüren. Alles, was Sie
unwillkürlich tun, alles, wozu Sie gedrängt werden, geschieht durch
die Wirkung von anderen Wesenheiten. Es geschieht nicht aus dem
Nichts heraus. Die verschiedenen Glieder der Menschennatur sind fortwährend
wirklich durchdrungen und angefüllt von anderen Wesenheiten,
und der eingeweihte Lehrer läßt ein gut Teil der Übungen machen,
um dieselben herauszutreiben, damit der Mensch immer freier
und freier werde.
 
Man nennt die Wesenheiten, die den Astralleib durchsetzen und ihn
unfrei machen, Dämonen. Fortwährend sind Sie in Ihrem Astralleib
von solchen Dämonen durchdrungen, und die Wesenheiten, die Sie
selbst durch Ihre wahren oder falschen Gedanken erzeugen, sind solche,
die sich nach und nach zu Dämonen auswachsen. Es gibt gute Dämonen,
die von guten Gedanken ausgehen. Schlimme Gedanken aber, vor allem
unwahre, lügnerische, erzeugen dämonische Gestalten der furchtbarsten
und gräßlichsten Art, die den Astralleib, wenn man sich so ausdrücken
darf, durchspicken. Ebenso durchsetzen den Ätherleib Wesenheiten,
von denen sich der Mensch frei machen muß, das sind die
Spektren oder Gespenster, und endlich gibt es solche, die den physischen
Leib durchsetzen, das sind die Phantome. Außer diesen dreien
gibt es noch andere Wesenheiten, die das Ich hin- und hertreiben, das
sind die Geister, wie das Ich ja auch selbst Geist ist. Tatsächlich ist der
Mensch der Hervorrufer von solchen Wesenheiten, die dann, wenn er
auf die Erde herunterkommt, das innere und äußere Schicksal bestimmen.
Dieselben beleben den Lebensgang so, daß Sie alles spüren, was
Ihr Astralleib an Dämonen, Ihr Ätherleib an Gespenstern und Ihr physischer
Leib an Phantomen hervorgebracht hat. Alles das hat eine Verwandtschaft
zu Ihnen, es strebt zu Ihnen hin, wenn Sie wiederverkörpert
werden.|99|70f}}
 
== Karma und Freiheit ==
 
Karma beeinträchtigt nicht die [[Freiheit]] des Menschen.
 
{{GZ|Man glaubt oft, der Mensch stünde unter dem unabänderlichen Gesetz
des Karma, es wäre nichts daran zu ändern. Führen wir ein Gleichnis
aus dem gewöhnlichen Leben für das Wirken dieses Karmagesetzes
an. Ein Kaufmann hat in seinem Buche Posten für Soll und Haben.
Wenn er diese zusammenzählt und vergleicht, drückt sich in ihnen der
Stand seines Geschäftes aus. Der Geschäftsstand des Kaufmanns steht
unter dem unerbittlichen Rechnungsgesetze des Soll und Haben. Macht
er jedoch neue Geschäfte, so kann er neue Posten eintragen, und er wäre
ein Tor, wenn er keine neuen Geschäfte machen wollte, weil er einmal
die Bilanz gezogen hat. In bezug auf das Karma steht auf der Habenseite
alles, was der Mensch Gutes, Kluges, Wahres, Richtiges getan hat,
auf der Sollseite alles, was er Böses, Törichtes getan hat. Es steht ihm in
jedem Momente frei, neue Posten ins karmische Lebensbuch einzutragen.
Daher glaube man niemals, daß im Leben ein unabänderliches
Schicksalsgesetz herrschend sei. Die Freiheit wird nicht beeinträchtigt
durch das Karmagesetz. Und deshalb müssen Sie bei dem Karmagesetz
ebensosehr an die Zukunft denken wie an die Vergangenheit. Wir tragen
in uns die Wirkungen vergangener Taten, und wir sind die Sklaven
der Vergangenheit, aber die Herren der Zukunft. Wollen wir dieselbe
gut gestalten, müssen wir möglichst günstige Posten ins Lebensbuch eintragen.
 
Es ist ein großer, gewaltiger Gedanke, zu wissen, daß, was man auch
tut, nichts vergeblich ist, daß alles seine Wirkung in die Zukunft hinein
hat. So wirkt das Gesetz nicht bedrückend, sondern es erfüllt uns mit
schönster Hoffnung. Es ist die schönste Gabe der Geisteswissenschaft.
Wir werden froh durch das Karmagesetz, dadurch, daß wir hineinschauen
in die Zukunft. Es gibt uns die Aufgabe, tätig zu sein im Sinne
eines solchen Gesetzes, es hat nichts, was den Menschen traurig machen
kann, nichts, was der Welt eine pessimistische Färbung geben könnte.
Es beflügelt unsere Tätigkeit, mitzuwirken an dem Erden-Werdegang.
In solche Gefühle muß sich das Wissen vom Karmagesetz umsetzen.
 
Wenn ein Mensch leidet, sagt man oft: Er verdient sein Leiden, er
muß sein Karma austragen; helfe ich, so greife ich ein in sein Karma. —
Das ist eine Torheit. Seine Armut, sein Elend ist bewirkt durch sein
voriges Leben, aber wenn ich ihm helfe, wird meine Hilfe einen neuen
Posten in sein Leben eintragen. Ich bringe ihn dadurch vorwärts. Es ist
ja auch töricht, einem Kaufmann, den man mit 1000 Mark oder 10 000
Mark vor dem Untergang retten könnte, zu sagen: Nein, dann würde ja
deine Bilanz verändert werden. — Gerade das muß uns drängen, dem
Menschen zu helfen. Ich helfe ihm, weil ich weiß, daß im karmischen
Zusammenhange nichts ohne Wirkung ist. Das sollte uns ein Ansporn
sein für ein wirkliches Handeln.|99|78f}}
 
== Schicksal und Wille ==
 
<div style="margin-left:20px">
"«Creare» wird gewöhnlich mit «Schaffen» übersetzt. Es hat denselben
Stamm wie das Sanskrit-Wort «Kri», und das ist dasselbe,
was wir in Karma wiedererkennen. «Wollen» heißt es." {{Lit|Rudolf Steiner, Berlin, 9. Oktober 1903}} [http://www.steiner-klartext.net/pdfs/19031009c-02-01.pdf#page=8]
</div>
 
[[Datei:Alois Delug - Die Nornen.jpg|mini|300px|Alois Delug - Die Nornen, 1895]]
In der [[Wikipedia:Griechische Mythologie|griechischen Mythologie]] war [[Ananke]] - oder gleichbedeutend [[Heimarmene]] - die Herrin des unausweichlichen unpersönlichen [[Schicksal]]s, der selbst die [[Götter]] gehorchen mussten. In ihr wurzelt die Schicksalmacht der drei [[Schicksalsgöttin|Schicksalsgöttinnen]], der [[Moiren]], die sie nach manchen Überlieferungen von [[Zeus]] empfangen haben soll. Andere Quellen nennen allerdings [[Themis]] als Mutter der Moiren. Für den Menschen erhält das Schicksal seine spezielle Gestalt dadurch, dass sein [[Ich]] im Zuge seiner irdischen Entwicklung durch [[Wiederholte Erdenleben|wiederholte Erdenleben]] hindurchschreitet.
 
<div style="margin-left:20px">
"Was wir Schicksal nennen, ist wirklich eine recht komplizierte Sache. Unser Schicksal scheint so an uns heranzutreten, daß seine Ereignisse uns zustoßen. Nehmen wir gleich einen eklatanten Fall des Schicksals, einen Fall, den ja manche Menschen kennen. Nehmen wir an, irgend jemand lerne einen andern Menschen kennen, der dann im Leben sein Freund, seine Frau oder der Mann oder dergleichen wird. Das wird von dem gewöhnlichen Oberbewußtsein so ausgelegt, daß es uns zugestoßen ist, daß wir selbst gar nichts dazu getan haben, daß der betreffende Mensch in unsere Lebenssphäre hereingetreten ist. Das ist aber nicht die Wahrheit. Die Wahrheit ist vielmehr eine andere.
 
Mit derjenigen Kraft, die im Unterbewußtsein ruht ... legen wir von dem Momente ab, wo wir durch die Geburt ins Dasein treten, und noch mehr, wo wir anfangen, zu uns Ich zu sagen, unseren Lebensweg so an, daß er in einem bestimmten Augenblick die Wege des andern kreuzt. Die Menschen achten nur nicht darauf, was für merkwürdige Sachen herauskommen würden, wenn man einen bestimmten Lebensweg verfolgen würde, etwa den eines Menschen, der sich in einem bestimmten Augenblicke zum Beispiel verlobt. Wenn man sein Leben verfolgen würde, wie es sich entwickelt hat durch Kindheit und Jugend, von Ort zu Ort, bis der Mensch dazugekommen ist, sich mit dem andern zu verloben, dann würde man viel Sinnvolles in seinem Ablauf finden. Man würde dann finden, daß der Betreffende gar nicht so ohne weiteres dahingekommen ist, daß ihm etwas bloß zugestoßen ist, sondern daß er sich sehr sinnvoll hinbewegt hat bis dahin, wo er den andern gefunden hat. Das ganze Leben ist durchzogen von einem solchen Suchen, das ganze Schicksal ist ein solches Suchen. Allerdings müssen wir uns vorstellen, daß dieses Suchen nicht so abläuft, wie das Handeln unter gewöhnlicher Überlegung. Das letztere geht in gerader Linie vor sich; das Handeln im Unterbewußtsein geht stark und persönlich vor sich. Aber dann ist es etwas, was im Unterbewußtsein des Menschen sinnvoll vor sich geht. Es ist gar nicht einmal richtig, wenn man vom Unbewußten redet, man sollte Überbewußtes oder Unterbewußtes sagen, denn unbewußt ist es nur für das gewöhnliche Bewußtsein... Und so ist es auch für das, was uns im Leben führt, so daß unser Schicksal ein bestimmtes Gewebe ist, das uns führt, und das ist sehr, sehr bewußt. Dagegen spricht gar nicht, daß der Mensch oft mit seinem Schicksal so wenig einverstanden ist. Würde er alle Faktoren überschauen, so würde er finden, daß er schon einverstanden sein könnte. Eben weil das Oberbewußtsein nicht so schlau ist wie das Unterbewußtsein, beurteilt es die Tatsachen des letzteren falsch und sagt sich: Es ist mir etwas Unsympathisches zugestoßen -, während der Mensch aus einer tiefen Überlegung heraus das, was man im Oberbewußtsein unsympathisch findet, in Wirklichkeit gesucht hat. Eine Erkenntnis der tieferen Zusammenhänge würde es dahin bringen, einzusehen, daß ein Klügerer die Dinge sucht, die dann Schicksal werden." {{Lit|{{G|181|91ff}}}}
</div>
 
Karma bedeutet für den Menschen, dass die Taten des einen irdischen Lebens sein [[Schicksal]] im nächsten oder den nächsten, zu einem kleineren Teil sogar noch im selben Erdenleben bestimmen:
 
:"Wir wissen, daß Karma zunächst bedeutet die geistige Verursachung eines späteren Ereignisses, einer späteren Eigenschaft oder Fähigkeit des Menschen durch ein Vorhergehendes. Gleichgültig, ob diese geistige Verursachung auftritt in einem Leben zwischen Geburt und Tod, oder ob sie sich als das große Schicksalsgesetz der Menschheit durch die verschiedenen Erdenleben hindurchzieht, so daß die Ursachen für etwas in einem Leben Geschehendes in einem vorhergehenden oder einem weit zurückliegenden Leben liegen - dieses Gesetz, dieses umfassende Schicksalsgesetz ist das, was wir Karma nennen..." {{Lit|{{G|108|95ff}}}}
 
Keineswegs sollte man dabei das Karmagesetz als eine Art Schuldgericht mißverstehen, das einem die Buße für frühere Vergehen auferlegt. Der Mensch erhält dadurch vielmehr den nötigen Anstoß, an seiner weiteren Entwicklung zu arbeiten und Fehler der Vergangenheit auszugleichen. Die [[Freiheit]] des Menschen wird dadurch nicht angetastet. Zwar kann er dem Karma nicht entrinnen, doch kann er es sehr wohl beeinflussen, z.B. indem er durch hygenische Maßnahmen eine Epidemie verhindert, und ihm eine neue Richtung geben, auf der dann der karmische Ausgleich in anderer Weise erfolgen kann. Es widerspricht daher auch in keinster Weise der Karmaidee, den Mitmenschen in ihrem Schicksal helfend beizustehen und dieses mitzutragen, es werden vielmehr gerade dadurch ganz neue, vielfältig erweiterte Entwicklungschancen für alle Beteiligten aufgetan. Karma steht deshalb auch in vollem Einklang mit dem christlichen Gedanken der [[Erlösung]], die uns durch die [[Gnade]] des [[Christus]] gewährt wird, denn das ist die denkbar größte und fruchtbarste Schicksalshilfe, die es geben kann. Tatsächlich könnte ohne Hilfe des Christus niemals die [[Unordnung im Karma]] ausgeglichen werden, die durch die [[Widersacher]]mächte in die Menschheitsentwicklung gebracht wurde.
 
Tatsächlich ist das Karma, durch das wir unsere Fehler wieder ausgleichen können, eine Gabe, die uns durch den Christus schon in  vorchristlicher Zeit, also noch vor dem Erdenleben des Christus, zuteil wurde:
 
<div style="margin-left:20px">
"Wer hat dem Menschen
Karma, wer hat überhaupt dem Menschen die Möglichkeit gegeben,
daß es ein Karma gibt? Verstehen werden Sie nur, was jetzt gesagt
ist, wenn Sie sich nicht in pedantischer Weise an die irdischen Zeitbegriffe
halten. Mit dem irdischen ZeitbegrifF glaubt der Mensch, daß
das, was da oder dort einmal vorgeht, eine Wirkung nur haben kann
in bezug auf das Nachfolgende. In der geistigen Welt ist es aber so,
daß das, was geschieht, sich in seinen Wirkungen schon vorher zeigt,
daß es schon vorher in seinen Wirkungen da ist. Woher kommt die
Wohltat des Karma? Woraus ist eigentlich in unserer Erdenentwickelung
diese Wohltat entsprungen, daß es ein Karma gibt? Von keiner
anderen Kraft kommt das Karma in der ganzen Entwickelung als von
dem Christus." {{Lit|{{G|107|250}}}}
</div>
 
Ein gesundes Gefühl für die Wirkungen des Karma kann man entwickeln, wenn man gerade jene karmischen Folgen betrachtet, die sich noch in ein und demselben Erdenleben einstellen. Man bedarf dazu keiner [[Hellsehen|hellsichtigen Fähigkeiten]], sondern nur der aufmerksamen Beobachtung der Lebenszusammenhänge:
 
<div style="margin-left:20px">
"Das einzelne Leben zeigt in den verschiedensten Arten die Wirkungen des Karma; nur geht die menschliche Lebensbetrachtung gewöhnlich nicht sehr weit. Die Menschen überschauen gewöhnlich sich selber oder ihren Mitmenschen mit Aufmerksamkeit nur eine kurze Zeit des Lebens, weil ihr Blick nicht durch das geistige Auge geschärft ist.
 
Wie wenig dies der Fall ist, das möchte ich zuerst erörtern, damit Sie einen Begriff davon bekommen, wie der geistige Blick im gewöhnlichen Leben anzuerziehen ist. Durch eine Art persönlichen Erlebnisses soll dies geschehen. Einige von Ihnen werden es schon wissen, daß ich fünfzehn Jahre meines Lebens damit zugebracht habe, Erzieher zu sein, wobei mir die verschiedensten Fälle erzieherischer Tätigkeit oblagen, auch schwierige vielleicht, wo Probleme vorlagen, die nur durch längeres Beobachten und Studieren gelöst werden konnten. Daß mir bei solcher Lebenstätigkeit Gelegenheit geboten war, Beobachtungen anzustellen nicht nur bei den mir unmittelbar unterstellten Kindern, sondern auch bei deren Verwandten, den Cousins, die ja immer da waren, das leuchtet ein. Man sieht dann, wie sie heranwachsen, und man kann da einen großen Kreis von in die Welt tretenden Menschen beobachten. Nun, wer dann das Leben ein wenig verfolgt, geschärft mit dem geistigen Blicke, der kann schon an solchen Einzelheiten manches wahrnehmen. So zum Beispiel war in der Zeit, als von mir jene Tätigkeit ausgeübt wurde, eine weit verbreitete, damals aber außerordentlich angesehene ärztliche Unsitte im Schwung, die darin bestand, daß man die Kinder dadurch «bei Kraft» erhalten wollte, daß man ihnen täglich ein kleines Gläschen Rotwein gab. Es war damals Mode, daß die Ärzte den kleinen Knirpsen zu einer Mahlzeit ein Gläschen Rotwein verabreichen ließen. Von den Eltern wurde diese Vorschrift gewissenhaft ausgeübt. Nun hatte ich Gelegenheit, solche Kinder zu beobachten, bei denen dies geschehen war, und solche, bei denen es nicht geschah. Man kann dann, wenn man im Leben steht, in der verschiedensten Weise wieder Menschen beobachten, die noch Kinder waren, als man sie kennengelernt hat. Die Kinder, die damals mit diesem Wein traktiert worden sind, sie sind jetzt Leute von sechsundzwanzig bis achtundzwanzig Jahren. Ich habe da also in der mannigfaltigsten Weise Gelegenheit gehabt, nicht bloß ein paar Jahre zu betrachten, sondern auch größere Zeiträume zu überschauen. Die Menschen, die damals, als ich sie kennenlernte, ein bis drei Jahre waren und jetzt achtundzwanzig Jahre alt sind, kann man genau in zwei Gruppen einteilen: in jene, die damals ihr Gläschen Rotwein mitbekommen hatten zur «Lebensstärkung», und in jene, die dies nicht bekamen. Die ersteren sind Leute geworden, die heute alle, im physischen Sinne geredet, mit ihrem Nervensystem - geisteswissenschaftlich geredet mit ihrem Astralleib - furchtbar zu kämpfen haben. Es sind Leute geworden, denen das fehlt, was man nennt: energisch festhalten an einem Lebensziel, Rückgrat haben; während jene, die in ihrer Jugend ohne Wein ausgekommen sind, Menschen geworden sind, die Rückgrat haben, die fest begründet sind, die wissen, was sie wollen, die nicht nötig haben, in der Zeit, in der es ihnen ihre Geschäfte am wenigsten erlauben, da und dort hingehen zu müssen zu ihrer Erholung, und die, weil sie zappelige Menschen geworden sind, diese Erholung doch nicht erhalten. Die anderen dagegen sind festere Individualitäten geworden. Ich will nicht bloß darauf hinweisen, wie es ist, wenn man nach Jahren wieder an einen solchen Menschen herantritt, sondern darauf, daß das Leben sich etwas anders ausnimmt, wenn man es auf den Zusammenhang von Ursache und Wirkung hin betrachtet, nicht bloß so weit betrachtet, als die Nase des Menschen reicht, sondern auch die größeren und tieferen Zusammenhänge der Ursachen und Wirkungen.
 
Auch das ist Lebensbeobachtung im höchsten Grade, wenn wir den Menschen in bezug auf die Eigenschaften, die innerer, karmischer Natur sind, zu beobachten suchen. Es ist leider Tatsache, daß gewöhnlich der Mensch nicht den Anfang des menschlichen Lebens mit seinem Ende in Zusammenhang bringt. Man beobachtet wohl Kinder, aber wer hat die Geduld, dort, wo er die Möglichkeit hat, das zu beobachten, was sich ergibt, je nachdem des Menschen Seelenleben in den ersten Kindesjahren in gewisser Weise gewesen ist, und dann wiederum, wie das Leben ist, wenn der Lebenslauf zur Neige geht? Und dennoch zeigt sich da ein ganz bestimmter karmischer Zusammenhang zwischen Anfang und Ende des Lebens. Es liegen für gewisse Dinge, die am Ende des Lebens oder in der zweiten Hälfte desselben auftreten, ganz bestimmte Ursachen in den ersten Jahren oder der Jugendzeit des Lebens zugrunde.
 
Nehmen wir einen konkreten Fall, zum Beispiel einen Menschen, der in früher Jugend zornig, jähzornig ist, der leicht geneigt ist, jähzornig zu werden über etwas, was in seiner Umgebung geschieht. Dieser Zorn und hauptsächlich der Jähzorn, der bei Kindern auftritt, kann eine zweifache Gestalt annehmen. Er kann sozusagen bloß das sein, was man eine Unart nennt, was in gewisser Weise bloß ein Ausbruch, ein wutartiger Ausbruch eines übergroßen Egoismus ist. Aber er kann noch etwas anderes sein. Man muß lernen, insbesondere als Erzieher, diese zwei Arten voneinander zu unterscheiden. Der Zornausbruch bei einem Kind kann auch das sein, was uns entgegentritt, wenn ein Kind sieht, daß in seiner Nähe eine Ungerechtigkeit geschieht. Ein Kind hat noch nicht die Urteilskraft, kann noch nicht mit dem Verstand sich sagen, was da geschieht. Würde man versuchen zu erklären, daß das, was da geschieht, kein Unrecht sei, so würde man bald die Überzeugung gewinnen, daß das Kind dies noch nicht verstehen kann. Daher ist es in der Weltordnung, in der geistigen Weltenführung begründet, daß das, was später als Urteilskraft auftritt, in der Kindheit in Form von Affekten, Emotionen zutage tritt. Das Kind kann noch nicht verstehen, was da geschieht, aber es wird zornig. Dieser Zorn, dieser Affekt ist eine vorhergehende Seelenverkündigung dessen, was später die Urteilskraft ist. Diese zwei Arten von Zorn und Jähzorn müssen ganz genau voneinander unterschieden werden. Der Zorn im ersten Falle muß so behandelt werden, daß also das Kind diesen Zorn womöglich dadurch auslebt, daß man es in einer richtigen Weise die Wirkungen dieses Zornes wirklich fühlen läßt und auch das Unrechte des Zornes. Denn wenn man zum Beispiel dem Kinde immer gewissermaßen aus Liebe das tut, wodurch es die Erfüllung seines Willens bekommt, dann verfehlt der Zorn seine Wirkung. Der Zorn hat immer eine Wirkung in der Seele. Wo Zorn in der Seele auftritt und nicht dadurch gelöst wird, daß er das erreicht, was er erstrebt, schlägt er sich in das Innere zurück. Und das ist gut. Deshalb nennt der Volksmund, der oftmals ein feines Gefühl für so etwas hat, an verschiedenen Orten, wo die deutsche Sprache gesprochen wird, den Zorn «Gift». Zornig sein, nennt man: sich giften. Dieses Wort ist wirklich den Tatsachen des seelischen Lebens entnommen. Der Zorn tritt in die Seele ein, und durch die Wirkung des Zornes im Inneren, wenn er sich zurückschlägt, wird der überschüssige Egoismus hinausgedrängt. Also auch der Zorn hat sein Gutes. Er ist ein Erzieher des Menschen, er wirkt wie ein solches Gift, das den überschüssigen Egoismus dämpft.
 
Etwas ganz anderes ist der Zorn, der auftritt, wo ein Kind ein Unrecht sieht. Dieser Zorn ist ein vorausgenommenes Urteil. Es ist gerechtfertigt. In diesem Falle darf man nicht bloß zu strafen versuchen - dadurch, daß man straft, würde man den Zorn ins Innere zurückschlagen -, sondern man muß versuchen, diesen Affekt beim Kinde zu benützen, um ihm nach und nach ein Verständnis beizubringen, ihm die Urteilskraft beizubringen. Dieser Zorn ist dadurch zu überwinden, daß man die Urteilskraft entfaltet. Wird ein Kind über ein Unrecht, das es sieht, zornig, dann würde folgendes geschehen: Man würde das Kind einführen in eine Art Verständnis dafür, daß das Unrecht aus der Natur des Menschen geschieht; man würde ihm je nach seiner Reife eine Erklärung des Geschehenen geben. Dann wird ein solcher Zorn auch seine rechte Wirkung ausüben. Er wird das Kind reif machen, die Welt zu beurteilen, denn er ist ein Vorbote für die Urteilskraft. Das sei gesagt, um darauf aufmerksam zu machen, daß der Mensch nicht immer ungerechtfertigt zornig ist. Der Zorn hat seinen Wert für die Entwickelung des Menschen. Der Mensch muß sich läutern, er muß den Zorn überwinden. Der Zorn ist etwas, das dadurch wohltätig wirkt, daß es überwunden wird. Niemals könnte der Mensch zur Vollkommenheit aufsteigen, ohne daß der Zorn überwunden wird. Nun könnte man fragen: Warum gibt es denn in der Weltregierung den Zorn? Es gibt den Zorn, weil man stark wird durch seine Überwindung; man wird mächtiger über sich selbst dadurch, daß man ihn überwindet. Wenn man jemanden, der jenen edlen Zorn in der Jugend hatte in den Jahren, wo der Idealismus auftritt, wo ihn etwas mit Zorn erfüllte, weil er die tieferen Zusammenhänge noch nicht einzusehen vermochte, dann in seinem späteren Lebensalter beobachtet, so sieht man: im Alter tritt die gute Wirkung davon auf. Wer dagegen in der Jugend nicht in der Lage war, den Zorn zu überwinden, sich zu läutern, über seine Affekte Herr zu werden, der wird nicht leicht in späteren Jahren jene milde Aktivität erlangen, die so wohltuend berührt. Denn Milde ist gerade die Wirkung des überwundenen Zornes. Milde im Alter ist die Wirkung des überwundenen Zornes in der Jugend. Eine ganz andere Wirkung wiederum hat jene Seeleneigenschaft, welche ebenfalls in der Jugend auftritt: die Andacht. Sie besteht darin, daß der Mensch sich ein Gefühl aneignet für das, was er noch nicht durchschauen kann. Zorn ist ein Ablehnen, Andacht ein Hinaufschauen zu dem, was man noch nicht überschauen kann, ein Hinblicken auf dasjenige, dem man noch nicht gewachsen ist. Niemand kann zur Erkenntnis kommen, der nicht das über ihm Stehende in Andacht verehren kann. Andacht ist der beste Weg zur Erkenntnis. Die Menschen würden niemals zur Erkenntnis kommen, wenn sie nicht vorher aus dunklem Hintergrunde hervor jene geistigen Mächte verehrt hätten, die über ihnen stehen. Andacht ist eine Kraft, die zu dem hinaufführt, was man erringen will. Deshalb ist es im Grunde nötig, daß Andacht entwickelt werde. Der Mensch, der im späteren Leben zurückschauen kann auf viele Momente der Andacht, der wird mit Seligkeit auf sie zurückblicken. Wenn es einem vorgekommen ist, daß man in der ersten Kindheit in der Familie hat sprechen hören von einem Familienangehörigen, von dem verbreitet wird, daß er sehr verehrt werde, und wenn man als Kind dies Gefühl auch in sich aufgenommen hat, und der Tag naht, wo man diese Persönlichkeit zum ersten Male sehen kann - wenn man dann eine heilige Scheu hat, die Klinke der Tür zu drücken, hinter der die verehrte Person erscheinen soll, so ist das auch ein sehr andächtiges Gefühl, und wir werden viel im späteren Leben haben, wenn wir mehrere solcher Stimmungen in der Jugend gehabt haben.
 
Andacht ist der Grund, ist die karmische Ursache von segnender Kraft in späteren Lebensjahren, in der zweiten Hälfte des Lebens. Jene Kraft, die ausfließt und uns fähig macht, den anderen Menschen ein Tröster zu sein, sie ist durch nichts anderes errungen als durch andächtige Stimmung in der Jugend. Seht Euch um, wo ein Mensch vorhanden ist, der zu anderen Menschen, die traurig sind, kommt, der dann nur da zu sein braucht, um durch seine bloße Gegenwart die Traurigen zu trösten, ihr Tröster zu sein, aktive Liebe zu verbreiten - Ihr werdet finden: die karmische Ursache zu dieser aktiven Kraft liegt in diesen Andachtsstimmungen der Jugendzeit. Die Kraft, welche als Andacht in die Seele des heranwachsenden Menschen hineingegossen wird, ist etwas Bleibendes in ihm; sie geht als eine Strömung durch die Seele und kommt als segnende Kraft im späteren Alter zum Vorschein. So könnten wir viele Fälle betrachten, wo das karmische Gesetz schon zwischen Geburt und Tod in ausgesprochener Weise wirkt.
 
Wir wollen noch genauer im einzelnen Leben das Karmagesetz an einem konkreten Fall betrachten. Angenommen, ein junger Mensch hätte studiert. Im achtzehnten Jahre wäre das eingetreten, daß der Vater bankrott gemacht hätte. Der junge Mensch mußte daher aufhören zu studieren, er wird aus dem Beruf herausgerissen, zu dem er vorbereitet worden war; er muß einen anderen Berufsweg einschlagen. Nun sind ja, nicht wahr, alle Berufe gleichwertig; wir interessieren uns nur für die Tatsachen der Änderung des Berufs. Der junge Mann mußte also Kaufmann werden. Nun wird man, wenn man kein Lebensbeobachter ist, sagen: Nun ja, das Ereignis war da -, und man wird beobachten, was vorher und was nachher war. Aber einen Zusammenhang zwischen dem, was vorher und was nachher war, wird nur der herausfinden, der wirklich mit geistig geschärftem Auge das Leben beobachtet. Wenn der junge Mensch nun in dem anderen Beruf ist, und alles normal geht - ich werde nicht sagen, daß es immer so geht, aber es kann so gehen -, werden wir in den späteren Lebensjahren etwas anderes sehen können. Zunächst ist der Beruf ihm neu. Er erfaßt, was für ihn in Betracht kommt. Aber schon im einundzwanzigsten Jahre wird sich zeigen, daß bei diesem Manne etwas anders ist als bei einem Manne, der von Anfang an auf den Kaufmannsberuf vorbereitet war: Im einundzwanzigsten Jahr schon zeigt sich, daß er weniger Interesse hat für das, was ihm in seinem Berufe obliegt. Es zeigen sich gewisse Gefühle, die in seiner Seele auftreten und die ihn trennen von dem, was er tun soll, so daß er nicht mit rechter Befriedigung das tun kann, was von ihm verlangt wird. Wenn man nun nachforscht, woher das kommt, so wird man das Folgende wahrnehmen: Wenn ein besonderer Punkt eintritt, wo der Lebenslauf abgebogen wird, ein Lebensknoten, wenn zum Beispiel ein Berufswechsel eintritt, dann ist es nach dem karmischen Gesetz so, daß in den ersten Jahren wenig zu bemerken ist. Dann kommt es aber nach, so daß im einundzwanzigsten Jahre Gefühle, Empfindungen, Stimmungen sich geltend machen, die aus dem zu erklären sind, was im achtzehnten Jahr aus den Vorbereitungen für den anderen Beruf herkommt, Gefühle, die er aufgenommen hat, die er aber nicht zur Realisation geführt hat. Zunächst hat er sie zwar zurückgedrängt; sie machen sich aber doch dann so geltend, daß er sich von seinem neuen Beruf nicht mehr befriedigt fühlt. Das, was drei Jahre vor dem Berufswechsel in ihn gelegt wurde, wird drei Jahre nach diesem Wechsel so zutage treten, daß der Betreffende nicht mehr die rechte Befriedigung haben kann. Und von da aus kann die Sache so kommen, daß im zweiundzwanzigsten Jahr das vierzehnte Lebensjahr sich wiederholt, im dreiundzwanzigsten Jahr das dreizehnte. Es kann, weil im Leben sich alles durchkreuzt, auch anders kommen. Er kann im dreiundzwanzigsten Jahr zum Beispiel einen Hausstand gründen; da treten Interessen auf, die die vergangenen kreuzen und sie anders verlaufen machen. Aber das Gesetz ist trotzdem geltend. Auch in dem Falle, wenn ein neues Interesse eintritt, sind die früheren Interessen doch da, die abgebogen worden sind. An einem solchen Beispiel können Sie den Verlauf des Lebensprozesses sehen, wie er sich der Geisteswissenschaft darstellt. Das ist das wenigste, daß man durch die Geisteswissenschaft allerlei Begriffe bekommt; aber das wichtigste ist, daß man durch sie in den Lebensprozeß eindringt. Nehmen wir an - ich erzähle nie andere Fälle als solche, die vorgekommen sind; man muß sich die Gewohnheit aneignen, sich nie etwas auszudenken, sondern stets solche Fälle wählen, die wirklich vorgekommen sind -, also eine Mutter kommt zu mir, die ihren einzigen Sohn in einen anderen Lebensberuf hinüberführen muß, weil ihm der Vater entrissen worden ist. In der Welt von heute wird da kaum das Richtige geschehen, denn wahre Lebensbeobachtung ist mit der heutigen Lebensauffassung kaum zu vereinbaren. Wird solch eine Mutter mit Geisteswissenschaft bekannt, so lernt sie rechnen mit dem Karmagesetz und kann gerade eine gute Freundin werden des jungen Mannes, der über die Jahre eines solchen Berufswechsels hinweggeführt werden soll. So war es vor einiger Zeit der Fall. Eine Mutter kam zu mir und sagte: Was ist meine beste Lebensaufgabe? - Ich sagte, sie möge die paar Jahre dazu benutzen, recht sehr das Vertrauen ihres Sohnes zu erlangen. Dann bilde die Geisteswissenschaft seinen Sinn so aus, daß sie das, was sicher eintritt, ihm tragen helfen kann. Die in seine Seele verpflanzten Gefühle der Frömmigkeit würden in einer starken Weise in allen späteren Lebensjahren sich geltend machen, und sie würde das, was so sicher eintritt, auch richtig sehen können. Kommt dann einst der Sohn nach Hause und sagt: Ich weiß nicht was anfangen, mein Beruf befriedigt mich gar nicht -, dann wird sie das zurückführen können auf dasjenige, was früher vorgekommen ist. Sie wird die Ursache erkennen und wird schon aus innerem Takt herausfinden, wie sie helfend einzugreifen hat, um dem Sohn über die Schwierigkeit wegzuhelfen. Besser wird sie es sicher können, als wenn sie keine Ahnung hätte davon, wie Karma wirkt und nur glauben würde, es wachse die Stimmung, die Depression aus irgend etwas Gleichgültigem heraus. Nichts entsteht so ohne Ursache; aber oftmals liegen die Ursachen viel näher als man glaubt. Nur müssen wir solch einen Knotenpunkt beobachten, von da an das Leben zurückverfolgen und sehen, was da anders verläuft. Es ist so: Denken Sie sich, Sie haben eine Violinsaite. Sie haben sie aufgespannt und streichen sie mit einem geeigneten Gegenstand. Die Saite gibt einen gewissen Ton von sich. Wenn Sie sie nun in der Mitte festhalten, dann geht auf beiden Seiten etwas vor: die Saite schwingt auf beiden Seiten. Solche Ereignisse gibt es im Leben, von denen man feststellen kann, wie das, was vorher geschieht, sich nachher widerspiegelt.
 
Auch die Lebensmitte ist solch ein Knotenpunkt. Was in der Jugend vorbereitet wird, das kommt im Alter heraus. Es ist notwendig, diese Dinge zu beachten, damit man allmählich wirklich ein Gefühl dafür erhält, daß Geisteswissenschaft nichts Unpraktisches ist, sondern daß das ganze Leben vom geisteswissenschaftlichen Gesichtspunkt aus praktisch gestaltet werden kann. Ein bloßes Leben in Liebe nützt nichts, wenn nicht die Weisheit mit der Liebe verbunden ist. Liebe muß sich mit Weisheit verbinden, mit Erkenntnis des Rechten. Liebe allein ist nicht genug zum Leben.
 
Wir können noch einen Fall erwähnen, der sich in der ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts zugetragen hat und genau geprüft worden ist. Eine Mutter erzog ihr Töchterchen. Wohl hatte sie gesehen, wie dieses Töchterchen ganz klein anfing, Dinge zu entwenden, etwas zu stehlen. Aber sie konnte sich in ihrer Liebe, die ja eine vorzügliche Eigenschaft ist, nicht entschließen zu strafen. Das Töchterchen stahl ein-, zweimal, ein drittes Mal, und tat noch andere Sachen; und wenn man den Lebenslauf verfolgt, so sieht man, daß das Kind eine berühmte Giftmischerin wurde. Hier haben Sie die Liebe, die nicht geeint ist mit Weisheit. Die Liebe muß mit dem Lichte der Weisheit durchdrungen sein. Liebe kann sich erst richtig entfalten, wenn sie von Weisheit durchdrungen ist. Wie anders kann man als Freund einem jungen Menschen, der sich entwickeln soll, über wichtige Momente seines Lebens hinüberhelfen, wenn man weiß, daß es ein Gesetz gibt, welches die Ursachen eines Geschehens manchmal ziemlich naheliegend zeigt, die Ursachen, die man ohne Kenntnis des Gesetzes nicht begreifen würde. So wäre es richtig, nicht nur im allgemeinen zu wissen, daß es ein Karmagesetz gibt, sondern durch Erlangung einer richtigen Weltanschauung Karma im einzelnen zu verfolgen. Das muß dem Geisteswissenschafter ernstlich obliegen, daß er sich einlebt in die konkrete Wirksamkeit dieser Gesetze und weiß, wie sie sich im Leben ausnehmen. Das ist das Allerwichtigste: nicht Phrasen über Karma zu dreschen, sondern sich darauf einlassen, die Gesetze im Leben zu verfolgen. Das ist notwendig!
 
Nun möchte ich Ihnen noch etwas anderes sagen. Man kann auch einige Fälle herausheben, die sich beziehen auf Karma, das von einem Leben ins andere hinübergeht. Natürlich kann man sich auch da nur auf einzelne Fälle beschränken. So können wir uns einmal eine Frage vorlegen bezüglich des inneren Karma eines Menschen, welches dadurch zustande kommt, daß der Mensch im Grunde genommen im Leben immer eine zweigeteilte Wesenheit sein muß. Wenn Sie das Leben betrachten, werden Sie sich sagen müssen: wenn ein Mensch durch die Geburt ins Dasein tritt, muß man zweierlei unterscheiden. Das eine ist, was er von seinen Voreltern geerbt hat. So hat zum Beispiel Schiller die Form seiner Nase von seinem Großvater geerbt; aber was das spezifisch Schillersche ist, das hat er nicht geerbt, sondern das kommt aus seinen früheren Inkarnationen, seinen früheren Verkörperungen. Auf der einen Seite ist der Strom der Vererbung dessen da, was durch Generationen hindurch sich fortpflanzt; auf der anderen Seite ist das, was der Mensch selbst von einem Leben zum anderen hinübernimmt. Wer den Blick erworben hat für das Geistige, wird sich immer fragen, wieviel ein Mensch von seinen Eltern hat, und wieviel aus seiner vorhergehenden Inkarnation stammt.
 
Im rationellen Sinne kann man nicht anders unterrichten, als wenn man diese Unterscheidung treffen kann. Die Erziehungskunst wird erst die richtige Gestaltung erhalten, wenn die Menschen gelernt haben, zwischen diesen beiden Strömungen zu unterscheiden. Erst am Ende der Erdenentwickelung werden diese beiden Strömungen zusammenfließen, so daß der Mensch den Leib wird finden können, in den er hineinpaßt. In der jetzigen Zeit ist dies noch nicht möglich. Würde ein vollständiges Zusammenpassen von äußerer Leiblichkeit und innerer individueller Organisation in unserer jetzigen Zeit stattfinden, so wäre es unmöglich, daß ein Mensch durch innere Ursachen vor dem normalen Alter stirbt; denn es würde, weil Sterben nicht etwas Zufälliges ist, sondern eine Disharmonie, dann nicht vorzeitiges Sterben eintreten können, da ja Harmonie im Menschen herrschen würde. So aber kann diese Disharmonie zwischen dem Ererbten und dem aus früherer Verkörperung Mitgebrachten so stark werden, daß dadurch der Tod früher herbeigeführt wird.
 
Der Mensch könnte, wenn er ein klein wenig auf die spirituellen Lehren eingehen wollte, heute schon die Reinkarnation mit Händen greifen - dies ist nicht bildlich, sondern wörtlich zu nehmen -, wenn nur die materialistischen Theorien die entsprechenden Tatsachen nicht unrichtig, sondern richtig deuteten. Dies kann an bestimmten Fällen nachgewiesen werden. Es gibt Menschen, die in ihrer Entwickelung noch so wenig weit vorgeschritten sind, daß sie mit ihren Empfindungen noch ganz in ihrer Empfindungsseele drin stecken. Ihr ganzes Bewußtsein hängt zusammen mit der Empfindungsseele. Und das kann man den äußeren Gesten der Menschen schon ansehen: sie verraten ja gewisse Ursachen, die im Astralleib liegen. Wenn ein Mensch noch ganz in der Empfindungsseele drin steckt, sich innerlich so recht wohl fühlt, kommt es vor, zum Beispiel wenn er eine gute Mahlzeit hatte, daß er sich auf den Leib klopft vor Behagen. Das ist ein Zeichen, daß er noch eine zu starke Empfindungsseele hat. Wenn ein Mensch tief in der Gemütsseele steckt, so kommt dies auch zum Ausdruck. Weil die Wahrheitsempfindung im Gemüt steckt, so wird ein Mensch, der in der Gemüts- oder Verstandesseele steckt, um eine Wahrheit zu beteuern, sich auf die Brust klopfen. Ein Mensch, der tief in der Bewußtseinsseele steckt, greift an die Nase, wenn er überwiegend tief über etwas nachdenkt. Am unteren Leib kommt das, was auf die Empfindungsseele Bezug hat, zum Ausdruck; was auf die Verstandes- oder Gemütsseele Bezug hat, kommt am Brustleib, und was auf die Bewußtseinsseele sich bezieht, am Kopf zum Ausdruck: man krault sich auch hinter den Ohren. Ich sage das nur, um zu zeigen, wie das, was im Astralleibe ist, im physischen Leibe zum Ausdruck kommt.
 
Nun kann folgendes eintreten. Der Mensch kann die höchsten Empfindungen und Ideen und Ideale, die er überhaupt zunächst in diesem Zeitenzyklus haben kann, in sein Bewußtsein aufnehmen; zum Beispiel unsere ethischen Ideale, die ja allein schon für den Menschen ein Beweis vom Dasein einer geistigen Welt sein müßten. Wenn wir uns durch eine innere Stimme für diese ethischen Ideale begeistern, uns diesen hohen Idealen hingeben, so kann die Anregung dazu nicht von außen kommen. Nun kann das so weit gehen, daß der Mensch etwas, was er ohne Ideale empfindet, in diese erhebt, so daß er nicht aus Pflichtgefühl einer bestimmten Idee nachlebt, sondern weil er eben nicht mehr anders kann. Für den, der sich durchdringen läßt von einer sittlichen Idee, wird eintreten, daß er sich so hineinlebt in diese Idee, daß er sich selbst befiehlt, was in ihrem Sinne recht ist. So müssen die Ideale in der Bewußtseinsseele aufleuchten, dann strömen sie hinunter und werden Instinkte.
 
Wenn dies geschieht, daß der Mensch so seine Empfindungen mit seinen Idealen durchdrungen hat, dann macht sich etwas Besonderes geltend. Diese Instinkte haben das Bestreben, bis zum physischen Körper sich zum Ausdruck zu bringen. Der Mensch kann aber zwischen Geburt und Tod nicht mehr an seinem physischen Körper arbeiten. So gehen gewisse Strömungen durch den Brustkorb zum Kopfe hin. Wenn jemand für ein Ideal begeistert ist, für dasselbe glüht und voll Feuer ist, so daß er mit Liebe empfindet: das soll geschehen -, so wird er sich in diesem Leben ihm hingeben, wird alles dafür tun. Aber dies ist nicht alles. Durch diese Tätigkeit gehen Strömungen in den oberen Teil bis zum Kopfe des Menschen. Das sind Kräfte, die bis zum physischen Körper zu wirken suchen; aber sie können in diesem Leben den Kopf nicht mehr ändern, weil des Menschen physischer Leib auch dann, wenn man sich selbst in solcher Weise veredelt, nicht mehr gestaltungsfähig ist. Diese Kräfte strömen aber dennoch nach oben. Diese Strömungen bleiben dem Menschen erhalten in seiner Seele, und wenn der Mensch durch den Tod und eine neue Geburt geht, bringt er sie mit in ein neues Dasein. Hier tritt das auf, was der Phrenologie eine individuelle Berechtigung gibt: in den Höckerbildungen des Schädels kommen diese Kräfte, die so erworben sind, heraus. Man kann nicht sagen, dieser Höcker drückt das allgemein aus, sondern das, was die Individualität während des vorhergehenden Lebens auf diese Weise oft mit sich verbunden hat und was doch den Körper nicht mehr hat umbilden können, das drückt sich da aus.
 
So gehen diese Anlagen durch das Leben zwischen Tod und neuer Geburt durch, und wir greifen wirklich, was der Mensch im vorhergehenden Leben so oft in sich hinein hat strömen lassen. Da greifen Sie wirklich Reinkarnation und Karma, wenn Sie die verschiedenen Erhabenheiten und Höcker des Kopfes betasten. Wir müssen uns aber dabei bewußt sein, daß jeder Mensch seine eigenen Gesetze hat; nicht allgemein darf man diese Höcker beurteilen, sondern ganz individuell. So greifen wir also zum Beispiel einen Höcker und wissen: es ist die Arbeit, die der Mensch an seiner Seele im vorhergehenden Leben verrichtet hat. Man kann Karma und Reinkarnation also auch greifen, mit den Händen greifen! Da kann man bis auf die Körpergestalt von der Geisteswissenschaft lernen.
 
So wie die Körpergestalt von einem vorhergehenden in ein späteres Leben hereinlebt, so reichen auch andere Dinge hinüber. Nur muß man alle diese Dinge wirklich nicht kleinlich betrachten. Man darf nicht glauben, daß das Karmagesetz so zugeschnitten ist wie ein bürgerliches Gesetzbuch; es ist nur durch umfassende Studien zu begreifen.
 
Betrachten wir einmal ein großes Unglück, das einen tiefen Schmerz verursacht. Wir betrachten es vielfach falsch, weil wir immer nur darauf ausgehen, die Wirkung zu sehen. Wir sehen dann, daß ein Ereignis eingetreten ist, das uns unglücklich gemacht hat, uns aus unserer Bahn herausgeworfen hat. Wir sehen eben nur die Wirkung. Wir sollten aber die Ursache suchen. Da würden wir vielleicht folgendes finden: Ja, es gab in einem vorhergehenden Leben die Möglichkeit, sich diese oder jene Fähigkeit anzueignen. Wir haben es aber nicht getan, wir haben es versäumt. So sind wir durch die Pforte des Todes geschritten, ohne diese Fähigkeit erworben zu haben. Nun treiben uns jene Kräfte, die schon karmische Kräfte sind, im folgenden Leben zu dem Unglück hin. Hätten wir uns jene Fähigkeit in dem vorhergehenden Leben angeeignet, so hätte uns die Kraft nicht zu dem Unglück hingetrieben. Dadurch, daß dieses Unglück uns geschieht, erlangen wir nun diese Fähigkeit. Nehmen wir nun an, dieses Unglück hat uns im zwanzigsten Jahre erreicht, und im dreißigsten Jahre sehen wir darauf zurück und fragen uns: Was hat uns dazu gemacht, daß wir diese oder jene Fähigkeiten haben? - so erkennen wir den Zweck dieses Unglücks. Unendliches gewinnen wir, wenn wir die Dinge nicht als Wirkung, sondern als Ursache betrachten für das, was sie aus uns machen. Das ist auch ein Erfolg der Lehre vom Karma, die Dinge als Ursache zu betrachten. Alle diese Dinge sind Einzelheiten des Gesetzes vom Karma. So sehen Sie, daß man am anthroposophischen Leben teilnehmen soll, weil man viel lernen kann, was sonst nur Allgemeinbegriff bleibt." {{Lit|{{G|108|95ff}}}}
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Selbstverständlich ist nicht alles, was im Erdenleben geschieht, ''Wirkung'' des Karma, sondern in jedem Leben werden auch ganz neue ursprüngliche Taten gesetzt, die ihrerseits wieder ''Ursache'' für spätere Wirkungen sind.
 
== Ab dem Ende des 20. Jahrhunderts ist der Christus der Herr des Karma ==
 
{{Siehe auch|karmische Vorschau}}
 
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"Gegen das Ende des 20. Jahrhunderts zu, wird sich wiederum ein bedeutsames Ereignis abspielen; allerdings nicht in der physischen Welt, sondern in den höheren Welten, in derjenigen Welt, die wir zunächst als die Welt des Ätherischen bezeichnen. Und dieses Ereignis wird ebenso grundlegende Bedeutung für die Entwickelung der Menschheit haben, wie das Ereignis von Palästina im Beginne unserer Zeitrechnung. Und dadurch, daß dieses Ereignis sich vollzieht, dadurch wird die Möglichkeit geschaffen, daß eben die Menschen den Christus sehen lernen, schauen werden. Dieses Ereignis ist kein anderes, als daß ein gewisses Amt im Weltenall für die menschliche Entwickelung in dem 20. Jahrhundert übergeht – in einer erhöhteren Weise übergeht, als das bis jetzt der Fall war an den Christus. Christus wird der Herr des Karma für die Menschheitsentwickelung. Und dies ist der Beginn für dasjenige, was wir auch in den Evangelien mit den Worten angedeutet finden: Er werde wiederkommen zu scheiden oder die Krisis herbeizuführen für die Lebendigen und die Toten. – Nur ist im Sinne der okkulten Forschung dieses Ereignis nicht so zu verstehen, als ob es ein einmaliges Ereignis wäre, das auf dem physischen Plan sich abspielt, sondern es hängt mit der ganzen zukünftigen Entwickelung der Menschheit zusammen. Christus wird es obliegen in der Zukunft zu bestimmen, welches unser karmisches Konto ist, wie unser Soll und Haben im Leben sich zueinander verhalten.
 
(...) Der Mensch wird immer mehr und mehr dem Christus Jesus als seinem karmischen Richter begegnen. Und diese Tatsache ist es, die so hereinwirkt in die physische Welt, auf den physischen Plan, daß der Mensch ein Gefühl dafür entwickeln wird in der Art; mit alledem, was er tut, schafft er etwas, gegenüber dem er dem Christus Rechenschaft schuldig sein wird. Und dieses Gefühl, das in einer ganz natürlichen Art im Verlaufe der Menschheitsentwickelung nunmehr auftritt, wird sich umgestalten, so daß es die Seele mit einem Lichte durchtränkt, das von dem Menschen selber ausgeht nach und nach, und das beleuchten wird die Christus-Gestalt innerhalb der ätherischen Welt. Und je mehr dieses Gefühl, das eine erhöhtere Bedeutung noch haben wird als das abstrakte «Gewissen», sich ausbilden wird, desto mehr wird die Äthergestalt des Christus in den nächsten Jahrhunderten sichtbar werden. (...) Einzureihen unseren karmischen Ausgleich dem allgemeinen Erdenkarma, dem allgemeinen Fortschritt der Menschheit, das fällt in der Zukunft dem Christus zu." {{Lit|{{G|131|77ff}}}}
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== Unterschied zwischen altem Karma, neuem Karma und Freiheit, sowie sog. Zufall ==
 
Nach Rudolf Steiner gibt es keinen reinen Zufall.<ref>Vgl. GA 34, "Wie Karma wirkt"</ref>
 
Die Unterscheidung zwischen "altem" und "neuem" Karma hält ansonsten einer logischen Überprüfung nicht stand.
 
Der Begriff "neues Karma" ist sinnvoll wegen des Gegenstroms der Zeitachsen in der Evolution<ref>Vgl. Christoph J. Hueck: "Evolution im Doppelstrom der Zeit", Vlg. am Goetheanum, Dornach 2012</ref>. Von neuem Karma sollte man wohl nur sprechen mit Bezug auf Freiheit. Dabei kann es sich auch um "vorweggenommenes Karma" handeln.
 
Allerdings ist ja die Freiheit, wie sie in die Welt kam, verursacht, also karmisch bedingt. Als Freiheit darf sie dann aber nicht als verursacht gelten. Freiheit kann nicht karmisch bedingt sein, und sie ist es doch nach den Bedingungen ihrer Ermöglichung.
 
Dagegen steht die Lehre vom "Sündenfall". Hiernach hat der Mensch sein ursprünglich "ewiges Leben" der Freiheit der Erkenntnis geopfert.<ref>Vgl. [[GA 122]] und [[GA 101]], S. 115</ref>
 
== Einzelnachweise ==
 
<references />
 
== Literatur ==
#Rudolf Steiner: ''Inkarnationen-Folge, Wiederverkörperung bei Kindestod, Wiedergeburt hoher Individualitäten'' , Berlin, 9. Oktober 1903 (nicht in GA) [http://www.steiner-klartext.net/pdfs/19031009c-02-01.pdf]
#Rudolf Steiner: ''Grundelemente der Esoterik'', [[GA 93a]] (1987), ISBN 3-7274-0935-5 {{Vorträge|093a}}
#Rudolf Steiner: ''Die Theosophie des Rosenkreuzers'', [[GA 99]] (1985), ISBN 3-7274-0990-8 {{Vorträge|099}}
#Rudolf Steiner: ''Menschheitsentwickelung und Christus-Erkenntnis'', [[GA 100]] (1981), ISBN 3-7274-1000-0 {{Vorträge|100}}
#Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaftliche Menschenkunde'', [[GA 107]] (1988), ISBN 3-7274-1070-1 {{Vorträge|107}}
#Rudolf Steiner: ''Die Beantwortung von Welt- und Lebensfragen durch Anthroposophie'', [[GA 108]] (1986), St. Gallen, 21. November 1909 {{Vorträge|108}}
#Rudolf Steiner: ''Die Offenbarungen des Karma'', [[GA 120]] (1992), ISBN 3-7274-1200-3 {{Vorträge|120}}
#Rudolf Steiner: ''Von Jesus zu Christus'', [[GA 131]] (1988) {{Vorträge|131}}
#Rudolf Steiner: ''Die Welt der Sinne und die Welt des Geistes'', [[GA 134]] (1990), ISBN 3-7274-1340-9 {{Vorträge|134}}
#Rudolf Steiner: ''Wiederverkörperung und Karma und ihre Bedeutung für die Kultur der Gegenwart'', [[GA 135]] (1990), ISBN 3-7274-1352-2 {{Vorträge|135}}
#Rudolf Steiner: ''Das Karma des Berufes des Menschen in Anknüpfung an Goethes Leben'', [[GA 172]] (2002), ISBN 3-7274-1720-X {{Vorträge|172}}
#Rudolf Steiner: ''Zeitgeschichtliche Betrachtungen. Das Karma der Unwahrhaftigkeit – Erster Teil'', [[GA 173]] (1978), ISBN 3-7274-1730-7 {{Vorträge|173}}
#Rudolf Steiner: ''Zeitgeschichtliche Betrachtungen. Das Karma der Unwahrhaftigkeit – Zweiter Teil'', [[GA 174]] (1983), ISBN 3-7274-1740-4 {{Vorträge|174}}
#Rudolf Steiner: ''Menschliche und menschheitliche Entwicklungswahrheiten. Das Karma des Materialismus.'', [[GA 176]] (1982), ISBN 3-7274-1760-9 {{Vorträge|176}}
#Rudolf Steiner: ''Erdensterben und Weltenleben'', [[GA 181]] (1967), Berlin, 12. März 1918 {{Vorträge|181}}
#Rudolf Steiner: ''Die Sendung Michaels'', [[GA 194]] (1994), ISBN 3-7274-1940-7 {{Vorträge|194}}
#Rudolf Steiner: ''Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Erster Band'', [[GA 235]] (1994), ISBN 3-7274-2350-1 {{Vorträge|235}}
#Rudolf Steiner: ''Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Zweiter Band'', [[GA 236]] (1988), ISBN 3-7274-2360-9 {{Vorträge|236}}
#Rudolf Steiner: ''Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Dritter Band'', [[GA 237]] (1991), ISBN 3-7274-2370-6 {{Vorträge|237}}
#Rudolf Steiner: ''Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Vierter Band'', [[GA 238]] (1991), ISBN 3-7274-2380-3 {{Vorträge|238}}
#Rudolf Steiner: ''Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Fünfter Band'', [[GA 239]] (1985), ISBN 3-7274-2390-0 {{Vorträge|239}}
#Rudolf Steiner: ''Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Sechster Band'', [[GA 240]] (1992), ISBN 3-7274-2401-X {{Vorträge|240}}
 
{{GA}}
 
== Weblinks ==
#[http://www.anthroposophie.net/peter/schicksal.htm Rätselhaftes Schicksal] - Eine elementare Betrachtung zu Reinkarnation und Karma.
#[http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/anthroposophie/Karmatabelle.pdf Karmatabelle] - karmische Zusammenhänge im Überblick.
 
[[Kategorie:Reinkarnation und Karma]]

Version vom 21. Januar 2007, 18:03 Uhr

Der physische Leib hat keine eigenständige, dauerhafte Realität; diese wird ihm erst durch das Leben verliehen. Den stofflichen physischen Leib haben wir mit den Mineralien gemeinsam. Mineralien sind unbelebte, bewusstlose stoffliche Körper. Was unseren physischen Leib von den Mineralien aber sehr deutlich unterscheidet, ist, dass diese für oftmals lange Zeit weitgehend unverändert in der äußeren Welt existieren können, während unser stofflicher Körper, rein für sich genommen, sofort zu zerfallen beginnt, wenn er nicht von Lebenskräften durchdrungen wird. Ein menschlicher physischer Körper allein genommen ist bloßer Leichnam, der, wenn er nicht gerade einbalsamiert wird, sehr rasch der Verwesung anheim fällt.

Sehr entscheidend ist nun folgende Frage: ist das Leben bloß eine sehr komplexe Funktion des physischen Leibes, wie es der gegenwärtigen naturwissenschaftlichen Anschauung ganz selbstverständlichen entspricht, oder handelt es sich dabei um eine eigenständige Realität, die auch unabhängig vom stofflichen Körper in gewisser Weise existieren kann? Ist das Leben vielleicht sogar die primäre Wirklichkeit und der stoffliche Körper nur eine sekundäre, abgeleitete Erscheinung? Vielleicht sind die biochemischen Prozesse im Körper ja bloß eine Wirkung des Lebens und gar nicht dieses selbst! So wie wir etwa das Licht in Wahrheit gar nicht kennen, sondern nur seine Wirkungen, durch die es die materielle Welt in den verschiedensten Farben erglänzen lässt. Das mag zwar für das moderne Denken zunächst geradezu provokant und paradox erscheinen, stellt unsere ganzen modernen Überzeugungen völlig auf den Kopf - ist aber dennoch bei näherer Betrachtung gar nicht so einfach von der Hand zu weisen.

In der Pflanzenwelt lässt sich das wuchernde, überschäumende Leben am besten studieren. Ihre Lebensenergie schöpft die Pflanze durch Photosynthese ganz unmittelbar aus dem Sonnenlicht. Das Wesen der Pflanzen lässt sich nur verstehen, wenn man sieht, wie es ganz und gar zur Sonne hin orientiert ist. Das Blattgrün, das Chlorophyll, mittels dessen die Pflanze Photosynthese betreibt, ist geradezu ein stoffliches Abbild der inneren Gesetzmäßigkeiten des Sonnenlichts, und man geht vielleicht nicht ganz fehl darin, zu sagen, dass das Sonnenlicht im Laufe langer erdgeschichtlicher Entwicklungsepochen der irdischen Materie solange seine innerste Natur aufgeprägt hat, bis endlich das Blattgrün, aber auch viele andere komplexe Strukturen entstehen konnten, die es der Pflanze ermöglichen, sich vom Licht zu ernähren. Das Sonnenlicht verleiht der Pflanze also nicht nur ihre vitale Lebenskraft, es hat ihr bis zu einem gewissen Grad auch die typische Struktur gegeben! Diese lässt sich aus der materiellen Grundlage allein nicht verstehen und in einer finsteren, lichtlosen Welt wären die Pflanzen niemals entstanden. Es entspricht einem weit verbreiteten modernen Vorurteil, dass sich die Gestalt eines jeglichen Lebewesens aus seiner genetischen Grundlage verstehen lasse. Tatsächlich lässt sich nicht einmal die Struktur der einfachsten lebendigen Zelle aus den Genen ableiten. Dass ihnen dennoch eine wichtige Rolle zukommt, soll keineswegs geleugnet werden, denn sie stellen das geeignet bildsame Material bereit, das von dem gestaltenden Licht und anderen verwandten Kräften durchformt werden kann, die Lucifer zusammenfassend als ätherische Bildekräfte bezeichnet hat. Insoweit ein lebendiges Wesen diese Kräfte auf unverwechselbare Weise in seinen Organismus aufnimmt, darf man von einem Bildekräfte- oder Ätherleib sprechen, der als eigenständige Realität im physischen Leib wirkt und diesen am Leben erhält. Mit dem Tod zieht sich dieser Ätherleib vom physischen Körper zurück und überlässt ihn dem dann unausweichlichen Zerfall.

Das Licht, als typischste dieser Ätherkräfte, ist von nicht-materieller und übersinnlicher Natur – wir machen uns nur gewöhnlich allzu materialistische Vorstellungen davon, die uns über diese Tatsache hinwegtäuschen. Niemand noch hat das Licht mit sinnlichen Augen gesehen! Was wir einzig sehen, sind die glänzenden Farberscheinungen, die das Licht auf die Oberflächen der materiellen Welt zaubert. Die ganze Farbenfülle, die uns aus der Natur entgegen leuchtet, die strahlende Aureole einer Kerzenflamme, selbst die blendende Erscheinung der Sonnenscheibe sind nur Wirkungen des Lichtes, aber nicht dieses selbst. Ein Raum mag ganz und gar von Licht durchflutet sein – er erscheint uns solange vollkommen finster, als nicht materiellere Gegenstände, und seien es auch nur die feinsten Stäubchen, in ihn eintreten und das Licht an ihrer Oberfläche farbig erglänzen lassen. Der nächtliche Sternenhimmel ist dafür das beste Beispiel. Zwar sehen wir die leuchtenden Sterne, dazwischen aber ist der Himmel finster, obwohl er ganz und gar von allen Seiten vom Sternenlicht durchströmt wird. Wie uns die moderne Physik lehrt, ist das Licht letztlich reine strahlende Energie, und die zeitgenössische Kosmologie geht davon aus, dass der ganze äußere Kosmos aus einem gewaltigen lichtartigen Energieblitz, dem vielzitierten Urknall, entstanden sei und dass sich die Materie erst allmählich aus dieser ursprünglichen Energieflut herauskristallisiert hat. Materie ist, populär ausgedrückt, so etwas wie "gefrorenes" Licht. Die nichtmaterielle übersinnliche Lichtenergie ist also die primäre Realität und die Materie selbst nur eine sekundäre Erscheinung.

Die primäre kosmische Energie ist keineswegs als blind wirkende Kraft anzusehen, sondern sie trägt in sich alle die Naturgesetze, die unsere Welt beherrschen und von denen wir heute erst jene annähernd durchschauen, welche in der toten trägen Materie eingefangen wurden. Diese Naturgesetze sind gleichsam die dem Kosmos innewohnende schaffende Intelligenz, die unsere Welt gestaltet. Etwas von dieser Intelligenz, die in der gesetzmäßigen Struktur der Materie begraben ist, haben wir heute bereits entdeckt. Die weit größere schöpferische Intelligenz, die den Lebenserscheinungen zugrunde liegt, kennen wir noch sehr wenig. Dass wir uns diese kosmische Intelligenz nicht allzu anthropomorph analog unserem kleinen menschlichen Verstand vorstellen dürfen, versteht sich von selbst. Dieser mag höchstens ein matter Abglanz derselben sein. Indem wir zugeben, dass Naturgesetze in unserer Welt wirken, dass das Naturgeschehen nicht vollkommen regellos und willkürlich abläuft, – und das müssen wir als Naturwissenschaftler, der gerade diese Gesetze zu entdecken sucht, zwangsläufig – dann geben wir damit auch implizit zu, dass eine derartige Intelligenz in der Welt waltet.

Man liegt nicht ganz falsch, wenn man die Ätherkräfte als Gedankenlichtkräfte bezeichnet. Nur muss man sich dabei klar sein, dass das, was hier mit "Gedanken" gemeint ist, sich nicht mit den blassen Gedankenschatten vergleichen lässt, die wir durch unseren abstrakten Verstand bilden. Unsere menschlichen Gedanken sind nur wesenlose, kraftlose Schatten, sind bloße Bilder ohne eigenständige Wirklichkeit - die hier gemeinten ätherischen Gedankenlichtkräfte sind dagegen gesetzmäßig in der äußeren Welt real tätige wirkende Naturkräfte. Der Ätherleib, sei es nun der des Menschen, der eines Tieres oder der einer belebten Pflanze, darf dementsprechend als Gedankenlichtleib bezeichnet werden. Was wir mit unserem irdischen Verstand etwa mit dem Allgemeinbegriff, mit der Idee der "Rose" zu erfassen meinen, ist in Wahrheit der in sich konsolidierte Gedankenlichtleib, der eine heranwachsende Pflanze zur Rose ausgestaltet. Johann Wolfgang von Faust, der sich ja sehr vielfältigen Pflanzenstudien gewidmet hat und daraus seine Metamorphosenlehre entwickeln konnte, hat etwas davon geahnt, wenn er von der Urpflanze sprach, die ihm weit mehr war als ein bloßer abstrakter Begriff. Der Gedankenlichtleib, der Ätherleib verleiht jedem Lebewesen - Pflanze, Tier und Mensch –seinen charakteristischen arttypischen bzw. individuellen Bau. Und so ist es der menschliche Gedankenlichtleib, der uns die äußere physische Gestalt bildet und erhält.