Muʿāwiya I.

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Das Reich der Umayyaden in seiner größten Ausdehnung

Muʿāwiya I. [muˈʕaːwija] (arab. معاوية بن أبي سفيان, DMG Muʿāwiya b. Abī Sufyān; * 603 in Mekka; † 18. April 680 in Damaskus) war eine zentrale Figur in der Frühzeit des Islams und der Gründer der Umayyaden-Dynastie, einer der bedeutendsten und langlebigsten Dynastien in der islamischen Geschichte.

Muʿāwiyas Aufstieg zur Macht markiert einen entscheidenden Wendepunkt in der islamischen politischen Landschaft, der durch den Übergang von der unmittelbaren Nachfolge des Propheten Muhammad zu einer erblichen Monarchie gekennzeichnet ist. Als Kalifen von Damaskus herrschten die Umayyaden von etwa 661 bis 750 n. Chr. und wurden dann von den Abbasiden abgelöst. Im Jahr 756 gründeten sie statt dessen in al-Andalus das Emirat von Córdoba, wo sie bis 1031 herrschten und seit 929 auch wieder den Titel eines Kalifen trugen.

Leben

Geboren in Mekka als Mitglied des einflussreichen Quraisch-Stammes, war Muʿāwiya der Sohn von Abū Sufyān, einem der anfänglichen Gegner des Propheten Muhammad, der später jedoch zum Islam konvertierte. Muʿāwiya selbst konvertierte ebenfalls und diente Muhammad und dessen Nachfolgern in verschiedenen militärischen und administrativen Kapazitäten.

Nach dem Tod des Propheten Muhammad im Jahr 632 n. Chr. und den darauf folgenden Kalifaten von Abu Bakr, Umar und Uthman, wurde Muʿāwiya, der damals als Gouverneur von Syrien diente, zu einer Schlüsselfigur in den komplexen Machtkämpfen, die die frühe islamische Gemeinschaft prägten. Seine Herrschaft begann nach dem Ende des ersten Fitna (656-661 n. Chr.), eines Bürgerkriegs, der nach der Ermordung des dritten Kalifen, Uthman, ausbrach. Muʿāwiya forderte die Legitimität von Ali ibn Abi Talib, dem vierten Kalifen und Cousin sowie Schwiegersohn des Propheten Muhammad, heraus und beanspruchte die Kalifatswürde für sich.

Die Konfrontation zwischen Muʿāwiya und Ali gipfelte in der Schlacht von Siffin im Jahr 657 n. Chr., die unentschieden endete und zu einem Schiedsgericht führte, das letztlich Muʿāwiya begünstigte. Nach Alis Ermordung im Jahr 661 n. Chr. und dem Rücktritt seines Sohnes Hasan von der Kalifatswürde, wurde Muʿāwiya unangefochten als Kalif anerkannt und verlegte die Hauptstadt des Kalifats von Medina nach Damaskus. Diese Verlegung symbolisierte nicht nur den Machtwechsel innerhalb der islamischen Welt, sondern auch den Beginn einer neuen Ära, in der die Umayyaden-Dynastie das islamische Reich entscheidend prägen sollte.

Muʿāwiya gilt als fähiger Administrator und Militärstratege. Er erweiterte das Reich, sicherte seine Grenzen und etablierte ein effektives Verwaltungssystem, das die Grundlage für die spätere Expansion und Konsolidierung des islamischen Reiches unter den Umayyaden bildete. Seine Regierungszeit war auch geprägt von diplomatischen Beziehungen und der Einführung von Praktiken, die die Legitimität seiner Herrschaft stärken sollten, darunter die Ernennung seines Sohnes Yazid als Nachfolger, was den Beginn der hereditären Nachfolge im islamischen Kalifat markierte.

Nachwirkung, Bedeutung und spätere Inkarnation

Muʿāwiya hinterließ ein komplexes Erbe. Während einige ihn als den Begründer einer stabilen und prosperierenden Dynastie verehren, kritisieren andere seine Methoden zur Erlangung der Macht und die Etablierung einer monarchischen Herrschaft, die von einigen als Abkehr von den ursprünglichen Prinzipien der islamischen Gemeinschaft angesehen wird. Ungeachtet dieser Kontroversen bleibt Muʿāwiya eine Schlüsselfigur in der Geschichte des Islams, dessen Einfluss und Entscheidungen die Entwicklung der islamischen Zivilisation nachhaltig geprägt haben.

Rudolf Steiner ging auf Muʿāwiya mehrfach in seinen Karmavorträgen ein und wies dabei insbesondere auf seine spätere Inkarnation als Woodrow Wilson hin.

„Wir sehen, wie bald nach dem Propheten die Residenz von Medina nach Damaskus verlegt wird, wie die Feldherren der Nachfolger des Propheten da heraufziehen, wie sie aber immer wieder zurückgeschlagen werden, wie hier nicht in derselben Weise etwas gelingt wie drüben nach dem Westen hin. Und so sehen wir denn sehr bald, wie einer der Nachfolger des Propheten, 661, Muavija. ist. Muavija, einer der Nachfolger (Tafel 15) des Propheten, herrscht in Damaskus und steht ganz drinnen in jener Seelenverfassung, welche auf der einen Seite aus dem Monotheismus des Arabismus herauswächst, aber auch aus dem Determinismus, der dann immer mehr und mehr zum Fatalismus geworden ist. Aber schon damals herrschte, wenn auch, ich möchte sagen, auf eine mehr mystische Art, auf eine mehr innerliche Art, das nach Asien herübergekommene Griechentum, der Aristotelismus. Und Muavija, der auf der einen Seite seine Feldherrn bis nach Konstantinopel herüberschickte, auf der anderen Seite allerdings auch nach Afrika hin einiges versuchte - aber da gelang ihm nichts Besonderes -, Muavija war zu gleicher Zeit ein sinniger Mann, aber ein Mann, dem eigentlich äußerlich nicht viel gelang, auch nicht auf den geistigen Gebieten.

Sie sehen, er herrscht nicht lange nach Mohammed. Er steht also noch ganz im Mohammedanismus als in dem eigentlich religiösen Element des Arabismus drinnen. Er ist einer der Repräsentanten des Mohammedanismus von dazumal, aber einer, der gerade herauswächst aus der starren religiösen Form des Mohammedanismus und hereinwächst in jene Denkungsweise, die ja dann, abstreifend die religiöse Form, in dem Wissenschaftlichen, in dem Schön-Wissenschaftlichen des Westens hervorgetreten ist.

Er ist schon ein repräsentativer Geist, dieser Muavija im ersten Jahrhundert nach Mohammed, ein Geist, der nicht mehr denkt wie Mohammed, der nur noch die Anregung von Mohammed hat, der noch nicht den eigentlichen religiösen Kern des Mohammedanismus abgestreift hat, aber ihn doch schon in die Denkform, in die logische Form hinübergeleitet hat. Und er gehört ja vor allen Dingen zu denen, die nun mit allem Eifer hinüber wollten nach Europa, mit allem Eifer nach dem Westen vordringen wollten. Wer die Kriegszüge, die aufgewendeten Kräfte verfolgt, die gerade unter Muavija tätig waren, der wird sehen: es war dieses Vorrücken-Wollen gegen den Westen dazumal verbunden mit einer ungeheuer starken Stoßkraft, die eben nur abgestumpft worden ist.

Wenn dann ein solcher Geist durch die Pforte des Todes geht, weiterlebt, so lebt natürlich eine solche Stoßkraft weiter, und man hat dann, wenn man den Weg weiter verfolgt, vor allen Dingen den Eindruck: Das geht durch das Leben zwischen dem Tod und einer neuen Geburt durch, indem vieles von dem, was Sehnsucht geblieben ist, ausgebildet wird als weltumspannende Pläne für ein späteres Leben; aber weltumspannende Pläne, die keine sehr konkrete Form annehmen. Weil ja alles eben abgestumpft worden ist, nehmen sie keine konkrete Form an.

Nun, ich gestehe, ich muß mir immer jetzt die Frage stellen: Soll ich, oder soll ich nicht? Aber ich meine, es hilft ja nichts, wenn man von diesen Dingen nur in Abstraktionen redet. Und so müssen schon alle Rücksichten beiseitegesetzt werden, um in konkreten Fällen von den Dingen zu reden, die da sind. Möge die Welt die Sache nehmen, wie sie sie eben nehmen kann. Für die Verbreitung von Anthroposophie bestehen innerliche geistige Notwendigkeiten. Man fügt sich dem, was sozusagen in einem angeregt wird aus den geistigen Notwendigkeiten heraus und treibt keine nach außen gehende «Opportunität»: Opportunität hat ja der Anthroposophischen Gesellschaft genugsam geschadet; sie soll in Zukunft nicht weiter getrieben werden. Und selbst wenn die Dinge recht paradox wirken sollten, so sollen sie doch in der Zukunft einfach gerade gesagt werden.

Verfolgt man diesen Muavija, der also einer der nächsten Nachfolger des Propheten war, weiter im Laufe der Geschichte, wie er in der Unterströmung weitergeht und wieder auftaucht, so findet man Woodrow Wilson.

Und in einer erschütternden Weise schließt sich einem zusammen die Gegenwart mit der Vergangenheit. Plötzlich steht eine Verbindung da zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit. Und man kann dann sehen, wenn man schaut, wie gewissermaßen, ich möchte sagen, auf dem Meere des Geschehens, des geschichtlichen Geschehens da auftaucht die Woge Muavija, da auftaucht die Woge Woodrow Wilson, man sieht, wie die Unterströmung durch das Meer weitergeht, und wie da dieselbe Strömung vorliegend ist.

Und so erst wird die Geschichte, denke ich, begreiflich, wenn man sieht, wie aus der einen Epoche in die andere dasjenige herübergetragen wird, was eigentlich wirklich geschieht. Suchen Sie die ganze, ich möchte sagen, schon abstrakt-stierhafte Art der Vierzehn Punkte — es ist natürlich nicht die Betrachtung von den Vierzehn Punkten ausgegangen -, aber suchen Sie jetzt, nachdem die Sache da liegt, diese stierhafte Art, sich diesen abstrakten Vierzehn Punkten hinzugeben, suchen Sie diese in der Seelenkonfiguration auf, und fragen Sie sich dann, ob solche Seelenkonfiguration in solcher Stärke woanders veranlagt sein konnte als in einem Nachfolger Mohammeds! Und nehmen Sie den schon bei Muavija ausgebildeten Fatalismus, und übertragen Sie ihn in die Zeit der modernen Abstraktheit und fühlen Sie die Ähnlichkeit mit dem Mohammedanischen: Allah hat es geoffenbart; Allah wird es bewirken, das einzige Heil! - und versuchen Sie, manches Wort, das ausgegangen ist von dem Träger der Vierzehn Punkte, richtig zu verstehen: Sie werden cum grano salis eine fast wörtliche Übereinstimmung finden.“ (Lit.:GA 235, S. 179ff)

Literatur

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Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
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Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.