Pilze

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Pilze

Grüner Anis-Trichterling (Clitocybe odora)

Klassifikation: Lebewesen
Domäne: Eukaryoten (Eukaryota)
ohne Rang: Amorphea
ohne Rang: Opisthokonta
ohne Rang: Nucletmycea
Reich: Pilze
Fungi
L.

Die Pilze (Fungi, von lat. fungus „Pilz“, abgeleitet von altgriech. σφόνγος sphóngos „Schwamm“) sind in einer heute noch gebräuchlichen, aber veralteten Klassifikation das dritte große Reich eukaryotischer Lebewesen neben den Vielzelligen Tieren (Metazoa) und den Pflanzen (Plantae). Umgangssprach werden die Speisepilze auch als Schwamm, Schwammerl (in Bayern und Österreich), Schwämmli oder Schwümm (Schweiz) bezeichnet.

Zu den Pilzen gehören vor allem Vielzeller wie die Ständerpilze, aber auch Einzeller wie die Backhefe sowie coenocytische Formen mit vielen Zellkernen, aber ohne zellige Untergliederung. Nachdem sie bis in das späte 20. Jahrhundert zu den Pflanzen gerechnet wurden, sind sie nach heutiger Kenntnis näher mit den Tieren als mit den Pflanzen verwandt.

Die Wissenschaft von den Pilzen ist die Mykologie (von altgriech. μύκης mýkēs ‚Pilz‘ und -logie)[1]. Gemäß der griechischen Mythologie soll Perseus die Stadt Mykene an jener Stelle gegründet haben, an der er sich mit dem Wasser erfrischte, das sich im Hut eines Pilzes (mýkēs) gesammelt hatte.

Abgrenzung zu Pflanzen und Tieren

Nachdem die Pilze wegen ihrer sesshaften Lebensweise lange dem Reich der Pflanzen zugeordnet wurden, gelten sie heute aufgrund phylogenetischer, biochemischer und anatomischer Befunde als eigenes Reich und als enger mit Tieren als mit Pflanzen verwandt.

Pilze sind wie Tiere (zu denen in der Biologie auch die Menschen gezählt werden) heterotroph (speziell chemoorganotroph) und ernähren sich von organischen Nährstoffen ihrer Umgebung, die sie meist durch Abgabe von Enzymen aufschließen und dadurch löslich und für sie verfügbar machen. Eine weitere Gemeinsamkeit von Pilzen und Tieren ist, dass beide das Polysaccharid Glykogen als Speichersubstanz bilden, während Pflanzen Stärke bilden. Die Abgrenzung vom Reich der Tiere erfolgt nicht aufgrund der Unbeweglichkeit der Pilze, da auch manche Tiere, wie Schwämme oder Steinkorallen, den größten Teil ihres Lebens ortsfest verbringen. Wesentliche Unterschiede zu den Tieren bestehen in der Ultrastruktur, so im Vorhandensein von Zellwänden und Vakuolen (wie bei Pflanzen).

Von den Pflanzen unterscheiden sich die Pilze vor allem durch das Fehlen von Plastiden und damit der auf Chlorophyll basierenden Photosynthese. Außerdem enthält die Zellwand der meisten Pilze neben anderen Polysacchariden auch Chitin, das im Pflanzenreich nicht vorkommt, aber der Hauptbestandteil des Exoskeletts der Gliederfüßer ist. Dagegen fehlt den Pilzen das für Pflanzen charakteristische Polysaccharid Zellulose.

Ein grundlegender Unterschied zu den anderen höher organisierten Lebewesen ist, dass – abgesehen von der Ausbildung komplexer Strukturen wie den Fruchtkörpern – jeder Teil des Organismus autark ist und keine Kommunikation zwischen den Teilen stattfindet. Auch ein eigener Tagesrhythmus, wie ihn Tiere und Pflanzen haben, scheint bei Pilzen allenfalls als Ausnahme vorzukommen.

Das Wesen der Pilze erschließt sich einer goetheanistischen Betrachtung wie folgt:

„Aber nehmen wir an, die Pflanze wird in solche Naturverhältnisse versetzt, daß sie gar nicht Zeit hat, eine Wurzel zu entwickeln, auch keinen vernünftigen Stamm, keine vernünftigen Blätter, sondern daß sie alles das, was sonst eben in den Blumenblättern sich entwickelt, ganz furchtbar rasch und undeutlich entwickeln muß, weil sie gar nicht Zeit hat, das alles so schnell auszubilden. Da wird es ein Schwamm, ein Pilz.

Pilz, Zeichnung aus GA 216, S. 112
Pilz, Zeichnung aus GA 216, S. 112

Da haben Sie zwei äußerste Extreme: eine Pflanze, die Zeit hat, sich in alle Einzelheiten hinein zu differenzieren, entwickelt Wurzeln, Stengel, Blätter, Blüten, Früchte, alles mögliche. Aber eine Pflanze, die in solche Naturverhältnisse versetzt wird, daß sie gar nicht Zeit hat, eine Wurzel zu bilden, bei der bleibt alles nur angedeutet, Stengel und Blätter kann sie auch nicht entwickeln, und das, was im Blütenprinzip ist und das Fruchtbilden, muß sie schnell und undeutlich machen. Sie setzt sich kaum auf der Erde auf, entwickelt mit furchtbarer Schnelligkeit das, was die andern Pflanzen langsam entwickeln. Denken Sie an den Klatschmohn, der, nachdem er die grünen Blätter so langsam hat vorangehen lassen, behutsam langsam die roten Mohnblätter ausbilden kann, dann die Staubgefäße, dann das kokette Pistill, das in der Mitte des Klatschmohns drinnen ist. Beim Pilz muß das rasch und überhastet gemacht werden; man hat nicht Zeit zu differenzieren, hat nicht Zeit, sich der Sonne auszusetzen, weil die auch gar nicht da ist, daß man so hübsch färben könnte, kurz, es wird ein Pilz. Im Pilz haben wir eine ganz undeutliche, rasch überhastet hingeworfene Blüte. Wiederum haben wir eins; zwei ganz verschiedene Pflanzen sind eigentlich ein und dasselbe.“ (Lit.:GA 216, S. 112f)

„Vergleichen wir einmal den Pilz mit dem Baum. Was ist denn da für ein Unterschied? Ist es denn nicht so, als ob die Erde in ihrer Kraft sich herausgedrängt hätte, wie wenn sich ihr Innerstes im Baum herausgedrängt hätte in den äußeren Raum, in die Höhe, um da draußen erst die Blüten und Früchte zu entwickeln? Und beim Pilz hat sie da drinnen behalten, was sonst über die Erde emporwächst, und nur das Alleroberste sind die Pilze. Beim Pilz ist der Baum unter der Erde, er ist nur in den Kräften vorhanden. Der Pilz ist, was sonst Äußerstes des Baumes ist. Wenn sich viele, viele Pilze über der Erde ausbreiten, dann ist das so, wie wenn da unten ein Baum wäre, nur ist er in der Erde drinnen. Wenn wir einen Baum sehen, ist es so, wie wenn die Erde sich selbst aufgestemmt, aufgestülpt hätte und ihr Inneres nach außen bringen würde.»

Jetzt kommen Sie schon näher dem, wie die Sache eigentlich ist: «Wenn da die Pilze wachsen, da mit den wachsenden Pilzen, da nimmt die Erde etwas auf, was sie nach außen befördert, wenn sie Bäume wachsen läßt. Wenn die Erde also Pilze wachsen läßt, so behält sie die Kraft des wachsenden Baumes in sich. Wenn die Erde aber Bäume wachsen läßt, dann kehrt sie die wachsende Kraft des Baumes nach außen.»

[...]

Farne, Moose, Pilze entfalten unter der Erde alles das, was ihnen fehlt, nur bleibt es Äthersubstanz, wird nicht physische Substanz. Wenn diese Ätherpflanze über die Erdoberfläche herauskommt, dann verwandelt sie das, was da herausdringt, durch die Wirkung der äußeren Kräfte in diese Rudimente von Blättern, was die Pilze, Moose, Farne sind. Drunten unter einer Moosfläche, oder einer von Pilzen bewachsenen Fläche, ist etwas wie ein Riesenbaum, und wenn die Erde das da unten nicht aufzehren kann, nicht bei sich behalten kann, dann drängt es sich nach außen.“ (Lit.:GA 295, S. 116)

Siehe auch

Literatur

Allgemeines

  •  Lexikon der Mykologie. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, New York 1989, ISBN 3-437-20413-0.
  •  E. Müller, W. Loeffler: Mykologie, Grundriss für Naturwissenschaftler und Mediziner. 5. Auflage. Thieme, Stuttgart, New York 1992, ISBN 3-13-436805-6.
  •  Georg Schön: Pilze – Lebewesen zwischen Pflanze und Tier. Verlag C.H.Beck, München 2005, ISBN 978-3-406-50860-8.
  •  H.O. Schwantes: Biologie der Pilze. Ulmer, Stuttgart 1996, ISBN 3-8252-1871-6.

Gesundheit

  •  R. Flammer, E. Horak: Pilzvergiftungen. Schwabe Verlag, Basel 2003, ISBN 3-7965-2008-1.
  •  H. Hof: Candida, Aspergillus und Co: Pathogene Pilze. In: Pharmazie in unserer Zeit. 32, 2003, ISSN 0048-3664, S. 96–103.

Historisches

  •  H. Dörfelt, H. Heklau: Die Geschichte der Mykologie. Einhorn-Verlag, Schwäbisch Gmünd 1998, ISBN 3-927654-44-2.

Anthroposophische Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

Commons: Pilze - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
 Wiktionary: Pilz – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Wikibooks: Pilzanbau – Lern- und Lehrmaterialien

Deutschsprachig

Englischsprachig

Niederländisch

Toxikologie

Einzelnachweise

  1. Wilhelm Gemoll: Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch. München/Wien 1965.
Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Pilze aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.