Ockhams Rasiermesser

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Wilhelm von Ockham – Skizze aus einem Summa logicae - Manuskript von 1341 mit der Inschrift frater Occham iste

Ockhams Rasiermesser, auch Sparsamkeitsprinzip, Prinzip der Parsimonie, lex parsimoniae (lat.) oder Einfachheitsprinzip genannt, ist ein erstmals in der Scholastik von Wilhelm von Ockham implizit in seinen Schriften aufgestelltes Wissenschaftsprinzip, das bei der Aufstellung von Hypothesen und Theorien Sparsamkeit gebietet. Zur Erklärung eines Sachverhalts dürfen demnach nicht mehr Hypothesen herangezogen werden als nötig seien - alle darüber hinausgehenden Annahmen werden gleichsam „mit dem Rasiermesser abgeschnitten“. In der klassischen Formulierung des Philosophen Johannes Clauberg (1622–1665) lautet dieses Prinzip:

„Entia non sunt multiplicanda sine [oder: praeter] necessitate.“

Entitäten dürfen nicht über das Notwendige hinaus vermehrt werden.“

Johannes Clauberg: Logica vetus et nova (1654), S. 320

Das Sparsamkeitsprinzip resultierte aus dem in der Scholastik aufgekommenen Nominalismus, der nicht mehr fähig war, das geistige Wesen der Dinge wahrzunehmen und sich nur noch auf die sinnlich beobachtbaren Phänomene und ihre Erklärung durch hypothetisch formulierte Gedanken stützen konnte. Dieses Prinzip gilt auch heute noch als grundlegend für die Wissenschaft, insbesondere für die empirischen Naturwissenschaften.