Hans Christoph Binswanger und Entmythologisierung: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Hgp
 
imported>Odyssee
(Die Seite wurde neu angelegt: „'''Entmythologisierung''', auch '''Entmythisierung''', ist allgemein der Versuch, eine in einem Mythos oder in mythischer Sprache tradierte Anschauung auf…“)
 
Zeile 1: Zeile 1:
'''Hans Christoph Binswanger''' (* [[19. Juni]] [[1929]] in [[Zürich]]) ist ein [[Schweiz]]er [[Wirtschaftswissenschaftler]]. Er entwickelte die Idee einer [[Umweltsteuer|ökologischen Steuerreform]] und gilt als profilierter nicht-[[Marxismus|marxistischer]] Geld- und Wachstumskritiker.
'''Entmythologisierung''', auch '''Entmythisierung''', ist allgemein der Versuch, eine in einem [[Mythos]] oder in mythischer Sprache tradierte Anschauung auf ihren Wirklichkeitsgehalt hin zu untersuchen und die eigentliche Aussageabsicht herauszuarbeiten.<ref>Sachkunde Religion, hg. von Gert Otto, Furche/Patmos, Hamburg/Düsseldorf 1970 (2), S. 251</ref>


== Leben ==
== Entmythologisierung der Bibel ==
Hans Christoph Binswanger studierte [[Volkswirtschaftslehre]] in Zürich und Kiel. Er [[Promotion (Doktor)|promovierte]] 1956 an der [[Universität Zürich]]; 1967 erfolgte seine [[Habilitation]] an der Handelshochschule in St. Gallen (HSG, heute [[Universität St. Gallen]]).


Er lehrte von 1969 bis zu seiner [[Emeritierung]] 1994 als ordentlicher Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität St. Gallen. Von 1967 bis 1992 war er Direktor der Forschungsgemeinschaft für Nationalökonomie (FGN-HSG), seit 1980 geschäftsführend. Von 1992 bis 1995 wirkte er als Direktor des neu gegründeten Instituts für Wirtschaft und Ökologie (IWÖ-HSG).
Im religiösen Kontext geht der Ausdruck auf den evangelischen Theologen [[Wikipedia:Rudolf Bultmann|Rudolf Bultmann]] zurück. Bultmann stellte sein Programm der Entmythologisierung in seinem Aufsatz ''„Neues Testament und Mythologie“'' aus dem Jahr 1941 vor. Er sah in der mythischen Denk- und Sprachform der [[Wikipedia:Antike|Antike]] ein Problem, da die Menschen der [[Wikipedia:Moderne|Moderne]] diese mythische Redeweise nicht mehr verstünden. Glauben könne sich daher nur aus einer [[Existentiale Interpretation|existentialen Interpretation]] der Bibel ergeben. Der nicht-mythologische Sinn einer mythologisch klingenden Aussage soll bei der Entmythologisierung herausgearbeitet werden. Da im Mythos keine Unterscheidung zwischen den Realitätsstufen [[Immanenz]] und [[Transzendenz]] gemacht wird,<ref>Ernst Cassirer: ''Philosophie der symbolischen Formen. Zweiter Teil. Das Mythische Denken'', Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1973, S. 59 - 77</ref> versucht die Entmythologisierung die Differenz zwischen Gott und Welt zu wahren.<ref>[[Wikipedia:Peter Knauer|Peter Knauer]]: ''Der Glaube kommt vom Hören. Ökumenische Fundamentaltheologie'', Styria, Graz - Wien - Köln 1978, S. 94</ref> Bei der Entmythologisierung geht es Bultmann nicht darum, das Mythische aus den Texten zu eliminieren, sondern die Texte so zu interpretieren, dass das ihnen zugrunde liegende Existenzverständnis deutlich wird mit dem Ziel, dass der Mensch sich durch das biblische [[Kerygma]] getroffen fühlt und vor eine „existentielle“ Entscheidung gestellt wird.<ref>Hans Waldenfels: ''Kontextuelle Fundamentaltheologie'', Schöningh, Paderborn 1985, S. 164</ref><ref>Karl Rahner/Herbert Vorgrimler: ''Kleines theologische Wörterbuch'', Herder, Freiburg 1961, S. 89ff</ref> Dabei setzt Bultmann voraus, dass das wissenschaftliche Weltbild dem Mythos überlegen ist. Für ihn geht es demnach darum, die theologischen Aussagen der Bibel so zu formulieren, dass sie mit dem modernen Weltbild kompatibel sind. „Er verfolgt ein Modernisierungsprojekt.“<ref>Peter Hardt: Entmythologisierung des Wissens [http://postmoderne-theologie.de/de/entmythologisierung.html] abgerufen am 15. September 2013</ref>


Er ist der Vater des Volkswirtschaftlers [[Mathias Binswanger]]. Der bekannte Psychiater und Begründer der [[Daseinsanalyse]] [[Ludwig Binswanger]] ist sein [[Onkel]].
Für [[Wikipedia:Benedikt XVI.|Joseph Ratzinger]] und andere Theologen hat die Entmythologisierung schon in der Bibel stattgefunden. Die Rede von der Erschaffung der Welt durch Gott beinhalte die Differenz zwischen Gott und Welt und sei damit eine „bewußte Absage an den Mythos“.<ref>so Heinrich Fries: Grundsätzliche Überlegungen zur Entmythologisierung überhaupt, im Artikel „Entmythologisierung“, in: Lexikon für Theologie und Kirche, Herder, Freiburg 1986, Bd 3, S. 902</ref> Ratzinger sieht zudem in der theologischen Entwicklung der frühen Kirche, in der Entscheidung „für den Logos gegen jede Art von Mythos“, eine „definitive Entmythologisierung der Welt und der Religion“.  Diese Entscheidung hält er für den entscheidenden Faktor, der das Christentum vor dem Schicksal der antiken Religion bewahrte, dem „inneren Zusammenbruch“.<ref>Joseph Ratzinger: ''Einführung in das Christentum''. dtv Wissenschaftliche Reihe, 1971, (Erstauflage: Kösel 1968) S. 90-92</ref> Am Beispiel von „[[Höllenfahrt Christi|Höllenfahrt]]“ und „[[Christi Himmelfahrt|Himmelfahrt]]“ verdeutlicht Ratzinger, dass es dabei nicht um „kosmographische“ Gegebenheiten geht, sondern um Dimensionen der menschlichen Existenz.<ref>Joseph Ratzinger: ''Einführung in das Christentum'', dtv Wissenschaftliche Reihe, München 1971, (Erstauflage: Kösel 1968) S. 215 ff und 228 ff</ref>


== Arbeits- und Forschungsschwerpunkte ==
== Kritik am Entmythologisierungsprogramm Bultmanns ==
Zu seinen Arbeits- und Forschungsschwerpunkten zählen [[Umweltökonomie|Umwelt- und Ressourcenökonomie]], [[Geldtheorie]], Geschichte der [[Wirtschaftstheorie]] und [[Europäische Integration]]. Sein Hauptinteresse gilt seit den 1960er Jahren dem Zusammenhang von Ökonomie und Ökologie.


Binswanger sieht Geld in einer Doppelfunktion: als Zahlungsmittel und Kapital. Er plädiert nicht für ein Ende des Wachstums, sondern für ein [[Wachstumsrücknahme|reduziertes Wachstum]]. Seine Wirtschaftstheorie sei ein Gegenmodell zur [[neoklassische Theorie|neoklassischen Theorie]] führt er in ''Die Wachstumsspirale'' aus: Hier ist die Geldschöpfung der Motor des Wachstums, aus dem allerdings ein Zwang zu weiterem Wachstum entstehe. Ein Unternehmer, der etwas herstellen wolle, brauche Kapital, um Arbeit, Maschinen und Rohstoffe kaufen zu können. Dies Geld werde ihm als Kredit von Banken zur Verfügung gestellt. Der Zwang zum Wachstum entstehe, weil die Gewinne, die die Unternehmen heute machten, die Investitionen von gestern rechtfertigen müssten. Heute liessen sich aber für alle nur Gewinne erzielen, wenn auch genügend Kaufkraft vorhanden sei, also müsse auch heute wieder neu investiert werden in zusätzliche Arbeitskraft oder höhere Löhne. Diese Investition rechne sich erst morgen, wo dann wieder investiert werden müsse. „Wachstum verlangt weiteres Wachstum.“ Stabilität und Null-Wachstum seien nicht mehr möglich. Binswanger gibt das [[Wirtschaftswachstum]], das weltweit notwendig sei, mit 1,8 Prozent an.<ref name="Vortrag-OL">Hans Christoph Binswanger: ''Wachstumszwang und Nachhaltigkeit – die Feststellung des Konflikts als Voraussetzung seiner Lösung.'' Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung zur Postwachstumsökonomie an der [[Carl von Ossietzky Universität Oldenburg]] am 12. November 2008 ([http://www.postwachstumsoekonomie.org/Binswanger-Vortrag-OL.pdf PDF; 235 KB])</ref><ref name="taz041209">Stephan Kosch: ''[http://www.taz.de/1/zukunft/wirtschaft/artikel/1/wir-muessen-bremsen/ Wirtschaftsexperte kritisiert den Wachstumszwang: „Wir müssen bremsen“].'' In: ''[[die tageszeitung]].'' 4. Dezember 2009</ref>
Rahner/Vorgrimler anerkennen zwar, dass das neutestamentliche Kerygma auf eine existenziale Entscheidung zielt, werfen Bultmann aber vor, es darauf reduziert zu haben. Sie insistieren darauf, dass es sich auch um Mitteilung von „objektiven“ Ereignissen wie der [[Auferstehung]] handele.<ref>Karl Rahner/Herbert Vorgrimler: ''Kleines theologische Wörterbuch'', Herder, Freiburg 1961, S. 90ff</ref>


Den Grund, warum die [[Neoklassische Theorie|Neoklassik]] erfolgreich wurde, sieht Binswanger darin, dass sie für die Besitzenden eine angenehme Theorie sei. Er behauptet, die Neoklassik sei als radikale Abkehr von der Klassik konzipiert worden, um die Marxschen Analysen zu verdrängen, die weitgehend auf der Klassik fußten.<ref>[[Robert von Heusinger]]: ''[http://www.fr-online.de/schuldenkrise/iwf-chefvolkswirt-blanchard--das-revolutionaere-papier,1471908,2683136.html IWF-Chefvolkswirt Blanchard: Das revolutionäre Papier].'' In: ''[[Frankfurter Rundschau]].'' 1. März 2010, abgerufen am 27. Oktober 2012.</ref>
[[Wikipedia:Leo Scheffczyk|Leo Scheffczyk]] sieht den entscheidenden Fehler in Bultmanns Programm „in einer falschen Bestimmung des Mythos“. Für Bultmann sei schon alles mythisch zu nennen, das nicht dem wissenschaftlichen Weltbild entspreche, sondern die Welt als dreistöckig gegliedert annehme. Und als mythologisch seien dann alle religiösen Aussagen zu bezeichnen, die sich innerhalb des antiken Weltbildes bewegen. Nur wenn Gottes Handeln und die Welt nicht miteinander vermengt würden, sei es nach Bultmann gewährleistet, dass nicht gegen das wissenschaftliche Weltbild verstoßen werde. In diesem Denken wird – so Scheffczyk – der christliche Glaube verfehlt, weil dadurch keine „objektiven Aussagen über Gott und über das göttliche Handeln in Jesus Christus“ mehr möglich seien.<ref>Leo Scheffczyk: Entmythologisierung und Glaubenswahrheit in mythenloser Zeit [http://www.kath-info.de/entmythol.html] abgerufen am 11. September 2013</ref>


Da Wachstum immer Natur verbrauche, fordert er, durch Änderungen des Wirtschaftssystems das Wachstum zu bremsen. [[Aktiengesellschaft|Aktiengesellschaften]], die auf fortwährenden Gewinn ausgerichtet seien, möchte er reformieren bzw. durch andere Unternehmensformen ersetzen: [[Genossenschaft|Genossenschaften]] oder [[Stiftung|Stiftungen]], die weniger Wachstumsdynamik entfalteten. Ausserdem plädiert er dafür, dass nur noch die [[Zentralbank|Zentralbanken]] Geld schöpfen dürfen, um so die Menge des Geldes zu begrenzen. Er knüpft damit an die Idee eines „[[wikipedia:Vollgeld-System|Vollgeldes]]“ an, wie es der Soziologe [[Joseph Huber (Soziologe)|Joseph Huber]] entwickelt hat, und verbindet sie mit seiner Intention einer Reduzierung des Wachstums.<ref name="taz041209"/> Des Weiteren regt er an, über ein bedingungsloses Zusatzeinkommen nachzudenken, das als [[Schwundgeld|umlaufgesichertes Geld]] ausgezahlt wird.<ref name="Vortrag-OL"/>
Theologen, Religionswissenschaftler und Philosophen wenden gegen Bultmann ein, dass nur mit der Sprachform des Mythos die Transzendenzerfahrung des Menschen angemessen zu Sprache gebracht werden könne.<ref>David Fergusson: ''Entmythologisierung'', in: Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Auflage, Mohr - Siebeck, Tübingen 1999, Band 2, Sp. 1328-1330</ref> {{Zitat|Ein historisches Ereignis kann sich jedoch nur zur Quelle religiöser Inspiration entwickeln, wenn es mythologisiert wird.|Autor=[[Wikipedia:Karen Armstrong|Karen Armstrong]]|ref=<ref>Karen Armstrong: ''Eine kurze Geschichte des Mythos'', dtv 13610, S. 97</ref>}}
 
Seine Idee der [[Umweltsteuer|ökologischen Steuerreform]] versucht, die Natur als eigenständigen „Sozialpartner“ an der volkswirtschaftlichen Wertschöpfung sichtbar werden zu lassen. Seine Offenheit für alternative Denkansätze und Lösungsstrategien hat ihn zu einem der bekanntesten und profiliertesten Kritiker der aktuellen Hauptströmungen der Nationalökonomie werden lassen. Er sitzt als Beirat im [[Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft]].
 
In seiner Forschung hat Binswanger die Grenzen der eigenen Disziplin immer wieder überschritten und ist dadurch auch einem breiteren Publikum bekannt geworden. So legte er beispielsweise mit seinem Werk ''Geld und Magie'' eine geldtheoretische Deutung von Goethes Faust vor.
 
Binswanger konnte zahlreiche Ehrungen entgegennehmen: den Bundesnaturschutzpreis (1980), die Bodo-Manstein-Medaille des [[Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland|BUND]] (1980), den Grossen [[Binding-Preis für Natur- und Umweltschutz]] (Liechtenstein, 1986), die Ernennung zum Ehrensenator der [[Wirtschaftsuniversität Wien]] (1994), den Preis der [[Stiftung Dr. J. E. Brandenberger]] (1994),<ref>Stiftung Dr. J. E. Brandenberger: ''[http://www.stiftungbrandenberger.ch/preis_fr_d.htm Bisherige Preisträger]''</ref> die Ernennung zum Ehrenvorsitzenden der [[Herbert Gruhl|Herbert-Gruhl]]-Gesellschaft e.&nbsp;V. (2003)<ref>Herbert-Gruhl-Gesellschaft: ''[http://www.herbert-gruhl.de/html/mitteilungen04.html CSU-Umweltpolitiker Josef Göppel erhält Herbert-Gruhl-Preis].'' 16. Oktober 2003</ref> und den [[Adam Smith|Adam-Smith]]-Preis für marktwirtschaftliche Umweltpolitik (2004).<ref>Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft: ''[http://foes.de/pdf/PM%20Adam-Smith-Preis%202.6.2004.pdf FÖS verleiht Adam-Smith-Preis an Binswanger].'' 2. Juli 2004 (PDF; 47&nbsp;kB)</ref>
 
Er ist der Doktorvater von [[Josef Ackermann]], dem früheren Vorsitzenden des Vorstands der [[Deutsche Bank|Deutschen Bank]].<ref>[[Benedikt Fehr]] & [[Holger Steltzner]]: ''[http://www.faz.net/themenarchiv/2.1157/josef-ackermann-und-hans-christoph-binswanger-es-fehlt-das-geld-nun-gut-so-schaff-es-denn-1811056.html Josef Ackermann und Hans Christoph Binswanger: „Es fehlt das Geld. Nun gut, so schaff es denn!“].'' In: ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung]].'' 30. Juni 2009</ref> Ackermann hielt 1994 die Laudatio anlässlich der Verleihung des Dr.-Brandenberger-Preises.
 
== Veröffentlichungen ==
 
* ''Die europäische Wirtschaftsintegration durch partielle Unionen. Mit besonderer Berücksichtigung der Kohle- und Stahlindustrie.'' Dissertation. Keller, Winterthur 1957
* ''Markt und internationale Währungsordnung. Ein Beitrag zur Integration von allgemeiner Gleichgewichtstheorie und monetärer Theorie.'' Mohr, Tübingen 1969
* mit [[Hans Mayrzedt|Hans Manfred Mayrzedt]]: ''Europapolitik der Rest-EFTA-Staaten. Österreich, Schweden, Schweiz, Finnland, Island, Portugal.'' Schulthess Polygraphischer Verlag, Zürich 1972
* (Hrsg.): ''Die europäische Agrarpolitik vor neuen Alternativen.'' Haupt, Bern/Stuttgart 1977, ISBN 3-258-02548-7
* mit Werner Geissberger & Theo Ginsburg (Hrsg.): ''Der NAWU-Report: Wege aus der Wohlstandsfalle. Strategien gegen Arbeitslosigkeit und Umweltkrise.'' S.&nbsp;Fischer, Frankfurt 1978, ISBN 3-10-006401-1; Taschenbuchausgabe: ''Wege aus der Wohlstandsfalle. Der NAWU-Report, Strategien gegen Arbeitslosigkeit und Umweltzerstörung.'' ebd. 1979, ISBN 3-596-24030-1
* ''Eigentum und Eigentumspolitik. Ein Beitrag zur Totalrevision der Schweizerischen Bundesverfassung.'' Schulthess Polygraphischer Verlag, Zürich 1978, ISBN 3-7255-1879-3 
* mit Holger Bonus und [[Manfred Timmermann]]: ''Wirtschaft und Umwelt. Möglichkeiten einer ökologieverträglichen Wirtschaftspolitik.'' Kohlhammer, Stuttgart [u.a.] 1981, ISBN 3-17-007353-2
* ''Geld und Wirtschaft im Verständnis des Merkantilismus.'' In: [[Fritz Neumark]] (Hrsg.): ''Studien zur Entwicklung der ökonomischen Theorie II. Geschichte merkantilistischer Ideen und Praktiken.'' Duncker und Humblot, Berlin 1982, ISBN 3-428-05110-6 
* mit Heinz Frisch, [[Hans G. Nutzinger]], [[Bertram Schefold]], [[Gerhard Scherhorn]], [[Udo E. Simonis]] & Burkhard Strümpel: ''Arbeit ohne Umweltzerstörung. Strategien für eine neue Wirtschaftspolitik.'' Eine Publikation des [[Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland|Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.&nbsp;V. (BUND)]]. S.&nbsp;Fischer, Frankfurt 1983, ISBN 3-10-006403-8; überarbeitete Fassung als Taschenbuch ebd. 1988, ISBN 3-596-24189-8 
* ''Geld und Magie. Deutung und Kritik der modernen Wirtschaft anhand von Goethes Faust.'' Mit einem Nachwort von [[Iring Fetscher]]. Edition Weitbrecht, Stuttgart 1985, ISBN 3-522-70140-2; zweite vollständig überarbeitete Ausgabe: ''Geld und Magie. Eine ökonomische Deutung von Goethes Faust.'' Murmann, Hamburg 2005, ISBN 3-938017-25-2
* ''[[Johann Georg Schlosser|J. G. Schlossers]] Theorie der imaginären Bedürfnisse. Ein Beitrag zur deutschen Nationalökonomie jenseits von Physiokratie und Klassik.'' In: [[Harald Scherf]] (Hrsg.): ''Studien zur Entwicklung der ökonomischen Theorie V. Deutsche Nationalökonomie zu Beginn des 19. Jahrhunderts.'' Duncker und Humblot, Berlin 1986, ISBN 3-428-05913-1
* ''Geld und Natur. Das wirtschaftliche Wachstum im Spannungsfeld zwischen Ökonomie und Ökologie.'' Edition Weitbrecht, Stuttgart/Wien 1992, ISBN 3-522-70450-9
* ''Goethe als Ökonom. Chancen und Gefahren der modernen Wirtschaft im Spiegel von Goethes Dichtung.'' In: [[Bertram Schefold]] (Hrsg.): ''Studien zur Entwicklung der ökonomischen Theorie XI. Die Darstellung der Wirtschaft und der Wirtschaftswissenschaften in der Belletristik.'' Duncker und Humblot, Berlin 1992, ISBN 3-428-07345-2
* mit Paschen von Flotow (Hrsg.): ''Geld & Wachstum. Zur Philosophie und Praxis des Geldes.'' Edition Weitbrecht, Stuttgart/Wien 1994, ISBN 3-522-71670-1
* ''Zukunftsfähiges Wirtschaften und ökologische Steuerreform.'' In: Frank Biermann, Sebastian Büttner & Carsten Helm (Hrsg.): ''Zukunftsfähige Entwicklung. Herausforderung an Wissenschaft und Politik. Festschrift für Udo E. Simonis zum 60. Geburtstag.'' Edition Sigma, Berlin 1997, ISBN 3-89404-174-9, S. 85–98
* ''Die Glaubensgemeinschaft der Ökonomen. Essays zur Kultur der Wirtschaft.'' Gerling-Akademie-Verlag, München 1998, ISBN 3-932425-06-5. 2., aktualisierte Auflage: Murmann, Hamburg 2011, ISBN 978-3-86774-136-1.
*''Die Wachstumsspirale. Geld, Energie und Imagination in der Dynamik des Marktprozesses.'' Metropolis-Verlag, Marburg 2006, ISBN 3-89518-554-X; 4. überarb. Aufl. ebd. 2013, ISBN 978-3-89518-956-2
** [http://www.metropolis-verlag.de/Die-Wachstumsspirale/554/book.do Buchbeschreibung und Rezensionen]
** ''[http://www.christoph-fleischmann.de/pages/de/archiv_zum_lesen/rezensionen/577.htm Der Zwang zum Wachstum],'' Rezension von Christoph Fleischmann, ''Forum Buch'' in ''[[SWR2]],'' 12. August 2006
* ''König Midas: Wird alles zu Gold? Geld und Wachstum'' In: [[Alexander Karmann]] & Joachim Klose (Hrsg.): ''Geld regiert die Welt? Wirtschaftliche Reflexionen.'' Metropolis, Marburg 2006, ISBN 3-89518-556-6, S. 251–266
* ''Vorwärts zur Mäßigung. Perspektiven einer nachhaltigen Wirtschaft.'' Murmann, Hamburg 2009, ISBN 978-3-86774-072-2
** ''[http://www.christoph-fleischmann.de/pages/de/archiv_zum_lesen/rezensionen/839.htm Das Wachstum bremsen],'' Rezension von Christoph Fleischmann, 3. Mai 2010
* ''Die Wachstumsspirale in der Krise Ansätze zu einem nachhaltigen Wachstum'' (= ''Dresden Discussion Paper in Economics.'' No. 03/09). Dresden 2009 ([http://rcswww.urz.tu-dresden.de/~wpeconom/seiten/pdf/2009/DDPE200903.pdf PDF; 234 KB])
* ''Finanz- und Umweltkrise sind ohne Währungs- und Geldreform nicht lösbar.'' In: Verein Monetäre Modernisierung (Hrsg.): ''Die Vollgeld-Reform – wie Staatsschulden abgebaut und Finanzkrisen verhindert werden können.'' Edition Zeitpunkt, Solothurn 2012, ISBN 978-3-9523955-0-9, S. 19–32 ([http://vollgeld.files.wordpress.com/2011/05/handout-binswanger_13-mai-2011.pdf PDF; 85 KB])
*''Die Wirklichkeit als Herausforderung. Grenzgänge eines Ökonomen.'' Hamburg : Murmann Publishers, Hamburg 2016, ISBN 978-3-86774-538-3


== Literatur ==
== Literatur ==
* Rudolf Bultmann: ''Neues Testament und Mythologie. Das Problem der Entmythologisierung der neutestamentlichen Verkündigung.'' (1941), In: H.-W. Bartsch (Hrsg.): ''Kerygma und Mythos.'' Band 1, 4. Auflage. Reich, Hamburg 1960, {{DNB|457196386}}.


* Mathias Janke: ''[http://www.karlsruher-transfer.de/archiv/artikel/der-goethe-code.html Der Goethe-Code].'' In: ''[[Karlsruher Transfer]].'' Nr. 45, 2012
== Einzelnachweise ==
* [[Roland Kley]] (Hrsg.): ''Wachstum, Geld und Geist. Der Ökonom Hans Christoph Binswanger.'' VGS, St. Gallen 2010, ISBN 978-3-7291-1124-0, darin
<references/>
** [[Hans G. Nutzinger]]: ''Hans Christoph Binswangers ökonomisches Werk.'' S. 122–143 ([https://kobra.bibliothek.uni-kassel.de/bitstream/urn:nbn:de:hebis:34-2011021635850/1/NutzingerBinswanger.pdf PDF; 1,7&nbsp;MB])
 
== Weblinks ==
 
* {{DNB-Portal|104827335}}
* [http://www.alexandria.unisg.ch/persons/person/B/Hans-christoph_Binswanger Hans Christoph Binswanger] auf der ''Forschungsplattform Alexandria'' der Universität St. Gallen
* ''[http://www.postwachstumsoekonomie.org/Binswanger-Vortrag-OL.pdf Wachstumszwang und Nachhaltigkeit. Die Feststellung des Konflikts als Voraussetzung seiner Lösung],'' Vortrag von Hans Christoph Binswanger vom 12. November 2008 (PDF; 241&nbsp;kB)
* ''[http://www.welt-sichten.org/artikel/art-09-008/das-wachstum-muss-verringert-werden-aber-nicht-auf-null.html "Das Wachstum muss verringert werden - aber nicht auf Null."],'' Interview mit Bernd Ludermann in den welt-sichten vom September 2008
* ''[http://www.woz.ch/artikel/rss/17019.html Stiftungen statt Aktiengesellschaften? Wie der Ökonom Hans-Christoph Binswanger die ewige Wiederholung der Krisen verhindern will],'' Interview mit [[Marcel Hänggi]] in der ''[[Die Wochenzeitung|Wochenzeitung (WOZ)]],'' 23. Oktober 2008
* ''[http://www.taz.de/1/archiv/print-archiv/printressorts/digi-artikel/?ressort=sw&dig=2008/12/03/a0115&cHash=9745803024 „1,8 Prozent Wachstum reichen“],'' Interview mit [[Ulrike Herrmann]] in der ''[[die tageszeitung|taz]],'' 3. Dezember 2008
* ''[http://www.christoph-fleischmann.de/pages/de/zum_mitreden/1181.schrumpft_die_banken.htm Schrumpft die Banken],'' Text von Christoph Fleischmann über Binswangers Vorschläge zur Finanzkrise
 
== Fußnoten ==
<references />
 
{{Normdaten|TYP=p|GND=104827335|LCCN=n/81/119731|VIAF=69044334}}


{{SORTIERUNG:Binswanger, Hans Christoph}}
[[Kategorie:Christentum]]
[[Kategorie:Publizist]]
[[Kategorie:Theologie]]
[[Kategorie:Ökonom]]
[[Kategorie:Ökonom (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Ökonom (21. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Hochschullehrer (St. Gallen)]]
[[Kategorie:Ehrensenator der Wirtschaftsuniversität Wien]]
[[Kategorie:Schweizer]]
[[Kategorie:Geboren 1929]]
[[Kategorie:Mann]]


{{Personendaten
|NAME=Binswanger, Hans Christoph
|ALTERNATIVNAMEN=
|KURZBESCHREIBUNG=Schweizer Ökonom
|GEBURTSDATUM=19. Juni 1929
|GEBURTSORT=[[Zürich]]
|STERBEDATUM=
|STERBEORT=
}}
{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 26. Juli 2016, 08:22 Uhr

Entmythologisierung, auch Entmythisierung, ist allgemein der Versuch, eine in einem Mythos oder in mythischer Sprache tradierte Anschauung auf ihren Wirklichkeitsgehalt hin zu untersuchen und die eigentliche Aussageabsicht herauszuarbeiten.[1]

Entmythologisierung der Bibel

Im religiösen Kontext geht der Ausdruck auf den evangelischen Theologen Rudolf Bultmann zurück. Bultmann stellte sein Programm der Entmythologisierung in seinem Aufsatz „Neues Testament und Mythologie“ aus dem Jahr 1941 vor. Er sah in der mythischen Denk- und Sprachform der Antike ein Problem, da die Menschen der Moderne diese mythische Redeweise nicht mehr verstünden. Glauben könne sich daher nur aus einer existentialen Interpretation der Bibel ergeben. Der nicht-mythologische Sinn einer mythologisch klingenden Aussage soll bei der Entmythologisierung herausgearbeitet werden. Da im Mythos keine Unterscheidung zwischen den Realitätsstufen Immanenz und Transzendenz gemacht wird,[2] versucht die Entmythologisierung die Differenz zwischen Gott und Welt zu wahren.[3] Bei der Entmythologisierung geht es Bultmann nicht darum, das Mythische aus den Texten zu eliminieren, sondern die Texte so zu interpretieren, dass das ihnen zugrunde liegende Existenzverständnis deutlich wird mit dem Ziel, dass der Mensch sich durch das biblische Kerygma getroffen fühlt und vor eine „existentielle“ Entscheidung gestellt wird.[4][5] Dabei setzt Bultmann voraus, dass das wissenschaftliche Weltbild dem Mythos überlegen ist. Für ihn geht es demnach darum, die theologischen Aussagen der Bibel so zu formulieren, dass sie mit dem modernen Weltbild kompatibel sind. „Er verfolgt ein Modernisierungsprojekt.“[6]

Für Joseph Ratzinger und andere Theologen hat die Entmythologisierung schon in der Bibel stattgefunden. Die Rede von der Erschaffung der Welt durch Gott beinhalte die Differenz zwischen Gott und Welt und sei damit eine „bewußte Absage an den Mythos“.[7] Ratzinger sieht zudem in der theologischen Entwicklung der frühen Kirche, in der Entscheidung „für den Logos gegen jede Art von Mythos“, eine „definitive Entmythologisierung der Welt und der Religion“. Diese Entscheidung hält er für den entscheidenden Faktor, der das Christentum vor dem Schicksal der antiken Religion bewahrte, dem „inneren Zusammenbruch“.[8] Am Beispiel von „Höllenfahrt“ und „Himmelfahrt“ verdeutlicht Ratzinger, dass es dabei nicht um „kosmographische“ Gegebenheiten geht, sondern um Dimensionen der menschlichen Existenz.[9]

Kritik am Entmythologisierungsprogramm Bultmanns

Rahner/Vorgrimler anerkennen zwar, dass das neutestamentliche Kerygma auf eine existenziale Entscheidung zielt, werfen Bultmann aber vor, es darauf reduziert zu haben. Sie insistieren darauf, dass es sich auch um Mitteilung von „objektiven“ Ereignissen wie der Auferstehung handele.[10]

Leo Scheffczyk sieht den entscheidenden Fehler in Bultmanns Programm „in einer falschen Bestimmung des Mythos“. Für Bultmann sei schon alles mythisch zu nennen, das nicht dem wissenschaftlichen Weltbild entspreche, sondern die Welt als dreistöckig gegliedert annehme. Und als mythologisch seien dann alle religiösen Aussagen zu bezeichnen, die sich innerhalb des antiken Weltbildes bewegen. Nur wenn Gottes Handeln und die Welt nicht miteinander vermengt würden, sei es nach Bultmann gewährleistet, dass nicht gegen das wissenschaftliche Weltbild verstoßen werde. In diesem Denken wird – so Scheffczyk – der christliche Glaube verfehlt, weil dadurch keine „objektiven Aussagen über Gott und über das göttliche Handeln in Jesus Christus“ mehr möglich seien.[11]

Theologen, Religionswissenschaftler und Philosophen wenden gegen Bultmann ein, dass nur mit der Sprachform des Mythos die Transzendenzerfahrung des Menschen angemessen zu Sprache gebracht werden könne.[12]

„Ein historisches Ereignis kann sich jedoch nur zur Quelle religiöser Inspiration entwickeln, wenn es mythologisiert wird.“

Literatur

  • Rudolf Bultmann: Neues Testament und Mythologie. Das Problem der Entmythologisierung der neutestamentlichen Verkündigung. (1941), In: H.-W. Bartsch (Hrsg.): Kerygma und Mythos. Band 1, 4. Auflage. Reich, Hamburg 1960, DNB 457196386.

Einzelnachweise

  1. Sachkunde Religion, hg. von Gert Otto, Furche/Patmos, Hamburg/Düsseldorf 1970 (2), S. 251
  2. Ernst Cassirer: Philosophie der symbolischen Formen. Zweiter Teil. Das Mythische Denken, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1973, S. 59 - 77
  3. Peter Knauer: Der Glaube kommt vom Hören. Ökumenische Fundamentaltheologie, Styria, Graz - Wien - Köln 1978, S. 94
  4. Hans Waldenfels: Kontextuelle Fundamentaltheologie, Schöningh, Paderborn 1985, S. 164
  5. Karl Rahner/Herbert Vorgrimler: Kleines theologische Wörterbuch, Herder, Freiburg 1961, S. 89ff
  6. Peter Hardt: Entmythologisierung des Wissens [1] abgerufen am 15. September 2013
  7. so Heinrich Fries: Grundsätzliche Überlegungen zur Entmythologisierung überhaupt, im Artikel „Entmythologisierung“, in: Lexikon für Theologie und Kirche, Herder, Freiburg 1986, Bd 3, S. 902
  8. Joseph Ratzinger: Einführung in das Christentum. dtv Wissenschaftliche Reihe, 1971, (Erstauflage: Kösel 1968) S. 90-92
  9. Joseph Ratzinger: Einführung in das Christentum, dtv Wissenschaftliche Reihe, München 1971, (Erstauflage: Kösel 1968) S. 215 ff und 228 ff
  10. Karl Rahner/Herbert Vorgrimler: Kleines theologische Wörterbuch, Herder, Freiburg 1961, S. 90ff
  11. Leo Scheffczyk: Entmythologisierung und Glaubenswahrheit in mythenloser Zeit [2] abgerufen am 11. September 2013
  12. David Fergusson: Entmythologisierung, in: Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Auflage, Mohr - Siebeck, Tübingen 1999, Band 2, Sp. 1328-1330
  13. Karen Armstrong: Eine kurze Geschichte des Mythos, dtv 13610, S. 97


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Entmythologisierung aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.