Entmythologisierung und Nachthimmel: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Entmythologisierung''', auch '''Entmythisierung''', ist allgemein der Versuch, eine in einem [[Mythos]] oder in mythischer Sprache tradierte Anschauung auf ihren Wirklichkeitsgehalt hin zu untersuchen und die eigentliche Aussageabsicht herauszuarbeiten.<ref>Sachkunde Religion, hg. von Gert Otto, Furche/Patmos, Hamburg/Düsseldorf 1970 (2), S. 251</ref>
Als '''Nachthimmel''' wird der dunkle [[Himmel (planetär)|Himmel]] in der tiefen Dämmerung bzw. in der [[Nacht]] bezeichnet. In der [[Astronomie]] versteht man darunter vor allem den [[sternklar]]en Himmel, das heißt den Nachthimmel bei geringer oder keiner [[Bewölkung]] und guter Sichtbarkeit des [[Sternhimmel]]s.


== Entmythologisierung der Bibel ==
Zeitlich eingegrenzt wird der Begriff durch den Zeitraum zwischen der Abend- und [[Morgendämmerung]], das heißt, wenn die [[Sonne]] mehr als 12° unter dem mathematischen [[Horizont]] des betreffenden Ortes steht. Bei diesem Tiefenwinkel und reiner [[Luftverschmutzung|Luft]] ist der [[Landschaft]]s-Horizont nur mehr schwach zu erkennen, jedoch eine größere Anzahl von [[Sternhimmel|Sternen]]. Vollständige Dunkelheit kann aber erst herrschen, wenn die Sonne mehr als 18° unter dem Horizont steht (Ende der [[Astronomische Dämmerung|astronomischen]] Abenddämmerung beziehungsweise Beginn der astronomischen Morgendämmerung).


Im religiösen Kontext geht der Ausdruck auf den evangelischen Theologen [[Wikipedia:Rudolf Bultmann|Rudolf Bultmann]] zurück. Bultmann stellte sein Programm der Entmythologisierung in seinem Aufsatz ''„Neues Testament und Mythologie“'' aus dem Jahr 1941 vor. Er sah in der mythischen Denk- und Sprachform der [[Wikipedia:Antike|Antike]] ein Problem, da die Menschen der [[Wikipedia:Moderne|Moderne]] diese mythische Redeweise nicht mehr verstünden. Glauben könne sich daher nur aus einer [[Wikipedia:Existentiale Interpretation|existentialen Interpretation]] der Bibel ergeben. Der nicht-mythologische Sinn einer mythologisch klingenden Aussage soll bei der Entmythologisierung herausgearbeitet werden. Da im Mythos keine Unterscheidung zwischen den Realitätsstufen [[Immanenz]] und [[Transzendenz]] gemacht wird,<ref>Ernst Cassirer: ''Philosophie der symbolischen Formen. Zweiter Teil. Das Mythische Denken'', Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1973, S. 59 - 77</ref> versucht die Entmythologisierung die Differenz zwischen Gott und Welt zu wahren.<ref>[[Wikipedia:Peter Knauer|Peter Knauer]]: ''Der Glaube kommt vom Hören. Ökumenische Fundamentaltheologie'', Styria, Graz - Wien - Köln 1978, S. 94</ref> Bei der Entmythologisierung geht es Bultmann nicht darum, das Mythische aus den Texten zu eliminieren, sondern die Texte so zu interpretieren, dass das ihnen zugrunde liegende Existenzverständnis deutlich wird mit dem Ziel, dass der Mensch sich durch das biblische [[Kerygma]] getroffen fühlt und vor eine „existentielle“ Entscheidung gestellt wird.<ref>Hans Waldenfels: ''Kontextuelle Fundamentaltheologie'', Schöningh, Paderborn 1985, S. 164</ref><ref>Karl Rahner/Herbert Vorgrimler: ''Kleines theologische Wörterbuch'', Herder, Freiburg 1961, S. 89ff</ref> Dabei setzt Bultmann voraus, dass das wissenschaftliche Weltbild dem Mythos überlegen ist. Für ihn geht es demnach darum, die theologischen Aussagen der Bibel so zu formulieren, dass sie mit dem modernen Weltbild kompatibel sind. „Er verfolgt ein Modernisierungsprojekt.“<ref>Peter Hardt: Entmythologisierung des Wissens [http://postmoderne-theologie.de/de/entmythologisierung.html] abgerufen am 15. September 2013</ref>
Von ''gutem Nachthimmel'' spricht man, wenn sich keine starken Lichtquellen in der Nähe befinden, wie zum Beispiel im Gebirge, in Naturschutz- und [[Lichtschutzgebiet]]en oder auf [[Hohe See|hoher See]].


Für [[Wikipedia:Benedikt XVI.|Joseph Ratzinger]] und andere Theologen hat die Entmythologisierung schon in der Bibel stattgefunden. Die Rede von der Erschaffung der Welt durch Gott beinhalte die Differenz zwischen Gott und Welt und sei damit eine „bewußte Absage an den Mythos“.<ref>so Heinrich Fries: Grundsätzliche Überlegungen zur Entmythologisierung überhaupt, im Artikel „Entmythologisierung“, in: Lexikon für Theologie und Kirche, Herder, Freiburg 1986, Bd 3, S. 902</ref> Ratzinger sieht zudem in der theologischen Entwicklung der frühen Kirche, in der Entscheidung „für den Logos gegen jede Art von Mythos“, eine „definitive Entmythologisierung der Welt und der Religion“. Diese Entscheidung hält er für den entscheidenden Faktor, der das Christentum vor dem Schicksal der antiken Religion bewahrte, dem „inneren Zusammenbruch“.<ref>Joseph Ratzinger: ''Einführung in das Christentum''. dtv Wissenschaftliche Reihe, 1971, (Erstauflage: Kösel 1968) S. 90-92</ref> Am Beispiel von „[[Höllenfahrt Christi|Höllenfahrt]]“ und „[[Christi Himmelfahrt|Himmelfahrt]]“ verdeutlicht Ratzinger, dass es dabei nicht um „kosmographische“ Gegebenheiten geht, sondern um Dimensionen der menschlichen Existenz.<ref>Joseph Ratzinger: ''Einführung in das Christentum'', dtv Wissenschaftliche Reihe, München 1971, (Erstauflage: Kösel 1968) S. 215 ff und 228 ff</ref>
Der Himmelsanblick einige Stunden vor bzw. nach der Dämmerung wird oft als [[Morgenhimmel]] respektive [[Abendhimmel]] bezeichnet.


== Kritik am Entmythologisierungsprogramm Bultmanns ==
== Dämmerung ==
Der Übergang von der Helligkeit des [[Tag]]es zur Dunkelheit der [[Nacht]] heißt [[Dämmerung]] und wird von der Streuung des Sonnenlichts in der Erdatmosphäre verursacht. Sie dauert in [[Mitteleuropa]] je nach Jahreszeit zwischen 1 und 1½ Stunden und wird wissenschaftlich dreifach unterteilt:


Rahner/Vorgrimler anerkennen zwar, dass das neutestamentliche Kerygma auf eine existenziale Entscheidung zielt, werfen Bultmann aber vor, es darauf reduziert zu haben. Sie insistieren darauf, dass es sich auch um Mitteilung von „objektiven“ Ereignissen wie der [[Auferstehung]] handele.<ref>Karl Rahner/Herbert Vorgrimler: ''Kleines theologische Wörterbuch'', Herder, Freiburg 1961, S. 90ff</ref>
* ''[[Bürgerliche Dämmerung]]'' (Lesen im Freien möglich, zwischen [[Sonnenuntergang]] und 6° Tiefenwinkel der Sonne)
* ''[[Nautische Dämmerung]]'' (Horizont und [[Stern 1. Größe|hellste Sterne]] sichtbar, Farben noch teilweise erkennbar; Tiefenwinkel der Sonne 6–12°)
* ''Astronomische Dämmerung'' (Übergang zur vollständigen Dunkelheit und zum [[Nachtsehen]], Tiefenwinkel der Sonne 12–18°).


[[Wikipedia:Leo Scheffczyk|Leo Scheffczyk]] sieht den entscheidenden Fehler in Bultmanns Programm „in einer falschen Bestimmung des Mythos“. Für Bultmann sei schon alles mythisch zu nennen, das nicht dem wissenschaftlichen Weltbild entspreche, sondern die Welt als dreistöckig gegliedert annehme. Und als mythologisch seien dann alle religiösen Aussagen zu bezeichnen, die sich innerhalb des antiken Weltbildes bewegen. Nur wenn Gottes Handeln und die Welt nicht miteinander vermengt würden, sei es nach Bultmann gewährleistet, dass nicht gegen das wissenschaftliche Weltbild verstoßen werde. In diesem Denken wird so Scheffczyk – der christliche Glaube verfehlt, weil dadurch keine „objektiven Aussagen über Gott und über das göttliche Handeln in Jesus Christus“ mehr möglich seien.<ref>Leo Scheffczyk: Entmythologisierung und Glaubenswahrheit in mythenloser Zeit [http://www.kath-info.de/entmythol.html] abgerufen am 11. September 2013</ref>
== Sichtverhältnisse bei Nacht ==
Der Helligkeitsunterschied zwischen Tages- und Nachthimmel beträgt bei klarem Wetter etwa 1 : 1 Milliarde, bei [[Bewölkung]] etwas weniger. Diesen großen Unterschied gleicht das menschliche [[Auge]] durch den Übergang vom Zapfen- zum [[Stäbchen (Auge)|Stäbchensehen]] aus; diese sehr lichtempfindlichen [[Fotorezeptor|Sehzellen]] können aber keine [[Farbsehen|Farben]] sehen, sondern nur [[Grauwert|Grautöne]]. Bei Nacht ist daher ein Farbsehen nur bei sehr [[Stern 1. Größe|hellen]] Gestirnen und an hell beleuchteten Flächen möglich was zum Spruch „bei Nacht sind alle Katzen grau“ geführt hat.


Theologen, Religionswissenschaftler und Philosophen wenden gegen Bultmann ein, dass nur mit der Sprachform des Mythos die Transzendenzerfahrung des Menschen angemessen zu Sprache gebracht werden könne.<ref>David Fergusson: ''Entmythologisierung'', in: Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Auflage, Mohr - Siebeck, Tübingen 1999, Band 2, Sp. 1328-1330</ref> {{Zitat|Ein historisches Ereignis kann sich jedoch nur zur Quelle religiöser Inspiration entwickeln, wenn es mythologisiert wird.|Autor=[[Wikipedia:Karen Armstrong|Karen Armstrong]]|ref=<ref>Karen Armstrong: ''Eine kurze Geschichte des Mythos'', dtv 13610, S. 97</ref>}}
Insgesamt kann sich das menschliche Auge an Helligkeitsunterschiede von 1:100 Milliarden anpassen, wofür es jedoch etwa 1 Minute (dunkel → hell) bzw. 15 Minuten (hell → dunkel) benötigt. Der letztgenannte Übergang geht in der Jugend rascher vor sich als im Alter, weshalb zum Beispiel ältere [[Autofahrer]] viel mehr durch [[Blendung (Überbelichtung)|Blendung]] gefährdet sind als jüngere. Die letzten Stufen der Hell-Dunkel-[[Adaptation (Auge)|Adaptation]] werden bereits durch eine geringfügige Beleuchtung (insbesondere durch blauhaltiges Licht) gestört, weshalb [[Astronom]]en zum Betrachten von [[Sternkarte]]n nur ein sehr mattes rötliches Licht verwenden.


== Literatur ==
Der Nachthimmel ist auch bei guter Wetterlage nie völlig schwarz – abgesehen von wenigen Fällen in der [[Raumfahrt]]. Aufhellend wirken neben dem Mond und der Bewölkung u.&nbsp;a. [[Staubteilchen]] in der Lufthülle – insbesondere in der [[Dunstglocke]] über größeren Städten – und die sogenannte [[Lichtverschmutzung]] durch nach oben gerichtete [[Straßenlampe]]n bzw. Scheinwerfer (zum Beispiel Disco-Strahler). Auch im günstigsten Fall (ohne jede Fremdbeleuchtung) gibt es eine geringfügige Aufhellung des Nachthimmels durch das sog. [[Rekombinationsleuchten]] der Luftmoleküle in den ersten Nachtstunden.
* Rudolf Bultmann: ''Neues Testament und Mythologie. Das Problem der Entmythologisierung der neutestamentlichen Verkündigung.'' (1941), In: H.-W. Bartsch (Hrsg.): ''Kerygma und Mythos.'' Band 1, 4. Auflage. Reich, Hamburg 1960, {{DNB|457196386}}.


== Einzelnachweise ==
Weitere Aufhellungen haben astronomische Ursachen, zu denen (gereiht nach Größe des Effekts) gehören:
<references/>


[[Kategorie:Christentum]]
* der [[Mond]], der in den Tagen um [[Vollmond]] jede hochqualitative Himmelsaufnahme verhindert, sie aber auch schon als schmale [[Mondsichel]] beeinträchtigt,
[[Kategorie:Theologie]]
* [[Aerosol]]e in der höheren Atmosphäre, zum Beispiel Saharastaub und fein verteilte vulkanische Asche.,
* [[Polarlicht]]er (Aurora) und leuchtende Nachtwolken (dünne Eiswolken in der [[Mesosphäre]]),
* zeitweilig das [[Zodiakallicht]] (Feinstaub in der [[Ekliptik]]),
* die Lichtstreuung der helleren Sterne in der [[Troposphäre]].
 
Die Aufhellungen des terrestrischen Nachthimmels bewirken, dass auch mit den größten [[Spiegelteleskop]]en keine Sterne schwächer als etwa 23<sup>m</sup> beobachtet werden können. Diese Grenze, die einigen [[Kerzenstärke]]n in Mondentfernung entspricht, kann nur durch [[Weltraumteleskop]]e überschritten werden.
 
== Himmelsaufnahmen ==
Mit [[Lichtstärke (Photometrie)|lichtstarken]] Fotoobjektiven und hochempfindlichen [[Fotografischer Film|Film]]en oder [[Digitalkamera]]s kann man auf Standorten im [[Hochgebirge]] bis zu einigen Stunden belichten, bevor die Aufhellungen als „Grauschleier“ wirksam werden und die schwächeren Sterne vom Bildhintergrund überstrahlt werden. Am Rand einer Großstadt verringert sich diese maximale [[Belichtungszeit]] auf wenige Minuten. Bei flächenhaften Himmelsobjekten wird diese Einschränkung noch wesentlich deutlicher spürbar, weshalb man in Städten beispielsweise das leuchtende Band der [[Milchstraße]] nur mehr ganz selten sehen kann.
 
Wichtige Überlegungen zur Helligkeit des Nachthimmels und zur Struktur des gesamten [[Universum]]s stellte um 1800 der Bremer Arzt und Amateurastronom [[Wilhelm Olbers]] an. Seine Frage, warum uns der Nachthimmel überhaupt dunkel erscheint, ist unter der Bezeichnung „[[Olberssches Paradoxon]]“ bekannt geworden.
 
== Helligkeit ==
Die Helligkeit des Nachthimmels in einer Stadt liegt bei ca. 19&nbsp;mag/arcsec² (4000&nbsp;S<sub>10</sub>). Unter optimalen Bedingungen sinkt sie unter 21,6&nbsp;mag/arcsec² (370&nbsp;S<sub>10</sub>). Der Anteil des [[Airglow]]s liegt bei 150&nbsp;S<sub>10</sub>, der des Zodiakallichts bei 60&nbsp;S<sub>10</sub>. Nahe dem Horizont muss das Sternenlicht mehr als 40 [[Luftmasse_(Astronomie)#Astronomie|Luftmassen]] ''L'' passieren und wird nahezu ausgelöscht. Gemäß der Abschätzung
 
:<math>m_\text{Beobachtung} = m_\text{Stern} - 0{,}3 \cdot L</math>
 
verliert man drei Größenklassen, wenn man Sterne bereits bei 10 Grad über dem Horizont, entsprechend ca. 5 Luftmassen, beobachten möchte.
 
Die [[Flächenhelligkeit]] des Himmels wird mit einem [[Sky Quality Meter]] gemessen.
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Nachthimmel}}
 
== Weblinks ==
{{Wiktionary}}
* [http://astro.univie.ac.at/institut/lichtverschmutzung/ Universität Wien: Messungen der Nachthimmelshelligkeit]
 
[[Kategorie:Astronomie]]
[[Kategorie:Tageszeiten|O]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Aktuelle Version vom 29. Juli 2020, 17:18 Uhr

Als Nachthimmel wird der dunkle Himmel in der tiefen Dämmerung bzw. in der Nacht bezeichnet. In der Astronomie versteht man darunter vor allem den sternklaren Himmel, das heißt den Nachthimmel bei geringer oder keiner Bewölkung und guter Sichtbarkeit des Sternhimmels.

Zeitlich eingegrenzt wird der Begriff durch den Zeitraum zwischen der Abend- und Morgendämmerung, das heißt, wenn die Sonne mehr als 12° unter dem mathematischen Horizont des betreffenden Ortes steht. Bei diesem Tiefenwinkel und reiner Luft ist der Landschafts-Horizont nur mehr schwach zu erkennen, jedoch eine größere Anzahl von Sternen. Vollständige Dunkelheit kann aber erst herrschen, wenn die Sonne mehr als 18° unter dem Horizont steht (Ende der astronomischen Abenddämmerung beziehungsweise Beginn der astronomischen Morgendämmerung).

Von gutem Nachthimmel spricht man, wenn sich keine starken Lichtquellen in der Nähe befinden, wie zum Beispiel im Gebirge, in Naturschutz- und Lichtschutzgebieten oder auf hoher See.

Der Himmelsanblick einige Stunden vor bzw. nach der Dämmerung wird oft als Morgenhimmel respektive Abendhimmel bezeichnet.

Dämmerung

Der Übergang von der Helligkeit des Tages zur Dunkelheit der Nacht heißt Dämmerung und wird von der Streuung des Sonnenlichts in der Erdatmosphäre verursacht. Sie dauert in Mitteleuropa je nach Jahreszeit zwischen 1 und 1½ Stunden und wird wissenschaftlich dreifach unterteilt:

Sichtverhältnisse bei Nacht

Der Helligkeitsunterschied zwischen Tages- und Nachthimmel beträgt bei klarem Wetter etwa 1 : 1 Milliarde, bei Bewölkung etwas weniger. Diesen großen Unterschied gleicht das menschliche Auge durch den Übergang vom Zapfen- zum Stäbchensehen aus; diese sehr lichtempfindlichen Sehzellen können aber keine Farben sehen, sondern nur Grautöne. Bei Nacht ist daher ein Farbsehen nur bei sehr hellen Gestirnen und an hell beleuchteten Flächen möglich – was zum Spruch „bei Nacht sind alle Katzen grau“ geführt hat.

Insgesamt kann sich das menschliche Auge an Helligkeitsunterschiede von 1:100 Milliarden anpassen, wofür es jedoch etwa 1 Minute (dunkel → hell) bzw. 15 Minuten (hell → dunkel) benötigt. Der letztgenannte Übergang geht in der Jugend rascher vor sich als im Alter, weshalb zum Beispiel ältere Autofahrer viel mehr durch Blendung gefährdet sind als jüngere. Die letzten Stufen der Hell-Dunkel-Adaptation werden bereits durch eine geringfügige Beleuchtung (insbesondere durch blauhaltiges Licht) gestört, weshalb Astronomen zum Betrachten von Sternkarten nur ein sehr mattes rötliches Licht verwenden.

Der Nachthimmel ist auch bei guter Wetterlage nie völlig schwarz – abgesehen von wenigen Fällen in der Raumfahrt. Aufhellend wirken neben dem Mond und der Bewölkung u. a. Staubteilchen in der Lufthülle – insbesondere in der Dunstglocke über größeren Städten – und die sogenannte Lichtverschmutzung durch nach oben gerichtete Straßenlampen bzw. Scheinwerfer (zum Beispiel Disco-Strahler). Auch im günstigsten Fall (ohne jede Fremdbeleuchtung) gibt es eine geringfügige Aufhellung des Nachthimmels durch das sog. Rekombinationsleuchten der Luftmoleküle in den ersten Nachtstunden.

Weitere Aufhellungen haben astronomische Ursachen, zu denen (gereiht nach Größe des Effekts) gehören:

  • der Mond, der in den Tagen um Vollmond jede hochqualitative Himmelsaufnahme verhindert, sie aber auch schon als schmale Mondsichel beeinträchtigt,
  • Aerosole in der höheren Atmosphäre, zum Beispiel Saharastaub und fein verteilte vulkanische Asche.,
  • Polarlichter (Aurora) und leuchtende Nachtwolken (dünne Eiswolken in der Mesosphäre),
  • zeitweilig das Zodiakallicht (Feinstaub in der Ekliptik),
  • die Lichtstreuung der helleren Sterne in der Troposphäre.

Die Aufhellungen des terrestrischen Nachthimmels bewirken, dass auch mit den größten Spiegelteleskopen keine Sterne schwächer als etwa 23m beobachtet werden können. Diese Grenze, die einigen Kerzenstärken in Mondentfernung entspricht, kann nur durch Weltraumteleskope überschritten werden.

Himmelsaufnahmen

Mit lichtstarken Fotoobjektiven und hochempfindlichen Filmen oder Digitalkameras kann man auf Standorten im Hochgebirge bis zu einigen Stunden belichten, bevor die Aufhellungen als „Grauschleier“ wirksam werden und die schwächeren Sterne vom Bildhintergrund überstrahlt werden. Am Rand einer Großstadt verringert sich diese maximale Belichtungszeit auf wenige Minuten. Bei flächenhaften Himmelsobjekten wird diese Einschränkung noch wesentlich deutlicher spürbar, weshalb man in Städten beispielsweise das leuchtende Band der Milchstraße nur mehr ganz selten sehen kann.

Wichtige Überlegungen zur Helligkeit des Nachthimmels und zur Struktur des gesamten Universums stellte um 1800 der Bremer Arzt und Amateurastronom Wilhelm Olbers an. Seine Frage, warum uns der Nachthimmel überhaupt dunkel erscheint, ist unter der Bezeichnung „Olberssches Paradoxon“ bekannt geworden.

Helligkeit

Die Helligkeit des Nachthimmels in einer Stadt liegt bei ca. 19 mag/arcsec² (4000 S10). Unter optimalen Bedingungen sinkt sie unter 21,6 mag/arcsec² (370 S10). Der Anteil des Airglows liegt bei 150 S10, der des Zodiakallichts bei 60 S10. Nahe dem Horizont muss das Sternenlicht mehr als 40 Luftmassen L passieren und wird nahezu ausgelöscht. Gemäß der Abschätzung

verliert man drei Größenklassen, wenn man Sterne bereits bei 10 Grad über dem Horizont, entsprechend ca. 5 Luftmassen, beobachten möchte.

Die Flächenhelligkeit des Himmels wird mit einem Sky Quality Meter gemessen.

Siehe auch

Weblinks

 Wiktionary: Nachthimmel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen


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