Entmythologisierung und Kategorie:Tag: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Entmythologisierung''', auch '''Entmythisierung''', ist allgemein der Versuch, eine in einem [[Mythos]] oder in mythischer Sprache tradierte Anschauung auf ihren Wirklichkeitsgehalt hin zu untersuchen und die eigentliche Aussageabsicht herauszuarbeiten.<ref>Sachkunde Religion, hg. von Gert Otto, Furche/Patmos, Hamburg/Düsseldorf 1970 (2), S. 251</ref>
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[[Kategorie:Tageszeiten]]
== Entmythologisierung der Bibel ==
[[Kategorie:Tag]]
 
Im religiösen Kontext geht der Ausdruck auf den evangelischen Theologen [[Wikipedia:Rudolf Bultmann|Rudolf Bultmann]] zurück. Bultmann stellte sein Programm der Entmythologisierung in seinem Aufsatz ''„Neues Testament und Mythologie“'' aus dem Jahr 1941 vor. Er sah in der mythischen Denk- und Sprachform der [[Wikipedia:Antike|Antike]] ein Problem, da die Menschen der [[Wikipedia:Moderne|Moderne]] diese mythische Redeweise nicht mehr verstünden. Glauben könne sich daher nur aus einer [[Existentiale Interpretation|existentialen Interpretation]] der Bibel ergeben. Der nicht-mythologische Sinn einer mythologisch klingenden Aussage soll bei der Entmythologisierung herausgearbeitet werden. Da im Mythos keine Unterscheidung zwischen den Realitätsstufen [[Immanenz]] und [[Transzendenz]] gemacht wird,<ref>Ernst Cassirer: ''Philosophie der symbolischen Formen. Zweiter Teil. Das Mythische Denken'', Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1973, S. 59 - 77</ref> versucht die Entmythologisierung die Differenz zwischen Gott und Welt zu wahren.<ref>[[Wikipedia:Peter Knauer|Peter Knauer]]: ''Der Glaube kommt vom Hören. Ökumenische Fundamentaltheologie'', Styria, Graz - Wien - Köln 1978, S. 94</ref> Bei der Entmythologisierung geht es Bultmann nicht darum, das Mythische aus den Texten zu eliminieren, sondern die Texte so zu interpretieren, dass das ihnen zugrunde liegende Existenzverständnis deutlich wird mit dem Ziel, dass der Mensch sich durch das biblische [[Kerygma]] getroffen fühlt und vor eine „existentielle“ Entscheidung gestellt wird.<ref>Hans Waldenfels: ''Kontextuelle Fundamentaltheologie'', Schöningh, Paderborn 1985, S. 164</ref><ref>Karl Rahner/Herbert Vorgrimler: ''Kleines theologische Wörterbuch'', Herder, Freiburg 1961, S. 89ff</ref> Dabei setzt Bultmann voraus, dass das wissenschaftliche Weltbild dem Mythos überlegen ist. Für ihn geht es demnach darum, die theologischen Aussagen der Bibel so zu formulieren, dass sie mit dem modernen Weltbild kompatibel sind. „Er verfolgt ein Modernisierungsprojekt.“<ref>Peter Hardt: Entmythologisierung des Wissens [http://postmoderne-theologie.de/de/entmythologisierung.html] abgerufen am 15. September 2013</ref>
 
Für [[Wikipedia:Benedikt XVI.|Joseph Ratzinger]] und andere Theologen hat die Entmythologisierung schon in der Bibel stattgefunden. Die Rede von der Erschaffung der Welt durch Gott beinhalte die Differenz zwischen Gott und Welt und sei damit eine „bewußte Absage an den Mythos“.<ref>so Heinrich Fries: Grundsätzliche Überlegungen zur Entmythologisierung überhaupt, im Artikel „Entmythologisierung“, in: Lexikon für Theologie und Kirche, Herder, Freiburg 1986, Bd 3, S. 902</ref> Ratzinger sieht zudem in der theologischen Entwicklung der frühen Kirche, in der Entscheidung „für den Logos gegen jede Art von Mythos“, eine „definitive Entmythologisierung der Welt und der Religion“.  Diese Entscheidung hält er für den entscheidenden Faktor, der das Christentum vor dem Schicksal der antiken Religion bewahrte, dem „inneren Zusammenbruch“.<ref>Joseph Ratzinger: ''Einführung in das Christentum''. dtv Wissenschaftliche Reihe, 1971, (Erstauflage: Kösel 1968) S. 90-92</ref> Am Beispiel von „[[Höllenfahrt Christi|Höllenfahrt]]“ und „[[Christi Himmelfahrt|Himmelfahrt]]“ verdeutlicht Ratzinger, dass es dabei nicht um „kosmographische“ Gegebenheiten geht, sondern um Dimensionen der menschlichen Existenz.<ref>Joseph Ratzinger: ''Einführung in das Christentum'', dtv Wissenschaftliche Reihe, München 1971, (Erstauflage: Kösel 1968) S. 215 ff und 228 ff</ref>
 
== Kritik am Entmythologisierungsprogramm Bultmanns ==
 
Rahner/Vorgrimler anerkennen zwar, dass das neutestamentliche Kerygma auf eine existenziale Entscheidung zielt, werfen Bultmann aber vor, es darauf reduziert zu haben. Sie insistieren darauf, dass es sich auch um Mitteilung von „objektiven“ Ereignissen wie der [[Auferstehung]] handele.<ref>Karl Rahner/Herbert Vorgrimler: ''Kleines theologische Wörterbuch'', Herder, Freiburg 1961, S. 90ff</ref>
 
[[Wikipedia:Leo Scheffczyk|Leo Scheffczyk]] sieht den entscheidenden Fehler in Bultmanns Programm „in einer falschen Bestimmung des Mythos“. Für Bultmann sei schon alles mythisch zu nennen, das nicht dem wissenschaftlichen Weltbild entspreche, sondern die Welt als dreistöckig gegliedert annehme. Und als mythologisch seien dann alle religiösen Aussagen zu bezeichnen, die sich innerhalb des antiken Weltbildes bewegen. Nur wenn Gottes Handeln und die Welt nicht miteinander vermengt würden, sei es nach Bultmann gewährleistet, dass nicht gegen das wissenschaftliche Weltbild verstoßen werde. In diesem Denken wird – so Scheffczyk – der christliche Glaube verfehlt, weil dadurch keine „objektiven Aussagen über Gott und über das göttliche Handeln in Jesus Christus“ mehr möglich seien.<ref>Leo Scheffczyk: Entmythologisierung und Glaubenswahrheit in mythenloser Zeit [http://www.kath-info.de/entmythol.html] abgerufen am 11. September 2013</ref>
 
Theologen, Religionswissenschaftler und Philosophen wenden gegen Bultmann ein, dass nur mit der Sprachform des Mythos die Transzendenzerfahrung des Menschen angemessen zu Sprache gebracht werden könne.<ref>David Fergusson: ''Entmythologisierung'', in: Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Auflage, Mohr - Siebeck, Tübingen 1999, Band 2, Sp. 1328-1330</ref> {{Zitat|Ein historisches Ereignis kann sich jedoch nur zur Quelle religiöser Inspiration entwickeln, wenn es mythologisiert wird.|Autor=[[Wikipedia:Karen Armstrong|Karen Armstrong]]|ref=<ref>Karen Armstrong: ''Eine kurze Geschichte des Mythos'', dtv 13610, S. 97</ref>}}
 
== Literatur ==
* Rudolf Bultmann: ''Neues Testament und Mythologie. Das Problem der Entmythologisierung der neutestamentlichen Verkündigung.'' (1941), In: H.-W. Bartsch (Hrsg.): ''Kerygma und Mythos.'' Band 1, 4. Auflage. Reich, Hamburg 1960, {{DNB|457196386}}.
 
== Einzelnachweise ==
<references/>
 
[[Kategorie:Christentum]]
[[Kategorie:Theologie]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 21. August 2018, 00:28 Uhr