Ambrosia und Sapere aude: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Odyssee
(Weiterleitung nach Nektar und Ambrosia erstellt)
 
imported>Odyssee
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
Zeile 1: Zeile 1:
#WEITERLEITUNG [[Nektar und Ambrosia]]
[[Datei:KantWasIstAufklärung.png|mini|Kants ''[[Wikipedia:Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?|Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?]]'']]
'''{{lang|la|Sapere aude}}''' ist ein [[latein]]isches [[Wikipedia:Sprichwort|Sprichwort]] und bedeutet ''Wage es, weise zu sein!''<ref>[[Wikipedia:Georg Büchmann|Georg Büchmann]]: ''Geflügelte Worte. Der klassische Zitatenschatz''. 39. Auflage, neu bearbeitet von Winfried Hofmann. Ullstein, Frankfurt am Main/Berlin 1993, S. 330.</ref> Meist wird es in der Interpretation [[Immanuel Kant]]s zitiert, der es 1784 zum Leitspruch der [[Aufklärung]] erklärte: {{"|Habe Mut, dich deines eigenen [[Verstand]]es zu bedienen!}}
 
== Herkunft ==
Das Zitat stammt aus dem ersten Buch der [[Wikipedia:Epistel|Epistel]]n (Briefe), die der lateinische Dichter [[Wikipedia:Horaz|Horaz]] 20 v. Chr. veröffentlichte (Epist. I,2,40 f.). Der [[Hexameter]] lautet vollständig: ''{{lang|la|Dimidium facti, qui coepit, habet: sapere aude, / incipe}}''. [[Wikipedia:Rudolf Helm|Rudolf Helm]] übersetzt: „Einmal begonnen ist halb schon getan. Entschließ dich zur [[Einsicht]]! Fange nur an!“<ref>Horaz: ''Satiren und Episteln'', übersetzt von Rudolf Helm. Artemis, Zürich/Stuttgart 1962, S. 220 f.</ref>
 
Der erste Teil des Zitates hat selber [[Wikipedia:Sprichwort|Sprichwort]]-Charakter erlangt: „Frisch gewagt ist halb gewonnen!“. In der näher an der lateinischen Form liegenden Übertragung heißt es: „Wer (erst mal) begonnen hat, hat (damit) schon zur Hälfte gehandelt!“ 
 
Der zweite Teil des Zitates besagt wörtlich „Wage es, weise zu sein!“, wobei ''{{lang|la|aude}}'' der [[Wikipedia:Imperativ (Modus)|Imperativ]] [[Wikipedia:Singular|Singular]] von ''{{lang|la|audere}}'' (lat.: „wagen“, „wollen“, „begierig sein“) und ''{{lang|la|sapere}}'' (lat.: eigentlich: „schmecken“; Wurzel: ''sap-'' = „schmecken“, „riechen“, „merken“; ahd. ''int-sebjan'', „bemerken“; im übertragenen Sinn: „Weisheit erlangen“, „verstehen“) der [[Wikipedia:Infinitiv|Infinitiv]] in dieser Konstruktion ist.
 
Der dritte Teil: ''{{lang|la|incipe}}'' ist ebenfalls ein Imperativ Singular und bedeutet: „(Jetzt) fang an!“ (von ''{{lang|la|incipere}}'')
 
Die Epistel, aus der der Vers stammt, handelt von den moralischen Lehren, die man aus [[Wikipedia:Homer|Homer]]s Dichtungen ziehen könne. Konkret geht es in den Versen 27–43 um das [[Wikipedia:Exemplum|Exemplum]] des [[Wikipedia:Antinoos (Mythologie)|Antinoos]] und der anderen Freier der [[Wikipedia:Penelope (Mythologie)|Penelope]], die unter Feiern und Nichtstun in [[Wikipedia:Odysseus|Odysseus]]' Palast in den Tag hineinlebten, bis dieser nach Hause kam und sie alle umbrachte.
 
== Leitspruch der Aufklärung ==
Bekannt wurde dieses Zitat durch die oben angeführte Übersetzung von [[Immanuel Kant]] in seinem Aufsatz ''[[Wikipedia:Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung|Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung]]'' von 1784 als Leitgedanke der [[Aufklärung]]. Diese Umschreibung des Ausrufes ''{{lang|la|sapere aude}}'' hat sich als Standardübersetzung nicht durchgesetzt.
 
[[Friedrich Schiller]] führte das Zitat als „vielbedeutenden Ausdruck“ eines „alten Weisen“ im 8. Brief seiner Abhandlung ''[[Über die ästhetische Erziehung des Menschen]]'' von 1795 an und übersetzte es mit „Erkühne dich, weise zu sein.“<ref>[https://archive.org/details/briefeberdiesth00junggoog Volltext] auf [[Wikipedia:Archive.org|]] (S. 169. 8. Brief = S. 166–172).</ref>
 
== Literatur ==
 
* [[Wikipedia:Georg Büchmann|Georg Büchmann]] (Begründer): ''Geflügelte Worte. Der klassische Zitatenschatz''. 43. Auflage, neu bearbeitet von [[Wikipedia:Winfried Hofmann|Winfried Hofmann]], [[Wikipedia:Walter Robert-Tornow|Walter Robert-Tornow]] [und 6 weitere]. Ullstein Taschenbuch 36953, Frankfurt am Main / Berlin 2015 (Erstausgabe 1864), ISBN 978-3-548-36953-2.
* [[Wikipedia:Quintus Horatius Flaccus|Quintus Horatius Flaccus]]: ''Sermones et epistulas = Satiren und Briefe'' (= ''Die Bibliothek der Alten Welt. Römische Reihe''), übersetzt und eingeleitet von [[Wikipedia:Rudolf Helm|Rudolf Helm]], Artemis, Zürich / Stuttgart  1962, {{DNB|452102111}}, {{OCLC|882932901}} (zweisprachige Ausgabe, lateinisch und deutsch).
 
== Weblinks ==
 
* 1784: [[Wikipedia:Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung|Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung]] – frei zugänglich bei [http://www.digbib.org/Immanuel_Kant_1724/Was_ist_Aufklaerung DigBib.Org], [[wikisource:de:Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung|Wikisource]], [http://www.prometheusonline.de/heureka/philosophie/klassiker/kant/aufklaerung.htm www.prometheusonline.de] und beim [http://www.deutschestextarchiv.de/kant_aufklaerung_1784 Deutschen Textarchiv]
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
[[Kategorie:Geflügeltes Wort]]
[[Kategorie:Aufklärung]]
[[Kategorie:Latein]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 24. September 2017, 23:22 Uhr

Kants Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?

Sapere aude ist ein lateinisches Sprichwort und bedeutet Wage es, weise zu sein![1] Meist wird es in der Interpretation Immanuel Kants zitiert, der es 1784 zum Leitspruch der Aufklärung erklärte: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“

Herkunft

Das Zitat stammt aus dem ersten Buch der Episteln (Briefe), die der lateinische Dichter Horaz 20 v. Chr. veröffentlichte (Epist. I,2,40 f.). Der Hexameter lautet vollständig: Dimidium facti, qui coepit, habet: sapere aude, / incipe. Rudolf Helm übersetzt: „Einmal begonnen ist halb schon getan. Entschließ dich zur Einsicht! Fange nur an!“[2]

Der erste Teil des Zitates hat selber Sprichwort-Charakter erlangt: „Frisch gewagt ist halb gewonnen!“. In der näher an der lateinischen Form liegenden Übertragung heißt es: „Wer (erst mal) begonnen hat, hat (damit) schon zur Hälfte gehandelt!“

Der zweite Teil des Zitates besagt wörtlich „Wage es, weise zu sein!“, wobei aude der Imperativ Singular von audere (lat.: „wagen“, „wollen“, „begierig sein“) und sapere (lat.: eigentlich: „schmecken“; Wurzel: sap- = „schmecken“, „riechen“, „merken“; ahd. int-sebjan, „bemerken“; im übertragenen Sinn: „Weisheit erlangen“, „verstehen“) der Infinitiv in dieser Konstruktion ist.

Der dritte Teil: incipe ist ebenfalls ein Imperativ Singular und bedeutet: „(Jetzt) fang an!“ (von incipere)

Die Epistel, aus der der Vers stammt, handelt von den moralischen Lehren, die man aus Homers Dichtungen ziehen könne. Konkret geht es in den Versen 27–43 um das Exemplum des Antinoos und der anderen Freier der Penelope, die unter Feiern und Nichtstun in Odysseus' Palast in den Tag hineinlebten, bis dieser nach Hause kam und sie alle umbrachte.

Leitspruch der Aufklärung

Bekannt wurde dieses Zitat durch die oben angeführte Übersetzung von Immanuel Kant in seinem Aufsatz Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung von 1784 als Leitgedanke der Aufklärung. Diese Umschreibung des Ausrufes sapere aude hat sich als Standardübersetzung nicht durchgesetzt.

Friedrich Schiller führte das Zitat als „vielbedeutenden Ausdruck“ eines „alten Weisen“ im 8. Brief seiner Abhandlung Über die ästhetische Erziehung des Menschen von 1795 an und übersetzte es mit „Erkühne dich, weise zu sein.“[3]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Georg Büchmann: Geflügelte Worte. Der klassische Zitatenschatz. 39. Auflage, neu bearbeitet von Winfried Hofmann. Ullstein, Frankfurt am Main/Berlin 1993, S. 330.
  2. Horaz: Satiren und Episteln, übersetzt von Rudolf Helm. Artemis, Zürich/Stuttgart 1962, S. 220 f.
  3. Volltext auf [[Wikipedia:Archive.org|]] (S. 169. 8. Brief = S. 166–172).


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Sapere aude aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.